ter nicht mehr unterstützt. Sie bedeutet, da man

Briefe aus Deutschland dem Vater die Unterstützung entrogen

Berichte aus den Betrieben

9XTE

hat, weil eine Tochter oder ein Sohn noch eine Arbeitsstelle hat, wenn auch die Entloh­nung noch so kümmerlich ist. Sie bedeuten, daß man den Mann nicht mehr unterstützt, weil die Frau durch Hausarbeit als Waschfrau dient. Sie bedeuten, daß man all die politisch unzuverlässigen Elemente" kurzerhand von der Unterstützung ausgeschlossen hat,

Am 2. Mai 1933 ist mit dem Raub der Ge-| Unsere NS. - Betriebszelle hat dem Leiter| ten bis zu zehn Stunden täglich. Lohnsatz 1.20 oder Aufwartefrau noch ein paar Pfennige ver­werkschaften der Zusammenbruch der Organi - des Reichskulturamtes der Deutschen Chrt- RM. die Stunde. sationen vollendet. Die moralische Wirkung sten eine Zusammenstellung seiner Unter­war die ersten Monate niederdrückend. Es gibt schlagungen und Gaunerien übermittelt, belegt

In einer der Betriebsversammlungen hatte der Zellen- Obmann erklärt: ,, Wir sind stolz,

nur

keine proletarischen Organisationen mehr, aber mit Dokumenten. Sie fragt, ob das die Sau- daß wir Pg. Engel als Treuhänder für Bran- weil sie im Verdacht stehen, noch heute An­

es gibt noch Proletarier, deren Geist die Ge­walthaber nicht töten konnten. Vor allem hal­ten die jungen Arbeiter den Zusammenhang aufrecht. Kleine und kleinste Gruppen treffen sich, sie pflegen die Verbindung mit dem Nach­barbezirk. Von der aktiven Politik sind wir

berkeit sei, die im neuen Staate herrscht.

In unserem Betrieb, der Kriegslieferungen hat, sind Neueinstellungen erfolgt, aber nicht über den Arbeitsnachweis, sondern auf Grund

ausgeschaltet, aber sozialistische Schulung schriftlicher Einladungen einzelner Bewerber,

die früher vorstellig geworden waren.

Die

denburg haben. Es ist nicht zu leugnen, daß hänger der Freiheit und des Sozialismus zu sein. Namenloses Elend, bittere Not verber­

er und der Treuhänder im Rheinland am er­

folgreichsten arbeiten. Beide sind also NSBO.­

Kameraden."

gen sich hinter diesen Zahlen!

Aber diese Zahlen bedeuten zugleich, daß das Regime ungeachtet der Herabsetzung allein durch der Unterstützungen selbst

-

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Vor wenigen Tagen fingen die Nazis an zu meckern, daß Engel als Treuhänder gegangen worden ist, mit ihm noch weitere seiner Kol- diese Maßnahmen jährlich rund 200 Millionen

legen. Die neu ernannten Treuhänder sind hervor­fast durchwegs aus der Bürokratie

an

dem ,, Eigennutz" hungernder Arbeitsloser.

wird getrieben, das hält uns wach in dieser Arbeitslosenunterstützung einspart und geistigen Leere des Dritten Reiches . Die po­,, höheren Zwecken" zuführt: denn der Ge­litische Diskussion ist das Aktivum der den- Schweigepflicht wird durch Revers festgelegt. kenden und geschulten Arbeiter. Denunzian- Zuwiderhandlungen werden mit Strafen bis zu gegangen, mit Ausnahme von zweien, die dem meinnutz" der Rüstungsindustrie geht vor ten und Gefahren umlauern die Besten unserer zehn Jahren Gefängnis geahndet. Wir arbei-| Arbeitgeberkreise angehören. Arbeiterschaft, aber die Sehnsucht mit den Kameraden und Gesinnungsfreunden zu spre­chen ist zu groß, als daß die drohende Ver­haftung abschrecken kann, und schließlich hat

ja das ganze Volk gelernt, im Flüsterton zu Kein Geld für Arbeitslose!

sprechen. Wir haben auch sonst manches ge­lernt. Es ist viel Energie in diesen kleinen Kreisen und wenn ein Diktator das ganze Volk in Zellen zerschlägt, dann könnten auch einmal die Zehntausende von Grüppchen eine Macht werden.

Passiver Widerstand

In einer Mitgliederversammlung des Deut­schen Lederarbeiterverbandes der Ortsgruppe Gera brachte der Kreis­leiter Baumgärtel seine Unzufriedenheit über den Eingang der Mitgliedsbeiträge zum Ausdruck. Er forderte die Mitglieder auf, ,, die Beiträge regelmäßiger und vor allem im­mer dem Lohn entsprechend zu zahlen". Offenbar sind die Geraer Lederarbeiter der Mei­nung, daß Mitgliedsbeiträge für die Nazige­werkschaften sinnlos geworden sind, denn die gewaltigen Unterstützungsleistungen, zu deren Bestreitung die freien Gewerkschaften diese

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an der Versorgung der neuen Nazibonzen ha­

Ein Viertel der Arbeitslosen bleibt ohne Unterstützung der keine Unter­Im letzten amtlichen Bericht über den| Arbeitslosen gegeben, Stand der Arbeitslosigkeit wird festgestellt, stützung erhielt, weil er noch Einkommen aus daß die Zahl der Arbeitslosen sich in Ost- anderen Quellen hatte. Wie sich der Anteil preußen um 40 Prozent und in Pommern um dieser Nichtunterstützten entwickelt, ist eine Bei den Resten der kommunistischen Bewe- 30 Prozent vermindert hat. Wer erinnert sich der wichtigsten Maßstäbe für den Zustand der 2ung ist es auch lebendig. Aber die Moskauer noch der Siegesberichte vom vorigen Jahre? Arbeitslosenunterstützung überhaupt. Lassen Methoden haben sich nicht gebessert und nicht Ostpreußen und Pommern waren die ersten wir darüber auf Grund der amtlichen Statistik geändert. Mancher tapfere kommunistische Provinzen, die die völlige Ueberwindung die nüchternen Zahlen sprechen, wie sie all- Beiträge nötig hatten, gibt es nicht mehr, und Jungarbeiter wird geopfert, ohne daß er der der Arbeitslosigkeit meldeten. Und als dann monatlich von der ,, Frankfurter Zeitung " in antifaschistischen Tätigkeit hat dienen können. in der Zwischenzeit die Arbeitslosigkeit ganz einer tabellarischen Uebersicht aller Welt zu- ben die Arbeiter kein Interesse! Es mußte Schriftenmaterial verbreiten, daß im sachte wieder anstieg, da wurde jede Nach- gänglich gemacht werden. Auf Grund der letz­Daß der passive Widerstand in der Arbei­alten Stil gegen die SPD . gerichtet ist und so richt darüber unterdrückt. Jetzt beginnt man ten Tabelle in der Ausgabe vom 11. April 1934 den Nazis wirklich nicht wehe tat. Auch der langsam zuzugeben, wie die Verhältnisse wirk- ergibt sich bei einer Gegenüberstellung der terschaft lebendig ist, zeigt sich auch in Leip­Garniturenwechsel reißt bei den KP.- Organisa- lich liegen. Gesamtzahl der unterstützten Arbeitslosen in zig. Dort haben die Nazis schon vor Mona­allen drei Zweigen der Unterstützung und der ten die große Gastwirtschaft des Leipziger aber trotz aller nichtunterstützten Arbeitslosen folgendes Bild: Volkshauses wieder eröffnet Bemühungen sind die zahlreichen Gasträume immer fast vollständig leer. Die Leipziger . Ar­beiterschaft meidet das gestohlene Volkshaus. Wird sie zu Versammlungen in die Säle kom­mandiert, so ist es, als ob ein allgemeines Trinkverbot bestünde!

tionen nicht ab. Wer nicht bereit ist, den Nach diesem System spielt sich die ge­Moskauer Illusionen zu folgen und wer nicht samte Sozialpolitik im Dritten Reich ab. Wäh­nachspricht, daß die deutschen Arbeiter be- rend im Vordergrunde im grellen Schein­reits inmitten einer neuen siegreichen prole- werferlicht einer allumfassenden Propaganda tarischen Revolution stehen, der wird abge­sägt. Aber allmählich dämmerts auch bei den kommunistischen Arbeitern.

Wie sieht es mit der Sozialversicherung aus, nachdem das demokratische System aus­

gemerzt ist, Korruption, Günstlingswirtschaft, Unfähigkeit und Mißstände gehören heute der und doch marxistischen Vergangenheit an, wird der Vermögensschwund der Sozialver­sicherung täglich schlimmer? Was geschieht, um die Invaliden- und Knappschaftsversiche­natürlich Leistungsabbau rung zu sanieren: und Beitragsabbau. In diesem Zusammen­hang wird es vielleicht interessieren, wie hoch heute allgemein die Abzüge für Versicherungs­beiträge überhaupt sind. Ich lege ein Nor­

die Aktionen der Winterhilfe, die Erholungs­reisen für Arbeiter auf Ueberseedampfer, das Hilfswerk für Mutter und Kind durchgeführt werden, vollzieht sich im Hintergrunde der systematische Abbau der Sozialpolitik, der öffentlichen Unterstützungen und der öffent­lichen Fürsorge. Ein Beispiel, an dem man diesen Vorgang mit besonderer Deutlichkeit beobachten kann, ist die Arbeitslosenunter­stützung.

Stand am Mo natsende

März 1931 Februar 1932 Januar 1933 März 1933 Oktober 1933

Gesamtzahl der

Arbeitslosen

Unterstützte

Arbeitslose

4.267

5.520

Nichtunterstützte

Arbeitslose

In Prozent der

Gesamtzahl

-

» Staatlich geprüfte

Landarbeiter<<

Zahlen in 1000 4.744 477 10% 6.128 608 10% 6.014 5.232 772 13% 5.599 4.566 1.033 18% Die sogenannte Arbeitsbeschaffungs- Politik 3.745 2.966 869 23% der Nationalsozialisten treibt kuriose Blüten 2.837 878 24% hervor. Um den Bauern billige Ar­Die Unterstützung der Arbeitslosen zerfällt November 1933 3.715 3.139 Dezember 1933 4.058 919 22% beitskräfte auf längere Zeit zu liefern, in Deutschland in drei Zweige, die im allge­3.772 Januar 1934 3.028 744 20% und den Arbeitsmarkt vor einem allzu starken meinen in zeitlicher Aufeinanderfolge wirksam Februar 1934 3.373 2.694 679 21% Zustrom junger Menschen zu schützen, ist in werden: Die Arbeitslosenversicherung, die 2.799 März 1934 2.145 654 23% Deutschland eine Lehrzeit für die Krisenfürsorge und die Wohlfahrtspflege der Gemeinden. Obgleich die Wohlfahrtspflege die Was bedeuten diese Zahlen? In diesen Landarbeiter eingeführt worden. Land­Aufgabe hat, alle die Arbeitslosen zu betreuen, Zahlen kommt alles das zum Vorschein, was arbeiter, Melker usw. müssen von jetzt ab die entweder in der Arbeitslosenversicherung bisher durch die Vernebelungspropaganda des eine 63 Pfennig bei 48stündiger Arbeitszeit, d. h. oder der Krisenfürsorge ausgesteuert worden Regimes der Oeffentlichkeit verborgen worden machen und eine Prüfung ablegen. Danach also 30.24 Mk. pro Woche, zugrunde. Die Ab- sind oder nie ein Anrecht auf diese Art der ist. Diese Zahlen bedeuten, daß man den Ar- werden sie mit dem Titel, staatlich ge­Unterstützung erworben haben, hat es in beitslosen, die noch ein weniges ihr Eigen prüfter Landarbeiter" ausgezeichnet züge sehen folgendermaßen aus: Invaliden­Deutschland, wie wohl auch in allen anderen nennen, gänzlich die Unterstützung genommen und vom Bauer aus der Arbeit gejagt, der versicherung 0.90 RM., Arbeitslosenversiche­Ländern, von jeher einen kleinen Teil von hat. Sie bedeuten, daß man Söhne und Töch- ja die Arbeitsplätze braucht, um neue, staat­rung 1.02, Arbeitslosenhilfe 0.75, Krankenver­lich geprüfte Landarbeiter anzulernen! sicherung 1.24, Steuer 0.60, Bürgersteuer 1.50, Ehestandshilfe 0.60, Arbeitsbeschaffungs­programm 0.16, Verbandsbeitrag 1.10. Das wären also 7.87 RM. Gesamtabzüge( 25.8%) vom Bruttolohn, so daß der glückliche Arbei­ter im Dritten Reich mit 22.37 RM. Wochen­lohn nach Hause gehen kann...

maleinkommen eines Berliner Arbeiters von

Bei uns( kleine Fabrikstadt) ist der Textil­betrieb beschäftigt. Wir sind 1500 Mann Be­legschaft, davor nach wie vor eine in sich geschlossene Gemeinschaft von 1300 Marxi­sten, mit deren gewerkschaftlicher Einstellung die Betriebsleitung rechnen muß. Der In­haber der Firma hat es als Führer" für rich­tig befunden, den alten sozialdemokratischen Betriebsrat zu sich zu rufen und ihn zum ,, Vertrauensrat" aufzustellen. Er meinte, die Nazis verstehen von diesen Aufgaben doch zu wenig. Mit dem alten Betriebsrat hätte er sich oft genug gestritten, aber wenn dann eine kollektive Vereinbarung getroffen war, dann war sich dieser gewerkschaftlich geschulte Belegschaftsvertreter auch seiner Verantwor­tung bewußt.

Der Obmann unserer Nazi- Betriebszelle wurde entlassen, weil, wie es verlautet, er in einer Auseinandersetzung mit der Betriebs­leitung die Erhöhung der Weihnachtsgratifika­tion auf 8, bezw. 15 RM. durchgesetzt hatte. Die NS .- Zelle, die 300 Mann umfaßt, hatte, an einem Sonntag den gemeinsamen Ausmarsch angeordnet. Das Erscheinen war obligato­risch für alle Mitglieder der Zelle. Da indes nur fünf Mann angetreten waren, hat der Ob­mann die schärfsten Maßnahmen angeordnet.

Revolte und

Soeben erschienen:

Revolution

Der Weg zur Freiheit

Von Georg Decker

Der Verfasser saß im Jahre 1933 monatelang hinter den Mauern deutscher Gefängnisse. Er zerfetzt das Parademäntelchen einer nationalen Revolution" und enthüllt sie als den geglückten Aufstand der Gescheiterten", die für persönliches Mißgeschick und eigenes Versagen das System" verantwortlich machten. Georg Decker gewinnt neue Ausblicke auf den Weg zur Freiheit: Die Kluft zwischen der angeblichen ,, nationalen Geschlossenheit" und der re­alen Wirklichkeit reißt täglich tiefer auf. Es genügt jetzt nicht, die Voraus­setzungen der im heutigen Deutschland Schon vorhandenen Unzufriedenheit zu prüfen, es muß der Weg gefunden werden, diese Unzufriedenheit in politi­sche Leidenschaft und einen fanatischen politischen Willen zu verwandeln."

Preis in: Belgien 7.50 Frs./ Bulgarien 35 Lewa/ Dänemark 1.50 Kr./ Deutschland 0.90 RM. Frankreich 5.50 Frs. Großbritannien 1.5 Pfund Sterling/ Italien 4.­Lire Jugoslawien 17.- Dinar/ Niederlande -.50 Gulden Oesterreich 1.80 Schilling Palästina 070 P. Pid./ Polen 1.85 Zloty/ Rumänien 37.- Lei / Schweden 1.45 Kro­nen/ Schweiz 1.10 Frs./ Tschechoslowakel 7/ Ungarn 1.40 Pengö/ USA . -.35 Dollar.

Bestellungen durch jede Buchhandlung oder direkt an Verlagsanstalt Graphia, Karlsbad ČSR .

zweijährige Lehrzeit durch­

Wir können uns denken, daß ein Teil der Agrarier diese Maßnahme der Regierung be­grüßt aber weder den ,, staatlich geprüften", noch den übrigen Landarbeitern, die sich künf­tig nur als, ungelernte Arbeiter" bezeichnen dürfen, ist damit nur im geringsten geholfen.

Braune Dividendenschlucker

Die Nationalsozialisten haben unentwegt gegen die Tantiemen und die Dividenden der Inzwischen Aktiengesellschaften gewettert. sind die Führer massenhaft als Auf­sichtsräte und Vorstandsmitglie­der in die großen kapitalistischen Gesellschaf­ten eingezogen und genießen ungeschmälert Riesenbeträge arbeitslosen Einkommens. Jetzt bekämpfen sie es natürlich nicht mehr, son­dern verteidigen und rechtfertigen es! Dafür ist ein Vorgang in der General­versammlung der Ilse Bergbau AG . von bemerkenswertem Interesse. Einige Klein­aktionäre, also Leute, die nur für etliche 1000 Mark Aktien im Besitz haben, kritisierten, daß der Vorstand und der Aufsichtsrat zu hohe Aufwendungen für sich beanspruchten. In dem Bericht heißt es nun, daß der Vorsitzende Staatsrat Reinhart, also ein wasch­echter Nationalsozialist, darauf antwortete, daß die Tantiemen und sonstige Aufwendungen auf Verträgen beruhten, die zu ändern keine Veranlassung bestünde. Die Nationalsozialisten fanden sie als nur zu hoch, solange sie selbst nicht daran teilhaben konn­ten!

Es ist das nicht der einzige Fall, in dem Theorie und Praxis der Nationalsozialisten in so schreiendem Gegensatz zueinander stehen.