Faschismus

und Arbeiterschaft

Die Furcht vor den Klassenkräften

geregelt. Der Tarifvertrag ist in Wirklichkeit Die durch den Umbau der Arbeitsfront ge­kein vertragliches" Abkommen mehr, er wird schaffene Monopolstellung der NSBO. hat die von den Treuhändern der Arbeit diktiert. Amt- Arbeiterschaft vollständig ent­lich heißt das:„ Der Tarifvertrag kennt keine rechtet. dem faschistischen Staat und damit Schieds- und Schlichtungsverfahren." den Unternehmern die Alleinmacht

Der Lohn- und Gehaltsempfänger soll also in allen sozialen Fragen verschafft. Die Be­auf jede Mitgestaltung seiner Lohn- triebszelle der Nationalsozialisten war der und Arbeitsbedingungen verzichten. Ueber- Ausgangspunkt für den Agitationserfolg. Sie haupt glaubt man die Ueberwindung marxisti- war die Trägerin der ersten Beteiligung bei schen Denkens erreichen zu können, indem den den Betriebsrätewahlen gegen die Gewerk­Arbeitern jede Möglichkeit geraubt wird, sich schaften im Frühjahr 1931. Sie ist jetzt das mit ihrer materiellen Lage zu befassen. Das amtliche Vollstreckungsorgan der faschisti­alles ist Aufgabe des Staates, der behauptet, schen Diktatur im Betriebe und über die Mas­einen Sozialismus antimaterialistischer Rich­sen der Werktätigen. Der Betrieb ist im fa­

gesinnung sein so versichert man bei dem

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Der Nationalsozialismus macht ungeheure| Eroberung der Macht für die Arbeiter, sondern Anstrengungen, die Seele des Arbeiters zu ge- über die Arbeiter. Sie erkannte, daß eine winnen. Er weiß, daß das für seine Existenz Massenbewegung ohne Erfassung der Betriebs­entscheidend ist. Deshalb sind am 2. Mai die belegschaften unmöglich ist. Daß sie trotz der tung" zu vertreten. Sozialismus soll keine schistischen Deutschland   zur Zwingburg für Gewerkschaften geraubt worden. Man täuschte Auflösung der Gewerkschaften mit den Be­Wirtschaftsform, sondern eine Wirtschafts- den Arbeiter und Angestellten geworden. vor, man wolle sie weiter führen. Im„ Ar- triebsgemeinschaften der Arbeiter und Ange­beitertum" schrieb am 15. Mai Dr. Ley: stellten zu rechnen haben. Sie erkannten da- mißbräuchlichen Spiel mit dem Worte Sozialis- Der Betrieb, die natürliche Zusammenfas­,, Wir griffen zu, um die Rechte der Ar- her, daß diese Betriebsgemeinschaften durch beiter zu schützen. Arbeiter, wir griffen zu, die Zwangsorganisation der NSBO. für die Ge- mus in der faschistischen Propaganda. Indem sung von Arbeitern und Angestellten, die um Deine Rechte, Dein Geld. Deine Einrich- genrevolution im Schach gehalten werden man bestreitet, daß es ein besonderes Schick- Stelle, an der die kapitalistische Ausbeutung tungen zu retten... Nicht als ob wir damit müssen, wenn sie nicht die natürlichen Zel- sal des Proletariers gibt, herbeigeführt durch den besitzlosen Proletariern täglich die Grund­seine Besitzlosigkeit und die Trennung von sätze des wahren Sozialismus einhämmert, den Produktionsmitteln, glaubt man die Ent­proletarisierung und die Aufhebung aller Klas­senkämpfe herbeigeführt zu haben.

für

die Gewerkschaften an sich zerstören und len der antifaschistischen Revolution werden zerschlagen wollten. Im Gegenteil, wir ha­ben nie etwas zerstört, was überhaupt Wert sollen. Deshalb schreibt der Gaubetriebszel­unser Volk hat... Arbeiter, ich len- Obmann Bangert: schwöre Dir, wir werden nicht nur alles erhalten, was sich vorfindet, wir werden Schutz und die Rechte des Arbeiters weiter aufbauen.

Schuhmann schrieb in derselben Nummer:

,, Die NSBO. Ist nach dem Willen unserer Führer das scharfe Schwert unserer Bewe­gung in den Betrieben und unsere Be­triebs- SA."

Zwangserziehung der

Da innerhalb des neuen Regimes Meinungs­Wir sind nicht gewerkschafts­verschiedenheiten bestanden, ob der alte Ge­feindlich. Wenn in dem vergangenen liberalistischen System die Unternehmer sich werkschaftsapparat ein geeignetes Mittel zur in großen Organisationen zusammengeschlos- nationalsozialistischen sen hatten, dann hatte der Arbeiter nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht, dasselbe zu tun... Würden wir die Arbeiter betrü­gen, dann gebührt uns die Kugel. Dieser Arbeiterbetrug ist inzwischen voll­endet. Den am 2. Mai geraubten Gewerkschaf­

ten ist im November der Todesstoß versetzt worden. Für den Faschismus hat es von An­fang an nur eine Zusammenfassung der Ar­beiter und Angestellten gegeben; nämlich die NSBO. Die NSBO. war nach dem 14. Septem­ber 1930 der Ausgangspunkt für die national­sozialistische Massenorganisation. Und sie ist auch für die Zukunft die einzige Vereinigung, die der Faschismus als politische Be­triebspolizei duldet.

Die NSBO. als faschistischer Stoßtrupp. Im Januar 1931 hatte Reinhold Muchow   den Organisationsplan der NSBO. aufgestellt. Er war von dem Gedanken getragen, die NSBO. solle der faschistische Stoẞtrupp innerhalb der

Arbeiterschaft sein. Die NSBO. will nicht die

Hitlers   Gespenst

Arbeitslosigkeit stärker gestiegen als im Vorjahr.

wird darum auch der Ausgangspunkt im revo­lutionären Befreiungskampf des geknechteten Proletariats sein.

liche Beamte und Lehrer keine Handhabe bietet.."

Davon, daß die erfolgten Massenentlassun­gen rückgängig gemacht werden sollen, steht Massen sei, so war zunächst ihre Zusammen- In der Entwicklung der Arbeitsschlacht" in dem Ukas zwar nichts, aber die Hinausge­liche Rundschreiben ihres Ministers an fassung in der deutschen   Arbeitsfront versucht des Dritten Reichs   ist eine bemerkens- worfenen dürfen sich zum Trost das nachträg­worden. Die Funktionäre für die Arbeitsfront werte Wendung eingetreten. Erst Wände der ungeheizten Stuben hängen. stellte die NSBO. Sehr bald aber ergab sich, kürzlich schrieb in einem Artikel des„ Völki­daß eine Rivalität zwischen Arbeitsfront und schen Beobachter" Bernhard Köhler, der Lei­

,, Elne strategische Meisterleistung ist die nunmehr gesicherte Unterdrückung des jah­reszeitlichen Anstiegs der Arbeitslosigkeit in

den Wintermonaten."

die

Baumwolle

Bel Eröffnung der in Leipzig neugegründe ten Nazipfründe, die sich Seminar für politische Erziehung nennt, donnerte Reichsstatthalter Mutschmann in seiner Rede:

NSBO. nicht zu vermeiden war. Es kam hin- ter der Kommission für Wirtschaftspolitik der Heroismus und zu, daß die überbetriebliche Zusammenfassung NSDAP  : in den Gewerkschaften als klassenmäßige Koa­lition zur Gefahr für die faschistisch- kapitall­stische Diktatur werden könnte. In den Ge­werkschaftsversammlungen hatten die selbst­ernannten braunen Bonzen sehr ungünstige Er­fahrungen gesammelt. Die Inspektionsreise Dr. Leys durch die Betriebe hatte die Führung be­lehrt, daß allein der formelle Zusammenhalt der Arbeiter und Angestellten in gewerkschaft­lichen Berufsorganisationen immer wieder das Klassenbewußtsein und den Willen zum klas­senmäßigen Widerstand wachruft. Der im De­zember angeordnete„ Umbau der Deutschen Arbeitsfront  

", also die Auflösung der Gewerk­schaften, war für den Faschismus eine Lebens­frage. Selbst gleichgeschaltete" Gewerkschaf­ten unter der Führung brauner Kreaturen sind für seinen Bestand eine große Gefahr. Es ist lediglich ein taktisches Manöver, wenn jetzt

noch erklärt wird, daß die Auflösung der Ge­werkschaften nicht sofort in Kraft treten werde.

Interessenvertretungen der Arbeiter werden

unterdrückt.

Es wird immer der den Sieg davon tra­gen, der sich in seinem Gedanken selbst heroisch erhalten und sich nicht dem Händlergeist zugewandt hat.

Kaum war das gedruckt, als die Reichsan stalt für Arbeitsvermittlung mitteilte, die Ar­beitslosigkeit sei im Dezember um 343.000 gestiegen. Diese kalte Dusche hat, wie aus den überaus gedrückten Kommen­taren hervorgeht, sehr entmutigend gewirkt. Vergessen sind mit einem Male die großspuri- Zu herolschen Tiraden ist keiner so berufen gen Prophezeihungen, daß es nie mehr eine wie dieser geschäftstüchtige sächsische Fa­Zunahme der Arbeitslosigkeit geben werde, brikant. Während des Krieges, als andere daß keine Kältewelle Einfluß haben werde auf draußen heroisch verbluteteten, machte dieser den Stand der Beschäftigung. Jetzt spricht Obernazi auf Staatskosten Schiebungen man plötzlich von dem„ außergewöhnlichen in belgischen Garn, weshalb nach dem Kriege Kälteeinfall" als einer normalen Erscheinung, sein Plauener   Textilbetrieb blühte und gedieh, mit der man immer gerechnet habe! während seine Arbeiter unter Tarif schuften Um wieviel größer wäre die Enttäuschung, mußten. Solche Leute machen im Dritten Reich wenn man wüßte, daß die Steigerung der Ar- politische Erziehung und wettern, nachdem beitslosigkeit im Dezember noch weit sie ihr Schäfchen im Trockenen haben, gegen Händlergeist! größer ist als 343.000. Das läßt sich aus dem Bericht der Reichsanstalt deutlich nach­

Der geistigen Vorberei­tung zur Führung des Kampfes gegen den Fa­schismus zu dienen- das weisen. Wie sie mittellt, ist auch die Zahl der ist die Aufgabe der„ Zeit- Die Dreiteilung der Arbeitsfront in Arbeiter, Notstandsarbeiter um 123.000 gesunken. Seit schrift für Sozialismus". für den Aufbau des neuen„ Ständestaates" pro- der allgemeinen Arbeitslosenstatistik Das Januarheft enthält eine klamiert worden war, sollte für die Gewerk- mehr enthalten. Die 123.000 Notstandsarbeiter, Auseinandersetzung mit sung ihrer Organisationen allmählich vorbe- müssen also den 343.000 gewöhnlichen Arbeits­

Angestellte und Unternehmer, die am 2. Mai einigen Monaten sind die Notstandsarbeiter in

schaftsmitglieder den Uebergang zur Auflö- die im Dezember arbeitslos geworden sind,

reiten. So schreibt Bangert über die der­

,, Heute würde die Auflösung der Drei­teilung ein gewaltiges Durcheinander erge­ben, da z. B. die zur Zeit bestehende Gesetz­

losen hinzugerechnet werden. Das ergibt eine Zunahme von Insgesamt 46 6.000. Sie ist höher als im Dezember 1932, wo sie nur 418.000 betrug.

Von Bedeutung ist, daß nach der Angabe der

Trotky:„ Trotkismus zeitige Entwicklung: und Sozialdemokratie" von Schifrin  , setzt sich mit beitslosigkeit nicht zugenommen hat. In ein­dem deutschen Faschis­Das wahre Ziel muß also noch verschleiert zelnen Gegenden, z. B. in Bayern   und Pom­mus in zwei Artikeln:„ Die werden. Doch ist kein Zweifel, daß jede mern, hat sie sogar neue Arbeitskräfte aufge­Gewerkschaften im fa- Koalition der Arbeitnehmer aufhö- nommen. Die gewaltige Zunahme der Arbeits­

gebung, ferner die riesigen Werte der ehe- Reichsanstalt in der Landwirtschaft die Ar­dere mehr störende Faktoren sind."

maligen Organisationen und noch vieles an­

Unchristlicher, unmensch­licher u. barbarischer Geist in Hitler- Deutschland" Auf Grund der amtlichen Ausführungsbe­stimmungen zu dem Sterilisierungs­gesetz nimmt der„ Osservatore Romano  ", das offizielle Organ des Papstes in folgender Weise Stellung:

,, Die Ausführungsbestimmungen, so wie sie vorliegen, bilden in ihrer brutalen Ein™ fachheit das eindrucksvollste Dokument des unchristlichen, unmenschlichen und bar­barischen Geistes der durch Zwang herr­schenden Grundsätze." boul

Was sagen die innerlich und äußerlich ren soll.„ Volksgemeinschaft" ist nichts ande- losigkeit ist also auf das Baugewerbe und die gleichgeschalteten katholischen Geistlichen und schistischen Deutsch- res als der Verzicht auf Interessenvertretung Industrie zurückzuführen. Sie ist also weit Bischöfe zu diesem vernichtenden Urteil ihres land" von Leopold Franz gen für die Arbeitsfront werden nur noch von des außergewöhnlichen Kälteeinfalls" als der der NSBO. gegeben. Sie ist das Arbeiterorgan zunehmenden Schwierigkeiten konjunktureller Hitler und das

der Arbeiter und Angestellten. Die Anweisun- weniger, wie man amtlich angibt, die Folge Oberhirten?

keine Selbsthilfeverbände, da alles durch und

schaft, oder besser gesagt Treuhänder

mertums.

und von Karl Exner über des Totalen Staates. Im Faschismus gibt es die Oekonomie des alles für den Staat geschieht. Der faschistische Faschismus" auseinan- Staat ist Instrument der kapitalistischen   Wirt­der und schließt mit einem des kapitalistischen   Unterneh­Diskussionsbeitrag von Ernst Anders   über„ Die Organisation der Frei­heit", sowie Glossen und die Aufhebung des letzten Restes gewerk­einer Bücherschau ab.

Arbeiter ohnmächtig Unternehmer allmächtig.

Die zweite Etappe des Faschismus wird von zweierlei Maßnahmen getragen, einer ne­gativ und einer positiv wirkenden. Negativ ist

schaftlicher Koalitionsfreiheit, positiv sollen die Einrichtungen des Feierabendwerkes( Kraft durch Freude) wirken. Man will durch sie die was der Faschismus„ ,, deutschen Sozialismus“

„ Die Zeitschrift für Sozia- Mitglieder der Arbeitsfront zu dem erziehen, lismus“ erscheint bei der nennt. Verlagsanstalt„ Graphia", Karlsbad  , Kantstr., und ist ternehmer, wird in ein Treubundver­direkt oder durch jede gefälscht. Die letzte Möglichkeit, die zur ge­Buchhandlung zubeziehen

Der Arbeitsvertrag, bisher das Er­gebnis des Ringens zwischen Arbeiter und Un­hältnis zwischen Unternehmer und Arbeiter

meinschaftlichen Organisationsentfaltung füh­ren könnte, die Lohnfrage, wird behördlich

Art.

Nachträglich.

Aus einem Rundschreiben des Reichsinnen­ministers an die Kommunalaufsichtsbehörden, Gemeinden und Gemeindeverbände;

Spinnrad

et­

In London ist ein Buch erschienen:„ Nazi Germany Explained"( Nazideutschland  klärt). Der Verfasser, Vernon Bartlett  , schreibt

darin:

Hitler   will nämlich wie Gandhi   die Rückkehr zum Spinnrad, nicht nur well er ein Wirtschaftsnationalist ist, son dern auch weil er an Einfachheit glaubt. Der wichtigste Charakterzug der deutschen Re­volution ist, daß sie im wesentlichen eine Reaktion gegen den übertriebenen Materia­lismus bedeutet."( S. 173).

,, Wie ich aus zahlreichen Eingaben ent­nehme, herrscht in den Kreisen der weib­lichen Beamten, Lehrer und Angestellten starke Beunruhigung über die von verschie­denen Reichs-, Landes- und Gemeindebehör­den gegen sie durchgeführten weitgehenden Abbaumaßnahmen. Es wird darauf hinge­bei wiesen, daß sich verschiedene Stellen ihrem Vorgehen offenbar von der An­Die Rittergüter zu dem ersehnten Spinnrad schauung leiten Jassen, im nationalsozialisti- hinzu haben die Hitler, Göring  , Kube und Ge­schen Staate seien weibliche Beamte und nossen sich schon schenken lassen! Angestellte grundsätzlich aus dem öffent­lichen Dienst zu entfernen oder aus dem bisher innegehabten Amt in ein solches von in Druckfehlerberichtigung. In den Artikel geringerem Rang und Einkommen oder in NV." haben sich zwei Ziffernfehler eingeschli­

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eine Angesteltenstelle abzudrängen.

chen. Das Defizit der Reichsbahn betrug Ende Oktober 20( zwanzig) Millionen Mark( nicht „ Ich muß nachträglich darauf hin- zwei Millionen Mark), das Zurückbleiben des Iweisen, daß die Gesetzeslage zu einem der Volkseinkommens in den ersten drei Viertel­jahren 1933 40 Millionen Mark( nicht Milli­artigen allgemeinen Vorgehen gegen weib- arden).