Man könnte versucht sein, umgefehrt zu sagen, wo der König von dem Papst und seinen Vertretern mit derartigen rüden Be= ichimpfungen öffentlich überschüttet wird, da ist der Boden und die Stimmung gut vorbereitet für einen Mann mit Dolch und Revolver. Aber wir erheben solche Anklagen nicht. Wir beschuldigen niemand, und nichts als jenes furchtbare System, das die Massen in geistigem und körperlichem Elend erhält, aus dem es mir eine Rettung giebt: den Socialismus.
Demokratische Scharfmacher. Die, Frankfurter 8ei tung", die es liebt, in der Rolle fauften und gerechten Wohlwollens zu posieren, schreibt über das durch die Ermordung Humberts veraulaßte Umsturzgeschrei:
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daß Peking, die Stadt mit den drei Manern, die Chinesen, 1 die Tartaren- und die kaiserliche Stadt von Grund aus zerstört würde und daß dann, falls die Mächte es aus politischen Gründen für erforderlich halten sollten, an demselben Plage die Regierungscentrale wiederum zu errichten, die Chinesen gezwungen würden, auf den Trümmern der alten, ihre neue Hauptstadt wieder aufzubauen als eine Stadt ohne Mauern und Festungswerke, als eine nach den Grundsägen des Abendlandes gedachte und durchgeführte offene Stadt, in der jeder Fremde frei und unbehelligt aus- und ein und seinen Geschäften nachgehen fann." Die Köln . 8tg." scheint nun tief betrübt zu sein, daß es mit den Pekinger Greueln nichts war, die so könnte man beinahe von den Chinesen erfunden und verbreitet worden Es scheint uns sehr zweifelhaft, ob es diesmal gelingt, die glauben gesetzgeberischen Faktoren von nüchternen Ertvägungen abzubringen scien, um gegenüber dem ekelhaften europäischen Kulturgeschwätz den und sie zu einer blinden Politik der Furcht anzutreiben. Wir Beweis zu liefern, wie bestialisch man in Europa denke und haben ja in Deutschland die Frucht der Aufhebung des schreibe. Dieses Bedauern über die chinesische Civilisation, die ja Die deutsche Social die Gesandten leicht hätten massafrieren können, wenn sie es ernstSocialistengesetzes vor aller Augen. demokratie hat seitdem eine starke Entwicklung durch lich hätten thun wollen, äußert sich in einer Notiz gegen den„ Vorgemacht, die immer noch im Fluß ist und die sie mehr und wärts", in der es heißt: mehr der praktischen Mitarbeit und erreichbaren Zielen zuführt. Jede Wahlbeweging bietet beredte Beispiele hierführ. arbeiten denn die Apostel der socialdemo fratischen Lehre vor den Wählern noch mit ihrem Endziel? Stellt die Partei nicht vor den Massen überall ihre Reformthätigkeit weit voran? Freilich wollen die Scharfmacher darin nur Heuchelei und Verstellung erblicken, indessen wäre das doch eine selbstmörderische Taktik. Denn wenn die Socialdemokratie ihre Anhängerschaft den eigentlichen Zielen entfremdet, wie fönnte sie im" Ernstfalle" bei dem märchenhaften großen Kladderadatsch auf ihre Gefolgschaft rechnen? Das einzige, was die Scharfmacher jegt an Material für sich noch beizubringen wissen, sind einige schwülstige Artikel des Vor= wärts" über China . Das ist aber ein magerer, wenn auch unästhetischer Spaz, gegen den da die Kanonen einer neuen Ausnahmegesetzgebung gerichtet werden sollen."
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Den von der Frankfurter Zeitung" ausgebrüteten mageren, wenn auch unästhetischen Spazz" schenken wir dem Blatt selbst und dem„ Kladderadatsch". Dies demokratische Organ muß ja in der Chinafrage als Bülow- Offiziosus ganz gegen die alttestamentarischen Sagungen mit verbundenem Maul leeres Stroh dreschen, nur wagt es höchstens einmal unter dem Strich demokratisch zu denten.
Ueberhaupt hat der Vorwärts" eine beleidigend geringe Meinung von der Jutelligenz seiner Leser, wenn er ihnen zum Beispiel auch das folgende zu bieten wagt:„ Es steht nunmehr fest, daß die Gesandten leben. Auch von dem englischen Gesandten liegt jetzt eine direkte Meldung vor. Bugleich geht aber auch aus diesem Brief hervor, daß die Gesandtschaften zwar nicht beschoffen, aber von den Chinesen militärisch abgesperrt worden sind. Damit scheint auch erwiesen, daß die Chinesen die Gefangenen als Geiseln verwerten werden. Nachdem der Rachefeldzug so für alle Mächte, mit Ausnahme Deutschlands , grundlos geworden, kann von einer gemeinsamen Aktion der„ Civilisation" feine Rede mehr sein." Daß die Gesandtschaften nicht beschossen worden sind", geht aber aus dem Briefe nicht hervor, sondern nur, daß das Feuer am 16. d. M. eingestellt wurde. Ist es nicht aber gradezu erbaulich, daß der„ Vorwärts" den„ Nachezug" jetzt als ganz hinfällig geworden erklärt, da die Chinesen ja weiter nichts gethan haben als die Gesandten ihrer Freiheit zu berauben und sie als Geiseln einzuschließen! Ein solches Verfahren erscheint dem Vorwärts" nur ganz forrekt, und daß man so etivas rächen könnte, ist ihm unverständlich, wobei er vielleicht daran denken mag, daß ja auch die französischen Boyer während des Kommune Aufstandes unschuldige Geiseln erschossen haben. Welches aber auch die Hintergedanken des„ Vorwärts" fein mögen, wir glauben, daß er die große Mehrheit seiner Leser doch zu niedrig einschäßt, wenn er durch solches Geflunker sie bewegen will, die Sympathien den gegen unsre Truppen zu Felde stehenden Chinesen und Bogern zuzuwenden."
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Die Intelligenz des die Pekinger Ammenmärchen gläubig nachbetenden Blattes gestattet es natürlich nicht, daß der„ Vorwärts" nicht hat behaupten wollen, die Gesandtschaften seien niemals beschossen worden, sondern daß hinter dem„ beschossen" ein„ werden" durch einen Sakfehler ausgefallen ist.
Aber die Gnadenarie, die das Blatt anstimmt, um mildernde Umstände für die Socialdemokratie zu erwirken, verdient ein Wort der Kritit. Wenn das demokratische Organ gegen ein Ausnahmegesetz nichts weiter geltend zu machen weiß, als daß die Socialdemokratie sich gemausert habe und von dem Endziel nichts mehr wissen wolle, dann giebt es indirekt den Scharfmachern recht, die jene Voraussetzung milder" Behandlung, die von der Frankfurter Zeitung " gemacht wird, mit Recht für unrichtig halten und darum nach Ausnahme gefezzen schreien. Wenn die Frankfurter Zeitung " nicht einmal mehr Im übrigen aber sind wir allerdings nach wie vor der Meinung, den Mut hat, daß auch die ungemauserte Socialdemokratie daß die Mächte, die im Gegensatz zu der deutschen Politik eine beauf dem Boden des gleichen Rechts für ihre Ziele sonnene Chinapolitit treiben, keinen Rachezug führen werden. lämpfen dürfe und müsse, wenn sie sich nicht begnügt, einfach die die Folgen einer Politik fördern, die sie selbst von Anfang an Unter allen Umständen aber wird die Socialdemokratie niemals
schamlose Heuchelei der Reaktionäre zu brandmarken,
denen
nichts willkommener ist als ein Mord, dann soll sich das Blatt bekämpft hat. Der Aufstand ist in erster Linie die Wirkung der mur getrost mit der" Post" verschmelzen. Es ist wahrlich fein Unter- Stiautschou Politif. Deutschland hat in China überhaupt nichts zu schied, ob man der Socialdemokratie unter der Voraussetzung des suchen, als wirtschaftliche Interessen, und diese hat es durch die weggemauferten Endziels Pardon geben will oder ihn ihr, so oder Pachtungspolitik und die Proklamierung der gepanzerten Faust aufs 1o, verweigert. Diese unwahre Politik der mildernden Umstände schwerste geschädigt. ist mur eine demokratische Hilfeleistung für die Scharfmacherei.
Berechtigte Barbarei. In Greifswald hat Mitte Juli eine Versammlung stattgefunden, in der ein Prof. Lezins in einem Vortrag die folgende Parole ausgab:
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„ Es müssen gegen fie die schärfsten Mitte!" gebraucht werden, denn in dem Kampfe mit den... ist ein gesunder Egoismus, eine moralische Ungerechtigteit, ja sogar eine moralisch berechtigte Barbarei durchaus gerecht fertigt."
Prof. Lezins verlangt diese Barbarei aber nicht gegen die Chinesen, sondern gegen die
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Die Borer tönnen sich trösten! Auch die Bewohner des deutschen Vaterlands werden von den Barbaren nicht besser behandelt, bald müssen die Polen , bald die Juden, bald die Socialdemokraten die Rolle der Bestien übernehmen, denen tein Pardon gegeben werden darf!
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Den Chinesen aber gestehen wir allerdings das Recht zu, ihre nationale Unabhängigkeit gegen die offen verkündete Fremdherrschaft zu verteidigen, und in der Notwehr sind auch an sich verwerfliche Mittel zu entschuldigen. Der friegerische Einfall in ein friedliches Land und ohne Kriegserklärung ist zum mindesten ein so schwerer Verstoß gegen das Völkerrecht, wie die Festnahme von Gesandten als Geiseln. Die Chinesen, als die zuerst Augegriffenen, hätten ein Recht zur Rache, nicht aber die Deutschen .
mich in den Tempel des Konfuzius . Er war voll von Menschen, und faum waren wir eingetreten, so wurden wir mit ohrenzerreißendem Geschrei von dem hier angesammelten Pöbel(!?) empfangen, der„ Tod den Teufeln!" rief. Ich behalte faltes Blut. Ich erkannte sofort die Situation. Ich trete zum Gouverneur und feinen Mandarinen hin und mache sie mit lauter Stimme berantwortlich für alles, was geschieht. Die Mandarinen vehrten ab, entschuldigten sich. Indessen sah ich, wie sie verschmitt lächelten
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mur der Chinese versteht es, so zu lächeln und ein ver stohlenes Zeichen zu weiterem Lärm und Aufruhr gaben... Dabei aber lud mich der Gouverneur zu einem Mahle ein, das zu meinen Ehren stattfinden sollte. Ich lehnte ab. Die Leute im Tempel heulten von neuem. Ich verlor nicht den Mut, ich brach mir Bahn durch die erregte und lärmende Menge. Ich padte einen Mandarin am Arm- ich zwang ihn, sich zu meinem Sutscher auf den Bock zu setzen und uns durch seine Gegenwart vor dem Böbel zu sichern. Wir verließen Jentschoufu. Die Sache kam vor das Tjung li Yamen. Die hohe Körperschaft erklärte sich nicht kompetent, zu entscheiden über meine Anklage gegen den Gouverneur und die Mandarinen von Jentschoufu und über mein Anliegen, mich dort niederzulassen und meinte, die Sache sollte dem Kaiser vorgetragen werden. Und sie kam vor das Ohr des Kaisers. Und Kaiser Kwangju richtete streng über das Gebahren der Mandarineir von Jentschoufu. Er entschied: Sie sollen verurteilt sein, mic ein hans in der heiligen Stadt zu laufen. Sie follten in einer Proklamation an das Volk bekennen, daß sie sich mir gegenüber frebelhaft und schändlich benommen. Die Rädelsführer sollten in den Kerker geworfen werden. Die schuldtragenden Mandarinen sollten für eine Anzahl von Jahren ihres Ranges verlustig gehen." Das Urteil tam aber nicht zur Ausführung. Anzer erwirkte den Verurteilten Straflosigkeit gegen das Versprechen, nicht wieder gegen ihn etwas zu unternehmen.
Kann sich noch jemand, der solche Schilderung aus dem Munde Bischof Anzers vernimmt, über die Ereignisse wundern? Man fragt sich doch wohl vernünftigerweise vor allent, ob es durchaus ein Gebot der Religion und des Amtes war, daß Bischof Anger seinen Wohnsitz an einem Ort er= 3wingen mußte, der den Chinesen als heilig gift!? Welche Mißachtung der den Chinesen heiligen Gefühle liegt dariu? Wir haben kein Bedürfnis, hier die chinesische Kultur zu feiern, und noch weniger ist ein Grund, das chinesische Religionswesen sehr hoch zu stellen, aber ein Bolt, das Tausende von Jahren vor mus schon im Befige einer eigenartigen Sultur war, deffen Religion, wie gering man auch über die einzelnen Erscheinungen, Gebräuche und Ansichten denken mag, doch Moralgesetze hervorbrachte, die in mancher Beziehung den uniren nichts nachgeben, ein Bolt, das, so verschroben uns auch seine Gelehrtenwelt erscheint, doch auch Denker und Dichter hervorbrachte, deren Weisheit von unsren Denkern und Dichtern des Studiums wert gehalten wurde ein solches Volf, meinen wir, sollte man doch, eingedenk der Lehre Christi, die nicht den Hochmut, sondern die Demut als Tugend kennt, nicht wie einen Haufen stumpffinniger auftralischer Wilden behandeln. Wie mun, wenn damals Bischof Anzer, als er nach dem Tempel des Konfuzins zog, vom schwer gereizten Bolte niedergeschlagen worden wäre! hätte man da wirklich von einem zu Ehren des Christentums gefallenen Opfer reden können?! Gewiß hätte man dies gethan, man hätte im Namen der Religion der Liebe, wie so oft, Rache, Rache, Blut, Blut gerufen. Aber ziemt es uns, einer Nation, ein wenig die auf ihre Gesittung so stolz ist nicht, nachzudenken? Und sobald wir nachdenken, sobald wir einen Vorgang, wie ihn Bischof Anzer mit so großer Genugthuung schildert, darauf ansehen, ob er uns Ehre macht, ob er im Auge der Ge= rechtigkeit bestehe, müssen wir uns da nicht schämen schämen auch als Christen, schämen als gefittete Menschen? Die Stiere, die die Spanier zu ihrem Vergnügen in die Arena schleppen und mit verabscheuenswerter Kunst zur Wut reizen, um sie dann von buntgeputzten Helden" abschlachten zu Tassen dieje Tiere bedauern wir. Und da sollten wir kein Gefühl und fein Verständnis für ein Volt haben, das, wie man es auch sonst seiner üblen Eigenschaften wegen verachten mag, doch ein Recht auf ein flein wenig Achtung vor seinen durch Jahrtausende gewürdigten Lehren hat! Handeln wir gerecht, handeln wir flug?"
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Von der Köln . 3tg." freilich glauben wir schon, daß, wenn munt einmal im Wandel der Zeiten die Chinesen eine erfolgreiche Gegenvifite in Deutschland abstatten sollten, das Blatt die erhabenen Träger höherer Kultur zur Pachtung Deutschlands beglückwünschen und jeden einen Schuft und Narren nennen wird, der sich in verblendetem Fremdenhaß an irgend einem der neuen Herren vergreifen sollte. Will sich schließlich die Kölnische Zeitung " mit den Thiersschen Massenmördern der Kommune identifizieren, so ziehen wir es aller- So befennen min die Missionare und ihre Fürsprecher selbst dings vor, als. Boyer zu erscheinen.- die Verfündigungen, die das Christentum in China beging, indem eine Konfession das Unrecht der andren geißelt. Erst mußte der in Verhaftungen von Anarchisten greifen auch in Deutschseinen heiligsten Gefühlen gekränkte Chinese sich gegen die Unver land um sich. Aus Elberfeld wird berichtet:„ Die Polizei verträglichkeit der Fremdenherrschaft erheben, die um so unerträglicher haftete Dienstagabend einen italienischen Erdarbeiter namens Es ist außer Zweifel, daß das Verhalten der christlichen erschien, als sie sich mit der gleißnerischen Phrase schmückte, eine Bernordi, der hier bei der Legung elektrischer Stabel thätig ist, weil missionare in China auf die Landesbevölkerung überaus ungünstig höhere und reinere Lehre zu bringen, erst da erinnerte er Landsleuten gegenüber erklärte, der König Humbert fei gewirft hat. Nicht mit Sicherheit festzustellen ist bisher mur, ob die man sich der Verfehltheit und Schlechtigkeit des Begimens jest" taput", nächstes Jahr tommt Kaiser Wilhelm protestantischen Verkündiger des Evangeliums oder die des- andern. Als aber zwei Missionare ermordet worden, vielan die Reihe. Die Polizei leitete eine umfassende Untersuchung katholischen die größere Fähigkeit, sich und die von ihnen ver- leicht weil sie noch weit mehr die Empfindungen der Eingeborenen ein; weitere Verhaftungen sind wahrscheinlich. Verschiedene Briefe fündigte Religion mißliebig zu machen, bewiesen haben. Jeder der an Italiener sind beschlagnahmt worden." beiden Konfessionen erzählt die erbaulichsten Dinge über die andern und so kommt die Wahrheit zu Tage.
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Sachsen Weimar. ( Eig. Ber.) Endlich hat das Staatsministerium die Neuwahlen zum 29. ordentlichen LandBon katholischer Seite war den protestantischen Missionaren Untage ausgefchrieben, dieselben haben im Monat Ottober statt fenntnis der chinesischen Verhältnisse, falsche und aufdringliche Bezufinden. Unfre Genossen sind rührig an der Arbeit, um erfolgreich handlung der Chinesen vorgeworfen worden. Auch Bischof Anzer aus dem Wahlkampfe, der diesmal ein fehr lebhafter zu werden hatte derartige Vorwürfe erhoben. Jetzt wenden sich die protestanverspricht, hervorzugehen. Das Wahlmännersystem und der Um- tischen Chinabelehrer gegen Anzer. Durch die Blätter geht ein stand, daß jeder Wähler außer der Staatsangehörigkeit auch das beachtenswerter Artikel:„ Bischof Anzer und die Chinesen." Bürgerrecht in einer Gemeinde des Großherzogtumis haben Da liest man: muß, erschwert die Agitation sehr. Wie schon an dieser Stelle berichtet, hat der politische Hochdruck der Aera b. Wurmb dazu geführt, daß ein Wahlbündnis zwischen der freifinnigen Volkspartei und der socialdemokratischen Partei zu stande gekommen ist. Um allen Mißdeutungen zu begegnen, sei be merkt, daß jede Partei für sich geschlossen in die Agitation eintritt, daß aber bei dieser Wahl eine gegenseitige Bekämpfung ausgeschlossen ist und eine Verständigung über die Besetzung der einzelnen Wahlkreise stattgefunden hat. Dem unerhörten Drucke gegenüber, ist dies ein Att der Notwehr und in Anbetracht des Umstandes daß bei den Wahlmännerwahlen die einfache Stimmenmehrheit entscheidet, ist es ein Att der Klugheit.
Kölnische Abwässer.
Am 1. Juli 1896 begrüßte die ,, Kölnische Zeitung " Li- HungTichang mit einem Artikel, in dem sie ausführte:
„ Wenn wir aufrichtig mit einander sind, müssen wir uns gestehen, daß wir( die Chinesen und Deutschen ) bis jetzt uns als jo etwas wie Barbaren betrachtet haben. Wir waren den Chinesen die rotharigen Teufel und für uns waren die Bewohner des Reichs der Mitte eben die Chinesen, Leute, denen der Zopf stets hinten hängt, weil wir einander nicht kannten. Es braucht nicht untersucht zu werden, auf welcher Seite der größere Teil der Schuld lag, gesündigt wurde hüben und drüben und aus dieser Verständnislosigkeit entsprang viel Unheil. Auch nach dieser Richtung hin erscheint uns die Reise Li- Hung- Tichangs als ein willkommenes Anzeichen, daß zwischen dem Osten und dem Westen fortan bie Anerkennung der Menschenrechte und der Menschenachtung gelten soll, ohne die kein ersprießlicher Verkehr, auch kein anständiger Handelsverkehr möglich sein fann."
Vier Jahre später raste das Blatt, indem es sich durch die plumpen Erfindungen über die Greuel in Pefing dupieren ließ:
„ Es ist internationaler Brauch geworden, wenn Wilde und Neger sich am Leben des Abendländers vergreifen, die ganze Ortschaft, zu der die Mörder gehören, zusammenzuschießen und niederzubrennen. Soll aber die Strafe gelinder ausfallen bei einem auf seine alte Kultur stolzen Volk wie die Chinesen, die sich zum großen Teil der Schandthaten, die sie verübt, bewußt sein mußten, als bei Wilden und Kannibalen? Sicherlich nicht, denn die höhere Kultur ist für sie ein erschwerender Umstand. Die Konsequenz aus alledem wäre daher,
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verlegt hatten als der obige Artikel vom Bischof Anzer erzählt, und als. Deutschland darob ein Stück chinesischen Landes nahm, da vernahm man kein Wort des Protestes, der Warnung aus dem Munde der ebenso frommen wie mutvollen Bekenner.
Ausland.
Der Thronwechsel in Italien . Aus Nom, 30. Juli, schreibt man uns:
Heute mittag veranstaltete der" Avanti" eine Sonderausgabe, um seine Ansichten über das Verbrechen in Monza zu äußern. Viele Personen haben diesen Artikel aber nicht gelesen, denn das Blatt wurde sofort tonfisciert. Der Zweck dieser Konfiskation ist durchsichtig: man will bei dem großen Publikum den Verdacht wecken, der„ Avanti" habe etwas gesagt, das die Solidarität der Socialdemokratie mit dem Attentäter oder eine Beschönigung des Vers brechens bezenge.
Bischof Anzer refidierte, wie er einem Mitarbeiter der „ N. Fr. Presse" erzählt, seither in Tsimning. Der Wohnort genügte ihm jedoch nicht, denn er legte es darauf an, seinen Wohnsitz in Jentschoufu aufzuschlagen, einem Orte, der als Stätte, wo der große Lehrer der Chinesen, Konfuzius lebte und lehrte, als heilig gilt. Dieses Verlangen rief, wie der Bischof berichtet, einen lebhaften Kampf hervor. Zunächst habe er fein Verlangen dem französischen Gesandten zur Kenntnis gebracht, denn damals hatte Frankreich das Protektorat über alle katholischen Was hat der„ Avanti" in dem tonfiscierten Artikel aber wirklich Christen. Er erhielt jedoch bald vom Tiung- li- Damen gefagt? Er verurteilt das Attentat auf das schärfste, die That ſei den Bescheid, daß die Chinesen keine christliche Niederlassung ebenso bedauerlich als zwecklos. Bedauerlich, denn die Socialdemo= an einer Stelle wollten, an der einst der Stifter ihrer traten achten jedes Menschenleben, gleichviel ob Bettler oder König. Relegion gelebt." Bischof Anzer erzählt dann weiter:" Das Die Socialdemokratie verwirft die Gewalt in jeder Form, sei es in der Protektorat über die deutschen Christen war mittlerweile an Deutschland übergegangen. Der deutsche Gesandte Herr Form des Attentats, sei es, daß eine arme, gequälte Volkemenge sich zur v. Brandt stand zu den Großen Chinas besonders gut. Doch Revolte hinreißen läßt. Zwecklos ist der Gewaltaft, da Italien gerade jezt auch er hinterbrachte mir bald die Auskunft, ich sollte mich feinen nach einer Periode großer politischer Reibungen und nicht unbedenke weiteren Illusionen hingeben. Alle Kunst des Ueberredens war licher Konflikte in verhältnismäßig ruhige Bahnen eingelenkt war. vergeblich die Chinesen würden das Andenken des Nach den jahrelangen Verfolgungen, denen die Socialdemokratie auss Konfuzius entweiht glauben, wenn ein christlicher gefegt war, hoffte gerade sie, daß jetzt eine Periode ruhiger fleißiger Bischof fich in Jentschoufu niederlassen wollte."" Ich blieb gejeggeberischer Arbeit kommen werde. Die Gewalt dient fest, und endlich glaubte ich mich am Ziele angelangt. Ich hatte von Peking her die Erlaubnis bekommen, mich in Jentschoufu zu Sodann aber suchte der Artikel auch die Ursachen aufzuweisen, etablieren. Dem Gouverneur daselbst ward vom Bicekönig von Schantung der Auftrag, mich und die Meinen freundlichst auf die zu der Verzweiflungsthat geführt. Es sei kein Zufall, daß die zunehmen, in einer Art, die meinem Range als Mandarin Italiener das traurige Privileg für sich in Anspruch nehmen könnten, gebührte. Ich steige in einem Gasthof ab. Der die Mehrzahl der Attentäter zu stellen. Nevolten und Attentate Gouverneur läßt mich begrüßen und mir sagen, er werde mich erstehn auf demselben Boden: Verdummung, politische und geistige den Tag darauf im Tempel des Konfuzius festlich Stnechtung, wirtschaftliches Elend erzeugen jenen Grad von Verempfangen. Indessen sehe ich von meinem Gasthause aus, zweiflung, der zu allem fähig macht. Die Bourgoisie und die wie unten an den Mauern große Plakate angeschlagen werden. Ich schicke meinen chinesischen Sekretär himmter, damit er mir Regierung thut nichts, das grauenvolle Elend zu mildern. Kunde bringe über den Inhalt der Plakate. Verstehen Der Artikel schloß mit einem Rat an die neue Regierung, die Eure bischöfliche Gnaden chinesisch?" Der Bischof:" Ich spreche Symptome der Gärung in den Massen zu beachten, die Besserung Chinesisch besser als Deutsch ..." Und der Bischof fuhr fort: der socialen Zustände anzustreben, denn ihr falle die Verant Mein Sekretär tommt nach einiger Zeit zurück und meldet mir: wortung zu. Die Plakate fordern mit dem Aufrufe" Tod den Teufeln!" zu Gewaltthätigkeiten gegen mich und die Meinen auf... Ich mache mich bald aus dem Hause. Ich will erfahren, welche Stimmung Einige Zeitungen beginnen schon ihr:„ Nieder mit den gegenüber uns im Orte berricht. Ueberall ist Rubenirgends Socialisten"- andre, wie die„ Tribuna" warnen davor, eine Partei geschieht uns ein Leid. Der Tag war angebrochen, für die That verantwortlich zu machen. an dem uns der Gouverneur festlich begrüßen sollte. Ich begebe
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immer nur der Reaktion.