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füimtn aber unsre Waren den Chinesen doch nicht umsonst geben', sagte Herr Duckertl in seinem Bericht über die französische Handels- Mission in China ;.Waren müssen gegen Waren ausgetauscht werden. und sehe auf lange Zeit hrnaus nichts, Iva« China uns im Austausch gegen eine stärkere Einfuhr liefern könnte. DveS Guyot weist dann nach, da� die handelspolitischen E r>v a r t u n g e n, die nian in Frankreich an frühere Kriege gegen China geknüpft hat, sich nicht erfüllt habe». Im Jahre 1öL2 bezog China von Frankreich Waren für drei Millionen, während eS ihm für Millionen verkaufte. Der Krieg von 1866. der den Franzosen ein neues Absatzgebiet eröffnen sollte, eröffnete im Gegenteil den Ehinesen ein ncucS Absatzgebiet. Der Krieg von 1881/85 änderte nichts daran. Im Jahre 1898 bezog Frankreich ans China Waren für 136>/'i Millionen, während eS ihm nur für 4'/» Millionen verkaufte. Ausland. Oeftreich-Ungarn .' Ezechische Kundgebungen. Am 26. d. M. fanden in der Nähe von Reudnitz und Nachod von mehreren Tausend Personen besuchte czechische Versammlungen statt. Nach Ansprachen von Rednern aller Parteirichtungen wurden Beschlüsse angenomnie», welche die Ber- wirklichung der staatsrechtlichen Forderungen der Czechen der» langen. Frankreich . Der Deputierte MSzisreS, Präsident der Heereskommission. ist im Departement Meurihe et Moselle zum Senator gewählt worden.-- Ruhland. Ueber drakonische Cenfurmastnahmrn in Finnland berichtet die.Voss. Ztg.' aus HelfingforS: Die auch schon früher streng ge- handhabte Censur sei vollends unerträglich geworden unter dem Regime B o b r i k o w S. Derselbe hat seit Anfang 1899 den Tensoren nicht weniger als 40 Rundschreiben mit der Ausfordenmg zum schärfsten Vorgehen zugehen lassen. Namentlich Nachrichten über militärische Vorgänge und AuSlchreitnngeu Nlssischer Soldaten seien völlig nuterdrückt worden. Ebenso wenig darf eine finnländischc Zeitung Gedichte, Allegorien, historische Schilderungen und Bibel- sprüche bringen, die eine Hindentung auf TageSbegebenhcitcu enthalten könnten. Wenn die Censur einen Artikel' verbietet, muß der Raum durch andern Stoff ausgefüllt werden, aber die Zeitung darf den Lesern' nicht mit- teilen, dafc an der Verspätung, die natürlich bei Censurhindernissen entsteht. die Beanstandung eine« Artikels schuld hat. Im Jahre 1898 betnig die Zahl der unterdrückten Artikel mir 98. im Jahre 1809, dem Beginn der Bobrikowschen Herrschaft, stieg sie plötzlich aus 886, und in diesem Jahre war schon in dm ersten fünf Monaten die Ziffer 200 erreicht. Noch schlimmer ist das Verbot des Erscheinens von Zeitungen. Bon 1867 bi« 1898 war nur eine Zeitung verboten ivordm, aber im Jahre 1899 wurden vier Blätter für immer unter- drückt und 17 Zeitimgen wurden 27 mal zeitweise eingezogen, wobei die Zeit der Einziehung von 1 bi« 7 Monaten'dauerte. Der Schaden. der hierdurch den Zeitungen entsteht. belänft sich auf Hunderttausende. Dr. LeydS beim Zaren. Die offizielle russische Telegraphen- agentur meldet: Petersburg , 26. August. Der Kaiser empfing im Peterhof-Palai« am 2V. August den Gesandten der Südafrikanischen Republik Dr. Leyd« in Audienz. Die Blätter kommentieren den Empfang de» Boerengesandten durch Väterchen verschiedenartig. Einige glauben daran« auf die russische Absicht einer Intervention schließen zu solle», andre sprechen die Vermutung aus, daß der Zar wohl nur beabsichtig». bei einem beiden Parteien gleich er tvü n schien Friedensschluß die Rolle deS ehrlichen Vermittlers spielen zu wollen. Jedenfalls bedeutet der Empfang Dr. Leyd«', der sonst nirgend« offiziell empfangen wurde, durch den Zaren eine Er- mutigung der Boeren und einen Wink für die Engländer. Ob diese den Wink beachten werden und ob der Zar denselben eventuell«in- dringsicher wiederholen wird, darüber läßt sich allerdings nichts Bc- stimmteS vennuten. Rumänien . Der Plan einer Revolution, dt« im nächsten Frühfahr in Macedonien und Albanien gegen die Türkei losbrechen sollte, soll im Verlauf der gerichtlichen Untersuchung gegen die bulgarischen Verschwörer entdeckt worden sein. Eine derartige Bloßlegung der bulgarischen Jntriguen dürft« zur Verschärfung der Situation beitragen. Ohnehin scheinen die Rüstungen in Rumänien und Bul - garten fortzudauern. Ein Telegramm meldet nämlich: Sofia , 26. August. Gegenüber einer Meldung, daß die bulga- rische Regierung Vorbereitungen getroffen habe, um die D o n a u- festnngen Widdin.Sistowo und Nicopoli» in Ver- terdigungSzustand zu festen, erklärt dieAgence Bulgare', daß die Wache an d« r rumä n is ch e n G r e n z e v e r st ä rk t worden sei, wie dies auch von rumänischer Seite geschehen sei. Daß revolutionär« gettelunaen, die sich gegen die Türkei richteten, in Macedonien thatsächuch in einem derartigen Umfange vorbereitet worden seien, ist nicht auSgeschlosien. Die End- absichten der bulgarischen, von der Regierung begünstigten Umtriebe liefen ja auf die LoSreißung MacsdonienS' von der Türkei und die Angliedmmg desselben an Bulgarien hinaus. Sinter Bulgarien stand natürlich wieder Rußland , dem eine chwächnng der Türkei , wie unlängst in dem mit der bulgarisch - rumänischen Krists sich befchäftigenden Artikel ausgeführt tvurde, äußerst erivünscht war. AuS Sofia wird noch ge- meldet: Die vom rumänischen Vertreter überreichte und im Cirkularwcge allen hiesigen Vertretungen mitgeteilte«nt- wort auf die letzte bulgarische Note nimmt Kestntni« von der bnlgarisckitn Bereitivilligkeit zu einer gerichtlichen Ber- folgung der Erpreffer. Die rumänische Note nennt vorläufig fünf Opfer und zwei überführte Thäter, von denen der eine der Kassierer. der andre ein Mitglied de« makedonischen Komitees in Sofia sei, und spricht die Erwartung au», daß die bulgarischen Gerichte auch die andren Schuldigen leicht eruieren werden. Die Not« konstatiert, daß Opfer, welche kein Bargeld hatten, Wechsel zeichnen mußten, die alle auf den Namen Sarafows, den Präsidenten deS Komitees, lauten. Bezüglich de« Mordatrentat« auf den Rumänen Karadjoiv in Sofia weist di« Note schärfsten« die Resultate der bulgarischen Enquete zurück, insbesondere den Passu« der bulgarischen Note,»ach ivelchcm der Attentäter jede Verbindung mit dem Komitee energisch zurückgewiesen und den Mord al« einen privaten, ohne Complicen verübten Racheakt darstellte. Die rumänische Rote findet, daß in einem solchen Falle doch nicht die Aussage des Mörder» allein maß- gebend sei, und sieht in der bulgarischen Auslegung de« Falle» eine deutlich« und vorbedachte Skizzierung für die Verteidigung und für da« Verhalten de« Angeklagten. Die Note meint, di« Be- hanpluug der bulgarischen Noie, die bulgarische Regierung hätte stet« korrekt im Sinne der Erhaltung der besten Beziehungen ge- bandelt, entspreche nicht den Thatsachcn, indem in der Verzögerung und in dem Aufschub der Verfolgung der Erpresser und Mörder, bi« das Beiveisdosfier eintreffe, gerade das Gegenteil erblickt iverdcn könne. Die Note fordert schließlich sofortige gerichtliche Maß« »ahnten. Afrika. Vom Vocrenkrieg. Ein e r n st e S Gefecht nahm am Vom" abend seinen Anfang. Da«Reutersche Bnreau' meldet au« Geluköfarm vom 26. August: Pole-Carew bekam an, Sonnabend, nachdem er Belfast besetzt hatte, Fühlung mit der Hauptmacht de« Feindes bei Dalmanutha. Seine Artillerie zerstörte eine Pflanzung östlich von Belfast . Die Boeren erwiderten daS Feuer ans weit­tragenden Geschützen. General French steht in BullerS Flanke. Dort fand ein lebhafte» Artilleriegefecht zwischen den Engländern und den Boeren statt. Die Geschütze deS Feinds haben eine starke Stellung inne und der Feind beabsichtigt äugen- scheinlich, um daS Gebiet zwischen hier und Machadodorp auf das zähe st e zu kämpfen. Auffallend und nicht gerade für einen englischen Erfolg sprechend ist eS, daß über den Ausgang dieses Gefechts, das bereit« am Sonnabend begann, keinerlei nähere Nachricht vorliegt. Ob die Boeren der letzten Schlappe der Engländer, die diesen ca. 100 Mann an Toten, Verwundeten undVermißten' kostete, bereits eine neue, schwerere hinzugefügt haben? Ueber den Beginn desselben Gefecht« liegt noch folgende LeSart vor: Einer Meldung derMorning Post' aus Belfast vom 25. d. M. zufolge nahm Feldmarschall Roberts unmittelbar»ach seiner Ankunft am Morgen de« 25. Angnst eine RekognoScierung der Boeren- stellung vor, wekckie sehr stark ist und sich über die Hügel- ketten' in einer Entfenmna von 8000 DardS von der Bahnstation hinzieht. Die Boeren beschoffcn am Morgen die Truppen BullerS, welche 7 Meilen südlich stehen, ebenso die auf dem äußersten linken Flügel befindliche Brigade Stephenso» und richtete» auch auf das Centrum der britischen Stellung ihr Geschützfener. Die britische Artillerie erwiderte das Feuer in nachdrücklicher Weise. Feldmarschall Robert« kam am 25. in Belfast an und traf dort mit Buller. Pole-Carew und French zusammen. Von den Truppen Pole-CarewS wurden bei der Besetzung von Belfast am 24. Aregnst 14 Mann verwundet. Der Gesundheitszustand der Truppen hat sich bedeutend gebessert(?). Hamilton nahm in der Nähe der Station Piennasriver 13 Boeren gefangen. Recht unglaubhaft llingt folgende Nachricht über De Wet: London , 27. August. Eingeborene berichten. daß General De Wet die Orange River Colony wieder erreicht habe. Er hat seinen ganzen Train eingebüßt, und seine Streitkräfte sind aus 250 Mann zusanmtengeschmolzen. Die Bestialität im Tienste der Mission. DieDeutsch- ostafrikanischc Zeitung' berichtet aiiSBeira �portugiesisch Südostafrika), daß dort zum Besten eines Kirche ubaufonds ein Stier- kämpf veranstaltet worden sei. Deutsch-Ostafrika lieferte ja dem verstorbenen Oskar Baumann das Material zu seinen berüchtigten Hängeskizzen ällein ein Stierkampf zum Besten de? Kirch en- baris ist auch nicht ohne. Amerika . Gewinne der Trusts. Die Agitation gegen die Trusts hat neue Nahrung erhalten durch die riesigen Dividenden, welche dieStandard O i l Company' im letzten Jahre ver- teilt bat. Die Gesellschaft hat seit dem 1. September v. I. folgeirde Dividenden erklärt: 5 Proz. am 15. September, 10 Proz. im Dezember, 20 im März. 10 im Juni und jetzt wieder 8 Proz., im ganze» also 63 Proz., beinahe doppelt so viel als je zuvor in irgend einem Jahre. Der Anteil deS Prästdenten John D. R o ck e f el l e r ist allein etwa 11 Millionen Dollar an dieser Dividendenjninme, ein fabelhaftes Emkornme». daS indessen noch lange nicht alle Einkünfte dieses Nabobs repräsentiert. Die Gescll'chaft hat in den letzten drei Jahren den Preis ihres Produktes derart erhöht, daß fünf Gallonen jetzt im Kleiiiverlanf 60 statt srüher 50 Cents losten. Zur kcslhiistöordnllng des Parteitages geht uns mit der Bitte um Veröffentlichung das Nachstehende zu: ES ist dem Genossen X. jNr. 197 deSV.') zuzugeben, daß der gegenwärtige VertretuiigSmodus auf ünsrcn Parteitagen kein idealer ist, daß er eine acwiffe Willkür zuläßt und namentlich einer bnreau- kratisch-demokrattschen Schablone nicht recht entspricht. Indes-~ was er zur Bcfferung dieses Znstaiides vorschlägt, halte ich weder für eine Besserung, noch fiir berechtigt. Wären wir in der Lage, eine fest geschlossene Partei- Organisation zu schaffen in Vereinsform, dann wäre eS einfach und durchaus berechtigt, die Vertretung auf dem Parteitage bezw. das Abstimmnngsrecht zu regeln nach der Zahl der Mitglieder dieser Organisationen. Dann würden wir aber anch, nm bei wichtigen Angelegenheiten die Meinung der Mehrheit aller Parteigenossen zur Geltung zu bringen, da» System der U r- absti'mmnng einführen. Da eine solche Organisation heut ans gesetzlichen und teilweise anch ans andern Gründen noch nicht im ganzen Reich möglich ist, sehe ich keine Möglichkeit einer Besiernna. Die Zahl der ReichStagswähler zum Maßstabe z» nehmen, ist durchaus verfehlt. Wir sehen in der bloßen Abstimmung für eine» socialdcmokratiichen ReichStagS-Kandidaten noch nicht da» Kennzeichen der Zugehörigkeit zur Partei, fonden» verlangen laut OrganisationS- statnt noch inehr von einem Parteigenosse». Nach dein Vorschlage de» Genossen X würden wir den Delegierten der Wahlkreise mit großen socialdemokratischen Stimmenzahlen eine Vertretergewalt ein- räumen für Zehntausend e, deren Meinung über parteitaktische Fragen sie niemals zu erfahren in der Lage sind, von denen man nicht ein- mal weiß, ob ihnen irgend etwas daran liegt, auf die Geschäft« der Parteiorganisation und auf die Parteitaktik Einfluß zu üben. Auw in den Parteiversanimlungen der großen Städte mit vielen Zehntausenden socialdemokratischer Wähler erscheine» nur etliche Hundert, deren Meinung e» allerding» zu vertreten gälte, und selbst da klagen die Parteigenossen vielfach und mit Recht, daß un» kontrollierbare Elemente in den Versammlungen erscheinen und Ein- fluß ans die Parteigeschäfte erlangen. Man sucht nach einem Mittel der Kontrolle, um' solche Element« fernzuhalten, die sich nicht al« zur Partei gehörig ausweisen können. Um so unberechtigter wäre eS. die Delegierten dieser Kreise, die in Wirklichkeit doch auch nur von einigen hundert, oder meinetwegen auch von tausend Mann beaustragt sind, al« die Vertreter von Zehntausendsn zu betrachten, von deren Existenz un« lediglich die ReichötagSwahl-Statistik Kunde giebt. Unsre Parteitage sind nicht Zusammenkünfte von Vertretern social- demokratischer'Reich«tagS>vähler, sondern die oberste Instanz der Partei-Organisation. Gewiß wäre e« nicht nur undemokratisch. fondern für die Wirksamkeit unsrer politischen Aktion höchst schädlich, wenn die that- sächliche Mehrheit der Parteigenossen von der Minderheit auf dem Parteitage majorisiert werden könnte. Da» wäre besonder« nach- theilig bei der Frage der preußischen Landtagswahlen. So sehr ich wünsche, daß wir»in« an diesen Wahlen beteiligen, so sehr würde ich doch«inen Beschluß de« Parteitags auf Beteiligung bedauern, wenn st» herausstellte, daß die Mehrheit der Parteigenossen gegen die Beteiligung ist. Wenn nicht di« große Masse der Parteigenossen mit dem Herzen bei der Sache ist. dann wird nicht viel dabei heraus» kommen. Aber wie ist denn die Sache in ber Praxi«? Bekanntlich darf jeder Wahlkreis drei Delegierte nach dem Parteitag schicken. DaS be- deutet schon von vornherein«in starke« Uebergewicht der großen und infolgedessen auch wohlhabenderen Wahlkreis». Da jeder Krei« die Kosten seiner Vertretung selbst zu tragen bat, find di« meisten Kreis« gar nicht in der Lag«, drei Delegierte zu schicken, viele Kreise bleiben überhaupt unvertreten. Ich nehme Stuttgart zum Beispiel. Auf dem Stuttgarter Partei- tage waren laut Präsenzlist« 162 ReichStag«wahlkreise selbständig (Kreise, die ihr Mandat einem andern Delegierten übertragen hatten. rechne ich nicht mit) durch 215 Delegierte vertreten. In den 162 Kreisen waren 1898 rund 1640 000 Stimmen abgegeben. Da wir in ea. 380 Wahlkreisen rund L 107 000 bekommen haben, blieben mehr als die Hälfte der Wahlkreise mit rund 467 000 Stimmen un- vertreten. Da« zeigt ganz deutlich, daß man die Reichstags- wählerstimmen nicht mit der P-irlei-erganiiation gleich setzen kann. selbst aminähernd nicht, und daß man sie nicht als Maßstab für den Willen der Mehrheit der Partcigenofien gelten lassen kann. Aber angenommen, eS wäre der richtig» Maßstab, so läge deniwch für die großen«reise kein Gnmd zur Klage vor. Für Berlin und Teltow - BeeSkow mit rnnd 207 000 socialdemokratischen Reichstags- stimmen waren 19 Delegierte in Stuttgart ; 21 hätten sie schicken dürfen. Fiir Hamburg mit 82 000 Stimmen waren 6 Vertreter an­wesend, 6 hätten eS sein dürfen. Die Mittel, die zugelassene Zahl von Vertretern zu schicken, können diese Kreise, wen» es gilt, sehr wohl aufbringen. Sachsen mit seinen 299 000 Stimmen hatte nur 26 Vertreter geschickt; nur wenige der 23 sächsischen Kreise könnten sich leisten, 3 Vertreter zu schicken. Bayern mit seinen 48 Wahlkreisen, deren jeder Stimmen für uns abgegeben hat, zusammen 138 000 schickte nach dem ver- hältniSmäßig günstig gelegenen Stuttgart nur 15 Vertreter; in Hamburg 1897 waren nur 8 Bayern . Nur die Württemberger und Badenser machten von der billigen und für sie so seltenen Gelegen- heit Gebrauch, sich ausgiebiger vertreten zu lassen. Sie schickten auf ihre 31 Wahlkreise mit 112 000 Stimmen 35 Vertreter;(in Hamburg waren mir im ganzen 6 Wllrttemberger und Badenser). Trotzdem wurde, wie sich jeder leicht ausrechnen kann, der Anteil der Berliner an der Vertretung kaum nennenswert unter den allgemeinen Durchschnitt herunter gedrückt. Sie hätten noch über dem Durchschnitt gestanden, wenn sie von ihren statutarischen Rechten voll Gebranch gemacht hätten. Ebenso die Hamburger. Von einer Majorisierung der großen Kreise durch die kleinen kann also namentlich dann keine Rede sein, wenn man auf dem Standpunkt des Geuoffen X. steht. ES liegt deshalb gar kein Grund vor, eine derartige Aenderung am OrganisationSstattlt ober an der Geschäftsordnung des Parteitags dorzuiiehmen. tzk. Pntftl"Nttchvittzten. Der Provinzial- Parteitag für Schleswig- Holstein , Laim, bürg, daS Fürstentum Lübeck und Hamburg begann am Somrtagnachmittag seine Verhandlungen in K i e l. Zur Debatte gelangte bisher nur der Bericht der AgitationS- kom, uission, den L i e n a u- Neumünster erstattet. Im großen und ganzen ist der Stand der Parteibewegung in der Provinz«in guter und im stete» FortsÄritt begriffen, wenn auch einige Orte oder Wahlkreise einen Stillstand oder geringen Rückschritt hinsichtlich der politischen Organisation aufzuweisen haben, hervorgegangen anS lokalen Schwierigkeiten oder, wie in Wilster , durch verloren gegangene gelverkschastliche Kämpfe. Vor allem aber ist in allen Kreisen eine Vermehrung der Leser der in Bettacht kommenden socialdemokratischen Zeitungen zu konstatieren. Eine lobenswerte Hilfe hat vor allen Orten Hamburg durch Zusendung namhafter Geldmittel der AgitationSkommisfion zu teil werden lasse». An kleinlichen Chikanen seitens der Behörden hat es, wie überall, auch in unsrer Provinz nicht gefehlt. Alles in allem darf man mit dem letzten Jahre zufrieden sein. Beschlüsse wurden noch nicht gefaßt. Der Kreistag deS SaalkreiieS, der am Sonntag in Halle tagte, beschloß, den socialdemokratischen Verein mit den Verträriens- männern in Zukunft als die offizielle Vertretung der Partei am Orte anzusehen. Ferner wurde beschlossen, sich dort a N den preußischen L a n d t a g s w a h l e n zu beteiligen, wo eigne Wahlnränner der Partei aufgestellt werden können. Die Parteigenossen deS Bochnmer KreiseS beschloffen in ihrer WahlkreiSkonferenz, eine einheitliche QuItttmgSmarke für den ganzen WahItteiS einzuführen und zwar in Höhe von 20 Pf. pro Monat. Zu Parteiversanimlungen, wo es sick um interne Sugelegen- heiten der Partei handelt, sollen mir Genossen zugelassen werden, welche sich durch ihre QuittungSmarken ausweisen. Zur Frage der Landtagswahlen trat man durch Annahme einer Resolution dafür ein. daß entweder ein Wahlkomitee oder der Partei« vorstand die Kreiie bestimme, wo wir durch Aufstellnng. eigner Wahl« männer'an den Wahlen teilnehmen und daß auch die Verhandlungen mit den Parteien nur von dieser Stelle aus geführt werden sollen Gvivevkfisznftlirfjes. Berlin und»mgcgend. Berliner Metall-Judustriclle und Werftarbeiter-AuSsperrung. DerVerband der Berliner Metallindustrjellen'. macht. gemein« same Sache mit den hamburgische» Werftkapitalisten. Er versendet an seine Mitglieder folgenden Tagesbefehl: Hierdurch teilen wir Ihnen»rgebrnst mit, daß folgende Arbeiter bis auf weiteres gesperrt sind und daher in den Betrieben unsrcs Verbands nicht eingestellt werden dürfen: Alle Arten von Arbeiter« aus Hamburg , Altona , Ottensen und Umgegend und ersuchen, Ihre mit Annahme der Arbeiter bettauten Beamten, Meister zc. cutsprechend anweisen zu wollen. Verband Berliner Metall-Jndufttieller. Der Geschäftsführer: Kleffel. In zweifelhaften Fällen wollen Sie vor der Einstellung entweder bei unsrer Nachweisstelle telephonische Erkundigung(Amt III. 1425) einziehen oder un» die betteffenden Arbeiter mittel» Handzettel zur Kontroll« senden(Jnvnlidenkarte und«bgangsbescheinigrmgen 'sind mitzubringen), damit Wiederentlaffnng zu Unrecht Eingestellter vermieden wird. Solchen Arbettern, welche au« irgend einem Grunde nicht ein- gestellt werden dürfen, wird diesseits der überbrachte Handzettel nicht wieder ausgehändigt und die betreffende Firma sofort tele- phonisch vom Grunde der Verweigerung benachrichtigt.' Die Arbeiter werden sich das Borgehen der Unternehmer zum Muster nehmen und auch ihrerseits allem Geschrei überTerroriimnZ' zum Trotz alle Mittel aufbieten, um ihren Kameraden in Hamburg zum Siege zu verhelfen. Der Terrorismu» des Unternehmertums lann nur gebrochen werden durch die Energie der organisierten Arbeiter. Die Möbel- und SpeditionSk,«scher der Firma Gustav Knaner, Wichmaimstr. 5, haben am Montag stütz. 24 Mann an der Zahl, sämtlich die Arbeit eingestellt. Dieselben hatten schon an zwei vorausgehenden Sonnabenden ihren Arbeltgeber zu bewegen versucht, ihre thatsäkblich erbärmlichen Löhn« etwa« aufzubessern. Dieselben betrugen bi» jetzt für ältere Möbelkutscher nach den üblichen Abzügen 20,50. für jüngere 18,50 M. Für die Speditionskutscher 22,50, desgleichen für di« jüngeren 15,50 Mark und die« bei einer Arbeitszeit von niorgen» 6 Uhr ohne geregelte Pausen bis abend« 1011 Uhr und noch manchmal weiter hinaus. Die Kutscher verlangen jetzt für beide Kategorien: t 28 M. Lohn die Woche nebst folgendem Spesensatz für auswärtige Fuhren; de» Nacht» 1,50 M., am Tage 3 M. nebst den bi» jetzt üblichen Trinkgeldern. II. Für ne» eintretende Kutscher 25 M. SnfangSlohn, nach drei Monaten 27 M., nach >/- Jahr 28 M. nebst demselben Spesensatz wie für die alten Kutscher. III. Die Arbeitszeit soll von morgen« 6 bi« 8 Uhr abend« dauern. jede Stunde darüber hinau« soll mit 50 Pf. vergütet werden. Für Eilgntsahren deS Sonntag« pro Fuhre 1 M. Di« SonntagSardeit soll vormittag« 10 Uhr beendet sein. Stallwachen und Füttern der Pferde soll Sonntags von den Kutschern nicht verlangt werden. Wetter verlangen die Kutscher , daß keine Maß- regelung vorgenommen wird. Der Herr Knauer hat sich an'ss hohe Pferd gesetzt und a»ck> nicht die mindesten Zu- Äeständnisse gemacht, trotzdem die Arbeiter sich zweimal erboten, mit >m zu verhandeln, um die Sache friedlich zu regeln. Er setzte sofort dl» Polizei in Bewegung und unter Bedeckung gelang es ihm, mit «inen, Hausdiener und zwei Komptoiristen drei Gespanne um 10 Uhr vormittags von« Hof zu bringen; sämtliche Möbel- packer und Arbeiter, an die Herr Knauer die Zumutung stellte,