Nr, i?3 SONNTAG, 4. Oktober 193660$ialdgmslraKfd)g0 flfocfonfttoftVerlag; Karlsbad, Haus„Graphia"— Preise und Bezugsbedingungen siehe Beiblatt letzte SeiteAus dem Inhalt;Der WährungsfriedenEin glückliches VolkSchnorrer-Sozial ismusDer Spaziergang nach ParisAnirlff der GesentevolutioiiZynischer Bruch des Nichtinterventionsabkommens— Spanien klagt anIn der am 28. September in Paris'portugiesische Angriffs-abgehaltenen gemeinsamen Konferenz � r j e„ gegen das demokrati-des IGB und der SAI wurde nach- jo-i-p Snanien wird immer£&•stehende Entschließung einstimmig an- 3 c f1 e � p a n i e u w 1 1 u i m ui c x g e-fährlicher. Farbige Truppen ausgenommen.»Der Aasschuß des InternationalenGewerkschaftsbundes und die Exekutive der Sozialistischen Arbeiter-Internationale, in Paris am 28. Septemberversammelt, bekräftigen ihre Erklärungvom 28. Juli 1936, daß entsprechend dengeltenden Bestimmungen des Völkerrechts die rechtmäßige Regierung Spaniens inderLageseinmuß, sichdie zu ihrer Verteidigungnotwendigen Mittel zu beschaffen. Diese Regierang vertrittdie überwältigende Mehrheit des spanischen Volkes ohne Rücksicht auf politische und religiöse Unterscheidungen.Nachdem sie die Berichte der Genossen Pascual Tomas(Delegiertendes spanischen Gewerkschaftsbundes)und JimenezdeAsua(Delegierterder spanischen Sozialistischen Parte!)gehört haben, verweisen die beiden Ausschüsse mit Nachdruck auf die Wichtig- 1—* r?--------------------kelt der Erklärung, die der spanische W*****&& hßt Uch spaolschen Außeu-Außenminlster vor dem Völkerbund abgegeben hat: daß die Generale, die sichgegen die am 14. Feber von den Wählern berufene rechtmäßige Regierungerhoben haben, von seltenDeutschlands und Italiens(direkt oder durch Vermittlung Portugals) mit Waffen,Flugzengen und Tanks beliefert worden sind, und zwar auchnoch, nachdem diese Staaten das Nicht-eimnischongsabkommen unterzeichnethatten.Es ist Pflicht aller Regierungen, insbesondere der französischen Regierung and der englischenRe-g i e r a n g, diese schwerwiegenden Beschuldigungen sofort zu prüfen. Dasinternationale Abkommen unter denMächten, keine Waffen nach Spanien zuliefern, ist abgeschlossen worden, umdie Gefahr eines allgemeinen Kriegesabzuwenden und ist nur so lange verpflichtend, als es von allen loyal eingehalten wird. Die Verletzung dieses neueninternationalen Abkommens durchDeutschland und Italien muß unweigerlich zu einer Ueberprüfung derSachlage durch die andern Mächteführen.Die SAI und der IGB versichern diespanische Arbeiterklasse ihrer vollstenSolidarität in ihrer heldenhaften Verteidigung der demokratischen Freiheitsrechte des spanischen Volkes. Die internationale Arbeiterbewegung ist indiesem Kampfe nicht neutral und kannniemals neutral sein!«*Hinter dem Schleier der diplomatisehen Reden in Genf sollte die schrecklichste Niederlage des Rechts und desFriedens verborgen werden. Die spanische Tragödie nähert sich dem Höhepunkt.Deutsche, italienische Tanks, geführtvon deutschen und italienischen Mannschaften, rollen zum Angriff auf Madrid, deutsche und italienische Flugzeuge, geführt von deutschen und italienischen Piloten, werfen Bomben aufspanische Städte, auf die Verteidigerder Freiheit.Der deutsch-italienisch-Marokko, deutsches und italienischesKriegsmaterial, Offiziere und Instrukteure bilden den Kern der Truppen derrebellischen Generale. Deutschland und Italien sorgen für denNachschub von leichten und schwerenWaffen und Munition, Portugal hatauf seinem Gebiet die Organisation derAngriffstruppen gestattet, auf portugiesischem Gebiete sind die Verpfle-gungs- und Nachschubszentren der Rebellen, ihre Flugbasen, ihre Etappe.Portugal ist die Basis desAngriffs auf Madrid. Die französische wie die englische Regierungwissen es. Die Noten, die der spanischeAußenminister del Vayo ihnen in Genfüberreicht hat, beweisen es mit erdrük-kendem Material.Diese Noten sind von den Regierungen streng geheim gehaltenworden. Der englische Außenministerminister lange bearbeitet, um ihn vonder Nennung der schuldigen Ländervor dem Plenum des Völkerbundes abzuhalten. Der spanische Außenministerhat sich das Recht, über das ThemaSpanien vor der Völkerbundsversammlung zu reden, erst gegen die Schiebungen und diplomatischen Winkelzügeder konservativ-reaktionären Kräfte imVölkerbund erkämpfen müssen. Zudem offenen Bruch des Rechtes undder Verträge durch die Angreifermächte gesellte sich das Streben allerkonservativen Elemente, sich durchSchweigen und Vertuschen der Wahrheit zu Komplizen der Gegenrevolutionzu machen.Die Rede delVayos vor derVölkerbundsversammlung hat denSchleier zerrissen. Sie läßt erkennen,daß in Spanien die Gegenrevolutioneinen Eroberungskrieg für ihre Sacheführt. Sie enthüllt, daß die Gegenrevolution den Ideenkampf führt,vor dem die auf der Idee derder Demokratie ruhende französischeVolkafroutregierung aus ideeller Schwäche zurückgeschreckt ist. Sie zeigt, daßDeutschland und Italien, die beide dasNichtinterventionsabkommen über Spanien unterzeichnet haben, dies Abkommen mit größtem Zynismus tagtäglich gebrochenhaben. Die französische Politik, diedie Initiative zu diesem Abkommen getroffen hat, hat damit der spanischenFreiheit einen furchtbaren Stoß versetzt. Auf die Anklagerede del Vayoshat der unglückselige französischeAußenminister D e 1 b o s nur mit zweikurzen nichtssagenden kläglichen Sätzen geantwortet, die den völligen Zusammenbruch seiner Pohtik mehr aufzeigen als verbergen.Was aber ist das gesamte diplomatische Spiel der demokratischen Mächtewert, das auf die Einbeziehung vonDeutschland und Italien in Sicherheitsund Friedenspakte abzielt? Was sindVerträge wert, die mit Mächten geschlossen werden, die feierlich eingegangene Verträge vom Tage der Unterschrift an wie Fetzen Papier behandeln?Die Anklage SpaniensRede des spanlsdien Außenministers del VayoAngesichts der Verschwörung des. haben wir volle Autorität im Namen des spa-Schweigens aller konservativen Kräftegegen die Entlarvung des faschistischen Angriffs auf Spanien veröffentlichen wir die Rede, die der spanischeAußenminister del Vayo auf der Völkerbundsversammlung in Genf gehaltenhat.>Die spanische Regierung vertritt undsymbolisiert die Sache des Friedens. Dasmag als ein grausames Paradox erscheinen,aber für diese Sache schlagen sich von einemEnde Spaniens bis zum anderen alle diejenigen, die entschlossen sind, lieber zu sterben,als sich durch die Gewalt ihren Glauben andie Demokratie, an die Freiheit im Innern undihre feste Anhänglichkeit an den Frieden alshöchster Regel ihrer Außenpolitik entreißenzu lassen. Ich habe mit meinen eigenen Augenden Preis gesehen, den man für die Freiheitund den Frieden zahlt.Niemand wird mit Recht dem spanischenVolk vorwerfen können, das heute diesesIdeal mit Waffen in der Hand verteidigt, sowie es dies gestern mit dem Stimmzettel getan bat, daß es anderen sein eigenes Idealaufzwingen wolle, mit Gewalt, mit dem Mittel der Verschwörung und der Intrige odergar, indem es auf fremden Gebiet am Bürgerkrieg teilnimmt. Kein Land, so verschieden auch sein inneres System von dem unseren sein möge, hat zu fürchten, daß Spanien, das wir vertreten, in seine inneren Angelegenheiten eingreifen werde. So viel Grunddie spanische Regierung auch hätte— undder Gründe sind viele, und die Beweise häufen sich turmhoch— um eine Haltung zurückzuweisen, die sowohl mit den Regeln desinternationalen Lebens wie mit den Pflichten,die die Teilnahme am Völkerbund uns allenauferlegt, unvereinbar sind, so ist doch füruns die Souveränität jeden Landes ebenso geheiligt wie unsere eigene Unabhängigkeit.Dies gilt besonders vom unseren un mittelbaren Nachbarn.Wir respektieren alle Doktrinen der anderen, aber wir verlangen den gleichen Respekt gegenüber der unseren. Nach allen demokratischen Regelnnischen Volkes zu sprechen. Der Bürgerkriegist uns auferlegt worden. Nicht wir sind es,die den Kampf begonnen haben, sondern jene,die nicht den WUlen des spanischen Volkesannehmen wollten, und die schon vor denWahlen, so wie es die Ueberfülle der polltischen Dokumente beweist, die in die Händeder Regierung gefallen sind, nur daran gedacht haben, sich gegen die Nation zu erheben und ihre Vorbereitung zum militärischenStaatsstreich zu vervollständigen. Die historische Verantwortlichkeit für das in Spanienvergossene Blut fällt also ausschließlich aufjene, die sich in Waffen gegen die konstitutionelle republikanische Legitimität erhobenhaben.Die schmerzliche Erfahrung, die wir gemacht haben, führt uns zu der Frage, ob inZukunft die Kriege klassischer Form— derAngriff eines Staates durch einen anderen—noch auftreten werden. Die gegenwärtigeRealität, die harte Realität meines Landes,zeigt, daß dies schon nicht mehr der Fall istund auch in Zukunft nicht sein wird. Der zukünftige Krieg, der seiner Erscheinungsformnach der Zusammenstoß zweier Staaten seinkann, wird der Zusammenstoß, der Konflikt,der in der Geschichte immer dramatischeWiderspruch von zwei Ideologien, zwei Geisteshaltungen, zwei bestimmten Weltanschauungen sein. Der Zyklus der nationalen Kriegeverschwindet allmählich. So wie im 16. Jahrhundert Europa sich um zwii religiöse Idealegruppierte, den Katholizismus und den Protestantismus, so kann man sagen, daß jetztdie Menschen sich um zwei politische Idealesammeln: die Demokratie und dasRegime der Unterdrückung.Da die Dinge so liegen, muß mansich fragen, ob es richtig ist, immernoch vom Kriege als von einer zukünftigen Eventualität zu sprechen,und ob es nicht ehrlicher wäre, denKrieg als eine schon unter unsereneigenen Augen existierende Real'tätanzusehen. Die blutigen Schlachtfelder von Spanien sind schon in derTat die Schlachtfelder des Weltkrieges.Man wird sagen, das ist nur ein Bürgerkrieg. Ist dies tatsächlich der Fall? Ist eswahr, daß das, was die Spanier trennt, etwasist, das sie allein angeht? Warum denn hatsich der Kampf in Spanien so rasch in eineder schwersten, um nicht zu sagen in dieschwerste der aktuellen internationalen Fragen verwandelt?Die Wahrheit ist, daß die mühselige undschwierige Entwicklung der demokratischenOrganisation, für die das spanische Volk sichfrei entschieden hat, seine Gegner dazu verführt hat,einen wahrhaft verbrecherischen Angriffim Namen des gegnerischen Prinzips zuvollführen.Das Mittel dieses Angriffs ist die Armee gewesen. Das Volk das seinen Einrichtungen treu ist, hat ihm unter Bedingungen Widerstand geleistet, die wahrscheinlicheinzigartig in der Geschichte sind. DieserKampf hat sich, nachdem er begonnen hatte,sofort in eine internationale Frage verwandelt. Der Angreifer— in diesem Falle dierebellierende Armee— hat, und das ist eineunstreitbare Tatsache,moralische und materielle Hilfe von Staaten erhalten, deren politisches Regimejenem gleicht, das die Rebellen anstreben.Ein solches Verhalten schließt die Verneinung der wesentlichsten Grundlagen undRegeln jeder internationalen Zusammenarbeitin sich, es ist folglich unvereinbar mit derAufrechterhalfung internationaler Beziehungen, die auf die Gerechtigkeit und die Ehregegründet sind.Aber ich würde meine Pflicht zur Offenheit verletzen, wenn ich nicht die Aufmerksamkeit der Versammlung auf die Konsequenzen lenken würde, die eine internationale Situation, so wie sie im Falle Spaniengetroffen worden ist, für die zukünftige Organisation jedes Systcns der kollektivenSicherheit nach sich äehen muß. Es ist