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schein Zustande die Getreideprodukte den ausländischen -Närkten zugeführt werden. Es wurde an vielen Orten un- verfälschtes Getreide in besonderen Speichern ausbewahrt, welches von Exporteuren und Mtaklern als preiswerth an- erkannt und erworben wurde; sobald aber der Käufer sich entfernt hatte, wurde aus in den besonderen Kellern auf- gespeicherten Massen Sand über die echten Maaren aus- geschüttet und verpackt. Solche Betrügereien kämen außer- ordentlich häufig vor. Allen diesen groben Diißbräuchen müsse durch entsprechende gesetzliche Maßregeln schleunigst ein Ende gemacht werden. Aber durch wen? Ist doch die ganze russische Beamtenschaft von oben bis unten gewöhnt, selbst zu stehlen und zu betrügen und für die privaten Be- trüger und Diebe den Hehler zu machen. Die spanische Regierung fruktisizirt den Bauern- krawall von X e r e z genau in derselben Weise wie weiland Bismarck   den Terzerolschuß Hödel's. Das Volk soll ge- ängstigt werden, so daß es bei der Regierung Schutz sucht gegen eine eingebildete Gefahr. Der Vorgang wird schniach- voll aufgebauscht und den»Anarchisten" an die Rockschöße gehängt. Sozialisten wagt man nicht direkt zu sagen, weil Jedermann weiß, daß sie keine solche Verrücktheiten machen. Hat man aber einmal ein Ausnahmegesetz gegen dieAn- archisten", die es nicht giebt, so ist es eine Kleinigkeit, das- selbe gegen die Sozialdemokraten und andere unbequeme Parteien anzuwenden. Was ist nicht schon Alles mit dem Ramenanarchistisch" belegt worden. Und gerade je nebelhafter der Anarchismus ist, desto leichter läßt er sich in jede Gestalt bringen und als Schreckgebild verwerthen. Tie Gegend um Xerez ist beiläufig eine der ärmsten in Spanien   was viel sagen will. Denn daS stolze Spanien  , das einst das reichste Land der Erde war, ist jetzt das ärmste Dank seiner Kolonialpolitik und Geistlichkeit. Bei Terez hatte dieSchwarze Hand  " ihr Hauptquartier, die vor zehn Jahren raubte und plünderte ähnlich wie die C a m o r r a in Süditalien. Und aller Wahrscheinlich- keit war dieser jüngste Verzweiflungsstreich das Werk ehe- waliger Mitglieder derSchwarzen Hand", die niemals ganz unterdrückt werden konnte, weil sie der italienischen Camorra   gleich auf einer dicken Schicht sozialen Elends ruht. _ Afrika   scheint die Hochschule der Verwilderung und Bestialisirung für Deutschland   zu werden. In Ost- afrika   sind wiederAufstände" zu verzeichnen, die mit der bekanntenSchneidigkeit" niedergeworfen werden. TieKreuz- Zeitung  " hat aus Tanga vom 13. Dezember den Brief einesDeutschen  " erhalten, der sich seit einem halben Jahre in der Umgebung von Tanga unter den jetzt aufständischen Wadigo's aufgehalten. Dieser saubere Patron schreibt: Bezirkshauptmann Kren zl er macht mit»0 Sulu- Askaris Streifzüge durch Nord-Udigo; die Tage des Haupt- manns Simbodja von Masinde sollen gezählt sein. Dr. Peters hat als seinen besten Bundesgenossen gegen die Massai die Rinderpeft und die infolge dessen ausgebrochenr Hungersnoth. Die W a d i g o sind die stupidesten Leute, die ich bis zetzt trotz langen Aufenthaltes in Ostairika kennen gelernt habe. Unter Anderem sind sie daran gewöhnt, daß ihnen ihr Vieh mit Gewalt und ohne Bezahlung genommen wird; um keinen Preis sind sie dazu zu bewegen, auch nur ein Stück freiwillig zu verkaufen. Wir müssen, um nicht zu hungern, wie Wölfe in ihre Heer den fallen, und schließlich, um nicht mit den Massai aus gleicher Stufe zu stehen, eine über den wirklichen Werth weit hinausgehende Entschädigung zahlen. Am Schlüsse heißt es: Chef Krenzler hat heute neun Wadigo in einem Ge- fechte todtgeschossen, zwei Sudanesen sind gefallen. Im Norden ist der ganze Himmel voll Rauch." Wir haben schon öfters Briefe aus Afrika   mitgetheilt, welche dieselbe viehische Rohheit bekunden. Diedeutsche Zivilisation" wird auf diese Weise nach Afrika   getragen! Da wird man sich nicht wundern können, wenn schließlich das Wortdeutsch  " zur Bezeichnung alles Niederträchtigen gebraucht wird. Man mache doch endlich der Schändung des deutschen   Namens ein Ende. WieW ö l f e" in die Heelden der armen Völkerschaften zu brechen, wie Bluthunde mordend über sie herzufallen, wenn sie ihre Heimath ver- theidigen, und dabei sich noch mit dem deutschen Namen schmücken, das heißt das Deutsche Reich mit unauslöschlichem Schandfleck belasten. Schade, daß dieKreuz-Zeitung  " nicht den Nanien des bestialischen Briefschreibers nennt, damit er gebührend an den Pranger gestellt werden könnte. VorlennenkavisAzes. Von den sozialdemokratischen Abgeordneten des Reichs- tags ist zur zweiten Lesung des Etats, Kapitel Reichsversicherungs- amt folgende Resolution eingebracht worden: Der Reichstag   wolle beschließen: die verbündeten Regierungen zu ersuchen, noch im Laufe der gegenwärtigen Session einen Gesetzentwurf, belreffend die Abänderung des Unsallversicherungs- Gesetzes, vorzulegen, in welchem besonders folgende Punkte Berücksichtigung finden sollen: 1. den ß S Abs. 2 Ziff. 2 des Gesetzes dahin zu ergänzen, daß die Zahlung der Rente an Ver­letzte nicht erst mit dem Ablauf der 13. Woche nach Eintritt des Unfalls, sondern von dem Tage der Beendigung des Heilverfahrens an zu erfolgen hat; 2. dem§ 6 die Bestimmung hinzuzufügen, daß im Falle der Tödtung eines Versicherten, welcher bereits infolge eines früher erlittenen Unfalls Rente bezogen, die Berechnung des den Hinterbliebenen zu gewährenden Sterbegeldes und der Rente nicht nur nach dem Arbeitsverdienst, den der Ge- tödtete im letzten Jahre gehabt hat, sondern unter Zugrunde- legung dieses Arbeitsverdienstes und der bezogenen Rente zu ge- schehen hat; 3. die in den Straf- und Gefangenenanstalten als Arbeiter beschäftigten Gefangenen in die Reihe der durch dieses Gesetz gegen Unfälle versicherten Personen aufzunehmen; 4. den Strafbesliinmungen Vorschriften hinzuzufügen, nach denen Be- triebsunternehmer und deren Angestellte, welche die ihnen auf- erlegte Beitragspflicht aus die versicherten Arbeiter abwälzen, in Strafe genommen werden. Gegen die Wahl deS Alt- Reichskanzlers im 19. han- Löverschen Wahlkreise waren insofern Beschwerden eingegangen als die Wahlvorstände in einzelnen Bezirken sich Ver- flöße gegen das Wahlreglement hatten zu Schulden kommen lassen. Die VI. Abtheilung hat die bezüglichen Beschwerden ge­prüft und schlägt nun vor. die Wahl des Abgeordneten Herzog von Lauenburg Fürst von Bismarck   im 19. Wahlkreise der Provinz Hannover   für gillig zu erklären; aber den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, durch Vermittelung der königlich preußischen Re- gierung die in den telegraphischen Depeschen vom IS. und M. April 1391 aufgestellten Behauptungen über Verstöße der Wahlvorstände in Basbeck, Armstorf, Cadenberge  , Bülkau  , Este» arügge. Lamstedt  , Otterndorf   und Altenwalde gegen ß 9 Absatz 1 "«s Wahlgesetzes vom 31. Mai 1869 auf»hre Richtigkeit prüfen und eventuell durch geeignete Instruktionen ähnlichen Ver- stoßen für die Zukunft vorbeugen zu lassen. Korrespondenzen und Uarteinachrichten. Nach dem bekannte» Strohhalm greift derTaunusbote", indem er über unsere Partei in H ö ch st a. M. schreibt: In der Sozialdemokratie scheint eine gewisse Ernüchterung eingetreten zu sein. Für den zweiten Weihnachtstag war in einer hiesigen Wirthschaft eine große sozialdemokratische Versammlung angesagt, es erschienen aber nur zehn Personen. In einer anderen Wirthschaft sollte eine Versammlung der Zahl- stelle des Verbandes der Fabrik-, landwirthschaftlichen und gewerblichen Arbeiter stattfinden, in welcher nur der Kasstrer er- schien." Daß der zweite Weihnachtsfeier tag kein geeigneter Tag zur Abhaltung von Versammlungen ist, könnte selbst der naive Taunusbote" wissen. Ob Preuße« ein Rechtsstaat sei, frugen wir in unserem Leitartikel in der Nr. 301 vom 24. Dezember v. I. und zwar bot uns ein Erlaß der Polizeiverwaltung von Schönlanke Anlaß zu dieser Frage. Jener Erlaß verletzte fast alle grundlegenden Bestimmungen unseres Vereinsrechtes, und außerdem hatte sich der Polizeigewaltige noch herausgenommen, den Versammlungs- berufer damit zu bedrohen, daß sein Arbeitgeber veranlaßt werden sollte, ihn, den Einberufer, zu entlassen. Letzterer hatte gegen diesen Ukas Beschwerde beim Landrath geführt und dieser benachrichtigte nun unterm 7. Januar den Beschwerdeführer, daß er, der Landrath, den Inhalt der polizeilichen Verfügung nicht billigen könne und die Polizeiverwallung dieserhald mit entsprechender Weisung versehen worden sei. Gegenüber den groben Verstößen gegen die gesetzlichen Vorschriften seitens der Polizeiverwaltung lautet die Rüge des Laudrcithes ungemein sanft. Gegen gewöhnliche Gesetzesübertreter finden die Behörde» schneidigere Töne. In Eisenach   erscheint seil 1. Januar unter dem Namen Eisenacher Volks blatt" ein neues sozialdemokratisches Organ für den 2. weimarischen Reichstags-Wahlkreis. Redakteur desielben ist I. I o o s in Gotha  , Expedient Karl R e in m l e r in Eisenach  , gedruckt wird es in der Buchdruckerei des Abg. Bock in Gotha  . Die neue Zeitung, der wir bestes Gedeihen wünschen, ist Eigenthum der Eisenacher Sozialdemokratie. Durch ihren unfreiwillig anonymen Londoner   Hand- langer lassen dieUnabhängigen" in einem englischen, sich sozialistisch nennenden Wochenblatt verbreiten, der Parteivorstand übe dadurch einen korrumpirenden Einfluß aus, daß er zahlreiche Parteistellen zu vergeben habe namentlich in der Presse. Es ist das eine gemeine und zugleich alberne Verdächtigung. Der Parteivorstand hat überhaupt nur eine winzige Zahl von Stellen zu vergeben", und kein Genosse ist durch Bekletdung einer solchen Stelle vom Vorstand abhängig. Wir wollten einmal den Lärm hören, wenn der Vorstand einen Genossen wegen seiner Meinungen oder seines Urtbeils maßregeln wollte. In acht Tagen wäre die Maßregel zurückgenommen oder der Vorstand von selnem Posten entferut. Es ist überhaupt undenkbar. Und was insbesondere die Parteipresse betrifft, so unterliegt dieselbe absolut keiner anderen Kontrolle, als der in der Partei- Organisation vor- geschriebenen. Speziell der Leiter des Zentral- Organs ist direkt von dem Parteitage gewählt mit Sitz und Stimme im Parten vorstand, wie kann da von einer Vergewaltigung oder kov rupten Beeinflussung die Rede sein? Doch wir wollen über das frivole Gelüge des Londoner Lügenpeters kein Wort weiter ver- lieren. Das Blatt aber, das solchem frivolen und alberne» Gelüge die Spalten öffnet, stellt sich selber aus das Niveau des unsreiwillig-anonymen Lügenpeters. Görlitz  . Dem hiesigen sozialdemokratischen Wahlverein ge- langes, am zweitgrößte» Orle unseres Wahllreises, in Lauban  , das sonst in Bezug auf politisches Leben sich dem Schlaf des Ge rechten hingiebt, bei Wahlen aber als liberale Hochvurg prangt, eine Versammlung abzuhalten, in der unser Genosse Keller über das Thema:Die bürgerliche Gesellschaft und der Sozialismus" referirte. Wenn auch für Görlitz   die Möglichkeit, Versammlungen abzuhalten, gegeben ist, spielt doch der reine Zufall, wenn es ge- lingt, im übrigen, vorwiegend aus ländlichen Ortschaften be- stehenden Theil unseres Kreises eine solche abzuhalten. Die Ge- nossen allerwärts kennen ja die Ursachen zur Genüge selbst: Einfalt und Furcht der Lokalbesitzer vor Maßregelungen spielen unter den Ursachen die entscheidende Rolle. Am 6. Januar ging im genannten Orte die erwähnte Versammlung vor sich. Die- selbe hörte mit sichtlichem Interesse die Ausführungen des Referenten an. welcher nach einem geschichtlichen Rüadlick die Entstehungder modernen Produktionsform erörterte uuv dann deren Trägerin, die pioderne bürgerlich-kapitalistischeGeseUschast. schilderte, hervorhebend, wie in derselben, trotzdem das Bürgenhum den Grundsatz:Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit!" seinerzeit auf seine Fahne geschrieben halte, um die Blaffen für sich zu ge- winnen, dasselbe, nachdem es durch die Blassen zum Siege ge- langt war, die Sklavenschait nicht abschaffte, sondern nur in eine andere Form, die Lohnarbeit, verwandelte. Wie den Leibeigenen und Hörigen die Peitsche, so zwinge den modernen Lohnarbeiter ein weit schlimmeres Zwangsmitiel, der Hunger, oft schon im zarten Kindesalter ins direkte Joch des Besitzenden. Die Kon- zentration des Kapitals mit ihrer steten Vergrößerung der paupe- risirten Masse, führe aber nalurnothwendig zum Sozialismus und damit zur Erlösung der Menschheil aus den Fessel» der Kapitals­herrschaft. Sache der Arbeiter sei es nun, durch schärfste Be- tonung ihrer gerechten Forderungen und durch unermüdliche, that» kräftige Theilnahme am politischen und wirthschastliche» Leben dafür zu sorgen, daß die künstige sozialistische Eesellschast von Beginn an auch eine demokratische sei. Der dem Redner gespendete Bersall bewies, daß die Hörer der Darlegung der sozialdemo- kratischen Weltanschauung mit Sympathie und Berständniß folgten. Die Gegner, welche unter sich die Sozialdemokratie so tapser bekämpften", wagten trotz der ihnen vom Vorsitzenden noch de- sonders zugesicherten Redesreiheit es auch hier nicht, eine Lanze für ihreheilige" Ordnung zu brechen. Sie können nur über uns schimpfen, aber uns nicht widerlegen. Im Uebrigeu ist auch hier die Signatur der Zeit: Hunger und sonstiges Elend unter dem Proletariat, Defizit an Geist und Kasse im Bürger- lhum Sinken der öffentlichen Moral, Zunahme der Verbrechen. In dieser dunklen, verzwejfluugsvollen Nacht der Gegenivart sehnt das Volk sich immer mächtiger nach der Sonne des So- zialismus, nach dem Tage der Erlösung, welcher die Spuk- gestalten des Hungers und der Knechtschaft verjagen und allen Menschen die Erde mit ihren Früchten zurückgeben wird, nach- dem sie im Besitz Weniger zu einer Stätte des Grausens ge- worden ist. Daß der Tag bald anbreche, dafür wollen wir wirken rastlos, täglich, stündlich überall! Ohn' Fleiß kein Preis! Soziale Aefrorltckik. Der Generalstreik derBuchdruckergehilfenistzu Ende. Sein Verlauf hat mancherlei augenfällig gelehrt. Selbst die gefestigtste Gewerkschaft kann nur auf einen Theil ihrer Mitglieder unter allen Umständen zählen, gleichviel ob sie mit lockenden Kassenvortheilen verknüpft ist oder nicht. Diejenige Organisalion ist die beste im Kampfe, in deren Verwaltung die Klaffeniuftitution Staat sich am wenigsten ein- mischen kann. Die großartige Unterstützungsfähigkeit der internationalen Arbeiterschaft muß eine solid funkttonirende dauernde Organisation erhallen. Jedes Gewerbe ist abhängig von der allgemeinen Geschäfts- läge; vor jeder gewerkschaftlichen Bewegung ist diese in Rechnung zu zlehen. Verkürzung der Arbeitszeit und Lohnerhöhung über den früheren Verdienst hinaus, sind innerhalb eines ganzen, großen Produktionsgebiets nicht auf einmal allgemein durchzuführen. Die privaten Schiedsgerichte und die private Tarifgemeinschaft zwischen Unternehmer und Arbeiter sind zur Regulirung des Erwerbslebens unfähig; über den wirklichen Ausgleich zwischen Kapttal und Arbeit entscheidet trotz ihrer jedesmal das Macht- verhältniß... Die Zahl der ganz und zum Theil Arbeitslosen ist»m Buch- druckgewerbe weit größer als man trotz aller Statistiken ahnte. Auch das Buchdruckgewerbe ist bereits pauperisirt. Die Staatsgewalt erwies sich als Schützerin deS Unternehmer« intereffes., Die Buchdruckereibesitzer konnten den Neunstundentag be- willigen, lehnten aber ausgesprochenermaßen im Klassenintereffe ab. Die Unternehmer anderer Gewerbe machten deshalb mit den Buch- druckereibesitzern gemeinsame Sache. Die Arbeiterschaft der ganzen Kulturwelt trat dem entgegen für die Buchdruckergehilsen in die Schranken. Der Streik war sonach ein Klassenkampf im echten Sinne des Worts.  ... Diese Erkenntniß erhielt die Arbeiterschaft eines ganzen Ge- werbes, dadurch mußte sie sich von dem Glauben an die vermeliit- liche Güte unserer gesellschaftlichen Ordnung, soweit er bei ihr noch vorhanden war, emanzipiren und in Konsequenz dessen sich der Sozialdemokratie anschließen, wie es durch die bezüglichen Beschlüsse in Berlin   und anderen Orten auch formell geschehen. Das ist der Gewinn für die S o z i a l d e m o k r a t» e. Die Buchdruckergehilfen selbst errangen durch die Los- lösung von der problematischen Tarisgemeinschast ihre Bewegungs- sreihett wieder und durch den Streik selbst die Durchbrechung des Zehnstundentages, der nunmehr zu den verwesenden Emrich- tungeii gehört. Den eigentlichen Schaden haben die Leiter der Buch- druckereibesitzer zu tragen. Durch die Aufgabe der Tarif- gemeinschaft verlieren sie gewissermaßen das Druckmonopol. Die Welt ist aber nicht dazu da, um jene Handvoll Leute zu Mlllmr- dären aufzupäppeln. Sie werden zu den pekuniären Verlusten bald auch noch die Erfahrung sudsummiren müssen, daß der Gipfel der sozialpolitischen Weisheit, den sie durch ihre Negation der Ge- hilfenjorderungen erklommen zu haben hoffen, doch nur der tarpejische Felsen ist für die Idee des bürgerlichen Privateigeuthums ,m Buchdruckgewerbe. Der Streik der Handschuhmacher ist fnoch unverändert, die Fabrikanten sind mit der Leistung der Thellarbeiter mcht zu- frieden und die Streikbrecher nicht mit dem Verdienst! Ehe der Verursacher des Streiks nachgiebt, läßt er aber lieber Taufende verloren gehen; er weiß ja, daß er durch Vorschußempfang eme ganz bestinimte Kategorie von Gehilfen zu Streikbrechern machte, welche durch die Spekulation auf die Gutmülhigkeit ihrer ver- rathenen Kollegen spüler wieder in den Verband aufgenommen zu werde» hoffen. Arbeiter und Arbeiterinnen gebt Euch nicht zur Theilarbeit in einer Handschuhfabrtt her; überlaßt dies den- jenigen Handschuhmachern, welche glauben, nur als Streubrecher 'Arbeit erhalten zu können. Mit Gruß G g. S ch n e i d e r, Brandenburg  . Achtung Schneider und Schneiderinne« Berlins  ! Von allen Seiten mehren sich die Klagen über die schlechten Arbeitsverhältnisse. In der Konsekttons- sowohl wie in der Maaßbrauche herrschen dieselben unbefriedigenven Zustande. Das Unternehmerthum benutzt die augenblickliche Krise, um Lohnabzüge und Maßregelungen vorzunehmen, sowie ungebührliche Behandlung einzuführen, wodurch die an sich schon schlechten Verhältnisse noch trauriger werden. Es gilt nun darüber Klarheit zu gewinnen, welche Stellung wir dem gegenüber einnehmen wollen. Am Mittwochs den 20. d..vi., Abends 8V3 Uhr, findet zu diesem Zwecke in den Arnnnhc llen eine große öffentliche Versammlung statt, in welcher ltollege A. Täter ow über das Thema sprechen wird:Die außerordentlich schlechten Erwerdsverhältnisse des letzten Jahres und welche Maßuahnwn gedenken wir für die Zukunft zu treffen� Ferner spricht Kollege Pfeiffer über das Thema:Der Arbeilerfang bei verschiedenen Koujektionssirmen." Besonders der letzte Punkt bedarf der eingehenden BeHand- lung. Je trauriger die Lage der Arbeiter und Arbeiterinnen in der Konfektion, um so mehr ist sie das Ausbeutungsseld für Unternehmer und Zwischenhändler. Hier gilt es, der Arbeiter- schaft d«e Zustände, welche grasstren, zu zeigen und RemeSur zu schassen. Daher ist es Psticht aller Kollegen und Kolleginnen, m dieser Versammlung zu erscheinen. Agitattonskommission der Schneide» und Schneiderinnen Berlins  . Zur Unterstützung der streikende« Buchdrucker brachten 72 arbeitende Buchdrucker Kiels bis Monlag dieser Woche 3200 M. auf, während die Kieler Gewerkschaften 1260 M. spendeten beides jedenfalls ein glänzendes Zeugniß für die Opfer» Willigkeit der Arbeiter. Eine besonders fragwürdige Art von Sonntagsruhe beansprucht das gewerbliche Unternehmerthum der Städte St. Johann und Saardrücken. Die Gewerbetreibenden von St. Johann beschlossen, den zuständigen Behörden vvrzu- schlagen, daß die sonntägige Arbeitszeit aus die Stunden von 111/241/3 Uhr verlegt, außerdem vier Sonntage vor Weih- nachten und je zivei vor Ostern und Pfingsten als Tage mit Shustündiger Arbeitszeit erklärt werden. In S a a r l o u i s be- lofsen die Gewerbetreibenden, im Sommer von 12 d Uhr, im Winter von 114 Uhr offen zu halten. Nicht einen Tag in der Woche soll der Arbeiter frei über sich verfügen können im selben frommen Deutschland  , das dem Arveiter eine Sozial«, onn versprach und welches daspraktische Christenthum" bei jeder Gelegenheit im Munde führt. Nicht einmal den Ruhelag, den die R e l: g i o n gebietet, giebt es den: Arbeiter, ohne dessen Geistes- und Körperthättgkeit es keinen Tag lang als Staatswesen bestehen könnte. Vevuristlzkes� Zugentgleisung. Bei der Station Bischofsheim   e n t- gleiste am IS. Januar, Abends 10 Uhr, der Köln-Frank- furter Schnellzug. Ein Wagen fiel um. Zw« Herren und eine Dame erlitten Verletzungen. Die Ursache des Unfalls war ein S ch i e n e n b r u ch. Der Vatermörder Heinrich Schötteler aus Großreken ist in Hengeloo(Holland  ) verhaftet worden. Soziales Elend. In Paris   erfroren zwei alte rauen, welcher in eine Holzbaracke geschlafen hatte». . w e i weitere Personen wurden aus der Straße erfroren aufgefunden. Großer Brand. Wie man derVossischen Zeitung" aus London   meldet, brach in der Watson'schen Seifenfabrik zu L e e d s (England) Feuer aus. Die Flammen ergriffen die benachbarten Bahnhöfe der London  - und Nordwest-Bahn, sowie der Mid« landbahn. Der Schaden wird aus 300 000 Pfund Sterling geschätzt. Die römischen Gastwirthe erklären die Nachrichten des BureausHerold" über den schlechten Gesundheitszustand in Rom   fürverleumderisch". Die Gastwirthe, erwidert das ge- nannte Bureau, sind indessen im Jrrthum. Die Influenza hat hier sast lein Haus verschont.