Nr. 57 BEILAGE
Neuer Vorwärts
aus ein Rätsel.
Die Armee zwischen den Fronten
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weiter.
15. Juli 1934
wird Mancher Offizier
noch an dem
einst
Sie
um
Wir werden uns noch
werden. Denn
Der erschossene General Kurt von Schlei- oder Papen zu berufen." Auch später, nach-| nicht geschlossen: die Reichswehr . Er kann, lung, daß ein General nur auf dem Schlachtschon vor dem cher ist der Welt noch über seinen Tod hin- dem die Reichswehr sich mit dem neuen Zu- nicht an die Bajonette appellieren, weil ge- feld zu kämpfen hat, war stand abfinden mußte, kämpfte sie um die rade er weiß, daß man darauf allein nicht Kriege reichlich naiv, sie ist es heute mehr Bald hat man ihn als den Vertreter der Erhaltung ihres Eigenlebens, um sitzen kann. Das eben war ja der Ausgangs- denn je. Schleichers gesamter Kampf war Vorbereitung Und die Reichswehr die der großen Junger dargestellt, bald als heimlichen För- in geeigneter Zeit über Hitler und über den punkt seiner Politik. derer Hitlers , dann wieder als den Vertreter Nationalsozialismus hinauszugehen. Wir ha- allein kann schlecht entscheiden. Der fort- Schlacht! der Schwerindustrie gekennzeichnet. ,, Ehr- ben u. a. in der Nr. 42 und in der Nr. 47 zwei schrittlichste Soldat Deutschlands wird im geiziger Monarchist" war er auch ,,, Büro- Probleme erörtert, indem wir aufzeigten, daß Namen der Frontsoldaten beseitigt. Es fehlte Widerspruch zwischen seiner Aufgabe und general" und„, Intrigant" sein selbstverständ- eine moderne Armee staatskapi- ihm eine ökonomische Macht. Armee und seinen Wünschen, Vorstellungen und Möglicher Untertitel. Aber die Junker wollten talistisch sein muß, wogegen sich die Arbeiterklasse gegen den Nationalsozialismus? lichkeiten zugrundegehen. Mancher wird den Von ihm gar nichts wissen. Im Gegenteil, für entscheidenden Teile der Industrie bisher ge- Wird die Arbeiterschaft auf ihre eigenen In- Widerspruch so zu lösen suchen wie Bie war der General ein gefährlicher Mann, wandt haben, und daß ferner der moderne teressen, wird sie auf ihr Lebensgesetz der Scheringer, der nun auch zu den Erschosseler ,, die Gefahr des Bolschewismus auf dem Soldat viel selbständiger zu handeln in der Internationalität, wird sie auf ihren An- nen zählen soll. Sie alle werden keine Soziaflachen Lande" hervorruft. Nun, und die Lage sein muß als der SA- Mann. Selbstän- spruch der vollständigen Selbstherrschaft ver- listen im Sinne des Proletariats, auch ScheOsthilfe wurde ja von Schleicher nicht ge- diges Handeln kann aber nur aus dem Be- zichten? Kann sie es? Hat sie mit den be- ringer wurde es nicht, aber sie hören auch rade gefördert! Haben die Junker den Gene- wußtsein erwachsen, daß man eine Sache für stehenden Organisationen überhaupt noch die auf, Diener des Kapitalismus zu sein. ral als Bolschewiken verschrien, so haben die sich und in seinem Interesse tut. Dieser Kraft, sich zu behaupten, allein mit der Ar- schweben zwischen den Klassen, Industriellen weiter Kreise ihm den neue Soldat, militärisch unbe- mee, die zudem keine Einheit darstellt, gegen sind deklassiert und suchen das Volk, Titel: ,, Staatssozialist" gegeben, Und nicht dingt notwendig, kann im wesent- die Uebermacht von Feinden zu kämpfen? sich wieder zu finden, um ihren Beruf ernur die Schwerindustrie, auch die Chemie, lichen nur der Arbeiter sein. Der Wäre das nicht auch das Ende der Armee? füllen zu können. auch Herr Warmbold, der mit dem durch General will ihn deswegen gewinnen. Das ist Gleichgiltig, ob man siegt oder verspielt? wundern, wieviel Offiziere und Generale beim Schleicher repräsentierten Staat um die der Grund für Schleichers Gewerkschafts- Nein, jetzt muß man abwarten, es werden Proletariat Anschluß suchen Herrschaft über große Wirtschaftskomplexe freundlichkeit. Wie der Krieg nur mit dem neue Gelegenheiten kommen, der Kampf geht das ist die Klasse, die allein in der Lage ist, rang. Junker und Schwerindustrie, die Che- Arbeiter geführt werden kann und heute jene Prinzipien zu verwirklichen, jene WehrHier war der eigentliche Mann der haftigkeit zu erreichen, die für den General Für den ,, zweiten Revolution!" Deutlich genug hat der Gegenwart unerreichbar ist. ist Schleicher schon zu fortAm Ende des Regimes Schleicher war in sein Blatt, die ,, Tägliche Rundschau", sich zu Kapitalismus der Armee eine Umfrage, ob mit den Arbei- dieser Marschroute bekannt. Aber man irrt, schrittlich, der Sozialismus wird sich milisolange es tern oder gegen sie regiert werden soll. Nur wenn man glaubt, Röhm und Heines und wie tärisch in jeder Beziehung vollkommen eine Stimme war für das Regieren gegen die sie alle heißen seien gefallen als Kämpfer überhaupt noch notwendig ist Arbeiter! Aber diese Bejahung des Arbeiters für die zweite Revolution. Es wäre zu viel anders organisieren müssen. Er hat keinen hat seine Konsequenzen: man muß ihn ge- Ehre für diese Landsknechte, ihnen jenen Raum mehr für die alten Generale, wie fortwinnen. Das kann nur durch Taten und nicht Ruf zu lassen, den Göring ihnen ungewollt schrittlich immer sie auch sein mögen, von durch die Versicherung geschehen, daß es verschaffte. Gewiß kämpfen viele SA - Leute Ausnahmen hier abgesehen. Die Armee ist ,, nur noch einen Adel gibt, den Adel der Ar- für dieses Ziel, aber die haben gerade mit in der Zange, und nie wird sie aus ihr herbeit." Man muß also eine zielbewußte So- jenen, die in den blutigen Junitagen erschos- auskommen. So ist Schleichers Leben ebenso zialpolitik treiben. Dazu hatte sich Schleicher sen wurden, wenig zu tun. Sie hatten über- bezeichnend für die Problematik der Armee bekannt, er hob ja auch verschiedene Not- haupt kein Ziel. Wer hat schon eins von im Gegenwartskapitalismus, wie sein Tod ein verordnungen auf, sehr zum Aerger der In- ihnen vernommen? Aber Göring fürchtete, bezeichnendes Symbol ist! dustriellen und der Junker. Eine solche So- daß Schleicher den enttäuschten SA - Leuten zialpolitik war schon vom Standpunkt der ein Ziel hätte geben können! körperlichen Leistungsfähigkeit notwendig. Aber, und hier offenbart sich wieder der Gegensatz, die Generäle müssen gerade um jene Zeit für den Ausbau der Sozialpolitik eintreten, wo die Unternehmer schon nicht mehr in der Lage sind, die bisherigen Errungenschaften der Arbeiter bestehen zu
Freunde!
B
mie und Hitler haben den General gerade gestürzt. Alle standen sie gegen ihn, und schon in seinem eigenen Kabinett war er von allen Seiten gebunden. Für sie war er wirklich der Soziale General", dem man u. a. seine guten Beziehungen zu den Gewerkschaften nicht vergessen konnte. Begreift man Schleicher aus seiner Zeit und aus seiner Funktion heraus, so erkennt man nicht nur die Widersprüche eines einzelnen Menschen, sondern zugleich einen tiefen Widerspruch im kapitalistischen System. Es ist der Widerspruch zwischen der Notwendigkeit dessen, was für die Sicherung des Landes nach der Auffassung des modernen Generals getan werden müßte, und der Kapitalismus in seiner absteigenden Phase für die Sicherung des Landes tun kann.
mehr denn je! regiert werden.
lassen.
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so kann auch nur mit ihm
Wenn Schleicher für den Staatskapitalismus eintrat, so natürlich nicht nur um die große Industrie für die wirtschaftliche Mobilmachung zu beherrschen, sondern auch um die Gesellschaft im Sinne seiner Bestrebungen umzuorganisieren, im Sinne eines Interessentenausgleiches zu wirken.
Der General in der Zange. Diesen bedeutenden General
konnte
die
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Fred War.
Das Glückwunsch
telegramm
Schleicher war niemals unser Mann. Schleicher ist ein Staatskapitalist, wir sind Sozialisten, deren Ziel die Assoziation freier Wir wissen uns von Sympathien für Röhm, und gleicher Produzenten ist. In diesem Un- Heines, Ernst und Genossen frei. An Männer terschied liegt alles. Dieser Mann schwamm ihrer Art können die Römer, als sie das gegen den Strom. Er überragte seine Klasse, Wort ,, de mortuis nil nisi bene" schufen, aus der er hervorging so beträchtlich, daß ebensowenig gedacht haben, wie an die Gesie ihn nicht mehr als den ihren anerkennen stalten der Sieger. Aber wir lehnen es ab, die konnte. Beschuldigungen, die die Ueberwindenden
sie
Er verneinte schon in hohem Maße we- Gefallenen ins Grab nachrufen, soweit sentliche Seiten des Kapitalismus, ohne nicht durch glaubwürdige Zeugen bestätigt jedoch dem Sozialismus anzugehören. Er sind, als wahr anzusehen. Sie sollen Verstand zwischen den Fronten, und rat geübt haben. Worin er bestanden hat, war ein General ohne Volk, zu nichts Be- wird uns verschwiegen. Wahrscheinlich ist stehendem konnte er ja sagen, außer Göbbels mit den Beweisen noch nicht fertig. In zur Armee. seinen Bekantmachungen, die sich wie immer Sein Intrigieren war nur der Ausdruck mehr durch Dreistigkeit als durch Schlüsstimmt verschiedenes
Aber sie
Bourgeoisie aus der Misere ihrer Gegenwart seiner Sonderstellung, die Diplomatie sollte sigkeit auszeichnen, heraus nicht vorbehaltlos als den ihren feiern. ihm jeweils geben, was ihm fehlte: nicht. Die Verschwörer sollen ihre MannDer General handelte nach den Gesetzen seines Bundesgenossen. Er mußte mit jedem gehen schaften mit dem Schlachtruf:„ Der Führer Berufes. Er hat im Kriege, wo er die Bezie- und tat es, wenn er glaubte, seinem Ziel ist gegen uns, die Reichswehr ist gegen uns" hungen zur Heimat zu pflegen hatte, seine näherzukommen. Vielleicht wäre er jetzt mit den auf die Straße geschickt haben. Erfahrungen gemacht, die seine künftige Hal- Monarchisten, vielleicht auch mit Röhm ge- sind sämtlich in ihren Betten ergriffen wortung bestimmten. Der Nationalsozialismus war gangen, wenn dieser den Bestand der Reichs- den. Und kann man sich vorstellen, daß die für ihn vor allem darum die militärische wehr garantiert hätte. Sprengpulver gegen Erhebung der SA von Wiessee aus Schwächung Deutschlands , weil er die Kluft die Hitlerherrschaft hätte er von allen Seiten geleitet werden sollte? Der Ort scheint zwischen Arbeitern und Unternehmern gewal- genommen. Aber man darf die Mittel bei uns dafür genau so wenig geeignet zu sein tig vergrößerte. Die Prinzipien Thyssens und ihm nicht für den Zweck halten, den Weg wie Neu- Babelsberg . Putschisten, die der Junker siegten. Dadurch war die Sozial- nicht für das Ziel. sich in Villeggiaturen zurückziehen und noch politik bedroht, selbst die reformistische der dazu in verschiedene, räumlich weit von einGewerkschaften, die Radikalisierung der Ar- Der General, der aus dem Weltkrieg große ander getrennte, scheinen uns keine unmitAber der telbare Gefahr zu sein. Merkwürdig ist auch, beiterschaft und die Vertiefung der Spaltung Lehren zog, ist niedergestreckt. innerhalb der Nation war die weitere Folge. Widerspruch, den er verkörperte, bleibt be- daß bei Schleicher erst bei seinem Tode die Die militärisch notwendige Mitbestimmung der stehen. Der Kapitalismus kann ihn nicht Beweise für ein Zusammenwirken mit Röhm Arbeiter, der Weg zur freudigen Bejahung von lösen. Aber immer wieder wird aus der Wehr- gefunden worden sein sollen. Warum sollte Staat und Armee durch die arbeitende Bevöl- macht heraus der Versuch dazu unternom- er dann verhaftet werden? In Wahrheit ist Das Bewußtsein hinkt zeitweilig beträcht- kerung wurde vernichtet. Der General sieht men. Sie kann nicht darauf verzichten. Neue der General einfach ermordet worden. Mehlich nach. In Bezug auf die Notwendigkeiten schon die Keime der künftigen militärischen Schleichers werden kommen. des modernen Krieges ist das in besonders ho- Niederlage! Fleberhaft sucht er die Dritte hem Maße der Fall. Nur so erklärt er sich, daß Front herzustellen, von Gregor Strasser bis weite Kreise in der ,, SA die größte und beste Leipart will er alle einigen. Keine Demagogie, Armee der Welt" sahen, Röhm für sie der nein! Es ist viel mehr. Es ist der krampfhafte
dem, was
Krieg
war,
Unlösbarer Widerspruch!
rere bis an die Zähne bewaffnete Polizisten
Aber niemand wird am Ende siegen kön- sollen nicht imstande gewesen sein, einen nen, denn es gibt kein dauerndes Zwischen- Widerstand, den ihnen der kluge Mann töstadium, das nicht Kapitalismus und nicht richterweise entgegengesetzt haben soll, anSozialismus ist. ders als durch Waffengebrauch mit Todes
Will man auch nach dem 30. Juni noch erfolg zu überwinden? Und zweifellos hat
dem
darum für kriegsfähig gehalten wurde, weil führung zu einen. Aber diese Einigung kann glauben, daß es einen nationalen und deut- man ihm seine Frau in den Tod nachfolgen sein Rohstoffbedarf beträchtlich stieg. Nach sich immer nur auf Kosten einer Klasse voll- schen Sozialismus gibt? Nein, dieser ,, Sozia- lassen, um die Augenzeugin des begangenen dem 30. Juni denkt man ganz allgemein an- ziehen. Diesmal hätten Junker und Bourgeoisie lismus“ ist am 30. Juni, auch äußerlich sicht- Verbrechens zu beseitigen. Man sieht, daß im in den Dritten Reich Gleichberechtigung der Geders darüber. Die ausschlaggebenden militä- ihre Forderungen beschneiden lassen müssen. bar, zugrundegegangen. Freilich, rischen Kreise haben schon immer anders Sie wollten, sie konnten es nicht. Von allen ver- Köpfen vieler, oft sehr aufrechter Menschen, schlechter besteht. Alle sind vor darüber gedacht. Nicht umsonst kämpften lassen, steht der General einsam da. Ein ehrli- lebt er weiter. Es ist der utopische Sozialis- Morde, der das Gesetz von Hitlersie gegen den Nationalsozialismus, nicht ohne cher aber utopischer General! Die Entwicklung mus unserer Tage. Er ist aus der Not ge- Deutschland ist, gleich! Beständen Grund war Schleicher der letzte Mann vor hat ihn grausam in die Zange genommen, seine boren. Und die Not des General von greifbare Tatsachen, durch Hitler , der letzte Versuch der Armee, und Gedanken, die einerseits aus der Verschärfung Schleicher war die Not der Wehr-| worin er immer bestand, nachzuweisen wäre, nicht ohne Sorge um die militärische Kraft des sozialen Gegensatzes erwachsen sind, sind macht im absteigenden Kapita- so würde es unfaẞbar sein, einmal daß sie Deutschlands bat Hammerstein am 29. Ja- andererseits aus denselben Ursachen heraus lismus. Er hat sie bitter gespürt. Im hoff- nicht sofort mitgeteilt worden sind und ferhuar 1933 den alten Hindenburg,„ mit Rück- nicht mehr zu realisieren. Er hat nur eine nungslosen Kampf, sie zu überwinden, wurde ner, daß Hitler die Schuld seiner Widersasicht auf die Wehrmacht kein Kabinett Hitler Macht hinter sich, aber auch die scheinbar er getötet. Ein Bürogeneral?
die ein Verrat,
Die Vorstel- cher nicht durch ein sei es noch so summa