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Nr. 141.

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Vorwärts

Berliner Volksblatt.

17. Jahrg.

Die Insertions- Gebühr beträgt für die fechsgespaltene Rolonel. geile oder beren Raum 40 Pfg., für politische und gewerkschaftliche Vereins­und Bersammlungs- Anzeigen 20 Pfg. Kleine Anzeigen" jedes Wort 5 Pfg. ( nur das erste Wort fett). Inferate für bie nächste Nummer müssen bis 4 Uhr nachmittags in der@ rpedition abgegeben werden. Die Erpcbition tft an Wochens tagen bis 7 Uhr abends, an Sonn- und Befttagen bis 8 Uhr vormittags geöffnet. Mernsprecher: Rmt I, Mr. 1508. Telegramm Adresse: Borialdemokrat Berlin

Centralorgan der socialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2. Fernsprecher: Amt I, Nr. 1508.

Die Abänderung

des Krankenversicherungs- Gesetzes.

IV.( Schluß.")

Donnerstag, den 21. Juni 1900.

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Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3.

Fernsprecher: Amt I, Nr. 5121.

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Neben dieser Propaganda durch die praktische Thätigkeit sollte auch die eigentliche Agitation gegen die Verschlechterungen des Gefeßes nicht unterbleiben. Es sollten namentlich die Kassen es sich angelegen fein lassen, Material zu sammeln, durch welches die Schädlichkeiten der geforderten Aenderungen bewiesen werden Insbesondere fehlt bisher tönnen. um nur zwei Beispiele - ausreichendes statistisches Material, welches herauszugreifen die Schädigung der Orts Krankenkassen durch die Errichtung von Betriebs- und Jnnungs- Krankenkassen und die damit verknüpfte nachweist. Herausnahme der gefunden und kräftigen Arbeiter Es fehlt ebenso ausreichendes statistisches Material über die Bes lastung der Krankenkassen durch die Fürsorge für die Unfallverlegten, und doch wäre gerade dies Material von wesentlicher Bedeutung bei Erörterung der Frage, ob den Arbeitgebern ein vermehrter Einfluß auf die Stassenverwaltung zugestanden werden soll oder nicht.

bezahlten Arbeiter herabzudrücken. Der Lohn sollte innerhalb wirkt, teils durch die Zusammenlegung der günstigen und der ungünstigen der für die Versicherungspflicht vorgesehenen Grenzen voll zur Gefahrenklassen, die Ausdehnung der Unterstützungs­Anrechnung tommen, da es ohnehin, namentlich vom da u er wesentlich erleichtern, ja vielleicht mitfeiner nur geringfügigen hygienischen Standpunkt, tief bedauerlich ist, daß das Krankengeld Erhöhung der Beiträge durchführbar machen wird. Dann aber wäre stets nur einen Bruchteil meist die Hälfte des sonst üblichen auch der zweite wesentliche Vorteil des Entwurfs, die obligatorische Arbeitsverdienstes darstellt, während der Krante im allgemeinen Ausdehnung der Unterstüßungsdauer auf 26 Wochen, ihrer Haupt­Von den sonstigen Ausführungen Hoffmanns sind vielleicht einer besseren und daher auch teueren Pflege bedarf, als der Gesunde. bedeutung entkleidet, und es wäre abermals unfren Genossen der praktisch weniger bedeutungsvoll, aber doch für den Geist der ge- Die Wöchnerinnen Unterstüßung auf sechs Wochen Widerstand gegen die arbeiterfeindlichen Bestimmungen der Novelle planten Reform" überaus charakteristisch die Bemerkungen, in auszudehnen, und eine eben so lange Arbeitspause obligatorisch erleichtert. welchen gesagt wird, daß und warum an den bestehenden Vor- zu machen, erscheint vom hygienischen Standpunkt unbedingt an- In dieser praktischen Thätigkeit, in dem freiwilligen Eintreten schriften über die Gründung von Krankenkassen- Verbänden festzu- gezeigt, wie es auch notwendig ist, der hochschwangeren für die Centralisation, in dem freiwilligen Ausbau der Kranken­halten, also die Bildung von Verbänden, die über Frau die Erwerbsarbeit zu untersagen und sie fürsorge, liegt zugleich die beste Waffe gegen jede Verschlechterung des den Bezirk einer Aufsichtsbehörde hinausgehen, dafür durch Gewährung von Krankengeld ant Gefezes, gegen jede Minderung der Rechte der Arbeiter. Indem die ver auch fünftig nicht zu gestatten sein wird. Damit sept gemessen zu entschädigen. sicherten Arbeiter und ihre Vertreter in den Kassenverwaltungen in diesem sich H. zunächst einigermaßen in Widerspruch mit dem Loblied, daß er Die Ausdehnung des Versicherungszwanges Sinne wirken, widerlegen sie zugleich die Behauptung Hoffmanns auf die Centralisation" und ihren Einfluß auf die gesteigerte auf land- und Forstwirtschaftliche und unständige von dem Mißbrauch der Kaffenbertvaltungen" usw. Die Arbeiter Krantenfürsorge gesungen hat; denn die Bildung solcher Verbände Arbeiter, sowie auf das Gesinde entspricht einer alten schaft würde damit den Beweis erbringen, daß sie fähig ist, ihre stellt doch im Steim eine über die Grenzen des Gemeindebezirks Forderung unsrer Partei. Bedauerlich ist nur wieder, daß zur eignen Angelegenheiten, so wie es sich gehört, zu verwalten und daß hinausgehende Centralisation dar und sollte daher nur freudig Schomung des patriarchalischen Verhältnisses" und, was noch es daher ein schreiendes Unrecht wäre, sie auch auf diesem Gebiet begrüßt werden. Wenn dann weiter Hoffmann seine ablehnende schlimmer ist, zur Entlastung der Arbeitgeber" die behördlich bevormunden zu lassen. Haltung damit begründet, daß alleiniger Zwed" solcher Kassenver- Befreiung der Arbeiter von der Versicherung unter gewissen Um­bände die Abhaltung von Verbandstagen ist, wo über allgemeine, ständen zulässig sein soll. Daß die Entlastung der Arbeitgeber" zum Teil in recht losem Zusammenhang mit der Krankenversicherung   in diesen Fällen mur durch Verschlechterung der Krankenfürsorge stehende Fragen diskutiert wird" und daß ein greifbarer Nutzen" möglich ist, darüber wird sich Hoffmann angesichts seiner durch für die einzelne Stasse selbstredend aus diesen Erörterungen nicht" aus zutreffenden Auseinandersetzung über die Vorteile der Centrali­erwächst, es tritt darin wieder einmal der Gegenia zwischensation nicht zweifelhaft sein können, wo der Kleinbetrieb spart, fann Reichsversicherungsamt und preußischem handels- es nur auf Kosten der Qualität möglich sein. Und so schädigt dieses ministerium öffentlich zu Tage. Das Reichsversicherungsamt Entgegenkommen gegen die Arbeitgeber wieder einmal die lebens­ist anscheinend über die Bedeutung solcher Verbandstage ganz andrer wichtigsten Interessen der versicherten Arbeiter. Meinung, denn es entsandte im Jahre 1899 zur Jahresver- Von einer Besprechung der Hoffmannschen Ausführungen über fammlung des Central- Verbands von Ortstrantentassen im Deutschen   die afsenarztfrage sehen wir für heute ab. Von dieser Reich" einen eignen Vertreter, den Regierungsrat Dr. Klein nach Frage abgesehen haben wir dann die wichtigeren Punkte aus Hannover  , der nicht allein den Verhandlungen als aufmerksamer offmanns Aufsatz betrachtet, und es bleibt nur noch übrig, Buhörer folgte, sondern sich auch aktiv an den Grörterungen be- einen Rüdblid auf das Gesamtbild zu werfen und die Frage zu streifen, teiligte. Und das, trotzdem dieser Orts- Krankenkassenverband sich was die Arbeiterschaft, was insbesondere die Krankentassen und ihre nicht auf den Bezirk einer unteren Verwaltungsbehörde beschränkt, Mitglieder zur Abwehr der drohenden Gefahr unternehmen können. Ueber diese und ähnliche Fragen sollten die Krankenkassen bald= sondern ganz Deutschland   umfaßt, der Vertreter des Reichs- Versiche Man scheint in maßgebenden Kreisen auch bei der Novelle zum thunlichst möglichst umfangreiches Material sammeln und es an eine ringsamts sich also, nach einem Ausspruch des Genossen Dr. Friede Krankenversicherungs Gesetz an den altbewährten Verfahren fest- Centralstelle einsenden, der dann die einheitliche Verarbeitung Auf der vorjährigen Berliner  berg, einer Gesezeswidrigkeit intellektuell mitschuldig" machte. halten zu wollen, notwendige Verbesserungen des Krankenversicherungs- derselben obliegen würde. Freilich wunderbar ist diese Stellungnahme der preußischen Re- Gefeßes nur dann zu gewähren, wenn gleichzeitig einige Bertrantentaffen- Ronferena", auf welcher annähernd ein gierung nach ihrer sonstigen Haltung nicht. Diese größeren Ver- schlechterungen das heißt Umgestaltungen des Gesetzes im Unter- Viertel der versicherten Arbeiter durch Delegierte vertreten war, ist Centralkommission bände gaben ja schon bisher trop der Beschränkung, welche ihnen die nehmerinteresse bewilligt werden. Wie bei der Beratung des als eine solche Centralstelle die Gesetzgebung auferlegte, den Bertretern der versicherten Arbeiter Invaliditätsgefeßes im Jahre 1897 wird die Regierung fich dagegen der Krantentassen Berlins  ") bestimmt worden, und Gelegenheit, gemeinsam über Abänderungen der Versicherungs- sträuben, daß ihr die Korinthen aus dem Kuchen" genommen dieser wäre dies Material und eventuell auch anderweitige Wünsche, gesetzgebung zu beraten und zu Reformplänen der Regierung werden. Es wird also voraussichtlich auch diesmal so kommen, daß betreffend die Abänderung des Krankenversicherungs Gesetzes  , zu Stellung zu nehmen. Diese Verbände bildeten also eine Art Gegen- unsre Partei schließlich vor die Frage gestellt wird, ob mehr Vor- unterbreiten. Der Hoffmannsche Aufsatz zeigt ja den Krankenkassen, gewicht gegen den Centralverband deutscher Industrieller" usw., teile als Nachteile geboten werden, und daß sie danach die Frage: was ihnen droht, wenn sie sich nicht energisch zur Wehr sezen. deffen Stellungnahme zu den Versicherungsgesetzen ausschließlich Annehmen oder Ablehnen? entscheiden muß! durch das Unternehmerinteresse beeinflußt wird. Daß bei der Nun liegt die Sache so, daß einer der Hauptvorteile, welche die freundlichen Haltung der Regierung gegenüber den Industriellen Novelle nach den Ausführungen Hoffmanns bieten soll, die Politische Uebersicht. ,, wir arbeiten ja nur für Sie, meine Herren" es ihr nicht er: Centralisation auch nach dem heutigen Stande Berlin  , den 20. Juni. wünscht sein kann, diesen Kassenverbänden die gefeßliche Grundlage der Gesetzgebung annähernd in demselben Um Polizei, Verfassung und Gefeß. In Anknüpfung an das und damit die Möglichkeit einer gesteigerten Thätigkeit zu geben, ist fange erreichbar ist, wenn nur die Arbeiterschaft den festen flar. Um so mehr aber sollten bei der Reform des Kranken- Willen hat, alle fleinlichen Bedenken, welche bisher diesem Verbot, welches das Polizeipräsidium jüngst über eine von den versicherungs- Gesetzes die Arbeitervertreter bemüht sein, jene läftige Blane entgegenstanden, beiseite zu Tassen und durch Antisemiten zur Erörterung des Konizer Mordes berufene Ver­Berl. Neueste Beschränkung zu Falle zu bringen, und damit den in den energischen Entschluß auf Gebiete sammlung verhängt hat, wird von den Krankenkassen organisierten Arbeitern das Recht einen prattischen Beweis für die so oft betonte Nachrichten" nach einem neuen Umsturzgefeßlein gerufen. Das die in den Berufs zu verschaffen, welches die Je Organ der Großindustriellen muß zugeben, daß das ganze Ver Solidarität der Arbeiterschaft zu liefern. genossenschaften organisierten Unternehmer thatkräftiger die Krankenkassenmitglieder die Zeit, welche noch bis sammlungsrecht der Willkür der Polizei ausgeantwortet wäre, Tängst befigen. zur Einbringung der Krankenkassengesez- Novelle bleibt, zur Förderung wenn es der Polizei zustände, lediglich wegen der Natur Die Einteilung der Mitglieder in Lohntlassen der Centralisation ausnutzen, um so niedriger werden unsre Genossen der zu verhandelnden Gegenstände eine Versammlung wird selbstverständliche Voraussetzung der Centralisation sein müssen; bei der Schlußabstimmung die Vorteile, welche der Entwurf bietet, aus vermeintlichen Gründen der öffentlichen Sicherheit zu verbieten. es fann ja nicht der Zweck der Vereinigung sein, die gesamte bewerten können, und um so stärkeren Widerstand werden sie allen Deshalb sei der Weg der ergänzenden Gesetzgebung" notwendig. Arbeiterschaft eines Gemeindebezirks auf das Niveau der am schlechtesten Verschlechterungen, insbesondre der Entrechtung der Arbeiter, So lange das nicht geschehe, könne man der Polizei nicht verdenken, pentgegensegen fönnen. Denn darüber kann ja wohl ein gweifel nicht bestehen, daß die Centralisation, teils durch die Ersparnisse, die sie be*) Berlin   SO., Engel- Ufer 15( Gewerkschaftshaus).

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*) Siehe Vorwärts" Nr. 128, 129 und 130.

Sociales aus Koniz  .

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Sonig, den 20. Juni 1900. Excellenz" Lewy steht jetzt nachmittags manchmal wieder ein Viertelstündchen vor der Thür seines Hauses. So hat der Konizer Wizz das kleine schwächliche und verschüchterte graue Männchen ge­tauft, weil er einen Posten vor der Thür stehen hat und nur unter militärischem Schuße ausgehen und über Land fahren darf. Er hat sein Gewerbe aufgeben müssen und will nach Berlin   übersiedeln, sobald er sein Häuschen verkauft hat. Dorthin wird ihn auch der Prozeß führen, den er gegen die Staatsbürger- Zeitung" wegen Beleidigung durch Abdruck der sogenannten Schuhschrift des Schlächters Hoffmann angestrengt hat.

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diesem

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C. F.

hartem Kampf. Der Reichstags- Wahlkreis befindet sich in polnischen ziehen fort. In vielen Orten des Kreifes und in Konig selber find Händen. Bei der Landtagswahl aber ist der nationalliberale Guts- die Ausverkäufe schon im Gange. In Tuchel ist ein Rabatt- Spár­befizer Osiander   mit einer Stimme Mehrheit über den polnischen verein in der Bildung begriffen, der den jüdischen Geschäften die Gegenkandidaten Sieger geblieben. Den Ausschlag gaben die Kunden entziehen will. In andern Städtchen und großen Dörfern liberalen Wahlmänner, zum größten Teil Juden, von denen werden von polnischer Seite Konsumvereine gegründet oder Zweig manche bei den Wahlmännerwahlen mit Hilfe der Polenstimmen ge- niederlassungen bestehender Konsumvereine geschaffen, die ausschließ Das wählt worden waren. hat große Erbitterung erregt, lich Manufakturwaren führen. und die polnischen Blätter der Provinz, die Gazetta Gdanska" in Danzig   und das Thorner Blatt", suchen seitdem im Verein mit dem ultramontanen Westpr. Voltsblatt" die Antisemitenblätter im Gegen zu überbieten.

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Am schlimmsten aber sind die jüdischen Proletarier getroffen. Die Hausierer wagen sich mit ihren Backen nicht mehr aufs Land, obwohl sie doch von altersher daran gewöhnt sind, als Parias be handelt zu werden. Das Glaserhandwerk liegt fast ganz in den Händen von In der ganzen Gegend ist der gesellschaftliche und wirtschaftliche Juden. Auch sie trauen sich nicht mehr hinaus. Von christlicher Boykott über die Juden verhängt. Die christlichen Kaufleute erzählen Seite erhalten sie keine Aufträge mehr. In Czerst, einem großen einem mit schmunzelndem Gesicht, daß ihre jüdischen Konkurrenten Fabrikborf in der Umgegend von Konig, war ich in der Wohnung In Koniz   und in den andern kleinen Raubstädten und Fleden sich auf die Dauer nicht würden halten können. Kommt ein Käufer eines jüdischen Glasers. Welches Elend! Die Hagere, braune Frau der Gegend ist jetzt alles rubig. Aus Brandenburg   und Ostpreußen   in den Laden, so erkundigt er sich vorsorglich, ob er auch in einem faß mit einem Säugling an der Brust und sechs weiteren Kindern sind ein paar Dußend Gendarmen in den Kreis beordert und christlichen Geschäft sei. Das Urteil nach der Nasengestaltung ist doch in der finsteren, schmutzigen Küche um eine Schüssel Kartoffeln, die in die Ortschaften und Dörfer verteilt worden. Die Jahrmärkte zu trügerisch. Träger von Paketen, deren Umhüllung den Namen das Mittagbrot bildeten. Der Mann war nicht zu Hause. Ich werden verboten, um das Zusammenströmen der Landbevölkerung zu einer jüdischen Firma aufweist, werden entrüstet gefragt:" Vom wurde in die Borderstube geführt, wo ein paar Betten, ein Tisch, verhüten. Diese Maßregel ist aber äußerst bedenklich und kann nur Juden? Vom Juden?" Die jüdischen Schlächter, die vom Rindfleisch ein paar Stühle und ein Schrank standen. Das war alles. Ein Del ins Feuer gießen. Die Viehmärkte, die mit den Jahimärkten die Vorderviertel an ihre jüdische Kundschaft verkaufen, werden die Hinter- paar alte Tassen und eine emaillierte Blechkanne standen als Schmuck berbunden sind, bedeuten für viele Bauern und kleine Besizer die viertel nicht mehr los und bieten das Pfund Ochsenfleisch jetzt schon mit auf dem Schrank. An der Wand hingen in einer Ecke ein paar zer­einzige Möglichkeit, bares Geld ins Haus zu bekommen. Sie müssen 35 Pf. aus. Die jüdischen Geschäftsinhaber erhalten anonyme Briefe. Ich fezte Kleidungsstücke. Kein Bild im Zimmer, keine Gardine am Fenster, Hypothekenzinsen und Steuern zu bezahlen, fie müssen die Waren- las folgenden: Ich warne ihnen, das sie gehen, sonst pafiert was, nur table Armut. Daß man bei Juden war, zeigte nur ein schulden begleichen, die sie bei den Krämern haben, und so rechnen rath ihnen, den es geth loss". Die christlichen Viehhändler entlassen Stückchen Mazzes, das oben an die Kalkwand genagelt war. Ja, fie mit dem Verkauf ihres Kleinviehs, das sie jetzt nicht los werden. ihre jüdischen Angestellten. So steht seit einigen Tagen im Koniger es geht nicht gut", sagte die Frau in singendem Ton, während in Da in der ganzen Gegend eine Mißernte zu erwarten steht, Tageblatt" folgende Annonce:" Der Vorläufer( der das Vieh aus der Küche, die Kinder schrien. Wenn der Mann in der Woche 6 M. so. sehen manche polnische, kassubische und deutsche Kleinbauern wählt und Handgeld giebt) J. Heymann ist nicht mehr bei mir in verdient, muß man schon zufrieden sein. Jetzt bringt er aber gar ihren Ruin vor Augen. Der Gerichtsvollzieher, der der Send- Stellung. Emil Weydert". Kein Wunder, daß solche Maßregelungen nichts mehr nach Hause". Sie erzählte von Abweisungen, die er bote deutscher Kultur in den Kassubendörfern und Bußtowien erfolgen, wenn in den Dörfern Zettel angeklebt werden, wie folgender, bei früheren Kunden erfahren habe. Sie wollen vom Juden keine Arbeit mehr haben". Und dann kam die unerschöpfliche Klage, die ( Stellen) ist, wird seines Amtes walten. Pfändowatsch" der in Gostoczin angeschlagen war: sagen die Kassuben. Das ist eins der wenigen deutschen Worte, die Die Juden find Mörder der Christen. Hepp! Hepp! Hepp! man überall hört, über die täglichen Beschimpfungen, in denen sich So wird die die christlichen Nachbarn gefallen. Judenstänker" ist noch der harm­in ihre Sprache gedrungen sind. Das Verbot der Jahrmärkte aber Raus mit dem jüdischen Ungeziefer nach Palästina". wird den Juden auf Rechnung gestellt. sociale Unzufriedenheit der hungernden Käthner, Justleute und loseste Ausdruck. Das nimmt man weiter nicht übel. Besonders be­liebt ist jetzt die Geberde des Halsabschneidens. Die nationalen Gegensäge spielen auch ihre Nolle in den Vor- Knechte auf die Juden abgelenkt. gängen der letzten Zeit. Gerade im Kreise Koniz- Tuchel liegt der Die wohlhabenden Juden können sich den Drohungen und dem mit dem Centrum verbündete Polonismus mit den Hakatisten in Boykott immer noch entziehen. Sie geben ihre Geschäfte auf und

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Dabei ist es in Czersk im Vergleich zu andren Orten noch am ruhigsten zugegangen. Kaum daß ein paar Fensterscheiben eingeworfen