Gegner_ des Parlamentarismus erklärte, weil die höherenKlassen im Lande lein politisches Interesse hätten. Aber weil dieHerren Großgrundbesitzer sich nicht für Politik interessieren, sollen auchalle andern sich nicht darum kümmern dürfen! Minister desInnern, B r a m s e n, erklärte, daß er diesmal nicht das Gesetz übergeheime Abstimmung vorlegen werde, das in der vorigen SessionAussicht auf Annahme hatte. In dem konservativen MinisteriumS e h a st e t ist ein solcher Antrag natürlich unmöglich. Ebenso hatBramsen kein Wort gegenüber Baron Juul-Rysensteen über seinevon ihm abweichende Auffassung vom Koalitionsrecht der Arbeitergeäußert.—England.. Die Neuwahlen zum englischen Unterhause sind nun,wie gestern bereits telegraphisch kurz mitgeteilt, bis aufeine Wahl auf den O r k n e h- I n s e l n, beendet. DaS Er-gebnis der Wahl ist, daß die Regierung über eine Mehrheit von132 Stimmen verfügt. Die Wahlen von 18SS brachten denUnionisten eine Mehrheit von 152 Stimmen, durch die imLaufe der � Zeit vollzogenen Nachwahlen sank diese Mehrheitauf 128; die 24 Sitze gingen sämtlich an die Opposition verloren.Bei den jetzigen Wahlen haben die Unionisten also vier ihrer altenSitze wiedergewonnen. Chamberlain allerdings hatte auf eine Zer-schmetterung der Liberalen gehofft. Diese ist nicht eingetreten,andrerseits ist es den Liberalen nicht gelungen, Fortschritte zumachen, so daß im ganzen das Stärkeverhältnis so ziemlich dasselbebleibt. Das Parlament wird erst im Januar oder Februar zu-sammentreten.—,Krnnkreich.Die ZuckerauSfuhrpramieu bilden seit einigen Tagen denGegenstand von Beratungen einer internationalen Konferenz, die inParis im Ministerium des Acußern tagt. An den Besprechungennehmen Vertreter der deutschen, östreichischen und französischenRegierung teil. Es handelt sich darum, die französischeRegierung, welche in die Aufhebung der direkten Zucker«Prämie gewilligt hat, zu einer wesentlichen Herabsetzung derindirekten Prämie zu bestimmen. Die Vertreter Deutschlands undOestreichs fordern die Herabsetzung der indirekten französischenPrämie auf ein Drittel der heutigen Sätze, da diese beiden Ländererst bei der Erfüllung dieser Forderung ihre Ausfuhrprämie auflaffenkönnten. In der heutigen Konferenz wurde die Antwort Frankreichsauf diesen Vorschlag erwartet. Die Antwort kam jedoch nicht.Statt derselben teilte der Zuckeriudustrielle Senator Söbline, der dieVerhandlungen leitete, mit, daß er, nachdem er von den Kon-zessionen Kenntnis genommen, zu denen sich seine französischenKollegen entschlossen hätten, an diesen Konferenzen nicht mehr teilnehmen könne, da die französischen Delegierten in Er-Mäßigung der indirekten Prämien so weit gegangen seien, daß diefranzosische Industrie darunter leide. Man glaubt, daraus schließenzu können, daß die Franzosen bereit sind, die Hälfte der indirektenPrämien nachzulassen. Bei dieser Konzession würden, nach Meinungder.Kölnischen Zeitung', Deutschland und Oestreich- Ungarn iiidie Aufhebung der ganzen ZuckerauSfuhrpramienwilligen.Holland.Wilhelm«, die Königin der Niederlande, hat sich mit demHerzog Heinrich von Mecklenburg-Schwerin ver-lobt. Die Königin Wilhelma ist erst am 31. August 1880 imHaag geboren. Sie folgte ihrem Vater in der„Herrschaft' am23. November 1890 unter Vornnmdschaft ihrer Mutter, und über-nahm die Regierung am 31. August 1838, also in einem Alter von18 Jahren. Die gekrönten Häupter werden eben schon viel frühermajorenn als gewöhnliche Sterbliche und sind unter Umständen schonin diesem Alter berufe», über Millionen von Menschen zu herrsche».Und noch ein andres Vorrecht hat die jugendliche Königin. Nicht siewird geheiratet, sondern sie freit den Prinzen und der Prinz wirdnicht König, sondern nur„Prinz Gemahl'. Die Gleichheitder Geschlechter ist in jenen Regionen schon etwas weiter vor-geschritten.Rumänien.Bukarest, 16. Oktober. Der Senat hat den Gesetzentwurfbetreffend die Cessio» der Einnahmen aus dem Ctgarettenpapier-Monopol an die Diskouto-Gescllschaft gegen einen Vorschuß von1b Millionen Franks angenommen.Afrika.AuS Transvaal. Lord Roberts meldet ans Pretoria voml6. Oktober: General Kelly-Kenny berichtet: Lieutenant Malcolmgriff mit einer kleinen Abteilung Polizeitruppen von Wcpener dieBoeren in der Nähe an; 7 Boeren wurden getötet. 2 gefangengenommen. Die Engländer hatten keine Verluste. Kapitän Pine Caffintraf am 14. Oktober bei Ventersburgroad-Station auf Boeren undvertrieb dieselben. Er erhielt sodann die Nachricht, daß eine andre Boeren-abteilung seine Rückzugslinie bedrohe und verlor auf dem Rück-zuge, bei dem er hart gedrängt wurde, einen Lieutenant und zweiMann tot, vier Mann verwundet.— General Barton berichtet ausWelwerdiend, kleine Boerenabteilungen in der Nachbarschaftrichteten soviel Schaden an wie'sie vermochten; er habeam 14. Oktober mehrere derselben angetroffen; einigeseien getötet, viel Munition sei erbeutet.' Theunis Botha,ein Bruder des Generals Botha, habe Volksrust übergeben.—In den letzte» Tagen ist der Telegraphenverkehr nach Süden undOsten unterbrochen worden. Die Boeren, die bisher beim Zer-stören von Eisenbahnlinien die Telegraphenlinien unversehrt zulassen pflegten, haben jetzt begonnen, die Telegraphendrähte zudurchschneiden.— Reuters Bureau meldet aus Bloem fontein:12 Boeren plünderten heute eine 18 Meilen von hier auf dem Wegenach Kimberle belegene Farm; sie äußerten, sie bildeten den Vor-trab einer starken Truppe.Die Abreise Krügers ist auf Sonnabend verschoben worden;aus Amsterdam wird gemeldet, er werde in Marseille landen undden Winter über in Südfrankreich bleiben.Amerika.Der Präsidentschaftskandidat Bryan hielt in New Dorkam 16. Oktober vier Wahlreden. In der Rede in Tammany Hallsagte er, es sei unnötig, daß, wenn man mit einem Volke Handeltreiben wolle, man auch Herr desselben sein müsse, oder daß man,um em Land zu beschützen, einen Rechtsanspruch auf dasselbe be-sitzen müsse. Bryan verwies darauf, daß Amerika Venezuela indessen Streitfall mit England beschützt habe, und sagte, aufdieselbe Weise könnte Amerika den Schutz über die Philippinen aus-üben.—_Parteilitteratur. Unmittelbar nach dem MainzerParteitags-Protokoll, das jetzt auch gebunden zumPreise von 75 Pf. vorliegt, bat die Buchhandlung Vorwärtsauch das Protokoll deS Internationalen GoctalistenkongrcsseSzum Preise von 20 Pf. erscheinen lassen.Um ein zusammenfassendes und dabei doch getreues Bild derVerhandlungen zu gewinnen, sind die Originalberichte des„Vorwärts'nach den ausführlichen Berichten der französischen Partei-Organeergänzt worden, so daß der Zweck der Herausgabe deS Protokollserreicht sein dürfte: für die Agitation und Propaganda unter dendeutschen Arbeitern die Verhandlungen und Beschlüsse des inter-nationalen Arbeiterparlaments diesen möglichst rasch und zu billigemPreise zur allgemeinen Kenntnis zu bringen.Die Parteigenoffc» Hannovers beschlossen, die ParteigeschäftedeS 8. hannoverschen Wahlkreises vom 1. November ab dem Social-demokratischen Wahlvcrein zu übertragen. Dem Vertrauensmannsollen zur Erledigung noch verbleiben: die Abhaltung von Volks-Versammlungen und Parteiversammlungen, die Maifeier und Ver-anstaltungen solcher Art, an welchen Frauen teilnehmen können.Aus Gotha wird uns gemeldet: Bei der heutigen Abgeordneten-Wahl für den VI. Wahlbezirk Waltershausen und Ibenhain zumGothaischen Landtag wurde der seitherige Abgeordnete GenosseWilhelm Denner in Waltershausen einstimmig wiedergewählt.Die gegen den Chinarummel von unsren Parteigenossen inSüdbayern arrangierten zwölf Versammlungen, die am Sonnabendund Sonntag tagten, bildeten eine imposante Kundgebung gegen dieChinapolitik der deutschen Regierung. Die Versammlungen wiesenohne Ausnahme einen guten Besuch auf, an einigen Orten warendie großen Versammlungslokale sogar überfüllt. Die Stellung derSocialdemokrasie fand in einer Resolution Ausdruck, die in ent-schiedener Weise die Khakipolitik verurteilt. Vielfach nahmen auchAngehörige andrer Parteien an den Versammlungen teil, aber nursehr vereinzelt regte sich hier und da ein Widerspruch, die Rednerfanden sonst allseitig lebhafte Zustimmung.GeZVVvKpLMfklii�vs.Berlin und ttmgcgcnd.In Sachen der Lohnbewegung der HanSwcber hielt dasEinigungsamt am Mittwoch wieder eine Sitzung ab, in' der dieVertreter der Parteien sich über Annahme oder Ablehnung der invoriger Sitzung gemachten Einiguugsvorschläge zu erklären hatten.Die Vertreter der Fabrikanten waren nicht erschienen. Sie hattendem Einigungsamt mitgeteilt, daß von 37 Firmen, die sie zu einerBesprechung eingeladen hatten, nur 14 gekommen waren, daß des-halb die Vertreter, weil sich die Mehrzahl der Fabrikanten abseitsstelle, die Einigungsvorschläge ablehnen.Von den Vertretern der Arbeitnehmer waren K o tz k e und derstellvertretende Obermeister Scholz anwesend. Sie erklärten sichnamens ihrer Mandatgeber mit den Vorschlägen des Einigungsamtseinverstanden.Nach kurzer Beratung des EinigungSamtS verkündete der Vorsitzende Dr. Schalhorn folgenden Schiedsspruch: Vom 1. Januar1901 ab sind die Nebenarbeiten nach den in der vorigen Sitzungvereinbarten Preisen zu bezahlen. Höhere Löhne, welche zur Zeitschon bestehen, dürfen nicht gekürzt werden.Zur Begründung des Schiedsspruchs führte Dr. Schalhorn aus:Die Löhne der Handwerker seien so niedrig, daß sie als nicht aus-reichend bezeickinend werden können. Eine Aufbesserung der Löhnesei zwar notivendig, die Einführung des von den Arbeitnehmernaufgestellten Lohntarifs verbiete sich aber mit Rücksicht auf die der-zeitige schlechte Lage der Weberei. Die Bezahlung der Nebenarbeitendagegen sei nicht nur möglich, sondern auch notwendig, weil die Höhedes Lohns nicht immer der für Nebenarbeiten aufgewendeten Zeitentspreche. Ferner komme in Betracht, daß bereits mehrere Finnendie Nebenarbeiten— zum Teil sogar höher wie durch die Verein-barung festgesetzt— bezahlen, und daß auch die in voriger Sitzunganwesende» Vertreter der Fabrikanten der Bezahlung der Neben-arbeiten nicht widersprochen haben. Wenn die Vertreter der Arbeit-geber glauben, sie seien nicht befugt, für alle Fabrikanten ihrerBranche eine Erklärung abzugeben, so irren sie, denn die Fehlendenhätten sich zum Teil entschuldigt, zum Teil hätten sie ausdrücklicherklärt, daß sie sich den Abmachungen der Vertreter fügenwürden. Nachdem die Ergebnisse der bisherigen Verhandlungen ver-öffentlicht worden sind, hätten ja die hier nicht anwesenden Fabri-kanten den Abmachungen tviedersprechen können. Wenn das nichtgeschehen, so sei anzunehmen, daß die Fehlenden nicht gegen dieAbmachungen seien. Der 1. Januar sei deshalb zur Einführung derBezahlung der Nebenarbeiten bestimmt, damit die Fabrikanten Zeithätten, sich in den für sie neuen Gedanken hineinzufinden, und weildas Einigungsamt wünscht, daß diejenigen Arbeitgeber, welche sichbis jetzt ablehnend verhalten, sich noch entgegenkommend zeigenwerden.Bis zum 31. Oktober haben die Parteien zu erklären, ob siesich dem Schiedsspruch unterwerfen. Die Vertreter der Arbeitergaben diese Erklärung sogleich ab.Die Forderungen der Berliner Ladenschlächter-Gescllenbetreffend Abschaffung der Sonntagskündigung und Entlassung, sowieRegelung und Verkürzung der Arbeitszeit, die seiner Zeit den Meister-korporationen von der Löhnkommission unterbreitet wurden, sind vonden Meistern bisher fast vollständig ignoriert worden. In der letztenVersammlung der Freien Vereinigung selbständiger FleischermeisterBerlins waren die Herren selbst so kühn, daß sie das Schreiben derLohnkommission, unterzeichnet vom„socialdemokratischen Slgitator'Keslinke, den, Papierkorb überantworteten. Die Kollegen haben in-folgedessen beschlossen, das Vorgehen der Meister der Freien Ver-einigung der organisierten Arbeiterschaft zu unterbreiten und dieNamen dieser Geschäfte in geeigneter Weise der Oeffentlichkeit preis-zugeben. Von einem Ausstande in diesen Betrieben wurde jedochAbstand genommen, da augenblicklich die Organisation der Schlächtergesellen noch zu zersplittert und zu schwach ist. Die organisiertenSchlächter hoffen aber, daß sie in diesem Kampfe' von denübrigen organisierten Arbeitern genügend unterstützt werden.Leider muß in Sachen dieser Lohnbewegung auch wiedereinmal konstatiert werden, daß sich die christliche Organi-s a t i o n der Fleischergesellen recht lahm gezeigt hat. DerGesellen- Ausschuß der Berliner Schlächter- Innung, dem nurMitglieder dieses Bunds angehören, hat es, trotz mehr-facher Aufforderung, nicht für notwendig gehalten, einer Einladungzwecks Besprechung über die Lohnbewegung Folge zu leisten. Mansieht also auch hier wieder, wie ernst es diese Leutchen mit den Auf-gaben der Gewerkschaftsorganisationen nehmen. In Zukunft werdensie natürlich noch öfter gezwungen sein, ihren Mut zu zeigen undFarbe zu bekennen, denn die Verwaltungsstelle Berlin des Central-Verbands der Fleischer und Berufsgenossen Deutschlands gewinnterfreulicherweise zusehends an Ausdehnung und dadurch auch an Ein-fluß, so daß auch für die Schlächtergesellcn Berlins einmal eine andreSituation eintreten muß.Achtung, Schuhmacher! In der neugegründeten Schuhwaren-fabrik von Kerwien und Stauer, Barnimstr. 22. haben wegen Lohn-differenzen die dort beschäftigten Kollegen nach voraufgegangenenresultatlos verlaufenen Verhandlungen sämtlich die Arbeit nieder-gelegt. In den nächsten Tagen wird sich eine öffentliche Ver-sammlung mit der Angelegenheit beschäftigen. Zuzug ist bis aufweiteres fernzuhalten.Die Ortsverwaltung des Vereins deutscher Schuhmacher.Achtung, Herren- Maßschneider! Bei der Firma Wolff u.Keller, Jerusalemcrstraße, dauert der Ausstand unverändert fort.Wir ersuchen die Berliner Kollegen, für diese Firma keine Arbeitanzunehmen bezw. solche, wenn angeboten, zurückzuweisen.Die Ortsverwaltung des Verbands deutscher Schneider.Deutsches Reich.Die Bnchbinder regen sich allerorts, um ihre Arbeits-Verhältnisse in einem entsprechenden Verhältnis zu dem in Berlin,Leipzig und Swttgart erreichten zubringen. Die HamburgerBuchbinder verlangen für männliche Arbeiter einen Minimallohn von24 M., llstündige Arbeitszeit, für Ueberarbeit pro Stunde 33>/z Proz.Aufschlag und für Sonntagsarbeit 50 Proz. Lohnerhöhung. InFrankfurt a. M. sind die Forderungen auf 21 M. Minimallohn,9>/s stündige Arbeitszeit, 25 Proz. Zuschlag für Ueberstunden und33'/» Proz. für Sonntagsarbeit bereits von drei Firmen anerkannt.Wenn bis zum 20. d. M. keine Einigung mit den übrigen Firmenerfolgen kann, dann werden die Arbeiter in den Ausstand eintreten.In Chemnitz haben die Buchbinder gleichfalls Forderungen gestelltund drohen auch dort Konflikte.Ein UriaSbrief, durch den 26 mit sämtlichen Vornamen auf-geführte Arbeiter, die mit der Schiffswerft von Schömer u. Jensenin Tönning in Differenzen geraten süld, die Arbeit niedergelegt habenund abgereist find, brotlos gemacht werden sollen, wird gegenwärtigmit dem Vermerk„Vertraulich" von der genannten Werft an alleBetriebe der Metallarbeiter-Branche versandt. Derselbe lautet: Unterden Arbeitern unsrer Schiffswerft ist ein heimlicher Streik ausgebrochen, und zwar in der bekannten, neuerdings beliebtenMethode, daß die Leute successive in kleinen Trupps unter-nichtigen Vorwänden die Arbeit einstellen. Wir bitten Sie, imgegenseitigen Interesse uns gegen diesen gefährlichsten allerStreiks und die immer mehr über Hand nehmende Anmaßung derArbeiter und ihrer Führer dadurch zu � unterstützen, daß Sie keinendieser Leute, von denen wir eine Liste beifügen und Ihnen auchweiterhin die Namen mitteilen werden, in Ihrem Betriebe einstelle,oder falls sich einer resp. mehrere derselben schon bei Ihnen ein-geschlichen haben sollten, dieselben wieder entlassen. In: voraus fürIhre Unterstützung verbindlichst dankend und zu Gegendiensten gernbereit, zeichnen hochachtungsvoll Schöner und Jensen, i. V.:Scharbau.Zur Arbeitslosenfrage nahm eine außerordentlich stark besuchteVolksversanimlung in der„Centralhalle" zu Krefeld Stellung.Die Versammlung nahm eine Resolution au, in der von der Stadtdie Inangriffnahme von Notstandsarbeiten gefordert, zugleich aberausgesprochen wird, daß das einzige Mittel, welches dauerndeBesserung garantiert, eine den technische» Verhältnissen entsprechendverkürzte Arbeitszeit sei.Die in der in Krefeld maßgebenden Textilindustrie eingetreteneGeschäftsflaue ist so bedenklich, daß sie auch einer von bürgerlicherSeite einberufenen Versammlung Veranlassung gab, eine städtischeArbeitslosen- Versicherung zu fordern.Ausland.AuS Brüssel meldet die„Franks. Ztg.": Die Glasarbeiter imHennegau beschlossen in ihrer gestrigen Versammlung, den Streikfortzusetzen. Es sollen ihnen von andren Arbeiter- Organisationenreichliche Mittel zugeflossen �sein. Andrerseits wird versichert, daßdie Arbeiter trotzdem zum sofortigen Frieden bereit wären, wenn dieUnternehmer nur im geringsten entgegenkämen.Berliner Partei-Angelegenheiten.Achtung, 6. Wahlkreis! Den Genossen und Genossinnen vzur Nachricht, daß am Donnerstag, den 18. Oktober, abends 8Vs Uhr,drei Volks-Versammlungen stattfinden. In der Ver-sammlung bei Mündner, Bergstr. 12, spricht der Kandidat desKreises. Genosse Ledebour, im„Swincniünder Gesellschaftshaus",Swinemünderstr. 42, Genosse S ch i p p e I und im„Belforter Salon",Belforterstr. 15, Genosse Tutzauer über:„Die Bedeutung derdiesmaligen Nachwahl." Zahlreichen Besuch erwartetDas socialdemokratische Wahlkomitee.Dritter Wahlkreis. Am Sonntagabend 7 Uhr findet im„Ge-lverlschaflshaus" eine öffentliche Versammlung statt, in welcherHerr Direktor Pauly einen Vortrag über„Feuerbestattung"halten, hierbei das Modell eines modernen Krematoriums vorführenund erläutern wird.— An den Vortrag schließt sich an„G e-selliges Beisammensein und Tanz". Um recht zahl-reichen Besuch bittet Der Vertrauensmann.Socialdemokratischer Verein des 6. Wahlkreises. DenBezirksführern zur Nachricht, daß laut Beschluß des Vorstands dasProtokoll vom Parteitag in Mainz gratis an jedes Mitglied ver-ausgabt wird, das nicht über 3 Monate mit seinen Beiträgen imRückstände ist. Die Exemplare sind in folgenden Zahlstellen ab-zuholcn: Tanschcl, Wiesenstraße, für Wedding; OranienburgerVorstadt bei Schulz. Schwartzkopffstratze; Moabit bei Karl Anders,Salzwedelerstraße; Gesundbrunnen oberer Teil bei Herrmann, Put-buserstraße 45, unterer Teil bei Abendroth, Badstr. 42/43; Schön-hauscr Vorstadt bei Karl Mars, Kastanien-Allee.Der Vorstand. I. A.: M. Kiesel.Arbeiter-BildnngSschule, Gewerkschaftshaus, Engel-Ufer IS,2 Treppen. Donnerstag, den 18. d. M.: R e d e- U e b u» g(Uebungfür Anfänger im mündlichen Gedankenaustausch mit Rücksicht auf daspraktische Leben). Vortragender: Dr. Rudolf Steiner. Frei-tag: Geschichte(Kulturgeschichte in großen Zügen von den An-fangen der menschlichen Kultur bis zur Gegenwart). Vortragender:Dr. Rudolf Steiner. Zahlreichen Besuch erwartetDer Vorstand.Charlottenburg. Heute, Donnerstagabend 8Vz Uhr, findet inder Gambrinus-Brauerei, Wallstr. 94, die Generalversammlung des;Socialdemokratischen Wahlvereins statt. Bericht und Neuwahl desVorstands. Vortrag des Genossen Paul Hirsch über die Charlotten-burger Fabrikinspektion. Zur Verteilung gelangt das Protokoll desMainzer Parteitags. Wohnungsveränderungen ersuchen wir, demKassierer Henschke,' Goethestr. 13, zu melden.' Der Vorstand.Groß-Lichterfelde. Morgen. Freitag, abends V/z Uhr, findetim Pagelschen Saal, Chausseestr. 104, eine Volksversammlungstatt.' Genosse Paul Göhre wird über das Thema:„Warumist die Socialdemokratie gegen die Weltmacht-Politik" sprechen. Wegen der Polizeistunde wird die Versamm-'lung pünktlich eröffnet. Zahlreiches Erscheinen erwartetDer Vertrauensmann.Geviltzks-'Jettung.In Könitz begann gestern ein auf acht Tage berechneterLandfriede n sbruch- Prozeß vor dem Schlvurgericht. Eshandelt sich um die tumultuarischen Vorgänge am 10. Juni d. I.,'wegen derer folgende Personen unter Anklage gestellt sind:'Arbeiter Pittarsti, Knieivel, Gatz und Schulz und fernerder Schlosser- Lehrling Gierschewski, der Besitzer Kath, derSchneider-Lehrling Werner, der Knecht Gohr und der Arbeiter-söhn Frydrychowicz. Die Anklagebehördc vertritt Staatsanwalts-Assessor Schulz, die Verteidigung führen die hiesigen RechtsaniuälteHunrath und Zielowski. Unter den vorgeladenen Zeugen befinden sichdie Kriminalkommissare Wehn-Berlin, Block-Konitz(der inzwischen nachSpandau versetzt ist), der Bürgermeister Deditius, Landrat v. Zedlitzund mehrere K onitzer Bürger. Die Angeklagten sind zumeist jüngere Leute.Dem Thatbestand ist zu entnehmen, daß alle Angeklagten als>Teil-nehmer, Pittarski außerdem auch noch als Rädelsführer an demKrawall angesehen werden, der, wie bereits erwähnt, am 10. Juni d. I.in den Straßen von Könitz vor sich ging. An jenem Tage war inKönitz das Gerücht verbreitet, der Stadtverordnete und Fleischer-meister Hoffmann sollte zum zweitenmale unter der Be-schuldigung. den Gymnasiasten Winter ermordet zu haben, ver-haftet iverden. Als nun zur Mittagszeit der damalige Kouitzer Polizei-kommissar Block den Mitangeklagten Kniewcl wegen eines Vergehensauf offener Straße verhaftete, glaubte die Menge, es handle sich umHoffmann und erhob gegen diese Verhaftung Einspruch, indem sieden jüdischen Geschäftsleuten die Schaufenster zertrinumcrte undspäterhin auch die Fenster der am Mönchssee dicht neben der Fund-ftelle der Leichenteile deS ermordeten Winter belegenen Synagogeeinwarf. Der Krawall hatte die Heranziehung von Militär'ausGraudenz zur Folge. Alle neun Angeklagten sollen nun eine mehroder minder hervorragende Rolle bei diesen Lärmscenen gespielthaben. Die gestrigen Verhandlungen förderten nichts Wesentlicheszu Tage.Die Angelegenheit des Bankiers R. Sternberg, der sichseit Januar in Untersuchnngshaft befindet, wird binnen kurzem vonneuem zur Verhandlung kommen. Bekanntlich lautete das im Aprilergangene Erkenntnis bezüglich zweier der drei Anklagepunkte auf Frei-sprechung, bezüglich des dritten(Fall Woyda) aber nahm das Gerichtdie Schuld des Angeklagten an. Das Urteil führte aus, es seienzwar Bedenken gegen die Glaubwürdigkeit der Woyda vorhanden,indes sei die Schuld des Angeklagten ans den Bekundungen einerandren— jetzt als der Beihilfe verdächtigen mitmigeklagten—Zeugin gefolgert worden, wenn auch diese die Beschuldigung derWoyda als nicht wahr bezeichnet habe; in letzterem Punkte sei ihr keinGlauben beigemessen worden. Dieses Erkenntnis, soweit es ver-urteilend lautete, ist vom Reichsgericht durch Urteil voin 6. Ju'