Deiitscli-russiftclie Scliicksalsverbnndeiilieit Der Frellieilükampr ist anteilbar| Von Theodor Dan

Am fünften Jahrestage der Hitler - schen Diktatur, der Herrschaft des bar­barischen Faschismus im entwickeltsten kapitalistischen Lande Europas , ist es wohl allen Sozialisten klar, wie ent­scheidend die weitere Entwicklung der Verhältnisse in diesem Lande für die Schicksale der ganzen Welt und damit für die Schicksale der gesamten inter­nationalen Arbeiterbewegung, des ge­samten internationalen Sozialismus wird. Vor allem ist aber dieser traurige Gedenktag geeignet, die deutschen und die russischen Sozialisten an die unzer- reissbare Schicksalsverbundenheit der deutschen und der russischen Revolu­tion, der deutschen und der russischen Sozialdemokratie zu erinnern. Als die russische Revolution anfangs März 1917 ausbrach, die vom demokra­tischen Sozialismus geführt wurde, fand sie vom ersten Tage an den fort­dauernden Krieg vor sich, als ihren ge­fährlichsten und erbittertsten Feind. Sich allein von den erstickenden Fesseln des Krieges zu befreien, konnte sie nicht; ihr standen drohend die Armeen des kaiser­lichen Deutschlands gegenüber, die sie zur Gefangenen der kriegerischen kapi­ talistischen Bourgeoisie der Entente machten. Nur eine Revolution in Deutschland konnte zu dieser Zeit die russische Revolution retten; eine Koo­peration zweier revolutionärer Länder des industriellen Deutschlands und des agrarischen, rohstoff- und men­schenreichen Russlands wäre stark ge­wesen, um allen Kriegsgelüsten des Ka­pitalismus erfolgreich trotzen, einen ra­schen und allgemeinen Friedensschluss auf demokratischer Grundlage erzwin­gen, Deutschland die Härte des Ver- sailler Diktats ersparen und der russi­ schen Revolution den ungestörten wei­teren Verlauf unter der Führung des de­mokratischen Sozialismus sichern zu können. Diese von uns russischen Sozialdemo­kraten so heissersehnte deutsche Revo­lution kam aber damals nicht zum Aus­bruch. Ihr verspätetes Erscheinen auf der geschichtlichen Bühne ist letzten Endes die Ursache dafür, dass die demo­kratische Revolution Russlands den gif­tigen Gasen des fortdauernden Krieges erlag und dass ihre Entwicklung auf die Bahnen der terroristischen Diktatur des Bolschewismus gelenkt wurde, die jetzt vor aller Augen in so grausam blutigen

die deutsche Revolution in weitem Mas- j Exponenten immer mehr die Stalinsche

se mitverschuldet. Diese geschichtlichen Zusammenhän­ge sind hier keineswegs als blosse Re­miniszenzen gedacht. Sie müssen uns deutschen und russischen Sozialdemo­kraten zur Lehre für die Zukunft wer­den. Im Hitlerschen Deutschland und in der Stalinschen Sowjetunion nehmen die inneren Spannungen sichtlich zu. Die Hitlersche Diktatur und in noch viel höherem Grade die Stalinsche Dik­tatur gehen offensichtlich einem kriti­schen Zeitpunkte entgegen. Es ist das gemeinsame Interesse des gesamten in­ternationalen Proletariats, dass die heranreifende Krise sowohl in Deutsch­ land als in der Sowjetunion nicht in ei­ne Ablösung der blutigen und wider­spruchsvollen Diktatur eines faschisti­schen Hitlers oder eines bolschewisti sehen Stalins durch eine zwar geordne tere undrechtmässige re", aber umso lebensfähigere eindeutig konterrevolu tionäre Diktatur, sondern in eine politi­sche Demokratie ausmündet, die in den gegebenen geschichtlichen Verhältnissen den arbeitenden Massen den Weg zum Aufbau einer freien, wirklich sozialisti­schen Gesellschaftsordnung eröffnen wird. Es ist vor allem das gemeinsame Interesse der arbeitenden Massen Deutschlands und der Sowjetunion . Denn jede Festigung der Konterrevolu­tion in Deutschland führt automatisch zur Festigung7 der konterrevolutionärenj Tendenzen in der Sowjetunion , zu deren)

Diktatur wird. Und umgekehrt: jedes Anwachsen der demokratischen Kräfte in einem dieser Länder führt automa­tisch zur Stärkung dieser Kräfte auch im anderen Lande. Eine russische Konterrevolution wird zur Verbündeten,

weniger liegt es in unserer Macht, diese Krise in beiden Ländern gleichzeitig ausbrechen zu lassen und unsere, durch die Verschiedenheit der Verhältnisse be­stimmten Kampfmethoden auf einen Nenner zu bringen. Was aber wohl in unserer Macht ist, das ist uns die klare

nicht zur Feindin der deutschen Kon- Erkenntnis und die feste Ueberzeugung

terrevolution werden. In der Epoche des unaufhaltsamen Verfalls des Kapitalismus, in der wir leben, kann die Demokratie nur inso­fern lebensfähig sein, als sie in ihrer Hülle den sozialistischen Inhalt birgt.... Nur die hinter dem sozialistischen Pro-;'sse"'»ns u geistig-politisch auf d.e letariat sich scharenden arbeitenden der uns harrenden geschichtlichen

anzueignen, dass der möglichst vollkom­mene Sieg der deutschen Sozialdemo­kratie für die russische Sozialdemokra­tie ebenso lebensnotwendig ist, wie um­gekehrt; dass wir uns beiderseitig mit allen uns zugänglichen Mitteln helfen

Massen der Städte und der Dörfer kön­nen zu den Trägern einer kraft- und saftvollen Demokratie werden. Und nur die Sozialdemokratie kann ihnen, nach­dem der Bolschewismus in der Sowjet­ union und nach der Sowjetunion in der ganzen Welt zu so einem kläglichen Bankrott sich heruntergewirtschaftet hat, diesen Weg weisen, der durch die Demokratie und in der Demokratie zum Sozialismus führt. So tritt die innere Schicksalsverbun­denheit der deutschen und der russi­ schen Revolution, der deutschen und der russischen Sozialdemokratie noch einmal klar und deutlich zutage: jeder Erfolg der deutschen Sozialdemokratie wird unmittelbar zum Erfolge der rus­ sischen und umgekehrt. Wir können natürlich nicht vorausbe­stimmen, wann die Krise in jedem die-

Aufgaben zu heben und die tiefe Ver­bundenheit unserer beiderseitigen Schicksale, Erfolge und Misserfolge ver­stehen zu lernen, um im kritischen Mo­ment solidarisch wirken zu können. Einst zogen die polnischen Aufständi­schen in den Kampf gegen die russi­sche zaristische Leibeigenenarmee mit Fahnen, auf denen geschrieben war: Für unsere Freiheit und für die eure!". Mit noch viel grösserem Rechte muss und soll auf den Kampffahnen der deut­ schen und der russischen Sozialdemo­kratie dieser Ruf stehen. Denn nur ge­meinsam können die deutsche und die russische Demokratie, der deutsche und der russische Sozialismus den Sieg nicht nur erkämpfen, sondern auch sichern, als eine bahnbrechende Errun­genschaft auf dem Wege der ökonomi­schen, politischen, sozialen und kultu­rellen Befreiung der arbeitenden

ser Länder akut ausbrechen wird. Noch j Menschheit der ganzen Welt!

Terror in Danzi� nie Vorltereitunsr des Au seil lu»He* Aus Warschau wird uns geschrieben: Nachdem bekanntlich bereits die Mehr­zahl der noch aus 9 Abgeordneten beste­henden sozialdemokratischen Fraktion des Danziger Volksfages von den nationalsoziali­stischen Partei- und Polizeiorganen gezwun­gen worden ist, sich der nationalsozialisti­schen Volkslagsfraktion als Hospitanten an- zuschliessen, hat der nationalsozialistische Volkstagspräsident Beyl in den letzten Ta­gen auch alle 40 restlichen Kandidaten des sozialdemokratischen Wahlvorschlages von 1935, die als Abgeordneten-Nachfolger in Frage kommen, polizeilich zu sich vorgela­den. Die Nachfolge-Kandidaten mussfen ei- und schmutzigen formen ihrem ge- ne Erklärung unterschreiben, durch die sie schichtlichen Ende entgegeneilt.|.sich verpflichteten, ein ihnen später even­tuell zufallendes Mandat nicht anzunehmen. Wie zuverlässig verlautet, sollen statt ihrer künftig nur die Kandidaten des nationalso­zialistischen Wahlvorschlages in den Volks­tag einberufen werden. Die vorgeladenen Personen wurden zum

Die geschichtliche Verspätung der deutschen Revolution rächte sich am bittersten an ihr selbst. Als sie endlich nach über anderthalb Jahre ausbrach, war die russische Revolution durch den Bürgerkrieg, durch den Utopismus und den Terror der bolschewistischen Dik­tatur schon so geschwächt und ausge­hungert, dass sie der deutschen weder politisch, noch, was wohl am wichtig­sten war, wirtschaftlich jene Unter­stützung leisten konnte, die der deut­schen Revolution zur Befreiung aus der sie drosselnden Klemme der kapitalisti­ schen Bourgeoisie der Siegesländer not­wendig wäre. Ja, noch mehr. Unter der Führung der terroristischen Diktatur des Bolschewismus nahm die russische Revolution die Richtung an, die sie nicht zur Helferin der deutschen demokrati­ schen Republik in ihrer Weiterentwick­lung im Sinne des proletarischen Sozia­lismus machen konnte. Im Gegenteil der Bolschewismus hat durch die Spaltung des deutschen und des internationalen Proletariats, durch die gehässige Be­kämpfung der politischen Demokratie und aller demokratischen proletarischen Organisationen, durch zeitweise direkte Kooperation mit den reaktionärsten Kräften Deutschlands nicht wenig dazu heigetragen, dass die demokratisch-pro­letarischen Grundlagen der deutschen Republik untergraben und sie schiiess- lich ihren faschistischen Todfeinden wehrlos ausgeliefert wurde. Die bolsche­wistische Diktatur, deren Emporkom­men in Russland durch die geschichtli­che Verspätung der deutschen Revolu­tion ermöglicht wurde, hat ihrerseits den Sieg der Hitlerschen Diktatur über

Schweigen verpflichtet. Es ist ihnen auch strikt verboten worden, vorläufig über den von den Nationalsozialisten erpressten Ueberfrilt der Mohrzahl der noch amtieren­den sozialdemokratischen Abgeordneten zu sprechen. Bis heute hat die Danziger Presse die Nachricht von diesen Uebertritten auch noch nicht veröffentlichen dürfen, obwohl ihre Bekanntgabe ursprünglich noch wäh­rend der Tagung des Völkerbundsrats, und zwar am 29. Januar 1938. geplant war und als ein neuer.,Si/?g" gefeiert werden sollte. Ueber die Gründe, die zu dieser Zurück­haltung Anlass gegeben haben, ist bisher nichts bekannt geworden. Der Gauleiter Forster hat vor den natiQ- nalsozialistischen Funktionären in Danzig eine Rede gehalten, in der er sagte, dass nach der materiellen Vernichtung der Parteien die von ihnen vertretenen Ideologien auch geistig überwunden wor­den seien. Gerade für Danzig sei es von grossem Nutzen gewesen, dass ein konfes. sioneller Kampf nicht zur Auswirkung gekommen sei. In der Aussenpolitik sei der Einflnss des Völkerbundes auf die Danziger Innen- und Aussenpolitik aus­geschaltet worden. An seine Stelle sei die für die Danziger Interessen ersnricssli- 'here Aussprache zwischen Berlin und Warschau getreten. Mit diesem Ersatz sei Danzig vollauf zufrieden. Am Ende des Jahres 1938 müsse es nur noch national­sozialistische Abgeordnete im Danziger Volkstag gehen. Wie diegeistige Ueberwindung" der Ideologie aussieht, illustriert der massive Terror. Man kann einzelnen das Rückgrat brechen aber den Geist tötet man damit nicht.

Braune f�reuellnsren Die BericliterstaltuDg; «ler!Vaxi|»re«i$io Immer wieder werden ausländische Jour­nalisten aus Deutschland ausgewiesen mit der Begründung, dass sie sich bei Schilde­rung der Zustände und Ereignisse im Drit­ ten Reich nicht hinreichender Objektivi­tät und Wahrheitstreue beflcissigt hätten. In Wirklichkeit ist es natürlich gerade um­gekehrt: von der Verfolgung und Bespitze­lung durch die Gestapo und von der Ver­weisung aus Deutschland werden gerade diejenigen Korrespondenten betroffen, die es für ihre Pflicht halten, ihren Lesern nicht Goebbels-Klischees und Propaganda­lügen aus Berlin zu drahten, sondern ih­nen ein objektives und zutreffendes Bild von der Lage und der Stimmung im Reich zu übermitteln. Dasselbe Regime aber, das stündig der AuslandspresseMangel an Objektivität und Wahrheitsliebe" verlogen vorwirft, denkt natürlich nicht im mindesten daran, diese Tugenden"von seinen eigenen Presseleuten im Ausland zu erwarten. Im Gegenteil: bei gewissen Gelegenheiten das Blaue vom Him­mel herunterzulügen ist hier Vorbedingung für die Karriere. Man sehe sich doch nur einmal die Anslands-Uerichterslattnng der reichsdeutschen Presse an! Welche Hoch­flut von erzdummen Greuellügen! Lassen wir einmal die spanischen Kriegsberichte ganz beiseite, desgleichen die vom Goebbels zur Lappalie verniedlichte Cagoulards-Af- füre. Greifen wir nur einmal ein Beispiel aus allerjüngster Zeit heraus: die Aussper­rung im schiuedischen Gastwirts- und Ho­telgewerbe. Das heisst: schon von der blos­sen Tatsache der Aussperrung erfahren die Leser des Hitlerblattes gar nichts. Statt des­sen ist permanent von Streik die Rede, da­mit der Leser annehmen muss, dass hier wieder mal die bösen marxistischen Ge­werkschaftler ein Land in Not und Chaos gestürzt hätten... Ein Uneingeweihter raüsste den Artikel, der übrigens den schönen Ti­tel trägtSchweden nicht zu empfeh­len!" mehrmals genau durchlesen, um aus gewissen Widersprüchen und Ungereimt­heiten zu erahnen, dass es nicht das Perso­nal ist, sondern die Unternehmer, die Ho­tel- und Reslaurantbesitzer, die dastrei­ken", dass also ein Lockout vorliegt. Aber nicht genug damit: der Schweden - Korrespondent des VB erklärt grossartig, dass in Stockholm kein Restaurant und kein Kaffee geöffnet sei, mit einer einzigen Aus­nahme: der Wirtschaftsbetricb des deut­ schen Kolonieheims sei die einzige Stelle, wo man gegenwärtig in Stockholm etwas zu essen bekommen könne. Welch ein Triumph! Die bemitleidenswerten Bürger des marxistisch-verseuchten Schweden müs­sen sich an den Wirtshaustisch der Naziko

lonie flüchten, um dort ihren Hunger zu stillen!... In Wahrheit gibt es in Stockholm zahl­reiche Restaurants und Kaffees jeder Art und Grösse, die am Lockout nicht teilneh­men und genau wie sonst geöffnet sind. Nicht einmal zu besonderem Andrang und Platzmangel ist es in diesen geöffneten Lo­kalen gekommen. Die freie Erfindungchaotischer" Zustän­de in den demokratischen Ländern ist eine Hauptaufgabe der braunen Auslands-Jour­nalistik. Bombastische Verherrlichung des Dritten Reiches und seiner Trabanten lügenhafte Verunglimpfung der demokrati­schen Staaten..., das ist es, was in der son­derbaren Terminologie des Goebbels-Mini­steriums alsobjektive, wahrheitsgetreue Berichterstattung" bezeichnet wird.

Verboten. In Thüringen sind alle katholi­schen Jungmänner- und Jungfrauenvereine mit allen ihren Unter- und Nebengliederun­gen aufgelöst und verboten worden.

Imp. Union, 13, nie M6chain, Paris .

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Le Girtml; Maurice COQUET.