Nr. 224 BEILAGE
26. September 193?
Geheim Vortrag Himmlers  top dem Offizierkorps der Wehrmacht  Amtlidier Vortrag des Reichsführers der SS, Heinrich Himmler  , über die SS, die Gestapo   und den Kriegsschauplatz Innerdeutscfaland im Kriegsfalle Wir veröffentlichen auf den folgenden Seiten einen geheimen Vortrag, den der Chef der Gestapo  ,»Reichsführer« Himmler, vor dem Offiziers­korps der Wehrmacht   gehalten hat. Obwohl auf die Geheimhaltung des Inhaltes dieses Vortrages größter Wert gelegt wurde, sind wir dennoch in der Lage,' seinen Wortlaut zu veröffentlichen. Die Hauptinhalte sind: die Vorbereitungen der Polizei für den»Kriegsschauplatz Inner- deutschland« im Kriegsfalle, Stärke und Gliederung der SS und Funktion der SS. Dieser Vortrag enthüllt das Kasernenhofniveau der neuen nationalsozialistischen»Kultur«, die Geistfeindlichkeit des Systems und den gemeingefährlichen Größenwahn und Angriffs­willen seiner Machthaber. Wir empfehlen diesen Vortrag der internationalen Aufmerksamkeit. Und nun geben wir dem Chef der Gestapo Himmler   das Wort:
Die braune Führerauslese
Gnlslehung der SS Ich werde zunächst über Entstehung, Or­ganisation und Aufgabengebiete der SS spre­chen, dann über die Organisation und die Aufgaben der Polizei und als Drittes über das Zusammenwirken von SS   und Polizei und über die wichtige und lebensnotwendige Frage der Sicherung des Reiches im Innern. Die SS entstand in ganz früher Zeit der Bewegung im Jahre 1923, wurde als Stoß­trupp Hitler   am 9. November 1923 verboten und aufgelöst. Im Jahre 1929, vor nunmehr acht Jahren, bekam ich dann vom Führer den Auftrag, die Führung der Schutzstaffeln, die damals 250 Mann zählten, im ganzen Reich zu übernehmen und aus ihnen so lautete der Auftrag eine in jedem Falle zuverlässige Orgamsation, eine Eliteorgani­sation der Partei, zu schaffen. Ich bin an diese Frage dabei will ich mich ein klein wenig länger aufhalten selbstverständlich als Nationalsozialist her­angegangen. Ich will Ihnen auch sagen, wie das aufzufassen ist. Ich bin überzeugt von der Weltanschauung, daß letzten Endes in der Welt nur das gute Blut, auf die Dauer gesehen, die beste Leistung hervor­bringt, Von dieser Ueberzeugung getragen, bin ich an diese Aufgabe herangegangen. Darnach mußte es richtig sein, daß wirklich nur das gute Blut nach unserer Kenntnis der Geschichte als das führende, schöpferische und jeden Staat, vor allem jede soldatische Betätigimg tragende Blut anzusehen ist, und zwar das nordische Blut. Ich sagte mir: Wenn es mir glückt, in einer Organisa­tion möglichst viele Menschen, die zu einem namhaften Teil Träger dieses erwünschten Blutes sind, aus dem deutschen   Volke zu er­fassen und unter soldatischen Gehorsam zu bringen, sie allmählich mit dieser Er­kenntnis vom Wert des Blutes und von der ganzen Weltanschau­ung, die daraus entspringt, zu er­füllen, dann müßte es möglich sein, tatsäch­lich eine Ausleseorganisation zu schaffen, die jeder Belastimg standhält. Diese Auslese des guten Blutes ist theo- re tisch schon sehr oft anerkannt worden. Es hat sehr viele Bücher darüber gegeben, ange­fangen von Chamberlain bis zu Günther in der Zeit 1926/27 und viele andere, die ich hier nicht anführen kann. Es 118111 nun l�ie schwierige Frage: Wie lesen wir die Leute aus? Es gibt zweierlei Auslese­prozesse; Einmal den schärfsten Auslesepro­zeß, den jeweils der Krieg, der Kampf auf Leben und Tod, bringt. In diesem Auslese­prozeß zeigt sich das gute Blut durch Lei­stung. Im Jahre 1929 stand noch immer eine große Anzahl früherer Soldaten zur Ver­fügung, bei denen man nach ihrem Verhalten im Kriege Schlüsse ziehen konnte auf ihren inneren Wert. Kriege sind aber Ausnahmezu­stände, und man mußte einen Weg finden, um auch in Friedenszeiten auslesen zu kön­nen, wenn die Probe der Tapferkeit nicht ab­gelegt werden kann. Hier konnte ich nur das Erscheinungsbild heranziehen, wie der Mensch aussieht. Das Zentimetermaß als höchster Wertmafistab Ich bin zunächst daran gegangen, bestimmte Größe zu verlangen. Ich keine Leute unter 1.70 Meter genommen und da bitte ich Sie, daß Sie meine Worte ganz genau verstehen weil ich weiß, daß Menschen, deren Größe übe einer bestimmten Zentimeter zahl liegt, das erwünschte Bin
eine habe
irgendwie haben müssen. Man darf bei all diesen Dingen natürlich nicht aus­schließlich sein, ebenso wie in keiner Weise gesagt ist, daß Menschen, deren Größe unter diesem Wert liegt, es nicht haben können. Das ist selbstverständlich. Eis besteht nur die größere Wahrscheinlichkeit, in dieses Reser­voir zu greifen, wenn ich diese bestimmte Größe nehme. Nun kommt das weitere. Eis genügt nicht, wenn ich irgendjeden nehme, der groß ist, sondern wir gingen auch damals schon dar­an, uns Lichtbilder kommen zu lassen. Das waren im Jahre 100 oder 150 bis 200 Leute, die wir aufnehmen konnten. Von allen habe ich persönlich das Lichtbild gesehen und überlegte mir: Sind hier im Gesicht des Mannes ganz deutliche Einschläge von frem­dem Blut, also überstarke Backenknochen, wozu man landläufig sagt; der sieht mongo­lisch oder slawisch aus? Slawisch   ist übri­gens ein falscher Ausdruck. Das ist lediglich der volkstümliche Ausdruck. Warum habe ich das getan? Da darf ich Ihre Aufmerksamkeit auf eine Erfahrungs­tatsache lenken. Erinnern Sie sich bitte an die Soldatenratstypen des Jahres 1918 und 1919. Jeder von Ihnen, der damals Offizier war, kennt eine ganze Anzahl dieser Leute aus persönlicher Erfahrung. Sie werden fest­stellen können, daß das im großen und gan­zen Leute waren, die für unser deutsches Auge irgendwie komisch aussahen, die irgendeinen komischen Zug hatten, bei denen irgendein fremdes Blut eingeschlagen war. Eis war der Typ Menschen, die man wohl bändigen kann und die sich in ruhigen Zeiten einordnen, die im Kriege sogar tapfer, kühn und verwegen sind, die aber in dem Moment, wo die letzte Druckprobe auf Charakter und Nerven kommt, irgendwie aus ihrem Blut heraus versagen müssen. Da ich diese Dinge nun wußte, sagte ich mir: Ich nehme von vornherein keine Leute auf, bei denen ich eben auf Grund der Blut­zusammensetzung ganz sicher erwarten kann: wenn eine politische Druckprobe kommt, springen sie aus, sind unzufrieden und un­treu, gehen zum Gegner über, meckern, haben Soldatenratsmanieren an sich und ähnliches. SS  - bessere Leute mit Geld Nun war damit, daß ich damals die äußere Siebung begann, noch keine end­gültige Auslese erreicht. Eis kam ja immer auf die Leistung an, wie der Mann sich in den folgenden Monaten und Jahren bewährte. Hier stand ich auf dem Standpunkt, daß wir immer Schwereres und mehr verlangen muß­ten als alle anderen Organisationen. Wert­volle Leute zieht man sich ja nicht durch leichten Dienst und durch Annehmlichkeiten heran, sondern nur durch Schwierigkeiten und größere Belastungen. Wir fingen also da­mit an, von unseren Männern trotz der da- mals so armen Zeit grundsätzlich höhere Bei­träge hereinzunehmen. Zu einer Zeit, in der gar keine Uniformierung in den Parteigliede­
rungen bestand, verlangten wir von den Leuten, daß sie sich selbst schwarze Hosen und Schaftstiefeln kauften, eine Riesen­ausgabe für einen Erwerbslosen, wenn er die 40 Mark selbst bezahlen mußte. Wenn er das nicht tat oder sagte: ich kann das nicht, dann erklärten wir ihm: bitte, geh wieder, dann hast Du irgendwie die Sache nicht erfaßt, dann hast du irgendwie nicht die letzte Opferwilligkeit und diesen letzten Antrieb von innen heraus, dann können wir dich nicht gebrauchen. So kamen wir all­mählich zu einem von uns beab­sichtigten und erwünschten Blut. Man mag zu dieser hier kurz angedeuteten Theorie der Menschenauslese stehen wie man will, heute, nach acht Jahren, glaube ich sagen zu können, daß die Praxis uns recht gegeben hat, und daß es wirklich möglich war, eine gewisse Auslese von Menschen in der Schutzstaffel schon während der Kampf­zeit organisatorisch zu erfassen. Die Stärke der SS Ich übergehe die nächsten Zeitabschnitte und komme auf das Jahr 1933. Dieses Jahr war für die Schutzstaffel die schwierigste Zeit; denn es war die Zeit des Aufblühens aller Organisationen, die Zeit, in welcher der große Ansturm und die große Flutwelle all derer kam, die sich zur Partei und zu den Verbänden meldeten. Es war damals eine sehr schwierige Frage. Man konnte sie so ent­scheiden, daß man sagte: wir schließen die Partei und die Organisationen; dann bleiben wir in der Qualität sehr gut, aber es kann niemand mehr herein, wir bleiben in der Basis klein und schmal. Oder man konnte sagen: wir machen die Organisationen auf, um die Basis zu vergrößern. Dann ergab sich natürlich die Gefahr, wie es sich dann auch zeigte, daß eine Unmenge Menschen herein­kamen, die nicht unbedingt lauteren Herzens und unbedingt Idealisten waren, so daß bis zu einem gewissen Grade die Gefahr der Zahl, die Gefahr der Masse drohte. Diese Gefahr drohte auch der Schutz­staffel. Deshalb habe ich sie im April 1933 geschlossen, während die Verbände draußen zum Teil immer noch von dieser Welle der Zahl erfaßt waren, möglichst viel Leute auf­zunehmen. So hatte ich im April die Schutz­staffel wieder so weit am Zügel, daß ich sagte: es wird niemand mehr aufgenommen, und wir haben dann von Ende 1933 bis Ende 1935 von den Neuaufgenommenen wieder alles das herausgesetzt, was nichts taugte. In diesen Jahren habe ich etwa 60.000 Männer herausgesetzt; die heutige Stärke der Schutzstaffel be­trägt rund 210.000 Mann. Das hat der Schutzstaffel und hat jeder Ein­heit der Schutzstaffel nur gut getan. Da­durch ist die Qualität selbstverständlich nicht schlechter, sondern besser geworden, wäh­rend sie durch die Quantität gelitten hätte.
Marsdiieren Ist alles Heute damit darf ich die Frage der Auslese abschließen nehmen wir den jun­gen Mann mit 18 Jahren auf. Wir kennen ihn schon von der Hitler- Jugend   her, sehen ihn uns schon ein paar Jahre vorher an, so daß wir wirklich nur den besten Mann be­kommen. Mit 18 Jahren kommt er als Be­werber zu uns. Er wird unerhört geprüft und überprüft. Von 100 Mann können wir im Durchschnitt allenfalls 10 oder 15 brauchen, mehr nicht. Wir verlangen das politische Leumundszeugnis seiner Eltern und Geschwister. Wir verlangen heute von ihm die Ahnentafel bis 1750, wir ver­langen selbstverständlich die gesundheit­liche Untersuchung und sein Zeug­nis von der Hitler-Jugend  . Wir verlangen ferner ein erbgesundheit­liches Zeugnis, daß bei seinen Elltem und in seiner Familie keine vererbbaren Krankheiten vorhanden sind. Wir verlangen dann als Letztes und vielleicht Wichtigstes das Bestehen vor der, wie es heißt Rasse- kommiasion. Diese Prüfungskommissio­nen setzten sich zusammen aus Ftihrern der SS, aus Rassekundlern und Aerzten. Uns kommt es, wie ich Ihnen vorher sagte, nicht nur auf die Länge und die Augenfarbe an, sondern wir lehnen auch viele Leute ab, die vielleicht 1.80 oder 1.85 m lang sind, wenn sie körperlich falsch gewachsen sind. Meines Er­achtens die Erfahrung habe ich in der Verfügungstruppe gemacht ist die Ansicht, daß die erste Kompagnie im allgemeinen schlechtere Marschierer habe als die mittle­ren Kompagnien oder die Kompagnien mit kleineren Körpermaßen, darauf zurückzu­führen, daß man in den ersten Kompagnien zu viele Leute hat, die zwar groß sind, die aber irgendwie falsch gewachsen sind, wo man also ein Längenwachstum hat, das der Arzt ja sehr genau kennt, aber keine Eben­mäßigkeit des Baues, wo also zum Beispiel die Unterschenkel in einem völlig falschen Verhältnis zu den Oberschenkeln stehen, wo die Unter- und Oberschenkel in einem völlig falschen Verhältnis zum Oberkörper stehen, so daß der Körper bei jedem Schritt eine un­erhörte Hubleistung aufwenden muß, einen unerhörten Kräfteaufwand treiben muß, um diese Marschleistung zu vollbringen. Ist der Körper richtig gewachsen und sind alle Or­gane richtig und gut ausgebildet, dann ist niemals einzusehen, warum ein Mensch mit längeren Beinen nicht sogar besser marschie­ren soll als einer mit kürzeren. Eis kommt nun also darauf an, wie sich der junge Mann vor dieser Kommission be­nimmt, daß er also nicht bloß stramm die Hände an die Hosennaht legt, sondern daß er bei aller Diszipliniertheit doch nicht wie ein Knecht auftritt, daß er, wenn man sich mit ihm unterhält, wenn er gefagt wird, tatsäch­lich frei und ordentlich antworten kann, daß sein Gang, seine Hände, daß all das wirklich dem entspricht, was wir nach unserer nun­mehr achtjährigen Erfahrung als Ideal wol­len. Danach wird geprüft, ob wir den Mann aufnehmen oder nicht.
Die Organisation der SS
Die Gliederungen Ich darf nun zur Organisation der SS kommen. Bei der SS sind folgende GUederun- gen zu unterscheiden: Erstens die allge­meine SS, die eine Stärke von rund 19 0.0 00 Mann haben wird. Diese allge­meine SS steht voll und ganz im Zivilberuf bis auf das höhere FHihrerkorps, das seinen Dienst hauptamtlich tut, und zwar vom Sturmbannführer an aufwärts. Ich bin sehr
stolz darauf, daß die allgemeine SS heute nur noch 0.4 Prozent Erwerbslose hat. Diese 0.4 Prozent kommen aus Oberschlesien  , wo wirklich sehr schwer Arbeit zu finden ist. Wir haben also fast alle Leute im Beruf, und ich bin der Ansicht, daß das so sein muß. Denn wenn der Mann wirklich gut ist, dann nützt er mir nicht, wenn er bloß im Sport gut ist, sondern er muß auch menschlich gut und anständig sein und muß auf seinem Ge­biet, in seinem Beruf etwas leisten. Einen
Mann, der ohne wirklichtriftigen Grund sei­nen Arbeitsplatz zum dritten Male wechselt, werfen wir hinaus, dann haben wir kein In­teresse an ihm. Leute, die herumstehen, kön­nen wir nicht gebrauchen. Die allgemeine SS steht also voll und ganz im Beruf und macht abends oder sonntags ihren Dienst genau wie in der Kampfzeit. Neben der allgemeinen SS gibt es die Verfügungstruppe; außer­dem gibt es die Totenkopfverbände, den Sicherheitsdienst und das