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Politische Uebersicht.

Das ist nicht etwa einem socialdemokratischen Flugblatt entnommen, I neuen Rätsel des rätselhaften Volts. Während die einen fit das zum heiligen Kampfe der Humanität und Bildung auffordert Berserkerzorn nach Rache für das vergossene deutsche Blut Berlin , den 19. Juni. gegen das hinter seinen Schuzzollmauern geistig erstarrte und sittlich schnauben, rümpfen die andern hochmütig die Nase über das Kulturheuchler und Kulturgecken. unentwickelte Junfertum, zum Stampfe auffordert gegen die Scharf- spießerhaft verzopfte Volf, das von den Herrlichkeiten der Die Vorgänge in China haben in der Presse die sonderbarsten macher, die das Proletariat hinter chinesische Mauern patriarchalisch modernen Kultur, dent Kanonen- Christentum, dem syndizierten Erscheinungen hervorgerufen. Man hat allen Ernstes die deutsche einzusperren suchen- nein, so revolutionär predigt die" Post". dieweil Industrie Raubrittertum , der Börsenjobberei und andern Kultur und die chinesische Barbarei entdeckt und daraus das gute der in seinen Interessen bedrohte Kapitalismus der blutigste, vor schönen Dingen nichts wissen wolle. Verblendete Zopfträger! Recht der Europäer abgeleitet, China mit den europäischen keinem Frevel und keiner Gewaltthat zurückschreckende Revo- Ob die getretene Riesennation sich zum Voltskrieg er­Segningen brandichazend zu beglücken. Daß hinter dem Drang, lutionär ist: Denn hinter der chinesischen Mauer herrscht Despotismus, heben wird, läßt sich einstweilen noch nicht sagen. Aber daß das barbarische China zu kultivieren, mur kapitalistische Geschäfts- Infreiheit und Barbarei"- welche zutreffende Kennzeichnung von der Spaziergang der Mächte nach Peking nicht ohne Schwierig interessen ſteden, die nach nenten Ausbeutungs Gebieten Reichsprengen liegt in diesem Satz der" Post", die umstürzlerisch feiten von statten gehen wird, das steht fest.: gieren, das fagt niemand außer Börse, auffordert, die chinesische Mauer mit Gewalt niederzureißen. Wir Die 17 Forts von Taku sind genommen und Ruß. die die Wahrheit dadurch bekundet, daß sie über über die stellen fest, daß sich die Bost" in ihrem plöglichen Kulturfanatismus I and soll sich bezeichnenderweise in ihnen eingenistet haben. chinesische Geschäftsstörung sehr verstimmt ist. Auch die Folgerung zur Propaganda der That befehrt hat. Aber die chinesische Besatzung ist vor einem Kampf mit der zieht niemand daraus, daß es etwa das gute Recht Englands wäre im Kulturinteresse das größere Konig, so sich Westelbien nenut, zu annettieren.

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Es ist uns außerordentlich unklar, was an wahrhaften kulturellen Segnungen wir den Chinesen zu übermitteln vermöchten. Das bißchen Technik allein macht's doch nicht. Oder sollen wir die Chinesen, die ein Gelehrtenvolt sind, darüber belehren, daß sie unrecht thun, wenn sie nicht den jüngsten Lieutenant höher einschätzen, als den ältesten Gelehrten? Sollen wir sie mit dem Glauben an den allein felig machenden Polizeisäbel vertraut machen, oder sie durch die unmögliche Aufgabe verwirren, die Lehren des Evangeliums der Bergpredigt mit dem Evangelium der gepanzerten Faust zu reimen? Oder sollen wir ihnen die kulturelle Glückseligkeit eines Daseins preisen, daß Millionen in Not, Elend, Siechtum vegetieren müssen, um ein paar Bevorzugten der Gesellschaft ein strahlendes Dasein zu verschaffen? Ist die geistige Oede, die unseren, dem Schneidigkeitstult verfallenen Herrschenden Klassen eigentümlich ist, ein Fortschritt gegenüber dem chinesischen Gehirnfazletum"? Oder bedeutet die moralische und leibliche Hörigkeit, in die unser Staat die Massen wie den Einzelnen zu zwingen fucht, in Wirklichkeit ein so wertvolles Kulturgut, daß es den Chinesen mit Pulver und Blei einverleibt werden müßte? Stehen der preußische Landjunker und der fatholische Kaplan, die unsre Politik beherrschen, kulturell wirklich höher als ein Mandarine? Das Kaffeetischblatt des freisinnigen Bürgertums Berlins , so­weit es noch nicht sich zur Scherlschen Geruchlosigkeit bekehrt hat, die Vossische Zeitung", freilich findet in China vom Standpunkt des Fortschritts eine scheußliche Verruchtheit. Mau denke bloß: Der Bestand des chinesischen Reichs ist der Protest gegen die von den Europäern gehegte Lehre, daß die Aufgabe des Menschen­geschlechts die stetige Entwicklung, der unhemmbare Fortschritt ist. Nach chinesischer Lebensauffaffung ist der entschlossene Stillstand die wahre Aufgabe des Menschengeschlechts. Das ganz Gemeine ist's, das ewig Gestrige", was die Chinesen als göttlich verehren. Was den Menschen gut und heilsam ist, haben die Ahnen vor Jahrtausenden festgestellt, und die Pflicht der Nachkommen ist, die Ahnen zu verehren und ihre Gebote zu befolgen."

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Wie dick und hoch aber unsre chinesische Mauer ist, das be- internationalen Flottenicht zurüdgeschredt, zeuge schließlich die agrarische Deutsche Tageszeitung", nach blutigem Stamps erst hat sie die Schanzen geräumt. Die deren Redacteur allerdings vielleicht infolge der Lektüre der Konizer Mächte kostete der Kampf 21 Tote und 57 Verwundete. Ein der geftüre der komi Berichte den Verstand verloren haben mag: russisches Kanonenboot wurde in den Grund geschossen.

Deutsches Blut ist geflossen, der kostbarste Saft, Die verachteten chinesischen Truppen haben jedenfalls ge­den das deutsche Volf, ja man geht mit der Behauptung nicht fämpft, einem siebenstündigen Bombardement standgehalten, zu weit, wenn man sagt: die Welt kennt! Wenn wir auch nur und wenn sie weiter fämpfen werden, wird noch mancher drei Tote zu beklagen haben, so dürfen wir Deutsche die Leute europäische Soldat in die chinesische Erde gebettet werden. unires Bolts so hoch bewerten, daß gegen die drei gefallenen Auch das internationale Expeditions corps Blaujacken die englischen Earle und sonstigen vielen Offiziere, hat Peking nicht erreicht, sondern sich unverrichteter Sache die in dem grausamen, blutgierigen, ungerechten Kriege gegen nach Tientsin zurückziehen müssen. Ohne dringende unsre niederdeutschen Stammesbrüder in Afrika auf der Wahlstatt Not werden die 2000 Mann kaum das Feld geräumt haben. geblieben sind, für unser Empfinden federleicht in die Auch ihnen gegenüber muß sich der Feind zum Kampf ent

Wagschale fallen, und unser Empfinden, die Gefühle des schlossen gezeigt haben. die bere

deutschen Volts sind für uns allein maßgebend." Im weiteren führt das Blatt aus:

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Expedition haben freilich auf eigene Fanst den Vormarsch zu erzwingen versucht, dafür sind sie aber auch einstweilen ver ich o llen.

Aus Peking liegt feine weitere Nachricht vor. Der Draht ist ja längst zerschnitten. Ob die Gesandten noch leben, ob die wenigen Mannschaften der Mächte noch Widerstand

England hat sein Anrecht auf die Erschließung Chinas ver­wirkt. Eine Macht, welche sich nicht scheut, eine harmlose, gottes­fürchtige, stammverwandte Bevölkerung, also ein vielversprechendes Kulturelement zu bekriegen, hat keinen Anspruch mehr darauf, als Stulturmacht im europäischen Areopag anerkannt zu werden. Eng­land hat China gegenüber diesen Anspruch noch besonders dadurch ver- leisten oder bereits niedergemegelt sind, davon weiß man wirkt, daß es ihm mit Waffengewalt das entnervende Gift des Opiums nicht das geringste. Ebensowenig. hat man den geringsten aufgedrängt hat, nur aus dem Grunde, um seine Ausbeutung Judiens Anhalt darüber, was aus den 1700 vor Befing angekommenen ergiebiger zu machen. Russen geworden ist. Und es wird vermutlich auch noch manchen Tag dauern, bis das neue verstärkte Expeditionscorps in Peting eingezogen sein wird.

Es ist jetzt die Zeit der Abrechnung gekommen für die Sünden Englands gegen die Menschheit. Gottes Mühlen mahlen langfam, aber sicher, und wir hoffen, daß wir in dem jetzigen Kriege gegen China das göttliche Walten erkennen dürfen..

Darin besteht in kurzen Worten das Programm der Zukunft Chinas . Neidlos werden wir Dentschen dem russischen Nachbarreiche die Vormacht in China lassen. Die ruffische Bevölkerung drückt die ihr unterworfenen Völker nicht, Grausamkeit ist ihr fremd. Die Franzosen find ein hoch entwideltes Kulturvolt, dessen Wirken in China nur ſegensreich fein kann."

Dergleichen zu schreiben ist nur in Preußisch China möglich. Kein Chinese, auch wenn er nur das erste Eramen notdürftig be­standen hätte, wäre solcher barbarischen Wirrnis fähig. Der Krieg in China .

Also der Ahnenkult ist es, was ausgerottet werden muß. Wenn wir nicht irren, legt die Bossische Zeitung" auf ihr christlich­evangelisches Bekenntnis Gewicht, kraft dem auch die Ahnen der Boffin vor Jahrtausenden festgestellt haben, was den Menschen gut Die politischen Philister, die bisher den militärischen

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Die Mächte rüsten nunmehr fieberhaff.

England, Amerika , Frankreich , Japan , Deutschland senden Von Streitigkeiten schleunigst Verstärkungen ab. unter den Mächten hört man einstweilen nichts. Die gemeinsame Not schweißt sie zusammen. Der Augenblick, in dem sie wieder Atem schöpfen können, wird die Zwietracht wieder aufleben lassen. Dann folgt vielleicht als Nach. spiel des Fremdentriegs der Krieg zwischen den Fremden!

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Deutsches Reich . Prinz Heinrich.

Heute war in Berlin das Gerücht verbreitet, Prinz Heinrich und heilsam ist. Im Zeitalter der Palästinareise sollte ein so Spaziergang nach Befing nur als eine Quelle erotischer schiffe sich nach China ein, um den Oberbefehl über die dortigen Loyales Blatt wie die Voss. 3tg." wirklich versichtiger sein und den Neuigkeiten betrachtet hatten, gut genug, um die Spalten der deutschen Truppen zu übernehmen. So weit bis zur Stunde Nach­Ahnenglauben nicht als eine chinesische Rückständigkeit befehden. Zum unter der Sommerdürre und den Ferienreisen der Redacteure richten vorliegen, hat sich die Meldung nicht bestätigt. leberfluß aber beginnt die" Boff. 3tg." denselben Artikel, dem das leidenden Zeitungen zu füllen, reiben sich jetzt plöklich be- Wir glauben, daß es sich in dem Gerücht um eine, allerdings Gitat entnommen ist, mit einem feurigen Bekenntnis zur ewigen troffen die Augen und gestehen mit verlegener Miene, daß erklärliche Kombination handelt, die ihrerseits Folgerungen zieht aus Weisheit der Ahnen. Sie beruft sich nämlich auf. Herodot , der Kanonendonner von Tatu wahrscheinlich die den Reden, mit denen Prinz Heinrich bei seiner Ausfahrt nach den Vater der Geschichtsschreibung, der gesagt habe, daß der Kampfntroduktion zu einem in seinem Umfange und China begrüßt wurde und die er bei der Rückkehr selbst gehalten zwischen Europa und Asien der Mittelpunkt der menschlichen Ent- feinen Folgen noch gar nicht zu übersehenden Kriege hat. Im Dezember 1897 rief Kaiser Wilhelm II. seinem Bruder zu: widelung sei. Chinesischer könnte auch nicht ein in Ahnenchrfurcht mit China gewesen sei. Daß die Mächte, die den erstarrter Chinese argumentieren.

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Auch die" Post" philosophiert über die chinesische Maner", die fie nicht nach Saarabien und ins grenzsperrefüchtige Junkerland im Reich der europäischen Mitte verlegt, sondern eben nach China : Der Geist, der China seit Jahrhunderten beherrscht, hat auch zu dem gegenwärtigen Kriegszustande zwischen den europäischen Mächten und dem Reich der Mitte geführt," schreibt die" Post". Sonderbar, daß der Geist, der Rußland seit Jahrhunderten beherrscht, noch nicht zu solchem Kriegszustande geführt hat! Ach nein, es ist der Herren Europäer eigner Geist der den blutigen Stonflift provociert hat. Der Geist Confutjes, des chinesischen Staatsphilosophen, braucht durchaus nicht vor dem christlichen Geist zu erblassen.

Man höre weiter:

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Gemeinsamer Kampf, chrliche Waffenbrüderschaft gegen die Unfultur! Denn, um den Krieg zu kennzeichnen, er ist in der That ein heiliger Krieg Es ist der Krieg der Bildung und Humanität gegen ein hinter seinen Mauern geistig erstarrtes und fittlich unentvideltes Volf. Wir leben in Zeitalter des Ver­tehrs und die motorischen Sträfte, welche unire Tage und unser Tagewerk beherrschen, dulden keine chinesischen Mauern."

Sollte es aber je irgend einer unternehmen, uns an unferm guten Recht zu kränken oder schädigen zu wollen, dann fahre darein Lorbeer um Deine junge Stirn, den niemand im ganzen mit gepanzerter Fauft und, so Gott will, flicht Dir den Deutschen Reich Dir neiden wird."

Prinz Heinrich versicherte in seiner Antwort, ihn ziehe nur

eines:

,, Tas Evangelium Eurer Majestät geheiligter Person im Ausland zu fünden, zu predigen jedem, der es hören will, und auch denen, die es nicht hören wollen."

politisch fadenscheinigen Vorwand der Christenverfolgungen dazu benutzt hatten, um in einer chinesischen Provinz, die nicht einmal zu der Interessensphäre einer Macht gehörte, aufzutreten, als befinde man sich in einem heimischen Distrikt, über den der Belagerungszustand verhängt worden, gegen die elementarsten Grundsätze des Völkerrechts verstießen und die betreffende Nation in ihrem nationalen Empfinden aufs tiefste empören mußten, daran dachte niemand. Man bildete sich ein, daß ein Volf, das sich jahrtausendelang eine Obwohl mun nichts während seiner Reise geschehen, was in das chinesische Wirtschaft hat gefallen lassen, auch gegen die Evangelium der gepanzerten Faust eingeschrieben werden könnte, je europäische Wirtschaft nicht mucjen werde. Irgend sprach doch Prinz Heinrich bei seiner Rückfehr Februar 1900­welches Verständnis für die eigenartige chinesische davon, der Gedanke, daß des Kaisers Flotte hinter ihm stände, habe Kultur, für die ökonomischen Vorbedingungen der poli- ihn zu immer neuen, erfrischenden, ermutigenden Thaten be­tischen Zustände des eigentümlichen Riesenreichs besaß man fähigt" nicht. Man glaubte einem Hundertmillionen- Volk einfach die Diese Thaten sind allerdings dem größeren Publikum nicht bekannt gepanzerte Faust auf den Nacken sehen, es bevormunden und geworden, dennoch darf man annehmen, daß sie, so wichtig sie an vergewaltigen zu können, ohne auch nur auf den Versuch sich gewesen sein mögen, nicht die Bedeutung gehabt haben können, eines ernsthaften Widerstands zu stoßen. Nun die Sache sich die einem versönlichen Eingreifen in den jetzigen chinesischen Auf­doch etwas anders angelassen, steht man vor einem stand inne wohnen würde.

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eine Vorstellung machen. Ich blätterte die legten Nummern durch. Dieser politische Bilderbogen mit seinen unglaublich dummen rotteten und Hepp! Hepp! schrien. Der eine oder andre der Honora Die Politik wird grundsäglich auf der ersten Seite abgethan. und rohen Bildern ist jetzt ein starker Handelsartikel in Konig und tioren schrie vielleicht auch mit. Dann fand der Haufe, um mit Reichstags- und Landtagsberichte werden in zwanzig bis dreißig Umgegend geworden. Zwei Buchhandlungen hat der Ort: in der Herwegh zu reden, Petitzeilen erledigt, die Leitartikel sind entweder Schnitt, oder fie einen liegt er zusammengeklappt im Fenster. Die andre begnügt ... den Stein der Weisen und warf Fenster ein." stammen aus einer Berliner offiziösen Fabrit, wie aus einigen Be- fich damit, neben Schulbüchern die Schrift des Herrn v. Langen: Das war doch wenigstens ein Ereignis. Soust ist es so langweilig merkungen über die Umsturzparteien" hervorgeht. Die Social Das jüdische Geheimgesetz" in unmittelbarer Nachbarschaft eines in Konig. Man kann in den stillen Hinterstübchen der Kolonialwaren­demokratie ist in dem Kreise so gut wie nicht vorhanden; wir Büchleins: Die Sympathie als Heilmittel oder 436 bewährte händler, die hier alle nebenbei das Gastwirtsgewerbe treiben, doch nicht haben es bei der lezten Reichstagswahl auf 97 Stimmen, glaube Rezepter" auszulegen. fortwährend Schieberamich" um ein Schäumchen", so heißt hier ich, gebracht. Lokales und Provinzielles nimmt den Hauptplag Die geistigen Träger des Konizer Antisemitismus find offenbar die Flasche Seft, spielen. D ein. Die Nachrichten über die Mordaffaire sind dazu bestimmt, den Beamte. Konig, das keine nennenswerte Industrie hat Es wird tüchtig gezecht in Konig. Die Kulturöde und der Glauben zu nähren, daß nur Juden das Verbrechen begangen haben Brennereien, drei Brauereien und eine Getreidemühle sind vor- Stumpffimm des ganzen Lebens, das in diesen westpreußischen Land­fönnen. Gegenwärtig schwanken die Gelehrten des Konizer Tagebl." handen ist der Siz vieler Behörden und einer großen Beamtenschar städtchen geführt wird, bedingt eine hohe Entwicklung der Trink­| nur, ob es sich um einen Ritualmord oder um einen Sühnemord Da ist das Landgericht, das Gymnasium, die Poſt, das Landrats- sitten. An den langen, schmutzigen und ewig schnapsfeuchten Laden­gehandelt hat. Für beide Annahmen werden die wundervollsten amt, das Hauptsteuer- und das Katasteramt, das Eisenbahn- Betriebs- tischen drängen sich die Trinker, um ihr Dittchen"( zehn Pfennig) Gründe angegeben. Nicht so offen, wie die Staatsbürger Zeitung", amt und fo fort. Die Einkommen der mittleren Beamten sind mäßig in Kornus" anzulegen. Er ist nicht theuer: ein Achtelchen" des aber doch noch deutlich genug wird angedeutet, daß die Untersuchung und reichen schwer aus, die Familien auf dem ursprünglichen focialen Fusels, der in eine breite flache Flasche eingemessen wird, kostet führenden Behörden mit den Juden unter einer Decke spielen. Im Niveau zu erhalten. An ein Weiterkommen ist nicht zu denken. 15 Pf. Die Produktionsstätten sind ja auch ganz in der Nähe. Jm Gespräch der Konizer hat sich dies zu der stereotypen Wendung ver- Anders steht es mit den jüdischen Kaufleuten. Ihre Geschäfte gehen Jahre 1894 hatte Westpreußen 246 Brennereien; 62 davon waren dichtet: Sie nehmen ja nichts gegen die Juden an". gut, sie machen Geld, sie können ihre Kinder fast ausnahmslos aufs in adligen Händen. Seitdem werden es noch mehr geworden fein. All diese Notizen sind in einem unglaublichen Mießnic- Stil ge- Gymnasium schicken. Unten den 300 Schülern der staatlichen höheren An den Tagen, wenn die Landbevölkerung in die Stadt kommt, schrieben. Ich sezze eine Probe aus einem harmlosen Bericht des Lehranstalt befinden sich fast 100 jüdische Kinder. Das muß zu herrscht fürchterliches Gedränge in den Schantstuben der Blättchens über den zeitgemäßen Brandmeister-( Feuerwehr) Tag, der bitteren Vergleichen anregen. Unter den jüngeren akademisch ge- Kaufleute. Die Landessitte will, daß jeder Kauf. begossen gestern und vorgestern hier stattfand, her: Wir aber rufen den bildeten Beamten mögen viele aus der deutsch - nationalen Studenten- wird. Für die Vornehmen" sind die Hinterstübchen da. Bor braven Feuerwehrleuten, den selbstlosen und unerschrodenen Ver- bewegung hervorgegangen sein. Alle diese Stimmungen blieben mittags zwischen elf und zwei und abends nach sieben wird dort teidigern unsrer Heimstätten gegen gierige Feuerzungen ein einfach lange isoliert. Uebereinstimmend wird versichert, daß bis zu diesem bei Bier, und wenn es zu machen ist, bei Sekt die Zeit mit halben und doch so inhaltschweres Wort zu: Gut Schlauch!" Frühjahr das beste das beste Einvernehmen Einvernehmen zwischen den einzelnen und ganzen Hazardspielen totgeschlagen. Ein ausgebreitetes Pump­Auch im Annoncenteil blüht jetzt die antisemitische Propaganda. Bevölkerungsklassen und Konfessionen geherrscht hat. Das grauen- system fommt diefer anständigen Liederlichkeit zu Gute. So kündet dort die Deutschnationale Buchhandlung und Verlags- hafte Verbrechen an dem jungen Ernst Winter brachte die stille anstalt in Berlin folgende Schriften an:

Rätselhafte Blutmorde. Flugschrift. 5 Pf.

Die Juden und das Christenblut. 40 Pf.

Das Menschenopfer des Nabbinismus. 60 Pf.

Die jüdischen Blut- Mysterien. 50 Pf.

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In diesen alkoholfeuchten Boden hat der Antisemitismus seine Samenkörner geworfen. Nun steht die Saat in Blüte

antisemitische Strömung ans Licht. Schon an dem Abend des Tags, wo der zerſtüdelte Rumpf des Gemordeten gefunden wurde, Gestern sah ich mir das Kriegerfest in Tuchel an. Es war der soll von Ritualmord gesprochen worden sein. Heute wird Herr übliche Klimbim. Gutsbesizer, Beamte und Handwerksmeister Liebermann von Sonnenberg wohl recht haben, wenn er sagt, daß stellten das Kontingent der Veteranen. Als der Zug nach viele akademisch gebildete Kreise in Konig an den Blutmord Konig zurücfuhr, steckten einige mutige Krieger die Köpfe zu den glauben. Inzwischen hat die antisemitische Presse ja auch trefflich Coupéfenstern heraus und schrieen aus Leibeskräften: Hepp! Hepp! Hurra! Hepp! Hepp! Hurra! Klang es begeistert aus den bier Der Fensterscheibensturm wurde von den sogenannten bessern feuchten Kehlen der zurückgebliebenen Kameraden zurück, die den Moses und Gittel oder: Dreimal zum Strang verurteilt und Bürgern als ein unterhaltendes Schauspiel betrachtet. Man ging Abfahrenden das Geleit bis zum Bahnhof gegeben hatten. doch nicht gehängt. 60 Pf. auf der Straße spazieren und sah zu, wie fich halbwüchsige Burschen und Lehrlinge, Handwerker und Knechte aus der Umgegend zusammen­

Der Mord in Sturz vor Gericht. 60 Pf.

Der bewiesene Blutmord in Polna . Flugschrift. 100 St. 1 M. gearbeitet. Zur Blutopferfrage. 1 M.

Das Blutgeheimnis. Politischer Bilderbogen. 30 Pf.

- Es war ein erhebender Moment: patriotische Flottenbegeisterung und Judenhezze in innigster Umarmung.