5.026 Ungültige Stimmen 6.512 Gewählte Vertrauensmänner
der
Stimmzettel durchgestrichen worden. Wahlbestimmungen gehandelt worden wäre, nicht gewählt Auf mehreren Zechen des Wurmge- so wäre mancher Kandidat 138 Nichtgewählte Vertrauensmänner. daß bietes wurde bekanntgegeben, die worden. Als gewählt gilt, wer 50 Prozent und Jeder Eingeweihte lächelt über dieses Listen als gewählt gelten, da niemand dage- eine Stimme bekommt.
In den Betrieben ist daß die Bekanntmachung
Das System ist über die Vertrauensratswahlen sehr rasch stille geworden. Es wollte sie zu einer allgemeinen politischen Vertrauenskundgebung gestalten- aber dieser Versuch ist gründlich fehlgeschla- Ergebnis, weil es völlig verfälscht ist. Eine gen gestimmt habe. Einzelzusammenstellung ist fast nirgends man überzeugt, gen, so daß Göbbels und Genossen auf eine veröffentlicht worden, so daß eine Nachprü- Schwindel ist. propagandistische Auswertung verzichten. des Gesamtergebnisses an Hand der Es ist plötzlich keine Rede mehr von dem fung Vertrauen der Arbeiter für Hitler. Der Einzelergebnisse nicht möglich ist. Aber auch die Einzelergebnisse in den Ausgang der Wahl erklärt auch das Fiasko Betrieben sind sehr schwer festzustellen, der diesjährigen braunen Maifeier.
Ueber die Vorgänge bei der weil in jedem Betrieb mit größter Sorgfalt Wahl, die nach dem Aufruf Leys angeb- darüber gewacht wird, da B
lich>> die freieste, die die Welt kennt«<, sein sollte, und über die tatsächlichen Ergebnisse, soweit sie bekannt geworden sind, unterrichten nachstehende Meldungen, die uns aus Deutschland zugegangen sind:
nachprüfbare Resultate nicht bekannt ge
geben werden.
Trotzdem sind Einzelresultate bekannt geworden, die eine erhebliche Korrektur der oben wiedergegebenen Zahlen erforderlich machen. In der Ofenfabrik Z. z. B. stimmten von 800 Stimmberechtigten nur zirka 600 ab. Davon rund 400 mit Ja, der Rest Die Ergebnisse der Vertrauensratswahlen mit Nein, bezw. ungültig. Auch in der Mewurden in den meisten Betrieben tallwarenfabrik X. haben etwa 20 Prozent nicht veröffentlicht. Es erschien der Belegschaft Stimmenenthaltung geübt. einfach am schwarzen Brett ein Anschlag: Das genaue Zahlenergebnis konnte trotz Die Liste ist gewählt. In vielen Fällen emsiger Nachfrage nicht festgestellt werden. mußte aber der Vertrauensrat vom Treuhän- Die 20prozentige Stimmenenthaltung hat der der eingesetzt werden, was beweist, daß die NSBO- Obmann in seiner Verärgerung über notwendige Mehrheit nicht er- das Betriebsergebnis selbst mitgeteilt. Zielt worden ist. Soweit Einzelergebnisse Während eine amtliche Gauzusambekannt geworden sind, kann man feststel- menstellung für Sachsen len, daß die veröffentlichte hohe Wahlbetei- örtlichen Ergebnis von Dresden entsprechend ligung unter keinen Umständen stimmt. Bei die Ergebnisse gegliedert in 85 Prozent dem Berliner Konsumverein z. B. haben von für Ja, 15 Prozent für Nein und Stimmen1800 Beschäftigten ähnlich bei Ullstein.
etwa dem
nur 900 abgestimmt, enthaltung, geben die gewerkschaft
lichen Vertrauensleute auf Grund Wiederholt konnte beobachtet werden, der Stimmungen in den Betrieben und der daß da, wo ehemalige Gewerkgelegentlich bekannt gewordenen Teilergebschafter auf die Liste gesetzt worden nisse folgende übereinstimmende Schätzung waren, die meisten. Stimmen abgegeben ab:
wurden.
men.
50-60 Prozent für Ja 20-25 20-25
Stimmenenthaltungen Nein- und ungültige Stim
men.
Bei allen amtlichen Stimmenergebnissen
Ein Arbeiter schreibt:
>> Die ganze Wahl ist ein großer Schwindel. Auf die Wahlergebnisse sollte man kein Gewicht legen. Die Wahl war nicht korrekt. Es gibt nicht einen Betrieb, in welchem
erzählt:
Hier haben sie auf zwei Zechen, wo es mir möglich war, die Resultate zu bekommen, keine 50 Prozent bekommen und sind doch gewählt. Einfach eingesetzt. Direkte Zahlen sind überhaupt nicht bekanntgegeben, lediglich die abgegebenen gültigen Stim
men.
die
am
Wer von den auf dem Stimmschein aufdas Ergebnis richtig geprüft wurde. In den meisten Betrieben wurde geführten Kandidaten die 50 Prozent erreicht das Ergebnis überhaupt nicht bekanntge- hat oder nicht, geht die Gefolgschaft einfach geben, und die Leute erfuhren erst aus der nichts an. Die Abstimmung auf der StraZeitung, wie in ihrem Betrieb gewählt Benbahn hat auf den beiden Betriebswurde.< Die Arbeiter legen den Vertrauensrätewahlen bahnhöfen auch zu einem Reinfall geführt. und den>> Räten« keine Bedeutung bei. Sie In Herten waren 66 Prozent gegen sagen: wir haben ja doch nichts zu bestellen. Liste, in Recklinghausen 44 Prozent Auf der Grube Lauerweg im Wurmgebiet dagegen. Im allgemeinen ist wenig Interesse haben 1900 Beschäftigte gewählt. 288 waren für das System der heutigen Vertrauensräte viele Stimm- vorhanden. Was hätten die Herrschenden in dagegen, 106 ungültig. Auf nur ein einigerzettel wurde geschrieben, trotz aller Kon- die Welt trompetet, wenn zustande maßen erträgliches Ergebnis getrolle:> Rot Front<,> Freiheit<,> Totenzettel« usw. Ein Mann von dieser Grube kommen wäre. Denn sie konnten doch gerade jetzt die felsenfeste Einigkeit des ganzen trat, > Als ich in die Wahlzelle sient Volkes so gut gebrauchen. Daran ist über den Rand herüber der Direktor. Bei besten zu ersehen, wie kläglich das wirkliche einer solchen Handlungsweise muß man Ergebnis dieser» Wahl< für das System war. und schnell vorsichtig sein die Namen Auf der Zeche Matthias Stinnes durchstreichen. Das ist sehr schwer. In der Hast haben die Leute natürlich viele III/ IV lehnte die Verwaltung die vom ObFehler gemacht.<< mann der NSBO vorgelegte Vorschlagsliste Mit den Vorbehalten, die sich aus diesen rundweg ab. Steiger Greif, der SpitzenkandiFeststellungen ergeben, muß man die amt- dat war, ist fristlos entlassen worden. lichen Wahlergebnisse betrachten, wie sie z. Grund gab man an, sein Revier sei nicht ganz B. der» Westdeutsche Beobachter< für Aachen feuerfrei gefunden worden. Tatsächlich wollte veröffentlicht hat. Als Gesamtergebnis man die unbequemen Nazis los sein. Der bisden Gau Köln- Aachen sind 79,6 Prozent Ja- herige Obmann stand jetzt als neunter auf der Liste. An der Spitze stehen allein Stimmen angegeben worden. Dabei hat man aber nur die abgegebenen Stim Deutschnationale und Kriegervereinler. Auf der Schachtanlage Gelsendie Fälle der men zugrunde gelegt, also kirchen- Bismarck ist die Wahl wie Wahlenthaltung einfach unterschlagen. Die
für
4
Als
Liste, die der> Westdeutsche Beobachter folgt vor sich gegangen: Es wurde im LichtDer Betriebsaus etwa 170 Betriebsergebnissen zusammen- raum eine Urne aufgestellt. führer erklärte, wer wählen will, nehme gestellt hat, enthält nur die Firmennamen
> Ja< oder» Nein« anzuzeichnen. Betriebs
Die Arbeiter haben in der stillen Erwartung für diese Kandidaten gestimmt, daß sie doch mehr für sie tun würden als die NSBOLeute. Dagegen haben bisherige Vertrauensräte, die zum zweiten Male aufgestellt wur- werden die Stimmen enthaltungen und den Prozentsatz. Weder die Belegschafts- einen Stimmzettel und werfe ihn in die Urne. den, überall die wenigsten Stimmen bekom- glatt unterschlagen. An den AusBei dem Berliner Konsumverein z. B. zählungen der Stimmenergebnisse nahmen hat der bisherige Obmann des Vertrauens- im allgemeinen nur völlig zuverlässige Harates nur die Hälfte der Stimmen erhalten, kenkreuzler teil, so daß der Retuschierung die ein früherer Gewerkschaftler auf sich der Ergebnisse freiester Lauf gelassen wurde. vereinigen konnte. In den Zwickauer BergbauIn verschiedenen Betrieben haben sich schächten wurde am 12. und 13. April große Teile der Arbeiterschaft überhaupt 1935 die Vertrauensratswahl durchgeführt. der Abstimmung entzogen. Die Stimmenzählung erfolgte dann gemeinsam für alle beteiligten Schächte.
stärke, noch die Zahl der Abstimmenden Es war nicht möglich, auf dem Stimmzettel sind vermerkt und man kann überhaupt nur erraten, daß die Prozentzahlen sich auf die führer und Steiger standen Spalier. Keiner Ja- Stimmen beziehen sollen. Es ist aber be- durfte vorbei, ohne das> Wahlrecht<< auszumerkenswert, daß sogar in dieser Zusam- üben. Ergebnis: 100 Prozent. menstellung zugegeben werden muß, daß der Anteil der Ja- Stimmen in vielen Betrieben die veröffentlichten summarischen Zahlen erheblich unterschreitet:
Da nun bei dem Endresultat ein zu ungünstiges Ergebnis in Erscheinung trat, Metallwaren- Gesellschaft wurde die Zählung noch dreimal vorgenom- Wer da! Bewachungsgesellsch. m. b. H. men, um schließlich eine gültige Stimmen- Tuchfabrik J. v. Gülpen, K. G. Sandmann , Rhein . Kakao- und Schozahl von 42 Prozent zu erzielen. Wie diekoladenwerke ses Prozentverhältnis dennoch zustande Niederrhein . Bewachungs G. m. b. H. gekommen ist, bleibt der Belegschaft ein Rätsel. Nunmehr muß der Obmann durch den Treuhänder der Arbeit bestimmt werden.
Bei einer Flugzeugbaufirma lehnte eine Abteilung geschlossen, und eine andere Abteilung zum Teil eine Beteiligung an der Abstimmung ab. Von annähernd 500 Stimmberechtigten wurde nur etwas über 350 Stimmen abgegeben. Die größte Stimmenzahl, die ein Kandidat erhielt, betrug 2500. In anderen Betrieben dagegen wurde ein sehr scharfer Zwang zur Abstimmung ausgeübt. In einem großen Berliner Warenhaus wurden z. B. die Angestellten, die mit der Abstimmung zögerten, einzeln telefonisch herbeigerufen. Dort wurde dann auch eine Beteiligung von 99 Prozent erzielt. In welcher Weise die Ergebnisse bekannt- schrieben, welcher schon seit dem Umsturz Hotel International gegeben wurden, zeigt das nachstehende Bei- nicht mehr im Betrieb ist. Das gleiche trifft EGV, Verkaufs G m. b. H. zu für die Horch- Werke in Zwickau , wo der Westdeutsche Telefon- Gesellsch. Pintus Name des Vorsitzenden des früheren BeLandesbank triebsrates und zugleich sozialdemokratischer H. F. Lieck Stadtverordneter in Zwickau , oft auf die ab- Dechamps- Merzenich ist. Anton Kinting gegebenen Zettel geschrieben worden Auch dieser Genosse ist seit dem Umsturz Ehape nicht mehr im Betrieb.
spiel
der IG- Farben , Abteilung Berlin- Lichtenberg( Aceta). Dort erschien über das Resultat der Wahl folgender Anschlag am schwarzen Brett:
> Stimmberechtigte
Abgegebene Stimmen
Ungültige
•
878 693( 78.9%) 75
Abgegebene gült. Stimmen 618
Die Vertrauensleute wurden mit 310 Stim
men Mehrheit gewählt.<
Gebr. Vossen Franz Sauer Gebr. Bohn Martin Knesch Politisches Tagblatt Karlshaus
Prozent 60,28 63,75
Offiziell sind nur ganz wenige Einzelergebnisse der Vertrauensratswahl bekannt gemacht worden. Bei der Firma Linke- Hofmann- Busch sind 2700 Mann beschäftigt. An der Wahl beteiligten sich 70 Prozent. Bedaß 80 Prozent der kanntgemacht wurde, Belegschaft mit» Ja« gestimmt hätten. In Wirklichkeit wurden nur 40 Prozent gültige Stimmen abgegeben.
Viele Stimmzettel enthielten Verse und Schimpfworte. Bei der Auszählung der Stimmen war der Betriebsführer Busse mit anwesend. Als von einem Stimmzettel verlesen wurde das sind Arschlöcher>>( die Kandials daten), sagte Busse:» Der Zettel zählt Ja- Stimme, es sind ja auch welche( Arschlöcher» dabei<<.
Bei der Straßenbahn, 2800 Mann Belegschaft, wurden 1100 Ja- Stimmen abgegeben.
46,87
69,8
53,7 58,0
46,3
50,0
58,8
43,4 63,7
49,2
.57,0
65,7
60,9
53,9
67,3
60,2
59,0
50,2
57,5
69,0
Leo Lammertz
65,5
Die Vertrauensratswahl im ganzen We
Houben, Verkaufs A. G. Jecker Söhne Sparkasse Aachen
52,5
50,5
69,2
67,0
67,0
67,0
64,3
67,1
36,2
38,9
Kiste aufgestellt, so daß man die Abstimmenden beobachten konnte. Trotzdem waren auf vielen Stimmzetteln unbeliebte Kandidaten gestrichen. Das Ergebnis der Wahl nicht zu erfahren. Es muß aber katastrophal gewesen sein, denn Nationalsozialisten befinden sich in heller Aufregung. Die Wahlbeisitzer wurden zweimal vereidigt, über das Wahlergebnis strengstes Stillschweigen zu bewahren.
ist
die
65,4
58,9
48,2
65,0
Das war alles, damit konnten natürlich sten ist planmäßig und raffiniert vorberei- Schlacht- und Viehhof die Arbeiter wenig anfangen.
len
unter
tet worden. Auf die Listen
Die
Ver
Beim städt. Gas- und Wasserwerk war als Wahlzelle eine Margarine
Im Leinenhaus Jäckel wurde ein Vertrauensrat von der Belegschaft mit Mehrheit abgelehnt. Der Chef erklärte nach Bekanntwerden des Wahlergebnisses:>> Mein Vertrauen haben Sie auch in der Zukunft.<
wurden oft Heusch- Huhn& Co. Freigewerkschaftler Schleicher- Zimmermann B. von Ficherz und Meder Im allgemeinen kann man feststellen, ehemalige Friedrich Erkens daß in der Regel keine 50 Prozent Ja- gestellt. Die Leute konnten in den meisten Fällen nicht ablehnen. Der Zweck dieser Rosenbad Burtscheid Stimmen abgegeben worden sind. Das ist die Auffassung der Arbeiter, die Taktik war, möglichst viele marxistische Georg Stahlhut sich über die von den Wahlleitungen heraus- Wähler zu bekommen. Die Nazi- Kandidaten Schumag hatten nicht das VerDie Zäh- waren unfähig und gegebenen Zahlen lustig machen. lungen haben übrigens in den meisten Fäl- trauen großer Teile der Arbeiterschaft. Die Tuchfabrik J. u. J. Meyer besagt: Ein zweiter Bericht Ausschluß der Oeffentlichkeit Wähler sagten sich oft, ob mit Recht oder stattgefunden. Die Vorschrift, daß die drei Unrecht, daß ehemalige Marxisten die Inter- trauensmännerwahl war diesmal mit großer Die Versammlungen ältesten Arbeiter bei der Zählung zugegen essen der Arbeiter besser wahrnehmen kön- Reklame aufgezogen. sein müssen, wurde sehr oft nicht beachtet. ten, als die Nazis und daher wählten waren jämmerlich besucht. Wer kommandiert Das Wahlergebnis wurde in sehr vielen Fäl- viele die Listen, obwohl sie lie- war und nicht anders konnte, war da. Frei- Ueber die Vertrauensratswahlen erfahre ich. in den Großbetrieben, vor len im einzelnen nicht bekanntgegeben, z. B. ber gegen das System gestimmt willig, aus Interesse oder gar aus Ueber- daß man zeugung kam so gut wie niemand. Und wenn allem in Augsburg , nur bekanntgegeben hat, sind bei Siemens bis heute keine Zahlen mit- hätten. geteilt worden. Bei der Wahlagitation sind oft sehr radi- dann Dr. Ley nach Essen in den Kruppbe- daß der Vertrauensrat mit soundsoviel Prokale Töne angeschlagen worden. So wird uns trieb geht, und daraus Reklame gemacht zent der gültigen Stimmen gewählt sei. Daden von, daß die durchstrichenen Stimmzettel, berichtet, daß in einem großen Betrieb ein wird, seht wir gehen zum Arbeiter in die Redner davon gesprochen hat, daß Göring , Betrieb, so weiß er gut, daß zu ihm» frei- also die ungültigen, weitaus mehr als wenn er zu frech würde, eines Tages auch willig in einen großen Versammlungsraum Hälfte aller abgegebenen Stimmen in jedem man nichts beder Kopf abgehackt würde. nur die Abkommandierten kommen. Resultat Betrieb ausmachten, gab Die Hühner kannt. Von den als gültig anerkannten StimBei einer Firma wurde zweimal g c- laut Zeitung über 84 Prozent. wählt, beim ersten Male waren 80 Prozent lachen darüber, denn wenn wirklich nach den men ist der Prozentsatz für den Vertrauens
Sachsen:
geteilt:
128.592 Abstimmungsberechtigte
96.275 Ja- Stimmen
16.902 Nein- Stimmen