Neuer Vorwärts

Sozialdemokratisches Wochenblatt

Verlag: Karlsbad , Haus Graphia" Preise und Bezugsbedingungen siehe Beiblatt letzte Seite

Der Marsch in den Krieg

Führer, dich lieben wir!

Führer, wir folgen dir! Alle Welt soll uns hören,

Leben und Leib dir gehören! ( Flaggenspruch in den deutschen Volksschulen.)

send Jungen und Mädchen sind durch Gesetz vom 1. Dezember 1936 in der Hitlerjugend organisiert. Sie tragen Uniformen, lernen die Biographie des Führers auswendig und üben sich im Kleinkaliberschießen.

Nr. 215 SONNTAG, 25. Juli 1937

Aus dem Inhalt:

Der Mord an Dollfuẞ

Südosteuropa u. das Dritte Reich Deutsche Feste- Deutsche Kunst Der Vatikan gegen das Dritte Reich

Der Krieg in China

Ziele und Kräfte der japanischen Gewaltpolitik

paner zu Herren der in rascher Entwick­

vor kurzem

Acht Millionen fünfmalhunderttau- Zugleich und im Zusammenhang mit land gewährte. Das Ziel der Marine ist Hälfte des üblichen Preises geliefert wer­der außenpolitischen Spannung in Europa nach Süden gerichtet, nach der Inselwelt den. Vor allem aber machen sich die Ja­ist im Fernen Osten ein heftiger Konflikt des Stillen Ozeans . entstanden. Nachdem eben noch ein Streit Bis vor kurzem schien es, als würde es lung begriffenen chinesischen Textilindu­zwischen Japan und Rußland um einige der nach den Wahlen neugebildeten Re- strie. Von den 5.4 Millionen Baumwoll­wirtschaftlich wie militärisch gleich be- gierung gelingen, die Politik der Armee in spindeln Gesamtchinas befinden sich 21 deutungslose Inseln im Amurfluß nicht zu- gewissen Schranken zu halten. Das wach- Prozent und von den 51.000 Webstühlen 24 Neulich hat das englische» Board letzt durch die Nachgiebigkeit der russi- sende Defizit, die zunehmende Passivität Prozent in Nordchina, vor allem in den of Education« über diese Jugend einen schen Regierung beigelegt wurde, ist es der Handelsbilanz, ständiger Goldabfluß, Zentren Tsingtau , Tientsin und Tsinanfu . Bericht herausgegeben. Es hat in ihren jetzt in der Umgebung von Peking zu hef- beginnender Rohstoffmangel, Preissteige- Von den 620.000 Spindeln in Tsingtau , Gesichtern» Anstrengung und Ueber- tigen Kämpfen zwischen japanischen und rung und wachsende soziale Gärung moch- nach Schanghai dem größten Textil­sie hindern, neuen ernst<< festgestellt.» Körpererziehung chinesischen Truppenteilen gekommen. Ja- ten kostspieligen zentrum Chinas , befinden sich 562.000, von bis zum Exzeß«, heißt es in dem Be- pan sendet Kriegsschiffe und führt von Annexionsplänen und kriegerischen Aben- den 9161 Webstühlen 8790 in japanischer richt weiter,» unter Vernachlässigung den Inseln, Korea und der Mandschurei , teuern ihre Zustimmung In Hand; in Tientsin besitzen sie 70 Prozent zu geben. des Geistes und der Seele bei einer Na- aus Truppenverstärkungen heran. Das Ziel dieser Situation hat die japanische Okku- der Kapazität der Baumwollspinnereien. tion vom Range der deutschen kann für kann nicht zweifelhaft sein: Japan will pationsarmee den Knoten durchhauen und Nur in Tsinanfu haben die Chinesen ihren diese Nation selbst eine furchtbare Ge- die fünf Provinzen Nord chinas den Krieg mit China Krieg mit China begonnen. Die Besitzstand bis jetzt einigermaßen halten der chinesischen Wehrwirtschaft ist eine kost- können. Es sind aber große Ausdehnungen fahr werden und die ganze Welt in endgültig Zentralregierung entreißen spielige Wirtschaft, neue Er geplant oder bereits im Bau, in Tsingtau Verwirrung stürzen.<< und sie in der einen oder anderen Form oberung soll die Kosten decken. für 215.000 japanische Spindeln und 4640 Nordchina ist ein in rascher Entwicklung Webstühle, in Tientsin für 455.000 Spindeln seinem Vasallenstaat Mandschukuo anglie­dern. Die Entwicklung, die vor bald sechs begriffenes Land. Aber in offiziellen Nach- und 8700 Stühle. Nun hatte die japanische Jahren mit der Eroberung der Mandschurei richten des Außenpolitischen Rates der Regierung unter dem Druck der Währungs­begonnen, scheint jetzt ihre Fortsetzung chinesischen Regierung wurde vor kurzem und Devisenschwierigkeiten gesagt, daß Nordchina zu einer japani- ein Verbot der Kapitalausfuhr aus Japan finden zu wollen. Träger dieser Entwicklung ist das schen Kolonie geworden sei. Unter- erlassen. Nichts ist charakteristischer für Heer, das in Japan zu einem Staat im stützt vom japanischen Heer ist das japa- die japanischen Machtverhältnisse, als daß Staates übergriff, das ist in Japan in höch- nische Unternehmertum seit 1931 in die die Kwantung- Armee die japanische Re­Armee, die Mandschukuo besetzt hält. Sie nordchinesischen Provinzen eingedrungen. gierung zwingen konnte, die notwendigen hat ihre eigene Kolonisierungs-, Sozial-, Ein großer Teil der lebenswichtigen Wirt- Gelder für die industrielle Expansion in Diese Maschine wird immer weiter Wirtschafts- und Finanzpolitik entwickelt; schaftszweige und Transportwege sind be- Nordchina trotzdem bereitzustellen! Denn ausgebaut. Ueber ihren Umfang und was Schleicher in den letzten Jahren der reits in Japans Hand. Es hat verstanden, Japan , das Ende 1935 erst über 500.000 ihre Funktion enthalten die Deutsch - Weimarer Republik aus der Reichswehr zu der chinesischen Regierung allmählich die Spindeln in ganz China besaß, soll nach Wirtschaftsplan der japanischen land- Berichte des Sozialdemokratischen machen suchte, eine staatspolitische Macht Monopole, die sie über Eisenbahnen, Schiff- dem in Tsingtau und Parteivorstandes( Heft 6, 1937) eine eigener Art, die von der Militärpolitik aus fahrtslinien, Kohlenbergwerke, Salzfelder Okkupationsarmee allmählich auf alle anderen Gebiete des und Elektrizitätswerke besaß, zu entreißen. Tientsin über je eine Million Spindeln ver­Fülle von Material. Es gibt nicht bloß eine berittene Staats übergriff, das ist in Japan in höch- Obwohl Ausländern der Besitz von Berg- fügen und damit über die beherrschende Hitlerjugend, es gibt auch eine Flieger- stem Maß verwirklicht und die Politik des werken untersagt ist, sind drei der größ- Stellung in der nordchinesischen Textil­HJ. In der Motor- HJ werden 36.000 Landes ist durch die Kompromisse be- ten Kohlenbergwerke vollständig und zwei industrie. Gegen die wirtschaftliche Durchdrin­Jugendliche geschult, in der Marine- HJ stimmt, die die Militärs jeweils der Regie- weitere teilweise im Besitze der Japaner, die Elektrizitätsgesellschaft von gung, in der sie mit Recht die Vorstufe 45.000. Aber das alles sind nur erst rung auferlegen. Wenn bisher die Etablie- ebenso Anfänge. Bis zu seinem achtzehnten rung einer offenen Militärdiktatur vermie- Tientsin . Die Pekinger Schiffahrtsgesell- zur endgültigen militärischen Okkupation Jahre muß der Hitlerjunge 22 Prüfun- den und die Formen einer parlamentarisch- schaft, die wichtigste chinesische Schiff- sah, suchte sich die chinesische Zentral­gen über seine körperliche Tüchtigkeit konstitutionellen Regierung erhalten wor- fahrtsgesellschaft im Norden, steht unter regierung zur Wehr zu setzen. Die Schwie­ablegen. Er muß seinen Mann stehen in den sind, so erklärt sich das vornehmlich japanischer Regie. Die Japaner beherr- rigkeit war, daß die Japaner den unmittel­Gepäckmärschen, im Lagerleben, in Ge- aus zwei Gründen. Die Annexionspolitik schen bereits wichtige Eisenbahnlinien und baren Einfluß der chinesischen Regierung ländemanövern usw. Die 8000 besten und die Wehrwirtschaft haben auch Japan planen den systematischen Ausbau des in Nordchina bereits weitgehend ausge­Schützen aus der HJ des ganzen Rei- in eine schwere soziale, wirtschaftliche und Eisenbahnnetzes,

Dieser Jugend wird nur ein einzi­ges Ziel gezeigt: der Marsch in den Krieg. Ob man die Jugend beim Spiel beobachtet oder bei ernster Arbeit, ob man ihre Schriften liest oder ihre Hei­me besucht, ob man die Lehrpläne der Schulen studiert oder das Treiben in den Zeltlagern verfolgt, ein Wille be­herrscht die ganze fein ausgedachte und immer besser arbeitende Maschine: der Wille zum Krieg.

um die Ausfuhr der schaltet hatten. Unter dem militärischen

ches wurden ausgesucht, um in einem finanzielle Krise gestürzt, die einen Teil Nordprovinzen unter ihre eigene Kontrolle Druck der japanischen Armee wurde ein Reichsschießwettkampf untereinander der Armee zögern läßt, die ganze Macht zu bekommen. Da die Salzproduktion Ja- politischer Rate gebildet, der ganz unter und damit die ganze Verantwortung zu pans gering ist und große Mengen dieses japanischem Einfluß stand und mit dem

in Konkurrenz zu treten.

42.500 HJ - Heime werden gebaut mit übernehmen und es ihr geratener scheinen Stoffes für die Aufrüstung zur Herstellung allein die japanische Armeeführung über 170.000 Räumen. Jeder Gemeinde ist läßt, eine zivile Regierung zu dulden, der von Sprengstoffen und Giftgasen benötigt die Angelegenheiten Nordchinas>> verhan­die Pflicht auferlegt, mindestens eine sie ihren Willen aufnötigt. Sodann besteht werden, so ließen sie im Oktober des Vor- deln< wollte. Es ist ein Zeichen der wach­solche Kaserne zu bauen; sie hat die ein außenpolitischer Gegensatz zwischen jahres die großen Salzfelder von Tschanglu senden Stärke der chinesischen Regierung, Kosten zu tragen und die Gemeinde- Armee und Marine. Das Ziel der Armee ist in der Provinz Hopei von ihren Truppen daß vor kurzem dieser Politische Rat, des­auf Festlandsausdehnung gerichtet, auf besetzen. Nach langen Verhandlungen mit sen Chef der chinesische aber bisher ganz Japan abhängige General Sung bürger müssen beim Bau mithelfen. Was wird aus der Familie, was aus Unterwerfung Nordchinas, auf die Einver- den lokalen chinesischen Behörden wurden von der Schule, was aus den Kindern den leibung der inneren Mongolei , deren Be- die Salzfelder schließlich wieder freigege- Tsche- yuan war, ein Dekret erlassen hat, unglücklichen Produkten dieser Erzie- herrschung zugleich eine aussichtsreiche ben, aber nur unter der Bedingung, daß wonach alle Chinesen, die Landbesitz

hung selbst?

ziehen.

rungen

an

strategische Ausgangsposition gegen Ruß- den Japanern große Mengen Salz zur Japaner verkaufen, mit dem Tode bestraft

Kurs

Die Eltern müssen zahlen und schweigen. Sie müssen Beiträge leisten Die Schule ist von genau demsel-|» Wissen ist Blei, Charakter Gold«,| quantitative hinzugefügt. Ob dies alles und Uniformen kaufen. Lassen sie sich Weisheits - wirklich der rechte Weg ist, um das damit Zeit, so wird ihnen mitgeteilt, ben Geist beherrscht. Die Lehrer, die lautet ein neudeutscher man werde ihre Einkommensverhält- vor dem Umsturz zum großen Teil poli- spruch, der in vielen Schulen ausge- Ziel zu erreichen, nämlich das deutsche nisse einer näheren Prüfung unter- tisch links standen, sind jetzt zu 97% hängt ist. Aber wo ist das Gold des Volk auf die denkbar höchste im nationalsozialistischen Lehrerbund Charakters, das durch diese Art der Er- der Kriegstüchtigkeit zu heben, muß Sie müssen vorsichtig sein in ihren organisiert. Der Geschichtsunterricht ziehung aus dem Schacht der menschli- die Zukunft lehren. Vielleicht aber lehrt sie noch etwas Gesprächen. Denn die Hitlerjungen sind erstreckt sich hauptsächlich auf Hee- chen Seele herausgeholt wird? Die Be­verpflichtet,» staatsfeindliche Aeußeres- und Kriegsgeschichte, im Rechen- richte wissen von nichts anderem zu anderes. Wohl folgt ein großer Teil der zu' denunzieren. Sie müssen unterricht wird an militärischen Bei- melden als von einer Ueberheblichkeit, deutschen Jugend dem neuen noch mit großer Begeisterung, doch ihren Bücherschrank verschlossen hal- spielen geübt. Antisemitismus ist als Roheit, Heuchelei und Strebertum. Man fragt erstaunt und erschüttert, wohnen die Gegensätze nahe beiein­ten, denn es kommt vor, daß die Hitler - sogenannte» Rassenkunde << Lehrfach. Militärische Uebungen und national- woher bei dieser Bildung des Nach- ander. Ein 18jähriger HJ - Führer jungen den Auftrag erhalten, nach Um- sozialistische Parteifeiern greifen im- wuchses in Zukunft die deutschen Ge- außen braun, innen rot berichtet mit >> marxistischen Hetzschriften< mer wieder störend in den Schulbetrieb lehrten, ja, woher auch nur die tüch- erstaunlicher Klugheit eine wesentli­schau zu halten. Sie dürfen sich nicht beklagen, ein und machen jeden geregelten Un- tigen deutschen Facharbeiter kommen che Erkenntnis: denn auch die Lehrlingsaus->> Wenn die Jungens die HJ verlassen, ver­wenn ihre Kinder, Jungen und Mädchen, terricht unmöglich. Die Folge ist ein sollen spät in der Nacht übermüdet und er- starkes Zurückbleiben aller geistigen bildung leidet unter den Folgen dieses lieren sie die jugendliche Romantik. Und be­schöpft nach Hause kommen, sie dür- Leistungen. Nach dem Urteil pädago- geist- und seelenlosen Betriebs. Man sonders die Jugend, die in die Betriebe geht, von denen frei- hat, um dem Mangel an Offizieren und fühlt, daß von der Theorie fen sich nicht beschweren, wenn die gischer Fachleute Kinder von ihren gleichfalls noch sehr lich keiner laut sprechen darf- blei- Ingenieuren möglichst rasch abzuhelfen, gemeinschaft zum wirklichen Leben ein wei­jugendlichen Vorgesetzten körperlich ben die Kinder in ihrer geistigen die Schuljahre der höheren Schule um ter Weg ist, auf dem meist die Begeisterung dem frü- eines vermindert und damit für die für den Nationalsozialismus verloren geht.<< und seelisch miẞhandelt werden. Es Entwicklung gegenüber Vorbildung der Akademiker zur quali- So marschiert die deutsche Jugend würde doch nichts nützen, und sie sel- heren Tempo um zwei Jahre zurück. Auf Wissen wird wenig Wert gelegt. tativen Verschlechterung noch die in den Krieg. Oder wohin sonst? ber könnten in Verdacht geraten.

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um die Volks­