Im Anschluß an das Erscheinen des vor
ist eine solche Darlegung ein Programm. Satz: unsere Partel braucht kein neues| So wurden manchmal Gefagnene mit nassen| nen eine rühmliche Schilderung des Lebens m Man hat sich nicht gescheut, den politi- Programm? Soll das alles sein, was wir Tüchern geschlagen. Manchmal wurden sie Lager gegeben wird, und deren Namen sind schen Leitgedanken des Görlitzer Partei- zu sagen haben? durch Bastonade( Schläge auf die Fuß- im Besitz Ihres Korrespondenten." tags den Namen„ Görlitzer Programm" Wir würden uns damit selber zur völ- sohlen) so zugerichtet, daß ihre Fußsohlen zerSchlimmer als im Kriege! beizulegen. Ist es heute wirklich nicht not- ligen Wirkungslosigkeit verurteilen. Des- fleischt waren. Sieben verhaftete SA.- Leute, wendiger und berechtigter, ein neues Pro- halb ist es notwendig, daß die Ziele und die Anfang August eingeliefert wurden, sind gramm zu schaffen als in Görlitz ? die Taktik offen dargelegt werden in ge- durch die Bastonade und auch auf andere stehenden Berichtes im ,, Manchester Guardian" Vor allem aber ist es wirklich zweck- schlossener Form, als Grundlage für die Weise so mißhandelt worden. Zwei von ihnen, erhielt der Herausgeber des Blattes eine län mäßig, dem Ringen nach Klarheit, nach Sammlungsaufgabe, die wir zu erfüllen Amuschel und Handschuck, starben an den gere Zuschrift von dem früheren Abgeordneten Verdichtung neu gewonnener Ekrenntnis- haben. Der Inhalt eines solchen Pro- Folgen der Mißhandlungen. Der Kommunist im englischen Unterhaus, Rennie Smith se, nach Sammlung und Ueberzeugung der gramms" wird die beste Antwort sein auf Fritz Schaper war so geschlagen worden,( Arbeiterpartei). Es heißt darin: vereinzelten Sozialisten und Arbeiter in den Satz, daß unsere Partei kein neues daß er acht Wochen lang völlig entkräftet den Arm zu fallen mit dem abschließenden Programm braucht!
,, Ich bezweifle nicht im mindesten die sachwar. Am 2. September zerschlug ein SA.- Po- liche Genauigkeit des Berichtes Ihres Sondersten einen Gefangenen die Kinnlade mit der korrespondenten, den Sie am 1. Januar über bloßen Faust. Am 30. Juni wurden 20 Gefan- die Unmenschlichkeiten im Lager Dachau vergene in dem Keller unter der Küche sa ge- öffentlicht haben. Vielleicht ist mir erlaubt, schlagen, daß ihre Schrele von den anderen die Beschreibung durch Erinnerungen zu Gefangenen gehört werden konnten. Einige ergänzen an einem Besuch in Dachau . Wegen der körperlichen Mißhandlungen gab Gefangene wurden mit Gummischläuchen geschlagen. Einige Gefangene wurden mit bren- der Kommandant zu, daß unter seinem VorgänEnglische Schilderungen über die Zustände in den menden Zigaretten verbrannt, und einige wur- ger viele Härten vorgekommen seien. Das erden mit dem gefoltert, was die Amerikaner klärte( um nicht zu sagen, rechtfertigte) er mit so dem Hinweis, daß in einer Massenbewegung " Wasserfolter" nennen. Unter den Gefangenen, die auf solche nach vierzehnjährigem revolutionärem Kampfe chester Guardian " veröffentlicht in die- am ersten Tage gar nichts zu essen, dann drei Weise mißhandelt wurden, waren L. Buch- unvermeidlich sei, wenn im ersten Rausch des ser großen englischen Zeitung am 1. Ja Tage lang nur Wasser und Brot, und dann mann, Georg Freischütz und ein Jour- Sieges Brutalitäten und selbst persönliche
Konzentrationslagern
Ein Sonderberichterstatter des„ Man-, fangene, der zu Arrest verurteilt ist, bekommt
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Racheakte vorkommen. Er bestritt, daß seit seiner Uebernahme der Kommandantur( Juni
men. Sein Interesse, erklärte er, sei nicht zu züchtigen, sondern vergiftete Anschau
nuar einen ausführlichen Bericht über das Dachauer Konzentrationslager. Ein erst an jedem vierten Tage eine warme Mahl- nalist namens Ewald Tunig. Der Münch ner Kommunist Sepp Götz wurde ermordet, anderer Sonderberichterstatter schildert zeit. Wer zu Mittelarrest verurteilt ist einer etwas milderen Form der Strafe- darf einen, nachdem er vorher derart zerschlagen worden 1933) noch körperliche Züchtigungen vorkaStrohsack zum Schlafen mit in die Zelle neh- war, daß er nicht mit dem Leben davon ge„ Die Zahl der Gefangenen( nach men, die in diesem Falle auch nicht verdunkelt kommen wäre. Der Student Wickelmeier dem Stande vom September) beläuft sich auf wird. Es hat Fälle gegeben, in denen Gefan- ist erschossen worden. Der Kommunist Fritzungen zu heilen. Dann beschrieb er die2200 bis 2400. Davon sind etwa 50 Intel - gene nicht weniger als drei Monate in diesen Dressel ist zu Tode geprügelt worden. sen Heilungsprozeß, der die Unterbringung von lektuelle, einige sind Angehörige des Mittel- Arrestzellen verbracht haben! standes ohne irgendeine politische Verbindung. 30 bis 60 sind Nazis, etwa 60 sind Juden, rund 500 sind Sozialdemokraten, zwei sind Armeeoffiziere( Mitglieder der Bayrischen Volkspartei); außerdem gibt es unter den Gefangenen verschiedene Bettler und gemeine Verbrecher, 15 sind Ausländer, und die übrigen sind Kommunisten. Die weitaus meisten Gefangenen stammen aus der Arbeiterschaft.
Die Gefangenen sind in zehn Kompagnien eingeteilt; eine Kompagnie hat, wenn
Neben dem Arrest gibt es die Prügelstrafe. Sie besteht in der Züchtigung mit einem Ochsenziemer, der stahldurchflochtene Riemen von drei bis vier Millimeter Stärke hat. Auch diese Ochsenziemer sind die Gefangenen gezwungen worden, selbst anzufertigen! Die Hiebe ihre Zahl schwankt zwischen fünfundzwanzig und fünfundsiebzig, je nach der Anordnung werden von einem SS.- Mann ausgeteilt.
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sie vollzählig ist, 270 Mann, in fünf Korporal- Zwei andere SS. - Leute halten den Gefangenen schaften von je 54 Mann. Die erste Kompagnie nieder, einer bei den Händen und einer am umfaßt Zimmerleute und Handwerker, und ge- Kopfe, um den ein Tuch gewickelt ist, so daß nieẞt gewisse Vorrechte. Die siebente Kom- die Schreie des Gefolterten erstickt werden. pagnie ist die Strafkompagnie der., widerspenSozialdemokratische und kommunistische stigen" Gefangenen. Die erste Korporalschaft Funktionäre werden gewöhnlich gleich bei dieser Strafkompagnie ist für Gewerkschaftler,
sozialdemokratische und kommunistische Funk tionäre eingerichtet, und die zweite Korporalschaft für Juden.
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1. 25 Prozent der Gefangenen sind nur we nig beschädigt, sie sind leicht heilbar und werden wieder gute Deutsche.
Spionen in den Baracken einschloß, um die Aron Lehrburger( Mitglied des Reichs- Geistesverfassung der Gefangenen zu beobachbanners in Bamberg ) und Stenzel wurden ten. Die groben Ergebnisse dieser Beobachermordet. Willy Franz ist im September tungen der Gefangenen sind: ermordet worden während offiziell behauptet wurde, er habe sich selber erhängt. Indes ergab die Leichenschau, daß sein Körper kelnerlei Spuren von Erhängen, dafür um so mehr Anzeichen furchtbarer Schläge aufwies; sein Gesicht war blutunterlaufen und seine Kleider von Blut durchtränkt. Ende November
2. 25 Prozent sind verdorben, aber es ist Hoffnung auf beschleunigte Wiederherstellung vorhanden.
3. 25 Prozent erfordern eine besondere Be
wurde der kommunistische Funktionär Buerk handlung, bevor eine Hoffnung für sie bestehen aus Memmingen ermordet.
Die Zahl derer, die in Dachau ermordet worden oder den Folgen der Miẞhandlungen erlegen sind, beträgt nahezu fünfzig.
Die Namen von neun Personen, die ihrer Einlieferung ins Lager geschlagen, auch Gefangene gefoltert oder ermordet haben, ohne daß sie sich irgend eines Verstoßes schul- sind im Besitz Ihres Korrespondig gemacht hätten. Zur Prügelstrafe wurden
denten.
kann.
4. 25 Prozent sind so durch kommunistische und pazifistische Theorien vergiftet, daß man sie wahrscheinlich als unheilbar ansehen muß. Ich bezweifle nicht, daß die zuletzt genannte Kategorie wohl meist diejenigen umfaßt, die einflußreiche Stellungen in der kommunistischen, sozialdemokratischen und Friodensbewegung innehatten, und daß unter ihnen diejenigen sind, die auf der Flucht erschos Isen werden und mit denen sich ähnliche Vorfälle ereignen.
Gefangene aus den geringfügigsten Anlässen Einer der Gefangenen war ein Doktor Die Arrestzellen sind aus festem Ma- verurteilt, z. B. wenn einer den kommunisti- Katz aus Nürnberg . Er sollte im Oktober Als einer, der während des Weltkrieges in terial gebaut, jede hat ein vergittertes Fen- schen Ruf„ Rot Front" gebraucht hatte. Am entlassen werden: kurz zuvor wurde behaup- Deutschland als Zivilgefangener ster( das verdunkelt werden kann), sie sind 18. August wurden auf diese Weise fünftet, er habe sich erhängt. Bis zu seinem Tode( in Ruhleben) war, hatte ich das größte Interfeucht und können nicht geheizt werden. Eine und zwanzig neu eingelieferte Ge- behandelte er die gefolterten Gefangenen. Sein esse an einem Vergleich dieser beiden Erfahfangene auf den nackten Körper ge- Nachfolger ist ein gewisser Muzner, schlagen, sie erhielten 25 bis 75 Schläge aus
der Zellen ist völlig finster.
Im September wurden einundzwanzig neue Zellen von den Gefangenen gebaut. In die Wände sind von den Gefange
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nen selbst geschmiedet Ketten mit
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Handfesseln eingelassen.
Die Schlafstätten darin bestehen aus bloßen Holzplanken, ohne lede Unterlage. Der Ge
gen:
erst töteten sie den Geist und das Wort, dann zwangen sie ihn, sich dem Richtbell zu neigen,
dann schleppten sie hastig den Leichnam
fort
Der vergiftete Körper des Toten wußte, warum der Lebende schweigen mußte. Doch unter der braunen Scholle verbor
gen
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so meinen sie liegt das Geheimnis gut, nie wieder so scheucht jeder Mörder die Sorgen- erhebt sich zum Lichte, was drunten ruht. Seit die Hitler und Göring das Land beflecken,
hat deutsche Erde viel Blut zu decken. Doch einst furcht eiserner Pilug den Boden und kräftige Fäuste gehen daran, Geheimnis und Blutschuld auszuroden, daß endlich die Wahrheit zutage kann. Auch van der Lubbes Grab wird zerbrechen
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und dann wird der Schweigsame dennoch sprechen.
Heldisch,
Hugin.
die große Mode!
Von Agnes Abel.
A
In Deutschland grassiert gegenwärtig eine Seuche: das Pathos! Es greift um sich und fordert immer neue Opfer. Nicht jenes Pathos, das aus dem großen Gefühl oder Gedanken
keinem ersichtlichen Grunde, während sich die SA.- Posten derweil mit Radiomusik vergnüg
ten.
Außer den gewöhnlichen Disziplinarstrafen gibt es noch besondere Arten von MIẞhandlungen.
Schon werden viele halbwegs normale Naze
donier von unstillbarem Brechreiz befallen, schon wagen sich in schöngeistigen Zeitschriftendem Zensor zum Trotz- manche Warner hervor.
rungen von Ruhleben und Dachau . Ich zögere Es sind Vorsichtsmaßregeln getroffen, um nicht zu sagen, daß selbst in der Hochflut des zu verhüten, daß Tatsachen aus dem Lager preußischen Nationalismus in den ersten Moaußerhalb bekannt werden. Die Gefangenen naten die Menschlichkeit der deutschen Wärsind angewiesen, unter Androhung von neuen ter gegenüber den englischen Zivilgefangenen Mißhandlungen, immer zu bestreiten, daß sie ungleich viel stärker war, als bei der Behand geschlagen würden. Zwel von ihnen sind ge- lung Deutscher durch Deutsche im Konzentra zwungen worden, Artikel zu schreiben, in de- tionslager 1933."
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Mar
schen zu erklären ist." So ihr nicht werdet wie die Kindlein...!
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jenes andre, das Denken und Fühlen durch[ kerle, weil sie überhaupt sanft zu widerspre-| zum Naiven und Ueberdruß am Problemati Phrase und Geste ersetzt. Der sogenannte chen wagen. ,, heroische Stil", der sich anfangs nur in 24 Stunden heroisch Wie hoch aber muß die Kurve der KitschVermottete Nichtskönner Theater, Roman und Rundfunk breitmachte, greift nachgerade auf Milch- und Elerinserate, fabrikation gestiegen sein, wenn sogar ein Den Kritikern ist in ihrer Haut genau so auf Wurst- und Schuhputzreklame über. Es Alfred Rosenberg - den sicher niemand zu unbehaglich zu Mute wie den Theaterleitern wird zur hehren Pflicht" des Deutschgesinn- den Vernunftmenschen zählt die Bühnen- Weiß denn so ein armer Schreiber auf seinem ten", dies oder jenes heimische Erzeugnis zu leiter in einem Interview( Völkischer Beobach- wackligen Stühlchen, in welchem Gerade der konsumieren; wer die deutsche Landwirtschaft, ter) anfleht, auch mal weniger gespreizten Autor irgendeines Schmarrens mit irgend einem ihre Produkte verzehrend, unterstützt, trägt Autoren das Wort zu gönnen: Ober- oder Unterführer verwandt ist? Weiß eine Dankesschuld an Blut und Scholle" ab. ,, Alles glaubt sich jetzt um jeden Preis er denn, ob er darf, wie er möchte? Wissen Die Hirne werden so hoffnungslos mit dem auf den ,, heroischen Stil" einstellen zu müs- wir denn, ob er möchte, wie er muß? Zeltsen. Aber niemand von unsern Volksgenos- schriften, die noch ein offenes Wort gegen die neuen Gift verkleistert, daß alle gesunden Maßstäbe schnell und sicher zum Teufel gehen. sen soll und kann 24 Stunden am Tage pathetische Seuche riskieren, werden verbo heroisch durchs Leben gehen." ten, ehe sie sichs versehen. Es sollte uns nicht In der Tat führt das heldische Gedröhn und wundern, wenn die„ Tat"( sie stand früher dem Gefasel unaufhaltsam zu Ruin des deutschen General Schleicher nahe und wagt noch geleTheaters, denn das Publikum dem immer gentlich vorsichtige Opposition) demnächst dienoch der Ausweg bleibt, sich den Blödsinn auf sem Schicksal verfiele. Sie brachte jüngst einen Stelzen nicht anzuhören meidet die Stätten Aufsatz von Karl Rauch„ Neue Literaturkritik", hterarischen Grauens. Die Theaterdirektoren in dem es wörtlich heißt: wiederum sind in einer Klemme: was dürfen sie bringen, was nicht? Wo hört die Asphaltliteratur" auf, wo fängt die Volkskunst an? Es kann einem heute begegnen, daß man Nicht mal Nathan der Welse" darf sich offivon einfachen Leuten offenbar unverstandene ziell blicken lassen, er flüchtete auf die jüdiweltanschauliche Brocken zu hören be- sche Bühne. Manche Leiter helfen sich, indem kommt, deren Herkunft aus einem populasie Kindertheater machen, zu dem sie die Erwachsenen freundlich einladen. Und siehe: die ren" Radiovortrag unverkennbar ist. Das Erwachsenen kommen, kommen in hellen Hausind Zeichen der Auflösung, die bedenklich fen! Jüngst hat zum Beispiel das Stadttheater stimmen. Jenseits der politischen Willensbil- in Mainz ein„ Seeräuberstück für deutsche Jundung durch den Staat, die der Funk natürlich gens" von Walter Bat( ,, Pitt kapert den Pizu übernehmen hat, ist darum, so ketzerisch rat") in den Abendspielplan aufgenommen. das klingt, die Unterhaltung die eigentliche Trotzdem dieser Reißer, wie die„ Literatur" Aufgabe der Programme, und das Verlangen feststellt, nur Kolportage ist mit einem Einso vieler Hörer:„ Mehr Musik weniger schuß vaterländischer Moral", füllten sich zum Vorträge!" ist keineswegs so verwerflich wie ersten Mal seit langer Zeit die Kassen, denn so stellt die„ Literatur" weiter fest,., neuerman oft geglaubt hat." dings läßt sich eine auffällige Vorliebe für kindliche Darstellungen und kindhafte Stoffe in
,, Ketzerisch und verwerflich" Im Januarheft der Literatur"( Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart ) lesen wir:
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Man sieht die vorsichtigen Mahner beaufglüht und neue Kräite entfacht, sondern trachten sich selbst als Ketzer" und Teufels- der Literatur beobachten, die als Hinwendung I
,, Es geht ernstlich nicht an, sich an der Feststellung herumzudrücken, daß die Lite raturkritik im sogenannten nationalen Lager nicht erst unterm Weimarer Regime, sondern bereits im Vorkriegsdeutschland elendiglich versagt hat... Und wie steht es heute?
Die vermotteten Nichtskönner trumpfen mit der wogenden Ernte vieler Jahrzehnte auf, während derer sie, die sich berufen Wähnenden, schmählich im Schatten gestanden" haben. Es taumeln nicht nur dutzende von Konradin- und Canossa- Dramen über die Bühnen, an deren Gehalt und Niveau gemessen man Wildenbruch zum Aeschylus der Deutschen ernennen möchte. Eine Flut von Romanen ist während der letzten Monate hervorgeprasselt, deren vaterländische Ge sinnung ohne allen Zweifel die lauterste ist. I was leider nicht ausschließt, daß die Begabung und künstlerische Berufung ihrer Verfasser vielfach gleich Null gesetzt werden