sie verlleren den schönen Enthuslasmas nnd verfallen einem Pessimismus ohne alles Hoffen...« Sehr tief gehen Caillaux* Betrachtun­gen nicht. Er, ein Liberaler alten Schla­ges, wirtschaftlicher Individualist ohne alle Beziehungen zu den Problemen einer grundlegenden gesell schaf tlichen Neuord­nung, begnügt sich zum Schluß mit einem unverbindlichen Optimismus. Er meint, die gleiche Jugendkrise müßte die beiden Völker zusammenführen, um der Welt end­lich den Frieden zu geben. Es sei eine alte Wahrheit, daß die Not Haß und In­toleranz erzeuge Sowohl die Hitlerdikta­tur wie die französische   Demokratie soll­ten sich gemeinsam um die Jugend bemü­hen,»die zugleich die Hoffnung, aber auch die Gefahr für die Zukunft ist,« Caillaux   sucht mühevoll nach einem Ausweg aus der Verlegenheit. Aus ihm spricht die Ohnmacht des Politikers der alten Schule vor Problemen, die bisher nicht aktuell waren. Zwar sieht er die so­ziale Seite der Jugendkrise mit der Bega­bung des geschulten Analytikers sehr ge­nau, aber er sieht nicht die politische Sprengkraft dieses Phänomens, die auch in seinem Lande beginnt, die freiheitlichen Grundrechte der Demokratie zu berühren. Schon der Gedanke, daß die braune deut­sche Diktatur gemeinsam mit der franzö­ sischen   Demokratie an der Ueberwindung der Leiden der Jugend arbeiten könnte, ist ein Musterbeispiel jener wohlmeinenden Illusionspoli­tik, die die Wachsamkeit vor den gewalt­tätigen Störern des europäischen   Friedens in gefährlicher Weise schwächt. Deutsche   Jugend, französische Jugend als Wegbahner des Friedens? Der Frie­densgedanke von Caillaux   läuft auf einen Frieden zwischen Wölfen und Schafen hin­aus. Der unsrige ist anders. Die jungen Menschen sind, hüben wie drüben, mit ver­schiedenartigen Akzenten, Geschöpfe der Krise der kapitalistischen  Welt. Wenn ihre Stimmen auch fremd und verworren klingen für jeden, dessen Ausgangspunkt für alle politischen und geistigen Entscheidungen die Anerkennung der Menschenrechte ist, so hört man hin­ter deutschen   Kommandoschreien und französischem Straßenlärm doch den Sehn­suchtsruf der enttäuschten Jugend, end­lich in einer neuen Sozialordnung der Gerechtigkeit ihren Lebens­anspruch erfüllt zu wissen. Diese Jugend gebärdet sich nationalistisch und wird allzu leicht das Opfer kaltrechnender Dem­agogen, aber zugleich nimmt der sozia­listische Gedanke, seinen Trägern oft un­bewußt, als entscheidendes Bekenntnis von ihr Besitz. Um dieser Jugend willen muß der Sozialismus alte Formeln vergessen können, damit er verstanden werde und mit der Gesinnung zugleich die Fantasie entzünde. Nur auf dieser Ebene vermag die echte europäische   Verständigung Gestalt zu ge­winnen, und eines Tages, nach revoluüo-
Von der Internationale der Härder
Das Attentat auf Leon Blum   und die
Faschismus und nationalistische Hetze gehören zusammen. Die Morddrohungen der französischen   Hetzer, gegen die das republikanische Frankreich   und seine Re­gierung sich mit großer Entschiedenheit erheben, unterscheiden sich in nichts von den Morddrohungen, die wir in der deut­schen Republik vierzehn Jahre lang erlebt haben. Die freiheitlichen Kräfte in den Völkern sind langmütig, viel zu langmütig gegenüber diesen öffentlichen Verbre­chern! Haben wir es nicht erlebt, daß die Frick, Göbbels  , Göring   und andere von der Tribüne des Deutschen Reichstags unge­straft zum Mord auffordern durften, ohne auch nur einen Ordnungsruf zu riskieren, daß das deutsche Reichsgericht sich bei der Erklärung Hitlers   beruhigte, daß Köpfe nur»ganz legal« rollen würden? Die glei­che Erfahrung wie wir haben auch die Franzosen   gemacht am Ende ihrer Er­fahrungen stand die Ermordung von Jean Jaures  . Der wirkliche Mörder von J e a n J a u r es ab er war Charles M a u r r a s, jener Literat, der heute wie­der der intellektuelle Urheber des Attentats auf Leon Blum   ist, und der bisher unbestraft zur Abschlach- tung von 140 Linkspolitikem auffordern konnte! Die freien Völker vergessen immer wie­der, daß sie verbrecherische Feinde in ihrer Mitte haben! Sie wissen es, sie müs­sen es wissen, und dennoch vergessen sie. Unmittelbar nach dem Krieg veröffent­lichte Joseph Caillaux   ein Buch »Meine Gefangenschaft«, in dem er das Treiben dieser Verbrecher beleuchtete. Wir zitieren daraus: »Ein würdiger Nachfolger des Predigers Läncestre, der durch seine Kanzelreden den Pöbel entflammte, der im Verlauf der Messe die Wachsbilder von Heinrich von Valois   und von Heinrich von Navarra   durchstechen ließ, war Charles Maurras  , der am 18. Juli 1914 in einem Artikel in der»Action Fran- gaise« Jean Jaurös als elende Kreatur behan­delt, als Volksfeind, als Schandgeburt, als Verräter, und der zu schreiben wagt;»Bin jeder weiß, Herr Jaures   ist Deutschland  «, der mit einer Erklärung schließt, die mit einem Aufruf eine seltsame Aehnlichkeit hat: »Man weiß, daß unsere Politik nicht In Worten besteht. Dem Realismus der Ideen
nären Prozessen und politischen Willens­akten von unvorhersehbarer Größe, wird diese Jugend wieder wissen, daß es für sie kein lebenswertes Leben geben kann, ohne die menschliche Freiheit und ohne die menschliche Würde, weil ohne sie jede po­litische Formung und jeder gesellschaft­liche Neubau in Staub und in Chaos endet. Andreas Howald.
entspricht die Ernsthaftigkeit Handlungen.« Dreizehn Tage später wird das Oberhaupt der Sozialistenpartei tödlich getroffen. Er hatte es ein Jahr vorher vorausgesehen und vorausgesagt. Am jM. Juli 1913 rief er von der Rednertribüne der Kammer:»Zur Stunde gellt gegen uns in Ihren Zeitungen, in Ihren Artikeln, bei allen, die Sie unterstützen Sie verstehen mich recht, o h ne Ende Aufruf zum Mord. Es finden sich da Verleumdungen, mörderisch und dumm ohne Grenzen. So weit ist es mit Ihnen gekom­men: Nach spaltenlangen Verleumdungen fügen dann Ihre Zeitungen im Hinblick auf mich, auf uns, auf unsere Freunde hinzu: »Zu dieser Erledigung wird am Tage der Mo­bilmachung eine gründlichere Hinrichtung kommen.« Die Hinrichtung fand statt. Sie wurde vollzogen durch V i 1 1 a 1 n, und ich wette, wäre er einem unverzüglichen Sühne­akt zum Opfer gefallen, so hätten die, welche ihn angestiftet, zu seinen Gunsten in irgend­einem dunklen Winkel, in irgendeiner Kapelle der Rue Monsieur, welche die Eingeweihten wohl kennen, die Geste der Mutter des Her­zogs von Mayenne   und der Frau von Mont- pensier wiederholt, die zum Altar der Fran­ziskaner hinaufgestiegen und bei Kerzenschein vor den knieenden Gläubigen Jacques Clement  feierten.« »1917 wird eine royalist'sche Zeitung ge­gründet. Sie geht zunächst mit anderen Organen gleicher Färbung zusammen; bald saugt sie alle diese auf oder kontrolliert sie. Zwei Leiter: L4on Daudet, der Sohn des großen Romanschreibers, von dem Victor Bäsch geschrieben hat, ihm sei»nach Ver­suchen in allen Spielarten, nach reichlichem Verspritzen des Giftes, von dem er die Tasche voll hatte, auf die Aerzte seine Meister, auf die Schriftsteller und Journalisten seine Kollegen, und auf die Freunde seines Vaters bei seinen vielfältigen Versuchen seine wahre Berufung zu Bewußtsein gekom­men: er sei ein niedriger Pamphletist gewor­den, ein Pöre Duchene von Thron und Altar«; und Charles Maurrat, dessen hohen literarischen Wert alle Welt einmütig aner­kennt, von dem jedoch die einen behaupten, daß»eine physiologische Schicksalsbestim­mung ihn vom Leben der Gegenwart ablenkt«, daß»taub für den Ruf der Wirklichkeit, er dem widersinnigen Traum nachhängt, seine Taubheit auf ganz Frankreich   zu übertra­gen«, daß er zuerst Frankreich   In die Anar­chie hat stürzen wollen und es nun unbe­dingt auf den Weg zum Königtum zurück­bringen will, den andere, wie zum Beispiel Herr Joseph Reinach  , für einen Skeptiker halten, der sich zum Royalisten und Katho­liken entwickelt haben soll«, aus der Laune eines Einfalls heraus nach dem Vorbüde von Honorä de Balzac. Auf jeden Fall stellt Herr Charles Maurras   In den Dienst der Sache, die er unterstützt, aus welchen Gründen es auch
Action Franca ise der
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sei, ein seltenes polemisches Talent und eine, sagen wir ruhig unverschämte Dialektik; er hat das Andenken des Obersten Henry(des Fälschers der Dreyfuß- Affäre) mit über- schwänglichen Ruhmeserhebungen überhäuft: »Herr Oberst«, schrieb er im September 1899 in der»Gazette de France  «,»Ihre unglück­selige Fälschung wird zu Ihren besten Kriegs­taten gezählt werden.« Er hat es gewagt, zu sagen:»Der Oberst Henry war zugleich unser Erzieher.« Wenn man den Satz auf die Gold­waage legen wollte, so müßte man daraus schüeßen, daß der Theoretiker der Monarchie sich gebildet hat In der Schule eines Offi­ziers, welcher der Fälschung überführt, aller Wahrscheinlichkeit nach der schwersten Ver­brechen schuldig ist. Zugegeben, daß er sich an jenem Tage durch die Hitze der Polemik bat hinreißen lassen, so hat er doch, wie er dies unglaubliche Wort hinwarf, Gelegenheit geboten, einen Zynismus zu ermessen, von dem man zum mindesten sagen kann, daß er die Grenze des Wahrscheinlichen über­schreitet. Solch unerhörte Kühnheiten werden ver­hökert In der»Action Frangaise«, einer Zeitung, in der man in den höchsten Tönen den Sturz der Republik   verkündet, in der man neue Methoden ankündigt. Bs han­delt sich nicht mehr darum, bei den Wahlen die Majorität am erringen; man versichert die Notwendigkeit eines Gewalt- streiches. Hat Charles Maurras   übrigens nicht 1908 eine Schrift veröffentlicht;»Ob der Gewaltstreich möglich ist?«, und stößt man nicht in diesem Werk auf folgenden be­zeichnenden Satz:»Die Ursache oder der Vorwand für die Umwälzung kann Sedan  oder Waterloo sein aber auch Langson!« Ein Spruch aller Bewunderung würdig, der bereits Herrn Clemenceau   mit der Schutz­garde des Königtums vertraut macht, der ihm die Eignung zuschreibt oder nicht? , sich zu erheben gegen das, was er und seine Freunde»de Defaitismus« nennen. Aber man beschränkt sich nicht aufs Schreiben, man handelt. Rings um die Zeitung entwickelt sich eine wahre Kampforganisation, und wir werden sehen, ob es nicht am Platze ist, ihr noch einen anderen Namen zu geben. Die Kampf­organisation verfügt über mehrere Blätter In Paris   und in Frankreich  , die alle Abzweigrun­gen der»Action Frangaise« sind, sie nimmt wichtige strategische Stellungen ein durch die Mitwirkung von ihr angehörenden Redak­teuren in zahlreichen nationalistischen Zei­tungen; sie beherrscht schließlich die ganze rechtsstehende Presse. Später erwirbt sie Zeitschriften, wie die»Revue Universelle«, hat sie ihr eigenes Verlagshaus: die»Nou- velle Librairie Nationale«, ihre Universität: das Institut der»Action Frangaise«, In dem Dom Bease den 1. Juli 1914 In Reden feiern soll. Sie soll sich ausbreiten in der Liga der »Action Frangaise«, in den Komitees royall-
Maß SUr Maß Dramatisierter Stammtisch In der braunen Literatur klappt die neu- deutsche Außenpoütlk erheblich besser als in der rauhen Praxis. Göbbels   Schmöcke parie­ren wie am Schnürchen. Der deutsche Osten wird verraten, die polnischen Grenzen werden für zehn Jahre garantiert und die bis dahin üppig gediehene antipolnische Belletristik ver­schwindet auf Kommando aus der Nazipresse. Die Arbeitslosigkeit bleibt, eine Hitlerverhei­ßung entpuppt sich als Schwindel und Kolbenheyer muß bei den Marxisten abschrei­ben, muß ein Buch verfertigen über die Not­wendigkeit der»übernationalen Produktions­regelung«. Der Kreuzzug gen Osten muß vorbereitet werden und neben antibolschewi­stischen Romanen erscheint ein Film»Frie­sennot«(an der Wolga  !), der nicht nur dem deutschen   Publikum, sondern selbst dem faschistischen Italien   so dumm erschien, daß er dort verboten wurde. Die völlige Einkrei­sung Deutschlands   droht, die Hoffnungen auf England verfliegen, also muß ein Ausweg in einer deutsch  -französischen Verständigung gesucht werden und prompt erscheint ein dementsprechendes, nach Maß gearbeitetes Drama:»Der Nachbar zur Linken«. Was?, Ihr zweifelt unsern Friedenswillen an. trotzdem ein diesbezügliches Schauspiel des Knechtes Steguwelt Uber alle unsere Bühnen ging und von unserer Presse befehlsgemäß gelobt wurde? Ein Stück für Völkerverständigung nann­ten es die Naziblätter, Verständigung»auf der Basis des Frontkämpf ertums«. Wenn die
Pariser   Regierung eben nicht will, muß man Krach zwischen ihr und den französischen  Frontkämpfern zu säen trachten. So be­schränkt und zerfahren wie die gesamte Hil­le räche Außenpolitik, ist die Handlung des neuesten Dramas, Wir zitieren das Königs­berger Naziblatt; »Major Gurlitt, der sich anläßlich einer Feier seines Regiments in Berlin   aufhält, trifft dort zufällig auf seinen früheren Kriegsgegner und Gefangenen bei Armen- lieres, den französischen   Leutnant Fönälon, den er als Gast in«ein Haus bittet. Durch einen unglücklichen Sturz hatte Fänälon in Berlin   den Arm gebrochen. Die Parlaer Ga­zette»Moniteur officiel«, deren Mitarbeiter der Franzose ist, verbreitete die Nachricht, F4nölon wäre auf dem Berliner   Regiments­fest mißhandelt worden und läge Im Inva­lidenhaus. Diese Lüge zeitigt das berech­tigte Mißtrauen Gurlltts...»Es scheint mir fast, als wären wir im Kriege gerech­ter voreinander gewesen«, ist des Deut­ schen   vorwurfsvolle Antwort, bis er sich endlich von Fänälon Uberzeugen läßt, daß die Notiz der Pariser Journaille eine ohne sein Zutun frei erfundene Lüge Ist. Er will alles tun, diese Unwahrhelten über ihn in seinem eigenen Lande vor aller Welt Im Rundfunk zu dementieren. Vergebens aber wartet man am folgenden Tag auf seine Stimme, die der Wahrheit die Ehre geben soll. Gurlitt  , der sich für Ihn verbürgt hat, Ist in seinem soldatischen Glauben tief erschüttert. Doch das Wunder geschieht: Leutnant Fen6Ion kehrt mit fünf Kamera­den aus Paris   zurück, man hatte ihm verboten, zu spreche n.« Aber die Wahrheit siegt, der»Frontkämp­fergeist beider Nationen« steht auf wider die Lüge und für die Verständigung. Kann man blöder drauflos phantasieren? Kann man Volk, Parlament und Regierung von Frank­ reich   dümmer beleidigen? Kann man die
Vergangenheit des Hakenkreuzes unverfrore­ner verleugnen? Als in der.Weimarer Demokratie wuchtige Romane und Dramen gegen den Krieg und für emsthafte europäische   Verständigung erschienen, saßen die Hakenkreuzler im Par­kett Und protestierten mit Krawall, Stink­bomben und weißen Mäusen heute stellen sie die Klaque für amtlich angeforderte Ver- söhnungsschmarm. Die damals wirkliche Friedensdichtung schrieben oder ihr anhin­gen, sind seit dem 5. März im KZ, verjagt oder gemordet. Die damals skandallerten »Stresemann verwese man!« machen heute Verständigungstheater. In Hitlers   Memoiren aber bleibt die Stelle vom ewigen französi­ schen   Erbfeind, der zerschmettert werden müsse! Kann ein»totales Regime« totaleren Blödsinn durcheinander quirlen? Und wenn sich zeigt, daß auch diese neue Karte nicht sticht und etwa die Verständi­gung mit Rußland   versucht wird, läßt man »Friesennot«(an der Wolga  ) einstampfen und schmalzige Dramen Uber   den»Nachbar zur Rechten« erscheinen, vier Akte lang, drei Standen breit, alles prompt nach Maß und Bestellung gearbeitet. Nie vorher ist die blödeste Stammtisch- polltik mit derart deutscher   Gründlichkeit organisiert und auf Kommando losgelassen worden.. B. Br.
Kunstkritik Die»Schlesischen Monatshefte, Blätter für die nationalsozialistische Kultur des deutschen Südostens« loben das Werk eines schlesischen, parteitreuen Malers. Der Aufsatz beginnt; »Wer in der Folge seiner mütterlichen
Ahnen, Generation um Generation, auf Bau­erngeschlechter in Schlesien   zurückblickt, wem väterlicherseits in der Reihe der gleich­falls schlesischen Vorfahren zu den Bauern Soldaten im Wechsel sich einfügten, wer dann einen Vater hatte, der, sicher nicht ohne Kämpfe, einem naturgegebenen Hang naengab und Zeichenlehrer wurde, dem sind wohl Eigenschaften mitgegeben, die sein menschliches Bild im Umriß sehr bestimmt hinstellen werden. Aber zugleich werden sie etwas Unerwartetes, den Drang eines per­sönlich prägenden Ausgleichs bedingen.« Die bevorzugten Maler des Dritten Reiches  malen nicht mit den Pinseln, sie pinseln mit dem Stammbaum.
Junge Didifung »Kürzlich hatte ich an den Feuilleton- Schriftleiter einer großen deutschen Tages­zeitung geschrieben, er möge mir doch eine Anzahl der Gedichtbände schicken, die unter der Rubrik»Neuerscheinungen« in seinem Blatte verzeichnet waren: es werde mir Freude machen, etwa unter dem Titel »Junge Dichtun g«, eine zusammenfas­sende Besprechung der Gedichte zu schrei­ben... Der Redakteur tat mir meinen Wil­len, und heute kamen mir die Gedichtbänd- chen, vierzehn an der Zahl, ein dickes Päckchen, ins Haus. Nun habe ich die ganze Nacht gesessen und gelesen, gelesen, eins nach dem anderen und nichts gefun­den, was des Lesens wert war. Ich wollte das einfach nicht glauben: Sollte denn gar nichts von all den vielen...? Und ich habe dies und jenes bereits verworfene Bänd­chen wieder vorgenommen, darin geblättert und den oder jenen Vers, das eine oder andere Gedicht noch einmal, noch zweimal gelesen.