Reichsarbelf«seriell! Nationalsozialismus und Betriebsrisiko «Belriebsführer»,«Gefolgschaft», Treuepflicht»,«Gemeinnutz»,«artverbunden», das sind die Worte, die man nicht nur in jeder deutschen arbeitsrechllichen Entscheidung wiederfindet, sondern mit denen solch ein Urteil geradezu auskommt, wenn es sie durch Beifügung geeigneter Zeitworte und Namen ergänzt. Um aber auch die fein sten Nuancen in der Seele des Arbeiters berücksichtigen zu können, hat das Reichs- arheitsgericht neuerdings noch die„eigene wirtschaftliche Gebundenheit" in den Sprachsalz der Arbeitsrechlsprcchung aufgenommen. Anlass dazu bot ein Landarbeiter, der Lohn haben wollte(RAG. 87-37): „Der Kläger ist bei der Beklagten ständiger Freiarbeiter gegen Stundenlohn. Am 13. Mai und am 2. Juni 1936 wurde er zur Feldarbeit bestellt, jedoch wegen Regenwetters nicht beschäftigt. Er verlangt Lohnzahlung für die ausgefallenen 15 Arbeitsstunden, da die Beklagte ihn im Innendienst hätte beschäftigen können. Die Klage wurde in allen Rechtszügen abgewiesen." Das Reichsgericht sagt in seiner Urteilsbegründung: „Bei der Eigenart der nun einmal von der Witterung abhängigen landwirtschaftlichen Arbeit müssen der Unternehmer und der Arbeiter mit Unterbrechungen von vorn herein rechnen." Gut, wenn beide damit rechnen müssen, dass es regnet, warum soll nur der eine die Kosten tragen? Weil: „Dabei muss es grundsätzlich ihm. der die Verantwortung für den Betrieb zu tragen hat, überlassen bleiben, die Arbeit nach Zeit und Art nach seinem pflicht- gemässen Ermessen einzuteilen. Er wird aber den Belangen der für die Arbeit im Freien angestellten Arbeiter nach Möglichkeit Rechnung zu tragen haben, ohne •seine eigene wirtschaftliche Gebundenheit ausser acht lassen zu müssen." „Eigene wirtschaftliche Gebundenheit" spricht sich gut. Ein nackter Materialist svürde„Profit" dazu sagen, ein Wort, das uian in das Urteil einsetzen könnte, ohne seinen Sinn zu verändern.
CSoldonor Humor „Gestern gab die NSV Ortsgruppe Laak die ersten Volksmasken aus. Die Amtsträgerinnen Hessen nicht locker. Jeder luusste ran aus Probieren.„Xun los, nimm deine Kapuze ab, und setz dir das Ding mal auf!"— Und Oma greift an- 'citungsgemäss mit den Daumen in den Gummi, steckt das Kinn tief hinein und z'eht sich die Maske über das zerfurchte Gesicht. Faltenlos soll das Gerät ansitzen aber bei Oma ist der„Duft" im Weg. So uiuss er zunächst gesenkt werden, später �ntschliessl man sich, denjenigen Frauen, die einen übergrossen Zopf haben, eine Männermaske zu geben. Als Oma die Maske über hat, muss sie sich den Filter anschrau- )eri. Endlich ist es soweit.„Olma, du siehst wie ein Rüsseltier", jubelt ihr kleiner -ukel. der sie begleitet hat."(„Preussi- Sche Zeitung Nr.\2".)
Grenzen der Arbeitekralt Der Schrei nach ISationalislerun� v
Die Nazi-Kriegsmaschine arbeitet seil fünf Jahren mit Volldampf. Der Gesamtproduktionswert der deutschen Industrie hat sich gegen 1933 von 38 auf 75 Milliarden Reichsmark nahezu verdoppelt. Davon entfallen 45 Milliarden auf Produklions- güter d. h. vor allem auf die Rüstungsbetriebe der Eisen-Bau-, Maschinen-, Fahrzeug- und Schiffahrtsindustrie, während die Konsumsgüter nur mit 30 Milliarden beteiligt sind. Die Investitionen im Befrag von 16 Milliarden im Jahre 1937(1932: 4,2) sind zu 70 Prozent vom Reich und seiner Aufrüstung beansprucht worden. Diese gewaltige Steigerung der Produktionskraft hat ihre volkswirtschaftliche Bedeutung verloren, sie dient ausschliesslich dem Krieg. Rund sechs Millionen Arbeiter sind mehr beschäftigt als 1932. Trotz starker Verteuerung sind die Lohn- und Akkordsätze gesenkt, die Arbeitszeit verlängert worden. Leutselige Ansprachen, Schönheit der Arbeit und andere Formen des„deutschen Sozialismus" sollen die Not des Tages übertönen. Die an Zahl vermehrten Beschäftigten haben mit erhöhter Einzelleislung eine ungeheure Steigerung der industriellen Produktion geschaffen, ohne dass das Arbeitseinkommen eine Erweiterung erfahren hätte. Der Mehrwert aus der Arbeitsanspannung dient der Aufrüstung. Neben dem Arbeitseinkommen sind die Arbeiterersparnisse durch Kriegsanleihen bei den Sparkassen und bei der Sozialversicherung restlos mit Beschlag belegt worden. Aber das Höchstmass der Arbeitsausbeutung für die totale Kriegswirtschaft ist noch nicht erreicht. Wohl arbeiten die Maschinen- und Autoindustrie mit einer an 100 Prozent reichenden Ausnutzung ihrer Produktionskapazität, die Eisen- und Stahlwerke sind am Rande ihrer Leistungsfähigkeit angelangt, die grossen im Jahre 1933 übernommenen Vorräte an Rohstoffen und Waren im Werfe von 20 Milliarden Reichsmark sind aufgebracht, die Einfuhr ausländischer Rohstoffe und Lebensmittel ist im„autarken Deutschland " im ständigen Ansteigen, der militärische Arbeilseinsatz ist vollendet, aber die Nazi-Kriegswirtschaft kennt keine Grenzen. Nach Ablauf des ersten Jahres des zweiten Vierjahresplanes erklärt die Reichskreditgesellschaft in ihrem Halbjahresbericht, dass die Reserven an Arbeitskräften, an Vorräten und an Produktionskapazitäten mit Ausnahme der Ver- brauchsgüfererzeugung voll ausgeschöpft sind. Der Oberst Löb, rechte Hand General Görings, meint, ..dass das, was Deutschland fehlt, nicht Eisenlager, nicht Geld oder Geist sind, sondern dass die Grenzen die Arbeitskraft des deutschen Menschen, der Mangel an Arbeitern bildet."_____ Der Führer hat bereits die Industriellen zu sich beordert, um im sechsten Jahr der Kriegswirtschaft neue Parolen auszugeben. Wie der Mangel an Rohstoffen durch die Ersatzstoffe auch nur irgendwie ausgeglichen werden soll, wird nicht verraten, wohl aber feilen die Wirtschaftsorgane der Na
zis übereinstimmend mit, dass zur Sicherung der Konjunktur— soll heissen: zur Fortsetzung der Aufrüstung— der Ausbau der Produktionskapazität und die Pflege des Aussenhandels aktuell geworden sind. Bisher konnte das Regime den 1933 vorgefundenen durchrationalisierten aber bis dahin infolge der Krise nicht ausgenutzten industriellen Produktionsapparat, sowie die vorhandene, nicht voll beschäftigte gelernte Arbeiterschaft bis zur Ueberbeanspruchung ausnutzen und ausbeuten. Die in fünf Jahren geschöpfte Mehrproduktion war verhältnismässig günstig, weil sich die Produktionskosten durch die volle Ausnutzung des Apparates pro Einheit verbesserten. Nun ist die Grenze der"Vollausnutzung erreicht, die weitere Rüstungsexpansion macht die Erweiterung des Produktionsapparates erforderlich, es mangelt dazu an Geld und Material. Es gibt in der„verpflichteten Wirtschaft" an diesem Wendepunkt der Kriegskonjunktur nur einen Ausweg, den Oberst Löb bereits angedeutet hat, er führt von der Grenze der Arbeitskraft zur grenzenlosen Ausbeutung. Soweit es sich um die erfassbaren Facharbeiter handelt, sind Reserven nicht mehr zu mobilisieren. Mit der Aufhebung der Freizügigkeit der Rüstungsarbeiter ist dieser Teil der Aufgabe vollendet. Dagegen werden demnächst folgende Arbeitsreserven aufgerufen; 1. Die Frau, soll wieder in den Betrieb. Einmal wird sie niedriger entlohnt und zum anderen ist sie im Kriegsfall ohnehin unentbehrlich, da Tausende von männlichen Arbeitern an der Front gebraucht werden. 2. Die Landwirtschaft erhält ausländische Arbeitskräfte zugeführt, um ihre deutschen Arbeiter der Industrie zu überlassen. 3. Die einsatzfähigen selbständigen Handwerker werden in die Rüstungsindustrie hinein gelenkt. Das Naziprogramm von der Erhaltung des Mittelstands ist kein Hindernis. Die Fachblätter der Friseure, Bäk- ker, Fleischer, Tischler, Installateure, Klempner, Schmiede, Elektro- Kraflfahrhandwerker und Schlosser haben bereits Aufrufe erlassen. 4. Die Fachgruppe Handelsvertreter, deren Mitglieder ohnehin keine Geschäfte mehr machen können, hat die Ueberführungsaktion ebenfalls eingeleitet. 5. Die schulentlassene Jugend wird kraft Berufslenkung vorzugsweise der Metallindustrie als Lehrlinge zugeleitet. Die Reichsanstalt und die Arbeitsämter haben die Konzentration aller Arbeitskräfte auf den Rüslungsbetrieb schon in umfassender Weise organisiert. Da indes diese genannten Reserven nicht ausreichen und überdies wegen des Geburtenaustalles in den Krieg- und Inflationsjahren nach Berechnung der Reichsanstalt die nächsten zehn Jahre einen Ausfall von 1,5 Millio
nen Arbeitskräften bringen, werden für die bereits in Arbeit stehenden Menschen Massnahmen getroffen, die ihre Arbeitsleistungen vervielfachen sollen. Das Ergänzungsprogramm zum Vierjahresplan enthält zur Erweiterung und Verbilligung der Produktionskraft die Hauptforderung: Schärfste Rationalisierung. Die Nazis hatten zwar bisher die Rationalisierung als jüdisch-liberalistische Erfindung verdammt, die Handarbeit sollte wieder zur Restaurierung des altgermanischen Meistertums zurückführen. Die Expansion der Rüstungsproduktion muss aus den einleitend erwähnten Gründen verbilligt werden. Eine Kürzung der Unternehmergewinne kommt nicht in Frage, also bleibt nur der Weg der Arbeitsersparnis. Es sollen alle Möglichkeiten der modernen Technik und der Betriebsorganisation ausgenutzt werden, um die Leistung des einzelnen Arbeiters ergiebiger zu gestalten. Die geplante weitere Maschinisierung und Mechanisierung der Produktion könnte bei verkürzter Arbeitszeit und sozialen Verbesserungen den Arbeitern den Weg zur wirtschaftlichen und kulturellen Hebung bahnen. Es muss aber„zur Ehre der Arbeit" im Dritten Reich gesagt werden, dass an solch marxistische Ziele nicht gedacht ist. Die deutsche Rationalisicrungsaktion von 1938 hat weder soziale noch kulturelle Zwecke, sie ist der Ausdruck einer Höchstausbeutung des deutschen Arbeiters, der erreichte Mehrertrag der Produktion ist ausschliesslich der Erzeugung von Mordwaffen gewidmet. Die Rationalisierung ist sicher nicht die letzte Parole des ständig im Aufbruch befindlichen Hitlerismus, sie wird nicht nur an der wachsenden Finanz- und Rohstoffnot scheitern müssen, sie wird sich nicht zuletzt, soweit es sich um Arbeitsbereitschaft der unterdrückten und ausgebeuteten Massen handelt, als eine Fehlinvestition erweisen. S. A.
Roicli«cloiit«ohe in Trade-Union« l>.%F wird nlobl anerkannl In Glasgow drohte kürzlich beim Bau der Empire-Ausstellung der Streik von 800 Holzarbeitern, weil vier Deutsche sich weigerten, in die Gewerkschaft der Holzarbeiter einzutreten. Die Deutschen behaupteten, sie seien organisiert und wiesen ihre Karlen von der Arbeitsfront vor. Sie wurden aber von den Funktionären der Gewerkschaft belehrt, dass ihre Nazi-Organisation im freien England nicht anerkannt werde. Schliesslich erklärten die vier Deutschen ihren Beitritt zur Amalgamated Society of Woodworkcrs. Sie handelten damit anständiger und vernünftiger als ihr„Führer", der sich bekanntlich als eingeschworener Gelber aufs äusserste weigerte, in die Wiener Bauarbeifergewerkschaft einzutreten.
es mit dem Wort Longuets, Enkel von Kprl Marx;„Die Weltanschauungen be- kämpfen einander nicht, sondern sie bauen einander gegenseitig auf." Also: mehr To- eranz, Loyalität, Menschlichkeit, Ritter- '. keit und Freiheit für den Kampf des jei<ftes, Forderungen, die heute wieder rennend geworden sind. Es ist manch Tinges und manch Widerspruchsvolles in *'esen Dialogen. Um ihnen gerecht zu wer- ' en' muss man sie als gedankliche Ausein- "idersetzungen, als Auffaltung der Proble- •nafik unserer Tage werten. Die Gesetze nes Dramas erfüllen sie nicht. Liebe und ' a'ionalökonomie vertragen sich nicht gut •niteinander, ihre Vermischung in dramati- schen Dialogen gerät immer in Gefahr, komisch zu wirken, auch wenn es der Autor anders will. Manche Figur ist unmöglich, manche psychologische Lösung ist zu bil- 'K- Die falsche Form schwächt da und • ort den gedanklichen Inhalt. Das darf bedauert werden, denn Jellinek weiss aller- nand Originelles. Diskutables vorzubringen. Cflenfa]ls hat dieser Vertreter neulibera- .?n Sturmes und Dranges der Welt erheb- lch mehr und Gescheiteres zu sagen als I!le Repräsentanten nationaler Mysük und Romantik, deren Schatten ab und zu mit- m'alferlieh in das Buch hereinragen. Mit seinem Orpheus in der Unterwelt machte Offenbach die Götter des zweiten aiserreichs lächerlich, musizierte die Lä- Jmerlichkeit ins Volksbewusstsein und leiste damit Vorarbeit für den Sturz dieser _«marchie. Offenbachs Geist hat Pate ge- anden bei einem Bühnenspiel, dass sich '''e Liebesinsel" nennt(Verlag Neumann Co, Prag ). Komödie in fünf Akten heissl s im Untertitel, aber man darf höchstens on einer Posse reden. Dem Dichter, Dosio Koffler
, hat wohl eine komödienhafte Satire gegen die braune Barbarei vorgeschwebt, doch die leicht, allzu leicht geschürzte Handlung, die Songs in Offenbachs Melodien machen die fünf Akte zur Operette. Schauplatz der amourösen Begebenheiten ist ein Eiland, darauf ein heiteres Völkchen der ungebundensten Liebe lebt. Eine Schar Briganten bemächtigt sich der Herrschaft und errichtet eine Räuberdiktatur. Das moralische Mäntelchen: Wiederherstellung„alter Zucht und Sitte", Ausrottung frei wählender Liebe und Sinnlichkeit, für deren Verständnis dem Ban- dcnchef das dafür zuständige Organ fehlt. Der normale Liebestrieb jedoch siegt, die Barbarei wird verjagt. Das Gelungenste: der Jargon des Bandenchefs. Die Sätze gehen auf Stelzen, stürzen über ihre krankhafte Substantivierung, wandeln Adverbum in Adjektivum und rammeln sie am Schlüsse wie Pfähle ins Leere.„Ich Antialkoholiker bin als solcher bekanntlich ein unbeugsamer"...„Was als blutmässige Sprache hierorts in Geltung zu gelangen habe, das bestimme ich, ebenso wie ich meine Eigenart der Anstreichung der Fussböden der Jugend von mir für echte Malkunst dekre- tiniere, allein alles übrige für eine entartete derselben. Und somit ist die Sitzung eine beendete.." Es ist, als hörte man das Radio dröhnen. Schade, dass dieses Kauderwelsch eine Nebenrolle spielt; es hätte den eigentlichen dramatischen Konflikt ausmachen können, womit die Satire — im Stil des Bandenchefs zu sprechen— eine erheblich arteigenere und durchschlagendere geworden wäre.— Das künstlerisch Wirksamste des Buches sind die schlagkräftigen Zeichnungen von Bert. B. Br.
Etasfante« II«III- llädclien sfesnoht Auf der Führertagung der„Amtschefs und Gebietsführer" in der Krolloper Berlin hat Raidur von Schirach verkündet, es werde„ab sofort" innerhalb der Hitlerjugend eine besondere Organisation für die Mädchen vom 17. bis zum 21. Lebensjahr geschaffen werden, die den schlichten Namen „RdM-Werk Glaube und Schönheit" führen solle. Man werde dort Gymnastik, Sport, Tanz und„kulturelle Arbeit" pflegen. „Körperpflege und Eleganz seien, so führte Baldur von Schirach weiter aus, in diesem Alter der weiblichen Jugend erzieherische Forderungen. Er wolle, dass dieses Werk, das der Erziehung des schönen und gläubigen Menschen gelte, von ■der Oeffentlichkeit richtig verstanden werde. Um so schöner die deutschen Mädel würden, um so stolzer und selbst- bewusster sollten sie sein. Mit der Aufnahme kultureller Werte und mit der Pflege des Körpers bekenne sich auch die weibliche Jugend zu einem Ideal der Haltung und der Achtung vor sich selbst." Dass sich die BdM -Mädchen bisher nicht zu einem„Ideal der Achtung vor sich selbst bekannt haben", scheint sogar Herrn von Schirach nicht verborgen geblieben zu sein. Um die„Eleganz" zu fördern— er hätte kein verbrauchteres und nichtssagenderes Wort aus der Konfektion beziehen können— wird eine neue Festtracht für Führerinnen geschaffen werden, die natürlich auch wieder„unserem Ideal entspricht". Wozu mit einemmale der Aufwand? Der Redner erklärte es selbst: „Baldur von Schirach wies auf die erzieherische Notwendigkeit der Verbindung der Jugend mit dem Ausland hin." Und im Ausland haben die BdM-Tram-
pelchen bisher in der Tat helles Gelächter erregt, vor allem, wenn sie geschlossen antraten. Werden eine neue Tracht und ein neuer Name daran etwas ändern können? Kaum. Denn die schlechte Haltung entspringt einer inneren Unsicherheit. Während die Erziehung der männlichen Hitlerjugend eindeutig auf das Soldatische gerichtet ist, wird mit den Mädelgruppen ziellos herumexperimentiert. Erst sollten die Mädchen„zurück ins Haus", jetzt, da es an Arbeitskräften fehlt, werden sie in Berufe gepresst, an denen ihnen häufig nicht das mindeste gelegen ist. Stadtkinder, womöglich Studentinnen, müssen in der aufnahmefähigsten Zeit ein Jahr lang Kühe melken und Hühner füttern, um das Gelernte nach der Heimkehr alsbald wieder zu vergessen. Andererseits sollen sie„elegant" sein und so rasch als möglich sechs Kinder bekommen. Sie finden sich in diesem Parolengewirr nicht zurecht und flüchten sich in eine soldatisch stramme Halfung, die bei aller inneren Tragik komisch wirkt. Selbst wenn der deutsche Lands- khechlsstaat seiner weiblichen Jugend günstigere Entwicklungsmöglichkeiten gewähren könnte, wäre Baldur von Schirach nicht der Mann, um die unvermeidlichen Schwierigkeiten, die bei der Erziehung einer der- ai t zusammengewürfelten Gruppe auftauchen, mit Verständnis zu meistern.