Mr. 147. 17. Jahrgang.
1. Beilage des„, Vorwärts" Berliner Volksblatt. Donerstag, 28. Juni 1900.
Ein Hochverrats- Prozeß.
Leipzig , 26. Juni. Der heutige Tag war ausschließlich den Angeklagten Kolenda und Melerowicz gewidmet. Die Anklage gegen diese beiden ist ohne äußeren Zusammenhang mit der Antlage gegen Zeitgeber. Der polnische Handwerkerverein in Dortmund ist der Boden, auf dem sich die jenen beiden Angeklagten zur Last gelegten Handlungen abgespielt haben sollen. Die heutige Verhandlung begann mit der Vernehmung Kolendas. Er leugnet mit großer Entschieden heit, zu Beiträgen für den polnischen Nationalschaß aufgefordert zu haben. In dem polnischen Handwerkerverein, der im April 1899 gegründet worden sei und dessen Vorsitzender er war, habe man das Geld für eigene Zwede nötiger gebraucht, als daß man es hätte
nach auswärts schicken mögen.
seit 1898 verlassen hat, da sie ihm auf seiner weiteren Fahrt ins nicht sympathisch gegenübersteht. Die Krankenkassen wie sie jest anarchistische Lager nicht folgen wollte. Seitdem hat sich der sind, können einen Druck auf die Aerzte und Apotheker ausBund, nicht zum mindesten wegen der gehässigen Bekämpfung seitens üben, was bei einer Centralisation nicht der Fall ist. Die CentraliNieuwenhuis', immer mehr uns genähert, und jetzt sind seine Mitglieder sation, wie sie möglich ist, bleibt nur ein Stückvert, denn die Betriebswieder ganz gute Socialdemokraten geworden. Es war kein Grund und Innungskassen bleiben davon ausgeschlossen und es nehmen die mehr für die Scheidung der beiden Parteien vorhanden und so Betriebs- Krankenkassen den Löwenanteil aller Mitglieder. Die Leipziger centralisierte Orts- Krankenkasse soll nun unser Vorhaben sie sich heut vereinigt. Es wurde beschlossen, unsre Partei als die gemeinsame Organi- bild sein, weil sie mit ihren 131 179 Mitgliedern die größte in Deutschſation: anzunehmen, so daß faktisch der Socialistenbund aufgeht land ist. Berlin hat 350 000 Mitglieder, und je größer die Kassen sind, in unserer Partei, welche ihn auch wohl an Umfang fünf oder desto größer sind auch prozentual die Verwaltungskosten. In Leipzig sechsmal übertrifft. Jedoch wurde beschlossen, auf dem nächsten betragen die Verwaltungskosten pro Kopf 2,15 M. in Berlin hin Kongreß unsrer Partei zu beraten, ob vielleicht einige fleine Pro- gegen nur 1,82 M. Daraus ist zu ersehen, daß die Verwaltungsfosten hier auch steigen würden. Allerdings liefert die Leipziger grammänderungen und eine Namensänderung wünschbar seien. ich leit und von greude über die jest erreichte Einigung aller gerade die weiblichen Mitglieder verursachenden Kaffen die meiſten Die Stimmung auf dem Kongreß zeugte von größter Brüder Kasse für die Familien- Angehörigen freien Arzt und Medizin. Aber Socialdemokraten. Kosten; es ist somit die Berliner Kaffenlage eine viel günstigere wie die Leipzigar.
Von polnischen Dingen habe er um so weniger erfahren, als er eine Deutsche geheiratet und infolge dessen weniger Gelegenheit zum Socialismus wohl abgeschlossen. Eine Organisation besteht, Hiermit ist auch die Periode des nebelhaften anarchistischen Verkehr mit Polen gehabt habe. Bezirks- Polizeikommissar Göhrke aus Dortmund bekundet, wenigstens zwischen Anarchismus und Socialdemokratie nicht mehr. daß er den polnischen Handwerkerverein in Dortmund überwacht Leider hält der Abgeordnete Van der Zweeg fich noch immer abseits. habe. Kolenda sei mit seinem Schwiegervater in Streit geraten, Eine Organisation, selbst eine Wahl Organisation vertritt er dem die Thätigkeit Kolendas in jenem Vereine verdächtig erschienen aber nicht. sei. Nachdem dann im Oktober v. J. bei der Polizei eine Ein braver Parteigenosse ist den Reihen des kämpfenden Denunziation des Schreiners Franz Sniegodi gegen den Broletariats durch die Proletarierkrankheit entrissen worden. Der Verein eingelaufen sei, habe er den Verein noch schärfer überwachen Verstorbene, Genosse Conrad Vogel, wohnte seit einem Jahr lassen. Den Kolenda habe man ihm als Socialdemokraten zehnt in Nedarau, woselbst er sich, wie auch vorher schon in geschildert. feinem früheren Aufenthaltsorte, mit größtem Eifer und bestem Erfolge der Partei gewidmet hatte. Der Socialdemokratische Verein in Neckaran verliert an ihm ein rühriges Vorstandsmitglied, ebenso das Gewerbegericht, dem er seit sechs Jahren angehörte, einen gewissenhaften Beisiger. Ehre seinem Andenken!
Der Anklagte Kolenda erklärt wiederholt, daß er sich mit Politit gar nicht befaßt habe; es sei nicht auch möglich, daß man zugleich für die großpolnische und socialdemokratische Sache
wirte.
handelte.
Nach den Satzungen, welche verlesen werden, hatte der Verein die Behandlung politischer und religiöser Angelegenheiten aus geschlossen. Eine Versammlung am 29. Januar d. J. iſt einberufen worden zur Feier von Raisers Geburtstag.(!!!) Kolenda hat eine entsprechende Rede gehalten und sie mit einem Hoch auf Kaiser und Papst geschlossen. Es folgt die Vernehmung des Angeklagten Meletowic 3. Er bestreitet ebenfalls mit großem Eifer, zu Beiträgen für den Schatz aufgefordert und selbst dazu beigesteuert zu haben. Als er in der Schweiz war, sei er in Rot geraten und habe durch einen Studentenverein Unterstützung aus dem polnischen National fchaz erhalten, den er für einen Hilfsverein angesehen habe. Wenn er in Dortmund 2 M., die er vom Handwerkerverein für Klavierspielen erhalten hatte, nach Rapperswil gesandt habe, fo habe er es nur in der Absicht gethan, für die empfangene Wohlthat teilweise Ersatz zu leisten. Die Anklage sucht nachzuweisen, daß Melerowicz mit voller Kenntnis von den Zweden des Schayes gehandelt hat und daß auch Kolenda sich der Tragweite des Vorgehens des Melerowicz im Vereine nicht nur voll bewußt gewesen sei, sondern es auch unterftüzt habe. Ein Antrag des M., für den Schatz zu sammeln, soll am 30. Mai gestellt worden sein. Nach den Protokollen des Vereins hat der Vorstand am 10. Juni befchloffen, sich die Sache nochmals zu verschaffen. zu überlegen, und in der Versammlung am 20. Junti ist beschlossen worden, die Sache auf sich beruhen zu laffen. Es werden noch eine Anzahl ehemaliger Mitglieder des polnischen Handwerkervereins in Dortmund vernommen und zwar zunächst meist uneidlich.
In
Welche Vorteile soll nun eine Centralisation herbeiführen. Es wird kein Gefeß gemacht für eine Stadt, sondern fürs Reich, und da werden die Militäranwärter ihren Einzug in den centralisierten Stassen halten, und die Regierung hätte einen Fingerzeig, wo sie ihre Anwärter hinstecken kann. Die 15 Krankenkassen, die unter 26 Wochen Unterstützung zahlen, tönnen auch ohne die Centralifierung dazu bewegt werden, ihre Unterstützung auszudehnen. Redner wünscht dringend, die Centralisation abzulehnen. An der Diskussion beteiligte sich zunächst Dähne von der Orts Krankenkasse der Maurer. Er führte aus, daß eine Aenderung herbeigeführt werden müßte, denn im Baugewerbe geht es von einer Kasse in die andre und eine Kontrolle wäre unmöglich. Auch ist die Besoldung der Beamten hiesiger Kassen eine sehr minimale. Wir wollen nicht über den Kopf) bezahlen, aber doch ein angemessenes Gehalt. Die Verhältnisse liegen im ganzen so, daß wir im Interesse unsrer Mitglieder eine Centralisation schaffen müssen.
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Die
Sächsische Fürsorge für Versammlungsbesucher. Glauchau bildete in der legten Sigung des Stadtverordneten Sächsische Fürsorge für Versammlungsbesucher. Stollegiums die Handhabung des Polizeigeiezes durch schaffen, weil hier in Berlin eine sehr große Zahl winziger Kassen Dr. Freudenberg empfiehlt dringend eine Centralisation zu die Polizei den Gegenstand einer lebhaften Verhandlung, die bestehen mit sehr minimalen Leistungen. Das Deficit, welches die durch eine aus Arbeiterkreisen eingegangene Beschwerde veranlaßt Leipziger Kaise gehabt hat, ist dadurch entstanden, weil sie von Einen Krankenworden war. Wie anderwärts bewies auch in Glauchau die Polizei- Anfang zu große Leistungen gezahlt hat. behörde stets dann eine rührende Sorge für Leben und Gesundheit kassen- Verband der Versammlungsbefucher, sobald es sich um Arbeiterversammlungen Vorzüge, die die Leipziger Kafie ihren Mitgliedern gewährt, gründen ist gesetzlich unzulässig. Die Beschwerde ersuchte deshalb die Stadtverordneten, werden von keiner Berliner Kaffe geleistet, deshalb ist die Schaffung so lange die Ausgaben für den Posten des verantwortlichen Zeiters einer Centralisation dringend am Plak, und dann würden auch die des Polizeiressorts zu verweigern, bis bezüglich des Verfammlungs Rosinen aus dem Kuchen genommen, der dem Reichstag vorgefegt vejens eine Besserung eingetreten sei. Der Bürgermeister erklärte, werden soll. die vom Ministerium anläßlich der Theaterbrände crlassenen lottenburg, verliest ein Schreiben vom Regierungspräsidenten aus daß er persönlich für weitgehendste Versammlungsfreiheit sei, daß jedoch Sabor, Vorsitzender der Allgemeinen Orts- Krankenkasse CharVerfügungen berücksichtigt werden müßten. Das Stadtverordneten Potsdam mit der Anfrage, wie sich die Klasse zu dem neuen Kollegium nahm jedoch einstimmig einen von dem Stadtverordneten Gesetzentwurf stellt. Redner bedauert, daß die Centralisation nicht flugt geschickt vertretenen Antrag an, daß entweder die Polizei von schon lange herbeigeführt ist. Hierauf verliest Simanowski eine einDie heute am 22. Juni 1900 in der„ Bergegangene Resolution: den Verfügungen in toleranterer Form oder aber für alle Versammlungen in der gleichen Weise Gebrauch zu machen habe. liner Ressource" tagende Bersammlung der Berliner Orts- StrankenSache des Bürgermeisters wird es nunmehr sein, dem energisch be- fassen usw. erkennt an, daß die Centralisierung der Ortskaffen fundeten Wunsche des Stadtverordneten- Kollegiums auch Beachtung wünschenswert und im Interesse der Versicherten unbedingt notwendig ist. Sie beauftragt daher die Centralkommission der vom Boltsblatt für Halle" von der Staatsantvaltschaft die Auflage führung dieses Gedankens in die Bege zu feiten." Wegen Gotteslästerung war gegen den Redacteur Swienty Krankenkassen, recht bald geeignete Schritte zu thun, um die Durcherhoben worden, und zwar sollte die Gotteslästerung dadurch be Mechaniferkaffe, spricht sehr scharf gegen die Centralisierung. Alsdann gangen worden sein, daß in einer Kritik eines von der Magdeburger wird die Diskussion vertagt. Straffammer gefällten Urteils von der unehelichen Geburt des Stifters der christlichen Religion" als einer Thatsache gesprochen worden war. Die beschließende Straffammer des Anitsgerichts in Halle vermochte sich jedoch den Deduktionen des Staatsanwalts nicht anzuschließen und lehnte deshalb die Eröffnung des Verfahrens ab, indem sie betonte, daß das nach§ 166 des Strafgesetzbuchs vor auszujeßende Merkmal der Beschimpfung in dem inkriminierten Sage nicht enthalten sei.
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Der Schreiner Franz Sniegodi, der Denunziant, befundet, daß er der eigentliche Gründer des Vereins gewesen sei und Kolenda, den er als angesehenen Mann kannte, zum Vorfizenden vorgeschlagen habe. Er behauptet, Melerowicz Habe am 30. Mai solche Stellen verlesen, in denen davon die Nede war, daß, venn es einmal zum Aufstand komme, aus dem Nationalichage die dazu erforderlichen Mittel entnommen werden sollten. Von dem Nationalschaz habe er, Zeuge, schon vor 3 Jahren in Gnesen gehört.( Er ist Ein gefegneter Pressänder ist der Genosse Ad, Thicles 22 Jahr alt.) Ob Melerowicz gerade die Stelle verlesen habe, in der Halle, gegen den jezt die Prozesse, die während der Reichstags: von den Feinden der Nation die Rede ist, wisse er nicht. Auf die Session ruhen mußten, weitergeführt werden. Die Zahl der Prozesse, Bemerkung des Zeugen, mit Kolenda stehe er noch auf freundschaft- die zum Teil aus dem Jahr 1898, zum Teil erst aus dem vorigen lichem Fuße, ruft Stolenda mit großer Entschiedenheit: nein! Jahr stammen, beläuft sich auf zehn oder elf. Bereits sind gegen zu bemerken ist, daß Kolenda den Zeugen wegen unpassenden unsren Genossen ein Termin vor dem Schöffengericht, zwei vor dem Verhaltens aus dem Verein hinausgewiesen hat. Dies ist am Landgericht und einer vor dem Reichsgericht angesetzt. 10. Oftober 1899 geschehen. Drei Tage später hat Sniegodi den Verein denunziert.
Krankenkassen- Centralisation.
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Schröder,
Unter Verschiedenes macht Herr Dr. Lenhoff Mitteilungen über die schnelle Entwicklung der Erholungsstätte in der Jungfernheide. Die ersten Bedenken, ob die Stätte genügend besucht werde, find gänzlich geschwunden. Die Stätte war für 100 Personen gedacht, und es sind jetzt 140, die dort verpflegt werden. Es wird erforderlich sein, in nächster Zeit in verschiedenen Stadtteilen solche Erholungsstätten zu errichten; auch die weiblichen Mitglieder sollen bedacht werden.
Aus der Frauenbewegung. Die Lohnbewegung der Plätterinnen und Wäscherinnen. Die Versammlung der Alt- Plätterinnen und Wäscherinnen, welche am 26. ds. Mts. in Kellers Festsälen tagte, zeigte ein eigenartig bewegtes Bild. Für den, welcher in der Arbeiterbewegung den mächtigen Hebel erkennt, dessen Kraft die Kultur zu einer noch ungeahnten Höhe tragen wird, bietet der Eintritt einer zahlreichen Berufstlaſſe in den Kampf um bessere Lebensbedingungen ein freudiges Schauspiel. Und freudig gehoben war auch die Stimmung, trotz aller Versuche der zahlreich erschienenen Meister, die Freude zu dämpfen.
Die Iliruhe, welche eine Versammlung von zum großen Teil ganz unerfahrenen Besuchern stets anhaften wird, hatte sich bei Beginn der Verhandlung etwas gelegt, als ein böser Zufall die
Der Zeuge Ignaz Szymanski war in der Versammling vom 13. Juni anwesend und behauptet, gehört zu haben, Kolenda habe gesagt, der Schatz sei für die polnische Revolution bestimmt Eine Versammlung der Krankenkassen Vorstände und jeder Pole müsse eher für ihn, als für etwas andres steuern. und Verwaltungsbeamten Kolenda erklärt es für unmöglich, daß er derartiges gesagt habe. fand am Freitag, den 22. Juni, in der Berliner Ressource statt. Die weiteren Zeugen, sämtlich frühere Mitglieder des Vereins, Einberufen war dieselbe von der Centralfommission der Krankenmachen ziemlich unbestimmte Angaben. Sämtliche polnischen Zeugen lassen Berlins . Auf der Tagesordnung stand: 1. Liegt die Versammlung fast gesprengt hätte. Der Ruf:" Feuer" tönte durch wurden nachträglich vereidigt, mit Ausnahme des Denunzianten und Centralisation der Krankenkassen im Interesse der versicherten den Saal und die Mehrzahl cilt mit fliegender Haft nach den Thüren. Hauptbelastungszeugen, der wegen Unterschlagung und Betrugs vor: Arbeiter? Referent: Herr Stadtverordneter Borgmann. Korreferent: In dem brausenden, Lärm verhallen die Stimmen, die zur Ruhe und bestraft ift. Gegen 3 1hr wurde die Beweisaufnahme geschlossen. Herr Rendant P. Magnan. 2. Verschiedenes. Besonnenheit mahnen. Als aber die Forteilenden erkannten, daß das Morgen früh werden die Plaidoyers stattfinden.
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Die Verteidiger plädierten für Freisprechung. Das Urteil lautet:
Leitgeber wurde zu einem Jahr Festung unter Anrechnung von drei Monaten der Untersuchungshaft verurteilt, Kolenda und Melerowicz wurden freigesprochen.
Partei- Nachrichten.
Vertreten waren 42 Orts- Strautentassen, 4 Fabrit- Krankenkassen, Feuer, welches im Nebenhaus ausgebrochen, thatsächlich unbedeutend 3 Junungs-, 22 Hilfs- und 4 Vororts- Krankenkassen, in Summa 75. und ungefährlich war, fehrten sie zurück. und nach halbstündiger Bause Der Prozeß wurde am Mittwoch zu Ende geführt. Der Ober- Der Referent Borgmann führte aus: Die Idee der Centralisation wurde die Beratung des neuen Lohntarifs fortgesetzt, welchen die reichsanwalt verzichtete darauf, die Behauptungen des Zeugen ist ja nichts Neues, es ist schon lange der Winsch gewesen, die Kommission aufgestellt hat. Er lautet: Eniegodi als glaubwürdig zu Grunde zu legen. Krankenkassen zu centralisieren und es war zu dem Zweck vor Lohntarif. Die Reichsanwaltschaft beantragte gegen Leitgerber sechs Jahren eine Kommission gewählt worden. Die Kommission zwei Jahre Festungshaft, gegen Melerowicz neun Monate Festungs: war bemüht, die Verwaltungsbehörde auf den großen Wißstand 1,20 m. Oberhemden, gestickt oder Falten, per Dutzend 1,50 W. Für Blätterinnen( Accordpreis): Oberhemden, per Dugend haft, gegen Kolenda Freisprechung. unsres Strankenkassenwesens aufmerksam zu machen. Im Jahre 1896 hat nun die Gewerbedeputation an sämtliche Westen, per Stid 20 Pf. Stragen, per Dutzend 30 Pf. Manschetten, Chemisetts, per Dutzend 60 Pf. Krankenkassen ein Schreiben gerichtet und auf verschiedene Nachteile, per Dutzend Paar 60 Pf. welche die Mitglieder von einer Centralisation haben, hingewiesen. Chemisetts, gesticht oder Falten, per Dutzend 75 Pf. Chemiſetts, zugleich wurde von den Vorständen verlangt, einen Bericht eingu 25 Pf. Damen- Oberhemden, mit Tollen, per Stück 30 f nur fleine, ver Dußend 50 Pf. Damen- Oberhemden, per Stüd schicken darüber, wie die Mitglieder über die Sache denken. Es sind Wochenlohn für Plätterinnen: Pro Woche 21 M nun die meisten Berichte von den Vorständen eigenmächtig eingesandt worden und zwar im Sinne einer Verneinung der Centrali- ochenlohn für Wäscherinnen: Pro Woche 21 M mit Kost 15 M., pro Tag 2,50 M. fation. Arbeitszeit: Sommer: von 7-7 1hr. Pausen: 812-9, Von der Agitation. Nach dem Schluß des Reichstags unter 120( infl. Jnnungs- und Betriebskaffen) unter gewissen Bedingungen 4-5 Uhr. Es hatten sich unbedingt für Centralisation 4 Krankenkassen und 12-1, 41/ 2-5 lihr. Winter: von 8-8 Uhr. Pausen: 9-912, 12-1, nahm Genosse Baudert eine Agitationstour durch Ost- und Westpreußen . In allen Versammlungen bildete die politische dafür ausgesprochen. Das Krankenkassenwesen würde durch eine Centralisation sehr Die Vorsitzende Frau Ihrer gab die notwendigen Erläuterungen Lage, unter Berücksichtigung der in der letzten Session des Reichstags gehoben werden und es brauchte die Centralisierung der Wenigen zu den Zahlen. Es war bisher fiblich, daß der Preis für das einem zur Größe der Stadt verhältnismäßig fleinen Saale, war die halber, die eine höhere Unterstützung zur Zeit erhalten, nicht zu einzelne Stüd zu gleichen Teilen an Inhaber und Arbeiterin fiel. scheitern. Als aber vor Pfingsten die allgemeine Teurung die Meister bewog, Bersammlung überfüllt. In Tilsit haben sich die Genossen Es hat hier in Berlin noch keine Krantentaffe es fertig gebracht, ihre Preise zu erhöhen, ließen sie die Arbeiterin an dem Mehrein eignes Lokal geschaffen. Ein einfacher Raum, 18-20 Meter Familienmitglieder mit aufzunehmen, und wenn nun Erkrankungs- gewinn nicht teilnehmen; einige einzelne Ausnahmen kamen nicht lang und 5-6 Meter breit. Die Polizei hat verboten, Petroleum- fälle in einer Familie vorkommen und der Mann die Kosten in Betracht. Und doch hat die Plätterin ebenso sehr unter der beleuchtung anzubringen, deshalb wird der Raum mit rings an den Wänden angebrachten Talglichtern beleuchtet. Infolge mangelnder nicht erichwingen kann, so tritt die Stadt ein und der Mann geht Teurung zu leiden, wie jeder andre, Dieser Uebelstand soll mit der ohnehin schon das Eristenzminimum nur eben überschreitet oder auch Siggelegenheit( die Genossen haben sich erst ein paar Dugend Stühle Centralisation aus der Welt geschafft werden, in der Weise, daß nur erreicht, wenn ihre Arbeitszeit grenzenlos ausgedehnt wird. In fchaffen können) nahmen die Teilnehmer dicht zusammengedrängt, die Familienmitglieder mit versichert werden, wie es bei der der Diskussion gab es scharfe Worte, und der Lärm, absichtlich und in und außerhalb des„ Saals" an der Versammlung teil. unwillkürlich, erschwerte es, die einzelnen Redner zu verstehen. Die In Memel ließ der Besuch infolge eines an demselben Leipziger Krankenkasse der Fall ist. Es wird auch von der Regierung eine Centralisierung geplant, Arbeitgeber, welche vor einer Woche in einer Meisterversammlung Tage stattfindenden Volksfestes etwas zu wünschen übrig. welche in der Novelle zum Krankenversicherungs- Gesetz zum Ausdrud gleichfalls einen neuen Tarif entworfen hatten, fanden, daß ein freiDesto überfüllter, in sehr geräumigen Sälen, waren die Versamm: fommen wird, und wenn das von der Regierung geplant wird, so williger Lohnaufschlag von 25-30 Broz, ein ganz ungewöhnliches Gelungen in Elbing und Danzig . Eine in dem Schifferort kommen selbstverständlich bei Besetzung der Stellen zuerst die Civil- fchent an die Arbeitnehmer fei, von 100 Proz., wie es der Tarif vorsieht, Seu bude geplante Versammlung wurde, trotzdem der Saal zukönne keine Rede sein. Wären die fadenscheinigen Argumente auch bessergegesagt war, dadurch vereitelt, daß der Lokalinhaber unter dem Ein- Versorgungsberechtigten in Betracht. wesen, so hättenauch bessere Beweise nichts ausgerichtet, denen gegenüber. fluß behördlicher Organe sein Lokal in letzter Minute verweigerte. Nach allen gemachten Wahrnehmungen geht es in Ost- und Westwelche wissen, daß ihr Fehler höchstens ist, daß sie zu lange geschwiegen und welche nichts fordern als auskömmlichen Lohn für preußen mit unsrer Bewegung vorwärts. eine sehr schiere Tagesarbeit.
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mehr, weil ihre Einnahme
Wenn nun von den Kassenmitgliedern eine Centralisation geschaffen wird, dann hat die Verwaltungsbehörde kein Recht, die Rechte der Mitglieder zu inhibieren; denn es haben dann 350 000 Mitglieder auch ein Wort mitzusprechen. Es hat auch eine Die Einigung der beiden holländischen socialdemokratischen centralisierte Kasse einen ganz andren Ueberblick über ihre Mit: Organisationen ist am 24. Juni zur Wirklichkeit geworden. Es glieder, als es jegt bei der Zersplitterung der Fall ist, und darum geschah, wie uns aus Amsterdam geschrieben wird, auf einem vom ist es Zeit, mit der Centralisation anzufangen, ehe die Novelle zur Socialistenbund einberufenen speciellen Kongreß, wo die Lokal- Beratung tommt. Borgmann bittet, auf die drohende Gefahr hin Organisationen vom Socialistenbund und von der Socialdemo- jich die Sache reiflich zu überlegen. Fratischen Arbeiterpartei anwesend waren. Der Socialistenbund ist Der Storreferent Magnan führt aus, daß die Verwaltungsdie einstige Nieuwenhuissche Organisation, welche er aber behörde der Centralisation, wie sie von der Kommission geplant ist, spottenden Zustand der Wäsche. Eine Einschränkung der Arbeitszeit
Doch mehr Begeisterung als die Lohnerhöhung weckten die Beſtimmungen über die Arbeitszeit. Doppelt nötig bei den schweren Berufskrankheiten in dem so anstrengenden Gewerbe des Waschens und Plättens; bei ersterem teilt dazu die Gefahr der Ansteckung durch infizierte Wäsche und außerdem, wie eine erfahrene Wäscherin mit drastischen Worten schilderte, den oft jeder Beschreibung