Schmitts Geschäft mit Darrés Erbhofgesetz
Werkmeister- Zeltung ganz beglückt. Sie fügt
hinzu:
,, Mit dieser Formulierung erhob denn Adolf Den deutschen Bauern wird es erst jetzt lang-| dagegen zur Wehr zu setzen. Mehrere Lan- Welch groteske Situation: Darré muß gegen Hitler das Automobil zum klassischen Zeugen der nationalsozialistischen Politik unserer sam klar, was das Erbhofgesetz für sie desbauernschaften haben bereits Erlässe her- die Versicherungsgesellschaften kämpfen, dabedeutet. Sie merken, daß sie keinen Kredit ausgegeben, die sich gegen die„ un lau- mit sie nicht natürlich aus wohlverstandenen Staasführung. Diese Formulierung zerschlägt mehr bekommen können, denn der Erbhof darf tere" Versicherungspropaganda Geschäftsinteresse die Bauern über den endgültig das primitive Denken des Klassennicht belastet werden. Sie merken, daß sie unter den Erbhofbesitzern wenden, das Vorge- wirklichen Inhalt seines Erbhofgesetzes aufkläkampfes, weil sie an die Stelle der Verelennicht mehr Herr auf ihrem eigenen Hofe sind, hen der Versicherungsgesellschaften als ,, Sabo- ren! Sollte das Erbhofgesetz vielleicht gar ein dungstheorie den sozialen Ausgleich setzt." Durch die Nationalsozialisten ist es also an denn die Erbhöfe dürfen nicht veräußert wer- tage" am hohen Grundgedanken des ErbhofKuckucksei sein, das der Herr Reichsden und die Bestimmung des Erben ist im Ge- gesetzes brandmarken und schärfste Mittel daden Tag gekommen, daß nur durch die Schuld setz genau festgelegt. Sie merken, daß durch gegen androhen. In einzelnen Kreisen haben wirtschaftsminister Schmitt, wel- der Marxisten dem einfachen Arbeiter bisher das Erbhofgesetz ihre anderen Kinder enterbt außerdem die Landräte die Gemeindevorsteher land Generaldirektor des größten deutschen das Auto vorenthalten worden ist. In Kürze worden sind, denn diese Kinder haben keinen angewiesen, auf das Treiben der Versiche- Versicherungskonzerns, Herrn Reichsernäh- werden sie alle Besitzer eines Mercedes- WaAnspruch mehr an den Hof und nichts darf rungsgesellschaften zu achten und erforder- rungsminister Darré ins Nest gelegt hat? gens sein, und die Automobilindustrie wird ihnen zu Lasten des Hofes oder des Hoferben lichenfalls dagegen einzuschreiten. Was ist im Dritten Reich nicht möglich! vererbt werden.
Je mehr die Bauern merken, welche verhängnisvollen Folgen das Erbhofgesetz für sie hat, um so mehr wächst die Miẞstim
mung und Empörung. In einzelnen Kreis- Automobil- Sozialismus
bauern- Versammlungen ist es zu erregten Auseinandersetzungen über das Erbhofgesetz gekommen, die sich z. B. in Westfalen bis zu Tumulten gesteigert haben. Die Kreisbauernführer werden von den Bauern überlaufen, die Aufklärung verlangen und bei ihrer Kritik kein
Blatt vor den Mund nehmen. Sie müssen' ver
tröstet werden und schon spricht man von
zu
aus der Hochkonjunktur überhaupt nicht mehr herauskommen...
KrisenMit dieser nationalsozialistischen Bekämpfungsmethode sollte ja schon den rheinischen Winzern geholfen werden. Nur weil ,, marxistische Gleichmacherei" und eine ,, bolschewistische Lebensauffassung" das Weintrinken zum Luxus erklärt hatte, waren die Es gelingt den Nationalsozialisten vor der| nalsozialisten mit reichlicher Skepsis gegenWelt immer neue Verbrechen der fluchbelade- überstehen. Warum es eigentlich zu blöde ist, Winzer in wirtschaftliche Bedrängnis geraten. ,, Nur ein Liter Weinverbrauch pro Kopf der nen Marxisten aufzudecken. Jetzt haben sie ein zuerst ausreichendes Essen und Trinken bisher fordern und auf das märchenhafte Automobil Bevölkerung mehr", so hatte der nationalsoziaKapitalverbrechen enthüllt, von dem wohl kaum jemand etwas geahnt hat. Da lie- zu verzichten, das zu erklären unterläßt leider listische Staatsrat Börger gerufen,„ behebt alle gen zehntausende Arbeiter und Arbeiterinnen der nationalsozialistische Volkswirtschaftler. Not des Winzerstandes". Nur ein Automobil pro Kopf der Bevölkerung mehr, und alle der deutschen Automobilindustrie, und Hun- Er klammert sich lieber an ein Zitat aus einer ,, entscheidenden Aenderungen" des Not der Automobilindustrie ist behoben! Diederttausende Arbeiter der Maschinenindustrie Rede des großen Führers, um den Marxisten Gesetzes, die unmittelbar bevorständen. Kein Wunder, daß der Reichsnährstand kein über- arbeitslos auf der Straße. Trotz allem Suchen noch einen letzten Schlag zu versetzen.„ Es se Losungen lassen sich endlos variieren! mäßiges Interesse verspürt, die Bauern über können sie keine Arbeit finden. Warum nicht? ist der Wille der Nationalsozialistischen Polidie Segnungen des Erbhofgesetzes weiter auf- Weil das deutsche Volk zu wenig im Automo- tik", so hat kürzlich Hitler ausgeführt ,,, immer Marxisten nicht auf dieses einfache Mittel der zuklären. In Gebieten, in denen früher allmo- bil fährt. Und die Schuld tragen die Marxisten größeren Massen unseres Volkes die Gelegen- Bekämpfung der kapitalistischen Wirtschaftsund die Weimarer Parteien, die dem einfachen heit zu bieten, dieses modernste Verkehrsmit- krise und der Behebung aller Not im deutschen natliche Kreisbauernversammlungen die Regel waren, haben seit Anfang des Jahres überhaupt Arbeiter immer eingeredet haben, Automobil- tel zu erwerben." Davon ist die Deutsche Volke gekommen sind... keine Versammlungen mehr stattgefunden. Das fahren sei ein Luxus und er dürfe sich darum Gesetz, das den Nationalsozialismus für alle kein Automobil zulegen. Durch diese PropaZeiten im Bauerntum verankern sollte, wird ganda sind die Arbeiter im allgemeinen um ihr zum Bumerang, der gegen seine Urheber zu- Auto und die Arbeiter der Automobilindustrie Die Korruption gedeiht
rückfliegt.
Jetzt ist dem Reichsnährstand im Kampf um das Erbhofgesetz ein neuer Widersacher erwachsen, mit dem er gewiß nicht gerechnet hat: die Versicherungsgesellschaften. Die Versicherungskonzerne wittern ein neues Riesengeschäft. Was liegt auch näher, als den Bauern klarzumachen: Ihr könnt über euren Hof nicht mehr frei verfügen, ihr könnt euch, wenn ihr euch zur Ruhe setzen wollt, nicht mehr auszahlen lassen also braucht ihr eine Lebensversicherung. Ihr könnt Euren Töchtern keine Aussteuern mehr zu Lasten des Hofes geben also braucht ihr eine Aussteuerversicherung. Ihr könnt nach§ 30 des Erbhofgesetzes euren anderen Söhnen eine Berufsausbildung nur zukommen lassen ,,, soweit also die Mittel des Hofes dies gestatten" müßt ihr auch dafür durch Abschluß einer entsprechenden Versicherung vorsorgen. Es ist leicht erklärlich: die Versicherungsgesellschaften haben auf dem Lande eine neue große Konjunktur und ein Heer von Agenten und Werbern dringt bis ins letzte Dorf, um die Bauern von der unumgänglichen Notwendigkeit eines Versicherungsabschlusses zu überzeugen.
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So haben es die Versicherungen in großem Maßstabe übernommen, die Bauern über die Folgen des Erbhofgesetzes aufzuklären. Im Reichsnährstand erkennt man die wachsende Gefahr dieser Aufklärung und beginnt, sich
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Es ist uns wirklich ein Rätsel, wieso die
Propaganda verausgabt für Bonzengehälter 2 750 450 Mark,
die Propagandastellen im Reiche kosten 1 699 400 Mark,
die 13 Treuhänder der Arbeit kosten 2 372 850 Mark.
Als Zuschuß zu den Kosten der SA zahlt das Reich 250 Millionen.
um ihre Beschäftigung gekommen. Das ist kein Der NSBO- Betriebszellen- Leiter SchuSpaß, sondern es ist ganz ernsthaft in der chardt bei der Straßenbahn der Stadt Halle ,, Deutschen Werkmeister- Zeitung" veruntreute 4000 Mark und verwandte die unApril zu lesen: terschlagene Summe zum Ankauf eines Autos, ,, Wenn also die Weimarer Regierungen das er nach der Aufdeckung der Unterschlaunter dem Druck der marxistischen gung erfolgreich zur Flucht benutzte. Elends propaganda den motori- Der SA- Ortsgruppenführer von Schkeusierten Verkehr in jeder Weise ditz bei Leipzig ist der unrechtmäßigen Fühabzuwürgen und ihn als Luxus diskri- rung des Doktortitels und des Vergehens ge- Diese Aufzählung kann in keiner Weise den minieren suchten, so haben sie damit nichts gen den Abtreibungsparagraphen überführt Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Sie anderes erreicht, als die Ausschaltung eines worden. Unter dem falschen Namen Dr. Jan- zeigt jedoch bereits, daß die größte und bisher Arbeitsfeldes, welches dem einfachen deut- sen hatte er in einigen mitteldeutschen Orten einzige Leistung Hitlers darin besteht, einer schen Mann nicht nur Arbeit und Brot geben Abtreibungspraktiken unterhalten. großen Zahl seiner Freunde die Futterkrippe tief erschlossen zu haben.
würde, sondern dessen Erzeugnisse, wie Der nationalsozialistische Bürgermeister der der Führer sagt, zugleich die Quelle eines Stadt Eilenburg wurde wegen unsauberer freudigen Glückes für das Volk gewesen Führung der Amtsgeschäfte seines Amtes entwäre, weil so naturgemäß die Ausbreitung hoben, des Autos immer weitere Kreise des Volkes
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erfaßt hätte, die damit also auch in den Ge- Neue Bonzenposten
Arbeitslose dürfen
nicht heiraten nuß dieses, die Entfernungen leicht und sicher Arbeitslose sollen nicht mehr heiraten Zu welchen Zwecken die dem Volk gro- dürfen! überbrückendes Verkehrsmittel gekommen Die nationalsozialistischen Juriwäre. Zwar sagen manche Volksgenossen, schenweise abgepreßten Steuergelder veraus- sten schlagen vor, ein Verehelichungszeugnis daß sie weniger Wert auf ein zukünftiges' gabt werden, zeigt die folgende Uebersicht, einzuführen. Das Recht zur Eingehung einer Automobil, als vielmehr auf gegen- die wir den unvollständigen und mit Absicht Ehe soll abhängig gemacht werden von der wärtiges und ausreichendes verschleierten Angaben des Reichsetats für Bescheinigung des zuständigen Wohlfahrtsamtes, daß die Brautlaute von der öffentlichen Der Stellvertreter des Reichskanzlers kostet Unterstützung unabhängig sind. Das bedeutet 370 000 Mark, für viele junge Erwerbslose den Ausschluß vom die zwölf Reichsstatthalter kosten 1131 100 Recht der Eheschließung! Mark,
Essen und Trinken legen. Dieser 1934 entnehmen: Einwand gegen das neue nationalsozialistische Wirtschaftsziel der hundertprozentigen Motorisierung Deutschlands ist aber eigentlich zu blöde, um ihn weiter zu diskutieren."
Der letzte Satz läßt darauf schließen, daß die Arbeiter den Automobil- Illusionen der Natio
Julius Deutsch
der Reichssportführer kostet 78 500 Mark, das Reichsministerium für Aufklärung und
Soeben erschienen:
m: aladdob
Eine Darstellung von Mitkämpfern und Augenzeugen
Umschlagzeichnung von Th. Th. Heine , mit 24 Seiten Illustrationen und 100 Seiten Text
Der Autor ist der Gründer und Leiter des Schutzbundes, der Kampftruppe der österreichischen Arbeiterschaft, und war der erste Kriegsminister der Re publik Oesterreich . Er beschränkte sich nicht auf die Darstellung der militärischen Ereignisse, er gibt auch ihre politische Vorgeschichte und zeigt, wie der Schutzbund schließlich gegen eine große Uebermacht isoliert kämpfen mußte, weil die gefühlsmäßige Sympathie der Bevölkerung keine praktische Auswirkung fand. Der Generalstreik versagte. Ein tragisches aber auch erhebendes Stück weltgeschichtlichen Klassenkampfes zieht in Wort und Bild mit plastischer Eindringlichkeit an uns vorüber.
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Neuer Vorwärts
Sozialdemokratisches Wochenblatt
Herausgeber: Ernst Sattler; verantwortlicher Redakteur: Wenzel Horn; Druck: Graphia"; alle in Karlsbad . Zeitungstarif bew. m. P. D. ZI. 159.334/ VII- 1933.
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