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Nr. 244.

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Berliner Volksblatt.

17. Jahrg.

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leine Anzeigen" jedes Wort 5 Pfg. ( nur das erste Wort fett). Inferate für Die nächste Nummer müffen bis 4 Uhr nachmittags in der& rpedition abgegeben werden. Die Expedition ist an Wochen­tagen bis 7 Uhr abends, an Sonn- und Fefttagen bis 8 Uhr vormittags geöffnet. Xernsprecher: Rmt I, Mr. 1508. Telegramm- Adresse: Bocialdemokrat Berlin"

Centralorgan der socialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2. Fernsprecher: Amt I, Nr. 1508.

Der Kanzler der Weltpolitik.

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Ein Extrablatt des Reichs- Anzeigers" ber­öffentlichte am Donnerstagmorgen diese Bekanntmachung: Seine Majestät der Kaiser und König haben Aller­gnädigst geruht:

dem Reichskanzler, Präsidenten des Staatsministeriums und Minister der auswärtigen Angelegenheiten Fürsten  zu Hohenlohe Schillingsfürst  , Prinzen von Ratibor und Corvey  , die nachgesuchte Entlassung aus seinen Aemtern unter Verleihung des hohen Ordens vom Schwarzen Adler mit Brillanten zu erteilen und

den Staatsminister und Staatssekretär des Aus­ wärtigen Amts Grafen   v. Bülow zum Reichs­tanzler, Präsidenten des Staatsminister und Minister der auswärtigen Ange= Legenheiten zu ernennen."

Die Verabschiedung des Grafen Caprivi im Oftober 1894 geschah inmitten höfischer Wirrnis und lauter Erregung. Neue Männer wurden berufen. Aber die Reichspolitik unter der neuen Kanzlerschaft des Fürsten Hohenlohe beharrte in den alten Ge­Leiſen.

Der jetzige Kanzlerwechsel vollzieht sich in aller Stille, tein neuer Mann übernimmt die oberste Leitung der Reichsgeschäfte. Dennoch bedeutet der Uebergang vom Kanzler des Verhinderns zum Kanzler der Weltmachtpolitik ein Neues: die Politik des größeren Deutschland   wird endgültig Regierungspolitik, wird eigentlicher und höchster Inhalt der Aufgaben des Reichs.

Herr v. Bülow, der zur Grafschaft emporstieg, als er die Karolinen   einhandelte, wird Reichskanzler auf Grund seines chinesischen Wirkens. Nicht Herr von Miquel, der so lange als Anwärter des Kanzlerpostens galt, nicht ein Vertreter des gegewärtigen Kurses der inneren Politik ist Hohenlohes   Nachfolger. Die China  und Weltpolitik wird durch Bülows Erhöhung als oberstes Interesse des Reichs verkündet.

Wir hatten kaum je Fehde gegen den Fürsten Hohenlohe zu führen, obschon seine Regierungszeit eine Beit ununterbrochener und bösartigster Reaktion war. Dieser Reichskanzler, der als Greis von 75 Jahren in fein Amt trat, war

nicht der Urheber der Politik, die er verantwortete. Wie er, der einst liberale Ministerpräsident von Bayern  , als Statthalter von Elsaß- Lothringen   die Ungerechtigkeiten des Diktaturparagraphen walten ließ, so hat er als Kanzler alle Zügellosigkeiten der tonservativen Scharfmacher und der agrarischen Beutelust geduldet. Er begann seine Kanzlerschaft mit der Erbschaft des Umsturzgesetzes; unter seinem Namen ging jenes kleine Socialistengesetz in Preußen und das Zuchthausgesetz im Reich; er ließ die Seuche der Majestäts­beleidigungs- Prozesse verheerend um sich greifen, und die Zeit, in der er Kanzler war, ist gezeichnet durch die Prozesse von Essen   und Löbtau  . Er ließ die freie Wissenschaftslehre an den Universitäten ersticken und setzte seinen Namen unter den Entwurf des Heinzegesetzes.

Doch für all das war der greise Mann nicht ernsthaft verantwortlich zu machen. Es war für ihn wohl oft ein Freudentag, wenn seine Ge­segesvorschläge vom Reichstag zurückgewiesen wurden. Er leitete nicht die Politit, sondern sah seine Aufgabe im Hemmen des Schlechteren.

Es mag sein, daß Fürst Hohenlohe als Hemm schuh   wirkliche

Verdienste um das Reich besigt. So schwierig die Vorstellung noch wilderer Bidzadklinien und excentrischerer Entgleisungen ist, als sie der Reichskurs der neuesten Epoche beschrieb, so mag dennoch Fürst Hohenlohe aus den Hemmungen und Milderungen, die er zu er reichen im stande war, die Lust zur Fortführung des Amts ge­wonnen haben.

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Freitag, den 19. Oftober 1900.

Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3. Fernsprecher: Amt I, Nr. 5121.

Gegeben im Schloß zu Homburg   v. d. Höhe, den 16. Ot­tober 1900. ( L. S.) Wilhelm. Fürst zu Hohenlohe.

Der Kaiser

Mein lieber Fürst!

den Verkauf des Restes seines russischen Besizes zum Abschluß Urkundlich unter unsrer höchsteigenhändigen Unterschrift und bei­zu bringen. Aber ist nicht auch Fürst Bismard einen gedrucktem taiserlichen Infiegel. erheblichen Teil des Jahres, und zwar häufig sehr viel länger von Berlin   abwesend gewesen als Fürst Hohenlohe, und wer Hätte dem ersten Kanzler aus diesem Grunde nach­sagen tönnen, daß er die Zügel der Regierung nicht in der Hand hatte, hatte, sondern zu sondern zu Gunsten der Chefs der Reichsämter abgedankt habe?! Fürst Bismarck   hat eben, hat, wie üblich, ein sehr freundliches Handschreiben an den scheidenden mochte er sich in seinen Befizungen oder im Bade aufhalten, stets Reichskanzler gerichtet: in regster Verbindung mit Berlin   gestanden, Vorträge entgegen­genommen, Weisungen und Entscheidungen erlassen, zu welchem Zwecke er regelmäßig von entsprechenden Hilfskräften begleitet war. Genau so hält es aber auch fürst Hohenlohe  . Fern von Berlin   bedeutet für den Reichskanzler überhaupt nichts weniger als procul negotiis( fern von den Geschäften). Ihn begleiten nicht nur stets Chiffreure, sondern bei ihm ist auch regelmäßig ein Vertreter des Auswärtigen Amtes oder der Chef der Reichskanzlei. So bleibt der Reichskanzler nicht nur bezüglich aller wichtigen Fragen der Reichspolitik, auch wenn er außerhalb Berlins   weilt, stets auf dem Laufenden, es wird auch kein Beschluß von Bedeutung gefaßt, ohne vorgängig seinen Rat einzuholen, so daß auch in solchen Zeiten die dem Reichskanzler verfassungsmäßig obliegende Ver­antwortung voll gewahrt bleibt. In seiner Hand laufen, mag Fürst Hohenlohe in Berlin   oder außerhalb weilen, die Fäden der Reichspolitik zusammen, und die Chefs der einzelnen Reichsämter haben keine andre Stellung, als sie Reichsverfassung und Stellvertretungsgesetz ihnen einräumen." Und sehr aufklärend wirkt nachfolgende heutige Aeußerung der , Berliner Neuesten Nachrichten":

So ungern ich Sie auch aus Ihren bisherigen Stellungen im Reichs- und Staatsdienst scheiden sehe, so habe ich doch geglaubt, mich nicht länger dem Gewicht der Gründe, welche Ihnen die Befreiung von der Bürde Ihrer verantwortungsreichen Aemter wünschenswert erscheinen lassen, verschließen zu dürfen. Ich habe daher Ihrem Antrage auf Dienstentlassung mit schwerem Herzen stattgegeben. Es ist mir Bedürfnis, Ihnen bei dieser Gelegenheit, wo Sie im Begriffe stehen, eine lange und ehrenvolle Dienstlaufbahn abzuschließen, für die langjährigen treuen und ausgezeichneten Dienste, welche Sie in allen Ihnen übertragenen Stellungen dem Reich und Staat sowie meinen Vor­fahren und mir mit aufopfernder Hingebung und unermüdlicher Pflichttreue unter den schwierigsten Verhältnissen geleistet haben, meinen wärmsten Dant noch besonders auszusprechen. Möge Ihnen nach einer so thatenreichen Vergangenheit durch Gottes Gnade ein langer und glücklicher Lebensabend beschieden sein. Als äußeres Zeichen meiner Anerkennung und meines dauernden Wohlwollens verleihe ich Ihnen den hohen Orden vom Schwarzen Adler mit Brillanten und lasse Ihnen dessen Infignien hierneben zugehen.

Ich verbleibe

Ihr wohlgeneigter und dankbarer Kaiser und König Wilhelm, I. R.

Homburg   v. b. S., ben 17. Oktober 1900.

Keine Ueberraschung!

,, Wenngleich es an Anzeichen nicht fehlte, daß die Jahre des Fürsten Hohenlohe seinem amtlichen Wirken in nicht allzu langer Beit ein Ziel sezen würden, so ist die so schnelle Entscheidung selbst amtlichen Kreisen unerwartet gekommen. Für ſt Hohenlohe   hatte noch zu Ende der vorigen Woche sich dahin ausgesprochen, daß er für seinen Rücktritt, sofern der Kaiser ihm sein Vertrauen bewahre, keinen Anlaß Das ist die Grundgebantenlosigkeit, mit der sich die Bresse mit sehe, ja daß ein Rüdtritt im gegenwärtigen dem Kanzlerwechsel zumeist abfindet. Irplöglich hat man entdeckt, Augenblick ihm als Fahnenflucht erscheinen würde. daß Fürst Hohenlohe   81 Jahr alt sei, daß er ein Recht habe, müde Noch am Sonnabend sah er es als seine selbst zu sein, daß er bisher nur aus patriotischem Pflichtbewußtsein aus­verständliche Pflicht an, daß er dem Reichstag geharrt habe. Auf einmal braucht er also nicht mehr patriotisch wegen der Nichteinberufung in diesem Sommer Rede zu auszuharren. stehen habe. Die Ueberzeugung, daß er seinen Jahren nunmehr den Tribut zollen müsse, den das Alter von ihm fordert, kann mithin erst am Sonnabend und Sonn­tag Play gegriffen haben."

Gewiß, leberraschungen giebt es bei uns überhaupt nicht, weil wir längst berlernt haben, irgend ein Geschehnis überraschend zu finden. Es ist alles überraschend oder, was dasselbe ist, nichts über­raschend. Wenn es aber noch möglich war, die Politik der Ueber­Der schnelle Sinneswechsel des Fürsten Hohenlohe nach seiner raschungen zu steigern, so ist es der jezige Rüdtritt Hohenlohes  , in Ankunft in Homburg   ist nur aus seiner Erkenntnis zu erklären, daß einem Augenblick, wo er berufen war, die unter seiner Firma ge­er die Wirkungen nun nicht mehr ausüben tönne, triebene Chinapolitik vor der Volksvertretung zu verantworten. Niemals die ihm bisher die Bürde des Kanzlerpostens erträglich erscheinen ist ein Staatsmann unter so wenig rühmlichen Umständen aus dem ließen. Die jäh dahinjagende Weltpolitik verträgt den Amt gefallen wie Fürst Hohenlohe. Niemals hätte für den alten, müden Hemmschuh nicht mehr. Herrn, der alt und müde ist, seitdem er Kanzler, eine zwingendere

der Weltpolitik. Graf Bülow wird Reichskanzler als gefügiges Werkzeug Pflicht bestanden, noch ein wenig auszuharren, wie gerade jetzt. Hat Die Offiziösen begrüßen den neuen Herrn mit man denn gar kein Gefühl dafür, wie sehr man den Charakter befohlenem Jubel als die jugendliche Straft, die befähigt sein werde, Hohenlohes   verdächtigt, wenn man ihm nachredet, sein Rücktritt ernstlich als oberster Beamter die Politik des Reichs zu leiten. im jezigen Augenblic fei nicht überraschend? Hätte man Graf Bülow wird die Reichspolitit leiten, wie sie in der Zeit dem Kangler nicht wenigstens die ehrende Gunst der Vermutung an geleitet werden kann, da das Kanzlertum zum Schatten- gedeihen lassen sollen, daß er gehen mußte! fanzlertum geworden ist.

Graf Bülow ist gewiß nicht Weltpolitiker wider Ueberzeugung. aber er entdeckte seine weltpolitische Ueberzeugung erst, als er fein Amt übernahm. Graf Bülow tönnte gewiß dem Reichstag mit angenehmer Stimme wohlgerundete Tafelreden vortragen in Ver­tretung einer andern Politik als der Weltpolitik, die er jegt als höchstes Ziel deutschen   Strebens verkündet.

Wenn jezt Fürst Hohenlohe nicht länger im Amte verweilen wollte, so ist dies feinesfalls so harmlos zu erklären, wie mit Bülow tritt die Geschmeidigkeit in das höchste Reichsamt, die Hohenlohe   mochte den Ueberschwang stürmender Thatenluft sänftigen. die Blätter fast aller Richtungen versuchen. Es wird gesagt, Fürst alles tann, was ihr aufgegeben wird. Die Zeit duldet nicht Hohenlohe sei zu alt und gebrechlich, um sich den zu erwartenden ernsthafte Staatsmänner von individueller Prägung. Dem müh Kämpfen im Reichstag über die Chinafrage auszusehen. Aber alt felig beschwichtigenden Greise folgt der schmiegsame junge Mann, und gebrechlich war der Fürst bereits am Tage der Uebernahme des der mit der Gabe dürftiger Gemeinplägigleit an die größten Kanzlerpostens und stets haben die Staatssekretäre im Reichstag   Probleme der Geschichte herantritt und das Reich immer weiter in für ihn eintreten müssen. Es heißt den Fürsten Hohenlohe die Dede einer unfruchtbaren und aussichtslosen Allerweltspolitik zu tief einschätzen, wenn man meint, daß er leicht und frei treibt. willig verzichtet hat, die schwere Verantwortlichkeit Vielleicht vermeint Graf Bülow durch den Trumpf der Kanzler­vor dem Reichstag   und dem deutschen   Volk zu tragen, die er seit schaft den verbleichenden Glanz seiner Weltpolitik zu erneuern und dem Beginn der chinesischen Wirren auf sich gemit vermehrtem Gewicht den verfassungsmäßigen Grundrechten des nommen. Hat auch Graf Bülow als Stellvertreter des deutschen   Volts zu trogen? Vielmehr aber erkennt das Kanzlers die Chinapolitik geführt, der Verantwortlichkeit deutsche   Volt in der Alleinherrschaft, die nun die welt­fonnte der Kanzler fich nicht entziehen. Er trägt die Verantwortlichkeit politische Unkultur gewinnt, das ungeheuerliche Anwachsen der Ge­für die Irrungen und Verfehlungen der deutschen   Chinavolitit politische Unkultur gewinnt, das ungeheuerliche Anwachsen der Ge­fahr, die ihm droht. wie für die schmähliche Mißachtung der verfassungsmäßigen Rechte Wir bewillkommnen die weltpolitische Kanzlerschaft des Grafen des Reichstags durch die Regierung. Wenn Fürst Hohenlohe diefer Bülow. Unter Hohenlohe   blieb der Feind, den wir bekämpfen, noch Berantwortlichkeit sich flüchtend entzieht, so kann diese Flucht nur im Versted. Jetzt erscheint er in voller Größe auf dem Kampfplan. eine erzwungene sein. Fürst Hohenlohe konnte sich oft einen Das deutsche Volt sieht den Feind und wird ihn zu treffen guten Abgang sichern, warum sollte er jetzt den schimpflichsten gewissen! wählt haben?

Noch kurz vor dem Abgang des Fürsten Hohenlohe wandte sich

die badisch offiziöse Süddeutsche Reichskorrespondenz" gegen

V

die Auffassung, als ob Fürst Hohenlohe gewillt sei, die Mitwirkung an der Reichspolitik aufzugeben. Die wohlunterrichtete Stor­

respondenz schrieb:

"

Hohenlohes   Abschied.

Berordnung, betreffend die Einberufung des Reichstags. Vom 16. Oktober 1900.

Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, König von Genau so wie zu Zeiten des Fürsten Bis Preußen 2c. verordnen auf Grund des Artikels 12 der Verfassung, mard wird jezt in Bezug auf die Vertretung des im Namen des Reichs, was folgt: Reichslanzlers verfahren. Allerdings ist Fürst Hohen- Der Reichstag   wird berufen, am 14. November d. J. in lohe nicht immer in Berlin   anwesend und er hat in diesem Berlin   zusammenzutreten, und beauftragen wir den Reichskanzler Sommer einen längeren Aufenthalt in Werti nehmen müssen, um mit den zu diesem Zwede nötigen Vorbereitungen.

Die toufervative und agrarische Presse verhehlt in ihren stark ironischen Betrachtungen zwar nicht, daß sie dem immer noch zu liberalen und anständigen alten Herrn keine Thräne nachzuweinen babe, sie ist aber doch ziemlich besorgt, ob Graf Bülow, der als auswärtiger Minister die internationalen Beziehungen bevorzugt, für eine Handelssperrpolitik den nötigen fanatismus befize; diefes Vordrängen der Weltpolitik wird den Schüßern der nationalen Arbeit unheimlich. Posadowsky wäre ihnen lieber gewesen.

Die freisinnigen und freihändlerischen Blätter verfichern den Grafen ihrer Huld, aber sie ermahnen ihn, vor allem gute Handels­verträge zu machen. Merkwürdig fühl äußert sich über ihren einstigen Liebling das Berliner Tageblatt"; Mosse   schmollt offenbar dem Grafen Bülow, daß er Bokal- Anzeiger" und" Kölnische Zeitung  " mit Nachrichten bevorzugt.

-

Die ausländische Bresse pfeift die den Bülow- Offiziösen auf­getragene Weise: Keine Ueberraschung kein politisches Ereignis- bobes Alter- Nuhebedürfnis- jüngere, bewährte Kraft usw. Graf Bülow hat seine Leute gut an der Leine. Was Wolff von ausländischen Breßäußerungen telegraphiert, ist immer der gleiche Bülow- offiziöse Text.

Wenn man die

d

,, Kölnische Zeitung  "

lieft, weiß man ungefähr, was die ganze Bülow- Presse schreibt. Die Kölnerin meint:

Für die Stellung Deutschlands   in China  , sowie zu den übrigen Mächten konnte die krisis keine bessere Lösung finden. Wenn ledig­lich die chinesischen Dinge bei dem Reichstanzlerwechsel in Betracht gekommen find, darf man wohl sagen, daß keine andre Lösung möglich war. Durch die Wahl des Grafen Bülow wird der Schein vermieden, als ob ein Schwanken oder Unsicherheit in die Haltung Deutschlands   gekommen ist. Die Lösung, die der Kaiser schon gefunden, als der una bänderliche Entschluß des Fürsten hohenlohe, von seinem Bosten zurückzu­treten, bekannt wurde, beweist, daß Deutschlands   Politik in China  in derselben sachlichen, alle Interessen gerecht abwägenden Weise fortgeführt wird, wie bisher. Die Person des Grafen Bülow verbürgt, daß Deutschland   in China   seinen Platz behauptet, ohne sich in Abenteuer zu stürzen. Auch die Chinesen, die für die Beurteilung von Persön= lichkeiten und deren Einflüsse feine Empfindung haben, werden die Bedeutung dieser Wahl bald erfassen."