Kommen die Habsburger ?

Monarchien ohne Monarchen

Weltkriegsgefahr

suchte diese Gerüchte mit Brutalität zt unterdrücken.

Die Kirchenbehörden versuchten, die Angele­genheit zu vertuschen. Da aber eine Reihe unparteilscher Bürger die Schweinerei nicht decken wollten, sah sich die Staats­anwaltschaft schließlich gezwungen, einzugrei­Wien, 20. März. ist das eine Finte, der überhaupt keine| fahr da, von der einmal Palcky gespro- fen. Der Eingriff geschah auf diese Weise, chen hat, daß die Tschechen im deutschen daß der Oberstaatsanwalt persönlich in die Seit der blutigen Niederwerfung der Bedeutung zukommt. österreichischen Sozialdemokratie hat die Ernsthafter ist der Versuch, die Re- Meer ertrinken. Man unterschätze die Be- Wohnung des Jugendlichen Landesbischofs ging, Agitation und, was weit wichtiger ist, das stauration der Habsburger als den feste- mühungen um eine Versöhnung Nazi- um ihn zu vernehmen. Beye leugnete bei die­Diplomatenspiel hinter den Kulissen um sten Schutzwall gegen Hitler und den An- Heimwehr nicht. Hier liegt einer der ge- ser Vernehmung alles ab. die Rückkehr der Habsburger bedrohliche schluß darzustellen, eine Argumentation, fährlichsten Punkte im außenpolitischen Formen angenommen. Die Gleichschal- mit der man hauptsächlich in Frankreich System unserer Tage; denn von da aus tung Oesterreichs mit Ungarn , die in Rom zugunsten des Legitimismus Eindruck zu kann der neue europäische Krieg begin­vorgenommen wurde, ergab automatisch machen hofft. In Wirklichkeit ist auch nen, dessen Furchtbarkeiten wir nicht erst die monarchistische Linie. dieses Argument falsch. Die Konzeption ausmalen müssen.

der Monarchisten ist eine andere. Sie geht Es ist ein sehr gefährliches Spiel, das Eine Habsburgerrestauration ist mehr unter anderem aus zahlreichen Reden des in Oesterreich getrieben wird und es muß als eine staatsrechtliche Frage; rein innen- Fey, in denen er um die Liebe und Mit- daher jetzt schon die Verantwortlichkeit politisch gesehen dürfte man sie sehr kühl arbeit der Nazi warb, klar hervor: daß der Fey und Dollfuẞ festgestellt werden, als eine uninteressante Angelegenheit be- Oesterreich und Ungarn nicht imstande auch wenn die Herren, mit aller Bauern­trachten, gewissermaßen als das Orna- sind, alle in den status quo von 1914 wie- schlauheit, zunächst einmal von den Habs­ment, das noch fehlt, damit die Dreiheit der herzustellen ist selbst den österreichi- burgern eine Zeitlang gar nicht sprechen " Gott , Kaiser , Vaterland", in deren Namen schen Monarchisten klar. Die habsbur- werden. die Arbeiterbewegung umgebracht wurde, Das ist nämlich die wichtigste Seite gische Aktion muß also von vornherein wieder komplett sei. Innenpolitisch könn- mit Hilfe rechnen. Die erste gegebene des Problems: während die Staatsmänner ten die Habsburger nichts Schlimmeres Hilfe wäre die Italiens . Sie wäre vor- Europas vor der Restauration der Habs­mehr dem österreichischen Volke antun, wiegend gegen Südslawien einzusetzen. burger in Oesterreich warnen, ist als ihm Fey und Dollfuß schon getan Damit rechnet man nicht nur in Oester- diese Restauration im Wesen schon hat. Rechtloser als das Individuum heute in Oesterreich schon ist, kann es nicht reich, sondern auch in Italien . Das italie­

vollzogen.

nische Aufmarschgebiet wäre Kärnten . Ob in Ungarn ein Horthy oder ein Habs­

Ein italienisch- Südslawischer Kon­flikt oder ein ungarisch - südslawi­scher Konflikt kann nicht lokalisiert werden;

Als daraufhin der Oberstaatsanwalt sich bemühte, einen anderen Zeugen, der Beye belasten konnte, zu vernehmen, drang plötz­lich eine von Beye gegründete kirch­liche Kampfstaffel" in das Verneh­mungslokal ein, versuchte, den Oberstaats­anwalt an der Vernehmung zu hindern und ihn unter Druck zu setzen. Dabei wurden die Angehörigen der Kampfstaffel gegen den Oberstaatsanwalt tätlich. Sie versuchten, ihn mit den Worten: ,, Hier bestimmen wir! Ob der da vernimmt oder nicht, ist ganz egal!" auf die Seite zu schie­ben. Der Führer dieser Kirchenkampfstaffel sagte später vor der Kriminalpolizei aus, daß alle Aktionen der Kirchenkampfstaffel vor­her mit dem Landesbischof be­sprochen waren und seine Billigung ge­funden hatten.

Nachdem der Oberstaatsanwalt seine Er­

mehr werden, und ob nun die Arbeiter- Die italienischen Straßen- und Bahnbau- burger auf dem Thron in der Burg von mittlungen abgeschlossen hatte, sah er ganz bewegung und das Arbeitsrecht im Na­men des Habsburgerkaisers oder im Na- ten der letzten Jahre zeigen, wie ernsthaft Ofen sitzt, ist ganz gleichgültig; wesentlich klar, daß der Landesbischof als Betrüger ver­men eines ebensowenig legitimierten Dik- man sich in Rom mit diesem Aufmarsch- ist, daß in Budapest habsburgische urteilt werden müsse. Darum setzte er sich tators erledigt wird, das ist gleichgültig. gebiet befaßt, und schließlich: daß Italien Politik gemacht wird. Ob in Wien im auf den Zug und fuhr zum Reichsbischof in Klagenfurt und in Villach , das eine Ballhauspalais ein Minister des Aeußeren Müller, dem er den ganzen Sachverhalt vor­Eine Habsburgerrestauration ist aber Bahnstunde von Klagenfurt entfernt ist, je und des kaiserlichen und königlichen Hau - trug. Daraufhin mußte Beye, fünf Minuten vor gar keine österreichische, sondern eine einen Konsul sitzen hat, das ist bezeich- ses sitzt oder ein Bundeskanzler, das ist Toresschluß, d. h. vor Terminsbeginn sein Amt europäische Frage. Sie muß mit Natur- nend genug. ganz und gar gleichgültig. Wesentlich ist als Landesbischof niederlegen. Vorher war die notwendigkeit die neue mitteleuropäische aufgeflogen. Eine es, daß in Wien habsburgische Po- Kirchenregierung schon Ordnung auflösen. Eine Revision von litik gemacht wird; wesentlich, daß nun Reihe nationalsozialistischer Staatsräte hatten Saint Germain und Trianon muß mit der in Budapest und in Wien in gleicher Rich- ihre Aemter zur Verfügung gestellt, weil ihnen Vorherrschaft der Habsburger im Donau­tung gearbeitet wird. Ob irgend ein Otto ihr oberster Seelenhirt zu anrüchig war. raum enden. Die Habsburgerfrage ist als Ornament auf irgend einem Thronses- Nunmehr ließ auch der aus den Braun­demnach der Explosivstoff in Europa . Das die Kleine Entente muß eingreifen; die selchen sitzt, ist egal; auch die Monarchi- schweiger Mordaffären an Gewerkschaftsbe­ist der Grund, warum die Aufrollung der neue, mittelgroße Entente, Italien , Oester- sten überschätzen die politische Potenz amten bekanntgewordene jugendliche Nazi­Habsburgerfrage durch das reaktionäre reich, Ungarn , muß also noch einen Bun- ihres Ornamentes nicht. Eine schlaue justizminister Alpers seinen Landsknechts­Oesterreich die Staatsmänner der kleinen desgenossen haben. Dieser Bundes ge- monarchistische Politik wird nie daran kameraden Beye fallen. Damit nahm das Entente dazu bewogen hat, vor der Re- nosse ist das braune Deutsch - denken, ihr Ornament in ein Oesterreich Schicksal seinen Lauf. Nach zweitägiger aktivierung der Monarchie in Oesterreich , I and. zurückzubringen, das noch nicht zu Ende schwerer Gerichtsverhandlung wurde auf das Die Bemühungen der österreichischen restauriert ist; eine zielbewußte habsbur- oben zitierte Urteil erkannt. In der Urteils­Die monarchistischen Kreise in Oester- Regierung gehen seit März 1933, durch gische Politik wird erst das Reich errich- begründung heißt es: reich erklären daher immer wieder, daß keine Demonstration und keinen Böller- ten und dann den Kaiser holen, um ihn ihrem Legitismus jede imperialistische Ab- schuß gestört, dahin, die braune Reaktion mit allem Pomp, der nun einmal dazu ge­sicht fern liege, daß sie ihn lediglich dazu zu bringen, die weiß- grüne anzuer- hört, in seiner Reichshaupt- und Residenz­für Oesterreich und nicht für die Nach- kennen. Bisher ist dieser Bemühung ein stadt einziehen zu lassen. folgestaaten verwirklichen wollten. Das Erfolg versagt geblieben. Aber dieser Er- Man begehe ja nicht den Fehler, die ist eine für den Tag geschaffene Ausflucht. folg liegt durchaus im Bereich naher Mög- heutigen Machthaber in Wien zu unter­Sie ist genau so ernst zu nehmen wie eine lichkeiten, zumal die Chancen des Nazi- schätzen. Verantwortungslose von sol­Friedensrede Hitlers . Ein Kaiser über das tums in Oesterreich stark gesunken sind, chem Kaliber sind zu allem bereit. Erst kleine Oesterreich mit seinen sechsein- denn der Oesterreicher, der reaktionär ist, der bewußte Wille zur habs­halb Millionen Einwohnern wäre nichts als sieht täglich, daß Dollfuß ohnehin dasselbe burgischen Restauration gibt eine groteske Angelegenheit, wenn er sich macht wie Hitler . Wenn die Bemühungen den Februarereignissen in Oesterreich tatsächlich auf die Grenzen von Saint der Fey und Dollfuß um Hitlers Gunst einen politischen Sinn. Dieser politische Germain beschränken wollte. Er kann das Erfolg haben, dann kann der Versuch, die Sinn führt in den zweiten europäischen aber gar nicht. alte österreichische Monarchie zu rekti- Krieg. Von seinem Ausgang wird es ab­vieren, beginnen, denn dann ist die Tsche- hängen, ob die Habsburger ihre Chance choslowakei eingekreist, dann ist die Ge- zu realisieren vermögen.

zu warnen.

Durch seine Existenz allein wird der Kaiser von Oesterreich zur stän­digen Drohung für die Nachfolge­

staaten

und zur natürlichen Stütze für jede reak- Nazibischof unter Betrugsanklage

tionäre Gruppe oder Bewegung innerhalb der einzelnen Nachfolgestaaten.

Kirchen- und Justizskandal in Braunschweig Die Moral eines ,, Deutschen Christen "

..Was die Straftat betrifft, so stellt das Gericht fest, daß Beye die Armengelder trotz mehrfacher Mahnung bis jetzt nicht abgeführt hat. Es läßt sich nicht verhehlen, daß hin­sichtlich dieser Gelder ein gewisser Verdacht besteht, daß Beye diese für sich verbraucht hat. Zu seinen Gunsten muß seine neue Behauptung, daß die Gelder noch vorhanden seien, berück­sichtigt werden, so daß er auf Grund dieser Behauptung wegen Mangel an Beweisen freizus pre­chen ist(!!!)

In dem zweiten Falle liegt eine erheb­liche Zahl von Verdachtsmomenten vor. Als ihm die Unrichtigkeit der Rechnung nachge­wiesen wurde, hat er selbst zugegeben, daß das Ergebnis für ihn erdrückend und bela­stend wäre.

Belastend wäre auch für ihn, daß er als Landesbischof den Vikar Elster so schnell aus Wenzen entfernt habe, weil er anschei­nend befürchtete, daß dieser seine Kenntnis über die Angelegenheit an den Mann bringen werde."

Diese Urteilsbegründung, die den Nazi­bischof hundertprozentig verurteilt, obwohl ihn das Urteil selbst freispricht, ist ein klassisches Beispiel neudeutscher Rechtspflege, das seine besondere Note dadurch erhält,

daß der Haupttäter wegen Mangel an Beweisen freigesprochen wurde, während der Mittäter wegen ,, Beihilfe"(!) ver­urteilt wurde.

Ehe die monarchistische Bewegung in Oesterreich zum politischen Faktor wurde, Vor der großen Strafkammer des Landes- Je mehr die Nazis in Deutschland vorangin­das heißt, solange die österreichische So­zialdemokratie Volksrecht und Verfassung gerichtes in Braunschweig wurde ein Betrugs- gen, desto frecher wurde der Jugendliche Pa­prozeß gegen den nationalsozialistischen Lan- stor, der in dem kleinen Landorte Wenzen zu schützen und zu stützen imstande war, desbischof Beye und den Klempner Kley durch- Dienst tat. Er begann, von der Kanzel ganz hat sie den ihr innewohnenden natürlichen Imperialismus auch begriffen. Es gab keine geführt. Bischof Beye war angeklagt, den offen das Evangelium des Hasses zu predigen. Nach Schluß der Verhandlung gab der Vor­monarchistische Versammlung, in der nicht Klempner Kley dazu verleitet zu haben, pri- Bald bekleidete er hohe Aemter in der Nazi­vate Reparaturverrechnungen für sich zu fäl- partei. Eine seiner berüchtigsten Predigten sitzende des Gerichtes, der durch seine Blut­von der geographischen Ausdehnung des vate Reparaturverrechnungen für sich zu fäl- partei. schen und dem Kirchenvorstand zur Bezahlung aus der Zeit des Hitlerschen Sieges gipfelte urteile gegen ehrliche Arbeiter bekannte Nazi­alten Reichs, die wieder herzustellen sei, vorzulegen. Weiter wari ihm die Anklage vor, in dem Satz: Wer sich nicht zu unseren richter Lachmund, eine Erklärung ab, in die Rede war. Die einzigen drei monar- in der Kirche gesammelte Kollektegelder für chistischen Führer von Bedeutung: die Armen nicht abgeliefert, sondern für sich Wiesner, Zeẞner- Spitzen- verbraucht zu haben. berg und Polzer- Hoditz haben,

ehe sie dank Dollfuß- Fey politische Fak- Landesbischof Beye wurde nach zweitägiger toren wurden, niemals einen Zweifel dar- Verhandlung wegen Mangels an Beweisen frel­über gelassen, daß sie Großösterrei- gesprochen, während sein Mitangeklagter, der cher seien. Die christlichsoziale Presse. Klempner Kley wegen Beihilfe zu den Beye­schen Straftaten mit 50 Mark Geldstrafe be­auf die die Monarchisten immer Einfluß straft wurde. hatten, hat ebenfalls immer von Dazu schreibt erstatter:

uns

christlichen und deutschen Idealen bekennen der er sein Bedauern darüber ausspricht, daß will, den werden die Fäuste der SA bekehren!" die Verhandlung überhaupt stattfinden mußte! Die Nationalsozialisten versuchen diesen Vor wenigen Wochen erst wurde dieser talent­volle junge Mann vom Reichsbischof Müller peinlichen Skandal damit abzuschwächen, daß

zum braunschweigischen Landesbischof

ernannt

sie sagen, es würde bei Korruptionsfällen auch nicht vor höchsten Würdenträgern Halt ge­macht. Dazu ist folgendes zu bemerken:

Die Gesinnungsfärberei

Im Fränkischen Kurier" bietet ein kon­

junkturtüchtiger Zeitgenosse seine Dienste an:

und mit feierlichem Pomp in sein Amt ein­Der Fall Beye ist ein, Fall", der in der geführt. Er war damit der jüngste Landes- Oeffentlichkeit eine Rolle spielt seit August unser Sonderbericht- bischof Deutschlands , denn er zählte bei seiner 1933. Der Mann Beye aber wurde von sei­Berufung in diese hohe Würdenstelle knapp nen Parteifreunden zum Landesbischof der guten alten Zeit Groß- Oesterreichs Als das Machtstreben der NSDAP nach dem 30 Lenze. Nun stand aber von Anfang an eine gemacht im Januar 1934! gesprochen und ihre Berichte aus den Nachfolgestaaten waren durchaus in die-, Siege Hitlers in die Forderung nach absoluter starke Opposition gegen ihn. Schon in der sem Sinn. Am bezeichnendsten sind die Totalität ausmündete, wurde bekanntlich auch ersten Pastorenversammlung, die Beye als früheren Versuche des christlichsozialen die deutsche evangelische Kirche gleichgeschal- Landesbischof abhielt, verließen fünfzig von Hauptorgans, der Reichspost", den Kon- tet. Die NSDAP setzte in allen Landeskirchen einhundertfünfzig Pastoren unter Protest den fliktstoff zwischen Kroaten und Serben in Landesbischöfe aus den Reihen der sogenann- Saal, als ihr neues Oberhaupt zu reden begann. monarchistischem Sinn auszubeuten. Einer ten Deutschen Christen " ein, um die Kir­der wenigen Monarchisten in Südslawien , chengemeinden restlos unter ihre Botmäßigkeit heren Dienststelle des nunmehrigen Bischofs, Tatsachen durch, die sich schließlich zu einer der ehemalige altösterreichische General zu bringen. Sarkotić , war ständiger Mitarbeiter Im Lande Braunschweig war, seit dem Anklage verdichteten. Man redete ganz offen der Reichspost". Wenn also heute von Jahre 1930 der junge Pastor Beye tätig, davon, daß Beye Rechnungen gefälscht und den in die braune Mohrenwäsche ge­Monarchisten, namentlich von Wiesner, der es damals schon mit seinen Seelsorger- von der Kirche bezahlen lassen habe, daß er geben! Wenn sie von Arnold und. Scholl zu­versucht wird, die Auswirkungen des pflichten vereinbaren konnte, aktives Mitglied Kollektegelder für die Armen in seine eigene rückkommen, haben sie das Heil Hitler" aus österreichischen Monarchismus als auf der SA zu sein und Tasche gesteckt habe usw. Der neugebackene dem ff gelernt. Landesbischof Parole: Umlernen und umfärben! Oesterreich allein beschränkt hinzustellen,

sich an Raufhändeln aller Art zu beteiligen.

Inzwischen sickerten in Wenzen, der frü­

Umfärben von Stahlhelm- Uniformen preiswert und erstklassig bei Färberei Arnold, Wäscherei Scholl."

Die letzten Hugenbergianer wer­