genügen, um den Frieden am Stillen Ozean zu erichem.« Daa Vordringen Japans hat selbstverständlich auch In der Sowjetunion die stärksten Besorgnisse und entsprechende Gegenmaßnahmen hervorgerufen. Noch vor wenigen Tagen schrieb der Chefredakteur Bucha- r 1 n in den Moskauer»Iswestija« in einer Betrachtung über die Probleme des Friedens: »Wo liegen augenblicklich konkret die wahrscheinlichsten Herde des Krieges? Bis vor kurzem war der Ferne Osten ein sehr gefährlicher Kriegsherd. Die japänl- sche Angriffslust In China , die Okkupation der Mandschurei , die weitgehenden Pläne weiterer Eroberungen, darunter Pläne, die sich auf das Gebiet der Sowjetunion bezogen, eine ganze Reihe von militaristischen Aktionen auf der Ostchinesischen Bahn usw. bedeuteten eine ungeheuere Gefahr für den Frieden. Wie war demgegenüber die Haltung der Sowjetunion ? Es war die Haltung des Kampfes um den Frieden, selbst um den Preis von Konzessionen. Der Verkauf der Ostchinesischen Bahn auf Anregung der Sowjetunion und ihre äußerste Nachgiebigkeit bei den Verhandlungen ist eine Tatsache, die keinem Zweifel unterliegt. Wie war die Haltung Deutsch lands ? Es war und Ist die Haltung einer Unterstützung des gefährlichsten Feuers Im Fernen Osten. Keine einzige europäische Macht hat im Femen Osten so sehr das Feuer geschürt, wie es Deutsch - , land getan hat. Auch das ist eine unwiderlegliche, historische Tatsache.« Die weiteren Ausführungen Bucharins lassen es verständlich erscheinen, weshalb die Sowjetunion das Schwergewicht ihres Abwehrkampfes gegen die Kriegsgefahr nach dem Westen verlegt hat. Die Gefahr, die ihr vom neuerstandenen deutschen Militarismus droht, erscheint ihr größer und brennender, als die im Femen Osten. Gegenüber der explosiven Gefahr des von Hitler geführten neudeutschen Imperialismus gilt es, alle Kräfte der Abwehr und der Friedenserhaltung zu sammeln, um nicht nur den Osten, sondern auch den Westen Europas von dem Feuer des Krieges zu bewahren. Wo liegt da» Schwergewicht aller Bemühungen um die Erhaltung des Friedens? In England, antwortet Karl Radek in zwei Instruktiven Artikeln in den Moskauer »Iswestija«. England hat, o führt er aus, mit seiner traditionellen Spekulation auf das »Gleichgewicht der Kräfte« Im Femen Osten wie In Europa Schiffbruch erlitten. Im Fernen Osten hat es durch seine jahrelange Schaukelpolitik zwischen den Vereinigten Staaten und Japan nur die Macht des japanischen Imperialismus gesteigert und dadurch die Existenz seiner indischen Besitzungen und der englischen Dominions am Stillen Ozean gefährdet. Jetzt muß es sich entscheiden. welche Haltung es gegenüber der japanischen Gefahr einnehmen soll. Ebenso hat die englische Politik durch ihre wohlwollende Haltung gegenüber Hitler die gegenwärtige Machtverschiebung zugunsten des neudeutschen Militarismus gefördert und dadurch nicht nur seine eigene Sicherheit gefährdet, sondern auch das Gleichgewicht der Kräfte in Europa über den Haufen geworfen. Radek umreißt die drei polltischen Strömungen, die gegenüber den bestehenden Kriegsgefahren In England bestehen. Es ist erstens die Richtung der sogenannten»Isolationisten«, geführt von der Presse Lord Beaverbroks. Diese Richtung verlangt, daß England sich weder In Europa noch In Asien In die dort bestehenden Gegensätze und Konflikte einmischt, sondern sich darauf beschränkt, die wirtschaftlichen Verbindungen
mit den Dominions und den Kolonien auszubauen, und die Verteidigungsmittel des Empire zu verstärken. Diese Richtung, die gewisse Berührungspunkte mit den pazifistischen Strömungen In den Volksmassen hat, Ist unreal, da sie die Tatsache Ubersieht, daß England mit seinen weltumspannenden Interessen nicht außerhalb eines Weltkonfliktes bleiben kann, sondern früher oder später in ihn hineingezogen werden würde. Die zweite Richtung, deren Sprachrohr die Presse Lord Rothermer6s Ist und die mit dem Finanzkapital eng liiert ist, will die Kriegsgefahr bannen, Indem sie den deutschen und den japanischen Imperialismus auf andere Staaten ablenkt. Die Folge wäre; Einerseits freie Hand für Hitler im Osten und Südosten Europas , und andererseits freie Hand für Japan im Femen Osten! In beiden Fällen wäre die Entfesselung eines Weltkrieges gewiß, bei dem letzten Endes auch das englische Weltreich in die Brüche gehen würde. Die dritte Richtung endlich, die in der Presse von Wickham Steed und G a r- v 1 n, und Im Parlament von Austin C h a m- b e r 1 a 1 n repräsentiert wird, und die sich auf die einsichtsvollsten Kreise der konservativen Bourgeoisie stützt, lehnt die Illusionen der beiden ersten Richtungen ab und erkennt, daß der Krieg, wenn er einmal ausbricht, nicht lokalisiert werden kann. Das bezieht sich ebenso auf Europa wie auf den Femen Osten. Deshalb bildet In Europa der Friede ein unteilbares Ganzes, das durch ein Zusammengehen mit Sowjetrußland gesichert werden muß, und deshalb kann auch der Friede im Femen Osten nur durch ein Zusammengehen Englands mit den Vereinig ten Staaten (und natürlich auch mit Ruß land ) geschützt werden. Zieht man die hier skizzierten politischen Strömungen in Betracht, so erscheint das Wechselspiel, das heute die englische Politik bietet, um vieles verständlicher. Eis ist die schwankende Politik eines Landes, das sich nur schwer von der traditionellen Linie der »balance of power«, der Aufrechterhaltung eines politischen Gleichgewichtes, loslösen kann, mit deren HUfe es über hundert Jahrs lang die Gegensätze zwischen den anderen Staaten ausnutzte und seine Weltmacht aufrichtete. Auch jetzt noch hoffen einflußreiche Kreise der konservativen Bourgeoisie und des Finanzkapitals diese polltische Linie fortsetzen zu können. Sie spekulieren hierbei auch auf den tiefverwurzelten Friedenswillen der englischen Arbeiterschaft und glauben hierbei auch der Labour party bei den bevorstehenden Wahlen den Wind aus den Segeln zu nehmen, wenn es ihnen gelänge, durch Konzessionen an.Hitlerdeutschland und an Japan , wenn auch nur für einige Zelt einen Scheinfrieden herzustellen. Doch mit Recht wenden sich selbst einsichtige konservative Wortführer gegen diese Illusion, die den Krieg nur um so sicherer heraufbeschwören würde. So schreibt G a r- v 1 n im»Observer« klipp und klar: »Eis bleibt Friede, wenn England stark ist und zu handeln versteht Eis kommt zum Krieg, wenn es schwach ist und sich überspielen läßt... Wenn wir Im Juli 1914 einiger und entschlossener gewesen wären, wäre damals ein Weltkrieg verhindert worden und vielleicht hätte er niemals stattgefunden.« Für den FVieden der Welt wäre es gut, wenn die englischen Staatsmänner In S t r e- s a diese Warnung beherzigen würden.
Enthüllte Geheimnisse Nene Geheiminstrnktionen des Relchs- propagandaministerinms an die deutsche Presse, letzte Märzwochen. „Es ist unerwünscht, daß sich in deutschen Zeitungen immer wieder Nachrichten finden, daß im abessi- uischen Heer deutsche Instruktionsoffiziere und Ingenieure tätig sein sollen. Es ist keinesfalls gestattet, zu berichten, daß der Siemens- Konzern 25 Ingenieure nach Abessinien entsendet hat." * „In Erörterungen über die Auf ia s- s an g Polens in der deutschen Wehrpflicht frage auf die Ruhe hinweisen, mit der Polen den deutschen Schritt aufgenommen hat. Stärkere Betonung des deutsch -polnischen Einvernehmens wäre zweckmäßig, insbesondere darauf, daß Polen in vollster Loyalität von Deutschland immer unterrichtet wird. Dagegen nicht gestattet, zu berichten, daß Polen über die Wiedereinführung der Allgemeinen Wehrpflicht bereits bei dem Besuch von General Göring davon verständigt worden ist." * „Die von der Reichsschrifttumskammer eingeleiteten Maßnahmen zur E n t- fernung aller nichtarischen Mitglieder aus dem Reichsverband deutscher Schriftsteller werden zunächst etwa 1500 N ichtarier betreffen. Die Auskämmimg soll planmäßig fortgesetzt werden. Es ist jedoch nicht erwünscht, diese Maßnahmen allzu sehr in den Vordergrund zu rücken." * „Die Ueberwachungsst eilen für Rohstoffverteilung teilen den Handelsredaktionen zur Orientierung und ziu- häufigen Verwendung in nationalwirtschaftlichen Aufsätzen mit, daß versucht werden müsse, neue Wege der Roh- sto ff beschaff ung zu ermitteln, da das bisher im Handelsverkehr mit den meisten.Ausländern übliche Clea- rtngsystem möglicherweise eines Tages aufhören kann, da in den Gläubigerstaaten die Abneigung wächst. Das Reichs- Wirtschaftsministerium prüfe zur Zeit verschiedene neue Vorschläge zur Rohstoffbeschaffung." « „Bei Erörterungen über die Aktivität des Deutschtums im Auslande darf nie erwähnt werden, daß und welche Zeitungen eine Deutschland freundliche H alt ung einnehmen." „Die DD- Bank beabsichtigt, eine Reihe von Provinzfilialen und D espositenkassen innerhalb Berlins zu schließ en. Nachrichten darüber dürfen nicht veröffentlicht werden." * „Es ist der Deutschen Presse streng untersagt, in der Frage der Wiedereinführung der W ehr pflicht irgendwelche Einzelheiten und Informationen zu veröffentlichen, die nicht ausdrücklich die Genehmigung des Reichswehrministeriums besitzen. In allen Kommentaren Beobachtung der amtlichen Richtlinien unerläßlich, immer wieder Betonung defensiven Charakters erwünscht. Nachrichten über Ausgestaltung des Wehrgesetzes nach wie vor verboten, solange nicht neue Ausführungsbestimmungen zum Wehrgesetz vorliegen. Anläßlich Rückkehr General S e e c kt s darauf hinweisen, daß dieser ständig mit der deutschen Heeresleitung in Fühlung gestanden und infolgedessen die besonderen Belange der deutschen Armee gründlich kennt. Ge neral Ludendorff ist dagegen seit IS Jahren ohne jede Verbindimg mit der Deutschen Heeresleitung." * „Nachrichten, daß der Arbeitsdienst in der W ahner H eide nahe bei Köln zur Durchführung bestimmter Arbeiten eingesetzt worden ist, dürfen nicht veröffentlicht werden, da es sich um Arbeiten in der sogenannten entmilitarisierten Zone handelt." * „Die Handelsredaktionen werden dringend ersucht, die Ausweise der deutschen Sparkassen mit
Die Auffassungen, von denen gegenwärtig die russische und die englische Außenpolitik beherrscht wird, weisen eine wichtige Divergenz auf: In Rußland wird zweifellos die Lage ernster angesehen als in Großbritan nien . wo einflußreiche politische Kreise noch immer von der Illusion beherrscht sind, durch ein zu nichts verpflichtendes Schaukelspiel die heraufziehende Kriegsgefahr bannen zu können. In Rußland jedoch herrscht die Auffassung vor, daß es zur Zeit zwei große Gefahrenherde für den Weltfrieden gibt: Deutschland und den Fernen Osten. Fla ist bemerkenswert, daß diese Auffassung auch im Londoner »Economist « zum Ausdruck gelangt;»Unsere Aufmerksamkeit — heißt es dort— wird durch die niederdrük- kenden Aussichten in Europa in Anspruch genommen. Inzwischen legen die Japaner eine immer größere Aktivität an den Tag. In den letzten Wochen haben die Anzeichen zugenommen, daß Japan in nächster Zeit j einen weiteren Schritt im Fernen Osten unternehmen wird. Eis unterliegt keinem Zweifel, daß das zeilliche Zusammenfallen der kritischen Momente in diesen beiden Teilen der Welt keineswegs zufällig ist. Offensichtlich schaffen die Schwierigkeiten Europas für Japan eine günstige Gelegenheit... Wenn wir diese Dinge richtig einschätzen, so erkennen wir, daß Japan die gegenwärtige Lage ausnutzen will, um China in die Tasche zu stecken.« Der Alarmruf des angesehenen englischen Finanzblattes kennzeichnet in durchaus zutreffender Weise die zunehmende Spannung im Femen Osten. Seit der Aufrichtung des Hitlerfaschismus sucht das mit ihm befreundete Japan in beschleunigtem Tempo den Kurs fortzusetzen, den es 1931 durch den Raub der Mandschurei eingeschlagen hat. Das Bestreben Japans geht dahin, die Hegemonie über China an sich zu reißen und durch Schaffung einer panasiatischen Monroe-Doktrin den östlichen Teil des asiatischen Kontinents unter seine Herrschaft zu zwingen. Diesem Ziel dient auch die Annäherung zwischen Ja pan und Tschiang-Kai-Tschek, dem ehemaligen Führer der nationalrevoluOonären Partei Kuomintang, der infolge finanzieller Schwierigkelten geneigt zu sein scheint, sich dem japanischen Imperialismus in die Arme zu werfen. Die Erstarkung der japanlochen Position In China hat naturgemäß ein starkes Echo bei allen im Femen Osten interessierten Mächten ausgelöst. In den Vereinigten Staa ten wächst die Befürchtung, daß durch die offen proklamierte Hegemonie Japans die »offene Tür« In China für den auswärtigen Handel geschlossen werden könnte. Außerdem ist man um das Schicksal der Philip pinen besorgt, die bei der erstarkenden Macht Japans ihm leicht zum Opfer fallen könnten. Ebenso wächst die Angst Groß britanniens , Frankreichs und Hol lands um das Schicksal Indiens , Austra liens und der Südseeinseln. Bezeichnend ist der Alarm ruf General S m u t s, eines der Führer der Südafrikanischen Union , der ein Zusammengehen Englands und der Vereinig ten Staaten zur Abwehr der japanischen Gefahr fordert:»Wüßte Japan,— so erklärte er vor einigen Wochen in einer Rede— daß zwischen der englischen und der amerikani schen Gruppe wenn auch keine Vereinbarung, so jedenfalls eine tatsächliche Zusammenarbeit besteht, so würde das wahrscheinlich
größter Rücksicht auf finanzpolitische Notwendigkeiten zu besprechen." * „Nachrichten und Gerüchte, daß die nach dem Versailler Vertrag geschleiften Festungen im Zuge der deut schen Gleichberechtigungsmaßnahmen wiederhergestellt werden sollen, dürfen nicht veröffentlicht werden. Auch Dementis unerwünscht." » „Es ist verboten, über die Rückkehr deut scher Kriegsschif- f e aus dem Stillen 0 z e a n zu berichten und ebenso über deutschfeindliche Kundgebungen im Hafen von San Franziska bei der Landung deutscher Seeleute." * „Die Deutsche Presse hat in letzter Zeit mehr als im wehrpolitischen Interesse liegt über gewisse Umlagerun- gen in der deutschen Industrie und über ihre Verlegung ins
Reichsinnere berichtet. Es wird den Schriftleitungen dringend nahegelegt, diese Vorgänge überhaupt nicht zu erwähnen, da sie in den Rahmen der Na- tionalverteidigung gehören." ♦ „Die deutschfreundliche Propaganda bedient sich in zunehmendem Maße der in der Deutschen Presse veröffentlichten Wirtsc haftsstatistiken um Deutschlands Wirtschaftskredit im Auslande zu untergraben. Es ist daher Pflicht der nationalbewußten deutschen Schriftleitungen, bei der Veröffentlichung von statistischen Angaben sich nur auf solche zu beschränken, die der gegnerischen Propaganda keinen Stoff bieten." * „Das Auswärtige Amt läßt die deut schen Schriftleitungen ersuchen, in der Angelegenheit des verhafteten Berthold Jacob Solomon gegenüber der schweizerischen Regierung keine scharfen Polemiken zu gebrauchen. Es
ist sogar erwünscht, im allgemeinen bei der Berichterstattung über diese Angelegenheit sich nur auf die amtlichen Aeußerungen zu beschränken." * „Nicht erwünscht ist die Mitteilung, daß während der Verdunkelungsaktion in Berlin besonders in den Arbeitervierteln eine starke illegale Propaganda festzustellen war."
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X Der Friedensengel