Ein seltsamer

Lohnkampf

Das Hauptaugenmerk der nationalsozia­listischen Anführer ist nach wie vor auf die Jugenderziehung gerichtet. Die ältere Generation des deutschen Volkes kann bei

zum

Ausgebeutete

Jugend

Plattfüsse

Bekenntnismarsch und Landarbeit und Rückgratsverkrümmung

dienst, Unterricht, innerer Dienst, vor al­lem auch die Arbeit wechseln miteinan­der ab."

( ,, Magdeburger General- Anzeiger" vom 30. 6. 39)

An einer anderen Stelle des zitierten hauptärztlichen Berichtes lesen wir: Die Herren vom Reichsarbeitsdienst ken­ ,, Eine Sonderstellung unter allen erho- nen ihre Pappenheimer. Diese Jugend, die benen Befunden nehmen auf den ersten man schon in der Schulzeit von einer Be­Blick die Formveränderungen der Füsse schäftigung in die andere gehetzt hat, von ein. Sie bestehen überwiegend aus mehr

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oder minder flach eingesunkenem Fuss- der Schulbank zum HJ - Dienst, von da zur gewölbe, also mehr oder minder ausgebil- Erntehilfe, von da zu Strassensammlungen, detem Plattfuss: in der Stadt an 34,8, Bekenntnismärschen", Befestigungsarbei Prozent, auf dem Lande an 22,7 Prozent ten, diese Jugend kennt keine grössere aller Jungen feststellbar." Angst als die vor einer planmässigen, ernst­Der HJ - Arzt findet die vielen Plattfüsse haften,„ einförmigen" Arbeit. Die Aussicht beunruhigend": auf ,, Abwechslung" genügt, um ihr einen Beruf verlockend erscheinen zu lassen. , Wohl aber müssen sie eine Mahnung sein, die daraus für später vielleicht dro- erzieht man zwar keine Wissenschaftler und hende Gefahr klar zu erkennen und zu Qualitätsarbeiter, aber immerhin Lands­beobachten. Die Marschtüchtigkeit der knechte. Hitlerdeutschland muss schon des künftigen Soldaten hängt davon ab! Dem halb in einen Krieg hineintreiben, weil wachsenden, kindlichen Körper darf eine friedensuntüchtige Generation heran­noch keine statische Dauerbelastung zu- gezüchtet worden ist. gemutet werden wie dem Erwachsenen. Längeres Verweilen in bestimmter Hal­tung oder stundenlanges Marschieren stärkt nicht die kindlichen Muskeln, son­dern schädigt sie durch einseitige Ueber­lastung."

mehr oder minder guter Laune erhalten, Am 16. Juli beginnt wieder einmal der Ausgleich des Gesundheitsniveaus zu rech­zum Schweigen oder Heilrufen gezwungen, sogenannte„ Bekenntnismarsch" der deut- nen, mit einem Ausgleich im schlechten kann sogar durch planmässige Behandlung schen Jugend nach Nürnberg und Lands- Sinne. an die herrschende Unfreiheit einiger­berg am Lech . Zweitausend ,, Marschierer" massen gewöhnt werden, im übrigen aber im Durchschnittsalter von 17 Jahren wer­muss man sie verbrauchen, wie sie ist", den wie alljährlich viele Wochen auf der denn die Erfahrungen, die vor dem Dritten Landstrasse liegen und zur höheren Ehre Reich gemacht worden sind, radiert kein des Vaterlandes die Arbeit, zu der man sie Gauleiter aus den Köpfen, und das leidige auch sonst nur selten kommen lässt, voll­Volksgewissen, das zu zahlreichen Helden­ends vernachlässigen. taten des Regimes laut und vernehmlich ,, Sie sind insgesamt 700 Tage unter­nein sagt, ist trotz des heftigsten propagan­Trommelfeuers distischen nicht wegs. Auf 545 Marschtage entfallen über 150 Ruhetage, die der Erholung und Aus­Schweigen zu bringen. Die Jugend aber, seit spannung der Jungen dienen. Die Ge­sechs Jahren in die Hände der nationalso­samtstrecke, die die Teilnehmer am Adolf zialistischen Partei gegeben, im braunen Hitler - Marsch nach Nürnberg zurückle- ,, nicht Treibhaus ohne Kenntnis der weiteren Um­gen, beträgt rund 12 000 Kilometer." welt aufgewachsen, mit falschen Geschichts­Indessen wird die Schuljugend in den vorstellungen vollgestopft, diese Jugend landwirtschaftlichen Hilfsdienst einge­muss zum Idealtypus des neudeutschen Un- spannt. Die ohnehin unterernährten Kinder tertanen heranreifen. Das glauben wenig- müssen während der Ferien und über die stens die Nazis, die trotz Blutmythus und Ferien hinaus schwere körperliche Arbeit erbkundlichem Dileftantismus krasse Erzie- leisten. Wie sie nach dieser Art von Fe­hungsmaterialisten sind. rien mit den schulischen Aufgaben fertig Gross ist die Ueberraschung, wenn schein- werden wollen, ist ihre Sache. Den Richtli­bar fremde, d.h. im Erziehungsplan nicht nien nach soll zwar die städtische Schulju­vorgesehene Züge durchbrechen. Dann gend unter 14 Jahren ,, im allgemeinen" taucht die unvermeidliche Frage auf: ,, Wo nicht zu landwirtschaftlichen Arbeiten her­haben die Jungen das her?" und ein paar angezogen werden. Aber wie alle Berichte Sogenannte Bekenntnismärsche der Ju­Erziehungsbeamte, die garnichts dafür aus Deutschland einhellig bestätigen, ist gend, die sich über viele Wochen erstrek­können, bekommen einen Rüffel. In Wahr - der Arbeitermangel so katastrophal, dass ken, sind also unter anderem ein Bekennt- nig Geld über die Grenzen geprügelt, in heit haben die Jungen es nirgends ,, her", es ,, im allgemeinen" nur noch Ausnahmen nis zum Plattfuss. Die Hitlerdiktatur wird dem deutschen sie machen ihre Erfahrungen und produ- von dieser Regel gibt. Die Höheren- und zieren aus sich selbst heraus die mensch- Mittelschüler werden klassenweise aufs Volke als Erbe eine ausgebeutete, kranke liche Reaktion, die vor Hitler üblich war Land transportiert, erhalten den Tariflohn und verdorbene Jugend hinterlassen, und und noch nach Hitler üblich sein wird. und unterscheiden sich von den erwachse- es wird der ganzen Kraft einiger Genera­Nur wirken die natürlichsten Einfälle bei nen Zwangsarbeitern nur durch die gerin- tionen bedürfen, um des Unheils Herr zu dieser Jugend so robinsonhaft und beinahe gere Leistung, nicht durch minderen Kraft- werden. drollig, weil sie unbeholfener ist als die aufwand.

gesorgt

normal in die Kette der Generationen ein- In diesem Zusammenhang sind die ,, Er­gegliederte Jugend demokratischer Länder gebnisse der Kontrolluntersuchung 1362 und die Welt umzurennen glaubt, wenn sie diensttauglicher Jungvolk- und Hitlerjun Für Abwechslung ist sich so vehält, wie sich die Väter und deren gen" interessant, die der HJ - Hauptarzt Frei­Väter seit jeher verhalten haben. herr M. von Dungern in der Zeitschrift

Das Berutsideal der

deutschen Jugend

Deutsche Rechtsburleske Während die Synagogen brennen, Tal sende von Juden aus ihren Häusern verjagt, ihres Eigentums beraubt, ohne einen Pfen­Konzentrationslagern zu Tode gemartert Richter die Köpfe darüber, ob werden, zerbrechen sich die deutschen

den dürfe."

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,, von einem arischen Wettbewerberge genüber einem Konkurrenten auf die Zu gehörigkeit des Konkurrenten zum Juden. tum nach den Bestimmungen über den unlauteren Wettbewerb hingewiesen wer­Der 2. Senat des Reichsgerichts hat die Herren durch ein Urteil vom 4. Februar 1939, das soeben im ,, Deutschen Recht" Wochenausgabe, Seite 437, veröffentlicht worden ist, ihrer Gewissensbisse enthoben. Er hat entschieden,

Der Mangel an Arbeitskräften bringt es ,, Die Angaben über Veränderungen der mit sich, dass die in das Berufsleben eintre­Wirbelsäule und des Brustkorbes zeigen tende Jugend von allen Seiten umworben mit 2,2 Prozent in der Stadt und 7,9 wird. Wohl die originellste und aufschluss­Prozent auf dem Lande ein Ueberwiegen reichste Reklame leistet sich der Reichs­unter den Landjungen, das nicht auf Zu­

Die werdenden Ingenieure, Architekten ,,, Die Gesundheitsführung des deutschen Chemiker, Physiker auf den deutschen Volkes"( 1. Jahrgang, Heft 2) veröffentlicht Hochschulen und technischen Lehranstalten hat. Dort heisst es: sind z.B. zu einer epochemachenden Er­kenntnis gekommen: wenn man sich zur Durchsetzung eines gemeinsamen wirt­schaftlichen Interesses zusammentut, kann man mehr Vorteile herausholen, als jeder einzelne, auf sich allein gestellt, zu errin­gen vermag. Diese Kinder haben keine Ahnung davon, was Koalitionsrecht bedeu­tet, gewerkschaftliche Lohnkämpfe sind ihnen unbekannter Begriff, und sie betreten das gefährliche Gelände mit einem blauen Augen aufschlag wie weiland Siegfried die Drachenhöhle.

Die Nachfrage nach den jungen, eben

fall beruhen kann. Zunächst erscheint arbeitsdienst, der ,, Führer der unteren Lauf­dies auffallend, da die meisten der Land- bahn" braucht und den jungen Deutschen Beruf mit folgenden Worten kinder sicher schon in früher Jugend zu diesen körperlicher Hilfsarbeit bei der Ernte, schmackhaft zu machen versucht: im Stall und Haus herangezogen werden, mehr als die Stadtkinder, so dass durch

,, Das, was viele Berufe schwer und für bewegliche Menschen fast unerträglich

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,, nach heutigem Volksbewusstsein sei ein Hinweis auf die Zugehörigkeit eines Mitbewerbers zum Judentum oder auf den judischen Charakter eines gewerblichen Unternehmens zulässig und auch bei gleichzeitiger Verfolgung wettbewerbli cher Zwecke dann nicht ohne weiteres sittenwidrig, wenn damit den Bedürfnis­sen des Publikums gedient wird, über die jüdische Rassezugehörigkeit eines im g schäftlichen Wettbewerb Auftretenden aufgeklärt zu sein."

Wenn deutsche Richter, statt schlichthin

die natürliche funktionelle Beanspru- macht, sind Einförmigkeit und Eintönig Terrorurteile auszusprechen, den Versuch

chung als beste Uebungstherapie zum Wirbelsäulenverkrümmungen Beispiel

sich frühzeitig ausgleichen könnten. Ge­rade diese sind aber auf dem Lande häu­figer als in der Stadt." b

Da nunmehr auch die Stadtjugend kör­

der Hochschule entwachsenen Kräften ist gross. Da haben sich die jungen Leute denn genau wie es ihre Väter in Konjunk­turzeiten taten ernstlich gefragt, warum perlich beansprucht wird, ist mit einem

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sie ihre kostbare Kraft billiger als nötig verkaufen sollen, und so plaudert die ,, Rheinische Landeszeitung ,, vom 29. Juni 1939 aus der Schule

,, es hatten sich auf manchen Hoch­schulen geradezu ,, Kartelle" der Studie­renden gebildet, die vereinbart hatten, dass niemand niedriger als zu übertrie­benen Anfangsgehältern eine Anfangs­stellung einnehmen dürfe."

Wo haben die Jungen das her? Die Regierung ist natürlich entsetzt dazwischengefahren. Es hat sich nämlich gezeigt, dass

by ,, ein junger Mensch, der eben eine ab­geschlossene Fachschulbildung oder ein Studium als Ingenieur, Physiker, Chemi­ker und Architekt hinter sich brachte, Anfangsgehälter verlangte, die oft viele

keit. Die Aufgaben des Führers der unte­ren Laufbahn im Reichsarbeitsdienst da- machen, mit Rechtsbegriffen zu operieren, gegen sind so mannigfaltig, so abwechs- werden sie trotz ihrer blutigen Hände zu lungsreich und so voll von stets neuen komischen Figuren. Situationen, dass Einförmigkeit oder Langeweile nicht empfunden werden können: Leibeserziehung, Ordnungs­

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Das Hauptaugenmerk der nationalsoziali­stischen Anführer ist nach wie vor auf die Jugenderziehung gerichtet. Aber die Rech­nung geht nicht so glatt auf, wie die Men­schenzüchter sich das vorgestellt haben. Wenn man sie einen Augenblick ohne Auf­sicht lässt, zwitschern auch die Jungen im Dritten Reich genau so, wie die alten ge­sungen haben.

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