werden ergänzt durch politische Abschnitte. Sie zeigen die von Hitlerdeutschland aua­gehende Kriegsgefahr und den der Diktatur ©ingeborenen Willen zum Kriege. Sie mahnen die Leichtgläubigen, die immer noch auf Hitlers Friedensliebe schwören, ebenso ein­dringlich, wie die technischen Teile jene war­nen, die noch an den humanen Krieg glauben sollten. Leider ist, wie wir glauben, in dem Abschnitt»Die Sphinx: das deutsche Volk« das gesunde Prinzip des nüchternen realisti­schen Abwägens und des Fernhaltens von Illusionen nicht innegehalten worden. M. K. Die Streidierkultufi* Volksgemelnsdiaft vor dem Sonderjreridii Privatrache nur für Pgs. erlaubt. Früher landete der Haustratsch beim Friedensrichter und wenn es hoch kam beim Amtsrichter. Jetzt Im Zei­chen der neuen Volksgemeinschaft geben sich die erzürnten Parteien nicht so leicht zufrieden. Sie ruhen nicht, bis auch das Son­dergericht gesprochen hat Denn wenn man sich mit Nachbarsleuten richtig und ge­nußvoll verkrachen will, dann muß man vor­her mit ihnen befreundet gewesen sein. Und wenn man mit Ihnen befreundet war, so hat man sie unweigerlich mehr als einmal und aufs heftigste über den Nationalsozialis­mus fluchen hören. Sobald der erste Pump­versuch mißlungen, der erste Streit um den Waschhausschlüssel unentschieden abgebro­chen, der erste Teppich während des nach­barlichen Mittagsschläfchens geklopft worden ist, heißt es:»Wartet nur, Ich bringe eure ganze Bucht Ins Zuchtbaus!« Sonderrichter stürzen die Volksgenossen, die ihnen ohne Berufsmöglichkeit ausgeliefert sind, sehr gern ins Unglück, denn dafür be­ziehen sie ihr Gehalt. Aber selbst Sonder- rlohter legen auf Ueberarbeit keinen Wert Insoweit sind sie auch nur Menschen. Und so kommt es immer häufiger vor, daß sie einen der Meckerei bezichtigten Angeklagten mit der Begründung freisprechen,»es rieche hier nach Privat räche«. In Königsberg er­eigneten sich an einem Tag gleich zwei sol­cher Fälle. Im Gerichtsbericht heißt es Uber den Fall I: »Der Angeklagte verkehrte in einer Fa­milie, die in zwei feindliche Lager gespalten war, wobei Im Laufe der Zeit der Angeklagte die Partei des Mannes nahm. Nun richtete sich der Zorn der an­deren gegen ihn. Man trug alle mög­lichen Aeußerungen, die der An­geklagte gelegentlich gemacht hatte, zusammen und erstattete dann Anzeige. Das Sondergericht kam zu der Ueberzeugung, der Angeklagte werde ver­mutlich»gemeckert« haben; aber es sei doch zu berücksichtigen, daß die Denun­zianten aus Rachsucht und bitterer Feindschaft gehandelt hätten, als sie An­zeige erstatteten. Das Sondergericht sei aber nicht die Stelle, um persönlichem Haß zum Siege zu verhelfen und Klatsch und Tratsch breitzutreten. Der Angeklagte wurde freigesprochen.« Und Uber den Fall 2: »Die Angeklagte bestritt leidenschaftlich, die ihr in den Mund gelegten Aeußerungen getan zu haben; wohl aber habe der Ehe­mann Keller die»Neuigkeit« aus Königs­ berg mitgebracht und sie brühwarm ihr und seiner Frau erzählt. Kellers waren bereit, das gerade Gegenteil zu beschwören. Ein unglaublicher Unrat an gegenseiti­gen Vorwürfen und Beschuldi­gungen kam im Laufe der Verhandlung zutage. Es ergab sich ferner, daß die An­geklagte die Aeußerung Im Februar getan haben sollte.»Sie spielen Ihre Rolle schlecht«, meinte der Vorsitzende zu dem Ehepaar Keller.»Wenn Sie solange mit der Anzeige gewartet haben, so müssen Sie doch Ihre stille Freude an der Aeußerung gehabt haben und ganz einverstanden damit gewesen sein. Die Ret­tung des Staates war Ihnen gleichgültig, wichtiger die Befriedigung Ihrer persön­lichen Rachsucht.« Kellers waren so naiv, das glatt zugegeben. Auch der Staatsanwalt war der Ansicht, daß auf die Zeugenaussagen des Ehepaares Keller kein Wert zu legen sei. Und da die Aussagen der anderen Zeugen nichts Be­lastendes für die Angeklagte ergaben, so beantragte er Freispruch mangels Beweisen. Das Sondergericht erkannte auch so.« Es drängen sich einige Fragen auf: Wie hätte der Sonderrichter bei genau der gleichen Sachlage geurteilt, wenn der Angeber ein Parteifunktionär gewesen wäre? Wie hätte er geur teilt, wenn es sich um einen jüdischen oder politisch verdäch­tigen Angeklagten gehandelt hätte? Wie hätte er geurtellt, wenn von oben her just der Befehl ergangen wäre, wieder einmal»ein paar Exempel zu statuieren«? Sinkende deutsche Ausfuhr Im Jahre 1929 hatte Deutschland an dem Welthandel in Spielwaren einen Anteil von 59 Prozent. 1931 war er auf 61 Prozent ge­stiegen. Unter der Hitlerregierung ist er von Jahr zu Jahr gesunken und hat 1935 nur noch 43 Prozent betragen. Der»Stürmer« des Strei­cher, Symbol der deutschen Kultur, wie Hitler sie auf­faßt, hat In Nr. 34 das nebenstehende Bild ver- öff entlieh t- So bespeien sie die wahre deutsche Kultur und schän­den damit sich selbst! fflcrromcgoi- Stomoe SRotm 8t fet Sbomoi tonn e!n OTonn. «nn et incnec ton» nichtö fann? Wie sage ich es auf Ceylon ? Der Sozialethlker und Erziehungswissen- sohafter Eduard Spranger befindet sich auf einer Fahrt nach dem Fernen Osten. Obwohl mit Massen gleichgeschaltet und als arischer Mann von Schrot und Korn damit der Ausbürgerung entronnen, hat auch Herr Spranger den Drang nach plötzlicher Luft­veränderung In sich verspürt, den heute so viele deutsche Gelehrte äußern, wenn sie auch nur das bescheidenste ausländische An­gebot erhalten: Immer noch besser in Buenos Aires dritter Bibliothekar, als im Dritten Reich Rektor und Magnifizenz zu sein! Herr Spranger fährt nach Japan , zu einem dort bestehenden deutsch -japanischen Kulturinsti­tut. Einstweilen hat er die größere Hälfte der weiten Reise absolviert. Den Beitrag, den er als letzten seiner Leipziger wissenschaftlichen Zeitschrift, der»Erziehung« zukommen ließ, datiert er ausdrücklich:»zur Zeit Colombo (Ceylon )«. Maximale Entfer­nung Ist maximale Sicherheit denkt sicher der weise Mann. Aber ein Philosoph, der einer sein will, kann bekanntlich in der Vorsicht nicht philosophisch genug sein, zumal bei ob­waltenden Umständen. Wie viel gründlicher, aber sicher auch ungefährlicher kann man einem Tyrannen die Meinung geigen, wenn man nicht etwa selbst Geistesblitze vom eig­nen Olymp zu verschießen braucht, sondern es beispielsweise so macht, eines anderen Buch zu besprechen und daraus grade das zitiert, was man dem gewaltigen Herren so gern einmal unter die Weste gedrückt hätte. Und wenn nun gar noch der Verfasser kriti­sierten und lobend zitierten Buches ein leib­haftiger und ausgewachsener Hauptmann der Reichswehr ist, ganz anders sogar gegen Herrn Himmler und die Gestapo wehrhaft, als so ein bißchen wenn auch weltberühm­ter Zivilist und Honorarprofessor je nun, dann ist In diesem Falle die Sicherheit sogar dreifach genäht. Herr Eduard Spranger widmet also dem Buch eines Herrn Kurt Pischovlus»Die see­lische Widerstandskraft im mo­dernen Kriege« eine mehr als ausführ­liche Besprechung. Für einen deutschen Hauptmann ebenso wie einen deutschen Professor ist die Wahl des Themas recht ac- tuallter, sicherlich, erfolgt. Folgende Sätze zitiert nun Herr Spranger wörtlich: »Propaganda, die die Seele mit bloßen Gewohnheitsvorstellungen erfüllen will, bleibt Immer ein untergeordnetes Mittel« Oder: »Auf die Kreise, bei denen man hiermit (mit der Propaganda) nicht durchkommt, wirkt am besten das entgegengesetzte Ver­fahren, das gerade umgekehrt darin besteht, die Urteilsfähigkeit zu heben.« Oder: »Soll es, sich um die echte Wehrhaftlg- keit des Geistes handeln, so muß man tiefer hineinstoßen, und zwar In das Wert- und Freiheitsleben des Nachwuchses.« Oder: »Nur derjenige kann die Ehre des Staa­tes voll und ganz als Oberbegriff der eig­nen Ehre empfinden, der selber die Flam­me der Freiheit, des Kampfes, des Rechtsempfindens und des unabhängigen Urteils in sich trägt.« Oder: »Der Feldherr muß wissen, daß die so­genannten moralischen Kräfte selbst heute Kampfgegenstand geworden sind.« Aber was bedarf es der Fortsetzung, ob­wohl sie noch beliebig lang nach Pischovius- Spranger-Zi taten erfolgen könnte. Heine würde in diesem Falle sagen: Jeder Satz ist ein..., und kein leerer, gegen das nämliob, was die allgemein geistige, aber auch die spezifisch wehrpolitische Verfassung des Hltlerregimes darstellt. Sie treben es«uf Die deutschen Zeitungen melden: »Damit künftig bei allen Dienststellen einheitlich verfahren und aus der Ab­lehnung von Sammlungen keine falschen Schlüsse gezogen wer­den, weist der Reichsfinanzmlnister im Einvernehmen mit dem Reichsinnenminister darauf hin, daß auch die Sammlungen für das Winterhilfswerk in den Dienstgebäuden der unbedingt notwend'gen Aufrechterhal­tung eines geordneten Dienstbetriebes un­vereinbar sind. Er bezeichnet es als selbstverständliche Pflicht eines jeden Be­hördenangehörigen, daß er sich an den Straßensammlungen beteilige. Infolge! essen erübrlgees8ichauch,in den Dienst­gebäuden Sammelbüchsen des Win­terhilfswerks aufstellen zu lasseh.« Die Sammelbüchsen standen nämlich um­her, gähnten vor Leere und forderten zu»fal­schen Schlüssen« geradezu heraus. Gang durch den russischen Irrgarten An einem einzigen Tage... Wer später einmal den Schimpf der deut­schen Wissenschaft im Dritten Reiche zu re­gistrieren hat, wird kein dankbares Kapitel finden als dieses: die Beflissenheit deutscher Gelehrter, jeder Verrücktheit der herrschen­den Clique die dazugehörige»wissenschaft­liche« Begründung ohne erhebliche Unkosten zu liefern. Hier die Früchte eines einzigen Tages, aufgelesen aus der deutschen Presse: L In einer kulturpolitischen Uebung des NSO-Studentenbundes des Studentenrings und der Staatlichen Hochschule für Musikerzie­hung in Berlin wurde das Thema»Rasse und Musik« behandelt. Ein Professor Paul T r e u b 1 e r wies mit höchster Exaktheit nach, daß nur die nordische Rasse die»ideale Typik« für die Musik besitze, denn:»die Musik der dinari sehen Rasse keimt beispiels­weise wohl die Ober-, aber nicht die Unter- dominante; auch am System der Kirchenton­arten läßt sich der»Typus nichtpolarer Aus­richtung beweisen«. Ein anderer»Gelehrter«, namens Friedrich M e t z 1 e r, erläuterte das Ergebnis seiner intensiven Studien dahin, daß die melodischen Bildungen der nordischen Musik gradlinig-zielstrebig, die der os ti­schen»kreisförmig, rund ange­legt« sei. Das sähe man am deutlichsten bei den Juden! Sie hätten, so erklärte der dritte Vortragende, namens Richard Eichen- a u e r, die Polyphonie nur nachahmend oder zersetzend angewandt, im Gegensatz zum »nordlachen Lcls t u n gs m e a« sehe n.«... EL Ea existiert auch ein spezifisch germa­nischer Sternenhimmel. Sein Erfor­scher Otto Sigfried Reuter wurde auf der Tagung der Gesellschaft für deutsche Vorge­ schichte mit einem Preis ausgezeichnet, weil er In seinem Buch»Germanische Himmels­kunde« nachgewiesen habe, daß die Himmels­erkenntnis der Germanen unabhängig von an­deren Kulturen»völlig eigenwüchsig« ent­standen sei, mit einem altnordischen astrono­mischen Ortsbestimmungsverfahren. Damit habe er, so heißt es in den RuhmesarUkeln der deutschen Presse für Reuter,»de m v ö 1- kischen Kampf einen wertvollen Beitrag geliefert« Man erwarte von dem nunmehr sechzigjährigen Gelehrten noch weitere au/schlußreiche Arbelten in gleicher Ausrichtung. Das gesamte Planetensystem mit Einschluß der Milchstraße nimmt herz­lichsten Anteil. m. Durch die Zensur der Reichsschrifttums- kammer ist ein Werk geschlüpft, das von den approbierten Rasseforschern des Dritten Rei­ ches heftig angefochten wird. Es heißt:»Ger­manisches Leben im Spiegel der altnordischen Dichtung, und sein Autor ist Dr. Peter SUßkand. Er wagt darin nachzuwedsen, daß eine unmittelbare Beeinflussung der ger­manischen Kultur und der germanischen Reli­gion vom Osten her erfolgt sei. ehe noch das Christentum mit seiner Messlanisierung begonnen habe. Ja, SUßkand möchte sogar den ganzen Baldur-Mythos und die Lehre von der Weltesche Ygdrasil auf gemeinsame Ursprünge im alten Orient zurückfüh­ren. Man sieht, daß der Mann eine schwere Rüge verdient. Schon wird die zarte Frage gestellt, ob der Name»SUßkand« nicht so gut wie alles über diese Verunglimpfung der ger­manischen Autonomie besagt. IV. Sätze ohne Kommentar aus einem Aufsatze von Professor Dr. H. A. Grunsky:»Geist ohne Blut ist nicht Geist, sondern eine fürchterliche Entartung, eine Krankheit und ein fressen­der Schaden. Wenn wir nun von Blut und Geist reden, so hat dies freilich nicht das mindeste zu tun mit der Entgegensetzung, die man zwischen Körper und Geist zu machen pflegt.«»Wir müssen neben den Wirklich­keitsfaktor der Umwelt den Wirkllchkcits- faktor der Blutwelt stellen.«»Im Natio­ nalsozialismus sind Umwelt und Blut­welt wieder in Uebereinstimmung gebracht worden, denn wo die Umwelt der Blutwelt entgegengesetzt ist, da ist Fremde, Angst und Verzweiflung.«»Fällt die mitte 1- punktschaffende Form weg, so splittert die Blutwelt auseinan­der und hebt sie selbst auf.« Für spätere QueUenforscher: dieser»mlttel- punktbildende« Aufsatz beißt:»Die Einheit von Geist und Blut« und ist in nahezu sämt­lichen kulturpolitischen Beilagen der national­sozialistischen Presse erschienen... Harald. BmwUönmirfe (SoikütomoFrafifd)» IDodjtnblaH Herausgeber; Ernst Sattler; verant­wortlicher Kedakleur: Wenzel Horn; Druck:»G r a p b i a«; alle in K a r I s b a d, Zeltungstarif bew. m. P. D. ZI. IÖ9.334;VI1-1933. Prlnted in Czechoslovakia Der»Neue Vorwärts« Kostet im Einzel­verkauf innerhalb der CSR KC 1.40(für ein Quartal bei freier Zustellung 18.) Preis der Einzelnummer im Ausland 2.(K6 24. für das Quartal) oder deren Gegenwert in der Landeswährung(die Bezugspreise für das Ousrtal«'eben In Klammern i Arventmien Pes. 0 30(3.60). Belgien : Belg Frs 2.45( 29.50) Bulgarien Lew 8.-(96-( Dan zig GuJd 0.45 (5.40). Deutschland Mk 0.25(3.). Estland E. Kr 0.22( 2.64). Finnland Fmk 4(48.), Frankreich Frs. 1.50(18.) Großbritannien d 4.-(Sh 4.). Holland GId 0 15(1.80) Ita­ lien Lir. 1.10(13.20). Jugoslawien Din 4.50 (54.) Lettland Lat 0.30(3.60) Litauen Lit, 0.55(6.60) Luxemburg B Frs 2 46( 29 50), Norwegen Kr 0.35( 4.20) Oesterreich Sch. 0.40(4.80). Palästina P Pf 0020(0.216), Polen Zloty 0.50(6.) Portugal Esc 2 (24-). Rumänien Lei 10(120.) Schwe­den Kr 0.35( 4.20). Schweiz Frs 030(3.60), Spanien Pes 0.T0(8.40). Ungarn Pengö 0.35» '4.20). 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