Die Hacen auf dem Scheiterhaufen beta

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eine

Bürgermeister werden geschult

Ein Tag in einer Kreisschule der NSDAP  .

Manfred.

gesungen werden konnte. Der anschließende Kameradschaftsabend bot ein Bild echter Ka­meradschaft. Da saßen sie beieinander und er­zählten von ihren Familien, ihren Lebens­schicksalen, von Kriegserlebnissen; aber auch von Deutschland   und seiner Zukunft wurde viel gesprochen.

Ein einstündiger Uebungsmarsch führte die Kursusteilnehmer am Starnberger See  entlang durch die Pracht der herrlichen Vor­gebirgsgegend. In der Mittagspause, in der ein einfaches, aber schmackhaftes Eintopfgericht das Hungergefühl beseitigte, entwickelte sich nochmals eine recht heitere echt kamerad­schaftliche Unterhaltung.

Auf dem Rückweg zur Schule ging das Singen schon besser,

Göbbels  , die feurige Zunge" des national-| Der SA- Mann stand von der Suche im Knien Schweinerei blieb's doch, und der jüdische hatte sozialistischen Propagandaapparates, hat wie- extra auf, schlug mit der Faust auf einen der Tintenkleckser, dieser Schweinigel, der einmal gegen die Gefahren mobil gemacht, Bände und rief: ,, Nu guckt Elch bloß diese einen Rippenstoß extra verdient, den er auch Schlag 10 Uhr befahl der Schulungsleiter die dem Dritten Reiche ,, auch auf kulturpoli- Schweine an! Hier lauter Bicher über die erhielt. den Heimmarsch. Die Klappen wurden be­tischem Gebiete" drohen. Hoffentlich wird Hur'n!" Und mit einem Schwung flogen die Der betroffene Schriftsteller mußte es er- zogen, beim Hinaufklettern in die oberen Klap­seine Rede ihre Wirkung nicht verfehlen Bände auf den zum Verbrennen bestimmten dulden und zusehen, wie seine Bücherei zu- pen mußte manchmal etwas nachgeholfen wer­die Wirkung nämlich, der Welt immer von Stapel. sammengeworfen und davongeschleppt wurde, den. Der Wachthabende führte Posten Num­Neuem vor Augen zu führen, daß deutsche Vielleicht stammte der biedere SA- Mann um verbrannt zu werden. Damals hatte er mer 1 auf, die Lichter wurden gelöscht. Kultur noch nie so bedroht gewesen, ja mehr aus einer Gegend, in der man statt Ohren" Mühe, Tränen ohnmächtiger Wut zu unter­Schlag 6 Uhr hieß der energische Ruf des als das, nie so geschändet und zerstört worden sagt: Ich hau Dir eens hinter die Uhr'n!" drücken. Erst sehr viel später, als er längst Wachthabenden: ist wie durch die blutigen Hände des braunen Und nun las er hier in Uebereinstimmung da- der Heimat, süßen Heimat" den Rücken ge­,, Raus aus den Klappen", Regimes. Allein schon der Brandgeruch der mit die schriftdeutsche Schreibart eines Wor- kehrt hatte und ins Exil gegangen war, war Scheiterhaufen, auf denen deutsches Kultur- tes, daß er bisher nur als ,, Huren" gekannt er imstande, die Geschichte von den Horen zu alle aufstehen. Sofort wurde wieder in die und Geistesgut in Flammen aufging, müßte als hatte. Und wenn ihm jemand hätte sagen kön- erzählen. Und so mag sie hier verewigt sein Autohalle zu den Leibesübungen abmarschiert. nationalsozialistisches Odeur wieder spürbar nen, daß die Horen   die Göttinnen der Stunden als eine wahre Begebenheit aus dem ,, Lande Die flotten Uebungen ließen die Kälte nicht werden, wenn ein Göbbels von deutscher Kul- seien, so hätte er wahrscheinlich auch bei des Lächelns", wie nach der Behauptung Göb- spüren, im Gegenteil, bald dampften alle Kör­tur zu sprechen sich erdreistet. dieser Erklärung eher an die Göttinnen eines bels ausländische Journalisten das braune per. Um so besser schmeckte das Frühstück und der Geist war frisch. Am 10. Mai ist in Paris  , wie vorher schon Stundenhotels gedacht. Aber ob hochdeutsch Deutschland   genannt haben sollen. in London   und Neuyork, eine Bibliothek der oder nicht, ob Horen oder Huren Bücher eröffnet worden, die das Dritte Reich auf den Scheiterhaufen geworfen hat. Die Bibliothek enthält alle von der Hitler  - Regie­rung verbrannten, zensurierten oder konfis­zierten Bücher, von Gotthold Ephraim Lessing  ( den man wahrscheinlich mit dem nachher ermordeten Theodor Lessing   für identisch ge­halten hat) angefangen bis zu den zeitgenös­sischen Schriftstellern, sowie die Bücher der im Auslande lebenden deutschen Emigranten. Sie umfaßt bisher schon über 20.000 Bücher; diese Zahl allein schon läßt erkennen, wie nachdrücklich das braune Regime den Gefah­ren auf kulturpolitischem Gebiete", die den Bestand des Dritten Reiches   bedrohen, von Anfang an vorzubeugen bemüht gewesen ist. Aber in dieser Bibliothek wird noch man­ches verbrannte Werk fehlen. Zum Beispiel Schillers Horen", die vielbändige Zeit­schrift, die Schiller   von 1794 bis 1797 in Jena  herausgegeben hat. Auch sie sind verbrannt worden, und das ist eine Geschichte, die als des Kreisleiters zum zweiten Lehrgang einbe­Charakteristikum der nationalsozialistischen rufen worden. Pünktlich trafen sie im vorge­Dienstanzug Kulturwächter der Vergessenheit entrissen zu schriebenen, strapazierfähigen" ein. Nach einer Meldung in der Kreisleitung Als in den ersten Wochen des nationalen und Entrichtung des Unkostenbeitrages wurde Aufbruchs" die braunen Söldnerscharen aus- vor dem Schulungsraum, einer durch große schwärmten, um neben anderen Kulturtaten, Fenster sehr gut beleuchteten ehemaligen me­die sie vollbrachten, auch Volksbuchhandlun- chanischen Werkstätte, angetreten. Dem stell- schult. Das Beispiel des 55jährigen Schul- die so unendlich reich ist, volkstümlich und gen auszuräumen, Privatbibliotheken zu stür- vertretenden Kreisleiter erstattete der Schu- leiters, den man für einen 35jährigen halten alles Wesentliche umfassend vor den Augen könnte und der alle Uebungen vor- und mit- der Kursusteilnehmer gewissermaßen men und die Bücher auf Scheiterhaufen zu lungsleiter Meldung, nach kurzen Begrüßungs­machte, spornte die Kursusteilnehmer an. Nur a brollen zu lassen. schleppen, drangen sie auch in die Wohnung worten des Kreisleiters wurde unter wenige Kriegsbeschädigte konnten nicht mit­in einer Gartensiedlung bei Dresden   Absingen des Horst- Wessel  - Liedes tun, allen übrigen sah man die Freude an, daß wohnenden Musikschriftstellers ein; es war in die Hakenkreuzfahne am Maste hochgezogen. sie beinahe allen Anforderungen trotz der diesem Falle kein Marxist, sondern, was eben Es folgte die Benennung des Stubenälte­grauen und manchmal schon weißen Haare so schlimm oder noch schlimmer ist, ein Jude.   sten, des Zimmerdienstes, die Kommandie­noch wacker genügen konnten. Auch seine Bibliothek wurde ausgeräumt. Und rung der Wachhabenden und der vier Wach­zwar gründlich. Um irgendwelche Sachkunde posten, dann wurde der freundliche Schulraum war man dabei nicht besorgt, sondern nahm mit anschließendem Schlafraum, in dem sich in Bausch und Bogen alles, las aber doch wäh- auch der Verschlag für den Kursusleiter be- Für hochmusikalische Leute wäre das nun rend der Säuberung die Buchtitel und be- findet, bezogen. Der Kursusleiter gab die Bett- allerdings kein Genuß gewesen, beim bank­grüßte die Bücher marxistischer Autoren oder wäsche aus. In kürzester Zeit waren die Dek- weisen Singen wären sie wohl davongelaufen, jüdischer und gar französischer Schriftsteller, ken kunstgerecht in die Leinenhüllen einge- aber schließlich gelang es, wenigstens ein Lied darunter einen so vertrackten Franzosen, wie zogen, die Leinentücher über die Strohsäcke so einzudrillen, daß es beim Abmarsch zum Abendessen im nächsten Gasthaus zur Eisen­Jean Paul, mit besonderem Siegergeheul. gespannt und bahn, Dabei stieß ein braver SA- Mann auch auf eine vielbändige Bücherreihe. Die Horen  " las er auf dem Rückentitel. Das war ja allerhand! den fand.

Im Relch der tollgewordenen Spießbürger Der Schulungsleiter begann seinen Vortrag ist das Mittelalter erwacht nicht nur mit sei- mit der Erklärung des Zweckes der Schule. ner Grausamkeit, sondern auch mit seiner Vor allem müsse echter, natürlicher Ka­Narrheit. Hier wird erzählt, wie Bürgermeister meradschaftsgeist geweckt werden, alle Ka- la, öffneten die Mädchen die Fenster und die geschult werden. Es liest sich wie ein Schwank meraden sollten in alter Schützengrabenkame- Türen, wie es in dem alten Soldatenlied heißt. aus Schilda, ist aber ein Bericht aus der radschaft an diesem einen Tag wenigstens den Der Aufbruch wurde vorbereitet, die Leinen­überzüge abgezogen und an den Stubenältesten ,, Deutschen Ostfront", einer nationalsozialisti- Standesdünkel ablegen und sich abgeliefert. Noch einmal wurde auf den Schul­schen Zeitung. bänken Platz genommen. Der Schulleiter hielt einen hochinteressanten Vortrag über die Ge­schichte Deutschlands  .

werden verdient.

eines

Wir erhalten folgende lebendige Schilderung aus einer Kreisschule in Oberbayern  : Dreißig Bürgermeister und Gemeinderäte aller Stände und Berufe waren

durch Gestellungsbefehle

die Klappen tadellos in Ordnung gebracht, so daß der Stubenälteste wenig zu beanstän­

ver­

gestimmt. So sieht der geistige Umbruch und bieten, Absetzungen vom Spielplan zu der Aufbruch der neuen Gestalter von Blut langen, aber auch das Recht, die Aufführung und Boden" aus. Das Publikum hat diese Auf- bestimmter Stücke zu fordern. 4. Das Propa­forstung bis obenhin. Daran kann auch das gandaministerium beaufsichtigt den Handel mit Propaganda- Mysterium wie Göbbels   Amt Theaterkarten. im Volkswitz heißt, weil er Schwarz in Weiß fälscht nichts ändern.

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mit ,, Du" anreden.

Mit diesen einleitenden Worten ging der Kursusleiter über zu seiner eindrucksvollen, aber schlichten und volkstümlichen Aufklärung über den Nationalsozialismus, seine Entste­hung, sein Werden und Wachsen, über den 14 Jahre langen schweren Kampf, den unser gro­Ber Führer für seine Idee geführt und über den Sieg, den er errungen hat.

Nach dem Vortrag wurde

mit Gesang zu einer Autohalle marschiert und dort eine halbe Stunde der Körper ge­ In  

die Schule zurückgekehrt, wurde eine Singstunde abgehalten.

wenn auch nicht schön, so doch marsch­mäßig

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Als er nach einer Stunde die Teilnehmer fragte, ob sie ihn noch hören wollten, stimm­ten alle freudig und begeistert zu; hörte man doch zu viel Neues, was in der Schule ver­schwiegen worden war. Es war geradezu ein meisterliches Kunstwerk,

in 1 Stunden die Geschichte des deut­schen Volkes,

Alle Kursusteilnehmer bedauerten den Schluß des Vortrages, als der Stubenälteste mit dem Ablaufen eines Weckers das Zeichen zur Be­endigung des Kurses geben mußte. An die vor dem Schulraum wieder angetretenen Kursus­teilnehmer richtete der Kursusleiter kernige Abschiedsworte, ein begeistertes Sieg Heil er­

schallte, die Fahne wurde niedergeholt und

das Kommando ,, Weggetreten" entließ die Teilnehmer.

So berichtet die nationalsozialistische Presse wörtlich. Wer kann da noch daran zweifeln, daß sich die deutschen Kommunen in aller­bester Obhut befinden.

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sich Historiker interessieren werden, ist noch Dritte Reich für Sorgen hat des Gerüchtes wie erst die Irrenärzte! Denen angenommen und ein Stein kullert uns vom garnichts festgestellt, daß Walter Flex   einer wird unerschöpfliches Material aus der Nazi- Herzen! presse erblühen, und die Wissenschaft der Zu- ,, angesehenen deutschen Familie rein arischen kunft wird dem Völkischen Beobachter" Blutes entstammt, die bis zu einem Namens­Die Zukunft der deutschen Theater ist nun ewige Dankbarkeit bewahren. träger aus dem Jahre 1750 festgestellt werden konnte." genau vorgezeichnet. Da sie als künstlerische Die tapfere Presse aber wagt nicht einmal Institute nicht zu halten waren, wurden sie zu Um Mißverständnissen Um Mißve anzudeuten, daß ohne Freiheit keine Kunst propagandistischen Zwecken verwendet. Herr gedeiht. Dafür wird Stein unter Steinen zum Göbbels   wird nun unter Leitung seiner Beam­Proteststück emporgeschmiert, und wer Op- ten bestimmte Stücke" aufführen lassen, vor position mimen will, muß zu Sudermann gehen. allem Stücke von ihm selbst und jene seiner Es wird immer schwieriger, ein Deutscher Parteigenossen Kube, Schirach usw. und dann zu sein. wird die SA, die SS und die deutsche Arbeits­

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Theaterdiktator Göbbels

front in die Theater kommandiert. Die Karten werden billig sein und müssen gekauft werden.

vorzubeugen...!

Flex ist gerettet. Obgleich eigentlich die

Auskunft des Herrn Reichssachverständigen

mehr Flex als Pollack rechtfertigt. Aber nun weiß man jedenfalls, daß seine Dichtungen

nicht als semitisches Gift, sondern als Offen­

Ein Inserat: ,, Der Dachauer hinkende Bote" erscheint erstmalig in Nr. 22 der Jugend". Um einem eventuellen Mißverständnis vor- barungen nordischen Geistes anzusprechen zubeugen: er ist nicht im Konzentrationslager sind!

zum Krüppel geschlagen worden!

Das eben erlassene Gesetz über die Neu- Die Woche wird aufgeteilt für die einzelnen Der verdächtige Flex

ordnung der Theater in Deutsch­ land   ist ein weiterer Schlag gegen die Frei­heit der Kunst. Künstlerisches Wirken soll künftighin von der Bühne verschwinden und an dessen Stelle die Propaganda treten. Sämt­

Stürme und Betriebe, das Theater wird gefüllt, die Menschen werden fluchen, daß sie für

irgendeinen langweiligen, verlogenen Dreck wieder die Groschen abgezwackt bekommen. Und dann heißt es in der gleichgeschalteten liche deutsche Bühnen, natürlich auch Presse Aufschwung des deutschen Theater­Provinztheater unterstehen jetzt dem Propa­gandaministerium. Göbbels   soll nach dem Ge­setz die nationalen Pflichten der deutschen Interessant

die

wesens"!

für wen?

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Der Dichter Walter Flex  , eine Zeit lang der verklärte Liebhaber der Jugend, ist selber noch im jugendlichen Alter in­mitten des Weltkrieges bei der Eroberung der Ostseeinsel Oesel gefallen. Von den Barden des Dritten Reichs   haben die meisten wie Kube, Göbbels

Nieder mit den Ostischen!

In der Zeitschrift Dichtung und Volkstum"( Euphorion Neue Folge, Stutt­ gart  ) jammert ein ostischer Arier:

an

Günther spricht davon, daß die ostische Rasse in Deutschland   keinen eignen Kultur­kreis ausgebildet hat. Das ist einmal nicht richtig und hat sodann Anlaß zu irrefüh­renden Schlüssen gegeben Die soge­usw. verstanden, jeder derartigen nannte ostische Rasse spielt in der Rassen­Eventualität aus dem Wege zu gehen, wofür kunde die Rolle des Neutrums, das alles sie jetzt nach Ausbruch des wahren deutschen sein muß, was man nicht deklinieren kann. Heldenzeitalters ihre fetten Pfründen verzeh­Sie ist aber auch der Sündenbock, der ren. Flex, wie gesagt, starb den Soldatentod. allem Schuld Ist." Aber für das Dritte Reich genügt solche Also nach den Juden nun auch die Osti­Wenn ein Historiker in 50 oder 100 Jah- Legitimation nicht. Einige Schnüffler bekamen schen? Eines Tages wird die Säuberung im ren die Zeitungen von heute aufschlägt, heraus, daß die Mutter des toten Dichters eignen Rassenlager beginnen und am Ende wird er den ,, Völkischen Beobachter" als Margarethe Pollack geheißen habe, dürfte von allen dinarischen, nordischen, osti­Zeugnis historischer Vorgänge weit interres- was ein Judenname sei, weswegen die Dich- schen und westlichen Ariern nur Göbbels als santer finden als die Basler und Züricher   tungen des Flex als artfremdes volkszer- reiner Germanentyp übrig bleiben, denn ihm Blätter mit ihrer Art von Kritik, für die setzendes Gift auf den Scheiterhaufen gehör- ist weder eine dinarische noch eine nordische, man in Norddeutschland den etwas groben ten. Nun aber hat sich der Sachverstän- weder eine westische, noch eine ostische aber treffenden Khugscheißereien" hat. dige für Rassenforschung beim ihm ist überhaupt keine Großmutter nachzu­Warum diese falsche Bescheidenheit? Daß Reichsinnenministerium- man sieht, was das weisen.

Theater zur Erfüllung bringen". Die Privat- In der Zeitschrift Deutsches Volks­theater sollen in Zukunft nicht mehr als Er- tum", Hamburg  ( Herausgeber Wilhelm Sta­werbsgruppe betrachtet werden. Das werden pel) lesen wir: sie schon lange nicht mehr! Das neue Gesetz enthält vier Hauptpunkte. 1. An die Stelle der Konzession ist die persönliche Zulas­sung getreten, über die Dr. Göbbels   per­sönlich entscheidet. 2. Das Betätigungsrecht für künstlerisch leitende Personen wie Inten­dant, Direktor, 1. Kapellmeister und Spielleiter steht Göbbels   persönlich zu. 3. Göb­ bels   hat das Recht, Aufführungen zu

ver­