Auflösung der Gruppe
Ver
Das Schicksal Ossietzkys
Irreführungsversuche des Propagandaministeriums
von
evolutionäre Sozialisten" In den vergangenen Wochen haben auf Antrag der» Revolutionären Sozialisten<< wiederholt Besprechungen zwischen 25. Osloer Rechtsblattes> Tidens Tegn« die glei-| preises, im November 1936, die Beamten der tretern der Gruppe» Revolutionäre Soziache Aeußerung völlig anders verstanden und gleichen Behörde gegenüber der Auslandslisten und dem Vorstand der Sozialdemoge- wiedergegeben:» Ich lese das» Berliner Tage- presse erklärten, der Reise Ossietzkys nach kratischen Partei Deutschlands stattgefundes Nobelpreises den mit dem Ziele der Auflösung der schrieben: Ueber dem Schicksal des Ossietz- blatt<< und die> Deutsche Allgemeine Zeitung«. Oslo zur Entgegennahme Was aber waren die Absichten des Propa- stände nichts im Wege Inzwischen ist Gruppe und ihrer Wiedereingliederung in kys liegt ein Geheimnis. gandaministeriums, das jener Unterredung Ministerpräsident Göring selbst erklärt wordie Sozialdemokratische Partei Deutsch- Am 3. August ging durch die Weltpresse zu einer riesenhaften Auslandspublizität ver- den, daß man diese Reise verhindert habe, da lands. die Nachricht, daß sechs in Berlin lebende holfen hat? Den Anstoß gaben einerseits der Pazifist» ein unerwünschtes Element<< von Ossietzky alarmierende Veröffentlichungen in Am 2. September tagten nunmehr in Auslandsjournalisten Herrn der sei. Karlsbad die sämtlichen Körperschaften besucht und interviewt hätten. Presse des Auslandes, andererseits dringliche Die Irreführung des Auslands durch solunter view wohnten offiziell je ein höherer Beam- Anfragen ausländischer diplomatischer Per- che Interviews bezweckt, Ossietzky selbst als der>> Revolutionären Sozialisten<< Hinzuziehung ihrer Grenzarbeiter und faẞ- ter des Reichspropagandaministeriums und sönlichkeiten. Die deutschen Behörden woll- freien Staatsbürger auftreten zu lassen, der ten einstimmig gegen die Stimme des be- der Geheimen Staatspolizei bei, deren Behör- ten nun, im Ausland den Eindruck erwecken, sich von seinen Krankheiten behaglich erholt. reits zurückgetretenen Vorsitzenden Karl den den Besuch Böchel den folgenden Beschluß:
perschaften der RSD sind nach
Dem Inter
auch arrangiert hatten. Die in der Presse veröffentlichten Interviews
ernsthafter zu beigetragen, das Geheimnis um ihn noch zu verdichten.
sechs Die Unterhaltung der
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dem
die
Die Tatsachen sind, daß der Träger des Friedensnobelpreises mit allen Mitteln, in dem Sanatorium in Niederschönhausen bei Berlin , gefangen gehalten und auf unauffällige Art bewacht wird; daß seine Krankheit sich täglich ver
als sei der Träger des Friedensnobelpreises Die Beamten des Dr. Göbbels haben ihm sogesundheitlich auf dem Wege zur Besserung. gar die Erklärung gestattet, er sei auch heute » Die verantwortlichen Vertreter und Kör- mit dem kranken Manne haben aber nur da- Tatsächlich ist sein Befinden im Augenblick noch Pazifist. Man weiß wie aufrichtig Oskritiker als je. Die schwere Lungentuber- sietzky an seiner Ueberzeugung festhält, kulose, die er sich in dreieinhalb Jahre langer aber daß er es im Dritten Reich ungestraft Prüfung der Situation zu der Ueberzeugung Auslands- Konzentrationslagerhaft gekommen, daß die einzelnen sozialdemokrabei der Moorarbeit sagen durfte, das ja bekanntlich Pazifismus zuerst keine Daseinsberechtigung journalisten mit Ossietzky hat tischen Gruppen die zugezogen hat, hat bedenklicherweise den bekämpft und verfolgt, das war ein Zugemehr besitzen und daß die organisatorische recht erstaunliche Wirkung gehabt, in der Kehlkopf ergriffen. Das Berliner Klima ver- ständnis an das Ausland, das von der völligen Sammlung dieser Gruppen im Gesamtrahmen Weltpresse in fünfzehn verschiedenen Versio- doppelt in dieser Krankheitslage die Gefah-> Freiheit« Ossietzkys überzeugt werden soll. der sozialdemokratischen Bewegung das Ge- nen wiedergegeben zu werden, deren Inhalt ren. Im Schweizer Alpenklima könnte sich bot der Stunde ist. bis aber zum Widerspruch unterscheidet. Leiden Einhalt geboten werden, Um dieser politischen Notwendigkeit zu Wenn etwa österreichische und tschechische nationalsozialistischen Behörden widersetzen dieser für Ossietzky entsprechen und die Vereinheitlichung der Blätter von der Unterhaltung berichten, Os- sich aufs energischste deutschen sozialdemokratischen Arbeiter- sietzky sei» bisher zu schwach gewesen um lebenswichtigen Reise. Würden diese Tatsachen bekannt, so müßte bewegung von sich aus zu fördern, beschlie überhaupt das Haus zu verlassen<<, so wissen Ben die zuständigen und berufenen Körper- gleichzeitig andere Blätter zu melden, er habe das Reich unangenehme Rückwirkungen auf schaften der RSD die Auflösung ihrer Gruppe erklärt,> er genieße absolute Freiheit in die pazifistischen Kreise des Auslandes be- schlimmert, daß sich bei diesem Zustand und deren politische und organisatorische Kaffeehäuser zu gehen und sich ganz allge- fürchten. Deshalb verbreitet es im Ausland, mein zu amüsieren<<. Oder wenn der Korre- erstens sei Ossietzky jetzt völlig frei und Eingliederung in die Gesamtpartei. berichtet, zweiten befinde er sich auf dem Weg zur geDa wir der festen Ueberzeugung sind, daß spondent der» New, York Times << wir als Sozialdemokraten unsere große poli- Ossietzky habe den Wunsch geäußert, diesen sundheitlichen Besserung. Bei dem genannten Die Vertreter des Propagandaministeriums tische Aufgabe nur als starke, einige und ge- Herbst und Winter in den Schweizer Alpen Interview mußte Ossietzky gerade seine anob- und der Geheimen Staatspolizei fürchten, daß können, sind zu verbringen, so weiß der Korrespondent der gebliche Freiheit ausdrücklich betonen, » Tribune de Geneve« zu melden, Ossietzky schon ein hoher Beamter der Geheimen die Stimmung des Auslandes noch einmal, wie habe erklärt, er wolle sich für lange Zeit Staatspolizei offiziell das Gespräch über- bei der Verleihung des Nobelpreises, wirkwährend wachte. Dieser Beamte sowie auch der Arzt same Maßnahmen für die Rettung des gronicht von Berlin wegrühren. Und endlich die meisten Berichterstatter als pikan- mußten ferner den Journalisten erklären, einer Ben deutschen Pazifisten, des einstigen Vortes Detail erzählen, der frühere Herausgeber Erholungsreise Ossietzkys in die Schweiz kämpfers für den Völkerbundsgedanken, forder Weltbühne« habe seit langem keine Ta- stünde nichts im Wege. Wie wenig verpflich- dern werde. Die Interviews, die Ossietzky ans geszeitungen mehr gelesen, nur noch klassi- tend diese> Versicherung ist, geht schon dar- Ausland geben muß, sche Literatur, so hat der Korrespondent des aus hervor, daß bei der Zuteilung des Nobel- rung der Wahrheit.
schlossene Bewegung erfüllen wir bereit und entschlossen, uns innerhalb der sozialdemokratischen Partei und nach den Grundsätzen der Partei zu betätigen und für die weitere Sammlung der sozialistischen
Kräfte zu wirken.<<
Der Vorstand der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands ( Sopade) hat diesen Beschluß begrüßt. Er stimmt ihm zu und wieder ein erwartet, daß sich nunmehr Verhältnis vertrauensvoller Zusammenar- der Landesarbeitsgericht, das sich beit mit den wiedereintretenden Genossen als Berufungsinstanz mit dieser Sache zu beanbahnen wird. fassen hatte, entschied gegen den Geistlichen
Zur Durchführung der organisatori- und stellte in der Urteilsbegründung fest, schen Einzelheiten wurde ein engerer Kreis daß der Austritt aus einer nationalsozialistivon Genossen des Parteivorstandes be- schen Organisation ohne Zweifel als wichtistimmt. ger Grund zur fristlosen sung angesehen werden müsse.
Braune Urteile
In Bremen standen im August wieder einmal sechs Personen wegen Abhörens verbotener Radiostationen( Straßburg , Moskau etc.) vor Gericht. Sie wurden zu Freiheitsstrafen bis zu 3 1/2 Jahren Zuchthaus verurteilt. Den drei Hauptangeklagten wurden außerdem die bürgerlichen Ehrenrechte für die Dauer der Strafe aberkannt.
Entlas
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mancher Arbeitskameraden, die es verstanden haben, in den letzten vier Jahren jeder Aufforderung zur Mitarbeit aus dem Wege zu gehen...
Wir kennen die» neue Tour« durch Unsichtbarmachen sich jedweder Aufgabe zu entziehen und bei Aussprachen über die Probleme des Nationalsozialismus immer den Uninteressierten zu spielen. Kommt dann mal ein Amtsträger, um auch zur Mitarbeit aufzufordern, dann habt ihr tausend ablehnende Gründe, von denen keiner stichhaltig ist...<
die Möglichkeit sein Leben zu retten immer mehr verringert. Und daß die am nächsten liegende Möglichkeit, die Kur in der Schweiz , bewußt und planmäßig hintertrieben wird.
dienen der Verschleie
landsnachfrage sich noch ausschließlich auf Waren aus dem bisher gebräuchlichen Material erstreckt... Nordamerika ist, von Ausnahmen abgesehen, nach wie vor kaum am Markt... Frankreich hat zumal nach Abschluß des neuen Handelsvertrages enttäuscht.
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Im Gegensatz zu früheren Messen hatten Spielwaren diesmal keine große Messe... Auch hier war das Ausland nur schwach Käufer...<
Man hat in diesen vorsichtigen FormulieWie gesagt: ein solcher Appell spricht ge- rungen das Eingeständnis der völligen Pleite des Auslandsgeschäfts auf der Leipziger
>> In Lissabon haben sich am 26. August gen die Behauptung von einer 99prozentigen 100 Unterführer und Führeranwärter der Gefolgschaft, er ist vielmehr ein Dokument national spanischen Jugend dafür, daß erhebliche Teile der deutschen Arbewegung unter Leitung von 14 Gau- beiterschaft der Gleichschaltung auf den Naführern und Inspektoren auf dem deutschen tionalsozialismus soviel passiven Widerstand Dampfer» Cap NNorte« nach Hamburg eingeschifft. Die 114 nationalspanischen leisten, als das bei den furchtbaren Terror Jugendführer und Führeranwärter unter- eben möglich ist. nehmen die Reise auf Einladung des Reichsjugendführers Baldur von
nehmen.<<
Messe zu erblicken. Das Zurückziehen der ausländischen Einkäufer vom deutschen Markt ist nicht der Erfolg Boykottpropaganda, sondern druck der Tatsache, daß das Ausland Waren
irgendwelcher nur der Aus
Schirach und werden sich insgesamt fast Exportgeschäft enttäuscht! Exportgeschäft enttäuscht! niertesten Methoden betrieben wird, und die einen Monat in Deutschland aufhalten, Die Stärke der Leipziger Messe bestand in Produzenten und Händler dem Kunden wahrund dabei auch als Gäste der Hitlerjugend und im Lager der HJ in Nürn - früheren Jahren darin, daß sich auf dieser heitsgetreue Erklärungen nicht abgeben dürberg am Reichsparteitag teil- großzügigen Warenschau vor allem die Ein- fen, ziehen sich die ausländischen Einkäufer käufer aus dem Auslande einfanden und der lieber völlig aus dem Geschäft mit DeutschDie 114 nationalspanischen Führer haben deutschen Industrie und dem Gewerbe größere land zurück. in Polen geschrieben, daß man in Deutschland Zeit, Ferien zu machen und sich feiern zu Aufträge erteilten. Die Wirtschaftskrise hatte mit dem gegenwärtigen Regime nicht allge- lassen. Den Heldentod, auf den sie eigentlich dem Exportgeschäft der Leipziger Messe Deutschland und Sowjetrufland mein zufrieden sei. Der Brief wurde von der Anspruch hätten, sterben inzwischen vertre- schwere Rückschläge gebracht. Aber es war Gestapo geöffnet, die die sofortige Verhaftung tungsweise junge deutsche Menschen, die un- trotzdem noch in gewissem Umfang vorhander Absenderin vornahm. Das Sondergericht gefragt nach Spanien verfrachtet Königsberg hat die Greisin jetzt wegen Vielleicht quartiert man die fidelen Gäste bei >> Heimtücke < zu vier Monaten Gefängnis ver- den Müttern der im Manöver verunglückten<< Spanienkämpfer ein?
urteilt.
Als einem» Gefolgsmann in einem Fleischerbetrieb des Städtchens Hechingen ( Hohenzollern ) bei der Arbeit von einem Kollegen versehentlich Rotwurst statt Leber
Das Märchen
Die sowjetrussische Ausfuhr von Mangan
erz nach Deutschland hatte im zweiten Halbwurden.| den. jahr 1936 so gut wie ganz aufgehört. Es wurWenn im Gegensatz zu dem wirtschaft- den in dieser Zeit ganze 1835 t dieses wichtilichen Aufschwung in zahlreichen Ländern das gen Rüstungsrohstoffes an das Dritte Reich Exportgeschäft der Leipziger Messe stagniert, geliefert. Im ersten Halbjahr 1937 haben die ja gegenüber den schwersten Krisenjahren so- Lieferungen eine beträchtliche Erhöhung ergar noch weiter zurückgegangen ist, so hat fahren. Deutschlands Einfuhr von Manganerz man darin unstreitig einen» Erfolg der natio- aus Sowjetrußland ist auf 20.208 t gestiegen. von den 99 Prozent nalsozialistischen Wirtschaftspolitik zu er- Rußland hat demnach starken Anteil daran, Die zu gut gelungene Regie bei den letzten blicken. Der ungünstige Stand des Exportge- daß es den Nationalsozialisten gelingt, die 99prozentige Zustimmung zu dem Terrorregi- verdecken versucht. Doch kann damit das Geme der Nationalsozialisten erbracht. Inzwi- schäft selbst nicht gehoben werden. des Terrors, der Daß auch die eben beendete Herbstmesse schen hat die Fortdauer
wurst gereicht wurde, ließ der erste, wütend Reichstagswahlen« hatte als Ergebnis die schäfts wird zwar durch laute Reklame zu Versorgungslücke in Erzen zu schließen.
ausgeschlossen,
weil sein Verhalten
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attaché teilnehmen.
geworden, einige unfreundliche Redensarten vernehmen. Der betreffende wurde jetzt vor ein Ehren- und Disziplinargericht der Deutschen Arbeitsfront gestellt und frei- Kampf gegen die» Mießmacher«, die erneute für die Exportindustrie abermals eine große penparade wird der sowjetrussische Militärlich auf ein Jahr aus dieser> Organisation< Vertagung der Vertrauensratswahlen, die sich Enttäuschung war, darüber kann kein Zweifel von Zeit zu Zeit wiederholenden Massenverhaf- sein. Selbst die» Frankfurter Zeitung « muß nicht mit den Pflichten eines Mitgliedes der tungen diese Feststellung längst ad absur- das folgende Eingeständnis machen: DAF vereinbar sei. Ausschluß aus der Arbeitsfront bedeutet natürlich Verlust des Arbeitsplatzes und öffentliche Aechtung. Es handelt sich hier offensichtlich um Nazirache an einem politisch Miẞliebigen.
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Ein Gefängnisgeistlicher, der seit 1929 der Nazipartei angehörte, war mit den Methoden des gegenwärtigen Kirchenkampfes nicht einverstanden. Da er von seinen Pg. heftig angegriffen wurde, trat er nunmehr aus der NSDAP aus. Er wurde darauf von der Justizverwaltung sofort entlassen. Das Dortmun
dum geführt.
Wenn tatsächlich 99 Prozent des deutschen Volkes aus freiem Willen zu Hitler ständen, dann wären sicher auch Appelle wie der folgende überflüssig, der in der Betriebszeitung der Dresdner Bank enthalten ist. Unter der Tritt geUeberschrift:» Die neue Tour? faßt!« lesen wir:
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>> Wir können es einfach nicht verstehen, daß es immer noch Arbeitskameraden in unserem Betrieb gibt, die nicht einer Organisation oder Gliederung der Partei angehören, und meinen hiermit vornehmlich Jahrgänge bis zum 35. Lebensjahr.... Wir wundern uns übrigens über die Virtuosität
die
war
Tiere haben es besser Der Schutz, den die politischen Gefange
» Der große Erfolg der diesjährigen Frühjahrsmesse(?) besonders im Exportgeschäft hatte die Erwartungen hinsicht- nen im Dritten Reich nicht genießen, ist den lich der Herbstmesse stark gefördert. Ganz sind sie freilich nicht erfüllt worden. Zwar Tieren geblieben: in Schöningen wurden zwei das Inlandsgeschäft lebhaft, Angeklagte wegen Tierquälerei zu je neun aber im Auslandsgeschäft war die Zahl Wochen Gefängnis verurteilt, weil sie ihre der Besucher wie die Summe der Einkäufe Pferde schlecht untergebracht, mangelhaft gekein Grund zu besonderer Befriedigung. füttert und zu Arbeiten verwandt hatten, die Die Schranken im internationalen Handelsverkehr... bleiben eben doch außerordent- die Tiere bei dem schlechten körperlichen Zustand nicht leisten konnten.
lich wirksam.
Ein die besonderes Gepräge erhielt Wieviele Jahre Gefängnis müßten die KomSchau durch die jetzt vollkommen durch- mandanten der Konzentrationslager erhalten, gebildeten neuen deutschen Werkstoffe, die
auch von den ausländischen Besuchern be- wenn die Opfer des Regimes sich des gleichen achtet wurden, wenn auch die Aus- Schutzes erfreuen könnten!