Die Ehrenmänner enthüllen sich

Man schreibt uns:

Karriere machen. Doch gefährlich wurde die-| wird sem Ehrenmänner- Ring die

Aussage des Herrenklub- Präsidenten von

nicht mehr schonen, man wird dafü? Sorge tragen, daß die höchsten und allerhöch­sten Herrschaften dem Volke als gemeine Korruptionisten gezeigt werden. Denn man braucht auch aus innerpropagandistischen Gründen dringend wieder ein solches Spek­takelstück. Wahrscheinlich wird man sich auch

Gleichen: Hitler läßt den Gereke- Prozeß wieder aufrollen, um einen Unter seinem Eid erklärte er, daß Skandal gegen die monarchistischen Junker zu entfesseln! Hindenburgs Sohn um die spätere der der Hindenburg - Wahl geblieben waren. Verwendung der Wahlgelder ge­Es ist kein purer Zufall, daß gerade in die- Nun wurde auf höheren Befehl gestopt. Der wuBt hatte. Eid stand gegen Eid, zumindest nicht mit den Hindenburg - Wahlgeldern allein sem Augenblick das Reichsgericht dem Revi- junge Staatsanwalt von Haacke, der sich hatte einer dieser Zeugen einen Falscheid ge- beschäftigen, nur ihren für das Haus Hinden­sionsantrag des Berliner Staatsanwalts statt- seiner Auftraggeber würdig erweisen wollte, leistet! Aber weder Vorsitzender noch Staats- burg peinlichen Ursprung und ihr ebenso pein­gegeben und das Urteil gegen Doktor Gerecke wurde auffallend schweigsam. Vorher hatte er anwalt hakten hier ein und gingen dieser liches Ende aufdecken. Es wird sich von dem aufgehoben hat. Und erst recht nicht, daß die noch die feinen Herrenklub- Zeugen angeschrien, offensichtlichen Leipziger Richter zugleich beschlossen haben, die dem Angeklagten Gerecke seinerzeit

im Falle Hindenburg- Wahlfonds gewährte Amnestie dürfe nicht gelten. So daß also auch dieser Zentralpunkt der Beschuldi­gungen nunmehr im Gerichtssaal erörtert wer­den muß.

Schweinerei weiter nach. daß es für den Chef Göring nur so eine Lust Gleichen berief sich auch auf Schleicher, um war. Der Vorsitzende, der deutschnationale zu erreichen, daß dieser als Zeuge geladen Jasper, hielt sich streng an die Weisung, werde. Doch man ignorierte das einfach: nur einen gewöhnlichen Korruptionsfall zu sehen und verhinderte die Berührung aller heiklen Punkte.

Oberst von Hindenburg schwor, von nichts gewußt zu haben.

Es wäre ja glatter Selbstmord gewesen, Schleicher im Gerichtssaal über deutsche

gefälligen Richter und dem gefügigen Staats­anwalt auch sehr leicht eine Brücke schlagen lassen zu dem ganzen Korruptionssumpf, den der junkerliche Osten überhaupt darstellt.

Vielleicht kauft sich das Haus Hindenburg und kaufen sich seine Nachbarn wieder frei. Aber die Ehrenmänner wissen nun, daß der Ehrenmann Hitler ihre Köpfe in der Schlinge hat. Und das Ist die politisch bedeutungsvolle Seite des neuaufgerollten Falles Gereke!

Treue auspacken zu lassen! Man half sich aus der Klemme, indem man das dunkle Kapitel einfach den politischen Vergehen zuzählte, die unter die einschlägige Amnestie vom Dezember 1932 fielen. So blieb Deutsches Arbeitslos

Gereke übrig. Im

Die Leipziger Mitteilung wird gewissen So wurde es unmöglich gemacht, die Frage an­feinen Herren in Deutschland wie ein Schreck zuschneiden, ob nicht gar Gelder aus dem in die Glieder gefahren sein. Das war die un- Hindenburg - Wahlfonds nach dem Gut Neudek verkennbare Absicht der Hitler - Regierung: Sie gewandert waren. Vollendeter Ehrenmann, der nur der Korruptionsfall will gegen die Leute, die schon monarchistische er ist, ließ der Präsidentensohn seinen Busen- Reichspräsidentenpalais konnte man erleichtert Morgenluft witterten, einen Korruptions- Skan- freund Gereke vollkommen fallen. Auch der aufatmen und auch auf manchen gutsnachbar­dal entfesseln, daß ihnen für lange Zeit die Gentleman Meißner benahm sich nicht anders lichen Höfen in der Neudecker Gegend. Und Lust zu Fronde- Versuchen vergeht. Der Stoß und trug das Seinige dazu bei, daß Gereke nun macht Hitler von der Waffe Gebrauch, zielt aber noch weiter! Er soll einen Kreis als schwarzer Korruptionist dastand. Aus ihm die er für einen spätern Tag in der Hand be­treffen, der noch immer den letzten imperato- sprach deutlich die Angst vor Hitler und außer- halten hat. Diesmal wird wohl die Prozeßregie rischen Unterwerfungs- Plänen Hitlers hindernd dem wollte er im Dritten Reiche noch weiter den neuen Verhältnissen angepaẞt sein. Man im Wege steht: die Personen um Hindenburg und, womöglich, der Reichspräsident selber

sollen diskreditiert werden!

Damals, im Juni vorigen Jahres, als Ge­recke auf der Anklagebank saß und auch die Frage erörtert werden sollte,

was aus den in beträchtlicher Menge übrig­gebliebenen Geldern des Hindenburg - Wahl­ausschusses geworden war,

wurden durch die erforderlichen Zeugen- Mein­eide und durch die Prozeßregie des gehörig instruierten Gerichtsvorsitzenden, der einfach alle verfänglichen Fragen im weiten Umkreis abschnitt, die dunklen Punkte aus der Beleuch­tung ausgeschlossen. Die Bloßstellung des Hindenburg - Kreises paßte zu jener Zeit den braunen Machthabern noch nicht in den Kram; sie brauchten noch den alten Herrn und woll­ten es sich auch nicht mit einer noch einfluß­reichen Clique verderben. Seitdem sind in der politischen Landschaft erhebliche Veränderun­gen vor sich gegangen. Der Widerstand aus der monarchistisch- agrarischen Gegend wird unbequemer; er ist besonders fühlbar im Offi­zierskorps und in den hohen Kommandostellen der Reichswehr . Hitler zahlte die ihm von der deutschen Reaktion zugeflossenen Millionen in Gestalt von

über 200 Millionen Osthilfe- Geldern zurück. Er glaubte, die Ostelbier dadurch für immer bei der Stange zu halten. Aber dann erlebte auch er die deutsche Treue. Und nun greift der Ehrenmann zu dem schon von Schleicher allerdings mit katastrophalem Ergebnis versuchten Rezept, über die an­deren Ehrenmänner auszupacken.

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Gerecke ist damals nur wegen der Untreue, die er gegenüber der Landvolk- Verbandszeit­schrift begangen haben soll, zu zweieinhalb Jahren Gefängnis und hunderttausend Mark Geldstrafe verurteilt worden. Den engelsreinen Herren Deutschlands genügte die Verurteilung in diesem einen Falle, weil dadurch ihren pro­pagandistischen Bedürfnissen entsprochen und zugleich auch die treibende Kraft eines Wider­standskreises erledigt wurde. Durch die Auf­rollung der Affäre Hindenburg- Wahlfonds wel­tet sich aber nunmehr der mehr oder minder bedeutungsvolle Korruptionsfall zu einem poli­tischen Vorgang, dessen Zielrichtung zwar heute schon erkennbar, der aber in seinen Auswirkungen noch nicht zu übersehen ist.

Gerecke war in den letzten zwei Jahren vor Hitler Vertrauensmann im Hause Hindenburg .

Der alte Herr hatte diesen jungen Mann in sein Herz geschlossen, und auch der Oberst von Hindenburg war mit ihm dick befreundet. Sogar noch nach dem 30. Januar war er häu­figer Besucher im Reichspräsidentenpalais. Man mußte ihn beseitigen und jener Keudell, der einige Monate vorher lohnenden Anschluß an Hitler gefunden hatte, übernahm es ge­gen spätere Barzahlung in Gestalt eines fetten Postens im Dritten Reiche Gerecke zu denunzieren. Man brachte den Fall von Göring und der griff zu, weil er nun die längst her­beigesehnte Gelegenheit hatte, die eigenen Schweinereien zu verdecken und die feinen Leute auf die Anklagebank zu bringen.

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Der ganze Herrenklub sollte erledigt werden.

Schon die sehr eingehende Erörterung der Frage, ob sich Gereke Verbandsgelder in die eigene Tasche gesteckt hatte, ließ einen tiefen Blick werfen in den Hort deutscher Treue und deutscher Herrenmoral. Aber es wurde erst richtig brenzlig, als man darauf zu sprechen kommen wollte, wo die nichtverbrauchten Gel­

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Revolte und Revolution.

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Untertäniger erzwungener Dank für Almosen.

Im Deutschen Textilarbeiter" ist fett­gedruckt folgendes zu lesen:

,, Die Firma Edelhoff und Schulte A.-G. in Gruiten( Rheinland ) gab ihren Arbeitern und Angestellten etwa 14 Tage vor Weih­nachten ein Darlehen von 20 RM. Die Rückzahlung erfolgt in kleinen Wo­chenraten und muß bis Ende März 1934 er­folgt sein. Auf Vorstellung des Betriebsrates bekamen die Werksangehörigen ein Weih­nachtsgeschenk von 10 bis 2 RM. in bar. Der Firma Edelhoff und Schulte A.-G. in Gruiten an dieser Stelle unser herzlichster Dank und ein dankbares Sieg Hell" unserem Volks­kanzler."

Der Betriebsrat und die Arbeiter und Ange­stellten der Firma Edelhoff u. Schulte A.-G., Gruiten( Rheinland ).

Wem steigt nicht die Schamröte ins Gesicht, wenn er ein derartiges Gewinsel liest! Ein Be­triebsrat, der dem Unternehmer untertänig Dank sagt, weil er einen Weihrachtsvorschuß ge­geben hat und eine Gratifikation, die sich, un­terschiedlich, von 2 Mark( in Worten zwei) bis zu 10 Mark aufwärts( für die Bonzenchargen) erstreckt!

Das ,, Dritte Reich " hat die Arbeiter zu Skla­ven erniedrigt! Zu Bettlern, die ein Weihnachts­geschenk von 2 Mark mit einem öffentlichen ,, dankbaren Sieg- Heil" quittieren müssen!

Festanzüge

ohne feste Preise

Das neudeutsche Arbeitsbeschaffungspro gramm nimmt immer sonderbarere Formen an. Nun wird der Arbeiter und Angestellte be­reits gezwungen, sich einen zweirelhigen blauen Anzug zu bestellen, um Schneider- und Textil­gewerbe zu beschäftigen. Für die Lieferanten besteht nur die. Vorschrift des Abstemplungs­zwanges für die verwendete Ware aus einer der vier zugelassenen Stoffqualitäten, dann soll noch ein besonderes Etikett unter dem. Aufhänger eines jeden Sakkos eingenäht wer den".

Mit dem Etikett soll kontrolliert werden, daß vorgeschriebenes Material verwendet wor­den ist. Im übrigen aber soll nach einer Be kanntmachung der Deutschen Schneider- Zel­tung" in der Preisgestaltung dem freien Spiel der Kräfte nach dem System des Liberalismus Raum gewährt werden. In der amtlichen Ge schäftsreklame wird betont:

Die Preise werden vom Schneidermel­ster selbst bestimmt. Es gibt also demnach keine festgesetzten Preise.... Der Ma B- schneiderei ist zugestanden worden, daß sie für die Anfertigung der ersten und zwei­ten Stoffqualität in Frage kommt, doch ist es auch gestattet, daß die Maßschneiderel Anzüge in der dritten und vierten Qualität anfertigen kann."

Arbeitsfront- Festanzüge konfektioniert oder nach Maß, in vier Stoffqualitäten zu beliebigen Preisen, das ist eine solche Vielheit von sozia­ler Gliederung, daß fast die Volksgemein­schaft in Gefahr geraten könnte. Aber auch hier sind Vorbeugungsmaßnahmen getroffen: Die Deutsche Schneiderzeitung" schreibt:

Die Machart des Anzuges haben wir genau festgelegt, eine Schnittaufstellung ist bereits schon gegeben worden."

Im übrigen wird Einheitlichkelt und Gleich­heit unter Beseitigung aller Klassengegensätze dadurch hergestellt, daß die Festanzüge sämt­lich einen deutschen Steinnußknopf mit Ho heitsabzeichen an Jackett und Weste erhalten.

Antreten zum Rassekursus! Die Staats­medizinische Akademie in Berlin- Charlotten­bung veranstaltete auf Veranlassung des preußi­schen Justizministers vom 12. bis 14. Februar im Hörsaal des Harnack- Hauses in Berlin­Dahlem einen Rassekurs. zu der 125 Richter und Strafanstaltsdirektoren amt­

lich befohlen wurden!