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Nr. 147. 17. Jahrgang. 2. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Donnerstag, 28. Juni 1900.

Gewerkschaftliches.

Berlin und Umgegend.

Aus dem Reich der Großen Berliner.

vor, mit den einzelnen Arbeitern zu verhandeln und nicht nur mit Mufit hören möchten, die aber die 10 oder 15 Pf. Eintrittsgeld der Organisation, und will den Lohn für die Streiftage in Abzug scheuen und auch das Freikonzert wegen des mit dem freien Eintritt bringen. Von der Gemeindevertretung war beantragt, eine 20stündige verbundenen Trinkzwangs noch für zu teuer halten. Diese Zaun Fahrzeit einzuführen, wodurch die 10stündige Arbeitszeit sich von gäste lauschen draußen auf der Straße den Klängen der Mufit, die selbst verstanden hätte; aber auch dies lehnte die Direktion ab, sie aus dem Garten zu ihnen herausdringt, mindestens mit derselben Die Erbitterung, welche die vor kurzem erfolgten Kündigungen 10 Stunden 57 Minuten in sich schließt, und nur größere Pausen hier sehr wenig Anlaß, ihren Eifer zu bethätigen, und sie macht sich will den alten Beatrieb aufrecht erhalten, der eine Arbeitszeit von Andacht, wie da drinnen die zahlenden Besucher. Die Polizei fände unter den Angestellten erregt haben, scheint doch nicht ohne Wirkung während des Betriebs geben. Die Pferdebahn- Beamten haben auch selten bemerkbar. Das Publikum ist hier selber Polizei; auf die Direktion geblieben zu sein. Nicht etwa, daß fie fich den in einer Nachtversammlung die meisten Bunfte in Fassung der Gewer Störungen verursacht, wird rasch und erfolgreich zur Ruhe ver­gewerkschaftlichen Bestrebungen des Personals gegenüber wie es eigentlich selbstverständlich sein sollte- völlig passiv verhielte. Bu ſellſchaft angenommen, nur Buntt 1 lautet 60-68 Arbeitsstunden, wiesen. völlig passiv verhielte. 3" einem solchen Standpunkt vermag fich progenhafter Unter- ein Vorschlag, der vom Fabrikanten Johnsen, Gemeinderatsmitglied und Direktionsmitglied der Gesellschaft gestellt ist. nehmerdinkel, noch dazu wenn er bei Ministern Rückhalt findet, nicht aufzuschwingen. Gerochen wird es nach wie vor, wenn einer der Angestellten sich rückhaltlos als Vertreter der Arbeiter intereffen bekennt; zwar seht ihn die Direktion nach den un­angenehmen Erfahrungen die sie mit ihrem Yeşten Vor­gehen gemacht hat, nicht mehr ohne weiteres auf die Straße, sondern fie läßt der Entlassung einen Wint mit dem Baumpfahl vorangehen. Der Schaffner Oberpichler, einer derjenigen, die der Kom­mission angehörten, die feiner Beit wegen Beilegung des Streiks vor dem Oberbürgermeister mit der Direktion verhandelten, der aber nicht zu den Leuten vom Schlage Aschers gehört, erhielt folgendes Schreiben: Berlin SW., 18. Juni 1900.

An

den Schaffner Herrn Oberpichler 1233 Bahnhof 24, Lichtenberg . Nachdem zu unsrer Kenntnis gelangt ist, daß Sie neuerdings durch aufreizende Nedensarten den agitatorischen Bestrebungen im Sinn der abgeschlossenen Lohnbewegung wiederum Vorschub leisten, warnen wir Sie hiermit eindringlichst und bemerken, daß wir im Wiederholungsfall genötigt sein würden, Ihre sofortige Entfernung aus unsern Diensten in Aussicht zu nehmen.

Große Berliner Straßenbahn. Die Direktion.

v. Stühlewein. Köhler.

In der Erwartung, daß diesem Vorspiel die endgültige Maß regelung doch über kurz oder lang folgen werde, hat Oberpichler um feine sofortige Entlassung nachgesucht, mit der Bitte, daß ihm die Direktion, da er schon länger als zehn Jahre im Dienst war, eine einmalige Unterstüßung gewähren möge, wie sie die alten Leute erhielten, die vor einiger Zeit entlassen worden sind, um, wie man mit Recht annahm, die in Aussicht stehende Pensionskasse nicht zu belasten. Die Entlassung hat Oberpichler ohne weiteres erhalten, aber die Unterstützung fann ihm, wie die Direktion in dem be­treffenden Schreiben fagt, nach den bestehenden Grundsägen nicht bewilligt werden.

Was die in der ersten Hälfte dieses Monats erfolgten Maß­regelungen betrifft, so hat ein großer Teil der Gemaßregelten um Burücknahme der Kündigung nachgesucht, und diese Gesuche sind auch mit einer einzigen Ausnahme bewilligt und die Betreffenden wieder in Dienst gestellt worden.

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Außerdem

Wenn man dem Treiben der Zaungäste aufmerksam zuschaut, wenn man beobachtet, wie dieselben Personen fast Abend für Abend wiederkommen und ihren gewohnten Blaz an dem Zaun einnehmen, Pferdebahnbeamten- Streit in Stockholm . Das Personal dann verspürt man so gar keine Rust , einen spöttisen der Söstra- Gesellschaft"( Südbahn ) hat in einer Nachtversammlung on in das Wort Zaungast" hineinzulegen. Es beschlossen, vom Sonntag ab die Arbeit einzustellen, wenn ein ver- ist so mancher unter ihnen, deffen Anblick eher den Beobachter abfchiedeter Maschinist nicht in Arbeit genommen wird. Am Sonn ernst und nachdenklich stimmt. Das halbe Stündchen, das tag war der Betrieb eingestellt. Die Gesellschaft teilte dem Personal fie da vor dem Zaume zubringen dürfen, und die paar Klänge mit, daß alle sich für entlassen anzusehen haben, wenn der Betrieb einer oft recht minderwertigen Musik, die sie dabei auf­nicht bis 10 Uhr aufgenommen wäre, was aber nicht geschehen ist. Der Maschinist ist entlassen, weil er für den Anschluß an defangen, find für viele die einzige Erholung und Erhebung, die ihnen vergönnt ist. Transportarbeiter Verband gewirkt hat. 8aungaft" Das Wort hat überhaupt für die Mehrzahl hatte das Personal eine Lohnerhöhung von 15 bezw. 10 Kr.( fie er derjenigen, die sich vor dem Konzertgarten zu den Baumgästen halten jezt 90-100 beziv. 65-75 kr.) verlangt, sie aber schon auf 10 und 5 Str. herabgesetzt, die auch wegen der schlechten Lage der gesellen müssen, noch eine andre, eine viel umfassendere Bedeutung. Wie viele müssen sich nicht bloß hier mit der Rolle Gesellschaft" abgelehnt wurde. eines Baungastes begnügen! Die breite Masse der un­bemittelten Bevölkerung ist ja ziemlich in allem. und jedem mehr oder weniger jo etwas wie ein bloßer aungaft". Einer befizenden Minderheit, die aus dem Vollen genießen darf, steht eine besiglose Mehrheit gegenüber, die froh sein muß, wenn auch für sie von den Freuden des Lebens etwas abfällt. Der Baungast vor dem Konzertgarten ist ein ziemlich er zumeist angehört: des getreues Abbild der Klasse, der Proletariats.

Tokales.

Thielensche Socialpolitik.

Der Vorstand des Voltsheilstätten- Vereins vom Noten Streng" hatte, wie wir vor einigen Tagen mitteilten, unterm 16. Mai an den Minister Thielen ein Gesuch gerichtet, daß den Patienten der Erholungsstätte" in der Jungfernheide gestattet werden möge, Arbeiter. Wochenkarten auch außerhalb der sonst vor geschriebenen Stunden zu benutzen. Auf dieses Gesuch hat der Herr Minister unterm 20. Juni die langersehnte Antwort erteilt; fie lautet:

An

Auf die Vorstellung vom 16. v. M.

gez. Thielen.

den Vorstand des Volksheilstätten­Vereins vom Roten Kreuz hier.

Ueber ein recht befremdliches Vorgehen einer Gemeinde­Schullehrerin schreibt uns ein Lefer: Schon vor einiger Zeit teilte mir meine neunjährige Tochter mit, daß ihre Lehrerin, ein Fräulein S. in der katholischen Gemeindeschule am Mariannen­Ufer den Kindern verboten habe, am Freitag mit Fleisch oder Wurst belegte Stullen in die Schule zu bringen. Am letzten Nach den bestehenden Vorschriften werden Arbeiterfahrkarten Freitag hat die Dame sogar einer Schülerin die Wurst von der Stulle herunter genommen und den schönen Belag in nur zur Fahrt zwischen Wohnort und Arbeitsstelle ausgegeben; ben Papierkorb geworfen. Diese Handlungsweise ist von Arbeiter, die die Erholungsstätte Jungfern der Lehrerin feineswegs begangen worden, um die nicht mit heide aufsuchen, haben mithin auf die Ver- Wurststullen beglückten Kinder vom Lafter der Begehrlichkeit abfolgung von Arbeiterkarten überhauptteinen abzuhalten, sondern einzig von wegen des katholischen Dogmas, das Anspruch und müssen sich gewöhnlicher Fahrtarten den Fleischgemuß am Freitag für unthunlich hält. Mag man sich in bedienen, die im Berliner Stadt- und Ringbahn- Verkehr über- streng katholischen Gegenden auch noch an diesem Brauch halten, so wird in Berlin der katholisch Getaufte, wenn er es dazu hat, durch­aus niedrig bemessen sind. weg ebenso wenig auf den Fleischgenuß am Freitag verzichten mögen, wie der Jude auf den Genuß guter Schinkenstullen; und das sollte auch die Lehrerin bedenken. Ebenfalls sollte die Dame sich vor Unzufriedenheit herrscht in den Kreisen der Straßenbahner Augen halten, daß, wenn einmal das Wurstessen am Freitag darüber, daß entgegen den Abmachungen beim Streit die als Sünde gilt, das Wegwerfen von Nahrungsmitteln, Ueberstunden auf einigen Bahnhöfen nicht bezahlt werden, und daß An dieser Antwort ist zunächst bemerkenswert, daß der Herr einem selber gar nicht einmal zu eigen gehören, wohl die zugesagte Einstellung von Signalwärtern an den belebten Minister nur fünf Wochen gebrauchte, um auf ein Gesuch die zum mindesten ebenso fündhaft ist. Vielleicht erhält die Kreuzungspunkten immer noch auf sich warten läßt. Die versprochene ablehnende Antwort zu finden; selbst im Zeitalter des Verkehrs" vehrerin von oben herab einen Wint, in Zukunft derartiges zu probeweise Lieferung von Regenmänteln ist ebenfalls noch nicht Sodann aber unterlassen. erfolgt. Recht sonderbar erscheint es den Angestellten, daß ihnen hat eine derartige Firigkeit etwas Ueberraschendes. jezt ein Schriftstück zur Unterschrift vorgelegt wird, worin sich der hat Herr Thielen in dieser Antwort abermals Zeugnis für sein tiefes Die Deputation für die städtischen Jrrenauftalten hat in Unterzeichner verpflichtet, der am 1. Juli ins Leben tretenden Ben- socialpolitisches Verständnis abgelegt. Statt der erbetenen Verkehrs- ihrer am Dienstag unter Vorsiz des Stadtrats Struwe stattgehabten sionskasse beizutreten, ohne daß man den Angestellten die Sagungen erleichterung, durch die armen Kranken die Möglichkeit zur Wieder- Sigung verschiedene Neubauten beschlossen und zwar bei der Frren­der Bensionskasse bekannt gegeben, oder ihnen über Beitragshöhe herstellung ihrer Gesundheit geschaffen und damit die Volts- anstalt Herzberge zu Lichtenberg soll auf dent vor kurzen für und Leistung der Kasse etwas mitgeteilt hätte. gesundheit gefördert werden jollte, verfügt der Herr die Anstalt Vier Familien erworbenen Schußstreifen ein Minister eine weitere Erschwerung, indem er furzerhand wohnhaus für die jetzt in den Krankenhäusern wohnenden ver Die Große Berliner versteht es nicht bloß, das Fahrpersonal diesen Kranken überhaupt die Benuzung von Arbeiter- heirateten Angestellten errichtet werden. Ferner soll zum Zwed app im Lohn zu halten, auch die Handwerker, die sie auf den Bahnhöfen beschäftigt, stehen sich dort schlechter, als in andern Be- ochenkarten versagt. Und der Grund? Die gewöhnlichen befferer Beaufsichtigung des Eingangs zu der Anstalt und Sicherung des an die Herzbergerstraße anschließenden Anstalts­trieben. Es wird uns darüber mitgeteilt: Bei der Straßenbahn- Fahrkarten sind im Berliner Stadt- und Ringbahnverkehr überaus gebietes gegenüber dem sehr stark gesteigerten Verkehr das Einfahrts­Gesellschaft besteht eine Abteilung für Hochbauten, eine andre für niedrig bemessen." Das mag zutreffen für Personen, die über ein thor bis nahe an die Anstaltsgrenze gerückt und dort ein Pförtner­Tiefbauten. Die Hochbau- Abteilung besteht aus Bauhand- Ministereinkommen verfügen; aber arme Kranke, die mit einem häuschen errichtet werden. Schließlich sollen umfangreiche Er­wertern und Hilfsarbeitern, etwa 50 an der Bahl. Diese haben die Krankengeld von täglich 1,50 M. sich und ihre Familie erhalten weiterungsbauten auf dem Gutshofe der Anstalt vorgenommen Reparaturen auf allen Bahnhöfen in und um Berlin auszuführen. sollen, werden selbst den Mindestbetrag für eine zweimalige Fahrt werden, darunter die Errichtung eines Wagenschuppens und Bes Die Lohnfäße find folgende: Maurer 50 Pf., Zimmerer 40-50 Bf- 20 Pfennige keineswegs für überaus niedrig bemeffen" erschaffung von zwei Familienwohnungen für die auf dem Gutshofe Klempner 45 Pf., Dachdecker 40 Bf.. Rohrleger 35-45 Pf. und die Arbeiter 32½ Pf. pro Stunde; Schlosser erhalten 3 m. achten. Freilich für den, der die sonstigen Proben Thielenscher beschäftigten verheirateten Bediensteten. Bei der Anstalt Epileptische in Wuhlgarten sollen, wie dies bei den beiden 25 Pf. pro Tag. Nun haben die Leute oft einen stunden- Socialpolitik kennt, hat dieser Bescheid nichts lleberraschendes. weiten Weg zur Arbeit; die bessergestellten Leute haben zwar Selbst die Boss. 8tg.", die doch wahrlich nicht im Geruch allzu Irrenanstalten bereits früher geschehen ist, Infektionsbaracen er­richtet werden je eine für Männer und Frauen. Diese Baraden Freitarten, aber die Arbeiter müffen entweder laufen oder aus ihrer starker Arbeiterfreundlichkeit steht, kann sich nicht enthalten, in dieſem ſollen nicht nur beim Ausbruch einer Epidemie Verwendung finden, Tasche bezahlen. Vou den 19,50 M., die ein Arbeiter bei der Fall dem Minister den Text zu lesen:" Bom Standpunkt der sondern überhaupt zur Unterbringung einzelner an ansteckenden Großen pro Woche verdient, geben aber 15 Pf. Altersrente, 50 Bf. starren Bureaukratie ist der ablehnende Bescheid des Herrn Strankheiten leidenden Kranken dienen. Krankenkassen- Beiträge( die Gesellschaft zahlt nichts dazu); sodann von Thielen wohl zu verstehen. Im trassen Widerspruch steht er muß etwa 1,50 M. Fahrgeld in Abzug gebracht werden, so daß dem aber mit der socialen Richtung, die das Kennzeichen der Politik In diesem Sommer- Halbjahr bestehen in Berlin 287 Ge. Manne für den Lebensunterhalt seiner Familie 17,35 m. verbleibt. unsrer Regierung sein soll. Warum in aller Welt soll eine Ver- meindeschulen mit zusammen 4178 Klaffen( einschließlich Die Gesamtzahl der verfügbaren Klassenzimmer Im Winter, wenn der kurzen Tage wegen vielfach eine Reduzierung günstigung, die dem gefunden Arbeiter gewährt wird, dem franten 58 Nebenklassen). der Arbeitsstunden eintritt, verringert sich der Lohn pro Woche noch Arbeiter vorenthalten werden? Die billigeren Arbeiter- Fahrkarten ist 4148. davon find 53 unbesetzt. Von den Klassenzimmern befinden. um 2-4 M. Der Tiefbau Abteilung liegt das Schienen werden ausgegeben, um den gesunden Arbeitern die Erlangung von fich 3702, einschließlich 29 unbefester, in eignen Schulhäusern der Tegen ob. Diese Leute müssen bei Wind und Wetter, bei Tag und Arbeit zu erleichtern. Der kranke Arbeiter fährt in die Erholungs- Stadtgemeinde, 446, einschließlich 24 unbeschter, in gemieteten bei Nacht auf der Strecke zubringen. Dieselben erhalten 30-35 3f. ftätte, um seine Gesundheit wieder zu erlangen, was für ihn die Räume it. In wirklicher Benzung sind demnach 3673 Klaffen­Stundenlohn und sind daher, wenn sie ihre Famile nicht Not Borbedingung für die Wiederaufnahme der Arbeit ist. Ganz zimmer in eignen Schulhäusern der Stadt, 422 in gemieteten leiden lassen wollen, gezwungen, außer ihrer Tagesarbeit noch fo billig, wie Herr v. Thielen Herr v. Thielen annimmt, ist für den Räumen, zusammen 4095 Klassenzimmer. Die Zahl der fliegenden zwei, drei Nachtschichten pro Woche machen. Für solche Arbeiten franken Arbeiter die Fahrt nach der Jungfernheide bei der Klassen ist bedauerlicherweise immer noch 83, es wird also im ganzen wird sonst überall 35-45 Pf. bezahlt. Die einzelnen Arbeiter, die Benugung der gewöhnlichen Fahrkarten im Verhältnis auch in 4178 Klaffen unterrichtet. In den Gemeindeschulen waren ein­es bisher gewagt haben, Zulage zu fordern, sind von der Direktion nicht. Sie foftet ihm wöchentlich je nach der Länge der geichult: am 1. Mai d. J. 209 080 Kinder( 103 942 Knaben und Fahrt 1 M. 40 Pf. oder 2 M. 80 Pf., das macht bei 105 138 Mädchen), am 1. November 1899 206 702 Kinder noch stets abgewiesen worden. Soweit die Zuschrift. Ist die Angabe, daß die Direktion einen einem wöchentlichen Krankengeld von 9 bis 12 M. im Verhältnis( 102 862 Anaben, 103 840 Mädchen), daher Beitrag zur Krantentasse nicht leiste, richtig, so würde diese sich einer recht viel aus. Zu beachten ist aber auch, daß sonst die Eisenbahn- gegen 1. November 1899 mehr 2378 Kinder( 1080 Knaben und Gesezwidrigkeit schuldig machen. verwaltung un bemittelten Kranten bei Fahrten zur 1298 Mädchen). Kur nicht geringe Vergünstigungen gewährt. Aehnliche Bergünstigungen werden auch den Schwestern, die zur Kranken­Pflege reisen, zu teil. Es ist nicht recht erfindlich, warum Herr Thielen gerade für die unbemittelten Kranken, welche die Erholungsstätte zur Rur besuchen, nichts übrig hat." Baungäste!

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am 1. Mai 1900

Die Unverschämtheit unsrer Handbesitzer offenbart sich in hren eigentümlichen Handlungen von Tag zu Tag deutlicher. Jetzt hat sich ein Haus- und Grundbefizer- Verein beschwerdeführend an die Polizeidirektion Schöneberg gewandt, um das Lärmen der Kinder auf der Straße zu verbieten! Der Schöneberger Polizei­direktor scheint aber den prozigen Standpunkt jener Herren nicht anerkennen zu wollen, denn er hat dieses etwas dreifte Au­finnen mit folgender treffenden Begründung abgelehnt: Die Klagen der Hauswirte in der Nollendorfstraße über den

Achtung! Filzschuh- Arbeiter und Arbeiterinnen! Im Laufe des gestrigen Tags haben sämtliche Arbeiter und Arbeiterinnen der Filzschuhfabrit von Schmolling, Neue Königstr. 11, die Arbeit niedergelegt. Die Ursache zu diesem Vorgehen ist darin au suchen, daß die Arbeiter dem Fabrikanten einen Lohntarif unter­breiteten, durch welchen eine geringe Aufbesserung der teilweise äußerst niedrigen Lohnsäge erzielt werden sollte. Herr Schmolling" 8aungast"! Das Wort ist von großer Anschaulichkeit, aber lehnte jedoch sowohl jede Lohnaufbesserung als auch die Vermittlung der nicht ganz frei von Spott oder je nach der Abficht, in der es ge­Ortsverwaltung rundweg ab, so daß den Arbeitern nichts weiter braucht wird auch von Mitleid! Der Berliner liebt es. mehr durch Kinder verursachten Lärm und Unfug haben sich nach übrig blieb, als zu dem legten Mittel, dem Streit zu greifen. Die Spott als Mitleid in dieses Wort hineinzulegen. Mancher von den angestellten Ermittelungen als start übertrieben heraus­Bahl der Ausständigen beträgt 14 Personen, die sämtlich orga- denen, die es nicht nötig haben, sich selber unter die Baumgäfte zu geftellt. Die Ordnung im Hause aufrecht zu erhalten, ist Sache des nifiert find. Bereits in den nächsten Tagen wird sich eine öffent- mischen, spricht sogar nur mit Geringfchägung und Ber - betreffenden Hauswirts, und was das Spielen der Kinder auf der liche Filzschuhmacher Versammlung mit der Ange- a chtung von den Zaungästen. Ihm sind die Baungäste mir eine Straße anbetrifft, so ist der beregte, kaum abzu ändernde legenheit des näheren beschäftigen. zu jedem Radau und Skandal leicht aufgelegte Gesellschaft von Uebelstand nicht allein in der Nollendorfstraße, sondern in allen Müßiggängern und Bummlern, die höchstens wert sei, Straßen vorhanden, in denen derartige mit Seiten- und Quer­möglichst rasch und möglichst nachdrücklich von einem Schugmann gebäuden errichtete Häuser vorhanden sind, mithin zahlreiche Arbeiter­auseinander getrieben zu werden. familien wohnen." Wer den Berliner Baungast tennen lernen will, der hat gerade Konkurs der Hilfe". In dem Konkurs über das Vermögen jest reichlich Gelegenheit, ihn zu beobachten. Draußen in den Border Hilfe", Strantentasie für Deutschland , eingeschriebene Hilfstafie, städten, wo sich inmitten des Häusermeers noch so mancher kleine stellte der Verwalter Brinkmeyer den Forderungen ohne Vorrecht von und große Konzertgarten behauptet hat, da kann man ihn um 56 000 W. eine Dividende von 3 Proz. in Aussicht. diese Zeit in ganzen Scharen antreffen. Da stehen an schönen

Der Verband der Schuhmacher. Ausland.

Ernte- Arbeiter Streit in Ungarn . Aus Budapest wird dem Bureau Herold gemeldet: In Kozma ist ein Streit der Ernte- Arbeiter ausgebrochen. Ein Gutsverwalter, welcher vermitteln wollte, wurde von den Ausständigen getötet. Die Gendarmerie nahm mehrere Verhaftungen vor.

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Fredriksberger Pferdebahn- Streit. Die Direktion hat jetzt Abenden vor einem solchen Garten auf dem Trottoir und oft selbst In die hiesige Tollwut- Schutzstation gebracht wurden gestern die Organisation der Angestellten aufgefordert, ihre Wünsche auf- auf dem Damm Hunderte von Leuten und harren vor dem Zaun aus zwei Kinder aus Rogalinek bei Moschin. Beide sind von einem toll­zustellen. Die Hauptforderungen waren: 1. 60 Arbeitsstunden die bis in die sinkende Nacht. wütigen Hunde gebissen worden. Woche; 2. Lohn der Hilfsarbeiter 90 Sr.; 3. Uniformen werden von Sind das nun wirklich Müßiggänger und Bummler, sind es der Gesellschaft geliefert; 4. Entlassungen, die die Organisation radauluftige Elemente, die nur auf eine Gelegenheit zu Standal Die in der Sternbergschen Angelegenheit unter dem Ver­beanstandet, werden einem Ausschuß von je 2 Vertretern beider warten? dacht der Beihilfe verhaftete Auguste Wender, gegen welche Parteien überwiesen. Die Direktion hat darauf bei einer münd- Es sind zwar ungebetene, aber feineswegs am 23. d. M. Termin vor der 9. Straffammer anstand, der aber lichen Verhandlung erklärt, daß fie Erleichterungen" in der Dienstzeit Iästige Gäste: fleine Handwerksmeister, die eben ihr Tagewert vertagt werden mußte, ist nunmehr auf Antrag des Berteidigers cinräumen wolle, aber auf das Maximum von 60 Arbeitsstunden nicht beendet haben, junge Arbeiter und Arbeiterinnen, die aus der Fabrit Rechtsanwalt Werthauer ohne Bürgschaft aus der Haft entlassen eingehen könne. Ferner behält sich die Direttion das Recht und Arbeitsstube heimgekehrt sind- Leute, die gern ein bißchen worden.

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