wagt. Die moralische Isolierung der Angreifer ist sichtbar geworden. Nach dieser Tagung ist vor allem das faschistische Italien vor der gesamten Weltöffentlichkeit gebrandmarkt. Der einstimmig gefaßte Beschluß des Völkerbundsrates, gemäßigt und zurückhaltend in der Form, unterstreicht diese Tatsache. Er ist die Antwort auf die spanische Anklage, die Feststellung der Tatsache, daß diese Anklage gerechtfertigt ist. Dieser Beschluß anerkennt, daß die Verpflichtung zur Nichtintervention nicht innegehalten worden ist, er stellt sich hinter die Forderung der Zurückziehung der fremden Truppen in Spanien , er vermeidet das fälschende und irreführende Wort »Freiwillige«. Er zieht die Konsequenzen aus dem Nachweis der Anwesenheit regulärer fremder Truppen in Spanien , indem er von der Notwendigkeit der Zurückzie hung aller»nicht-spanischen Kombattanten« aus Spanien spricht. In harten Wor ten verurteilt er die Greuel von Guernica und die barbarischen Methoden deutscher Flieger: »Tiefbewegt durch die Greuel, die der An Wendung gewisser Kriegsmethoden entspringen, verdammt er die Zuflucht zu Methoden im spanischen Krieg, die mit den Menschen- i'echten unvereinbar sind, und das Bombardement offener Städte.« Dieser Beschluß macht es deutlich, daß Spanien jederzeit als letztes Mittel die Zuflucht zum Völkerbund offen steht, wenn die Bemühungen scheitern sollten, die der Intervention der Angreifer ein Ende bereiten sollen. Das Ergebnis der Völkerbundstagung zeigt die wahre Position der Achse Berlin- Rom in Europa . Es ist kein lärmendes Faktum, aber es bezeichnet eine politische und moralische Niederlage der deutschen und italienischen Diktatur, wie den wachsenden Widerstandswillen der demokratischen Mächte. Der Lärm der Kanonenschüsse gegen die offene Stadt Almeria , diese Zuflucht zu unmenschlichen, feierlich verdammten Methoden, soll vor dem deutschen Volke die Tatsache der wachsenden politischen und moralischen Isolierung des Hitlersystems in den Hintergrund treten lassen. Der brutale Mord soll die Aufmerksamkeit von der Verdammung der Politik Mussolinis, von der Anklage gegen die faschistischen Verbrechen ablenken. Der spanische Krieg ist in Deutschland unpopulär. Deshalb versucht das angreifende System sich als verfolgte Unschuld hinzustellen, und die Toten, die als Opfer der dreisten Verhöhnung des Völkerrechts durch die deutsche Regierung gefallen sind, als Opfer eines»unprovozierten bolschewistischen Angriffs«. Es geht dem System um die Rettung eines zusammenbrechenden Prestiges— nach innen wie nach außen. Die brutale Geste soll vor dem deutschen Volke die wahre politische Position des Systems in der Welt verschleiern. Aber mit der Demonstration barbarischer, verdamm enswerter Gewalt läßt sich der Ring der moralischen Isolierung nicht sprengen. * Gegenüber dieser Enthüllung brutaler IHe spasifisdae Anklage Zur Vorgesdildite des Zwlsdhenfalls »Die«panische Regierang bat die Auf- ihre Dienste verrichtet, Flugzeuge der Bepn- merksamkeit des Völkerbundes wiederholt auf blik, die die deutschen Schiffe überfliegen, die Gefahr hingelenkt, die durch die beschießen müßte. BSezu bemerkt die Zusammenarbeit der Flotteneinheiten fremder Mächte mit den Rebellen für den internationalen Frieden entstehen könnte. Die Regierung hat gleichfalls darauf hingewiesen, daß an verschiedenen Punkten der spanischen Küste von fremden Flotteneinheiten Angriffe unternommen worden sind. Der Londoner Xichtedn- mischungsausschuß hat es für gut befunden, die Kontrolle den Einheiten einzelner Großmächte zu Uberantworten. Die deutsche F I o 1 1 e im besonderen war beauftragt, einen Teil jener Mittelmeerküste zu überwachen, wo die spanische Regierung ihre legitimen Rechte ausübt. Die Note der spanischen Regierung verweist dann darauf, daß sie wiederholt auf die Gefahren aufmerksam gemacht habe, die aus den Diensten entstehen müßten, die von den deutschen Kriegseinheiten den Rebellen geleistet werden. Die spanische Regierung sehe ihre Befürchtungen tragisch bestätigt und schildert die aktuellen Ereignisse wie folgt: »In den ersten Morgenstunden des Samstag hat der Chef der deutschen Mltteimeer- flotte Kontreadmlral von Flschel an die Regierung in Valencia ein Telegramm gerichtet, in dem er mitteilt, daß die deutsche Flotte, die in der Kontrollzone spanische Regierung, daß die Kontrollschiffe angehalten sind, mindestens zehn Meilen von der Regierungszone sich aufzuhalten. Sie sind berechtigt, die Häfen, die von den Rebellen besetzt sind, zu besuchen. Solche Besuche würden nur dazu angetan sein, die Operationen der spanischen Regierung zu unterbinden. 1. Die spanische Regierang hat infolgedessen dem Admiral geantwortet, daß selbstverständlich die Kontrollzone stets geachtet werden würde, daß aber für solche Kriegseinheiten, die ohne Berechtigung Häfen anlaufen würden, keine Garantie übernommen werden könnte. Die weitestgehende Sicherheit werde der Kontrolle gewährleistet; es sei aber nicht möglich, Schiffe zu schonen, welche sich dazu hergeben, den faschistischen Angriff auf Spa nien aktiv zu unterstützen. 2. Am Nachmittag desselben Tages haben zwei Flugzeuge der Republikaner einen E r- kundungsflug über das Rebellenzentrum bei Ibiza unternommen. Diese beiden Flugzeuge wurden, wie es der deutsche Admiral angekündig hatte, b©- schössen. Die spanischen Flugzeuge antworteten durch eine Bombardierung des deutschen Schiffes. S . Die deutsche Regierung wartete volle 3* Stunden, ehe sie auf die Bombardierung der »Deutschland « reagierte. Diese Verzögerang steht im direkten Widerspruch zu dem Ankündigungstelegramm des AdmiraJa von Flschel. 4. Auf Grand der deutschen Version über den Zwischenfall haben Einheiten der deut schen Flotte gestern früh den Hafen von Al meria bombardiert. Um 6 Uhr 45 haben ein Kreuzer und vier Zerstörer 200 Kanonenschüsse auf Alroeria abgegeben. 35 Gebäude sind vollkommen zerstört. Bis jetzt konnten unter den Ruinen 19 Tote, davon fünf Frauen und ein Kind, gebor- * gen werden. Ich habe die Ehre, diesen neuen nnbe- sohreibüchen Angriff der deutschen Seemächte, dieses schwerste Attentat auf einen unabhängigen und souveränen Staat, diesen schwersten Angriff auf den europäischen Frieden und auf den Frieden der Weit, dieses Attentat auf alle Regeln und Gesetze internationalen Ueberelnkommens, dem Völkerbund mitzuteilen. Ich erachte es Insbesondere In Anbetracht des Umstände«, daß Deutschland die Entsendung neuer Kriegsschiffe In das Mittelmeer ankündigt, für notwendig, die Aufmerksamkeit des Völkerbundes auf die ob«» geschilderte Tatsache zu richten.« Der spanische Delegierte ersucht das Generalsekretariat des Völkerbundes, die Note allen Mitgliedstaaten zu übermitteln. zerstört, Frauen und Kinder getötet haben. Sie mögen auch glauben, daß sie nun, nach dem Austritt aus dem Nichtinterventions- ausschuß, Gelegenheit zu neuen Material- und Truppensendungen, zu neuen direkten Eingriffen in den spanischen Krieg haben. Aber mit diesen Mitteln sind keine weltpolitischen Entscheidungen zu erreichen— es können damit nur künftige weltpolitische Zusammenbrüche vorbereitet werden. Die Zeit der»Ueberraschungen« ist wirklich vorbei, und es werden sehr drohende Positionen gegen die faschistische Gewaltpolitik sichtbar. Der italienischen Gewaltpolitik in Abes- sinien ist keine Gewalt entgegengesetzt worden. Sie hat in Abessinien gesiegt— aber heute wirken die Folgen in unerbittlichem Schreiten gegen Italien , und während die inneren Nöte und die wirtschaftlichen Sorgen wachsen, zerfällt die weltpolitische Position, die der italienische Diktator errungen zu haben glaubte. An den deutschen Diktator aus Not herangedrängt, wird er von der Logik seiner Gewaltpolitik weitergerissen, während gegen ihn in moralischer Empörung das britische Weltreich in einem Maße rüstet, mit dem er nicht entfernt wetteifern kann. Der Gewaltanwendung Deutschlands und Italiens in Spanien ist außer der legitimen Gewalt der spanischen Regierung keine Gewalt entgegengesetzt worden. Die Nichtinterventionspolitik der demokratischen Mächte ist unter dem Gesichtspunkt des Rechts im Geiste des Völkerbundspak- Gesetzlosigkeit war der»Panthersprung« tes wie unter dem Gesichtspunkt des un- nach Agadir zur Zeit Wilhelms H. noch zweifelhaften Rechts der spanischen Reein Akt gemäßigter und zivilisierter Po- gierung eine furchtbare Belastung des litik. Dennoch war der»Panthersprung« Rechts und eine ernste Bedrohung der spa- ein Glied in der Kette, die mit dem Untergang des kaiserlichen Deutschland geendet hat. Auch die Tat von Almeria wird ihre geschichtlichen Folgen haben. Als»Zwischenfall« mag sie heute abgeschlossen erscheinen, ohne immittelbare weitere verhängnisvolle Folgen nach sich zu ziehen —- aber sie wird trotzdem weiterwirken. Sie enthüllt einen Geisteszustand, aus dem in der internationalen Politik und bei den demokratischen Völkern Folgerungen gezogen werden, mögen sie auch nicht sofort sichtbar werden. Sie enthüllt, daß die Politik des Hitlersystems eine Mischung aus Arroganz und Unsicherheit ist, die gleiche Meinung, die das Wesen der Politik Wilhelms H. und seiner Berater ausmachte. Wie Wilhelm und Bülow in der Zeit des Marokkokonfliktes, so sucht das System seine»erst kürzlich erlangte Autorität als Weltmacht«— so schrieb Bülow — durch Brutalität unter Beweis zu stellen. Immerhin übte das kaiserliche System seine Tobsucht an Großmächten, und nicht an Frauen und Kindern einer fremden Stadt. Es ist die schlimmste und gefährlichste Wiederauferstehung der bösesten Traditionen der kaiserlichen Politik in wahnwitziger Uebersteigerung. Für dieses Prestigebedürfnis mag es eine Befriedigung sein, daß sie eine Stadt nischen Freiheit. Dennoch bedeutet ihre letzte Phase, die Forderung nach Zurückziehung der»fremden Kombattanten«, in der Sache die Forderung nach Einstellung der deutschen und italienischen Intervention, und darüber hinaus den Willen, der deutschen und italienischen Expansion im westlichen Mittelmeer einen Riegel vorzuschieben. Hinter der spanischen Frage erscheint in großen Umrissen ein« fernere weltpolitische Auseinandersetzung, für die die Fronten sich zusammenschieben. Für diese Auseinandersetzung rüstet das britische Weltreich. Für diese Auseinandersetzung arbeitet die französische Politik mit England wie mit Sowjetrußland zusammen. Das Eingreifen der Regierung der Ver einigten Staaten und ihre Vorstellungen in Berlin zeigen, daß ein offener Ausbruch der deutschen Diktatur auf eine übermächtige Weltkoalition stoßen würde. Was dieser Zusammenarbeit an Entschlossenheit, an Kampfwillen, an Unbedingtheit noch abgeht— das wird durch Taten geschaffen, wie sie die deutsche Regierung vor Al meria begangen hat. Die Greuel der Italiener in Addis Abeba , das grauenvolle Verbrechen deutscher Flieger in Guernica , die wilde gesetzlose Tat der deutschen Regierung gegen Almeria — das sind Dinge, die die internationale Diplomatie heute mit gemessener Zurückhaltung behandelt, und die dennoch auf das stärkste auf die Willensbildung der Völker und der Staatsmänner einwirken. Für das deutsche Volk hat sich durch die letzten Geschehnisse die Lage sehr verdüstert. Immer stärker wird es durch die Taten der Hitlerregierung in eine moralische Isolierung hineingetrieben, die in einer neuen Katastrophe enden muß— wenn es sich nicht rechtzeitig ermannt, um sein Geschick nach dem Vorbild demokratischer Völker in die eigenen Hände zu nehmen.. Teppop-Ilrteile Massen-Prozeß gegen hallesohe Sozialdemokraten. Im Febraar und März dieses Jahres fand, ein Massenprozeß gegen eine Reihe früherer sozialdemokratischer Funktionäre statt, von denen bereits Im Herbst vorigen Jahres 150 in Halle verhaftet worden waren. Unter den damals Verhafteten befanden sich der frühere VolksWattredakteur W i e 1 e p p, ein Mann von nahezu 70 Jahren, sein Kollege K a s p a- r e k, gleichfalls Uber 60 Jahre alt und der frühere Leiter der sozialdemokratischen Studentengrappe Wolf. Der fünfte Senat des Kammergerichtes, der In Halle zusammengetreten war, verurteilte alle führenden Angeklagten zu Zuchthausstrafen von d n r ch s oh n 1 1 1 1 ic b drei Jahren wegen angeblicher Illegaler Fortführung der Sozialdemokratischen Partei. Schwere Zuchthausstrafen wurden auch in dem im Mär* in Berlin stattgefundenen Prozeß gegen Sozialdemokraten, SAP- Leute und Kommunisten verhängt. Der Prozeß lief unter den Namen Bonnann und Genossen und brachte Zuchthausstrafen bis zur Höhe von 5 Jahren. gen In seiner Sportpalastrede zur Rechtfertigung der Priesterskandalprozesse bereits deutlich gemacht: man will auch die höchsten bischöflichen Stellen Deutschlands als Zeugen-Angeklagte in die pornographische Justiz des Dritten Reiches mit verwickeln und nacheinander einzeln alle Kardinale auf diese Weise vor die Schranken der»Volksgerichtec zerren. Der Reichsinnenminister Frick Ist dann einige Tage nach der Göbbelsrede noch weitergegangen und hat das offizielle Verbot für die Kirchenhierarchie angekündigt, überhaupt noch In Form von Hirtenbriefen mit Ihren Gläubigen die Verbindung aufrechtzuerhalten. Bei der völligen Unterdrückung des früheren katholischen Schrifttums in Deutsch land würde das praktisch die Verhängung der totalen Terrorblockade in denkbar schlimmster Form bedeuten! Neben diesen»taktischen« Repressivmaßnahmen gehen dann die »strategischen«— die Schließung Katholischer Anstalten aller Art, die Organisation der Massenklrchenaustritte, die Verstaatlichung auch noch des letzten Restes Katholischer Jugend— selbstverständlich mit gesteigerter Wucht nebenher. Die Kirche muß also fechten, mag sie wollen oder nicht! Wir finden, daß sie Ihre Position wahrhaftig nicht dadurch verbessert hat, daß sie Uber vier Jahre lang dem Un- ausweichbaren zu entrinnen versuchte. Sie kann aber auch in Deutschland nur dann mit einiger Chance auf Erfolg kämpfen, wenn sie grundsätzlich und an allen Stellen der Welt endlich aufhört, die moralischen Kräfte des Fortschritts, der Freiheit, kurz, einer gesunden Demokratie zu schmähen und zu hemmen, in deren Bannkreis und Namen ja eben auch ein Mann wie Mundelein tapfer genug gesprochen hat. Ultimatum an den Vatikan Völlige Entrechtung der katholischen Kirche in Deutschland Die Politik der drastischen Handgreiflich" keiten, von Hitler und seinen Getreuen in vielen tausend Saalschlachten wohleinexerziert und jetzt gerade am barbarischen Fall Almeria erneut unter Beweis gestellt, hat das Dritte Reich nunmehr auch in seinem»Kulturkampf« gegen die katholische Kirche bis zum letzten Grad der Wirksamkeit gestei- gert. Dem Vatikan wurde durch den deut schen Gesandten von Bergen, der damit zugleich auch seine Aratsabschiedshandlung vornahm, eine Note überreicht, in der der Heilige Stuhl in jenem unmißverständlichen Befehlston, der aus den Funksprüchen deut scher Admirale In spanischen Gewässern bereits genügend bekannt ist, aufgefordert wird, sich wegen der bekannten Rede des Chicagoer Kardinals Mundelein förmlich zu entschuldigen, andernfalls... Was unter andernfalls in solchem Falle zu verstehen ist, hat Göbbels vor acht Ta- „Eln elnfadier Wann*4! »Daily Herald« über Baldwin Im»Daily Herald« schreibt Harald Tjkm über Baldwin; »Man darf sich nicht täuschen lassen von dem gefälligen Anschein der Einfachheit, deo er sich zu geben liebte. Ein einfacher Mann wäre nie Premler von England geworden. Ein einfacher Mann hätte nie den Generalstreik, die Krise von 1931 oder die Abdankirngs- krise mit solcher außerordentlicher Geschicklichkeit, wie Mr. Baldwin sie in jedem Augenblick bewies, zu Ende bringen können... Sein Einfluß war immer gemäßigt, Uberredend, Nie ist er als der Mann erschienen, der spielt, um zu gewinnen, er hat nie intrigiert, um zu herrschen... niemals aus Liebe zur Macht nach Macht gestrebt. In seinen persönlichen Beziehungen war er freundlich und ehrenhaft, nie hat er ein gespreiztes und überhebliches Benehmen zur Schau getragen. Der Mann auf der Straße hat ihn geliebt, well er sein eigenes Ebenbild In Ihm zu erblicken glaubte.« So sieht der leitende Staatsmann eines Kulturvolkes aus! So spricht von ihm, da er seinen freiwilligen Rücktritt vollzieht, die Opposition seines Landes! Welche Vergleiche drängen sich auf! Muß man als Deutscher nicht vor Scham in den Boden sinken!?,