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Nr. 116. 17. Jahrgang. 1. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt.

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tvollten.

Der dritte Heinzetag.

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Am Montag steht die zweite Lesung des Gefeßentwurfs über bie 8wangserziehung Minderjähriger auf der Tages ordnung.

Sonntag, 20. Mai 1900.

in einer der nächsten Sigungen etwas zahlreicher zu erscheinen. mittere, die in Wirklichkeit nicht vorhanden seien, darf durch Statt deffen fügte sich die Opposition und leistete freiwillig Berzicht diese Kundgebung wohl als erledigt angesehen werden. Auch darauf, ihren Willen durchzusetzen. Vorher nahm das Haus in dritter Lesung einige fleinere Vor- der Erklärung auf seine absurde Behauptung, ein Gesez Borher nahm das Haus in dritter Lesung einige fleinere Bor  - dem bayrischen Stultusminister v. 2 andmann wird in lagen an, darunter den Gesetzentwurf betr. die Bewilligung weiterer Staatsmittel zum Bau von Wohnungen für staatliche sei um so beffer, eine je tautschukartigere Auslegung Arbeiter. es zulasse, von gewiß kompetenter Seite die gebührende Antwort. Wertvoll ist an der Erklärung auch das Zugeständnis der Strafrechtslehrer, daß schon jetzt das Vertrauen des Volks zu der Rechtspflege erschüttert sei, und zwar durch die unklaren und mangelhaft gefaßten Strafgesege. Das heißt doch wohl durch die oft verblüffend kautschukartige Auslegung dieser Kautschukparagraphen durch deutsche Gerichtshöfe! Die Ausführungen des Münchener   Professor ipps erhalten durch diesen Saß eine bemerkenswerte Bekräftigung.

Namentliche Abstimmungen und Geschäftsordnungsdebatten, Geschäftsordnungsdebatten und namentliche Abstimmungen das ist der Verlauf der Sonnabendsigung. Anderthalbstunden Geschäfts­ordnungsdebatte, bei der sich eine Komödie der Jrrungen ergab und schließlich jeder den andern mißverstanden hatte. Und hernach fünf Stunden namentliche Abstimmung. Die Heinzemänner machten aus der Not eine Zugend und wurden tugendhaft aus Not weil es nicht anders ging. Tugendhaft im Punkte der Die Vorlage über die Neunstundenschicht. Geschäftsordnung. Sie hatten teine andre Wahl, wenn sie nicht auf das Man schreibt uns aus Wien   vom 17. Mai: Die Regierung gefährliche Brett des parlamentarischen unparlamentarischen Staats hat heute ihr Versprechen eingelöst und den Gesezentwurf über die streichs treten wollten, das Ehren Kardorff ihnen hingereicht. Und Verkürzung der Arbeitszeit im Bergbau eingebracht. das war doch gar zu gefährlich. Und da unsre Anträge durchaus Er ist noch schlechter ausgefallen, als man befürchtet hatte. Nach der auf dem Boden der Geschäftsordnung stehen, und wir in unsrem Borlage tritt im östreichischen Bergbau die Neunstundenschicht ein; ganzen Handeln die Geschäftsordnung für uns haben, so ist unsre die Schichtdauer, bestimmt das Gesez, darf für die in der Grube Schwärmer für die Nilpferdpeitsche. Die fulturellen Sega Stellung unangreifbar. Der Gedanke, die Geschäftsordnung durch beschäftigten Arbeiter täglich neun Stunden nicht über schreiten. Der Beginn der Schicht wird nach der mungen der Prügelftrafe preist enthusiastisch die Deutsch- Ostafrikan. neue Verstöße zu vergewaltigen, der tags zuvor bei verschiedenen Beit der Einfahrt, ihre Beendigung nach der voll Beitung", die zugleich voll fittlicher Entrüftung Proteſt dagegen er­Gruppen des Centrums obgewaltet hatte, mußte aufgegeben werden, endeten Ausfahrt berechnet. Die Ruhepausen in der hebt, daß die Prügelstrafe in den deutschen Kolonien beseitigt werde. weil die Nationalliberalen und die Polenfraktion nicht mitmachen Grube sind in die Schicht einzurechnen; die ober Tag nicht, Ganz unzutreffend sei die Behauptung, daß die Prügelstrafe, die ja so daß in solchen Fällen auch die Aus- und Wiedereinfahrt außerhalb allerdings dem Neuling auf die Nerven schlage, zur Kolonial So gestaltete sich denn der Kampf zu einem einfachen Ab- der gesetzlichen Schichtbauer fällt. So weit wäre der Entwurf noch verrohung" beitrage. Vier Fünftel aller Kolonialerceffe feien von stimmungskampf. Die Sigung verlief von Anfang bis zu Ende erträglich; der Pferdefuß liegt in den Ausnahmen, zu denen Leuten begangen worden, die frisch von Europa   importiert worden ganz glatt. If namentliche Abstimmungen! Begreift der Leser, die Verwaltung im größten Umfange ermächtigt wird. Es kann seien. Wie kulturfördernd im Gegenteil das Prügeln sei, beweise was das bedeutet? Jede Abstimmung dauert, trotz der Uebung, die nämlich eine längere Schichtbauer- bis zum Ausmaße von zwölf der Ausspruch eines eingeborenen Bezirksbeamten, eines Suaheli, fich nachgerade die Herren Schriftführer im Verlesen der Abgeordneten- Stunden bei einer effektiven Arbeitszeit im Maximum von zehn ber bei einem Interview wegen Abschaffung der Prügelstrafe in die lifte erworben haben, genau 25 Minuten. Innerhalb dieser 25 Mi Beit der Kundmachung dieses Gefeßes eine längere Schichtbauer bereits Stunden- gestattet werden, wenn bei dem betreffenden Bergbau zur denkwürdigen Worte ausgebrochen sei: Bei Allah  , Ihr Europäer seid sonst so flug: und da denkt Ihr nuten hat man nichts zu thun, als Ja oder Nein zu rufen. Aber bestanden hat und die Einführung der 9 stündigen Schichtdauer oder eine an Abschaffung der Prügelstrafe? Wollt Ihr mutwillig man muß richtig rufen nicht Ja, wenn man Nein, und nicht Abkürzung der bisherigen Schichtdauer überhaupt im Hinblick auf das Land zerstören?" Nein, wenn man Ja zu rufen hat! Und das zwingt zur frampf die obwaltenden betriebstechnischen oder wirts In der That, was besagen die entgegengesezten Ansichten zahl haftesten Aufmerksamkeit. Denn da in jedem Mensch ein Teufelchen ich a ftlichen Verhältnisse den aufrechten Betrieb reicher Afrikakenner, die nebenbei mit dem Ballast europäischer stedt, das ihn verlodt, immer das zu thun, was er nicht thun foll, gefährden würde". Die Ausnahme fann für sämtliche Bildung behaftet waren, gegenüber dem durch keinerlei philanthropische Grubenarbeiter oder mur so muß der Reichsbote den Geist immer auf den kritischen Punkt für einzelne Kategorien bewilligt Alfanzereien getrübten Urteil dieses schwarzen Realpolitikers! Ohne werden. Bei der Borniertheit und Einsichtslosigkeit der Prügel keine Kultur, d. h. kein gefügiges Plantagenkulitum. Und richten, fortwährend gespannt Wacht halten, um nicht den Ruf zu östreichischen Verwaltung ist diese Bestimmung durchaus ge- wenn die schwarzen Kanaillen troy- bösartige Zungen werden natür­versäumen oder oder falsch zu zu rufen. Unmöglich, fich mit eignet, die Durchführung des ganzes Gefezes illusorisch lich behaupten: wegen der Prügel rebellieren, so müssen wir etwas andrem zu beschäftigen. Wer es versucht, hat zu machen. Dies umsomehr, als die Kautelen dafür, daß in unfren Kolonien eben eine ausreichende Sklavenhalter- Schuztruppe regelmäßig das Mißgeschick, das Mißgeschick, einen lächerlichen Irrtum zu von diesem Bewilligungsrechte kein ungebührlicher Gebrauch gemacht bereit halten, um die Rebellen durch blaue Bohnen zur Raison zu begehen. Das gespannte Warten und Lauern ist aber eine Qual. werden wird, äußerst dürftige sind. Vor allem liegt eine große bringen. Gewiß an sich keine große Qual; allein kleine Qualen find Gefahr darin, daß die Ausnahmen an teine zeitliche Frist Außerdem spielt das Blatt noch einen Haupttrumpf aus: sprichwörtlich schlimmer als große; und die winzigst einen Un- gebunden find; fie werden nämlich auf die Dauer der erfam, daß fie, wenn sie sich gegen das Strafgesetzbuch vergangen Wir machen unsre Herren Kritiker in Europa   darauf aufmerk­annehmlichkeiten, von Qualen gar nicht zu reden, können, wenn wähnten Verhältniffe" verteilt. Wenn also die betriebs­regelmäßig wiederholt, zur entseglichsten Qual werden. So erzählt technischen Verhältnisse veraltet, arbeitverschwendend find, fo hätten, bis vor kurzem auch noch mit Prügeln bestraft worden wird diese Rückständigkeit zu einer Prämie Edmond About  , der Pamphletist des letzten Napoleon, von Arbeitszeit. Während Prämie auf längere wären, nämlich: die Entwicklung fouft dahin geht, in Preußen und Bayern   bis 1848 einem franzöfifchen Millionär, der griechischen Räubern in die Hände daß die Verkürzung in Hannover  ber Arbeitszeit die betriebstechnischen fiel und nur gegen ein ungeheures Lösegeld freigelassen werden Werbefferungen hervorruft, sollen hier umgekehrt die rückständigen, in Destreich in Sachsen  follte. Bis zum Eintreffen des Lösegeldes follte ihm alle nicht auf der Höhe stehenden bergbaulichen Anlagen eine Ber­drei Stunden ein Haar ausgeriffen werden. Der Millionär lachte. längerung der Arbeitszeit bewirken. Die Bewilligung wird erteilt und dies als Sprößlinge einer zweitausend Jahre Als aber einige Tage vergangen waren, während deren ihm pünktlich in erster Justanz von der Bergbau- Hauptmannschaft, in zweiter vom alten Kultur. Als Disciplinarstrafmittel bestand die Prügel­alle drei Stunden ein Haar ausgerupft worden, da lachte er nicht derbauministerium. Die Wahl ist offenbar so gedacht, daß gegen ftrafe im Heere Friedrichs des Großen bis 1806. In die verfagende Entscheidung der ersten Instanz der Unternehmer den preußischen Zuchthäusern besteht sie noch. mehr; und nach 14 Tagen zahlte er, dem Wahnsinn nahe, das ver- an das Ministerium refurrieren können soll. Dagegen fehlt Einsichtige Offiziere versichern uns, daß sie das Disciplinarſtrafmitter langte Lösegeld. Jede namentliche Abstimmung ist ein ausgerupftes jede Andeutung, daß gegen die Bewilligung, die gegen ihre farbigen Soldaten nicht entbehren können." Haar. 14 Tage hintereinander wäre es nicht leicht auszuhalten. Arbeiter sich beschweren können, fo daß fie Wenn die deutsche Kultur zweitausend Jahre lang eine Zum Glück bringt Himmelfahrt eine Pause und können wir in den thatsächlich ait die focialpolitische Einsicht der von den Brügelkultur war und so herrliche Früchte gezeitig hat, so wäre es Pfingstferien wieder frische Kraft sammeln. Unternehmern abhängigen Bergbau- Hauptmannschaften angewiesen allerdings mehr als grausam, unsre schwarzen Landsleute der Seg­bleiben, wogegen den Unternehmern noch immer die mungen einer ebenso beharrlichen Prügelkultur nicht teilhaftig werden Beschwerde offen bleibt. Daß vorher der Lokal Arbeiter zu lassen. Daß das Organ unsrer Alteutschen, die Deutsche Ztg.", in ihrer ausschuß zu hören ist, ist ein schwacher Trost, denn mehr als das Recht auf Gutachten wird ihm nicht eingeräumt. Schwärmerei für die national- christliche Gesittung verbreitende Nil­Damit sind übrigens die Ausnahmen von dem Gefeß nicht er- pferdpeitsche der Deutsch- Ostafrikanischen 8tg." den Nang abzulaufen schöpft. Für die hochgelegenen Kohlen- Bergbaue der Alpenländer" geizt, braucht als etwas Selbstverständliches faum erwähnt zu kann nebsidem der Ackerbauminister Ausnahmen bewilligen, nur darf werden. die Gesamtdauer der von einem Arbeiter in einer Woche ver­fahrenen Schichten nicht über 60 Stunden betragen. Damit aber Eigenartiger Militärboykott. Königsberg   i. Br., 18. Mai. die Unternehmer jede Angst fahren lassen tönnen, werden schließlich( Eig. Ber.) Einen militärischen Boykott bemerkenswerter Art giebt Es ist noch noch Ueberschichten zugelassen. Im Fall außerordentlicher Er- es schon wieder einmal in Königsberg   i. Pr. in aller Gedächtnis, eignisse oder zeitweiligen dringenden Bedarfs" tann daß vor einigen Jahren der Börsen­das Lokal eines Vereins, dem die sogenannten die Bergbau- Hauptmannschaft nach Zahl und Dauer beschränkte garten, Ueberschichten" gestatten. Fügen wir noch hinzu, daß das ersten Königsberger Familien angehören, mit dem Boykott weil ein Mitglied des Vorstands, ein Amts­Gesetz erst ein Jahr nach der Kundmachung in belegt wurde, Kraft treten soll, so begreift man, wie wenig sich Herr richter, einem Lieutenant, der als Gast im Lotal weilte, nicht so b. Körber angestrengt hat, um sein den Arbeitern und der gesamten entgegenkam, wie die Herren Offiziere es glaubten beanspruchen zu Deffentlichkeit gegebenes Versprechen zu erfüllen. In dem Machwerke fönnen. Noch ist der Konflikt nicht beigelegt und mun wird eine merkt man deutlich die Spuren der Heze, die die Kohlenmagnaten andre Vereinigung, der die vornehmsten Kreise der Bürgerschaft an­war stille aber trotzdem sehr intensiv gegen das Schutzgesetz in gehören, boykottiert. sceniert haben.

Am Sonnabend hielt das Centrum noch seine Mann­schaft ziemlich zusammen. Am Montag sprechen wir uns wieder oder richtiger: stimmen wir wieder namentlich ab. Vorher wird die Interpellation bezüglich der einzelstaatlichen Buchthausgeseze ver­handelt werden. Ein Versuch des Herrn Spahn, der sich dabei wieder recht ungeschickt benahm, die Interpellation unter den Tisch fallen zu lassen, scheiterte an der Loyalität des Präsidenten, der auch für die Geschäftsordnungs- Belehrungen der Herren Ströcher und Limburg Stirum   fein Ohr hatte. Diese zwei Herren mußten sich unsanft daran erinnern laffen, daß der Reichstag   tein preußischer Landtag ist.

Politilife Mebericht.

Berlin  , den 19. Mai.

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bis 1866 bis 1867 bis 1868

Hello to Soldaten als Henker. In der letzten Nummer der Scherlschen Woche" findet sich ein photographisches Bild: Bollstreckung des Todesurteils an fünf Der Stadtrat Thiessen wurde seiner Zeit veranlaßt, sein Chinesen durch deutsches Militär in Ligun." Zwei Dutzend deutscher Soldaten richten die Gewehre gegen fünf Chinesen, die in Abständen daß die Bestimmungen nur für den Kohlenbergbau gelten fitteten Kulturwelt angeschlossen hatte. Herr Thieffen ist mum vor Eine Niederträchtigkeit seinesgleichen ist sodann die Einschränkung. Patent als Reserve- Offizier zurückzuschicken, weil er sich in der be üptigten Brüsewis, Affaire dem Urteil der gesamten ge an Pfähle gebunden mit entblößtem Obertörper ihre Hinrichtung erfollen. Sie steht mit der Erklärung der Regierung während des fiteten Kulturwelt angeschlossen hatte. Herr Thiessen ist nun vor warten. Hinter den Soldaten kommandiert ein Offizier zu Pferde Streits im direkten Widerspruch. Herr b. Körber hatte vor dem furzem vom Königsberger Männer- Gejangverein, als beffen die grauenhafte Exekution. Einigungsamte in Teschen   ausdrücklich eine Vorlage zur Verkürzung verdienstvolles Witglied er gilt, zum ersten Ordner gewählt Die Scherlsche Woche", die sonst ihren Ehrgeiz darin setzt, das der Arbeit im Bergbau angekündigt. Die Nichteinhaltung seines worden. Darauf hat die zuständige Militärbehörde verfügt, daß die Bublikum zu ödestem Nationalbyzantinismus zu versimpeln, hat Versprechens, oder richtiger: die scheinbare Erfüllung bei sach- Landwehr- und Reserve Offiziere sich so lange von diesem Verein sich mit dieser Momentphotographie ihr erstes Verdienst erworben. Mannes, der falsch und univahr bis in die Knochen ist. Es wird mitzuwirken hätten, als Stadtrat Thiessen an der Spize des Vereins lichem Bersagen entspricht ganz der hinterlistigen ärt dieses fernzuhalten und die Militärmufiten bei seinen Veranstaltungen nicht Es ist nichts auszudenken, was mehr Abschen vor dieser neudeutschen die dringende Aufgabe der socialdemokratischen Abgeordneten sein, steht. In weiteren Kreisen der Bürgerschaft ist diese Thatsache be­Beltpolitit erregen muß, als die mit photographischer Treue ver- auf die Verbesserung der durchaus ungenügenden Vorlage zu bringen. tannt. In die Oeffentlichkeit ist die Angelegenheit erſt durch unser ewigte Hinrichtungsscene, die deutsche Soldaten zu Henkern ent- Barlamentarisch würde sie keine Hindernisse finden, denn die Jung- Königsberger Parteiorgan gebracht worden. Die Voltstribüne" würdigt. czechen haben bereits erklärt, ihr gegenüber mit der Obstruktion bemerkt dazu: Es ist nicht unfre Aufgabe, die Jntereffen der hier in Frage auszuseßen.- fommenden, recht vornehmen Kreise der Bürgerschaft gegen Ueber­griffe des Militarismus zu verteidigen. Wir werden aber mit Teilnahme abwarten, zu welchen Schritten sich die Herren in diesem Widerstreit von persönlicher Würde und militaristischer Beklemmung entscheiden werden. Schon heute aber weisen wir mit Nachdruck darauf hin, daß bisher die hiesige bürgerliche Bresse diese Angelegenheit woh I- überlegt totgeschwiegen hat."

Jegt wissen wir also, wie man in   China deutsche Kultur ver­breitet. Ja, man scheint so stolz auf derartige Kulturthaten zu sein, daß man offizielle Photographien anfertigen läßt, um den Ruhm der deutschen Leistungen zu verkünden.

Abgeordnetenhaus.

Das Abgeordnetenhaus hat am Sonnabend die zweite Lesung des Gefeßentivurfs betr. die Besteuerung der Warenhäuser beendet. Es gelangten im großen ganzen die Beschlüsse der Kom­mission zur Annahme; nuran dem§ 6, der die Einteilung der Gruppen vorsieht, knüpfte sich eine längere Debatte. Die Regierungs­vorlage fah vier Gruppen von Waren vor, die jede für sich allein in einem Geschäft feilgehalten werden können, ohne der Warenhaus­Steuer zu verfallen. Führt aber ein Geschäft mehrere dieser Waren gruppen, so muß es bei einem Umsatz von mindestens 300 000 m. jährlich die Steuer bezahlen. Die Kommission hat die Einteilung in 5 Gruppen beschlossen. Da aber die Regierung erklärte, daß die Annahme des Kommiffionsbeschlusses für sie gleichbedeutend mit dem Scheitern des Gesetzes sei, lehnte das Haus den Kommissionsantrag ab und stellte im§6 die Regierungsvorlage wieder her. Das Zustande tommen des Gesetzes scheint nunmehr gesichert. Deutsches  

Reich.

Die deutschen Strafrechtslehrer wider die lex Heinze. Die Strafrechtslehrer von bierzehn deutschen Universitäten haben folgende Oeffentliche Erklärung" gegen die lex Heinze erlassen:

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Die Sache ist die, daß man alles vermeiden will, was geeignet wäre, oben" Anstoß zu erregen. Anlaß dazu ist besonders, daß es in Sönigsberg zwei Unbestätigte giebt: Bürgermeister Brint. mann harrt der Bestätigung als zweiter Bürgermeister von   Berlin und für den Dr. Dullo, dem vom Regierungspräsidenten die Be­stätigung als befoldeter Stadtrat versagt ist, hofft man dieselbe noch beim Minister zu erhalten.-

" Der unter dem Namen der lex Heinze bekannte Gefeßentwurf leidet an einer solchen Unbestimmtheit der Begriffe, daß er, zum Gesetze erhoben, in dem verschiedensten Sinne aus gelegt und angewendet werden könnte. Ver­urteilung oder Freisprechung wären völlig von dem fub jektiven Empfinden des Nichters abhängig. Schon ohnehin ist das Vertrauen des Volks zu der Aus   Ostpreußen wird uns geschrieben: Die Erbauung Rechtspflege infolge untiarer und mangelhaft von Eisenbahnen durch Mannschaften der Eisenbahn­gefaßter Strafgeseze schwer erschüttert. Durch regimenter scheint bei uns Regel werden zu sollen. Noch Annahme der lex Heinze würde es in erheblichem Maße sind die erste und die vierte Compagnie des ersten Bataillons vom weiter gefährdet und so das deutsche Volt in einem feiner ersten Eisenbahn- Regiment mit der Herstellung der Samland­idealsten Güter geschädigt werden." bahn beschäftigt und schon wieder verlautet, daß weitere Soldaten Prof. Dr. Anfeld(   Erlangen). Geheimrat Prof. Dr. v. Bar hierherkommen sollen, um eine andre Bahn zu bauen. Es sollen (   Göttingen). Profeffor Dr. Beling( Gießen). Geheimrat Brof. 200 Mann nach   Goldap kommen, um den Oberbau der Strede Dr. Binding(   Leipzig). Prof. Dr. Birkmeyer(   München). Professor   Goldap- Rominten herzustellen. Die Strecke foll im Laufe dieses Dr. van Calfer(   Straßburg). Prof. Dr. Frank( alle). Geheim Sommers soweit fertiggestellt werden, daß sie im Herbst, wenn der rat Prof. Dr. Güterbock(   Königsberg). Prof. Dr. v. Lilienthal Kaiser zur Jagd nach Rominten kommit, benutzt werden kann. (   Heidelberg). Geheimrat Prof. Dr. v.   Liszt(   Berlin). Professor Dr. Löning(   Jena). Prof. Dr. v. Meyer(   Tübingen). Profeffor Dr. v. Rohland(   Freiburg i. B.). Prof. Dr. Schmidt(   Freiburg i. B.). Prof. Dr. v. Seeger(   Tübingen). Prof. Dr. Stein(   Halle). Weitere Unterschriften werden folgen.

Interessant war ein Versuch der Linken, nach dem Muster des Reichstags Obstruktion zu treiben. Allerdings blieb es bei dem Versuch, denn zu energischen Vorgehen kann sich die Opposition dieses Barlaments nicht mehr aufraffen. Abg. Dr. Barth( frs. Vg.) beantragte nämlich, das Gesetz an die Kommission zurückzuberweisen. Einer Geschäftsordnungs- Debatte, die sich an diesen Antrag knüpfte, machte ein Schlußantrag der Rechten ein Ende. Jm Abgeordnetenhause kann auch bei Geschäftsordnungs- Debatten Schluß beantragt werden. Nun verlangte Abg. v. Eynern( natl.), daß über den Schlußantrag namentlich abgestimmt werde, was jedoch geschäftsordnungsmäßig Werden die Centrumsjuristen mun noch behaupten, daß unzulässig ist. Offenbar war das Haus nicht beschlußfähig. 1 Wäre die Opposition nicht zu feige, so hätte sie über die Zurüdverweisung die lex Heinze ein Muster präcifer Formulierung sei und die an die Kommission die namentliche Abstimmung beantragt und auf Gefahr der bedenklichsten subjektiven Interpretationen aus diese Weise bei der schwachen Besetzung den Schluß herbeigeführt. fchließe? Die trampfhafte Behauptung des Herrn Nieberding, Die konservativ- tleritale Mehrheit wäre dann gezwungen gewesen, daß nur die laienhafte juristische Logik der Künstler Gefahren

Wenn eine genügend große Zahl von Arbeitern eingestellt würde, würde sich natürlich die Arbeit ebenfalls beschleunigen lassen.

Pioniere aus   Königsberg werden auch in diesem Jahre wieder in der Romintern Heide mit Waldarbeiten beschäftigt werden. Ein Kommando wird in nächster Zeit dahin abgehen.

Die böse Obstruktion. Daß die protestantischen Heinzepfaffen, die im Reichsboten" das Organ ihres konträren Kunstempfindens verehren, über den parlamentarischen und moralischen Erfolg der Obstruktion in die giftigste Wut geraten find, ist nur zu verständlich. Verständlich ist auch, daß der Reichsbote" der Obstruktion gar zu