schnell fahrende Wagen warf den jungen Mann, als er den Damm überschreiten wollte, um und ging über ihn hinweg. Kabel erlitt einen Schädelbruch. Ter Herbststurm, der seit zwei Tagen über Berlin braust und in der vergangenen Nacht seineu Höhepunkt erreichte, hat vielen Schaden angerichtet. Am Dienstagmorgen waren zahlreiche von Landschlächtern und sonstigen Händlern in den Markthallen gepachteten Stände unbesetzt. DieLeute hatten zum Teil mit ihren Waren unterivegs Unfälle erlitten, oder waren aus Besorguis solche zu er- leiden, erstgar nicht weggefahren. Der Schiffsverkehr auf derSpree ruhte wegen des Sturms fast'ganz. Die Schiffer haben angestrengt zu thun, um die Kähne vor Anker zu halten. Am schlimmsten zu leiden hatten unter der ungünstigen Witterung die Straßenhändler, namentlich die Obstverkäufer. Die Käufer blieben aus und der Regen verdarb die Waren. Da die Laternen an den Handwagen der Straßenhändler dem Winde nicht standhielten, mußten die Leute schon bei Eintritt der Dunkelheit den Handel einstellen. Die Zahl der fortgeflogenen Hüte und vernichteten Regenschinne ist unzählbar. Mit dem herbst- lichen Schmuck der Bäume hat der Sturm stark aufgeräumt. �hre Fahrten eingestellt haben bis auf weiteres die elektrischen Omnibusse der beiden Linien Stettiner Bahnhof— Anhalter Bahnhof, von denen die eine durch die Friedrich die andre durch die Königgrätzerstraße fuhr. Die an den beiden Bahnhöfen gelegenen beiden Ladestellen werden nämlich umgebaut, da sie bis jetzt zu wenig Strom lieferten, so daß immer nur ein Wagen geladen werden konnte. Jetzt sollen die Stationen so ein- fierichtet werden, daß zu gleicher Zeit zwei Wagen mit Strom der- ehen werden können. Der Schankwirt König aus der Mariannenstrahe, der am 8. Oktober ein Attentat auf seinen Hauswirt, den Rentier und Hauptmann des uniformierten Kriegervereins, Schulz, ausgeübt hat und dann nach dem Tiergarten flüchtete, ist dort um eine große Geldsumme bestohlen worden. Nach langem Umherirren hatte sich König auf eine Bank in der Nähe des Goldfischteichs ge setzt und war bald eingeschlafen. Als er von Kriminalbeamten geweckt wurde, faßte er alsbald nach seiner Brusttasche und entdeckte, daß ihm alle mitgenommenen Wertsachen entwendet worden waren und zwar: 11 OVO M. in Tausendmark- Scheinen, 400 M. in Gold und Silber, soivie goldene Uhr und Kette im Werte von 360 M. König erinnert sich, kurz vor dem Einschlafen einen Mann im grauen Ueberzieher gesehen zu haben. Ein weiterer An- Haltspunkt, der zur Ermittlung des Diebs führen könnte, fehlt bis jetzt. Rechtsanwalt Alfred Brobecker, Königstraße 24, der die Ver- teidigung Königs führt, bereitet einen umfangreiche» Beweis in be- treff dessen Unzurechnungsfähigkeit vor. König, der sehr gefaßt ist, bestreitet nach wie vor geschossen zu haben. Er will den Hauswirt Schulz nur geschlagen haben, die Verletzungen müsse sich Schulz durch Fallen zugezogen haben. Der Hauswirt ist bereits soweit hergestellt, daß er gestern Personen, die mit ihm wegen Wohnungsangelegen- Helten verhandeln wollten, empfangen konnte. Zeuge» gesucht. Die Herren, welche am Montag, den 8. Oktober d. I., abends von 6 bis 7 Uhr, im Lokal von König, Wrangelstr. 1, anwesend waren und gehört haben, daß ein Mann erzählte, er habe wegen der Uebernahme des Schanklokals mit dem Hauswirt Schulz verhandelt und könne sich den Kontrakt demnächst holen, werden ersucht, baldigst bei Frau König, Wrangelstraße 1 vorzusprechen. � Im Seminar für orieutalische Sprachen wird Dr. K. W Müller private und unentgeltliche chinesische Unter richtSkurse für junge Kaufleute, Bankbeamte und andre Personen sowie praktische Einführung in die chinesische Umgangssprache leiten Das Apollotheatcr hat gestern eine neue Ausstattungsoperette anS Licht gebracht.„Fräulein Loreley" heißt das Stück, zu welchem der Text von Bolten-Bäckers gedichtet, die Musik aber von dem seit etlichen Jahren in der Findung musikalischer Motive be währten Hauskapellmeister Herrn Paul Vincke komponiert worden ist. Inhaltlich ist das neue Werk insoweit bemerkenswert, als man aus ihm den in seiner Unwiderstehlichkeit allmählich unausstehlich ge� wordenen forschen Berliner einigermaßen ausgeschaltet hat. Hoffeüt lieh hat der Edle nunmehr auf lange Zeit in der Rumpclkanimer ein angemessenes Quartier gefunden. Die Handlung im neuen Stück dreht sich um einen Küustlerscherz. Ein Maler hat sein Modell ge heiratet und wird dafür von seinem alten Erbonkel boykottiert. Im Künstlerverein beschließt man, den alten Herrn mürbe zu machen und das geschieht, indem man ihn an den Rhein lockt, dort ziemlich ge- waltsam eine Spirilistensitzung arrangiert, in welchem dem Philister frei nach Goethe von Hoch- bis Rüdesheim hinunter die Gabe. Geister zu unterscheiden, beigebracht werden soll. In einer mit blendender Pracht ausgestatteten Rhein - und Weingeistessitzung wird dem Alten nämlich suggeriert, daß er die Lorcleh von ihrem lang welligen Felsen herabgcschwatzt habe, um sie in Berlin einem lockeren Leben entgegeiizuführen. Als er hoch und heilig versichert daß er der Leichtsinnigen immerdar nur ein lieber Onkel sein wolle. enthüllt sich der Spuk und der versöhnlich gestimmte Alte erblickt in der Loreley und ihrem Ritter das verstoßene junge Ehepaar. Der niedliche Gedanke des Stücks wird nach dem im Appollo. Theater geübten Brauch fast erstickt in einer Fülle von Dekorationen, Wandelbildern, Beleuchtungseffekten, Tanzgruppierungen und andren Dingen fürs Auge, die ja eben die Stärke unsrer Bühne ausmachen. Das nimmt man gern und dankbar hin. Weniger angenehm sind etliche Ausbrüche widerlicher Sentimentalität, die wir, ivie in dem Vorhergegangenen Ausstattungsstücke, so auch in diesem bedauerlicher weise wiederfinden. Der Verfasser sollte Mitleid mit dem Publikum haben und hinfort den in Romanzenton gestimmten Melodien einen fidelen Text unterlegen. Die Mllsik erschien uns nicht ganz so frisch wie die in„Venus" oder«Frau Luna", doch steht uns darüber kein Urteil zu, da sich ihre Popularität erst auf dem Tanzboden bewähren soll. Herrn Vincke zu Ehren muß aber konstatiert werden, daß die Lorbeeren, die ihm am Schluß der Vorstellung ziemlich massenhaft überreicht wurden, vor andren neuerdings in Schwang gekommenen Spenden das eine voraus haben, daß sie keine„Vorschuß- Lor- beeren' sind. Das Passage-Panoptikum ist gestern abend geschlossen worden um am Donnerstag, 1. November, vormittags 11 Uhr, erneuert und umgestaltet unter der neuen Direktion wieder eröffnet zu werden. Das Panoptikum wird räumlich wohl verbunden, aber in seiner künstlerischen Leiwng getrennt, zwei Abteilungen erhalten. Der Verein zur Förderung der Kunst hatte am Montag im Bürgersaale des Rathauses einen Recitationsabend Wiener Autoren arrangiert, der viel Anregung bot und einen guten Verlauf nahm. Nach einigen einleitenden Worten des BereinSvorsitzenden, der mit- teilte, daß der Vereinsvorstand anläßlich der letzthin so zahlreich er- folgten Censurvcrbote bei dem zuständigen Ministerium vorstellig geworden sei und eine tröstliche und befriedigende Antwort erhalten habe, begann Herr Marcel S a l z e r mit der Recitation des vierten Akts der„Familie Wawroch' von NdamuS, worauf einzelne Scenen aus dem Stück„Der letzte Knopf" von Ludassy folgten. Beide Dramen, die teilweise und ganz sowohl von der Wiener wie auch von der Berliner Eensur verboten sind, spielen in Arbeiter- kreisen; in der„Familie Wawroch" erschießt anläßlich eine« öst- reichischen Bergarbeiter-Streiks der Sohn feinen Vater, während in dem Stück„Der letzte Knopf", einem nur auf Brutalität aufgebauten Drama, die schlechte wirtschaftliche Lage Ehebruch und Trunksucht in die Arbeiterfamilie hineinträgt. Der Recitator verstand es vorzüg- lich, die einzelnenZPersouen in Ton und Eharakter zu treffen und erntete reichen Beifall. Einige Parabeln von Marie Ebner-Eschenbach und eine Humoreske von Hermann Bahr , die eine großartige Wirkung erzielte, bildeten die Schlußvorträge des Rccitationsabends. Im wissenschaftlichen Theater der Urania spricht heute, Mittwoch, Herr Professor Dr. von Drygalskt über„Plan und Aufgaben der deutschen Südpolar- Expedition". An allen übrigen Tagen gelangt der neue dekorative Ausstattungsvortrag von Reinhold Werner„Aus den Wogen des OceanS, Bilder aus der Entwicklungsgeschichte des Seewesens" zur Auf- führung._ CirkuS Schumann. Heute, Mittwoch, finde» 2 Borfiellungen statt, um ZV, Uhr und 7Va Uhr. Zur Nachmittags-Vorstellung hat jeder Er- wachsen- das Recht, ein Kind im Alter biS zu 12 Jahren frei einzuführen. In beiden Vorstellungen treten die neun EolilriS auf. Feuerbericht. Ein Kohlenlager von 700 Ctr. war Dienstag früh 6 Uhr im Keller der Firma Langenscheidt in der Reinickew dorferstr. 23b durch Selbstentzündung in Brand geraten. Die voll ständige Ablöschung desselbenlwar erst gegen Mittag beendet. Vorher war Oranienburgerstr . S8 ein Kellerbrand zu beseitigen, der Möbel, Körbe und Holz einäscherte. Kottbuser Damm S hatte Petroleum in einem Laden Feuer gefangen, das aber im Keime erstickt werden konnte. Kleinere Brände wurden außerdem von Beuthstr. 17, Schicklerstr. 1 und Straßburgerstr. 37 gemeldet. AuS den Nachbarorten. Die Wohnungsnot in Neu-Weißensee.„Welche Maßregeln will die Gemeinde angesichts der herrschenden Wohnungsnot er- greifen?" Also lautete ein Antrag unsrer, der Gemeindevertretung cmgehörenden Parteigenossen. Am Montag stand dieser Antrag ai der Tagesordnung der Gemeindevertretersitzung. Der Genos e Schillert schilderte zunächst an der Hand von Thatsachen das Elend und die Uebelstände, denen Gemeindemitglieder durch die Wohnungsnot unterworfen waren und noch unter worfeu sind und forderte sofortige Abstellung einiger besonders krasser Fälle. Der Gemeindevorsteher erwiderte hierauf, daß die Schuld am Fehlen eines Unterkommens in den meisten Fällen die Betroffenen selbst sich zuzuschreiben hätten, da gegangen sie nicht mit der notwendigen Energie daran feien. Unterkunst für sich und ihre Familie zu beschaffen. Gerstenberger sSoe.) wies darauf hin. daß die Wohnungsnot von niemand bestritten werde, daß jedoch die bis jetzt zur Linderung dieser Not angewandten Mittel ungenügend, ja sogar zu ver- werfen seien. Die Freigabe von bisher von der Polizei als unbewohnbar angesehenen Wohnungen sei ein Verfahren, das schon aus gesundheitlichen Rücksichten nicht zur Anwendung gelangen dürfe. Die Maßregeln, welche die Gemeinde hierzu ergreifen müsse, seien ungefähr folgende: 1. Ausimhme einer von der Gemeinde vorzunehmenden Statistik über die Zahl der obdachlosen Familien; hinzuzurechnen seien alle die, welche in gesundheitsschädlichen Räumen Unterkunft gefunden haben; 2. die unverzügliche Inangriffnahme des Baues von Wohn Häusern aus Gemeindemitteln und unter Beaufsichtigung der Gemeinde; 3. eventuelle Kreditgarantie für baulustige Private resp. Ver- Mittelung von Baugeldern durch die Gemeinde; dies jedoch nur dann, wenn die Gemeinde eS ablehnt, selbständig vorzugehen. Die Anttäge seien aus dem Empfinden heraus gestellt, daß deren Verwirklichung sofort möglich sei. wenn der gute Wille nicht fehle und die aus Hausbesitzern bestehende Mehrheit der Vertretung die Konkurrenz der Gemeinde nicht fürchte. Der Redner appellierte an das sociale Empfinden der Vertretung, diesen Anträgen zuzustimmen. Die Gemeindevertreter Rothe, Warthul, Böttcher u. a. erkannten an,', daß ein Mangel an Wohnungen vorliege, doch erklärten sie den vorgeschlagenen Weg ftir nicht gangbar, vielleicht könne man diesem Uebel steuern, wenn das Armenhaus vergrößert werde. Die prekäre Lage eines Hausbesitzers zu schildern übernahm der Gemeindevertreter Kühn.„Wenden Sie(zu den Socialdemokraten) doch die Hunderttausende und die Millionen welche von Ihnen für W a h l z w e ck e usw. ausgebracht werden, an zum Bau solcher Wohnungen, aber verschonen Sie uns d a m i t I" Sprach's und mit der Weisheit war's zu Ende. Den bürgerlichen Bertretem wurde von Taubmann(Soc.) in tempe ramentvoller Weise entgegengetreten, das Verfahren der Hau& besitzet, bei Vermietung von Wohnungen nach der Zahl der Kinder, nach der letzten Steuerquittung und nach allem Möglichen und Unmög- lichen zu frageu. in der gebührenden Weise gegeißelt und daran erinnert. daß das Sprichwort:„Hochmut kommt vor dem Fall I" vielleicht auch hier Anwendung finden könne. Schilling(Soc.) zeigt an Beispielen, wie selbst sogenannte„gute" Mieter unverschuldet obdach los werden können. Beschlossen wurde von oer Mehrheit, dem Gemeindevorsteher aufzugeben, sofort für Unterbringung der noch jetzt obdachlosen Familien Sorge zu tragen. Hinsichtlich der übrigen Anträge wurde Uebergang zur Tagesordnung beschlossen. Im Vorort Neu-Weiftcnsee hat gestern die Gemeinde vertrelimg beichlossen, sofort beim Ministerium des Innern den An� trag auf Erteilung der S t a d t r e ch t e zum April nächsten Jahres zu stellen. I» der gestrigen Sitzung der Schönebcrger Stadt- Verordneten-Versammlung gelangten zwei Resolutionen zur Kenninisnahme. von deren die eine sich mit dem Verhalten der englischen Gasanstalt betreffend die Abgabe von Cooks an Schöneberger Bürger befaßt. In der Resolution protestieren Bürger aller Stände gegen das Gebahren der Gesellschaft, aus- märtige größere Abnehmer mit CoatS zu versorgen, während die hiesigen Einwohner leer ausgehe». Sie richten an die Stadt- verordneten-Bersammlung das Ersuchen, die Interessen der Bürger- schaft zu wahren und vor allen Dingen dahin zu wirken, daß bei der Coaksabgabe in erster Linie die Bürger berücksichtigt und fl e- n ü g e n d e Quantitäten z u annehmbaren Preisen bereit gehalten werden.— Die andre Resolution be- handelt das Vorgehen der hiesigen Polizeidirektion gegen die Schöneberger Re st aurateure. Sie spricht den Stadtverordneten den Dank dafür aus, daß sie das Verlangen der Polizei, die Einführung eines Ortsstatuts betreffend„Nach Weisung des Bedürfnisses bei Konzessionierung von Gast- wirtschaften" abgelehnt haben und protestiert gegen die von der Polizeidirektion beliebte Kennzeichnung des GastwirtsstandS als aulen und bequemen Berufs, und weiter gegen die beabsichtigte Einführung der 10 Uhr-Polizeistunde. Wegen der Benutzung von vier leerstehenden Klassenräumen in der Hohenzollern - chule für die Volksschulen, welche durch das enorme Anwachsen der Stadt überfüllt find, werden 1223 M. zur Anschaffung von Subsellien verlangt und bewilligt. Bekanntlich hatte sich bei einer ähnlichen Vorlage der Leiter dieses Gymnasiums gegen eine derartige Maßnahme ausgesprochen, weil er von dem„Jnberührungkommen" dieser ver- 'chiedenartigen Volksslbichten einen unheilvollen Einfluß befürchtete. Hoffentlich überzeugt er sich nun recht bald, daß das Gegenteil ein- treten wird. Rixdorf. Der Porteigenoffe Uhrmacher Hennig, der am letzten DonnerStag in sieben Bezirken zum Stadtverordneten gewählt worden ist, hat sich für Annahme des Mandats für den 1. Bezirk entschieden. Ueber den Termin der somit neuerdings erforderlichen Ersatzmahl in den übrigen 6 Bezirken, wo Hausbesitzer zu wählen änd, ist noch nichts besannt geworden.— Die Stadtverordnelen- ttzung, die für diese Woche geplant war. findet erst in der nächsten Woche statt. In dieser Sitzung wird die Auslosung eines Drittels der Stadtverordneten vorgenommen werden, da im November die regelmäßigen Ergänzung»wählen fällig sind. Der Beschluß der Stadtverordneten- Versammlung, Stadt- verordnete und MagisttatSmitglieder von Submissionen und Lieferungen auszuschließen, eine der ersten Thaten der Versammlung, hat bekanntlich seiner Zeit auS formellen Gründen die Zustimmung des Magistrat» nicht erhalten. ES wurde damals eine gemischte Kommission gemäß ß 36 der Städte-Ordnung. eine ogenannte VerständigungSkommisfion. eingesetzt. Nach mehreren resultatlosen Sitzungen entschied sich die Mehrheit der Kommission ür» Warten. Das war im Juli 189S. Gestern ist nun endlich wieder eine Einladung an die Kommissionsmitglieder zu einer Sitzung am nächsten Donnerstag gelangt. Die lange Zwischenzeit ist mit„Erhebungen" ausgefüllt worden. Wie es heißt, oll die Angelegenheit bald nach der KommisfionSsttzung wieder vor das Forum der Stadtverordneten-Verfammlung gebracht werden. Diese Eile erscheint, nachdem man eS bisher gar nicht eilig hatte. auffällig. Die sechs Socialdemokraten, die im April 1838 an jenem denkwürdigen Beschluß mitgewirkt haben, stehen jetzt außerhalb der Versammlung. FriedrichShagen . Nachdem der Bau des 24klasfigen Mädchenschulhauses vollendet, ist das Haus am Dienstag seiner Bestimmung übergeben. Das imposante Gebäude erhebt sich auf einer Grundfläche von 660 Quadratmeter und hat eine Höhe von 30 Meter. Es besteht aus Kellergeschoß , Erdgeschoß, drei Stock- werken und Dachgeschoß. Das Kellergeschoß enthält u. a. eine Brausebad-Anlage mit 12 Ständen und Ankleideraum, Räume für die Erteilung von Kochunterricht sowie die Centralheizungs-Anlage. Die Brausebäder ermöglichen es bei einer täglichen Benutzung von vier Stunden, daß jedes Kind mindestens einmal in der Woche baden kann. Sämtliche Räume, Thülen , Fenster, Korridore usw. sind den neuesten Vorschriften und der heutigen Technik entsprechend ausgeführt. Die Baulosten be- tragen circa 227 000 M._ Eingegangene Druckschriften. „Der Arbeitsmarkt ", Halbmonatsschrift der Centralstelle für Arbeits- martt-Bettchte(Herausgeber Dr. I. Jastrow), Berlin , Verlag von Georg Reimer. Die als Organ des„Verbands deutscher Arbeitsnachweise" er- scheinende Zeitschrift enthält in Nr. 2 des 4. Jahrgangs u. n.: Rundschau über die Lage des Arbeitsmartts.— Situationsberichte aus einzelnen Gewerben.— Situationsberichte aus Plätzen und Ländern.— Statistisches Monatsmaterial. Arbeitsnachweise. Krankenlasien. Streikverzeichnis für Deutschland , Oestreich-Ungarn , Schweiz.— Lebensmittelpreise. Konsum: Ringbildungen in der Lebensmittelbranche. Wohnungsnot in Berlin . VermiMkes» Doppelhinrichtung. Der Kulturhistoriker späterer Tage wird. wenn er die Sittenzustände unsrer Zeit schildern will, ein besonders krasses Phänomen in der Zunahme der Hinrichtungen erblicken. In Metz sind Dieustagmorgen im Hofe des Unter- suchungsgefängnisseS zwei Verbrecher auf einmal vom Leben zum Tode befördert worden. Es waren zwei Arbeiter, die wegen Raub- mords, den sie am 30. Juni v. I. an zwei alten Damen in Reichers- berg bei Diedenhofen begangen hatten, vom Schwurgericht zu Metz zum Tode verutteilt worden sind. Ans Breslau wird berichtet: Dienstagmorgen wurde auf der Sandstraße der Arbeiter Weiß durch zwei Messerstiche in den Unter- leib ermordet aufgesimden. Der Thäter ist mutmaßlich der Arbeiter Paul Waroczek, welcher vorgestern von seinem Arbeitgeber wegen Trunkenheit entlassen worden war und' unter seinen Käme- raden als jähzorniger Mensch gefürchtet war. Der Thäter ist flüchtig. Rettung auS Seenot . Die Rettungsstation Warnemünde der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger meldet: Am 16. Oktober von dem hier gestrandeten norwegischen Dampfer loncordia", Kapitän Diesen, mit Kohlen von Methil nach Rostock bestimmt, 12 Personen durch das Rettungsboot der Oststation gerettet. Ter Aufstieg des Zeppelinschen Ballons,"der gestern statt- finden sollte, ist wieder aufgeschoben worden. Es wird darüber aus Friedrichshafen berichtet: Nachdem offiziell der Aufstieg des Ballons des Grafen Zeppelin auf Montag festgesetzt war, traf am Sonnabend aus der Garnison Weingarten eine Abteilung Truppen als Hilfsmannschaft hier ein.' Gleichzeisig kamen auch die zum Dienst beorderten Offiziere und die übrigen Teilnehmer der Fahrt an. Mit der Füllung des Ballons ward schon Sonntagvormittag begonnen, bald mußte aber infolge eintretender ungünstiger Witterung abgebrochen werden, Regen und starker Wind hinderten teilweise die Zufahrt, eintretende Kälte verursachte Gasverluste, so daß bis zur Stunde alles liegen bleiben mußte, trotzdem die übrigen sämtlichen Vorbereitungen fertig zur Fahrt liegen. Die getroffenen Abänderungen sind ganz wesentlicher Natur. Wie man uns mitteilt, wird der Aufstieg, wenn endlich ein Wettenimschlag erfolgt, frühestens Mittwochmorgen erfolgen. Eine Familien-Tragödie spielte sich am 13. d. MtS.. wie man der«Voss. Ztg." sckreibt, in dem Kurorte Groß-Tabarz bei Gotha ab. In der Nähe des Kurhauses, an der oberen Straße nach Friedrichroda , besitzt der praktische Arzt Dr. med. v. ChelstowSki, der auch in San Nemo ein Sanatorium leitet, ein reizend gelegenes Etablisiement„Schloß Zimmerberg". In einem Anfall von Geistes- störung oder Nervenüberreizung feuerte der Arzt auf seine Frau zwei R e v o l v e r s ch ü s s e ab, die glücklicherweise nicht trafen, dann richtete er die Waffe gegen sich selbst mit tödlichem Erfolg. Der rasch herbeigerufene Arzt Dr. Müller von Groß-Tabarz konnte nur den inzwischen eingetretenen Tod feststellen. Dr. v. ChelstowSki war ein sehr beliebter Arzt und großer Kunstfreund. Seine Frau, eben- 'alls ausübende Künstlerin, war in erster Ehe mit einem in Bad Thal lebenden Kapitän verheiratet gewesen, die Ehe war aber ge- 'chiedcn worden. Marktpreise von verlin am 15. Oktober 1900 »ach Ermiiiiuiigc» des tgl. Polizeipräsidiums. Kartoffel», neue, D-Ctt. Rindfleisch, Keule 1 kg do. Bauch. Schweinefleisch. Kalbfleisch Hammelfleisch, Butter 1,60 1,30 1,60 1,80 1,80 2,80 4,80 2,40 2,50 2,60 2,- 1,80 3,- 1,40 13,- 120 1- 1,20 1,- 1,10 2,20 3- 1,20 1,20 1,20 1,- 0,80 1,20 0,80 2,60 »Welzen, gut D.-Etr. 15,50 15,46 mittel„ 15,42 15,38 „ gering, 15,34 15,30 »Rogge», gut, 14,40 14,38 mittel„ 14,36 14,34 „ gering, 14,32 14,30 ■•) Gerflc, gut, 15,60 14,90 , mittel„ 14,80 14,10 Eier 80 Stück , gering. 14,— 13,30 Karpse» 1kg f) Haser, gut, 15,80 14,90 Aale . mittel, 14,80 13,90 Zander , gering« 13,80 12,90 Hechte Nichislrvh, 6,82 6,32 Barsch, Heu» 7,40 5,— Schleie Erbse». 40.- ab,- Bleie Speisedohnen, 45,- 20,- krebse per Schock Linsen. 70,— 30,— *) ab Bahn, t) frei Wagen und ab Bahn, Produkten», arkt vom 16. Oktober. Getreide. Infolge der matte» Notierungen für Weizen von den nordamerikanischm Plätzen eröffneten owohl Weizen als auch Roggen tu schwächerer Haltung. Weiterhin machte ffch geringe Kauflust geltend auf die eingetretene kalte Witterung, und die Preise zogen etwas an. DaS Angebot war nur mätzig. Ewe Roggen« ladung wurde ab Petersburg zu 99 M. per Dezember auf Stettin gehandelt. In zweiter Stunde trat eine neuere Abschwächung ein. In Hafer waren die Umsätze belanglos, Rllböl auf Part» weiterhin um 20 Pf. anziehend, dagegen notierte 70er LocosptrituS zu 49,40 M. um 10 Pf. niedriger. «ttterungSNberflcht vom 16. Oktober 1900. morgen» s ttyr. Stationen Swinemde Hamburg Berlin frankf.M. iiunche» Wien weller 4 Regen 4 Regen 5 bedeckt 4 wolkig öbedeckt 3>volkenl 5" «4 Stationen haparanda Petersburg Eort Aberdee» Paris LS L E I« ß 737 Still 743 SSW 754 SSW 759 W 762 SSW Wetter ck« Regen 25(6. beb 6 Regen 1 heiter 2. wolkig 3 5 14 5 6 ........... lr Mittwoch, den 17. Oktober 1S00. Zeitweise aufklarend, vorwiegend trübe mit etwas Regen, mätzigen üblichen Winden und steigender Temperatur. Berliner Wetterb urea ii. Verantwortlicher Redacteur : Heinrich Wetiker in Grob-Lichterselde. Für dm JuseratmteU verautwottlich:«0.«locke in Berlin . Druck und Verlag von Max Babing in Berlin .
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