Nr. 151.
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Vorwärts
Berliner Volksblatt.
17. Jahrg.
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Gewalt.
Dienstag, den 3. Juli 1900.
ermordet, die andren Gesandten und Fremden in höchster Bedrängnis waren. Was in der Woche seitdem geschehen ist, bleibt unbekannt; auch über die chinesischen Regierungsverhält. nisse gewinnt man teine Klarheit. Daß etwa die Truppen der Mächte Peking erreicht hätten, davon verlautet nichts. Ueber die Zustände in Tientsin und die dortigen Waffenerfolge der Fremden träufeln einige Nachrichten nach, die wenig Neues bringen.
Was vor zwei Wochen zuerst als Gerücht auftauchte, wird jest als Thatsache bestätigt: der deutsche Gesandte in Peking , Herr b. Ketteler, ist am 18. Juni ermordet worden, nachdem am 17. Juni- einen Tag zuvor!- Taku von den Mächten erobert worden ist. Wenn es also einen Zusammenhang zwischen dem Mord und dem Vorgehen der Mächte giebt, so kann es nur der sein, daß die durch den plöglichen Einfall der Mächte naturgemäß ver- Dagegen kommen über die Ausbreitung des Aufstands anlaßte Erregung der Chinesen einem Fanatiker das Verbrechen ein- die ernstesten Meldungen. Auch im Gebiet der europäischen gegeben hat. Nicht aber kann die Beschießung von Talu eine Folge Pachtungen" glimmt das Feuer. Die Lage in Niautschou scheint gefährdet.
der Ermordung sein.
Ueber das Verbrechen selbst liegt Zuverlässiges nichts vor, wie die bloße Thatsache. Man kennt nicht die Einzelheiten, nicht den Thäter, nicht die Motive. Da es nicht ausgeschlossen ist, daß bei diesem Attentat auch Zettelungen einer fremden Macht im Spiele sein können, so ist ein endgiltiges Urteil über den Mord nicht möglich.
Immerhin können wir annehmen, daß der deutsche Gesandte ein Opfer jener Erbitterung geworden ist, die von der europäischen Bolitik der gepanzerten Faust in China hervorgerufen werden mußte. Das Verbrechen bleibt auch dann für jeden civilisierten Menschen abscheulich, aber es ist doch lediglich eine Frucht jener abenteuerlichen Gewaltpolitik, die von den keineswegs civilisierten Mächten Europas als ein und alles der Staatsweisheit unablässig verkündet wird.
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Die Verwahrlosung des öffentlichen Geistes, die der europäische Chauvinismus, nicht am wenigsten in Deutschland , angerichtet hat, zeigt sich traß auch wieder in der Beurteilung, die der Gesandtenmord findet. Von vernünftiger Einsicht und ehrlicher Gerechtigkeit findet sich keine Spur. Mag man das Verbrechen so erregt verurteilen, wie man will, e in Recht haben wir verwirkt: Wir dürfen China nicht einen Bruch des Völkerrechts vorwerfen, nachdem Europa thatsächlich seit der Landung in Kiautschou , Port Arthur , Weihaiwei die Chinesen außerhalb des Völkerrechts gestellt hat. Jene europäischen Eroberungen mitten im Frieden waren ohne jeden Zweifel schwere Verstöße gegen das Völkerrecht, wie auch der jetzige Einmarsch der fremden Truppen ohne Kriegserklärung mit den Regeln des Völkerrechts nicht in Einklang steht. Europa hat die Gewalt flamiert, es hat nicht anerkannt, daß China die Rechte besigt, die die Konventionen des Völkerrechts verleihen, wir dürfen uns also weder beklagen noch darüber wundern, wenn das von den eureen Mächten als vogelfrei behandelte China seinerseits den Vorschriften, die im Verkehr der Völker Geltung haben jollen, mißachtet. Wir haben die Chinesen gelehrt, daß Gewalt vor Recht, also auch vor Völkerrecht geht, es ist nichtswürdige Heuchelei, wenn wir jeẞt toben, da sich die Chinesen als unfre gelehrigen Schüler erwiesen haben. Wenn fanatisierte Massen in Beting die Gesandtschaften niedergebrannt haben, obwohl sie fremden Boden darstellen, so können die Chinesen höhnisch unsern Auflagen antworten, sie hätten eben auch einmal im Ausland eine Bachtung vorgenommen. Und schließlich wird man auch das Verbrechen des Mords als eine Hinrichtung- nach europäischer Logit zu beschönigen suchen. Vielleicht ist es kein Zufall, daß gerade der deutsche Gesandte ein Opfer der Gewaltpolitik geworden ist, nachdem Deutschland zuerst am lautesten und unvorsichtigsten die Politik der Eroberung und Unterdrückung verkündet.
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Ueber neue Operationen der Mächte liegen teine wesentlichen Meldungen vor. Ob die deutsche Regierung weitere Mobilisierungen vornehmen wird, ist nicht bekannt. Das abermals auftauchende und vielfach geglaubte Gerücht, daß Prinz Heinrich jest nach Ostasien gehen werde, entspricht vielleicht gewissen Voltsempfindungen, aber schwerlich den Thatsachen. Herr v. Bülow hat sich am Montag zum Kaiser nach Kiel begeben.
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Die Ermordung des deutschen Gesandten. Am Montagvormittag liefen in Berlin folgende Nachrichten ein:
Der kaiserliche Konsul in Tschifu telegraphiert: Unser Gesandter in Peking am 18./6. ermordet. Der taiserliche Konsul in Tientsin meldet unter dem 29. Juni:
" Durch einen chinesischen Boten ist soeben folgende schriftliche mit„ Robert Hart " unterzeichnete Nachricht aus Peking eingetroffen:
„ Herr v. Bergen, zweiter deutscher Legationssekretär( Anmerkung des W. T. B.) an den Kommandeur der europäischen Truppen. Die Fremdenkolonie wird in den Gesandt. schaften belagert. Die Situation ist verzweifelt. Eilt Euch. Sonntagnachmittag 4 Uhr."
Ein angeblich von einem Missionar aus Beking abgeschickter Bote berichtet foeben, daß Gesandter v. Ketteler auf dem Wege zum Tsung- li- Yamen ermordet sei, die Mehrzahl der Gesandtschaften sei verbrannt, die Schuhwachen litten an Munitionsmangel."
Zu gleicher Zeit meldet das Nettersche Bureau über London aus Tschifu :
Der deutsche Gesandte Freiherr v. Ketteler wurde am 18. Juni in dem Augenblick, als er sich nach dem Tsung- li- Yamen begab, ermordet, ein Dolmetscher wurde verwundet, konnte jedoch in eine Am 23. Juni waren nur noch drei Gesandtschaft flüchten. Gesandtschaften nicht zerstört. Depesche aus Tschifu :„ Ein Läufer aus Peking meldet, daß man sich Endlich veröffentlicht der New York Herald " noch folgende dort in großer Notlage befindet."
Die durch einen chinesischen Boten nach Tientsin gebrachte Meldung berichtet über die Verhältnisse in Peking , wie sie am Sonntag vor acht Tagen, am 24. Juni, geherrscht haben: Ketteler er mordet, die Fremden in die Gesandtschaften geflüchtet, die von den Chinesen belagert werden. Möglicherweise handelt es sich aber auch um die Zustände, wie sie schon am Sonntag, den 17. Juni gewesen find, danu müßte allerdings die Ermordung Es ist bezeichnend, daß, abgesehen von den" unparteiischen" Stettelers nicht am 18. Juni erfolgt fei, sondern, wie es die erste, vor Geschäfts- und Sensationsblättern, gerade die Blätter der zwei Wochen verbreitete Meldung angab, bereits am 16. Juni. Für freisinnigen Bourgeoisie am ungeberdigsten chauvinistisch die Vermutung, daß die„ Robert Hart " unterzeichnete Botschaft sich raft und fich nicht genug thun können in wilden Ver- auf Montag, den 18. Juni, bezieht, würde die Angabe des Reuterwünschungen über das alles Völkerrecht niedertretende Ver- schen Bureaus sprechen, daß am 23. Juni nur noch drei Ge brechen. Sie überbieten sich gegenseitig in wüstem Schreien nach sandtschaften nicht zerstört waren. Der Hilferuf Robert Harts Rache und verlangen ja, das wissen sie eigentlich selbst nicht, meldet noch nicht von der Zerstörung von Gesandschaften, müßte wieviel Tausende deutscher Soldaten hingeopfert werden sollen. also zeitlich die Zustände betreffen, die vor dem 23. Juni geherrscht Im Gegensatz verhalten sich die offiziösen und konservativen haben. Jedenfalls wissen wir nichts von dem, was ſeit Sonntag, den 24. Juni, in Peking geschehen ist. Da die Gesandten und Blätter sehr fühl und nüchtern. Sie warnen teilweise geradezu die Fremden seitdem teine Möglichkeit mehr gefunden haben, weitere Regierung, in der Erregung über die Ermordung des Gesandten Meldungen nach Tientsin oder der Küste gelangen zu laffen, so übereilte Schritte zu thun. Diese Blätter haben wenigstens einige muß man das schlimmste über deren Schicksal politische Besonnenheit. befürchten.
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Für uns sind die chinesischen Vorgänge nichts als die not wendige Folgen jener weltpolitischen Abenteurerei, der wir in den Tezten Jahren verfallen find. Früher als wir erwarten fonnten, schon in den ersten Anfängen unsrer Weltpolitit, rächen fich die Fehler blutig und verhängnisvoll. Ungeheure Opfer werden nuglos gebracht. Menschenblut wird ohne Wahl und ohne Bwed vergeudet. Denn ob der Aufstand der Chinesen nun früher oder später mit gepanzerter Faust niedergeschlagen wird Greuel werden aus nicht
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Englische Standalblätter wollen einige Einzelheiten über die Ermordung Kettelers erfahren haben. So berichtet„ Daily Expreß ": Herr von Ketteler ritt die Gesandtschaftsstraße entlang, als er von einem aus chinesischen Truppen und Borern gemischten Haufen angegriffen, vom Pferde gezerrt, getötet und dann in Stüde gehadt wurde, worauf das deutsche und mehrere andre Gesandtschaftsgebäude in Brand gesteckt wurden.
Diese greulichen Einzelheiten sind frei erfunden. Wir wissen alle die furchtbaren gar nichts über die That, über den Mörder und seine Motive. auch vom Standpunkt talt rechnender Realpolitik teine Vorteile für uns bringen.
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Als die ersten Bachtungen" an der chinesischen Küste ausgeführt wurden, erklärte es England als seine Aufgabe, China zu unterstützen gegenüber den europäischen Mächten, die der Politik der offenen Thür zuwiderhandelten, wie es Rußland that. Das war die einzige vernünftige Politik, die den wirklichen Interessen der westeuropäischen Mächte entsprochen hätte. Statt dessen segelte man bejimmungslos in die Politik der blutigen Abenteuer.
Der europäische Kapitalismus ist bei dem ersten Schritt, mit gepanzerter Faust Weltpolitik zu treiben, in schwerste Gefahren geraten. Die Thatsachen selbst lehnen sich auf wider diese utopistischen Frevel, die in rohem Zwang und in raffinierten Mordwaffen die einzig gebotene Möglichkeit rationeller Kolonialpolitik wähnen.
Am Montag trafen endlich nach zweiwöchentlichem Schweigen der ersten Nachrichten über die Zustände in Beting ein, die aber auch nur bis zum Sonntag vor acht Tagen reichen. Wir wissen jetzt, daß damals der deutsche Gesandte
Presstimmen.
Die offiziöfe, Norddeutsche Allgemeine 8eitung" begnügt sich, dem Freiherrn v. Ketteler einen Nachruf zu widmen: Es ist eine erschütternde Nachricht, die aus der Hauptstadt des Reichs der Mitte tommt, und ganz Deutschland wird die Kunde von dem Schicksal des kaiserlichen Gesandten mit dem Gefühl größter Teilnahme und Trauer, aber auch tiefer Empörung aufnehmen."
Weiterer Betrachtungen enthält sich das Blatt. Dagegen ent widelt die freifinnige Presse ein Uebermaß chauvinistischer Ent rüstungen und Drohungen.
Die Bossische Zeitung" bernimmt die Unglücksbotschaft mit Born und Schmerz und meint:
Mit der Gewißheit, die wir jetzt von der Ermordung des deutschen Gesandten haben, erscheint uns die Lage sofort in bedrohlicherem Licht. Wir können und werden diese Gewalt that, die gegen den unter dem Schnt des Völkerrechts stehenden Vertreter des Deutschen Reichs verübt worden ift, nicht ungefühut laffen, und von denjenigen Rechenschaft fordern, die für Ordnung und Sicherheit in Pefing verantwortlich find."
Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3. Fernsprecher: Cimt I, Nr. 5121.
Noch weit stärker empört sich das ,, Derliner Tageblatt" der Mosse - Levysohn über den Bruch des Völkerrechts, den es in den Wir stehen vor der erbarmungslosen Thatsache, die in ganz Tagen von Riautichou als koloniale Großthat gefeiert. Man höre: Deutschland den teilnahmvollsten Widerhall finden und zugleich den Ruf nach glänzender Ce... gthnung für dieses Verbrechen
wider alles Völkerrecht wecken wird
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" Durch diese Schreckensthat erscheint mun Deutschland in die erste Reihe der Interessenten verfetzt, die von China für erlittene Unbillen Genugthuung zu verlangen haben.... Es wird sich also für Deutschland nun fragen, ob die Meichsregierung gesonnen ist, die Ermordung unsres Gesandten, einer bölferrechtlich ge heiligten Person, als einen Kriegsfall aufzufassen, ob sie fich dazu entschließen mag, dem hiesigen chinesischen Gesandten seine Bäffe zuzusenden, oder ob sie, um bis zu einem gewissen Grade Gleiches mit Gleichem zu vergelten, sich dazu aufrafft, des Personals der hiesigen chinesischen Gesandtschaft sich als einer Art von Geiseln zu bemächtigen?
" Es ist zu hoffen, daß der uns Deutschen durch die Blutthat vom 18. Juni angethane Schimpf bei den andern mitbeteiligten Mächten das Gefühl einer europäischen Solidarität weden werde, so daß das vergossene Blut des Freiherrn v. Ketteler zu einer Art von Kitt werden würde, der die weiße Rasse gegenüber der gelben unauflöslich verbindet. Nur in diesem Falle dürfte man hoffen, daß das so tief gefräntte Nationalgefühl Deutschlands eine aus: reichende Genugthuung zu erhalten vermöchte.
Was aber soll zunächst geschehen? Niemand in den maßgebenden Regierungen fann oder will es sagen, niemand mag die Verantwortung für entscheidungsvolle Entschlüsse allein auf sich nehmen. Staatsminister Graf Bülow hat sich heute sofort nach Wilhelmshafen zum Kaiſer begeben. Dort also müssen die Entfcheidungen fallen, die die nächste Zukunft fennzeichnen werden. Der Monarch fieht sich vor verhängnisvolle Entschlüsse gestellt. Möge es ihm in diesen ernsten und schweren Stunden an erleuchteter Eingebung nicht fehlen.
" Der Sinn des deutschen Volks ist sicherlich nicht nach friegerischen Abenteuern gerichtet. Wir sind eine friedliche, erwerbsfrohe Nation. Aber wenn schon unser Dichter fagt:
Es kann der Frömmfte nicht im Frieden bleiben, Wenn es dem bösen Nachbar nicht gefällt,
so stellt auch die Mordthat in Pefing das deutsche Volk vor die Frage, ob es auf seinen Nang in der Reihe der Nationen verzichten, oder ob es mit dem Rufe Auge um Auge, Bahn um Zahn!" für diese schwere Beleidigung, die ihm angethan worden, ausreichende Genugthuung zu heischen gedenkt.
Die Antwort, so dünkt uns, kann nicht zweifelhaft sein." Die Frömmsten sind nämlich, nach den Maccabäern des„ B. T.", die europäischen Politiker der gepanzerten Faust, die zugleich friedlich und erwerbs-( will sagen: pachtungs-) froh find. Und der böse Nachbar ist der Chinese, der die Unverschämtheit befitt, sich gegen fremde Gindringlinge zur Wehr zu sezen.
Wohlthuend gegen dieses freisinnige Geschrei hebt sich die ruhige Erörterung ab, die in der konservativen Bresse vorherrscht. Am stärksten äußert sich noch die Streuz- 8eitung":"
" Für die deutsche Regierung ist dadurch wohl eine sehr schwierige Lage geschaffen! Während auf der einen Seite ein nicht zu tiefes Einlassen in die Wirren in China geboten erschien, ist auf der andern Seite die Sache so empörend, daß man sie wohl nicht ungerächt lassen dürfte, besonders wenn es sich bewahrheiten sollte, daß die chinesische Regierung mit den Bogern gemeinschaftliche Sache macht und also nicht unschuldig an dem schändlichen Bruch des Völkerrechts wäre!
Auf russischer Seite bestrebt man sich offenbar, den Ausweg zu finden, daß man die chinesische Regierung von der Sache der Boger zu trennen sucht. Gelingt dieses, so würde eine eklatante Genugthuung gemeinschaftlich mit der chinesi schen Regierung zu ermöglichen, und damit der atuten politischen Lage die Spize abgebrochen sein...
Das Vertrauen, daß Seine Majestät der Kaiser und seine Räte auch hier den rechten Weg aus den schwierigen Verhältnissen finden werden, ist im deutschen Vaterlande allgemein.
Man sieht, die Kreuz- Zeitung " ist großen triegerischen Interventionen durchaus abgeneigt.
Die Poft" enthält sich jedes weitergehenden Urteils und giebt einer diplomatischen Erörterung Raum, die vor der Erklärung des Kriegszustands warnt.
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Die Anschauung der Agrarier spiegelt sich in einer Auslaffung Deutschen Tageszeitung", die schon am Sonntag ausgeführt hatte, daß die deutsche Intervention in China eigentlich nicht von Nöten. So schreibt das Blatt heute:
" Unfres Erachtens liegt eine große Gefahr für uns insofern vor, als es sehr nahe liegt, daß von gewisser Seite in dem Zwischenfall eine überaus günstige Gelegenheit für eine Eroberungspolitik erblickt werden wird, welche durchaus nicht unserm Interesse entspricht, sondern nur geeignet ist, uns in eine Reihe unabsehbarer Abenteuer zu stürzen. Wir haben am Sonn abend dargelegt, daß für Deutschland die fünftige Gestaltung der füdafrikanischen Angelegenheiten von ungleich höherer Bedeutung ist wie der chinesische Aufstand. Diese Ansicht müssen wir unbedingt festhalten, sie bleibt auch nach der Ermordung unsres Gesandten ebenso zutreffend, und es wäre durchaus verfehlt, wenn Deutschland nunmehr sich in einen offiziellen Rachekrieg gegen China hineindrängen ließe, denn man muß doch immer im Auge behalten, welchen Zweck ein solcher Krieg verfolgen könnte außer der Sühne."
Das Bündlerblatt erklärt sich zugleich gegen die Schaffung einer Kolonialarmee und gegen die Entsendung größerer Truppenmassen nach China .
Schweinburg empfindet den Brand auf den Werften des Nord deutschen Lloyd in New York als einen ähnlich schweren Schicksalsschlag wie die Ermordung des Gesandten. Auch die„ Berliner Politischen Nachrichten" fordern Sühne, ohne den Weg anzugeben, wie die Sühne zu erreichen sei. Schweinburg ist überzeugt:
" Dessen darf sich unser Volt unter allen Umständen versichert halten, daß, wie die Entschließung Se. Majestät auch ausfallen möge, fie auf der Höhe der Strisis, welche jetzt den fernen