Die lierolscbe Füllfeder Der F. Bethge , Dramatiker und Kunstbeamter der Reichstheaterkammer, gilt •drüben als Fachmann für bühnengerechten Heroismus. Er hat auf der Bochumer Tlieatertagung der HJ ein Wort geprägt, das in der Nazipresse immer wieder auftaucht(wie jüngst in der„Preussischen Zeitung" vom 9. 1.) und das deshalb auch hier festgehalten werden soll: „Fragt euch bei jedem„heroischen Werk" auch:„Wer steht dahinter?"— Hat der Dahinterstehende auch das Recht,„in unserem Namen" zu sprechen? Es gibt eine Probe aufs Exempel: den Humor. Der echte Held lacht, lacht viel — und nicht nur der Gefahr. Nirgends ist mehr gelacht worden als im Krieg— mit allen Schattierungen des Lachens." Ja, die ehemaligen Frontsoldaten versi ehern sogar, dass im Kriege eigentlich nur gelacht worden sei. Und zwar wurde umso mehr und umso fröhlicher gelacht, je "weiter man nach vorn kam. Nur in der Etappe herrschte beklommener Ernst. Im kommenden Kriege wird noch mehr gelacht werden, weil es da keine Etappe mehr gibt. Wird das eine Heiterkeit sein, wenn die Städte in Flammen stehen und Frauen mit ihren Kindern, wie jetzt in Spanien , von Granaten zerrissen werden! Und wenn nachher ein Nachkriegsbethge dieses Lachen besingt— wird das eine Konjunktur für die überlebende heroische Füllfeder! Oder wird man sie dann endlich an die Laterne hängen?! Schniock und.tleyerliold Mitte Januar wurde in Moskau das Meyerhold -Staatstheater geschlossen, da Intendant Meyerhold die offiziöse Sowjel- kunst erheblich weniger schätzte als die Machthaber wünschen. Die Presse des Dritten Reiches bemächtigte sich des Falles mit befohlener Aufregung. So schreibt die„Kölner Volkszeilung"(vom 14. 1.): Wenn der ganze Vorgang auch in der Linie liegt, die in Sowjetrussland durch Stalin gezogen ist, so ist er doch ein neuer Beweis für die geradezu pathologische Furcht der Machthaber vor „Konterrevolution". Diese„Furcht des Tyrannen", wie die „Kölnische Volkszeitung" ihre Glosse überschreibt, gibt es natürlich nur in Rassland. Im Dritten Reich existiert keine Gestapo , keine Flüsterei, keine Furcht, und Hitler hat weder eine Leibgarde, noch werden seine Aufenthallsräume überwacht. Der Schluss;„Dabei wird selbstverständlich niemand das Meyerhold -Theater an sich als eine Musteranstalt betrachten. Wie mag nun eigentlich das waschechte Sowjettheater aussehen, wenn dieses Unfernehmen schon an den Galgen gehangt wird?" Wie es aussehen mag? So unfrei, wie das neudeulsche Theater, auf dem im übrigen mn Theaterrevolutionär wie Meyerhold nie möglich gewesen wäre. Der Achsenschritt. Bei einer Besichtigung verschiedener Milizablcilungen wurde Mussolini ein neuer italienischer Parade- Schrift. der„Passo Romano"(römischer Schritt), vorgeführt, der zum erstenmal mit durchgedrückten Knien und hartem Tritt, ähnlieh dem deutschen Parademarsch, ausgeführt wird. Frauenarbeit— artgemäss Kusammenbriiclft einer braunen A�ilalioniilü�e Die nationalsozialistischen Anführer, die mit dem Schlachtruf„Abkehr vom Materialismus!" in ihre Aemter und Pfründen eingerückt sind, sorgen dafür, dass dem Volke die braune Religion erhalten bleibt. Ob es sich um die Müllabfuhr handelt, um Lohn Senkungen oder um die Gewährung einer Exportprämie an die Unternehmer, selten wird eine Massnahme im Dritten Reich mit sachlichen Erwägungen begründet, immer müssen Weistum und Brauchtum, Volk und Rasse, Blut und Boden herhalten. Die deutsche Wirtschaftsentwicklung vollzieht sich jedoch nicht in Walhalla , sie zwingt die nationalsozialistischen Apostel immer wieder dazu, das im Augenblick Zweckmässige zu veranlassen, auch wenn es all dem ins Gesicht schlägt, was gestern als einzig„artgemäss" bezeichnet wurde. So müssen oft dieselben Phrasen herhalten, um Entgegengesetztes zu begründen. Das krasseste Beispiel dafür sind die Parolen, die in den letzten Jahren für und wider die Frauenarbeit ausgegeben wurden. Zunächst war das ganz einfach. Es herrschte ArbeilslosigkeiL Also:„Frauen, zurück ins Haus!" Beileibe nicht, um Ar- beitsplätzc freizumachen. Nein, damit der deutsche Herd wieder jenes Ansehen ge winne, das er bei den Altvorderen genoss und durch die Marxisten verloren hat, damit die deutsche Frau wieder das werde, was ihre stolzen Ahnfrauen waren, Hüterin der heiligen Flamme, Wahrerin der häus liehen Tugend und was der artgerechten Pflichten mehr sind. Praktisch sah das so aus; Arbeiterinnen und Angestellte wurden teils entlassen und durch männliche Kollegen ersetzt, teils durch Gewährung von Ehestandsdarlehen zur freiwilligen Aufgabe ihrer Stellung und zu unbedachten Ehe- schliessungen verlockt, die später in grosser Zahl zur Scheidung führten. Gegen die Akademikerinnen ging man noch strenger vor, denn die männliche Studentenschaft empfand die weibliche Konkurrenz als besonders lästig. Hier wurden Sperrmassnah- men verhängt, die z. B. allen angehenden Lehrerinnen auf Jahre hinaus jede Aussicht auf eine Anstellung nahmen. Stipendien wurden ausschliesslich männlichen Bewerbern zugeteilt. Die Gerichte wehrten sich mit Erfolg gegen weibliche Referendare. die Krankenhäuser gegen Assistenzärztinnen. Es begann bei den weiblichen Studierenden eine Massenabwanderung in minder bezahlte kaufmännische und handwerkliche Stellungen, es vollzog sich ein allgemeiner sozialer Abstieg. Gleichzeitig drängten männliche Bewerber auch in jene Berufe, die selbst von den nationalsozialistischen Schreibern und Bednern als „typisch weiblich" bezeichnet wurden. Die Wohlfahrtsämter und fürsorgerischen Beratungsstellen füllten sich mit alten und jungen Kämpfern. Nur die aufreibendsten und verantwortungsvollsten Posten— etwa in der Land- und Familienpflege— blieben ausschliesslich den Frauen vorbe-l halten. Im letzten Jahre ist auf dem Gebiet derj manuellen Frauenarbeit ein erheblicher Wandel eingetreten. Es fehlt an Arbeitskräften. Die Zahl der arbeitenden Frauen steigt wieder, und die schönsten Phrasen vom häuslichen Herd haben an dieser Entwicklung nichts ändern können. Bereits im ersten Halbjahr 1937 stieg der Anteil der Frauenarbeit in der deutschen Industrie von 24,7 auf 25,5 Prozent. Da in der gleichen Zeit die Beschäftigtenzahl im Ganzen zunahm, bedeutet das eine recht erheblifche Steigerung. Seither ist aber die Entwicklung in raschem Tempo weitergegangen. Bis zum Herbst 1937 war die Gewährung von Ehestandsdarlehen mit der Bedingung verknüpft, dass die junge Frau ihren Beruf aufgab. 800 000 Frauen haben sich dieser Bedingung unterworfen. Seit 1. Oktober 1937 werden Ehestandsdarlehen auch dann gewährt, wenn die Frau ihren Arbeitsplatz behält oder gar eine neue Arbeit aufnimmt. Nur die Tilgung des Darlehens hat in solchen Fällen rascher zu erfolgen. Die Arbeitsfront allerdings benützt auch diese Gelegenheit, um auf Kosten ihrer Mitglieder und zugunsten ihrer Bonzen zu sparen. Sie zahlt eine Heiratshilfe nur dann, wenn die Frau aus dem Arbeitsverhältnis ausscheidet. Dagegen setzte sich der rheinische Gauleiter und Staatsrat Grohe in der Presse energisch für die Frauenarbeit ein. Er erklärte, das Wort „Doppclverdienertum" sei längst überholt. „Nachdem jeder Deutsche die Möglichkeit zum Arbeiten bekommen habe, müssten alle Schranken fallen, die dem einzelnen mit Rücksicht auf die Arbeitslosigkeit anderer den Einsatz seiner Kräfte verwehrt hätten. Die Ehefrau, so sie nicht zum mütterlichen Glück gelangt sei und die mithin keine besonderen Haushaltspflichten habe, sei im.4r- beilsprozess durchaus erwünscht, auch wenn sie es angesichts des Einkommens ihres Ehemannes von ihrem persönlichen Standpunkt aus gesehen nicht nötig habe. So sehr Haushallsführung und Kindererziehung als erste Aufgabe der Mutter allen anderen voranzugehen habe, beständen jedoch gegen die vielfach übliche Stundenbeschäftigung von Müttern, deren Hausstand eine Nebenarbeit gestatte, keine Bedenken." Gegen die volle Beschäftigung von Müttern, deren Hausstand keine Nebenarbeit gestattet, bestehen vielleicht Bedenken. aber sie werden von niemandem beachtet. Vielmehr sind die Krippen und Horte— die Tagesheime für Säuglinge und Schulkinder— bereits so überfüllt, dass weder das Pflegepersonal noch der zur Verfügung stehende Raum ausreicht. Es ist also genau das Gegenteil von dem eingetreten, was die Nationalsozialisten bei der Machtübernahme mit viel schönen Reden verkündeten: die Frauen hüten nicht die „häusliche Herdflamme", sondern stehen an den Maschinen, während ihre Kinder fremden Händen überlassen sind. Dass sie sich allerdigs freiwillig zur schlecht bezahlten und vielfach mit Ueberstunden belasteten Fabrikarbeit drängen, glaubt Herr Grohe wohl selbst nicht. Vielmehr reicht der Lohn des Mannes gewöhnlich nicht! zum Nötigsten, zumal wenn der Familien- j vater verschickt worden ist, in einer ande-: ren Gegend des Reiches arbeiten muss und eine doppelte Haushaltführung notwendig ist. Für die Frauen in geistigen Berufen ist es dagegen eine Lockung, ihre Arbeit auch dann fortzuführen, wenn ihre wirtschaftliche Existenz durch eine Ehe gesichert ist. Aber hier ist der Konkurrenzkampf noch nicht beendet,, hier gilt noch der schöne Wahlspruch vom häuslichen Herd. Die „Frankfurter Zeitung " vom 16. Januar stellte fest, dass sich in den höheren Berufen die Wiederbeschäftigung der Frauen „noch nicht in gleichem Umfang durchgesetzt habe". „Die psychologischen Hemmungen, die hier der Frauenarbeit entgegenstanden, hatten in der Krise zu wirklichen Sperren geführt, die inzwischen erst zum Teil wieder beseitigt wurden. Dies gilt für weibliche Juristen, für Philologinnen, auch für Aerztinncn und vielleicht sogar für einen Teil der gesundheitspflegeri- schen und Fürsorgeberufe, die ja in der Regel in besonderem Masse als weibliche Berufe gelten." Der jahrelange Feldzug gegen die Frauenarbeit ist also doch nicht spurlos vorübergegangen. Er hat zwar die Frauenarbeit nicht beseitigt. Im Gegenteil. Die Frankfurter Zeitung spricht bereits von einer„Hausflucht" der Frau und klagt, dass„gleichsam der letzte irrationale und menschliche Bezirk, der häusliche, Gefahr laufe, ganz den Bedingungen der arbeitsteiligen, hochspezialisierten Wirtschaft unterworfen zu werden". Aber eines ist jedenfalls erreicht worden: die arbeitende Frau in Deutschland ist auf der sozialen Stufenleiter ein beträchtliches Stück abwärts gestiegen. Denn nicht nur die Akademikerinnen sind in ihrem Berufsweg gehemmt worden, auch alle Arbeiterinnen, die aus der Arbeit ausschieden, sei es, weil sie ein Ehestandsdarlehen erhalten wollten, sei es einfach, weil sie entlassen wurden. haben wertvolle Jahre eingebüsst, rangieren heute in einer minderen Lohnklasse oder müssen als ungelernte Kräfte in einem fremden Fach neu beginnen. Ein Phrasenbau ist elend zusammengebrochen. Aber die nationalsozialistischen Redner und Zeitschriften schaffen bereits emsig an einem neuen. Sic besinnen sich plötzlich darauf, dass die germanische Frau in Urzeiten nicht nur Hüterin des Hauses gewesen sei, sondern ihrem Mann in allen Fährnissen der Wildnis zur Seite gestanden habe. Also ist beides„artgemäss": die Entlassung der Industriearbeiterinnen und ihre Neueinstellung unter verschlechterten Bedingungen. Die Auffassung es habe sich beide Male um reine Konjunk- turmassnahmen gehandelt, zeugt von einer durch und durch materialistischen Denkweise und ist eines deutschen Menschen u nwürdig. Nene Ausbürgerungen. Eine Liste von 30 Ausgebürgerten wird im„Reichsanzciger" veröffentlicht. Von dem Verlust der Staatsangehörigkeit werden weiterhin 37 Angehörige der Ausgebürgerten betroffen. � ie maia in lleulseliland stirbt Wilhelm Schäfer feierte im Januar seinen . Geburtstag, und die„Illustrierte Zei- Ung"((jjg frühere Leipziger Illustrierte) »"achte, um ihn zu ehren, eine Schäfersche • nekdote, die von dem Tode seines Bruders bandelt. Wilhelm Schäfer hat einmal in einer sehr peif, Zllrückliegendcn Zeit als kultivierter -rzähler begonnen. Die Entwicklung je- �b, die er im Verlaufe seines Lebens l'ahni(13 Bücher der deutschen Seele) l"acbt es nicht verwunderlich, dass ihn das r"tc Reich seiner Heimat nicht entfrem- k' �"rotzdem kann man, wenn man zwi- cben Nationalisten und Nationalisten unter- ■j�beiden will, nicht ohne Erschrecken die . kdole lesen, deren wesentlichste Sätze abdrucken: „Ich halte ihn(den Bruder) acht Tage �"■"her noch besucht und von einem •�cblaganfall betroffen gefunden. Er sass "och da mit seinen aufmerksamen Au- J1'.',1•..aber die Sprache war ihm, dem '•"öhlichen Sprecher, genommen. r■■, In seiner Sterbenacht wurde er im �,egensatz zu seiner sonstigen Art unru- "J'R•.. bis er noch einmal in Schlaf fiel. jD'ch seine Frau und Pflegerin war zu- j tzt eingeschlafen, als sie durch ein 'autes„Hier!" aufgeschreckt wurde. Da sass mein Bruder Johannes stramm auf- fi�richtet im Bett, den Kopf erhoben und l.'e weitgeöffneten Augen auf seinen un- �'chtbaren Rufer gerichtet. Er, dem die Sprache genommen gewesen war, halte sich auf seinen Namensaufruf mit einem auten„Hier" gemeldet. Mehr als ein halbes Jahrhundert war ergangen, seitdem er zur Reserve entlas- cri war, und er hatte ein reichlich Bür- aerleben hinter sich gebracht: aber als ihn der Tod rief, meldete der Soldat sich zum Gehorsam:„Hier!" Man möchte wünschen, dass diese Geschichte ein Satyriker erfunden hätte. Aber Wilhelm Schäfer hat sie„in gutem Glauben" geschrieben. Da$?11H es Freude Man schreibt uns; In einem Pariser Reisebüro fiel mir ein hübsch illustrierter Prospekt mit der anziehenden Ueberschrift auf:„II y a de la joie!"„Da gibt es Freude!" Angereizt von dem Refrain dieses neuesten Pariser Schlagers, den jeder Garain mit Andacht pfeift, erbat ich mir einen der Prospekte. Welch herzliche Ueberraschung für mich! Wo wurde mir und jedermann, der siebenhun- derlfünfzig Franken für drei Tage opfern kann und will, Freude verheissen? Nirgendwo anders als in Cologne , beim„700- jährigen Karneval zu Köln am Rhein ", französisch geschrieben„carnaval ". Wahrhaftig, drei Tage, Fahrt erster Klasse, erstklassiges Hotel, erstklassige Bälle im Gürzenich mit munterem Geschunkel, das der Prospekt bunt und fröhlich illustrierte! Selbstverständlich einschliessend Rosenmontagszug und je nach Bedarf ein Por- tiönchen Aschermittwoch mit Haken- oder -Aschenkreuz. Sie lassen nicht, sie lassen nicht von ihrem Festeleer, und jeder Fremde hat beinahe die moralische Verpflichtung, sich persönlich davon zu überzeugen, dass Göb- bels und Ley wahrgesprochen haben, das deutsche Volk sei unter Hitler glücklicher und froher geworden. Aber die„joie", die der Franzose bei diesem Anlass genicsst, kassiert keineswegs nur der Kölner Verkehrsverein ein. Es freut sich auch das Propagandaministerium. Kann man den Karneval nicht auch zum politischen„Brückenbau" verwenden, um den letzten Franzosen unter den Kanonen der wiedereingezogenen Artillerie im früher besetzten Gebiet von der Heftigkeit der Friedensliebe des Dritten Reiches zu überzeugen? In jeder der reizenden Sitzungen 'asst ein Herr Schmitz den Monsieur Bourgeois an den Händen, man wiegt sich im Rhythmus des Stimmungssängers und ist voneinander einhellig begeistert. Jeder Kamevalsjeck ein Friedenscngel! Zwar schmeckt Monsieur Bourgeois der Rheinwein etwas säuerlich, aber daheim wird er nicht versäumen, Madame Bourgeois, dem Onkel Jean und der Tante Anfoinette zu berichten, dass die Notizen über Volksbedrückung, Lebensmittelmangel und Teuerung im Dritten Reiche nicht wahr sein können. Was tut Monsieur Bourgeois darauf? Er schreibt als höflicher Pariser einen Dankesbrief nach Köln an den Verkehrsverein. Er wird sofort abgedruckt und kommt in die Sammelmappe der Auslandspropaganda. Monsieur Bourgeois empfängt nicht nur Freude; er gibt auch welche, neben seinem Devisenopfer. Die alle Schalilone Unter Darr�s Schirmherrschaft wurde in Berlin eine Kunstausstellung eröffnet, die deutsche Bauern, deutsches Land" zeigen soll. Also Thema„Blut und Boden ", bequeme Motive, bei denen der gleichgeschaltete Künstler aus dem Vollen schöpfen kann. Aber auch hier triumphieren MMtelmäs- sigkeit und alte Schablone, wie aus einem Bericht der DAZ(IG. 1.) hervorgeht, in dem es heisst: „Die gute Tradition wird gewahrt, das Erprobte ins Heutige umgesetzt, wobei auffällt, dass neben dem ausgesprochen Landschaftlichen der bäuerliche Mensch nur ein einziges Mal in der Verbindung mit der Maschine, der er sich doch sehr häufig und erfolgreich bedient, gezeigt wird; sonst ist das Werken der Hände, sei es mit Pflug oder Sense, mit Säen oder Ernten, stets zur symbolhaften Gestaltung eines ewigen Arbeitsvorganges gewählt. Bestimmt mit Recht, aber man kann sich doch zuweilen nicht des Eindrucks von sich zu häufig gleichenden Vorwürfen erwehren, und es scheint, dass das Romantische darin rein gefühlsmäs- sig nie ganz gebannt ist. Also: Ueber Egger- Linz und Leibi, die sozusagen als Motto und Vertreter überkommener braver Bauernmalerei dort hängen, geht nichts hinaus. An die Realität neuer Arbeitsvorgänge wagt sich keiner recht heran, es könnten Irrtümer unterlaufen, und mit einem Male kriegt einer den artfremden Stempel aufgebrannt. Hat doch der stellv. Geschäftsführer der Reichskul turkammer der bildenden Künste, Dr. Gaber, bei Eröffnung einer Ausstellung im Gau Köln- Aachen laut Köln .•Volksztg. (14. 1.) erklärt: „Es könne keine irrigen Auffassungen mehr geben, nachdem der Führer selbst das entscheidende Wort und das umfassende Leitbild für den deutschen Künstler herausgestellt habe: Deulschsein heisst klar sein." Wie klar man da oben ist, hat die Ausstellung der Entarteten bewiesen, die im Lauf« der ersten Woche ein wenig revidiert werden musste.
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6 (6.2.1938) 242
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