Eine AuSschußberatmig hakte tch für ganz überflüssig. Wäre eSnicht Herr Kyllinann und nicht ein Mitglied der Versammlung,so könnte mau fast auf den Glauben kommen, da& derStntrag auf Ausschußberatung mißbräuchlich benutzt wird, um in-zwischen vielleicht noch mir einer weiteren Verordnung gegen dieStadt herauszukommen. sSehr gut!) Die Vorlage ist außerordent-uch vollständig, die Frage spruchreif. Möge der Magistrat sofortnach Annahme der Vorlage an die Ausführung gehen, das ist daseinzige Mittel, aller Hintertreppenpolitik gegen die Stadt;Cin_ Ende zu machen. Wenn wir dann die Erträge zugroßen socialen Zwecken verwenden, zur Beseitigung derWohnuugsnot(Beifall und Lärm) und zu ähnlichen kommunalen-zwecken, so werden wir etwas Besseres gethan haben, als wenn wirdem Privatkapital immer wieder die Millionen in den Rachen werfen!(Lebhafter Beifall.)Stadtv. R o s e n o w widerlegt in längerer Ausführung die Ein-Wendungen des Stadtv. Kyllman», die ihm absolut nicht ausreichender>cheinen, um die Verzögerung durch eine Ausschußberatung zu recht-fertigen. Es müsse dafür gesorgt worden, daß in allerkürzestererste Spatenstich zu einer städtischen BerlinerStraßcnbahnlrnie gemacht werden.Stadtv. Hugo Sachs: Die einfache Annahme des Magistrats-antrags, wie sie sich heute vollziehen wird, ist als ein Protestgegen die der Stadt zu teil gewordene Behandlung zu be-i grüßen. Schon die ersten Nachrichten über die Stellungnahme derStaatsbehörden habe ich als einen Angriff auf die Selbst-Verwaltung aufgefaßt. Ich habe über die Konzessions-Verlängerung eine Denkschrift verfaßt, welche beim Magistratso wenig Beachtung fand, daß sie. obwohl sie auf Veranlassungdes Vorstehers gedruckt war, im Magistrat nicht zur Verteilung ge-langte. Das mindert aber meine Freude nicht. Ich habe in jenerDenkschrift auszuführen gesucht, daß das Verfahren deö Ministersgeictzwidrig ist, daß es sich einfach um eine Ausschaltungder Selbstverwaltung handelt. Keine offiziöse Feder hat sich gerührt.den Minister gegen diesen Vorwurf zu verteidigen; statt dessen kam derRegierungsrat Tage, der in einem Vortrage ausführte, die Zustimmungsei zwar erforderlich, aber nur die abstrakte Zustimmung, die Dauerder Ausübung werde von der Genehmigungsbehörde bestimmt!iDas heißt doch die Zustimmung verewige» und die Dingeauf den Kopf stellen. Nun behauptet man weiter, wir seienauch gar nicht einmal berechtigt, Konkurrenzlinien zubauen, so wird aus dem Kleinbahngesetz gefolgert, undzwar nicht bloß Niveaubahnen, sondern auch Untergrund- undHochbahnen sollen in demselben Sinne unter das Kleinbahn-gesetz gebracht werden; also alles, was da kreucht und fleucht,liogar was auf dem Wasser schwimmt— denn auch durcheine Dampferlinie könnte der Straßenbahn Konkurrenz gemacht�werden—- hätten wir nach den Künsten dieser Ausleger verloren.Das ist die bittere Lehre des<Jur mange du pape, en ineurt*): wir! wären nie soweit gekommen, wenn wir uns nicht mit dieser Gesellschafteingelassen hätten. Es muß sowohl die Umkehr von der bisherigenwirtschaftlichen Auffassung, wie auch der feste Entschluß von unsbekundet werden, gegen die Ausschaltung der Selbstverwaltungendlich energisch zu protestieren.(Beifall.)Nach Ablehnung eines Schlußantrags befürwortetStadtv. Dr. P r e u ß seinen Antrag. Herr Singer hat den-gelben mit unmotivierter Schärfe bekämpft und sogar'das Witzwortbenutzt, das heiße den Teufel bei feiner Großmutter verklagen.Mir war dieses Wort nicht mehr neu, denn ich hatte es schon vorherprivatim vom Kollegen Stadthagen gehört, dem ich die Prioritätsicher stellen will.(Heiterkeit.) Wer sein Recht vertritt, erniedrigtsich niemals und macht sich auch nicht lächerlich. Ein Recht der Landes-Polizeibehörde, die Genehmigung über den Zeitraum hinaus aus-gudehnen, für welchen unsre Zustimmung gegeben war, hat niemalsbestanden. Für die Zeit nach 1919 liegt keine Zustimmung!der Wegeunterhaltungspflichtigen vor. Die Beziehung auf das.Kleinbahngesetz macht es gerade zur Notwendigkeit, das Beschwerde-verfahren, wie es nach diesem Gesetz geordnet ist, ein-zuschlagen. Gewiß hat der Polizeipräsident auf höhere An-ordnung gehandelt; nach dem Gewtz haben wir es aber nurmit ihm zu thun. Ich gebe mich der Illusion nicht hin, daß wireinen andren Bescheid bekommen werden, obwohl esnicht ganz unwahrscheinlich ist. da sich inzwischen allerleiändern kann. Im Parlament ist regierungsseitig aus-drücklich erklärt worden, daß die Zustimmung des Unterhaltungs-Pflichtigen der Genehmigung vorausgehen muß. Außerdem fordertdie klare Feststellung unsrer Verantwortlichkeit gegenüber der Oefient-lichkeit und bezüglich der Regreßpflicht ebenso die Einlegung der Be-schwerde.Oberbürgermeister Kirschner: Jin eignen Namen kann ich nurbitten, den Antrag Preuß abzulehnen; s eine Annahmeerscheint mir weder notwendig noch ziveckmäßig, nachdem derPolizeipräsident uns die bekannte Deklaration gegeben hat.Der Minister wird sich eventuell im Landtage doch auchsicher nicht hinter dem Polizeipräsidenten verstecken ivollen. Gehenwir au den Mini st er, so bleibt dahingestellt,ob wir auch nur das behalten, was wir durch dieseDeklaration gelvonnen haben. Auf die größere odergeringere Mehrheit im Magistrat kommt es bei den Vorlagen nichtan.(Sehr richtig!> Nach meiner Erinnerung war das Stimm-Verhältnis etwa: 1/3.(Hört! hört!) Im übrigen bin ichfür die Behandlung der Vorlage durch die Versammlungdankbar; daß dabei einige kleine Nadelstiche gegen denMagistrat untergelaufen sind, entspricht nur einer lieben Ge-wohnheit.(Heiterkeit.) Recht>nuß Recht bleiben. Es hat sich nichtdarum gehandelt, ein neues Engagement mit der Gesellschaft zuschließen, sondern ein bestehendes zu verlängern; und man hat aufallen Seiten damals nichts andres geivollt, als daß dieStadt 1919 freie Hand zur Entschließung nach allen Seitenhaben sollte.(Sehr richtig!) Wenn die Gcgenkontrahentendie Hand aufs Herz legen und der Wahrheit die Ehre geben,so werden sie das selbst zugeben müssen. Ein solches Recht derStadt kann nicht durch Konzessionserteilungen beschränkt werden.Aus diesem Gesichtspunkte heraus, glaube ich, daß 1919schon beim Ergänzungsverfahren die Frage aufgeworfenwerden muß: Kann jemandem, der sich verpflichtet hat,den Betrieb nicht fortzusetzen, wenn eS der andre Kontrahent nichtwill, dieser Wille des andren.ergänzt" werden? Daß übrigens einwirtschaftlicher Betrieb nunmehr von Stadt wegen nicht mehr nachwirtschaftlichen, sondern nach andren Gesichtspunkten geführtlverden soll, i st nicht die Meinung des Magistrats;der erblickt im Gegenteil in einer solchen Auffassung, die in ge-wissen Stadtteilen vage Hoffnungen erweckenmuß, eine Gefahr. Aber allerdings werden wir ernstlichbemüht sein, mit allen Kräften den Vorschlag unsrer Verkehrs-deputation, wenn ihn die Versammlung annimmt, baldigst zur Aus-führung zu bringeu.(Beifall.)Ein erneuter Schlußantrag findet jetzt die Mehrheit. DerAntrage Preuß wird abgelehnt, die Vorlage innamentlicher Abstimmung mit 11.? gegen 9 Stimmen an-genommen. Die Minorität besteht aus den StadtverordnetenBuchow, Gelpke, Fr. Goldschmidt, Körte, Kyll-mann, Lemke, Schmeisser, Spinola und Z y I i c z.Die Vorlage wegen N e u b a u s eines Familien- undSchnitterwohnhauses auf dem Gute Hellersdorf willStadtv. Stadthagen einem Ausschusse von 10 Personen über-wiesen wissen, da ihm die Lage und Größe der projektiertenZinnner, besonders der Schlafräume, nicht den berechtigten An-forderuugen zu entsprechen scheint; der Mehraufwand an Kosten würdeunerheblich sein.Unter Ablehnung dieses Antrags wird die Vorlage an-genommen.Der specielle Entwurf für ein PflegehauS für Ehe-paare bei der städtischen S i e ch e n a n st a l t in der Fröbelstraßewird nach kurzer Debatte genehmigt.#) Wer vom Papste ißt, muß sterben._Verantwortl. Redacteur: Heinrich Wetzker in Grob-Lichterselde. Für denAn der nächstjährigen Großen Kunstausstellung sollsich auch die Stadt Berlin mit einer in der Maschinen-halle unterzubringenden Separatausstellung von Architektur-und Skulpturmodellen, Plänen usw. der im Bereich derstädtischen Kunst- und Baudeputation zur Ausführung gelangtenWerke beteiligen. Die Kosten für Einrichtung, Transport und Auf-bau sind unter Annahme der einfachsten Ausstattung auf 38 000 M.veranschlagt.Nach längerer Erörterung, an der sich auch der Oberbürger-m e i st er beteiligt, wird die Vorlage unverändert angenommen.Auf Antrag Körte wird indes beschlossen, daß diese Ausstellungdem Publikum unentgeltlich zugänglich gemacht werden soll.Tie aus dem Schloßplatze angelegten beiden Schutzinselnöstlich und westlich des Schloßbrunneus sollen nach einem neuerlichenVorschlage des Magistrats, da sie dazu genügend Raum bieten, mitgärtnerischem Schmuck versehen werden. Die Begründungder Vorlage führt u. a. an,.daß uns der Herr Polizeipräsidentmitgeteilt' hat, daß auch Se. Majestät der Kaiser und König dieDimensionen der beiden großen Jnselperrons rechts und links vomSchloßbrunnen so groß finde, daß dieselben in der Mitte sehr wohleine mit reichem Blumenschmuck versehene gärtnerische Anlage ver-tragen würden." Besondere Kosten würden nicht entstehen, da die fürdie' durchgehende Befestigung mit Mosaikpflaster bewilligten Mittelfür die beabsichtigte Schmuckanlage ausreichen.Stadtv. Borgmann: Ich möchte darauf hinweisen, daßseiner Zeit ein Terrainstreifen vom Schloßplatz an die Schloß-Verwaltung abgetreten worden ist zur Anlage eines Rasenstreifens imNiveau. Jetzt hört man. daß dort eine Rampe angelegt werden wird,daß die Hofverwaltung einen Betrag von 300 000 M. ausgeworfenhat und daß dort eine S a n d st e i n- B a l u st r a d e zu stehenkommen soll. Unser Beschlutz aber ist s. Z. ausdrücklich dahin gegangen.daß dort ein Rasenstreifen angelegt wird. Die beabsichtigte Aenderungscheint mir nicht durchführbar ohne Beschlutz der Versammlung.(Zurufe.) Mit der Begründung, daß sie schön sei, läßt sich diesesBedenken doch nicht abthun.Stadtbaurat Krause: Die Bedenken wegen der Anlage einerTerasse an der fraglichen Stelle sind schon bei der früherenBeratung zurückgewiesen ivorden. Es wird ein Vorgarten errichtetim Terrain, bekommt aber eine Einfriedigung von Sandstein,die sich bei dem Abfall des Terrains auf 1,25 Meter er-heben und an der höchsten Stelle auf 1,79 Meter steigen soll.Solche Sandstein-Einfassungen sind nichts Neues, denken Sie nur anden Schultheißschen Garten am Potsdamer Platz. Die bezüglichenPläne des Hofmarschallamts sind uns erst vorgestern zugegangen.Auf allerhöchsten Befehl soll erst ein Modell hergestellt werden. EinBeschluß der Versammlung über die Höhenlage ist nicht gefaßtworden.Stadtv. Borgmann: Dem Sinne nach ist die Zustimmungzu der Abtretung des Terrains nicht gegeben worden, damit derNasenstreifen von einer Sandsteinbalustrade von 1,25— 1,90 Meter Höheeingefaßt werden soll und die Passanten nunmehr nichts von diesemRasenstreifen mehr zu sehen bekommen. Wir müssen doch darauf sehen,daß das. was wir bei der Beschlußfassung wollten, auch wirklichzur Ausführung gelangt.Stadtv. C r e m e r: Es wird bloß dem monumentalen Schloßeine monumentale Einfriedigung gegeben. 1,25 Meter ist nicht hoch.Ich begreife nicht, was Sie da große Reden machen.(Unruhe.)Stadtv. H. Sachs: Der Streifen ist von uns thatsächlich nurabgetreten worden unter der Bedingung, daß die Anlage im Niveaubleibt, und dazu gehört auch die Umrahmung.(Lebhafter Wider-spruch).Oberbürgermeister Kirsch»er: Ich glaube, der Vorgartenwird in Niveauhöhe angelegt werden, soweit man das Projekt bisjetzt übersehen kann. Eine Abgrenzung des Rasenstreifens muß docherfolgen, eine kleine Erhöhung ist also unvermeidlich. Die erwähnte»300 000 M. sind keineswegs bloß für den Streifen bestimmt.So hoch, daß man nicht darüber wegsehen könnte, wird die Balustradekeineswegs.Stadtv. Borgmann hält die Sache nicht für aufgeklärt undbeantragt deren Absetzung von der beutigen Tagesordnung.Stadtv. H a b e r l a n d: Für solche Anlagen errichtet man inder Regel einen Sockel von 70 Centimeter und stellt darauf einGitter von 1,30 Meter. Hier soll die Balustrade im Maximumbis zur Oberkante nur 1,79 Meter Höhe haben.Nach nochmaliger Verteidigung der Balustrade durch denStadtv. C r e m e r wird die Vorlage unter Ablehnung des AntragsBorgmann angenommen.Die von der Versammlung schon vor llVe Jahren befürworteteeinheitliche elektrische' Beleuchtung der gesamtenL e i p z i g e r st r a ß e bis zum Spittelmarkt(sür Ivelche im Etatur 1899 bereits 63 840 M. bewilligt waren, soll nunmehr.nachdem sich die provisorische Beleuchtungsanlage mit überder Mitte der Straße aufgehängten Lampenbewährt hat, nach diesem System in der Straße undmit den durch die räumliche Gestaltung des Platzes gebotenenModifikationen auch auf dem Spittelniarkt zur Durchführung ge-langen. Eine kleine Etatsüberschreitung wird dabei nicht zu ver-meiden sein.Der Magistratsantrag gelangt ohne Debatte zur Annahme.VevsÄnrmlttngen»Eine Mitgliederversammlung der Staker tagte am 14. Ok-tober bei Jannaschk, Jnselstr. 10. C h r i st o p h referierte über:„In welcher Weise fördern wir am besten unsre Organisation?"Seine Ausführungen fanden den ungeteilten Beifall der Kollege».Sämtliche Diskussionsredner sprachen sich in demselben Sinne aus.Nach Erledigung mehrerer Verbandsangelegenheiten wurde ein AntragB e r n d t angenommen, die Firma A. Schneider- Charlottenburgseitens der Staker vorläufig zu meiden. Ferner machte der Ver-tranensmann bekannt, daß er jedeir Sonntagvormittag von 10 Uhrab im Lokal von H. Dambeck, Danzigerstr. 71, Beiträge zum Streik-sonds entgegen nimmt._Auch Frankreich wünscht den Frieden!da« ist der Sinn einer neuen französischen Note. Wie das„Bureau Reuter" au« Washington vom M i t t tv o ck>meldet, überreichte der ftanzösische Geschäftsträger dem Staats«sekretär Hay ein Memorandum der französischen Regierung,in welchem verlangt wird, daß die Friedensverhandlungenmit China in Uebereinstimmung mit der günstigen Aufnahme, welchedie ftanzösische Note in dieser Angelegenheit bei den Mächten ge-funden habe, sofort beginnen.Damit schließt sich auch Frankreich der nissisch- amerikanischenPolisik an, die von Bülow und seinen Offiziösen so hartnäckig be«kämpft und verhöhnt worden ist. Inzwischen hat ja auch Deutsch-land klein beigegeben.Uebrigens haben Frankreich und Amerika auch die— an sichbelanglose— russische Anregung acceptiert, die Frage der Eni-schädigung dem Haager Schiedsgericht zu unterbreiten.Inzwischen haben sich die Verhältnisse in China so gestaltet,daß im wesentlichen nur noch Deutschland größere Truppenmassenkriegsbereit hält; Japan. Rußland, Amerika haben ihre Truppe»zurückgezogen. Den Feldherrn-Ehrgeiz WalderseeS, dessen Asbest-Haus nun nach Peking nebst seinem Besitzer transporttert ist, wirddiese Isolierung hoffentlich hinreichend abkühlen.***Waldersee in Peking.Aus Peking wird unter dem gestrigen Datum telegraphiert:Feldmarschall Graf Waldersee ist in Pesing eingetroffen und mitallen militärischen Ehren empfangen worden.(Gott sei Dank!)Eine internationale Begleitmannschaft geleitete den Feld-n, arschall nach dem Palast der Kaiserin-Witwe._Inseratenteil verantwortlich: Th. Glocke in Berliu. Druck und Verlag vonDie Pekinger Kolonne derPaotingfu- Expeditiontraf am 16. d. M., ohne Widerstand zu finden, an einem Punkt sechsMeilen südlich von Tso- tschou ein. Auf den Wällen dieser Stadtwurden die Köpfe von 14 Boxern gesehen.Woran sind die Köpfe von Boxern zu erkennen? Der Telegraphmacht sich nachgerade über die europäischen Heldenthatcn lustig.Der chinesische Gesandte in Washington unterbreiteteMc. Kinleydie Uebersetzung eines Telegramms, welches der Kaiser von Chinaan Mc. Kinley gerichtet hat. Das Telegramm, welchem dort großerWert beigelegt wird, soll angeblich eine Billigung der vonMc. Kinley in China eingeschlagenen Politikseitens des Kaisers enthalten.Der„New Jork Herald" veröffentlicht einen Artikel, worin erMc. Kinley auffordert, sofort sämtliche amerikanischen Truppen ausChina zurückzuziehen._Zwei Neichstagserfatzwahlen,an denen die socialdemokratische Partei hervorragend be-teiligt war, fanden am Donnerstag statt.Brandenburg.DaS Mandat des konservativen Abgeordneten v. L ö b« I l wurdevom Reichstag für ungültig erklärt wegen zahlreicher Verstößegegen daS Wahlgesetz.Der Wahlkreis(West-Havelland) umfaßt die Städte Branden-bürg a. H.. Rathenow. Friesack, Plaue zc. und eine größere AnzahlDörfer. Der Kreis war bis 1890 in freisinnigem Besitz. Indiesem Jahre siegte der freisinnige Kandidat in der Stichwahl durchkonservative Hilfe mit 7550 Stimmen gegen 7051 socialdemokratischeStimmen. Seitdem gingen die freisinnigen Stimmen zurück undder Kreis wurde heiß umstritten durch Konservative und National-liberale einerseits und Socialdemokraten andrerseits.1893 erhielten: Nationalliberale 5533; freisinnige Volkspartei4121; Socialdeniokrat 7712 Stimmen. Stichwahl: Sieg des Ratio-nalliberalen mit 9026 gegen 8951 socialdemokratische Stimmen.Bei der Nachwahl 1896 siegte zum erstenmal der Socialdeniokrat(Genoffe Pens) mit 9720 gegen 9685 konservative Stimmen.18S8 ging der Wahlkreis unsrer Partei wieder verloren. Imersten Wahlgang: Kons. 7275, Lib. 4002, Soc. 9263. Stichwahl:Kons. 10 708, Soc. IV 542.Bei der gestrigen Wahl erhielten nach einem uns zu-gegangenen Privaitelegramm Pens 9511, der konservativeKandidat von Löbell 7007 und der liberale Kandidat Bode3420 Stimmen. Die Resultate von zwei Orten fehlen hierbeinoch, an dem Endresultat, der Stichwahl zwischen Pens undLöbell, kann das aber nichts ändern. Jedenfalls habenwir seit der letzten Wahl wiederum Stimmen gewonnen, die Libe-ralen haben wieder an Stimmen verloren. Das Resultat der Stich-wähl läßt sich bei dieser Sachlage jedoch nicht voraussehen.Im Wahlkreis Wanzlebenwaren bis 1893 die Nationalliberalen unbestrittene Herren.Erst 1898 gelang es unsren Genossen, mit ihnen in die Stichwahlzu gelangen. Die Nationalliberalen erhielten damals 7151, Freif.Vereinigung 2050, Socialdemokratie 6409 Stimmen. In der Stichwahlverbanden sich die Wähler der Freisinnigen Vereinigung mit denNationalliberalen. Es siegte der nationalliberale KandidatD r. H e i l i g e n st a d t mit 887« gegen 0974 socialdemokratischeStimmen. Durch das Aufrücken des Dr. Heiligenstadt zumPräsidenten der Seehandlung wurde die Neuwahl nötig.—lieber das Ergebnis der gestrigen Wahl meldet W. T. B., daßnach den bisherigen Feststellungen unser Kandidat Gerlach 0048,der Freisinnige Schmidt 5100 und der Landrat v. Kotze3751 Stimmen erhielt. Stichwahl zwischen unserm und dem frei-sinnigen Kandidaten ist auch hier das sichere Schlußergebnis.Uetzkv Machvichten und Depeschen.Das Urteil im Konttzer Krawallprozeh.Könitz, 18. Oktober.(W. T. B.) Die Geschwornen bejahtendie Schuldsrage in betreff des Arbeiters Kniebel wegen Widerstandsgegen die Staatsgewalt, ferner in betreff des Arbeiters Gatz sowie derLehrlinge GierschcwSki und Werner wegen einfachen Landfriedensbruchsunter Berücksichtigung, daß diesen Lehrlingen die erforderliche Ein-ficht in die Strafbarkeit ihrer Handlungen gefehlt habe, und schließ-sich in betreff des Knechts Gohr wegen schiveren Landfriedens-brucbs; allen wurden mildernde Umstände zugebilligt. DasUrteil lautete: gegen Kniebel auf 5 Monate Gefängnisunter Anrechnung von 4 Monaten Untersuchungshaft, gegenGatz auf 5 Monate Gefängnis unter Anrechnung von dreiMonaten Untersuchungshaft, gegen Gohr auf 9 Monate Gefängnis.Die beiden Lehrlinge wurden ihren Familien überwiesen. Tieandren Angeklagten wurden freigesprochen.Das lenkbare Luftschiff.FricdrichShafen, 18. Oktober.(W. T. B.) Der Forschung«.reisende Eugen Wolf, welcher an dem gestrigen Aufstieg des Luft-schiffs des Grafen Zeppelin teilnahm, berichtet darüber folgendesNähere: Die Probefahrt dauerte eine Stunde zwanzig Minuten; derAufstieg gelang vorzüglich. DaS Luftschiff bewegte sich beinahe beständigin 300 Meter Höhe und ging gegen den Wind an. Sämtliche Steuer-versuche bewiesen die Zweckmäßigkeit der neuen Einrichtungen. DasLuftschiff gehorchte den Steuermanövern, nachdem Graf Zeppelin dieUnsicherheit der ersten Stcuerversuche überwunden hatte. Die Stabilitätde« Luftschiffs war in Bezug auf seine Längsachse wunderbar zunennen. Die Neigungen wurden durch handliches Verschieben de«Laufgewichts genommen. Die Geschivindigkeit des Luftschiffs warderart, daß die Motorboote auf dem See, als das Luftschiff gegenden Wind anfuhr, nicht folgen konnten. Die EigengeschwindigkeitdeS Luftschiffs ergiebt bei ruhiger Luft mindestens 8 Meter dieSekunde, ein gänzlich unerwartetes Ergebnis. Wir landeten involler Fahrt in der Richtung der Luftschiffhalle, jedoch ziemlich im-erwartet schnell infolge bis jetzt völlig unaufgeklärten vollständigenGasverlustes eines der Ballons im vordersten Abteil des Luftschiffs.Eine Havarie von wesentlicher Bedeutung ist bei der Landung nichterfolgt, so daß der weitere beabsichtigte Aufstieg innerhalb einerWoche stattfinden dürste. Sämtliche anwesenden Fachleute warensehr befriedigt._Hafenarbeiter-AnSstand.London, 18. Oktober.(W. T. B.) Infolge der Interpretationder Londoner Handelskammer behufs Beilegung des Hafenarbeiter-Ansstandes hat der Bund der Ausländer sich bereit erklärt, eine»Teil der strittigen Punkte der Entscheidung der Londoner Handels-kammer zu unterbreiten, und, sobald diese Entscheidung gefallen.sofort die Arbeit wieder aufzunehmen; die andren Streitpunktesollen durch den Spruch einer schiedsrichterlichen Kommission erledigtwerden._Pardubitz i. B., 18. Oktober.(B. H.) Die hiesige Aktien-brauerei St. Vorreden ist in der letzten Nacht niedergebrannt.Der Schaden beträgt eine Million Gulden.Madrid, 18. Oktober.<W. T. B.) Die Königin-Regentinunterzeichnete die Ernennung des Generals LinarcS zum Kriegs-minister und Azcarages zum Präsidenten des Senats.__vlax Babing in Berlin. Hierzu 2 Beilagen u. lliiterhnlmngsblatt.