mehren, die ihn für die bestehende Mißwirt­schaft und die Not verantwortlich ma­chen. Sie können ihm vor allem nicht ver­geben, daß er sie so schmählich angeschmiert hat.

Westsachsen: Beachtlich im Wandel der Stimmung ist auch, daß der Glaube an Hitler und das Vertrauen zu ihm schwächer wird. Die wirtschaftliche Entwicklung mit ihren Auswirkungen, die vielen Widersprüche in der nationalsozialistischen Praxis, lassen viele der bisher blind Gläubigen nachdenklich werden. Baden: In bezug auf die Beurteilung der herrschenden Partei wendete sich lange Zeit die Kritik nur gegen die Funktionäre und Würdenträger der Partei. In letzter Zeit geht die Kritik jedoch auch nicht am obersten Führer, an Hitler , vorbei. Sie ist schon zum Teil bis in bürgerliche Kreise hinein recht beißend. Von dieser Kritik sind auch Schichten angefressen, die bisher an der Person Hitlers nicht die geringste Kritik ge­übt haben. So scheint sich langsam ein Ab­bröckeln der Autorität Hitlers zu vollziehen. Darin liegt ein sehr entscheidendes Symp­

tom für die Zukunft.

Konfliktsherd Arbeitsdienst

Die Wehrpolitiker des Nationalsozialismus

nur

Hierl wird seinem Führer immer folgen| ihren Führern setzte er sich auseinander, Jün-| an einem solchen Kommissar Interesse ha­ben. Hierl konnte ihn noch nicht beseitigen. wenn der Führer seinen Wünschen und ger befruchtete ihn sehr. Er konnte sich mit den Theorien des Or- Mit Schacht und den» liberalen< Wirtschafts­Vorstellungen folgt. Er ist eigenwillig, kein Machtmensch um jeden Preis, hat eine fest- ganisators der neuen deutschen Armee, Ge- führern steht er sich auch nicht gut. Er was er will, neral von Seeckt , nicht einverstanden erklä- wirft ihnen mammonistische Arbeitsauffas­fundierte Auffassung, weiß, arbeitet unermüdlich, hält nicht soviel vom ren, trat für eine andere Art der Ausbildung sung vor und behauptet, für sie sei der Ar­und macht zielbewußt ein, weil er eine andere Auffassung über den beitsdienst nicht mehr und nichts anderes als Reden wie andere, einen Schritt nach dem anderen. Er ist wirk- Krieg von morgen hatte als der General von eine Quelle billiger Arbeitskräfte für private lich ein Wehrpolitiker und nicht nur Seeckt, dessen Anschauungen damals unbe- Unternehmungen. Für den Staat, so führt er Der stritten vorherrschten. Hierl hat in einem allerdings auch aus, ist der Arbeitsdienst lei­ein SA - Stabschef, wie Röhm es war. hatte keine Gedanken über den Krieg von Werk, Grundlagen deutscher Wehrpolitike, der sehr häufig ein Konkurrenzunternehmen, Er das die Löhne drückt. Hierl beklagt sich morgen, Organisationsform und Taktik einer gegen Seeckt Stellung genommen. die allgemeine Wehr auch über die schlechten Baracken, die man zeitgemäßen Armee. Nicht einmal falsche! erstrebt zur Verfügung Keinerlei ernsthafte Arbeiten existieren von pflicht, die Seeckt und die Reichswehr ab- für den Arbeitsdienst Kann Hierl mit dem heutigen Be- stellt und verlangt die systematische Sied­ihm, und wer es bisher nicht glauben wollte, lehnen. den Brief stand, der Organisationsform und Taktik der lung im Osten. Die Großstädte will er, wie der läßt sich vielleicht durch Aus Reichswehr im wesentlichen höchstwahr- Schleicher und andere Generäle, auflockern von Ernst an Heines belehren. ihm geht hervor, daß der Stabschef der SA scheinlich einverstanden sein, so muß doch und im Osten will er außerdem eine neue In­keine größere Sehnsucht hatte, als die, dem die Reichswehr ihrerseits bemüht sein, die dustrie schaffen, um die westdeutsche Indu­Formen des Arbeitsdienstes usw. striegeschwulst zu beseitigen. Daß sich die den Reservebedürfnissen der Industrie gegen all diese Bestrebungen wen­Wehrmacht anzugleichen. Einen det, ist weitgehend bekannt. Er ist darum beliebt bei vielen Industriellen. zentrationslagerideale auch Eingang finden sche Konzeption immer gut gebrauchen. Zweifellos hat Hierl einen schweren Stand. von allen national­in den Führerkampf der Regierenden, aber Schlimmstenfalls hat er zu viel gelernt, was Auffallend ist, daß er ein Wehrprogramm ist das nicht. Und das aber sicher nicht schaden kann. Aber um- sozialistischen Führern am wenigsten ange Ein Arbeits- griffen und verdammt wird. Bisher verstand konnten die Gescheiterten nicht haben. Hierl gekehrt ist es nicht dasselbe. dienstler, ausgebildet nach den Grundsätzen er es ausgezeichnet, sich im Hintergrund zu hat es! Hierls, kann sich für das System der Reichs- halten. Er hat eine Macht herangebildet, die wehr als unzulänglich erweisen, weil er zu bedeutungsvoller ist als SA und SS zusam­men. Wie lange wird sie ihm noch wenig, vieles gar nicht und manches nur an­gehören?

> Lamettaherrman mit seiner Uniform zu­gleich die Haut über den Kopf zu ziehen.<<

Wachsendes Vertrauen zur Wir haben nichts dagegen, wenn solche Kon- Reichswehrsoldaten kann man für die Hierl- nicht sehr

Sozialdemokratie

Die Stellung, die unsere Genossen in den Augen der Oeffentlichkeit einnehmen, hat sich in den letzten Monaten wesentlich gewandelt. Das ist ein wichtiges Symp­tom für die Entwicklung der allgemeinen Situation in Deutschland . Früher wurden die Genossen in der Oeffentlichkeit fast überall gemieden; sie waren die Geschla­genen, die vom Regime Verfemten. Seit einigen Monaten ist das ganz anders ge­worden. Jetzt kommen aus allen Landes­teilen Berichte darüber, daß die Genos­sen zusehend in der Achtung der Oeffentlichkeit steigen.

ders leisten kann. Höchstwahrscheinlich ergibt sich daraus

Er war ein typischer Berufssoldat mit Kenntnissen, angesehen im Generalstab. Erstaunlicherweise sah er in der November­Ausfüh­revolution mehr als eine Revolte. Man wird den Eindruck nicht los, daß rungen einer Denkschrift über die Münche­per Räterepublik und ihrer Niederschlagung, der noch heute bestehende Dualismus in sich Hierl bewußt zurückhält, um sich nicht an der er teilgenommen hat, zeigen, daß er der Führung des Arbeitsplatzes. zu sichtbar mit dem heutigen Regime zu soli­der Machtübernahme darisieren. Er wird noch heute viel von dem nicht im üblichen bürgerlichen Nationalso- Obwohl Hierl nach befangen war, daß er vielmehr durch den Nationalsozialismus zum Staats- denken, was Ludendorff ausspricht. Ein­zialismus > Persönlich möchte ich einen Großteil der Arbeiterschaft für die sekretär für den Arbeitsdienst bestellt wurde, mal sagte Hierl: Nordwestdeutschland : Wir beobachten seit Ideen des> jungen Nationalismus« gewinnen hat er doch nicht soviel, zu sagen, wie es nichts anderes, als ein treuer Gefolgsmann einiger Zeit, daß man uns Sozialdemokraten wollte. Scharf unterschied er zwischen>> jun- scheint. Es befindet sich nämlich noch heute meines Führers sein...< Möchte! Ob ichs und for- ein Gesetz in Kraft, das vom 16. Juli 1932 kann, das hängt vom Führer ab! So möch­wieder mit Achtung begegnet. Leute, die uns gem« und» altem< Nationalismus lange Zeit überhaupt nicht mehr grüßten, derte konsequente Abgrenzung von den» na- datiert. Auf Grund dieses Gesetzes liegt die ten sie es alle. So wollten es auch jene,' die sind jetzt auf einmal von betonter Freund- tionalen Wirtschaftskreisen und Parteien. Führung des Arbeitsdienstes in den Händen erschossen wurden. Der Arbeitsdienst ist ein Hierl entwickelte ausgesprochen national- des Reichskommissars für den Konfliktsherd, einer von vielen Südwestdeutschland: Es zeigt sich, daß die bolschewistische Ideologien. Zu allen bün- Freiwilligen Arbeitsdienst.<< Es so bedeutsam für kommende Auseinander­dischen Organisationen hielt er Fühlung, mit müssen also noch Kräfte am Werke sein, die setzungen wie die SS.

lichkeit.

stark von den Ideen des Regimes angekrän­kelt. Die Wirkung der Propaganda bei die­ser Gruppe ist viel stärker als bei der Arbel­terschaft.

Der moralische Zusammenhalt der

sehr stark.

-

Das fehlende Woet

-

mindestens

Fred War.

Die Hofkamarilla der Homosexuellen

unterm Christbaum

Genossen überall wieder an Achtung und Ansehen gewinnen. In den Betrieben führt die Unfähigkeit der nationalsozialistischen Ver­trauensräte dazu, daß sich die Arbeiter mit ihren Sorgen oft wieder an die alten frei­gewerkschaftlichen Betriebs­räte wenden. Ebenso fragt man in den Ge­meinden die früheren sozialdemo­kratischen Bürgermeister um Rat. Es kommt vor, daß sich sogar NSDAP - früher bei uns organisierten Genossen ist In Deutschland gehen die Massenver-| Stabschef" und Heines seinen Freund nannte, Mitglieder an unsere Genossen wenden und mit ihnen offen über ihre Enttäuschun- Oft erklären Genossen, die früher in haftungen weiter, Hunderte sind in die- sich ausgerechnet mit dem 175 zum Tu­ihren Bezirken eine führende Rolle gespielt sen Tagen weggeholt gendwächter Deutschlands machen will, so gen durch das gegenwärtige Regime reden. Stille Nacht, heilige Nacht! Die fehlt wie gesagt für so viel heuchlerische Westsachsen: Ich arbeite jetzt ununter- haben: Wenn wir unsere Leute heute rufen worden. brochen seit vorigem Jahr in einem Metall- könnten, so wäre die Partei morgen zu 100 meisten entstammen dem Nazilager, wo die Treulosigkeit der richtige deutsche Sammel­sie Meckerei täglich wächst. Eine Spezialität die- begriff. betrieb, der 60 Leute beschäftigt. Der Ar- Prozent wieder aufgebaut. Aber Die Welt aber fragt, was nun beitgeber ist ein Stahlhelmer. Schon im Vor- glauben gleichzeitig, daß man noch weiter ser neuen ,, Reinigungswelle" sind die Razzien der braunen mit den hochgestellten Röhmlingen jahr hat er nicht alles mitgemacht. Jetzt hat abwarten müsse, und heute noch nichts in den ausgedehnten Revieren er auch den letzten> alten Kämpfer«, den er tun könne. Anders diejenigen, Homosexuellen. Moralische Säuberung, wird! Dicht neben Hitler sehen wir noch im­der Hitlerjugend, so nennen Osafs mer seinen Stellvertreter He B, im Moment notgedrungen immer noch beschäftigte, ent- die unmittelbar in der illega- Schutz wohl der Prominenteste unter den totalen lassen. Voriges Jahr getraute man sich gar len Arbeit stehen. Sie rechnen nicht Offiziöse diese Aktion. Es fehlt in der deutschen Sprache ein 175ern! Und wie stehts mit dem Reichs­nicht, etwas zu sagen. Als früheres SPD - damit, daß das Regime in naher Zukunft Sie arbeiten Wort, das diese 1934er Brandmarkung der jugendführer Baldur von Schirach Mitglied wurde man bei jeder Gelegenheit mit zusammenbrechen, könnte. Vorwürfen überschüttet und mußte vieles ein- zäh, ausdauernd und auf lange Sicht. Und 175er richtig charakterisiert, ein Sammelwort dem durchaus illegitimen Schwager Görings! Verrat, Heuchelei und Auch er entstammt Röhms Zucht und besang uns sie haben zugleich gelernt, vorsichtig zu für Treulosigkeit, Verrat, stecken. Heute bringt man wieder mehr Vertrauen entgegen. arbeiten. Auch jetzt erfolgen noch Ver- Feigheit. Wer hat denn die Homos in der den Führer in Versen, die weniger von dich­wer hat sie terischer, als von anderer Veranlagung kün­Vergleiche zwischen einst und jetzt enden haftungen in großer Zahl; oft greift die NSDAP groß werden lassen, hat die Röhm und deten. Nein, ihnen und anderen Hochgestell­in der Regel damit, daß einst doch bessere Polizei wahllos Dutzende aus den Reihen züchten helfen, wer der alten Marxisten heraus und hofft we- Heines in Amt und Würden gesetzt, obwohl ten ihrer Fakultät wird kein Haar gekrümmt; kennt jetzt erst die Bedeutung der Gewerk- nigstens einige illegale Arbeiter auf diese ihre Veranlagung öffentlich bekannt und po- erst wenn auch sie an die antikapitalistischen lizeinotorisch war? Wer hat sie zu Vorge- Verheißungen von ehedem

Zelten waren, und so mancher Kritiker er­

schafts- und Parteitätigkeit an.

Südbayern: Wenn man mit Verständnis in die Masse hineinhört, so kann man feststel­len, daß sich die Unzufriedenheit bei vielen in einer gewissen Sehnsucht nach den Zeiten der Weimarer Zeit äußert. Ncht selten hört das Wort: wissen wir > Jetzt erst, daß wir viel verloren haben.< Besonders in den Reihen der Mitglieder der einstigen Sozialdemokratie ist eine gewisse moralische Stärkung eingetreten.

man

rechnet man Rheinland : Im Bürgertum übrigens mehr als bisher mit einem Wieder­kommen der Sozialdemokratie.

Glaube an die Zukunft

Diese Meldungen werden ergänzt durch Reiseberichte von Deutschlandrei­senden, die über die Stimmung unter den Genossen berichten, soweit sie nicht in der illegalen Arbeit stehen:

Weise mit zu fassen.

-

eigentlich

erinnern sollten,

als Beweise der morali­

Aber im Gegensatz zu früher, wird jetzt setzten der braunen Jugend ernannt und ge- würden ihre Skalpe sehr rasch am Gürtel des der illegale Apparat in seinem Grund- duldet, daß sie ihre Lieblinge zu Adjutanten Führers baumeln aufbau von diesen Verhaftungen nicht machten? Wer hat die perversen Röhm- schen Reinigung. mehr erschüttert. Die verhafteten Ge- briefe durch seine Presse erst a bleug­totschweigen helfen? Das rettende Gas nossen werden durch andere ersetzt nen und dann Die ,, Bremer Zeitung" schreibt unter der und die Arbeit geht ohne Un- Wer hat auf diese Weise die ganze NSDAP zum Sumpf der Perversität und Pathologie Ueberschrift ,, Was müßte am schnellsten er terbrechung weiter. werden lassen? Die ganze Welt weiß es, die funden werden?":

Der Glaube an unsere Zukunft ist fel­senfest. So wird uns berichtet:

ganze Welt zeigt mit Fingern auf ihn und ,, Ein Präparat, um alle Volksgenossen, seine Paladine. Aber er ist nie schuldig, im- bezw. Parteimitglieder zu kennzeichnen, wel­mer sind es die anderen: eine Tapferkeit, wie che ihre Einkäufe immer noch in Einheitsge sie die Welt noch nicht sah.

Südwestdeutschland : Unsere Genossen sind außerordentlich optimistisch geworden. Dies zeigt sich zunächst darin, daß sich die Be­strebungen, Anschluß an die Freiheitsbewe­gung zu gewinnen, verdichten. Insbesondere aber in einer bedeutend gesteigerten Anfor­derung von Lesematerial. an die Häuser unauffällig gelegt werden kann und Südbayern: Die Arbeiterschaft steht trotz Macht. Jetzt gibt er ihnen nicht nur den Tritt, eine Wirkung erzielt, wo die weiblichen Volks Verfolgung und Zurücksetzung. Es ist eine sondern seit dem 30. Juni spielt er auch auf genossen meinetwegen beim Betreten einen gute Stimmung vorhanden. Uebergetreten ist ihre Kosten den Moralischen und läßt jetzt Schnurrbart bekommen und die männlichen niemand. Der Zusammenhalt ist innig. Be- in einigen Bezirken Jagd auf seine warmen eine blaue Nase erhalten, was mindestens 14

schäften, Warenhäusern und nichtarischen Wenn sich die sexuell Abnormen in einer Geschäften besorgen und immer noch nicht Partei sicher und wohlgelitten fühlen muß- begriffen haben, was sie damit anrichten. sonst ten, dann in der Hitlerschen. Dort stellten sie Ich denke an ein geruchloses, die führenden Leute und auf ihrem unschädliches Gas, welches in diese Rücken sozusagen kam der Osaf

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weil auch in ihren Tage anhalten müsse.

wäre

Im allgemeinen darf man feststellen, daß sonders die alten Kämpfer des Sozialismus Kameraden machen Sie warten vorsichtig Reihen die Meckerei grassiert. Wenn er Für die notleidende Geschäftswelt unsere Genossen, den Umständen entspre- stehen wie ein Fels. chend, gut über das, was im Ausland vor- ab. Die Schläge des Zusammenbruchs haben diejenigen von ihnen, die seine Gegner ge- dies bestimmt zum Vorteil, zumal der größte worden sind, nach brauner Gangsterart er- Teil der Geschäftsleute größere Sorgen um es wäre das im Dritten Reich seine Existenz hat als je! Also, deutsche Che­Sie glauben an die Zukunft und an den ledigen ließe Sieg ihrer Sache. Das Alte kommt nicht übliche Kanibalische, aber es entspräche we- miker ans Werk! Hitler hat dem Mittelstand nicht geholfen, wieder, aber dafür etwas Neues und Bes- nigstens jenem ,, Gesetz der Bestie", dem diese soll ein chemisches Zeitgenossen mit zum Siege verholfen haben. jetzt Giftgaswunder seres! B Aber wenn jemand, der Röhm ,, seinen lieben helfen!

geht, unterrichtet sind. Vor allem ist mir sie fast schon wieder überwunden. aufgefallen, daß gerade die geschulte Arbei­terschaft sich dem Regime gegenüber ein gesundes politisches Urteilsvermögen bewahrt hat. Im Gegensatz hierzu sind die intellek­tuellen Kreise, die früher bei uns standen,

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