Worüber

der ,, Angriff" staunt

Die ,, Deutsche Kohlenzeitung", Herbst 1934, lobt sich selber mit folgenden Worten:

Liebe Volksgenossen! Vor ihnen liegt ein unscheinbares Heft von 15 Seiten. Aber diese 15 Seiten umfassen ein Geisteswerk, das in der Kühnheit seiner Anlage und in der Tiefe seiner Wirkungen seinesgleichen in der deutschen   Wirtschaftsgeschichte sucht... Es stellt den großzügigen Versuch eines ganzen Berufsstandes, des deutschen  Kohlenhandels, dar, sich ein eignes Lebens­gesetz zu geben.

Wer wundert sich über dieses feurige Pa­thos? Wir nicht aber der ,, Angriff"! Er wundert sich nicht nur, er gerät geradezu in heiligen Zorn:

Wer hätte gedacht, daß die Kohlen­händler ein Pathos besitzen? Es gibt ein Pathos der Verspätung. Täglich können wir politische Nachzügler beobachten, die an­gestrengt den Bau unsres Staates erklim­men und oben ein lautes Richtfest veran­stalten... Bis in unsre Tage hinein wird überall noch Revolution gefeiert, und Worte, die in kritischer Stunde ihren großen Klang hatten, werden allmählich von Sprechern, Anwälten und Geschäftsführern abge­

schrieben.

-

man

Rührei mit Beatkartoffeln

Schmockiade in Braun

-

sie

wie innerlich

Rührei mit Bratkartoffeln ist ein gutes Gesellschaft? Etwa 22 bis 23 Personen! Auf uns allen nicht anders ergangen. Aber dann Gericht. Kant, Goethe, Napoleon  , Fleisch wird kein Wert gelegt." Das war spricht der Führer mit ihr, und der Kaiser von Japan   und viele an­,, sofort wurde ich des Führers Ad- selbst sagt Gruppenführer Brückner, dere Leute haben es schon gegessen, doch will Die Frau Försterin in hatte das weiter keine Bedeutung. Jetzt jutant. die ganz ruhig." hat ER auf einem Ausflug im Harz   Rühr- Küche gehen, um anzurichten. Auf dem halb- Nur einige Vertraute durften in das Pri­ei mit Bratkartoffeln gegessen, und schon dunklen Flur begegnet ihr ein anderer Mann, vatzimmer in dem wir jetzt saßen-, und ist's ein historisches Ereignis! Die der höflich fragt, wo er eintreten könne. Sie das zwei Fenster hatte, die auf die geschlos­Braunschweigische Landeszei­Dort saß der Führer tung" bespricht es in einem Leitartikel geleitet ihn in die Veranda zu den anderen sene Veranda führen. erste Seite rechts oben, Ueberschrift: ,, Der Gästen. an einem Tisch unmittelbar an dem einen Führer im Harz. Das Erlebnis vom Kö­Fenster. nigskrug." Und dann geht es los: Der Bruchberg liegt hinter uns. Herr­lichste Wanderung

--

-

Hier stand ein Hausgast eine junge Hamburgerin

-

-

die ganze Zeit, wohl 1 Stunden, muxmäuschenstill, um den geliebten Führer ganz aus der Nähe sehen kaum einen Meter weit entfernt zu können. Das Mahl ist beendet.

Heiliger Hubertus! Jetzt erst erkennt sie den Führer! Aber Adolf Hitler   nimmt gleich rechts vom Eingang an einem Tisch Platz. Zu ihm set­zen sich vier Herren seiner Begleitung. Der auf Führer war mit seinem Wagen gleich den kleinen Hof der Försterei gefahren. Dann war Brückner vorangegangen und der Führer ihm sofort gefolgt. Des Reichskanzlers erste ausgeruht. Nun geht es weiter. Das Wet­Bitte war, zunächst seiner Begleitung Essen ter klart auf. Sonne   liegt über dem zu reichen. Erst dann läßt er sich mit Appe- Harz und über Deutschland  .

durch urigen Harz! Rückkehr über Oderbrück oder Königskrug? Richtig in Königskrug war doch vor we­nigen Tagen der Führer eingekehrt. Also Entscheidung: Marschrichtung Königskrug! Es dunkelt schnell, zudem kommt Nebel auf. Aber schon leuchtet der gelblich- trauliche Schein der Petroleumlampen ja, so was gibt's Gott sei Dank noch hier oben im Harz! tit das mit Liebe und Begeisterung bereitete

--­

-

aus der Veranda des Forsthauses auf. Bald stehen wir vor dem Hausherrn,

Papa Heise, einer prächtigen Förstergestalt

mit klarem, offenem Blick. Und dann sitzen

wir im ,, Privatzimmer" in dem breiten, be­quemen Sofa, auf dem Tisch die blitzsaubere ihrem Petroleumlampe mit matten Licht, Einlage, und

vor uns dampfender Tee mit

-

Mittagbrot,

Rührei mit Bratkartoffeln,

schmecken.

such.

-

Der Führer

ist

Nun liegen schon Tage hinter dem Be­Aber in allen schwingt noch die in­nere Freude und Erregung nach, den ge­liebten Führer so nahe gesehen zu haben. Da schrillt draußen das Telephon. Anruf Und immer wieder betont der Förster Heise: aus Braunlage  : ,, Soeben wird aus Clausthal  - ,, Das schönste war das Schlichte, das Ein­Zellerfeld gemeldet, daß der Führer in Rich- fache an unserem Führer!" tung Braunlage   weitergefahren sei. Wenn die Autos Königskrug passieren, möchte doch

hören zu, wie der Hausherr in seiner ruhigen gleich Bescheid gegeben werden nach unten."

Art von jenem Besuchstage erzählt.

,, Also wir sind gerade mit dem Mittag­essen fertig,

der Sternen­Als wir hinaustraten, hat himmel sich über den Harz   gespannt. Der Abendstern glutet in glitzernden Farben. Aber der Führer war auch hier schneller Nie In uns klingt das eben Gehörte nach. als der Draht. wird des Menschen Verstand das Wunder Er saß schon beim Mittagbrot in Königskrug! unserer Sternenwelt ergründen. Aber in De­Das bedienende Hausmädchen hat wohl ein mut wollen wir dem Walten eines gütigen wenig vor Aufregung mit der Schüssel ge- Geschickes danken, das Deutschland   in tief­Durchaus verständlich. Das wäre ster Zerrissenheit den Retter schenkte!

als ein riesenhafter Mensch eintritt und den Türrahmen füllt: ,, Sind Sie einge­richtet auf ein Mittagessen für eine größere zittert.

Und jetzt ist die Reihe zu staunen an uns. Wir staunen darüber, daß der Angriff" staunt. Was haben ihm gerade die Kohlen­händler getan? Der ganze sogenannte ,, deut­ sche   Aufbau" dröhnt ja bis unter die mor­schen Dachsparren von allerhohlstem Pathos wieder. Die Kohlenhändler, die Buttergrossi­sten, die Bettfedernlieferanten, die Druckknopf­hersteller, die Sargtischler, die Schnupftuch­fabrikanten, sie alle, alle und abertausend An­dere dazu empfangen täglich pathetischen Unterricht in der deutschen   Presse und im deutschen   Rundfunk wie sollten sie nicht davon verdorben werden? Jede Denkmalsent­hüllung, jeder Minister- Spaziergang- denke an Göbbels  ' Besuch in der Palme! jede Straßenbenennung, jeder Schnaufer des Führers wird zur Sensation aufgedonnert, je­der Fliegendreck wird in die weltgeschicht­lichen Wichtigkeiten eingereiht. Die Führer Das Naziblättchen hat also die Titel der von| tretung vor dem Erbgesundheitsge-| ben. Viele Leute sind ja überhaupt der An­selbst geben den falschen Ton an, die Unter- ihm erschlagenen und verspeisten Konkurrenz- richt zu tanen brauchen ihn nur nachzuzwitschern, um zeitungen unter der eigenen Firma angebracht, ärztliche Beisitzer, Dr. Springborn, in helle noch ein Jude wolle Irrenärzte. das miẞtönende Konzert zu vervollkommnen. es hat sich über und über mit Skalpen behängt. Entrüstung. Ausgerechnet Und ausgerechnet der Angriff" des Dr. Wenn das Schule macht, wenn die Köpfe sich in Angelegenheiten der Erbgesundheit Göbbels wundert sich über dieses Gezwitscher! all jener Zeitungen, die im Frühjahr 1933 er- mischen? Das sei ja unerhört! Uns beschäftigt die Frage: was bliebe vom schlagen wurden, und all jener, die später von Dritten Reiche übrig, wenn Phrase und Pa- selbst eingingen, nach und nach auf den Titel- entscheiden hatten, waren nicht seiner An­thos verschwänden? seiten der überlebenden nationalsozialistischen sicht. Sie stellten vielmehr fest, das Gesetz Parteiblätter auftauchen, dann werden bald biete keinerlei Handhabe, um das Auftreten ganze Druckseiten allein mit Köpfen" be- eines jüdischen Anwalts vor dem Erbgesund­deckt sein, dann wird es bald deutsche Presse- heitsgericht zu verhindern, und sie seien wil­erzeugnisse geben, die mehr Köpfe als Leser lens, sich an das Gesetz zu halten.

Schmücke deine Zeitung!

Deutsches Blatt mit drei Köpfen und Skalpbehang.

-

-

haben.

Die Kämpfer wilder Volksstämme pflegen sich mit den skalpen ihrer erschlagenen und womöglich aufgefressenen Gegner zu schmücken. Es wäre sonderbar, wenn gerade diese kannibalische Sitte in keinem neu­deutschen Lebensbezirk getreuliche Nach­ahmung fände. Und richtig! Vor uns liegt ein Arzt verhindert es. ein kleines deutsches Provinzblättchen, das

Nun sage noch einer, es mangle der Haken­kreuzjournalistik an Köpfen!

heißt:

oder

Münsterischer Anzeiger

Westfälischer Merkur

Münsterische Volkszeitung.

bei Abkömmlingen von Juden

treten; es handelt sich dabei um Speiche

rungskrankheiten

Juristen wollen

Recht sprechen

-

übernehmen. Darob geriet der sicht, daß für die deutsche Rechtspflege nur Aerzte zuständig seien. Allerdings

Aber siehe da

die Juristen, die zu

Ihr lebt in Saus und Braus!

Ein eigenartiger Vorfall in den ,, Deut­schen Werken" in Spandau  , die außerordent­lich typisch für die Stimmung in der deut­ schen   Arbeiterschaft ist, wird in Berlin   von Mund zu Mund erzählt. In der genannten Spandauer   Fabrik hingen eines Morgens plötzlich zwei Puppen in einer der großen Werkstätten. Die eine stellte ,, Lametta- Her­einen mann" in Uniform dar, die andere Schlosser in Arbeitstracht, die mit dem Fin­

Dr. Springborn erklärte sich als Beisitzer für Befangen, das Gericht wurde beschluß­unfähig, und der NS- Aerztebund leitete die Angelegenheit sofort an das Justizministe­rium weiter, um die ,, Lücke im Gesetz" fül- ger auf die Göring  - Puppe wies und die In­len zu lassen. Aber all das ändert nichts an schrift trug: Ihr lebt in Saus und Braus der Tatsache, daß die Juristen des Erb- und wir können uns vor Hunger aufhängen." In Stettin   hat sich folgendes zugetragen: gesundheitsgerichts zu Stettin   die Zulassung Gleich darauf erschien die Gestapo   und sperr­Eine Frau, der mit ,, Sterilisierung wegen des jüdischen Anwalts einstimmig befürwor- te den ganzen Betrieb ab, so daß die zweite Schwachsinn" gedroht wurde, wandte sich teten, obgleich gerade an dieser Stelle be- Schicht nicht zur Arbeit antreten konnte. hilfesuchend an einen jüdischen Rechts- stimmt keine ,, verdächtigen" Beamten sitzen. Trotz mehrerer Verhaftungen konnten die anwalt. Der erklärte sich bereit, ihre Ver- Sieger werden natürlich die Aerzte blei- Täter nicht ermittelt werden.

auf- Begründung, dafür ist sie eben wahr. Die deiner Auslegung ab: Wir fühlen uns nun| mit belletristischer Lebendigkeit zu vereinen einzig überzeugenden und daher wirksamen alle glücklich. Bitte, wer hindert Euch, Euch weiß, beweist das soeben herausgekommene, bestimmter Gegenargumente sind Drohungen mit Ein- glücklich zu fühlen? Nur die Hetzer sind es, von Gen. Dr. Emil Franzel   zusammenge­Gewebesysteme, und es ist ein aus- sperren, Verprügeln, Boykott usw., besser die das Volk unzufrieden und damit unglück- stellte Arbeiter- Jahrbuch 1935". gezeichneter Witz der Biologie, noch die sofortige Anwendung dieser Mittel. lich machen. Niemand wird verhindert, sich In vorzüglicher Anordnung, reich an wirk­

t

daß diese Speicherungskrankheiten nur Ju­

d

t

n

S

t

h

er

ut

8

ch

1-

-6

glücklich zu fühlen, selbst der Häftling im Glaubst du wirklich einmal, mit einem Konzentrationslager nicht. Wer sich trotz­

den betreffen; selbst in der Krankheit kommt noch die Raffgier ihrer körperlichen Gegner diskutieren zu müssen, weil er deinem dem weigert, der trägt selbst die Schuld. Organe zum Vorschein."

Propagandaregeln Von Joseph  

Göbbels.

Arm unerreichbar ist( Ausländer, Emigranten

Wenn du sichere X, Y und Z bis zu einem

samen

im

die

Illustrationsmaterial, vielfältig Unterhaltsamen, wie eindeutig und erfreulich kompromiẞlos im Kämpferisch- Sozialistischen ist dieses Arbeiter- Jahrbuch geeignet, gerade Die medizinischen Schlußfolgerungen im und anderes Untermenschengesindel), so ant­auf dem Umweg über die Unterhaltung auf­ " Dritten   Reich" sind wirklich von unüber- worte nie auf das, was er sagt, sondern auf Datum, sagen wir bis zum 30. Juni, als strah­klärend und zielgebend zu wirken. Vom trefflicher Originalität! das, was er gesagt haben müßte, um es dir lende Helden verhimmelt hast, so kannst du möglichst bequem zu machen. Du sicherst unter der Voraussetzung, daß am 1. Juli sie Standpunkt des unerbittlichen Kampfes ge­dir so bei deinen Lesern den Ruhm eines un- tote Leute sind, sie von da ab als Lumpen gen den antifaschtischen Ungeist, der besiegbaren Kämpen. und Schufte bezeichnen. Erklärt dich einer Köpfe verwirrt und die Herzen verdirbt für inkonsequent, so erwidre ihm: ,, Nicht ich. und dieser Gesichtspunkt ist für uns natur­Behaupte, daß der Himmel grün ist. So- Der Gang der Ereignisse ist mitunter inkon- gemäß von entscheidender Bedeutung ist eine Tatsache, sobald die Behauptung des bald du es oft genug sagst, ist es die Wahr- sequent." Gegenteils ins Gefängnis oder Konzentra- heit. Beim erstenmal werden die Leute lachen, tionslager führt. beim zehntenmal zweifeln, beim fünfzigsten- Halte es nur mit den wahrhaft Guten! mal glauben, beim hundertstenmal jeden in Wahrhaft gut ist der Mensch, der sich dauernd Ueber Wahrheit und Unwahrheit einer Stücke reißen, der den Himmel für blau er- an der Macht behauptet. Je rücksichtsloser Meldung entscheidet die Ausdrucksweise. Erklärt. er dabei mit seinen Gegnern verfährt, um so logen ist z. B. die Meldung: Jude von SA-| besser ist er. Nur die Schufte geben ihren Du bist es in jedem Falle, der die Wahr- Gegnern Chancen. Der wahrhaft Gute schlägt gesagt wird: Frecher Jude bespritzt SA- Leute heit sagt. Wenn die Tatsachen nicht damit tot, was ihm in die Quere kommt. übereinstimmen wollen, um so schlimmer

Berichte nur wahre Tatsachen!

Leuten totgeschlagen.

mit seinem Blut.

*

-

-

Wahr

Richtig ist sie, wenn

für die Tatsachen!

-

Nimm niemals etwas zurück, was du ge­Die Wahrheit kann immer mit der größ­ten Bestimmtheit auftreten. Darum wird eine Fürchte niemals, daß die Ereignisse dich sagt hast. Wer einmal lügt, dem glaubt We sich unwahrscheinliche Behauptung wahr, Lügen strafen könnten. Denn was du früher man nicht...! Wer immer lügt, dem glaubt

Iwenn sie ohne Wimpernzucken aufgestellt einmal gesagt hast, das bestimmst du allein. wird. Beispiel: Gelähmter Krüppel bei Flucht- Nachdem du z. B. deine Verheißungen nicht|

versuch erschossen.

*

hast einlösen können, erklärst du: Wir ha­ben niemals irgend etwas versprochen."

Laß dich nie auf Gründe ein! Begrün- Schon geht die Sache in Ordnung. dungen zeigen nur, daß du deiner Sache nicht|

völlig sicher bist. Die Wahrheit braucht keine

-

man stets!

( Mitgeteilt von Mucki.)

Arbeiterjahrbuch 1935

Wie wertvoll ein Arbeiterkalender für den antifaschistischen Kampf sein kann,

kann

das im Selbstverlag der Deutschen Sozial­demokratischen Arbeiterpartei der Tschecho­slowakei erschienene Jahrbuch nur vorbehalt­los begrüßt werden. Pierre.

Die Friedlichen

Wir danken Dir, Herr   Gott, demütig für Deine Seuche.

Wir danken Dir, daß Du unsere alte Erde gesegnet hast mit Kriegen, Feuer und Rauch, damit sie in tausend Jahren ganz unser werde gedrängt vom Blut und von unserer Väter

Staub.

Wir danken Dir, indem wir Söhne zeugen, die nach uns über den   deutschen Acker gehen! ( Walter Erich   Schäfer

Einer

in» Westermanns Monatsheften<.) von den lyrischen Experten für Schließlich hängt jeder Tatbestand von der Gesinnung und klare sozialistische Linie   Hitlers konsequente Friedenspolitik!

#