Nr. 160 BEILAGE

Neuer Vorwärts

5. Juli 1936

Der Martin Luther   des Deitten Reiches

Artur Dinter  : ein lebendes Stück Anschauungsunterricht zu diesem System

>> Himmlischer Vater, wir danken Dir, Daß Du unserem deutschen   Volk Auch einen gewaltigen, großen Religiösen   Führer erweckt hast...< Gebet eines» Deutschen Mädchens aus dem Volk«.

wurde

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zu

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Die Olympia Glocke

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daß

| tische Welt einführt, in dem er in seinem| lauter Mut und Männlichkeit nach seinen| Sorgen als die Beschäftigung mit > Kampf> behauptet, in Wien  , auf dem eigenen Aufzeichnungen nämlich über sich der antijüdischen Hysterie eines Queru­Bau, ein erbarmungswürdiges Opfer des selbst. Schon in jenem Zirkus Busch, also lanten hatte; mag sein, daß irgend ein Gesinnungsterrors seiner>> marxistischen  « bei seinem ersten Kinderschritt in die» Oef- Zensuroffizier eines stellvertretenden General­Kollegen geworden sein Haupt- fentlichkeit«, herrscht er den Schutzmann, kommandos Herrn Dinter sich in die Akten sache, daß es der Spießer, dem es der ihn ob seines Radaus(> Protestrede« sagt schrieb. Er aber tut's nimmer unter einem Wenn in den nachfolgenden Zeilen ein immer vor der ihm fremden Welt der Werk- Dinter) mit Recht verhaften will, an, er deutschen   Reichskanzler, dem er damals Lebens- und Charakterbild des hitlerdeut­tätigen insgeheim gruselt, glaubt! so tut sei» preußischer Offizier und er würde nur schon als ein» dangerous man«, als ein un­schen Reformators Dr. Artur Dinter   zu es auch Dinter nicht ohne besonderes Mär- einem Polizeioffizier Rede und Antwort heimliches Phänomen den Schlaf gestört ha­zeichnen versucht wird und zwar anläẞ­tyrer- Attest. Angefangen will er damit haben, stehen; und das geschah denn auch<< ben will. Dem Rudolf Heẞ   liest Dinter schon lich des kürzlich feierlich genug begangenen daß er in einer offenen Theatervorstellung Das ist so sicher gelogen, wie damals Herr 1926 seine» 197( in Buchstaben: hundert­Hundert- Monate- Jubiläums des Bestandes im Berliner   Zirkus Busch, bei der das» Mi- von Jagow als Polizeipräsident von Berlin   siebenundneunzig und nicht eine weniger!) seiner>> Deutschen Volkskirche«, sowie aus­rakel< in der Inszenierung Max Reinhardts, phlilantropische Anwandlungen verspürt hat. Thesen zur Vollendung der Reformation<< aus schließlich an Hand von Belegen des>> jüdischen Theatermagnaten« gegeben Das fühlt jeder im kleinen Finger, der sich dem Manuskript vor-,>> denen er begeistert stilistischer Art, die sämtlich der diesem Mitte Juni 1914 eine formvollen- auch nur oberflächlich überschlägt, was zustimmte, zugleich aber auch sagte, Anlaß gewidmeten Feierausgabe der gleich­dete Rede gegen>> dieses jüdische Treiben« anno 1914 noch in Berlin   ein Schutzmann, die Partei als solche sich nicht mit religiösen namigen Zeitschrift Dinters(>> Deut­hielt, worauf er prompt aus seinem>> sehr der zur Festnahme schritt, war. Das Ganze Fragen befassen dürfe«. Das war also ganz sche Volkskirche«, Heft 100) entnom­der offenkundig ein großer Reinfall; aber» be­men sind, so geschieht das nicht um des einträglichen Amt als Direktor des seiner- ist ein Reißer auf die naive Romantik geistert< muß nun mal vor Dinter auch der Sujets an sich willen. Defekte Naturen, ge­sein, der ihn am liebsten sich ins Pfefferland richtsnotorische Psychopathen, Mischungen wünscht. Ein mehr als krankhafter Geltungs­von Gaukler und Heiligem, haben in jenem drang, ein naiver Egozentrismus, der die Deutschland   der Kriegs- und Nachkriegs­Welt sich gerade nur um ihn selbst drehen zeitzerrüttung, die immer viel mehr eine läßt menschlich ist da der Sünden- Dinter  geistig- moralische, denn eine bloß physisch­genau derselbe, wie der unbekannte>> Ge­materielle gewesen ist, auch ohne Hitlers freite des Weltkrieges«, der auf einmal im Mitwirkung und Begnadung eine Rolle ge­Lazarett zu Pasewalk  « beschloß, Politiker zu spielt, die vielleicht anderen Völkern ohne werden<<. jene Erlebnisse nie ganz klar gemacht wer­den kann. Den ja wohl anerkannt verrück­ten Generalquartiermeister der Deutschen Obersten Heeresleitung mit diktatorischer Befugnis über ganz Deutschland   in schwer­sten Stunden gab es längst vor dem ent­sprechenden Osaf in der gegenwärtigen Reichsleitung; wirklich nicht erst die Hitler­bewegung hat den Verfolgungsmaniker Ludendorff emporgetragen. Wirklich nicht Hitler   ist auch für alle die anderen, teils halb närrischen, teils halb kriminellen Ret­terfiguren seiner eigenen Entstehungszeit von Stinnes etwa bis zu Weißenberg  antwortlich zu machen. Jedoch mit dem ihm ganz kongenialen Dr. phil.  nat. Artur Dinter   ist das etwas ganz anderes!

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ver­

Dieser Dinter   ist ein nur zu lebendiges, gar nicht wegzudenkendes Stück des heute regierenden Nationalsozialismus! Dieser Din­ ter   hat Anerkennungs- und

Dankschreiben

Ich

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Мал

h rufe die Jugend der Welt!

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Ja, in der Tat: Hier fanden sich zwei Leutchen genau der gleichen psychischen Ver­fassung, nämlich der krankhaften Ueber­kompensation ihres eigenen unterwertigen Ichs: typische Verstrickte in eine peinlich­widerwärtige Autosuggestion. Von Hitlers  eigener Ausfertigung weist heute sein psy­chisches Duplikat Dinter   folgendes Tele­gramm vor, dessen Wortlaut allerdings be­weist, wie gut innerlich die Kongenialen sich eigentlich verstehen:

München  , 30. 9. 27. Herrn Dr. phil.   nat. Artur Dinter  

Dörrberg bei Gräfenroda  , Landhaus» Waldruh«.

Sehr verehrter Herr Doktor! Nachdem Sie nunmehr den Zeitpunkt für gekommen halten, Ihr Amt als Leiter des Gaues Thüringen   niederzulegen, um Ihre Kräfte für rein schriftstellerische Arbeiten frei zu bekommen, so enthebe ich Sie, un­ter Anerkennung ihrer Gründe, hiermit von diesem Amt.

Für Ihre in jahrelanger Kampfarbeit der Bewegung geleisteten Dienste spreche ich Ihnen meine Anerkennung und meinen herzlichen Dank aus. Ich erwarte bestimmt, daß die Partei auch fernerhin auf ihre geistige Mitarbeit zäh­len kann. Als Leiter des Gaues Thüringen  bestimme ich Pg. Herrn Fritz Sauckel  , dem gesondert Schreiben zugeht.

Mit deutschem Gruß bleibe ich Ihr dankbar ergebener gez. Adolf Hitler  .

Stempel:

Nationalsoz. Deutsche Arbeiterpartei  , Reichsleitung.

und

des Führers< daheim dokumentarisch in seiner Schublade! Dieser Dinter war nach­weisbar und, wie er selbst offensichtlich un­gestraft renommiert, sogar in die letzten > revolutionären« Intimitäten des Putschisten Hitler   von ihm selbst eingeweiht! Dieser Dinter war nationalsozialistischer Gauleiter, nationalsozialistischer Reichstgsabgeordne­ter, sogar nationalsozialistischer Minister sei­nes Heimatlandes Thüringen  ! Dieser Dinter rühmt sich öffentlich, mit Julius Streicher  und Hermann Esser   das Trifolium gebildet Der Größenwahnsinnige seinem lieben zu haben, das die eigentliche Parteinotregie­Größenwahnsinnigen man zankt sich viel­rung noch darstellte, als nach seinem Putsch leicht einmal aus taktischen Gründen, in die­Hitler selbst wohlgeborgen auf Festung saß. sam Falle, weil Herr Hitler   ja nicht nur daß die Dieser Dinter   prangt heute, ohne eine Revolution der Landsknechte, sondern amtierenden braunen Behörden auch nur den auch eine solche der Hilfspfarrer und Su­in perintendenten machen wollte darum geringsten Einspruch erhoben, allerorts Deutschland   auf riesigen Plakaten mit dem Dinter zur Stunde gerade nicht mehr brauch­ausdrücklichen Anspruch, der religiöse te; aber man bleibt sich in» geistiger Mit­Führer der Deutschen   neben dem arbeit« durchaus verbunden und>> dankbar politischen Führer Hitler   für ergeben«! Dinter  , der Schwer- Pathologe, ist das tausendjährige Reich zu sein, einer der Hauptesoteriker des Dritten Rei­und mit dickster Unterstreichung seiner ches gerade zufolge dieser seiner geistigen These, daß» nur auf beiden großen Män­Wahlverwandtschaft zu Hitler  . So renommiert nern das Dritte Reich basiere! Demnach ist er in seinen biographischen Notizen weiter: es die Aufgabe des politischen Publizisten, zeit von mir gegründeten und für die ganze| ewigen Acht- oder Neunzehnjährigen. Aber >> In einer längeren Unterredung besprach den Sachverhalt so politisch! zu sehen Welt organisierten Theaterverlages des Ver- ist das nicht Hitlers» Mein Kampf  < auch von er( Hitler  ) mit mir die Möglichkeit eines Gerade weil bandes Deutscher   Bühnenschriftsteller und der ersten bis zur letzten Seite? Auf dieser Durchmarsches durch Thüringen   nach Ber­ lin   für den Fall einer nationalen Erhebung Arrivierter und Saturierter, Komponisten« hinausflog.( Zitiert ist hier psychologischen Basis ist das Dritte Reich in München  . Hitler   sagte mir, er werde, heute die wie an allen weiteren Stellen schließlich nicht anders basiert, als sein reli­der er nun» an der Macht< ist sobald die Sache so weit sei, mich benach­die Dintersche aus den auto  - giöses Pendant, >> Deutsche  personelle Mimikry an die große Welt nicht dieser Darstellung richtigen, damit ich dann nach München  ohne manchen Erfolg der Düperie betreibt biographischen Notizen, die in dem schon ge- Volkskirche«; das wird an anderer Stelle käme, um dabei zu sein. Das sagte ich mit Jubiläumsheft» Deutsche  Freuden zu.< Volks- noch deutlicher. und seinen eigenen Werdegang aus der gro- nannten Wie wonnesam wird's, den Dinter über Freilich, dann hatte der Dinter   beim ausge­Ben Quarantäne, die sie alle vereinte: Hitler kirche« den Einführungsartikel Dinters selbst Ley und bilden.) Wie man sieht: Dinter   ist ein Mär- seine eigene Bedeutung und Berufung selbst brochenen Bierkellerputsch, November 1923, und Dinter  , Feder und Streicher, durch tyrer, der weiß, was an ihm eigentlich die zu hören!>> So schrieb ich denn den Zeit- ausgesprochenes Pech. Er schrieb in Pom­Litzmann, zu desavouieren oder doch Legende zu verschmieren bestrebt ist, ist es Welt besitzt:>» einträglich<< ist selbstverständ- roman» Die Sünde wider die Liebe«, worin mern, angeblich bei Freunden, gerade aus eminent po- lich das ihm zukommende Gehalt immer und ich alle diese sozialen und völkisch- religiö- Evangelium<<; die bewußte Postkarte doppelt notwendig » Jetzt geht's los!<< beim wirklichen geisti- Verlage gründet er nur so» als für die ganze sen Fragen grundlegend behandelte«. Ha, wer Hitler litischem Grunde gen Tatbestand, geschichtlichen Welt organisiert!<< Sein Märtyrertum ist glaubt denn wirklich, daß Dinter   etwa nicht» Daselbst( also in Pommern  ) wurde ich von Wahrheit und beim allein logischen Zusam- genau wie bei Hitler  - ein weit über die bloße» grundlegend<< wäre? Von seiner berühmte- den Münchener   Novemberereignissen völlig menhang zu bleiben. In diesem wichtigen po- Geckenhaftigkeit bis zur Pathologie gestei- sten Schwarte der>> Sünde wider das Blut« überrascht«... Verflucht und zugenäht! Im­litischen Zusammenhang zeugt allergertes Renommierbedürfnis! jener kräht er stolz wie ein Hahn, daß ihr» Druck merhin Herr Hitler   hielt vorher kurz den ver­dings wie kaum einer gerade der nicht unter fünfzehn Engländern in Flandern  , vom Reichskanzler Bethmann- Holweg selbst rückten Dinter   absolut für würdig, ihm seine Dinter für den Hitler! Sein religiöser die er nur durch die Magie seines Blicks und verboten wurde«. Auch das ist ganz sicher letzten Geheimnisse anzuvertrauen und ihm im eine Hauptrolle bei seiner» Erhebung< sogar Klapps ist genau die politische Idiosyn- das Dämonische seiner kriegerischen Eigen- nur so aus dem Daumen gelutscht, da schaften zu mitleidbedürftigen Gefangenen Jahre 1917 der>> Kanzler- Philosoph<< von zuzuschreiben! krasie des>> Führers<<. sicherlich wesentlich andere Wie sehen Dinter   seine Anhänger, die im Wie Adolf Hitler   selbst sich in die poli- machte, so platzt auch Dinter   förmlich vor Hohenfinow  

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