Nr. 33 BEILAGE

Die

Neuer Vorwärts

Spitzel des Dritten Reichs

28. Januar 1934

serer Kenntnis nach erfreulicherweise mit die Flüchtlinge, ein zur Schau getragener R a- recht geringem Erfolg. dikalismus, Schimpfen auf die ban­Gefälschte Briefbogen und Um- krotte Führung der   SPD." sind als schläge, ja sogar gefälschte Polizei- Mittel, sich in das Vertrauen argloser Flücht­ausweise werden für die Spitzelarbeit ver- linge einzuschleichen, gleichfalls beliebt. ,, Die führenden Schufte des Ver- land fließenden Nazigelder unterrichtet sein. wendet. In der   Prager Wohnung eines angeb­rats vom 9. November 1918 sind von Daß die Arbeit der Hitlerleute in   Oesterreich lichen Flüchtlings, der sich als Sekretär und heute an als vogelfrei erklärt. Jeder große Summen erfordert, die nicht in Oester- Adjutant des Führers einer Flüchtlingsgruppe mann, Oskar   Cohn, Paul   Levi, reich selbst aufgebracht werden, steht wohl ausgab, wiesen sich drei Männer, die im Auto  

Deutsche, welcher Ebert, Scheide­

in den einzelnen Staaten neben den offiziellen Gesandtschaften und Kon­sulaten besondere Emissäre unterhält,

vorfuhren,

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mit gefälschten Ausweisen als

Kriminalbeamte

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Welt sind voll von bezahlten und nichtbezahl- damer Bank mit Ueberweisung des deut- behörden des Auslands ins Vertrauen zu emigration und ihre in   Deutschland lebenden

ten Hitleragenten. So sind

Auch als Kuriere für   Deutschland bieten sich die Spitzel an. So hoffen sie, als autorisierte Empfänger gleich an der Quelle in den Besitz wichtiger Mitteilungen und anderen Theodor   Wolff, Georg   Bernhard und außer Zweifel. In den letzten Tagen ist übri­ihre Helfer und Helfershelfer ausfin- gens unwidersprochen gemeldet worden, daß Materials zu gelangen. Daß sie sich auch dig machen kann, hat die Pflicht, sie Mittelsmänner bedienen und aus leicht durch­die Hitlerregierung tot oder lebendig in die Hand der sichtigen Gründen selbst junge Mädchen in völkischen nationalen Regierung zu aus, nahmen eine gründliche Haussuchung vor ihren Dienst stellen, gehört wohl zur feststehen­liefern." Proklamation   Hitlers am 9 November 1923. und umfangreiches Schriftenmaterial mit sich. den Praxis jeder Spitzelarbeit. In der Regel Immer wieder berichtet die ausländische Inzwischen aber Wochen nach diesem Vor- verraten sich die Nazispitzel durch eine gren­Presse über außergewöhnlich große Geldmittel, die Propaganda für das Dritte Reich zu ma­fall- ist dieser angebliche Emigrant selbst zenlose Neugierde. Aber zuvor fehlt die von der Regierung des hungernden deut- chen haben, und denen alle diejenigen Arbei- als Spitzel entlarvt und in das   Prager   Straf- es ihnen leider oft nicht an Erfolgen. Manche sohen Volkes für die Propanganda und die ten zugewiesen werden, die für die diploma- gericht eingeliefert worden. Wie in zahlrei- der Flüchtlinge können sich nur schwer auf die Spionage im Ausland zur Verfügung gestellt tische Vertretung zu brenzlich sind. chen anderen Fällen lag auch in diesem die völlig veränderte Situation und die ganz an­werden. Im Mittelpunkt der Arbeit stehen die In   Antwerpen z. B. ging der Spitzel Aufgabe darin, Flüchtlinge zu Provoka- ders gearteten Aufgaben, die die Partei jetzt  deutschen Konsulate und Gesandtschaften, sie Max Siedhoff hoch. Die Polizei stellte tionen zu verleiten und damit ihre Aus- zu erfüllen hat, umstellen. Sie sind von einer sind heute zum überwiegenden Teile Propa- fest, daß er in bar 1200 Reichsmark in Fünfzig­weisung aus der Tschechoslowa- Vertrauensseligkeit und Mitteilsamkeit erfüllt, ganda- und Spitzelbüros. Alle Hauptplätze der Markscheinen und ein Bankbuch der Rotter­kei zu erwirken. Um sich bei den Polizei- die nicht nur sie selbst, sondern die Gesamt­setzen, verraten sie sogar Angehörige ihrer Angehörigen, darüber hinaus aber die überaus schen Konsuls in   Rotterdam in der Höhe von 4000 Mark bei sich hatte. Sein deut- eigenen Couleur, wie wir das in einem ganz wichtige Arbeit vom Ausland in das Innere besonderen Falle nachzuweisen in der Lage   Deutschlands auf das höchste gefährdet. Des­wären. Vielfach betätigen sich diese neuzei- halb: größte Vorsicht im Verkehr mit In New   York hat sich die Tätigkeit der   Zen- der holländische Staatsangehörige Jo- tigen Menschenjäger auch auf dem Gebiete der Leuten, die aus   Deutschland kommen und sich Militärspionage, wie der Fall des als Parteigenossen oder Flüchtlinge ausgeben, trale gleich mit einem richtigen Klamauk ein- sef Snyders als Spitzel, das Dritte Heinrich   Müller beweist, der von der ohne sich genügend und einwandfrei legiti­geführt. Ihr Häuptling Spanknöpel insul- Reich geniert sich, wie dieser Fall zeigt, gar tierte den Verleger Ridder der Staatszei- nicht, jüdische Bürger anderer Staaten als Strafkammer in   Metz zu zwei Jahren Ge- mieren zu können. tung" und dessen Büro und drohte ihm mit Spitzel zu verwenden. Snyders gabt an, zum fängnis, 1000 Franks Geldstrafe und zehn Jah­Repressalien. Ridder hat sich bis dahin selbst Druck einer antifaschistischen Broschüre kräftig als Hitleragent betätigt. Als aber die 14.000 frz. Francs zur Verfügung stellen zu  Nazis in New   York eine Zeitung nach der an- können. In Gegenwart des Vorsitzenden der deren gründeten, wurde ihm das zuviel und SSP. ließ er sich von dem verantwortlichen und frühere Nationalsozialisten" auf, die we­kurzerhand warf er Spanknöpel aus dem Leiter Schaub der Saarländischen Beamten- gen irgendwelchen„ Verfehlungen und Ver­Haus. Dieser war inzwischen auch der Poli- bank bestätigen, daß er weitere 45.0000 frz. feindungen mit vorgesetzten Stellen" aus zel verdächtig geworden, er konnte sich der Francs zu erwarten habe. Nach der Verhaftung   Deutschland geflohen sein wollen. Wieder Wir bitten dringend, alle weiteren Wahr­Verhaftung nur durch die Flucht entziehen. Snyders durch die   Saarbrückener Polizei andere Flüchtlinge" reisen mit gefälschten nehmungen und Feststellungen darüber, mög­Jetzt hat er sein Tätigkeitsgebiet nach   Kall- wollte Schaub begreiflicherweise nichts mehr Ausweisen führender Sozialdemokraten, sie lichst gut belegt, an die Sopade,   Prag-   Karlin, fornien verlegt. geben sich als deren ehemalige Sekretäre aus, Palackého třida 24, einzusenden. Diese wird wenngleich solche niemals von ihnen beschäf- die Flüchtlingsstellen und anderen Interessie­tigt wurden. renden Organisationen das anfallende Material Geld- und Zigarettenspenden an laufend zustellen.

allein beim   Deutschen Generalkon­sulat in Neu york 30 Spitzel statio­niert.

scher Paß war mit Visen für   Frankreich und  Belgien versehen. In   Saarbrücken arbeitete

davon wissen.

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In   London hat die umfangreiche Tätig- Hitler und seine Freunde sind auch sonst keit einer Nazizentrale die Polizel in Bewegung sehr um das Wohl ihrer Judasse besorgt. Be­gesetzt und in ganz kurzer Zeit verfiel die hördliche Ausweise und solche der Partei sol­Zentrale der Auflösung. Fäden zu den reichen len ihnen alle Schwierigkeiten aus der Welt Kassen der Propagandaabtellung des Reichs- schaffen. außenministeriums in   Berlin verweisen auf die Quellen der Geldmittel dieses Betriebes. In diesem Zusammenhang wird wieder einmal der Name des Dr. Hanfstängel genannt, der schon längst den Verkehr der   Berliner Zen­trale mit den ausländischen Propagandastellen zu besorgen hatte.

In   Zürich ist ebenfalls eine Nazizentrale ausgehoben worden. Die„ Berner Tagwacht" hatte berichtet, daß

welt über eine Million Reichsmark von   Deutschland aus an die Schwei­  zer Zentrale

Um sich und der ganzen Welt als Retter vor dem drohenden Bolschewismus aufspielen zu können, geben die Organe   Hitlers sogar den Auftrag, kommunistisches Schriftenmaterial aus dem Ausland zu beschaffen.

Aufgabe der Spitzel ist es, miẞliebige potische Persönlichkof­ten mit allen Mitteln und unter allen Umständen unschädlich zu machen, beginnend mit der Ausspionierung der Woh­nungen und Lebensgewohnheiten bis zur Aus­setzung von Kopfprämien und der direkten

ren Landesverweisung verurteilt wurde.

In der letzten Zeit tauchen mehrfach angebliche ehemalige SA- Leute"

In unserem vor dem Zugriff der Spitzel sichergestellten Material befinden sich bereits 150 Fälle mit Namen. Wir werden dafür sorgen, daß diese Ehrenmänner dauernd unter Beobachtung gestellt sind und ihnen ihr Hand­werk gelegt wird.

Zwischen Bibel und Melinda

Hochstapler der Feder Fälscher

Vom Schlachtfeld der Jahrmarkt der Fälschungen

In   Hitlerdeutschland ist ein Streit ent- geschrieben werden sie dem gelehrten Erz­brannt um jene Friesenhandschrift", bischof von Sevilla, Isidor, der 636 starb. Be­die der teutonische Professor Wirth in den stimmt sind sie das Erzeugnis mehrerer Handel gebracht hat. Historiker von Rang er- Geistlicher. Zweck: Emporsteigen des Episko­klären diese angeblich aus germanischer Vor- pats, Förderung der kirchlichen Interessen, Erweiterung der päpstlichen Macht, Stärkung Zeit der Romantik, während der Rasseprofes- der Unfehlbarkeitslehre. Der kalvinistische sor in seiner Verteidigung etwas unsicher von Geistliche David   Blondel bereitete ihnen 1628 den rassischen Belangen des Dritten   Reiches eine endgültige Entlarvung. redet. Ein erwachendes Volk kehre zu Erb­

Umlegung". Es wird ganz nach der Putsch- zeit stammende Chronik als Fälschung aus der proklamation   Hitlers von 1923 verfahren, die wir an die Spitze unserer Darstellung gestzt

gegeben worden sel. Dagegen hat der Schatz­meister der   NSDAP. ein Dementi erlassen. Dieses wendet sich aber nicht dagegen, daß sehr erhebliche Summen über die Grenze ge­haben. Die Widersacher   Hitlers sind vogelírei. gangen seien, es sagt nur, daß aus der Partel- wie der Mord an Professor Lessing kasse„ kein Pfennig für die Nazipropaganda das miẞglückte Höllenmaschinen­ausgegeben worden" sei. Woraus zu schließen Attentat auf Max   Braun,   Saarbrücken, ist, daß andere Instanzen, wenn nicht gar das die verschiedenen Anschläge auf öster­Propagandaministerium des Herrn Göbbels reichische Staatsmänner und andere oder das Reichsaußenministerium die Geld- Terrorakte bestätigen. Vielfach versuchen die geber waren. Dahin weist auch ein Geständnis Spitzel, politische Flüchtlinge und ihnen ver­des Führers der schwedischen Nazis Waltze dächtige Angehörige solcher Staaten, die den Welling, für seine Bewegung aus   Deutsch- Flüchtlingen Gastrecht gewähren, land während der letzten Monate rund 500.000 Grenze zu locken und sie von dort aus der Mark erhalten zu haben.

In   Paris soll man sehr gut über die Höhe und den Verwendungszweck oder aus Deutsch­

Hitlerpolizei auszuliefern.

an die

Besondere Entführungsautos sind dazu diesseits und jenseits der Grenze stationiert.

masse, Heimat und Ahnenerbe zurück" und lasse sich ,, durch keine Autoritätserklärung ex cathedra einer akademischen Zunft mehr abfertigen", erklärt der Runengermane und hüllt sich und seine„ Urlinda" damit rettungs­los in die Urnebel der Nazisprache.

Das Buch des Königs.

Eine der raffiniertesten royalistischen Fäl­schungen war die„ Eikon Basilike", die, von dem englischen Monarchisten John   Gauden verfaßt, als Karls I  . literarischer Nachlaß bald nach der Enthauptung des Königs in Umlauf So ähnlich ging es bei allen literarisch- gesetzt wurde. Dieses Buch des Königs" hat politischen Fälschungen zu. Es ist ein Spiel, nach Karls Tod wegen seines menschlich das sich bei allen Völkern in Zeiten politischer sympathischen und frommen Inhaltes viel da­Erregung und Verwirrung wiederholt und ist zu beigetragen, die Reaktion zu stärken, den König nachträglich beliebt zu machen und die so alt wie die Kulturgeschichte der Mensch­heit. Von den gefälschten Briefen des Euripi- einige Jahre später erfolgende monarchistische Restauration vorzubereiten. Engliche Edle und Kirchenfürsten wußten um den frommen Betrug und schwiegen, bis einer der Heraus­Aber die politische Wirkung blieb.

des bis zur Friesenhandschrift" führen jene

Der geistigen Vorbereitung zur Führung Einbrüche bei Flüchtlingen und dunklen Pfade, auf welchen sich Verrückte. des Kampfes gegen den Faschismus zu ihren Büros gehören mit zu den Aufgaben der Narren, Streber, Fälscher und gerissene Spe dienen- das ist die Aufgabe der„ Zeit- Spitzel. Ueber den Einbruch in der Flücht- kulanten in die Chroniken der Geschichte ein- geber selber von dem Schwindel abrückte. schrift für Sozialismus“. Das lingsstelle in   Straßburg hat die Presse bereits geschlichen haben. berichtet. Der Spitzel Beschnitt- Riga hat Wir wollen hier einige jener typischen Januarheft enthält eine Auseinander­zu Protokoll gegeben, daß er durch den Kanz- Fälle herausgreifen, in denen literarischer setzung mit   Trotsky:„ Tropkismus und ler Ephan vom   Deutschen Konsul in   Riga Dokumentenschwindel Sozialdemokratie" von   Schifrin, den Auftrag erhalten habe, die Geheimakten soziale Wirkungen zeitigte und ganze Natio- gab, ein Eingeborener der Insel Formosa

sept sich mit dem   deutschen Faschismus der Emigranten zu stehlen und zu diesem nen bewegte. in zwei Artikeln:„ Die Gewerkschaf- Zwecke im Rigaer Volkshaus Tische und

Schränke zu erbrechen. Dabei hatte es Be­schnitt durch seinen besonderen Radikalismus

Sekretär des dortigen Matteotti­

komitees

Der Formosaner Palmanazar. Um 1700 lebte in England ein Mann, der besonders starke sich Georg Palma nazar nannte und vor­

zu sein; von den schrecklichen Bräuchen des Heidentums habe er sich zu Christus bekehrt. Die falschen Dekretalen. Durch solche Erzählungen erwarb er sich Außerordentlich zahlreich und unüber- hochmögende Freunde: Bischöfe und Gelehrte

fen im faschistischen Deutsch­  land" von Leopold Franz und von Karl und seine Aggresivität gegen die   Prager Lei- sichtlich bleiben die Fälschungen innerhalb glaubten ihm alles aufs Wort. Paimanazar, der Exner über die„ Oekonomie des tung der SPD. verstanden, sich das Vertrauen der Kirchen. Die Bibel ist eine Sammlung in Wirklichkeit ein Mitteleuropäer dunkler Faschismus" auseinander und schließt der Flüchtlinge soweit zu erschleichen, daß ungeniertester Uebersetzungen". Noch heute Herkunft war, erzählte und schrieb Wunder­ist es nicht möglich, in den Frühwerken der dinge über die Insel Formosa, die er nie ge­mit einem Diskussionsbeitrag von Ernst sie ihn sogar zum christlichen Kirche Ordnung zu schaffen, das sehen. Er ließ von Heiden in neun Tagen 1800 Anders über ,, Die Organisation der] Gefälschte vom Echten zu sondern. Am be- Knäblein der Gottheit opfern( die Formosaner Freiheit", sowie Glossen und einer kanntesten wurden die„, falschen Dekretalen". opferten in Wahrheit nur Reis und Früchte), Bücherschau ab. bestimmten. Dem in   Komotau verhafteten Sie enthalten Beschlüsse von Konzilien, ließ die Leute dort über 100 Jahre alt wer­" Die Zeitschrift für Sozialismus" Spitzel Josef Göpfert wurde eine Liste Briefe und Aufzeichnungen von Päpsten, kirch- den, ließ sie Schlangen fressen und Elefanten, erscheint bei der Verlagsanstalt ,, Graphia" mit den Adressen von 60 Emigranten abge- liche Dokumente in großer Zahl und beein- Rhinozerosse, Kamele, Flußpferde zu  Karlsbad, Kantstraße, und hörden, direkt von ausländischen Polizeibehör- Mittelalter. Von ihrem Erscheinen an- um sinn wurde( von ihm selbst illustriert) oder durch jede Buchhandlung zu be- den die Adressen von Flüchtlingen durch Vor- die Mitte des 9. Jahrhunderts bis ins 15. Jahr- druckt und mit Begeisterung gelesen- auch spiegelung falscher Tatsachen einzuholen, un-| hundert hatten sie unbedingte Autorität. Zu- von Gelehrten. Seine demagogische Best­

ziehen.

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nütz­

nommen. Vielfach versuchten deutsche Be- flussen das Weltgeschehen seit dem frühesten lichen Haustieren zähmen. Der ganze Blöd­ge­