und das heisst hier raubend eingreift, sondern der sie sogar von ihrem Boden losreissen und nach seinem Gutdünken aussiedeln und verpflanzen will im Interesse des Macht- und Ausbeu­tungswillens des sogenannten Herren- volkes, oder besser gesagt, im Interesse der Herrenkaste, die das sogenannte Herrenvolk selbst beherrscht. Er will eine Ordnung schaffen, in der alle Vor­teile dem Herrenstaat zukommen und alle Lasten den ausgebeuteten Völkern. Die Hitlerordnung führt nicht zu einem freien Zusammenleben der Völker, son­dern zur Wiederaufrichtung einer Herr­schaftsordnung, in der die kleineren Völker durch die grösseren rücksichts los ausgebeutet werden. Mit einem Wort: ein Teil Europas soll als Kolonie für Deutschland dienen. Was solche Herrschaft für die ero­berten und ausgebeuteten Völker be­deutet, ist ohne weiters klar. Aber nützt sie dem deutschen Volke? Die Aufrecht­erhaltung eines solchen Herrschafts­verhältnisses setzt voraus, dass der Herrenstaat dauernd als Militärstaat or­ganisiert bleibt, um jederzeit Freiheits­bewegungen der Unterdrückten nieder­schlagen und sein Herrschaftssystem nach aussen sichern zu können. Wir stossen hier auf die innere unlösbare Verbindung zwischen der wirtschaftli­chen Autarkie, der Organisation der ge­samten Wirtschaft als Kriegsmaschine und der Diktatur im Innern. Das Sy­stem, das die Freiheit fremder Völker vergewaltigt, muss um der Aufrechter­haltung seiner Herrschaft willen dau­ernd alle freiheitlichen Kräfte im eige­nen Volke nieder halten, es muss dau­ernd die Arbeit und den Wohlstand des eigenen Volkes der Organisation der Kriegsmaschine opfern. Nutzen hat von einem solchen System, das zum fluch­würdigsten und kulturwidrigsten ge­hört, das es gibt, nur eine Herrenkaste. Ein Blick auf Deutschland genügt, um die Wahrheit dieser Sätze zu zeigen. W as hilft es dem Deutschen , wenn er sich als Herr über Tschechen , Slovaken , Polen fühlen kann, und doch selbst einem würdelosen Leben der Sklaverei unterworfen ist; wenn er für den Kriegssold eines gewöhnlichen Soldaten arbeiten muss, weil anders dieses Herr­schaftsverhältnis nicht aufrechterhalten werden kann? Er wird ebenso ausge­beutet wie der beherrschte Fremde aber den Nutzen hat die Herrenkaste der Führer der nationalsozialistischen Partei. Dort ist nicht nur die Macht konzentriert, dort sammelt sich in per­sönlichen Riesenvermögen der Reich­tum, der aus der organisierten Ausbeu­tung des eigenen Volkes und der unter worfenen Völker fliesst. Es steht ganz ähnlich in Sowjetruss­land. Dort erhebt sich eine dünne, po­litisch- bürokratisch- technokratische Oberschicht himmelhoch über das Le­bensniveau des Volkes, auch dort ist die diktatorisch geleitete Organisation der Wirtschaft zum Dienst an einer Kriegs­maschine und zur Bereicherung der Herrenkaste geworden. Dort ist das übernationale Herrschaftssystem, das .Hitler anstrebt, bereits verwirklicht. Dort herrscht anstelle der freien Ent­wicklung der Völker, die in diesem Rie­senreiche wohnen, ein Ausbeutungs­und Herrschaftsverhältnis, das alles nach unten nivelliert. Was ist unter der Herrschaft des Kriegskommunismus und später des diktierenden roten Mili­tärkommunismus aus Ländern wie Ge­ orgien , der Ukraine , Turkestan gewor­den! Diese Militärdiktaturen, die alles dem Machtzweck unterordnen, ertöten jede Freiheit, jede innere gesellschaft­liche Bewegungsfreiheit und damit alle aufstrebenden, selbständigen kulturel­len Kräfte der Völker, die sie in ihrem Griff haben. Das ist die Ordnung, die Hitler im Osten und Südosten Europas an die Stelle einer Ordnung setzen will, die auf die Selbständigkeit und die Freiheit der Nationen gegründet war. Er hat in seiner Rede behauptet, dass nur so Le­ben und Existenz dieser Völker gewähr­leistet werden könne. Er rühmt sich, dass er in den eroberten Staaten Unord­nung, Not, Erwerbslosigkeit beseitigt habe. Wir können uns vorstellen, mit welchen Gefühlen man in Wien , im Sudetenland , und vor allem in Prag diese ungeheuerliche Behauptung ge­hört hat! Werfen wir nur einen Blick nach Böhmen . Das tschechische Volk ist regelrecht ausgeraubt worden und wird täglich weiter mit allen jenen raf- Chronik der Woche Hitler fiirc'htet den Kriesr der Westmächle Sonntag, 1. Oktober 1939 Der englische König hat die der Jahres klassen 1918 und 1919 angehörenden jun­gen Männer zum Heeresdienst einberufen. Dienstag, 3. Oktober 1939 Chamberlain erklärt im Unterhaus, das am Freitag abgeschlossene deutsch -rus­ sische Abkommen werde weder Englands Kriegspolitik noch seine Kriegsziele än­dern. Die panamerikanische Konferenz- in Pa­ nama schloss ihre Tagung mit Beschlüssen über die wirtschaftliche Zusammenarbeit der amerikanischen Staaten, mit einer Erklärung ihrer strikten Neutralität und mit der Festlegung einer Sicherheitszone in den amerikanischen Gewässern. General Franca kritisiert den deutsch - russischen Pakt und den Einbruch Russ­ lands in Europa . Durch eine Amnestie wer­den 250 000 politische Gefangene in Spa­ nien aus den Gefängnissen befreit. Mittwoch, 4. Oktober 1939 Daladier erklärt die ausserordentliche Session des Senats und der Kammer für ge­schlossen. Durch diese Massnahme wird die Jmmunität der Abgeordneten aufgeho­ben. Mussolini läss nach der Rückkehr des Grafen Ciano aus Berlin mitteilen, dass Ita­ lien beim gegenwärtigen Stand der Dinge keine Initiative zu einer Friedenskonfe­renz ergreifen wird. Donnerstag, 5. Oktober 1939 Lettland musste ebenso wie eine Woche zuvor Estland einen sogenannten Beistands­pakt mit Russland unterzeichnen. Danach erhält die Sowjet-Union das Recht 1. in den lettischen Häfen Libau und Windau Basen für ihre Kriegsmarine einzurichten, 2. in Lettland russische Flughäfen zu bauen, 3. russische Küstenartillerie längs der lettischen Küste zwischen Libau , Win­dau und Pitrags aufzustellen und 4. russi­ sche Garnisonen in Lettland zu unterhal­ten. In Frankreich ist ein grosser Teil der kommunistischen Gemeindeverwaltungen aufgelöst worden. Hiller nimmt in Warschau eine Parade deutscher Truppen ab. Freitag, 6. Oktober 1939 Hitler hält im Reichstag eine Rede, in der er Polen einer gewissenlosen Krieg­führung beschuldigt und Deutschlands Grossmut im Kriege preist. Das polnische Problem müsse ebenso wie das südosteu­ropäische durch Umsiedlun'g der einzel­nen Nationen von Deutschland im Einver­nehmen mit Russland gelöst werden. Ge­genüber England und Frankreich habe er ausser der Rückkehr der deutschen Kolo­nien keine Forderungen. Eine Konferenz wäre zweckmässig, doch könne sie nicht unter dem Lärm der Waffen zusammen­treten. Sonnabend, 7. Oktober 1933 Im japanischen Aussenministerinm wer­den mehrere hundert Beamte durch Beamte einer anderen Richtung ersetzt. Auch der ja­panische Botschafter in Berlin General Oschima wird zurückgerufen. sein Lebenselemcnt. Raeder ist jener jener deutschen Seeoffiziere, die wie einst Tir- pitz zu lügen verstehen, dass sich die Bal­ken biegen. In der Weimarer Republik war Raeder Chef der Ostscestation. Er war ei­ner der Verschwörer gegen die Republik - .Sein Treueid diente ihm dazu, zu verber­gen, dass die Ostseestation ein einziger Herd des Treubruchs der Lüge, der Ver­schwörung war. Eben darum ist er heute unter Hitler Grossadmiral. Aus der Lüge und dem Treubruch ist das Hitlersysfem geboren worden. Warum sich wundern, dass einer seiner Geburtshelfer lügt, dass sich die. Balkan biegen? Der fnrossadniiral Die deutsche Admiralität hat mit drei­ster Stirn bestritten, dass der englische Passagierdampfer.Athenia " von einem deutschen Unterseeboot torpediert worden sei. Sie hat diese Lüge auch dann noch aufrecht erhalten, als einwandfreie Zeu­genaussagen vorlagen. Da eine Lüge immer die andere nach sich zieht, hat die deut­sche Admiralität beschlossen, die erste Lüge durch eine zweite Lüge glaubhafter zu ma­chen. Grossadimral Raeder hat dem ameri­ kanischen Marineattache mitgeteilt, dass der amerikanische PassagierdampferIro- quois" von den Engländern torpediert wer­den würde, so wie dieAthenia" von den Engländern torpediert worden sei. Die Lüge ist nirgends geglaubt worden. Die Engländer haben indessen nicht glau­ben wollen, dass der deutsche Grossadmi­ral, der Chef der Flotte, ein ehemaliger kaiserlicher Offizier, sich selbst zum Werk­zeug dieser Lüge gemacht habe. Sie haben in einer schneidend-scharfen Erklärung die kriminelle Mentalität der Nazibande gekenn­zeichnet und ihrer Empörung über Raeders Verhallen Ausdruck verliehen. Warum die Verwunderung? Der Gross­admiral Raeder gehört zur Hitlerbande. Er ist auf Gedeih und Verderb mit ihr ver­bunden und die Lüge ist seit langem Belogen und betrogen Das deutsche Volk wird belöget! und betrogen. Das vornehmste Instrument der Lüge ist der deutsche Rundfunk. Wir hör­ten kürzlich den Ministerialrat Fritzschc. der sich mit dem Seekrieg und mit dem ersten Lord der englischen Admiralität Churchill beschäftigte. Die Tonart dieser Rundfunkansprache war unbeschreiblich- wir übertreiben nicht, wenn wir sagen, dass sie die Einführung des Ganoventons in die Politik bedeutet. Mit ebenso unbeschreibli­cher Dummheit log dieser Mann, dass Eng­land keine Truppen nach dem Kontinent geschickt habe und keine Truppen schik- ken werde. Aus seinen Worten musste ei® deutscher Hörer, der von objektiven Nach­richten abgeschnitten ist, entnehmen, dass die englische Kriegsvorbereitung nur Ku­lisse sei. Wir fühlten uns an die Leichtfertigkeit erinnert, mit der deutsche Politiker des Kaiserreichs den Eintritt der Vereinigten Staaten von Nordamerika in den Krieg in1 Jahre 1917 beurteilt haben. Einer von ihnen sagte damals:Die Amerikaner? Sie kön­nen nicht fliegen, sie können nicht schwim­men, sie werden nicht kommen." Sie kamen aber doch, und als der Krieg verloren war­schrieen die gleichen Politiker auf: ,,Wir sind belogen und betrogen worden." Balö wird das deutsche Volk erkennen, wie es heute belogen und betrogen wird. Die naiven Politiker des Kaiserreichs waren gutgläubig, sie nahmen die Zweck­lügen der Militärs als Wahrheit hin. D''' Lügner im deutschen Rundfunk sind nicht gutgläubig sie wissen, dass sie das Volk belügen. finierten Methoden geplündert, die der deutschen Kriegswirtschaft zu eigen sind. Sein wirtschaftliches Eigenleben ist dahin. Seine Arbeiter müssen Skla­venarbeit für die deutsche Kriegsma­schine verrichten. Das nennt Hitler eine lebensfähige Ordnung! Wenn der Krieg zu Ende sein wird und die Demobilma- chung beginnt, wenn die ungeheuerlich aufgeblähte Rüstungswirtschaft still­stehen wird und das wirtschaftliche Le­ben wieder auf Friedensbedürfnisse umgestellt werden muss, dann wird man sehen, was die Hitlerordnung wirk­lich bedeutet: Die Verschleuderung des Vermögens des deutschen Volkes und der unterworfenen Völker, die Verar­mung, die Anarchie an Stelle einer or­ganischen Ordnung. Von Frieden und fruchtbarer wirt­schaftlicher Entwicklung kann auf der Grundlage der Hitlerordnung keine Re­de sein. Der Freiheitswille der unter­drückten Völker lässt sich für die Dauer nicht unterdrücken. Aber auch davon abgesehen: Wenn Deutschland und Russland jetzt daran gehen wollen, die ganze Zone von selbständigen Staaten, die nach 1918 geschaffen worden ist, ihrem Einfluss zu unterwerfen und un­tereinander aufzuteilen, so schaffen sie damit die Voraussetzungen zu einem Zusammenstoss zwischen den Teilungs­mächten. Die Versailler Ordnung in Ost- und Südosteuropa hatte einen Wall gegen den Pangermanismus wie gegen den Panslawismus geschaffen. Im Hitlersystem ist der Pangermanismus wieder aufgelebt und die heutige Poli­tik Stalins ist offenkundig panslawi- stisch. Im Augenblick hat der Pansla­wismus ohne Schwertstreich grosse Er­folge gegenüber dem Pangermanismus erzielt Die drei Randstaaten, die für die Beherrschung der Ostsee von grosser Bedeutung sind, sind von Hitler an Russland ausgeliefert worden. Darin liegt ein Keim künftiger Konflikte, ebenso wie in der Tatsache, dass das grossdeutsche Reich Hitlers heute fast dreisig Millionen Slawen umfasst. Selbst wenn man nur den Osten und Südosten ins Auge fasst und den Westen ganz vernachlässigt, erkennt man, dass der Hitlerfrieden dazu führen müsste, dass Deutschland und Russland sich für alle Zukunft argwöhnisch und das heisst bis an die Zähne gerüstet einander ge­genüber stehen. Das ist es aber gerade, was Hitler unter Ordnung der Binnen­wirtschaft versteht, nämlich eine Ord­nung unter dem Gesichtspunkt des Krieges bei aufgeblähter Rüstungswirt­schaft und fortschreitender Inflation. Das heisst eine Ordnung, bei der das Volk und die gesamte Wirtschaft dem Diktat des reinen Machtzweckes unter­geordnet sind. Wollte man den Versuch machen, die sogenannte Hitlersche Ord­nung auf den Frieden umzustellen, so würde sie krachend zusammenbrechen. Der Sinn seiner Ordnung ist die dauern­de Bereitschaft zum Kriege. Das ist nun aber gerade das, was die grossen de­mokratischen Völker des Westens und die kleineren Nationen in Europa nicht wollen. Sie wollen den Frieden, sie wol­len arbeiten und wirtschaften für fried­liche Bedürfnisse, sie wollen ihre Poli­tik und ihre Handelspolitik auf Ratio­nalität gründen und nicht auf den Machtwahn. Alle Tiraden Hitlers gegen den Ver­sailler Vertrag schaffen die Tatsache nicht aus der Welt, dass der Versailler Vertrag der Entwicklung des Ostens und Südostens Europas in Frieden und Freiheit die Tür geöffnet hat, die Hitler jetzt wieder zuschlagen möchte. Der Weg zu friedlichem vernünftigem Zu­sammenleben der Völker in Europa führt nicht über die Hitlersche Macht­politik. sondern über die Grundgedan­ken einer Ordnung auf Grund des Selbstbestimmungsrechtes der Völker. Die Wiederherstellung der von Hitler eroberten Staaten, die Wiederherstel­lung der Freiheit der unterdrückten Völker ist eine Voraussetzung eines dauernden Friedens in Europa . Die Existenz einer polnischen und einer tschechoslowakischen Regierung in Pa­ ris zeigt, dass die Zerstörung der auf das Selbstbestimmungsrecht der Völker gegründeten Ordnung durch Hitler nur eine Episode bleiben wird. Das deutsche Volk muss begreife11' dass seine Interessen die gleichen sind wie die Interessen der jetzt unterdrück' ten Völker, dass seine eigene Freiheit nur wieder hergestellt werden und nur bestehen kann, wenn auch die Freiheit kleinerer Völker geachtet wird, wenn es sich wieder in das europäische Gleich" gewicht eingliedert, in dem der Starke nicht den Schwachen zertreten darf- ohne selbst in den Abgrund zu stürzen- Die Weimarer Republik hat währen'' der ganzen Dauer ihrer Existenz die neue europäische Ordnung anerkannt- nicht aus Ohnmacht, sondern weil sie ihre Politik auf Einsicht und Vernunft gründete. Nach dem Sturze Hitle[s muss jede Nachfolgeregierung 177 Deutschland, die den Interessen df* deutschen Volkes wahrhaft dienen tn1"' zu dieser Politik der Vernunft zurück' kehren. Sie muss anerkennen, dass der Weg zu einer friedlichen europäischen Ordnung über die Freiheit der Volke1 führt. Sie muss deshalb alles weit v0,1 sich weisen, was Hitler jetzt als die P®' litik Deutschlands bezeichnet. Jed freiheitliche Nachfolgeregierung Deutschland wird verstehen, dass Achtung vor der Freiheit anderer in die Völ­ker das beste Fundament für die eigerie Freiheit ist. Aus solchen Erwägunp6'7 haben wir noch vor dem Ausbruch de® Krieges erklärt, dass für uns eine in' grale Wiederherstellung der tschechn slowakischen Republik eine VoraussC� zung des wahren Friedens in Europ ' ist. Aus den gleichen Erwägungen es für uns selbstverstän'dlich, dass d' staatliche Selbständigkeit des P0!" sehen Volkes wieder hergestellt werde� muss, in voller Unabhängigkeit l1� Souveränität und nicht in Gestalt 1 gend eines Protektorates, aus den nlc chen Erwägungen sind wir nicht teigänger des grossdeutschen Re�1<V Wir wollen grundsätzlich keine"e.�c schaftsordnung in Europa , sondern e' freiheitliche Ordnung und diesem Grunde sind wir die schärfs Gegner des Hitlerfriedens, im fnlere�se des deutschen Volkes wie im Intere ganz Europas .