Die Hitlerblamage in Brasilien

Kampf um den brasilianischen Absatzmarkt

gefeuert worden. Am 19. Juni fordert Deutschland Repressalien gegen die spanische Regierung und droht mit der Blockade der republikanischen Küste. Frankreich und England antworten am 23. Juni mit Drohnoten in Berlin , Hitler weicht vom Plan eines direkten Vorgehens zurück, er verspricht den Rückzug der Flotte aus dem Mittel- en handelspolitischer Natur berichtet, zwischen einer brasilianischen Delegation und der nordamerikanischen Regierung in

raus

meer, aber er tritt aus der Kontrolle

mn. Rio de Janeiro , Ende Juli. lianisch- deutschen Handelsabkommen war überrascht, ist die absolute Ignoranz Wir haben bereits über die Verhandlun- aber in Rio de Janeiro schon längst ge- der Persönlichkeit, die diese Erklärung ver­die kommen. faßt hat!< Nachdem er die Grundsätze der brasilianischen Handelspolitik dargelegt

Besonders getroffen fühlte sich die

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Reichsregierung deswegen über einen wäh- hatte, fuhr er fort:»> Die Vereinigten Staa­

in dem halboffiziösen» Observador economico

aus, mit ihm Italien . Nun ist der Weg Washington stattgefunden haben und die die rend der Verhandlung erschienenen Artikel frei für für die Forderung der Zuerken­nung der Rechte einer kriegführenden Macht an Franco unter dem Deck­mantel der Nichtintervention. Die Drohung mit der unmittelbaren Kriegs­gefahr hat ihre Wirkung getan.

Wirtschaftspolitik des Dritten Reiches außerordentlich berühren. Im Zusammen­hang mit brasilianisch- nordamerikanischen Verhandlungen über die Intensivierung des Kaffeeimportes und die Schaffung einer brasilianischen Zentralbank konnten die

radikalen

e financeiro<<, in dem die Notwendigkeit einer Revision des Handelsvertrages mit Deutschland unter rein brasilianischen Gesichtspunkten angekündigt wurde. In ihm wurde einleitend festgestellt, daß Brasilien keinen Anlaß besitze, auf wirtschaftspoliti­schem Gebiete gerade Deutschland besonders

ten haben sich in

unsere Angelegenheiten nicht eingemischt. Die Behauptung, daß uns die Vereinigten Staaten gebeten haben, von unserem bisherigen Wege abzuweichen, ist nichts anderes als eine niedrige Intri­ge! Brasilien ist in der Lage, das zu machen, was seinen Interessen entspricht, und zwar, ohne um die Zustimmung anderer Staaten zu bitten. So verliefen die gegenwärtigen Ver­werden wir es mit

Die englische Politik, im Glauben, brasilianischen Delegierten den Widerstand Hitler gebändigt zu haben, während der Regierung und der Wirtschaftskreise sie ihm nur in die Hände spielt, ver- der USA gegenüber den deutschen Dumping- entgegenzukommen, weil die deutsche Er handlungen, und so

folgt ihre Linie der Versöhnung.

methoden in Südamerika merken. Nord­

satzstoffproduktion

Deutschland und allen anderen Staaten auch halten in bezug auf unsere internationalen

Am 25. Juni schlagen Chamber- amerika ist der beste Kunde Brasiliens : Es richtet sei, die in erster Linie Rohstofflieferan­gegen alle Länder ge­lain und Eden im Unterhaus versöhn- nimmt ihm die Hälfte seiner Kaffeeausfuhr ten sind. Ein solches Verhalten Brasiliens Beziehungen. Ich möchte aber erklären, daß

liche Töne gegenüber Hitler an. Sie ab. Durch das brasilianisch- deutsche Kom­loben seine Zurückhaltung, und am pensationsabkommen leidet aber der Absatz 26. Juni verläßt die deutsche Flotte nordamerikanischer Industrieprodukte in das Mittelmeer . Brasilien empfindlich. Auf die Dauer muß davon natürlich auch der Export brasiliani­schen Kaffees berührt werden....

Aber am 26. Juni schreibt Musso­ lini im» Popolo d'Italia«: Italien sei nicht neutral, es habe gekämpft, und der Sieg werde der seine sein; am 27. Juni erklärt Hitler in Würzburg , er werde sich nicht durch Redensarten in Parlamenten oder von Staatsmännern einnebeln lassen. Gleichzeitig beginnt in der deutschen und italienischen Presse ein Hetzfeldzug gegen Frank­ reich , der mit den dreistesten Lügen geführt wird.

Die Hochspannung in Europa , die alle Mächte erfaßt, ist sichtbar. Am 30. Juni richtet Japan an Sowjet­rußland ein Ultimatum, das Rückzug der Russen von den Amurinseln for­dert. Sowjetrußland nimmt das Ulti­matum an, seine Truppen werden zu­rückgezogen. Am 7. Juli greift Japan China an.

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es uns besonderes Vergnügen bereiten würde, wenn alle Staaten dieselben freundschaft lichen Manieren uns gegenüber beweisen würden wie gerade die Vereinigten Staaten von Nordamerika !<<

sei unlogisch und widerspreche dem gesun­den Menschenverstand, es sei bisher nur durch übergroße Toleranz und einen Mangel an Erfahrung gegenüber den neudeutschen Wirtschaftsmethoden zu erklären gewesen. Deutschland handle vielleicht in Wahrung Kennt man die Höflichkeit der brasilani­eigener Interessen, wenn es andere Staaten schen Politiker, begreift man die Schärfe zu Kompensationsverträgen dränge, für Bra - dieser Polemik! Ein Brasilianer kann je­einigten Staaten diese Fragen in der freund- silien müsse es sich aber ruinös auswirken, mandem kaum etwas Schlimmeres vorwerfen schaftlichsten Weise diskutierten, platzte wenn es auf diese Weise den Vierjahresplan als Mangel an guten Manieren...

Während die brasilianische Handelsdele­der Ver­

gation und die Sachverständigen

weit­gehende Aenderungen erfahren. Da die Brasilien subventioniere, müsse auf die Be­Reichsregierung die deutschen Exporte nach stimmung der brasilianischen Zollgesetz­gebung zurückgegriffen werden, die in einem solchen Falle eine Verdoppelung der gelten­den Zölle vorsehe.

ein Protest der nationalsoziali­unterstütze. Aus diesem Grunde müsse der stischen Regierung gegen» derartige nächstens ablaufende Handelsvertrag Die nationalsozialistische Presse beginnt Methoden eines nordamerikanischen Druckes< mun Brasilien zu drohen: wenn Brasilien sich in die Verhandlungen hinein. Der nordameri­weigere, das Kompensationsabkommen mit kanische Botschafter in Berlin weigerte sich, Deutschland zu verlängern, werde der Ex­diesen Protest entgegenzunehmen, so daß port brasilianischer Baumwolle nach seine Regierung offiziell die Einmischung Deutschland leiden. Diese Drohung hat in der Reichsregierung nicht zur Kenntnis den Wirtschaftskreisen Rio de Janeiro und nahm, sondern kühl beiseite schob. Die bra­silianischen Staatsmänner reagierten dagegen Sao Paulos geradezu Heiterkeit erregt. Wenn Brasilien keine ärgeren Sorgen hätte als die, temperamentvoller: Sie verwahrten Die zwischen Brasilien und den Vereinig- seine Baumwolle abzusetzen, wäre es das sich auf das Schärfste gegen die ten Staaten von Nordamerika zutage tretende glücklichste Land der Welt! Für Baumwolle deutsche Beleidigung, sich von Harmonie hatte die Reichsregierung nun in von der Qualität der brasilianischen gibt es

Washington unter Druck nehmen zu lassen. der zweiten Julihälfte zu einer neuen De - nämlich mehr als genug Käufer, SO daß Nachdem die Reichsregierung auf diese marche und zu einer heftigen Pole- Brasilien auf das Dritte Reich wahrhaftig Weise auf beiden Seiten abgeblitzt war, gab mik gegen die nordamerikanische Regie- nicht angewiesen ist! Deutschland soll sich sie einige Zeit Ruhe und kühlte sich die rung veranlaßt, obwohl sie an den Erfahrun- erst ein anderes Land suchen, das ihm Baum­

Die Westmächte versuchen die Finger, die sie sich so unvorsichtig ver- gen mit ihrer ersten Demarche in dieser An- wolle ohne Bezahlung in Golddevisen ver­Nichtinterventionspolitik zu retten. Sie brannt hatte. Inzwischen gingen die Ver- gelegenheit eigentlich genug hätte haben kauft! In Wirklichkeit ist sich Dr. Schacht verhandeln. Nun nennen am 2. Juli handlungen zwischen Nordamerika und Bra - müssen. Die Antwort auf diese erneute Ein- über diese Schwierigkeiten völlig im klaren. Deutschland und Italien im Nichtinter- silien ungestört weiter. Es ergab sich, daß mischung gab Herr Oswaldo Aranha , der Er hat darum gegen das Außenpolitische ventionsausschuß ihren Preis: Zuer- Roosevelt nicht im entferntesten daran ge- brasilianische Botschafter in Washington , der Amt der NSDAP und insbesondere gegen die kennung der Rechte einer dacht hatte, auf Brasilien einen ungebühr zu den einflußreichsten Staatsmännern Süd- Auslandsorganisation die Ernennung des bis­kriegführenden Macht an lichen Druck auszuüben. Es erwies sich, daß amerikas gehört und unter anderem einer herigen Leiters der handelspolitischen Abtei­Franco. Am 9. Juli wird angesichts seine Regierung nicht die leiseste Absicht der Vertreter Brasiliens auf der Panamerika- lung im Auswärtigen Amt , Ministerialdirek­des völligen Zerfalls der Nichtinter- hatte, Brasilien auf handelspolitischem Ge- nischen Konferenz von Buenos Aires war. tor Dr. Ritter, zum deutschen Botschafter in ventionsmächte England beauftragt, biete auch nur die geringste Vorschrift zu Er wies die Angriffe des Dritten Reiches auf Rio de Janeiro durchgesetzt. Die Aussich­einen Kompromißvorschlag auszuar- machen. Man verwahrte sich nur in Was- die USA in der denkbar schärfsten Weise ten, daß Ritter in Brasilien große Erfolge beiten. hington gegen die Dumpingmethoden der zurück: Brasilien benötige von Dritten keine erzielt, sind allerdings sehr, sehr gering. Da­Am 6. Juli beginnt die Regie- deutschen Reichsregierung und bat in dieser Ratschläge, es ergreife seine Maßnahmen gegen sprechen neben den wirtschaftspoliti­rungsoffensive vor Madrid . Sie dringt Beziehung die brasilianische Regierung ,, in nur unter Berücksichtigung seiner eigenen schen Gegebenheiten schwerwiegende poli­bis Brunete vor. Deutschland und Ita- der freundschaftlichsten Weise, um Vorkeh- Interessen, nicht der anderer Staaten. Ueber tische Fehler der Reichsregierung, über lien beraten, ob sie in großem Maßstab rungsmaßnahmen. Die Einsicht von der den Inhalt der offiziellen deutschen Erklä- die bei passender Gelegenheit noch einiges Truppen schicken oder den englischen Notwendigkeit einer Abänderung der brasi- rung sagte er wörtlich:> Was mich besonders zu sagen sein wird. Plan abwarten' sollen. Am 14. Juli liegt der englische Plan vor: Zuerken­nung der Rechte als kriegführende Macht an Franco, wenn der Rückzug der fremden Truppen in Gang ist.

Der Propa afreispruch

Wenn Generalsuperintendent Dibelius ein Marxist wäre...

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nehmen lassen, aus der sauren Zitrone flugs Demonstration in Berlin eine süße Apfelsine zu machen und dem Aus­Am vergangenen Sonntag hat in Berlin­land darlegen, was es mit dem Rechtsstaat Dahlem einer der reichsten Wohngegen­Deutschland, auch wenn er nicht mehr libe- den von Berlin eine nach Tausenden zäh­Am 16. Juli kommt der Plan in Der Generalsuperintendent der Kurmark ralistisch verseucht ist, immer noch auf sich lende Menschenmenge von der Dahlemer den Ausschuß. Deutschland und Italien Dibelius, orthodoxer Kampfgenosse Nie- hat. Darauf möchten freilich, wie schon die Kirche aus auf der Straße gegen die Ver­taktieren, sie erklären sich bereit, ihn möllers, der noch erst seinen Gerichtsurteils- Spezifica im Fall Dibelius liegen, nur die haftung des Pfarrers Niemöller demonstriert. zu diskutieren. Am 19. Juli beginnt spruch im Gefängnis erwartet, in den Reihen allerdistinguiertsten Sven Hedine noch herein- Die Polizei hat über hundert Sistierungen Francos Gegenoffensive gegen Brunete, der oppositionellen» Bekenntniskirche<< ist fallen! Sie müssen sogar gleich mausetot hin- vorgenommen, die Sistierten jedoch wieder am 20. Juli sprengen Deutsch - vom Berliner Sondergericht von der Anklage fallen, wenn sie an diesen> Rechtsstaat<< wirk- freigelassen. land und Italien den engli- der> Heimtücke <( nach bekanntem Hitler- lich glauben sollten, allein angesichts der

Nach uns zugegangenen Berichten will schen Kompromißplan. Zwi- schem Justizterrorgesetz!) freigesprochen gleichzeitigen Tatsache, daß Herr Hitler zu Hitler auf dem kommenden Parteitag der schen dem 22. und 25. Juli landen worden, die gegen ihn erhoben worden war, Beisitzern an seinem> Volksgerichtshofe« ge- NSDAP in Nürnberg den Kirchenstreit liqui­wie Eden am 29. Juli im Unterhaus zu- weil er es gewagt hatte, einen polemisch gerade wieder ein halbes Dutzend dieren und die Errichtung einer> deutschen gesteht-> mehrere Schiffe haltenen soffenen Brief< an eine solche SA - Führer, die nichts weiter> im Zivil« Nationalkirche unter nationalsozialistischer mit fremden Truppen von Autorität zu richten, wie es der jetzige sind, als gerade nur dieses, ernannt hat! Da Oberhoheit ankündigen. Osten kommende in Cadiz . Reichskirchenminister, ehemalige Gerichtsaktu- werden also zwar nicht» feine Leute<< wie Die Kirchenopposition, die sich dagegen Die Westmächte verhandeln mit Hitleruntertan zu sein hat. Wir haben den ihren Totschlägern arius Kerrl ganz ohne Zweifel für jeden Dibelius, aber eben» Marxisten< gleich von stemmt, besteht zu einem guten Teil vom 20. Juli bis zum Inhalt dieses> offenen Briefes<< schon in aller Form Personen, die dem System selbst angehören. 6. August. Krisen im Nichtinterven längerer Zeit veröffentlicht; wenn er Der Plan wird deshalb nicht so ganz ein­tionsausschuẞ, diplomatische Gesprä­Die Aufruhrtat seines empörten protestan- fach durchzuführen sein. Dies erklärt auch, nicht, tischen Gewissens, eben den offenen Brief, den warum die Staatsgewalt relativ milde vor­che. Am 6. August werden die hoff- mutig war, sehr aufwühlend war er schon allein angesichts der in ihm unter an- das Regime als> heimtückisch< empfand, ver- geht. Wenn Arbeiter auf nungslosen Beratungen vertagt. derem aufgeworfenen theologischen Examens- teidigte Herr Dibelius mit dem Hinweis dar- Lohnerhöhungen der Straße für demonstrieren würden,

den Diktaturen

Am

Am

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vor gerichtet<<! auch

Spannungen vorhanden sind.

aus

1. und 2. August wechseln frage, ob der Apostel Paulus nun wirklich auf, daß er den Brief in nicht- offener Form würde die Polizei nicht nur vorläufige Sistie­Chamberlain und Mussolini Briefe. ein Jude war oder nicht. Das Regime hat vorher an die Reichsminister Neurath und rungen vornehmen. Es würde vielmehr mit Dem Angreifer werden Hoffnungen ge- also gar nichts riskiert, als es den General- Schwerin- Krosigk gesendet, aber-Terrormaßnahmen geantwortet werden, macht. superintendenten in dieser Sache freisprach>> leider!< keine Antwort erhalten habe, ob- Aber diese Demonstration zeigt, daß im 2. August beschließt die oder doch, wie schon die Justiz im Drit- schon sie beide doch im Renommé gläubiger System selbst wie in der Bevölkerung starke ten Reich Ordre parieren muß, frei- christlich- lutherischer Gesinnung stehen. Diese spanische Regierung, den Mitte Sep­tember zusammentretenden Völker- sprechen ließ. System einzige kleine eigentlich nebensächliche Fest­bund auf Grund der Artikel 15 und 16 einiges riskiert, Dibe- stellung ist mehr wert, als der ganze Prozeß Neue Ausbürgerungen des Paktes anzurufen: Angriff und lius nichts anders wie irgend einen» Marxi- Dibelius. Man weiß nicht recht, was erschüt­sten< traktiert hätte, wo es auf einen Tot- ternder ist: wie sich zwei Retterautoritäten Dritten Reiches , die 44 Namen Auf der neuen Ausbürgerungsliste des schlag in der Gefängniszelle nicht so an- neben Hitler im deutschen Kabinett in Fragen Reihe von Familienangehörigen umfaßt, fin­Am 7. August beschließt China kommt. Denn Herr Dibelius hat ganz sicher- des Gewissens mit dem Nichtzuständigkeits- den wir folgende Namen: die Teilmobilisierung, nachdem die lich sehr hochmögende gute Freunde in der Einwand in contumacia entschuldigen lassen

Sanktionen.

Eher hätte das wenn es Herrn

und eine

Japaner Peking und Tientsin besetzt Generalität und in der hohen Bürokratie. oder wie ein alter frommer,» nationaler und Kurt Löwenstein, sozialdemokrati­

haben.

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Und das Risiko möchten wir sehen, daß der konservativer Mann immer noch wähnt Planmäßiger Angriff in West- Führer« etwa gegenüber dem Reichswehr - trotz Hitler europa , planmäßiger, ursächlich da- komplex auf sich nähme! Seit dem 30. Juni in dem die Feigheit und die Unanständigkeit mit verknüpfter Angriff im Fernen weiß man da sehr genau Bescheid! So wird es sich also Herr Göbbels nicht abzeichen trugen! Osten!

scher

Reichstagsabgeordneter

Stadtschulrat,

und

Robert Liebknecht , der Sohn von Karl Liebknecht ,

-

in einem Vaterland zu leben,

noch keine Ehrendolche und Goldene Partei­

Karl Misch, früher Redakteur an der > Vossischen Zeitungs.