Infolge verschiedener Zusammenstöße von Straßenbahnwagen und Feuerwehrd coast namentlich infolge eines Ereignisses, das allem Anschein nach auf zu Hilfe gerufen werden, um entgleifte Wagen wieder auf die Vernichtung eines Menschenlebens hinausläuft, hatte Schienen zu bringen. Vor den Reichshallen am Dönhoffsplay hoben fich die Stimmung des Publikums immer mehr gegen die Direktion zahlreiche Personen einen elektrischen Wagen aus dem Geleise und gekehrt. stellten ihn schräg über die Schienen.( Wie unsre Leser wissen, handelt es Gegen 1/21 Uhr wurde nämlich von dem unkundigen Führer des fich dabei um einen Anhängewagen. Ned. d.„ V.".) Dabei schlugen sie Straßenbahnwagens 1962 am Moltenmarkt die große Scheibe ein. Der Wagen stand so von 21/2 bis 81/2 Uhr. Dann schoben ihn zehn Feuerwehrmänner nach der andren Seite des Dönhoffplages. Bei diefen Ausschreitungen vor den Reichshallen und auf dem Spittelmarkt wurden elf Personen von der Polizei festgenommen und nach der Wache des 40. Neviers in der Beuthstraße gebracht.
ein älterer Mann überfahren.
Nach den Augenzeugen liegt die Schuld bei dem„ Arbeitswilligen", der statt zu bremsen, ruhig weiter fuhr, als er das Unglüd vor Augen sah. Im hoffnungslosen Zustande wurde der Ueberfahrene nach einer Unfallstation gebracht. Der Vorgang erbitterte das Publikum aufs äußerste, so daß es der ganzen Anstrengung einiger Besonnenen bedurfte, um den Umstehenden klar zu machen, daß der eigentlich Schuldige weniger in der Person des Wagenführers als in der Direktion zu suchen fei, die in ihrer GewiffenTofigkeit einem Unkundigen das verantwortungsvolle Amt übertragen hatte.
Am Halleschen Ufer
in der Nähe des Halleschen Thors entgleifte der Motorwagen eines Ringbahnzugs gegen 2 Uhr nachmittags. Der ratlose Führer, ein Neuling, der nicht mehr vorwärts noch rückwärts konnte, mußte fich aus der schadenfrohen Menge, die sich rasch ansammelte, die höhnische Frage gefallen lassen, warum er nicht gleich in den ta na l hineingefahren wäre.
Auf der Endhaltestelle der nach Friedrichsberg fursterenden Wagen am Spittelmarkt hatte sich bereits am Vormittag eine Zwei Straßenbahn- Angestellte, die auf dem Spittelmarkt und vor größere Menschenmenge angefammelt, welche jede der ankommenden den Reichshallen geschlagen wurden, mußten sich auf den lufallund abfahrenden Tramways mit Zeichen des Unwillens be- stationen in der Brüder- und Kronenstraße verbinden lassen. Der grüßte und den amtierenden Schaffnern und Wagenführern Vor- alte Weichensteller 2oth, der seit langen Jahren auf dem haltungen machte. Später aber begnügte man sich nicht mehr mit Spittelmarkt beschäftigt ist, wurde bei dem Widerstand, den er den dieser Demonstration, man hielt die über den Spittelmarkt Excedenten leistete, mit Stücken eines von den Pferden ab= fahrenden Pferdebahnwagen an und spannte die Pferde aus. fo Die Polizei that ihr möglichstes, doch waren die Schuyleute ziemlich geschnittenen Sielzengs so lange gefchlagen, bis er besinnungslos zusammenbrach. Die Polizei mußte ihn in ein Krankenhaus machtlos. Gegen 1 Uhr mittags fand durch das genannte Aufhalten bringen. Bei der Entgleisung am Halleschen üfer, die, wie nachder Fuhrwerke in der Leipzigerstraße eine größere Verkehrs- träglich festgestellt worden ist, dadurch herbeigeführt wurde, daß störung statt. Von einem Pferdebahnwagen der Linie Küstriner man Eisenstüde in eine Weiche legte, fam der Inspektor Plaz- Zoologischer Garten waren die Pferde ausgespannt und in witte in Gefahr. Witte wurde telephonisch herbeigerufen, um Rat den Tiesschen Neubau hineingeführt worden. Die Arbeiter zu schaffen. Er trug bürgerliche Kleidung, wurde aber dennoch verschlossen begreiflicherweise den Bauzaun und als Polizeibeamte erkannt, als ein Angestellter ihn Herr Inspektor endlich nach längerem Bemühen Zutritt fanden, waren die nannte. Die Menge umringte ihn nun und versuchte ihn über Pferde verschwunden. Sie wurden später in der Krausen das Geländer hinweg in den Kanal zu drängen(?) Die Polizei straße wieder aufgefunden. mußte ihn befreien. In Rigdorf soll, was sehr unwahrscheinlich Weitere Bekundungen des Unwillens. flingt, aus einer Schankwirtschaft auf einen Wagen geschossen worden sein. Gegen 1/22 Uhr nachmittags passierte der Pferdebahnwagen 254 In der Alten Jakobstraße wurden von einem Wagen der Treptower der Linie Moabit- Schlesischer Bahnhof vom Spittelmarkt kommend. Linie die Scheiben zertrümmert. Der Schaffner wurde ge= die Leipzigerstraße am Dönhoffsplay. Der Kutscher, bisher ein schlagen, der Führer ließ den Wagen stehen und lief Weichensteller, wurde vom Publikum aufgefordert, nicht weiter davon. In der Leipzigerstraße in der Nähe des Leipziger Platzes zu fahren und während eine Anzahl Männer die Pferde fest wurden einem Wagen die Pferde ausgespannt. Man schirrte die Pferde hielten und so den Wagen zum Stehen brachten, eilte der Kondukteur ab und ließ sie laufen; das Geschirr zerriß man und warf es weg. nach dem Vorderperron. Er ergriff den eisernen Haken, mit welchem Schmuß aller Art, der den Angestellten galt, traf vielfach auch die Fahrgäste. er die Weichen ſtellte, und Icing damit auf bieten Stoß der Zeit die Bremsschläuche und Kontakte von den were mist In der Frankfurter Allee wurden die Führer umringt und während ab= ein. Ein älterer Mann und ein 15jähriger Knabe erhielten Kopfwunden und nun stürzte sich die wütende Volksmenge auf den geriffen, so daß die Wagen nicht mehr Schaffner. Der Beamte flüchtete, die Thüren des Wagens ver: In den Vororten Tegel , Wilmersdorf , Friedenau , Grimewald werden konnten und außer Betrieb gesetzt werden mußten. schließend, in denselben. Nun schlug das Publikum die Fenster ein und holte so den Mann heraus. Es gelang den hinzugeeilten Ecugleuten, den Schaffner aus den Händen seiner Angreifer zu befreien, doch hatte er bereits mehrere Verlegungen davon getragen, so daß er nach der Unfallstation in der Stronenstraße geschafft werden mußte. Bei diesem Exceß wurden auch die Fenster scheiben des nachfolgenden Anhängewagens der Linie CentralviehhofMorigplay zertrümmert. Da die Schuhmannschaft an dieser Stelle nicht zahlreich genug war, um weitere Vorgänge dieser Art zu verhüten, so wurde im Laufe des Nachmittags eine Abteilung berittener und Fußschußleute nach dem Dönhoffsplay beordert. hat einen
Abermals entsteht am Dönhoffs- Platz eine Stauung. Man
Anhängewagen ausgehoben
und quer über die Schienen gestellt, einige Motorwagen müssen vor diesem Hindernis Halt machen. Tausende von Menschen, das zwischen ein große Anzahl Schußleute, stehen auf den Fuß wegen. Aber niemand findet sich, der das Hindernis beseitigen hülfe, wozu sonst immer bereite Hände da find. Weder im Publikum, noch unter den Führern der zahlreichen Fuhrwerke, die ebenfalls aufgehalten find. Nichts als Bergnügen sieht man auf den Gesichtern der Tausende, und Wize fliegen hin und her, einer immer bösartiger wie der andre. Die Polizisten fahnden auf irgend einen Uebelthäter; jegt bringt einer einen zerlumpten fleinen Burschen am Kragen dahergeschleppt und sofort erhebt sich ein fürchterliches Gejohle; alles drängt nach dieser Stelle, dem Polizisten nach. Die haltenden Straßenbahn Wagen find belagert von Umstehenden, die heftig auf die Streilbrecher einreden.
Weiter bis zum
Spittelmarkte
und Lichtenberg Friedrichsberg kamen Ausschreitungen nicht vor, Gendarm oder Gemeindediener jeden Wagen begleitete. Ein Gesuch da auf Anordnung der Landrate ein Polizeibeamter, an das Polizeipräsidium, auch in Berlin den Wagen eine weil man die Unmöglichkeit einfah, ein solches Verlangen zu er polizeiliche Bedeckung beizugeben, wurde abgelehnt, wohl füllen. Daher würde bald nach Mittag der
Betrieb ganz eingestellt.
Die Ausschreitungen in den verschiedensten Stadtteilen führten dahin, daß die Leute, die einige Fahrten gemacht hatten, Con= troleure, Inspektoren und Neueingestellte, sich weigerten den Dienst fortzusehen, da sie glaubten, ihres Lebens nicht mehr sicher zu sein. Mit der Einstellung des Betriebs hörten die Ausschreitungen von felbft auf. An den Bahnhöfen, die ges schlossen wurden, war alles ruhig. Die ausständigen Angestellten hielten sich nicht nur von den Bahnhöfen, sondern auch von den Straßen fern, so weit sie nicht durch bürgerliche Kleidung sich untenntlich gemacht hatten. Die Polizei hatte an den Bahnhöfen und den Hauptverkehrsplägen verstärkte Schußmannsposten aufgestellt. Berittene Patrouillen durchstreiften verschiedene Straßenzüge.
So die Mitteilungen der Korrespondenz.
Im großen ganzen muß man der Schumannschaft nachsagen, daß fie fich verständig benahm und fich feineswegs besonders geneigt zeigte, zu Gunsten der in der Bevölkerung verhaßten Großen Berliner übereifrig ins Zeug zu gehen.
Die Frauen der Straßenbahner
Nürnbergerstraße
nehmen lebhaften Anteil an dem Kampf ihrer Männer, sind sie es doch, die in erster Linie unter den elenden Löhnen ihrer Männer und auf diesem dasselbe Bild. Auch hier Tausende Neugieriger, aber leiden haben. In aktiver Weise griff eine Frau in der Nähe des Depots in der ein. tein Straßenbahnwagen. Jetzt scheint das Hindernis am Dönhoffs. Sie erwartete ihren Mann, der am Morgen doch zum Fahren an plage beseitigt zu fein; es fommt ein elektrischer Wagen dahergefahren. getreten tvar. Als er mit seinem Wagen zurüdfehrte, machte sie Aus der Masse der Buschauer springen einige auf ihn zu und reden ihm ob feines unsolidarischen Verhaltens heftige heftig auf den Führer ein; der Führer greift nach seinem Eisen- Vorwürfe und nahm ihn mit nach Hause. Auch stabe, um die Weiche zu stellen. Da springt ein kleiner Bursche vor- sonst hatten sich hier und da Frauen in der Nähe der Depots einüber und schlägt ihm den Stab aus der Hand. Wieder gefunden; gruppenweise standen sie zusammen und diskutierten über Johlen und Schreien dahin und dorthin; dort bildet sich ein neuer Sie Situation. Ihrem berechtigten Groll gegen die Direktion, welche Haufen, Polizisten eilen hinzu, vergnügt schreit alles durcheinander. die Lebenskraft ihrer Männer auf das unverantwort Ein für die Stimmung des Bublifums bezeichnender Vorgang lich ste verwüstet, machten fie oft in der drastischten spielte sich gegen 4 Uhr in der Beuthstraße ab. Von einer Weise Luft. Anzahl Leute gefolgt tam ein Mann des Weges, der einige Personen, die einen Straßenbahnwagen am Weiterfahren verhindert hatten, der Polizei denunziert haben sollte. Bald fielen
Preßstimmen zum Ausstand.
Worte wie" chtgroichenjunge", und im selben Augenblick Nicht unintereffant ift die Stellung der bürgerlichen Breffe zum wurde an dem Fremden eine sehr fühlbare Lynch justiz verübt. Unter großer Mühe gelang es dem Verprügelten schließlich, im Ausstand. Soweit die Abendblätter in Betracht kommen, läßt sich Hause Beuthstraße 4, wo ein Polizeibureau ist, Unterkunft zu finden. sagen, daß im Grunde nur ein einziges Organ es zu gemeingefähr= Kamen so hier und da auf seiten des Publikums Ausschreitungen| lichen Verhegungen, zum wütenden Gefauche bringt. Es ist dies vor, so fehlte es andrerseits im Straßenbilde nicht an humorvollen die von Grubenbaronen und Metallindustriellen ausgehaltene Zeitung Vorängen. Berliner Neueste Nachrichten". Das Blatt möchte nicht Ein hübsches Bild hatte einer unsrer Freunde in der Chaussee- mehr und nicht weniger, als die ftreitenden Straßenbahner ins straße zu beobachten Gelegenheit. Es war Mittagszeit, in hellen 3 u chthaus bringen. Man höre: Echaren tamen die Kinder aus der Gemeindeschule her aus, als ein Straßenbahnwagen den Kleinen in den Weg fuhr. Sofort hatten einige hundert Knaben und Mädchen den Wagen umringt, so daß er nicht weiter fahren konnte, und mit heller Stimme riefen fie dem Wagenführer das Wort„ Streitbrecher" ins Gesicht. Beschämt und verlegen stand der Bedauernswerte, ein Controleur, auf seinem Play, bis einige Schuyleute sich gegen die von Entrüstung ergriffenen Rinder wandten und sie zum Weitergehen veranlaßten. Die lebhafte Erbitterung der Berliner Einwohnerschaft schildert eine bürgerliche Korrespondenz noch in folgenden Mitteilungen, deren Richtigkeit im einzelnen wir jedoch dahingestellt fein lassen wollen: Die Ausschreitungen auf dem
Alexanderplate
Nicht befreunden tönnen wir uns mit ber mangelnden Klar heit in den Zugeständnissen der Geschäftsleitung. Für die Forde rung der arbeitsfreien Tage z. B. gab es nur ein Ja oder ein
Nein, aber nicht beides zur Hälfte. Denn das sehen wir
in dem Versprechen, die arbeitsfreien Tage zu gewähren, soweit irgend möglich". Ebenso scheint uns die Einrichtung eines Beschwerdewegs von den Angestellten bis zur Geschäftsleitung hinauf nicht weitherzig genug gedacht zu sein. Derartige Einrichtungen sichern ja geradezu die amtliche Macht, weil das Beschreiten des Beschwerdewegs deren Aner tenmung ansbrückt. Es ist jedenfalls beffer, die Angestellten verhandeln mit der Geschäftsleitung über Mißstände, als daß fie etwa den Verband der Verkehrs- und Transportarbeiter zum Antvalt ihrer Angelegenheiten machen.
Die Geschäftsleitung hätte ihre Zugeständnisse so fassen müssen, daß sie keinen Einwänden, wie den vorerwähnten, ausgefekt waren, und dann auf Ihrem Standpunkt beharren können, wie sie es ja thut. Wir hoffen, daß der Streik dennoch einen Verlauf nehmen möge, bei dem einerseits die Rechte des Unternehmertums voll gewahrt werden, und bei dem auch die berechtigten Wünsche der Ausständigen ihre Erfüllung finden. Die Deutsche Tageszeitung" bemußt den Trick, die Socialdemokratie als Wauwau hinzustellen:
"
Daß die Straßenbahn ihre Angestellten hinsichtlich der Arbeitszeit und des Lohns nicht so behandelt hat, Ivie fie es fomite und mußte, darüber herrscht wohl nirgends ein Zweifel, und nach dieser Richtung hin muß man mit den Angestellten entschieden Sympathien haben. Daß fie sich aber mit der Socialdemokratie eingelassen und Forderungen auf Beseitigung einiger ihnen unbequemen Beamten gestellt habent, die von der Direktion beim besten Willen nicht zugestanden werden können, ist in ihrem eigenen Intereffe zu bedauern, denn dadurch wird das Urteil zu ihren Ungunsten verSchoben."
Eine Ansicht, die den Thatsachen erheblich zuwiderläuft!
"
Die fortschrittlichen Blätter tadeln selbstverständlich die Große". Cogar der off. 8tg." erscheint, nachdem fie pflichtgemäß über Kontraftbruch der Angestellten gejammert, das Verhalten der Direktion bedenklich.
Der Streit zwischen der Leitung der Straßenbahn- Gesellschaft und ihren Angestellten ist eine Angelegenheit, die nicht nur diese beiden Parteien angeht. Er kann deshalb auch nicht ausschließlich Es ist un vom privatrechtlichen Standpunkt behandelt werden. abweislich, daß sich auch die städtischen Behörden, zumal bei den engen Beziehungen der Gesellschaft zu der Stadtverwaltung mit dem Aus stande beschäftigen. Und es ist zu erwarten, daß eine fachgemäße Einwirtung und Vermittlung des Magistrats au einer unverzüglichen WiederHerstellung geordneter Verkehrsverhältnisse führen wird."
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Das freisimmige Blatt hätte der Wahrheit die Ehre geben und hinzufügen sollen, daß es die Direktion war, an deren Prozenfum jeder Einigungsversuch scheiterte. Aus der Berliner Beitung" entnehmen wir folgende Betrachtung: Tiefer als sonst ein Arbeiterausstand wird der gegenwärtige in das Leben der Berliner Bevölkerung eingreifen, und in Handel und Wandel wird er eine schier unabsehbare Fülle von Unzuträglichteiten herbeiführen. Aber darin wird die Bevölkerung Berlins einig fein: Für die Schäden, unter denen der Berliner Verkehr in den nächsten Tagen, in den nächsten Wochen vielleicht, zu leiden haben wird, sind nicht die Streitenden verantwortlich zu machen, welde ruhig und besonnen um eine geringe Verbesserung ihrer materiellen Lage kämpfen, die Verantwortung trägt die Verwaltung der Großen", welche es an socialer Für forge für ihre Angestellten von jeher in geradezu sträflicher Weise hat fehlen lassen, und welche auch jetzt, pochend auf ihre groß tapitalistische Uebermacht und auf die Vorteile, welche ihr das Betriebsmonopol gewährt, den Krieg mit den Beamten aufnimmt, wo sie bei einigem guten Willen ben Frieden haben tönnte."
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Verständige Worte findet die Bolts- Zeitung":
„ Und was soll die Vergewaltigung der Angestellten bedeuten, tvenu ihnen angesonnen wird, aus dem Central Verband der Handels, Transport- und Berkehrsarbeiter auszutreten? Schon um diefes einen Anfinnens willen müßten, wie in der FeenpalastVersammlung der Schaffner Müller mit vollem Recht ausführte, die Angestellten in den Streit eintreten, wenn sie vor sich selber noch Achtung haben wollten. Schreiben die Schaffner den Direktoren vor, welchem Verein sie ange hören dürfen oder nicht? Die Angestellten sind mündig; sie haben ihre politischen Grundrechte nicht zugleich mit ihrer Arbeitskraft für fargen Lohn an die Direktion verkauft. Es ist cin Schlag ins Gesicht, eine schwere Kränkung an der politischen Ehre der Angestellten, wenn ihnen die Direktion diftieren will, wie sie ihr gesetzlich verbürgtes Koalitionsrecht am besten zu wahren oder aber am willigsten mit Füßen zu treten haben! Schon um dieser einen Zumutung willen war der Eintritt in den Streif ein absolut unvermeidbarer Aft der Notwehr. Hier handelt es fich um weit mehr, als um einen Kampf um Lohngroschen: hier handelt es sich um die Verteidigung eines idealen Guts, eines gefährdeten sittlichen Besizes, eines Menschenrechts, das mit der persönlichen Würde des einzelnen Individuums eng verknüpft ift. Und wenn sonst nichts vorläge, was die Gympathieen der Bevölkerung dem Unternehmen abe und den Angestellten zu wenden muß dieses eine Moment muß jeden besonnenen und politisch geschulten Menschen bewegen, sich auf die Seite der Streitenden zu stellen.
198.
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Reichstag.
iung. Sonnabend, den 19. Mai 1900, 1 hr. Ein Ausstand, der ein dem allgemeinen Verkehr dienendes Die dritte Beratung der lex Heinze wird fortgesetzt. großes Unternehmen trifft, ruft Störungen und Gefahren öffent- Präsident Graf Ballestrem: Es ist eine Reihe von Anträgen licher Art hervor, gegen die der Staat als hüter der öffentlichen eingegangen, die zu den S§§ 361 und 362 gestellt sind.( Seiterkeit.) Ordnung besondere Vorsicht zeigen und befondere Vorkehrungen Ich stelle die Unterstützungsfrage.( Es erheben sich die freifinnigen treffen muß. Die deutschen Staatsbahnen haben mit aller Energie Gruppen mit Ausnahme des Abg. Schmidt- Elberfeld( frs. Bp.) und und mit gutem Erfolg die Socialdemokratie wenigstens von die Socialdemokraten.)
Abg. Dr. v. Jagdzewski( Pole), zur Geschäftsordnung:
offener Bethätigung im Heere ihrer Angestellten fernzuhalten gesid Ferner ist ein Antrag Dr. Spahn und Dr. v. Levegotv einwußt. Der vor etwa 5 Jahren in Hamburg gegründete focial- gegangen( Schlußbestimmung: Dieses Geses tritt am 1. Auguſt demokratische Eisenbahner- Verband hat wenig Fuß faffen tönnen. 1900 in Straft"). 8ur Unterstützung erheben sich die Konservativen Die Staatsbahn Verwaltungen entlassen jeden und das Centrum. Angestellten, der sich ihm anschließt, oder sein Organ, den Weckruf" hält. Man tann es nur begrüßen, wenn Um teinen Zweifel darüber zu laffen, weshalb meine Freunde die Berliner Straßenbahn den gleichen Weg beschreitet; er zwingt sich förmlich auf. Als im Lauf der letzten Jahre abzugeben: Wir haben bis jetzt mit der Mehrheit für die Bestimmungen gegen den Schlußantrag stimmen werden, habe ich folgende Erklärung bei den französischen und italienischen Privatbahnen Ausstände bieses Gefeßes gestimmt, obgleich wir uns nicht verhehlen, daß die ausgebrochen waren, da wurden nicht bloß scharfe polizeiliche und militärische Vorkehrungen getroffen, sondern auch Geseze gemacht, fönnen wir nicht solange die Minoritat des Hauses in den Faffung einzelner Paragraphen nicht ganz glücklich ist. Dagegen welche die Berleitung zum Streit und unter Bedingungen den Grenzen der Geschäftsordnung die ihr nicht zusagende Vorlage Streit bei Eisenbahnen mit außerordentlich scharfen Strafen be- bekämpft, diese Minorität daran hindern, daß fie ihre abdrohten. Auch das deutsche Suchthausgefes" weichende Meinung äußert. Wir müssen pflichtmäßig felbft ben die Reichstags- Mehrheit zum Triumph Schein meiden, daß wir irgend einer Partei die Rebefreiheit beSocialdemokratie totschlug, enthielt eine dahingehende Bestimmung schränken oder einengen wollen.( Bravo ! links). Wir werden bei dieser und zwar war dies gerade der einzige Paragraph, der bei prinzipiellen Saltung bleiben, folange nicht ein zwingender Grund schweren Umständen die Buchthausstrafe aus- borliegt, sie aufzugeben. sprach. Bei richtigem und energischem Verhalten aller maß Sierauf tritt das Haus in die namentliche Abstimmung über gebenden Faktoren wird man jegt wenigstens auch ohne dies der den gestern gestellten Schlußantrag ein. Der Schlußantrag wird neuesten socialdemokratischen(!) Demonstration in mit 185 gegen 118 Stimmen bei einer Stimmenenthaltung anBerlin Herr werden. genommen. Von solcher Roheit hält sich selbst die Stummsche„ Post" Präsident Graf Ballestrem:
das der
dauerten bis 21/2 Uhr. Ueber den Verlauf werden noch folgende Einzelheiten mitgeteilt. Nachdem in der Nähe des Plages in der Königstraße ein Wagen zum Entgleifen gebracht worden, stürmte eine große Menschenmenge nach dem Plaze selbst. Hier wurden mun gerade die roten Anschläge der Direktion an die Säulen geklebt. Die Menge riß die Plakate, durch die die Angestellten aufgefordert werden, zur Arbeit zuriidzukehren, sofort von den Säulen herab. Als die Polizei hiergegen einschritt, wurden die Ansammlungen noch stärker. Der Bezirkshauptmann, der vom Reviervorstand benachrichtigt wurde, zog daher auch die Schußmannschaften der Hauptmannschaft heran, und schließlich wurde auch noch die Reservewache und die berittene Abteilung alarmiert. Die Polizei zerstreute die Menge in die Straßen, die auf den Alexanderplatz einmünden, große Haufen aber fehrten immer wieder zurück und sammelten sich an den zahlreichen Haltestellen unter dem Vorwande, daß sie auf einen Straßenbahnwagen warteten, um mitzufahren. Jedesmal wenn dann ein Wagen kami, wurde er gestürmt. Erst um 2/2 Uhr fern. Nachdem dies Blatt das unverschämte Verlangen der Straßen- Wir kommen munmehr zur Abstimmung über den§ 362 und die hatten sich die Massen soweit verlaufen, daß die Schußmannschaft bahn- Direktion, daß die Angestellten ihre Organisation verraten, dazu gestellten Anträge Bech- Coburg 672, Haußmann- Böblingen 824, abrüden fonnte, bis auf verstärkte Posten, die vorsichtshalber am zwar als„ fachlich berechtigt", jedoch als einen vielleicht tattischen Dr. Müller- Meiningen 823, die Zufaganträge Seine 820, 821, 822, Play blieben. Mehrmals mußte die Fehler bezeichnet hat, fährt es fort: und der Eventualanträge Albrecht u. Gen. 613 und der Anträge