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Der Kampf um Posadowsky . Während die gesamte Presse der Linken den 12 000 Mark- Handel des Reichsamts des Innern mit dem Centralverband der Industriellen aufs schärfste verurteilt wenn auch nicht überall aus aufrichtiger Ueberzeugung während auch das gesamte Ausland sich mit diesem Standal anklagend beschäftigt, ist die agrarisch konservative Breffe lediglich bemüht, den Grafen Bofabowsky au retten. Sie findet diese Zahlung des Centralverbands gänzlich einwandsfrei, um so nichts würdiger aber die Infamie, daß man dieses reinliche Geschäft auf gedeckt hat. Die Moral ist, wie man steht, nicht nur in der Weltpolitik ausgeschaltet, sondern auch für die innere Politit. Erlaubt ist alles außer die Demission des 10 Mark- Zoll- Grafen. Es gehört eine Stirn dazu, wenn derselbe Frhr. v. Bedlig jegt in der" Post" über die schlimmen Intriguen gegen den Grafen Bofadowsky zetert, dem wir das Honorar für seine Kanal- Intriguen ziffernmäßig nachgerechnet haben.

પારસ હવ

Die ,, Deutsche Tageszeitung" malt die Intrigue, wie folgt, phantasiereich aus:

" Hiernach steht die ganze Belvegung des Jahrs 1898/99, soweit| Mirren wurden erst im September erwartet, und alle Bars fie mit der Buchthausvorlage zusammenhängt, in einem mehr nungen blieben unbeachtet. Hart meint, die Boyer hätten als eigentümlichen Lichte.... Es kommt nicht darauf an, jegt nur Schlappen erlitten und in einer nicht fehr fernen einzelne Personen oder Beitungen an den Pranger zu stellen, Zukunft würden zwanzig Millionen derselben mit gefähr­es tommt darauf an, den letzten Gedanken zu ergründen, von licheren Waffen als Speeren entschloffen sein, die Politik bem die ganze Treiberei jener Tage eingegeben war. Wir find China für die Chinesen, hinaus mit den Fremden!" durch­weit entfernt, den Staatssekretär belaften zu wollen, als habe er auführen.

dieses Endziel der Bewegung mit im Auge gehabt. Aber ab- Damit bestätigt auch Sir Robert Hart , der Leiter des chinesi­ftreiten wird sich nicht lassen, daß es darauf abgefehen war, fchen golwesens seit Jahrzehnten, einer der trefflichsten Kenner der unser tonftitutionelles System in eine Krifis hineinzutreiben, chinesischen Verhältnisse, durchaus die von uns vertretene An­bet der die freiheitlichen Errungenschaften der Berfaffung famt schauung über Ursprung, Wesen und Zukunft der chinesischen Erhebung und souders in Frage gestellt worden wären. Nachdem wir gegen die Fremden.

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aber im Laufe der 90er Jahre nicht einmal, sondern unsres Erinnerns Die europäischen Regierungen aber, insbesondere die deutsche bereits dreimal in Wirklichkeit vielleicht noch öfter, Regierung, beharren jezt darauf, die Verständnislosigkeit der Bekinger hart an diesem Abgrund der Verfaffungskrisis borbeigegangen Gesandten zum Muster ihrer Chinapolitik zu nehmen. Unheilvollste find, wird es sich doch empfehlen, daß das Parlament fich dem Folgen können nicht ausbleiben.- nächst einmal grfindlich mit dem andern verantwortlichen Fattor Einen neuen bemerkenswerten Beitrag zu der der Gesetzgebung darüber ausspricht, ob es nicht gemeinsame Aufgabe ist, derartige innere Konflitte und Katastrophen jederzeit Frage: Wer sind die Schuldigen? erbringt der frühere deutsche Gesandte in Beling, Herr v. Brandt, in einem Artikel im Steim zu erftiden. Andernfalls muß das Parla ber foeben erschienenen Nummer der Nation". In einer Besprechung ment eben feine Konsequenzen daraus ziehen, der Forderungen, die von den Gesandten im Auftrag der Mächte wenn die Reichsverwaltungsinstanz nicht unan China gestellt worden sind, sagt Herr v. Brandt: aweifelhaft zuverlässig in dieser Beziehung

sich erweist."

Wenn Graf Posadowsky jetzt seinen Abschied zu nehmen gezwungen würde, dann hätte eine der schlimmsten Intriguen, die je gesponnen worden find, einen glänzenden Sieg gefeiert, und es wäre für die Intriganten damit viel erreicht. Sie rechnen damit, daß jeder Nachfolger des Staatssekretärs sich erst in die schwierige und ungeheuer umfaffende Materie einarbeiten müßte. Selbst­verständlich würde dann die bisherige Vorarbeit preisgegeben und in eine grundsägliche neue Bearbeitung der ganzen Frage eingetreten Diese Andeutungen befagen: Die Zuchthausvorlage war nur werden müssen. Die Zeit des Ablaufs der Handelsverträge rüdt ein Mittel für andre Zwecke, sie sollte als Hebel für einen Staats­nahe heran. Der Reichstag muß sich im nächsten Jahre mit streich dienen. Nach den Versicherungen der Täglichen Rundschau" der Sache beschäftigen, wenn rechtzeitig die Verträge gekündigt ist das ganze Staatswesen seit Jahren von unterirdischen werden sollen. Muß ein Aufschub infolge des Wechsels in Strebungen unterminiert, es ruht auf der unablässigen der Leitung des Reichsamts des Junern eintreten, so wird man Gefahr einer Revolution von oben. Das find Anschauungen, die zur rechten Zeit nicht fertig fein; eine Rünbigung wir oft genug ausgesprochen haben, jezt werden sie von nationaler" tann nicht erfolgen, der Handelsverträge tann

man wird sie stillschweigend auf ein Jahr weiterlaufen lassen Seite bestätigt. müssen, und damit ist Zeit gewonnen für eine den Wünschen der Intriganten entsprechende Regelung der Sache. Das hat man sich so schön gedacht, und deswegen scheute man sich nicht, sich eines Mittels zu bedienen, das von allen anständigen Leuten für gemein gehalten wird."

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Das agrarische Blatt fegt, wie man erkennt, alle seine Brot wucherhoffnungen auf die zwei Augen des Grafen Posadowsky; deshalb darf er den moralischen Tod jezt nicht sterben. Nach den Dar­legungen der Deutschen Tageszeitung" aber ist der Staatssekretär so unentbehrlich, daß die ganze Regierungsmaschinerie stoden würde, wenn der Graf plötzlich den physischen Tod erleiden würde. Der Bund der Landwirte scheint wirklich hohe Agitationssummen im Neichsamt des Innern angelegt zu haben.

Die ,, Kreuz- Zeitung " tritifiert ganz zutreffend die Moral mit doppeltem Boden, wie sie dem Liberalismus eigen ist; sie schreibt:

" Die National- Beitung" giebt übrigens zu, daß für den Kampf um die Flotte in der That andre als die spärlichen Mittel des Dispositionsfonds verwendet feien, d. h. daß die Regierung, um für die Flottenvorlage Stimmung zu machen, auch die von privaten Vereinigungen ihr gewährte Hilfe gern angenommen habe; sie meint aber, daß dieser Fall ganz anders liege, weil die Hilfe in aller Oeffentlichkeit durch den zu diesem Zwed gegründeten Flottenverein gewährt worden set. Das heißt also mit andren Worten: Eine an sich vom moralischen Standpunkt verwerfliche Handlung wird dadurch entschuldigt, daß fie in voller Oeffentlichkeit vorgenommen wird. Wir haben für eine derartige Auffassung kein Verständnis."

Das find wertvolle Geständnisse. Wir haben niemals daran olitit bi gezweifelt, daß in unsrer gesamten Politik die Interessentengelder die Hauptrolle spielen. Es wird im Gedächtnis behalten werden, daß in dem Verzweiflungskampf um Bosadowsky die Liberalen und Kons servativen das offene Geheimnis jetzt zugestehen. Der Unterschied zwischen dem Fall Posadowsky- Bued und dem allgemein üblichen Verfahren besteht eben nur darin, daß man die Vermutung diesmal urkundlich beweisen kann.

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Der Reichs- Anzeiger" meldet bis jest weder die Entlassung des Herrn v. Woedtle, noch die Erkrankung des Grafen Pojadowsky. Das ,, Berliner Tageblatt" versichert bereits, der Staatssekretär des Reichsamts der Scharfmacher werde nicht demissionieren, er werde auf seinem Posten bleiben, allerdings zugleich an sich eine Art Selbsttasteiung zur Sühne der Sünden vollziehen. Das Blatt schreibt: 2

Aus verschiedenen Anzeichen glauben wir schließen zu dürfen, daß der Staatssekretär des Innern Graf Posa­dowsky den Fall Bued - Woedtte nicht so auffaßt, daß er wegen desselben zurücktreten müsse. Graf Pojadowsty glaubte, als die Arbeitswilligen alias Buchthausvorlage die erste Lefung im Reichstag passiert hatte, den Wünschen des Stailers zu entsprechen, wenn er alles daransetzte, um die Vorlage durchzubringen. Herr von Woedtke, sein erster Mitarbeiter, glaubte noch ein Uebriges thun zu müssen, und so tam es zu jener Affaire Bued- Woedtke,... Graf Bofadowsky hält sich für start genug, dem Ansturm, der sich im Reichstag gegen ihn richten wird, Widerstand leisten zu können, und will seine gewaltige Arbeitskraft dem Reichskanzler nicht entziehen. Der von andrer Seite gekommene Hinweis, baß es doch bald zu Friftionen zwischen dem Reichskanzler und feinem Stellvertreter fommen verbe, erscheint manchem um so sicherer ausgeschloffen, als Graf Bofadowsky, wie wir bon einer mit seinen Intentionen wohlvertrauten Stelle vernehmen, teineswegs die Aspiration hegt, au fernerhin einen so großen Einfluß auszu üben wie unter dem Fürsten Hohenlohe; ber Staatssekretär des Junern ist vielmehr ganz von der Richtigkeit der Erklärungen durchdrungen, die Graf Bülow in der Dienstags fitung des Staatsministeriums abgab, und hält es für selbst verständlich, daß Graf Bülow nicht bloß als leitender Staats­mann gilt, sondern dies auch wirklich ist. Graf Posadowsky will aljo seine Stellung behaupten."

Das heißt: der Graf will zwar Amt und Gehalt behalten, im übrigen aber werde er sich zum Handlanger des Grafen Bülow erniedrigen. Das soll seine Strafe sein!

Wahrheit über China .

" Ganz besonders schwierig wird sich die Frage wegen der Etablierung dauernder Schuhwachen der Gesandtschaften gestalten, wenn auch nicht während der ersten Zeit, so doch späterhin. Und sie wird dadurch nicht er­leichtert werden, daß die Verwendung der Schuhwachen der Ge­sandtschaften im Junid. J. nicht eine solche gewesen ist, wie sie sich nach dem Völkerrecht rechtfertigt. Die ersten Angriffe auf die Gesandtschaften haben am 20. Juni stattgefunden, aber schon in der Zeit vom 14. bis zum 17. Juni find zahlreiche Chinesen, angeblich Boyer, von den Schuhwachen der Gesandtschaften und Privat­personen, die sich den ersteren angeschlossen hatten, auf den Straßen und in Tempelu niedergemacht worden. In manchen der von Augenzeugen ungeführten Fälle tann die Entrüstung über den Mord und die Mißhandlung eingeborener Christen als Erklärung und Entschuldigung dienen, aber wenn, wie dies leider unzweifelhaft scheint, von der Stadtmauer der Tatarenstadt aus auf die in der Chinesenstadt egerzierenden Boger geschossen wird und einige vierzig der= selben getötet werden, ohne daß die Leute den fremden Angreifern auch nur die geringfte Veranlassung gegeben hätten, so kann man das dringende Verlangen der chinesischen Behörden nach der Entfernung der Schutzwachen wohl auch aus andren Gründen als dem ihnen untergelegten erklären, die Ge­fandtschaften wehrlos machen zu wollen."

Deutsches Reich .

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Das kleine reichsländische Socialistengeseh. Aus Straßburg i. G. wird uns vom 23. Oftober ge­schrieben: Wie ich dem Vorwärts" bereits berichtete, hat das Minifterium für Elfaß- Lothringen von der ihm nach§ 2 des neuen reichs­ländischen Preßgefezes vom 8. Auguft 1888 auftehenden Befugnis: die Berbreitung einer außerhalb des Reichsgebiets erausgegebenen Drudschrift oder einzelner Teile einer folchen in Elsaß- Lothringen au berbieten," biefer Tage aum erstenmal in einer Weise Gebrauch gemacht, die eine einschneidende principielle Aenderung in der Handhabung dieser aus den Zeiten der schwärzesten Steaktion des zweiten Kaiserreichs stammenden und in die gesetzliche Neu- Ordnung der Preßverhältnisse unfres Landes mit herübergenommenen Schutzbestimmung bedeutet. Bisher hatte man sich vernünftigerweise darauf beschränkt, das Berbot gegen Druckerzeugnisse französischer Herkunft in An­wendung zu bringen, während das Ministerium es jetzt für gut be­funden hat, zwei Beitungen italienischen Ursprungs, dem in Rom erscheinenden, Avanti" und der Giustizia " in Reggio Emilia , den Uebertritt auf reichsländisches Gebiet zu verwehren.

Eine derartige Anwendung der erwähnten Prohibitionsbefugnis steht im direkten Widerspruch, wenn nicht mit dem Wortlaut, so doch mit dem Sinn des§ 2 unires Preßgefeßes, dessen Zwedbestimmung von Anfang an nur sein konnte: die Abwehr der von Frant: reich her gegen die Bereinigung Elsaß- Loth­

Ganz in das agrarische Horn bläst die Germania", das Central­organ des Centrums, das über der Rettungsaktion für den Wir werden sehen, ob diese famose Rettung des Grafen durch Hochschutzöllner völlig vergißt, ein Urteil über das Verfahren des edle Selbstverleugnung in der That zur Wahrheit werden wird. Reichsamts des Innern zu fällen. Das katholische Blatt scherzt, die Socialdemokratie stehe im Dienste deutscher Industrieller, und began schäftigt sich dann ausschließlich mit der Industrie. So völlig In der angesehenen englischen Zeitschrift Fortnightly Review" ringens mit dem Reich, also gegen die durch den agrarisiert ist das Centrum, daß es kein Wort des Tabels spricht sich Sir Robert Hart über die Chinawirren aus. Er Frankfurter Friedensvertrag gefchaffenen neuen findet über dieses Geldverhältnis der Regierung zu den Scharfmachern, bezeichnet die Borerbewegung als eine nationale Gritaatsrechtlichen Verhältnisse des Lands gerichteten Agitation. aus dem die Konter- Socialreform entsprungen. Für einen zehn hebung, die von der chinesischen Regierung angeregt und begünstigt Jeder Zweifel an der Richtigkeit dieser Auffassung erscheint uns Mart- 8ollopfert das Centrum die ganze Social- wurde, weil sie die Ueberzeugung gewonnen hatte, daß nur ein von vornherein ausgefchloffen. Schon in den dem Net gefes großangelegtes freiwilliges Wehrsystem das Reich über die Brefie vom 7. Mai 1874 beigegebenen Motiven wird Dunkle Andeutungen macht die Tägliche Rundschau" über gegen die Eingriffe der Fremden sicherstellen könne. Die Borer- der im§ 81 ausgesprochene vorläufige Ausschluß Elsaß - Lothringens bie Geheimabsichten, die man mit der Zuchthausvorlage verfolgt bewegung wurde von einigen fremben Gesandten als vom Geltungsbereich des Gesetzes lediglich mit der Notwendigkeit habe. Das Blatt läßt sich von nationaler" Seite erzählen: fehr bedeutsam betrachtet, aber etwaige daraus entstehende von Abwehrmitteln gegen reichsfeindliche, die neue staats­

reform.

Friedrich Wilhelm IV.

Am Freitag ist in der Siegesallee ein Denkmal Friedrich Wilhelms IV. enthüllt worden, das von Karl Begas ausgeführt worden ist. Als Ergänzung zu dem Werk des Bildhauers seien

Denkmal des Fürsten wiedergegeben.

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Ein Portrait des Königs von Karl Marg.

Wenn Ludwig XVI , Louis le Désiré, ein einfacher, anspruchs­

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Berantwortlichkeitsgeset... 8. Jft aber noch die Karl Marg hat in seinen Auffäßen über die Revolution und Frage, ob uns der Konstitutionalismus nicht noch gute Dienste thun Konterrevolution in Deutschland 1851 von der Persönlichkeit Friedrich wird. Einmal schüßt er uns vor einer ferneren Ronstitution und bann könnte das... Herrenhaus doch vielleicht Willkürlichkeiten Wilhelms IV. die folgende Schilderung entworfen: entgegentreten.( Ebenda 11. Okt. 57.) voller Einfaltspinsel war, seiner eignen Nichtigkeit halb bewußt,( Der König) spricht mehr, im Anfang zusammenhängend, dann ohne bestimmte Jdeen. war Friedrich Wilhelm le Désiré( der verwirrt. Fragen nach Zeit und Dauer der Krankheit..., dann ein paar Dokumente als Beiträge zu einem litterarischen Erfehnte) ganz andrer Art. In dilettantischer Weise hatte er sich aber wieder eine willkürliche Sprache mit erfundenen Worten und mit den Elementen der meisten Wissenschaften bekannt gemacht und Bhantafie- Bildern... dabei leidlichen Appetit.( Ebenda 14. Oft. 57.) Die Landesangelegenheiten beschäftigen den kranken Herrn. Er hielt sich daher für fenntnisreich genug, ſein Urteil in jeder Sache für entscheidend anzusehen. Er war überzeugt, er sei ein Redner spricht von Dingen, die er vor hat, und die er nicht zu Ende bringen erften Ranges, und es gab sicher keinen Handlungsreisenden in würde, weil ihm so viel Hindernisse in den Weg gelegt würden. Berlin , der ihn an Fülle vermeintlichen Wiges oder an Geläufigkeit Dann flagt er über den Kopf.... Die Reden und die Verwechse im Sprechen übertreffen konnte. Und vor allem hatte er seine lung der Worte sind oft sehr merkwürdig. Der König sieht zwei Ideen.... Der König sollte der erste Ebelmann des Reichs sein, neue Vasen, die sie ihm hingestellt haben. Das ist ja sehr schön, umgeben zunächst von einem glänzenden Hofstaat mächtiger Bafallen, das sind ja zwei ganz neue Freimaurer". So liegt ihm die Bu Fürften, Herzoge und Grafen, und dann von einem zahlreichen und funft der Kirche auf dem Herzen."( Ebenda 19 Oft 57.) zureichen? niederen Adel.

Den Kronprinzen

datblou dus Charakterisierte Hoffmann von Fallersleben mit folgenden Versen:

Es war einmal ein kleiner Prinz, Dem war es angeboren,

Und Hof und Hauptstadt und Proving

du Gebrauchte nichts als Ohren.

Er sprach bei Tag, er sprach bei Nacht, Die Länge und die Breite,

Er sprach, noch eh er aufgemacht,

R

Demosthenes der Zweite.

851

Deklamieren

ind

Und Parlieren,

Ei, was spricht der Bring so schön!

Er sprach wohl hin, er sprach wohl her, Er sprach von großen Thaten,

Und wie das Volf so glücklich wär'

Er sprach von Gott und Ewigkeit

In seiner Hoheit Staaten;

Und von dem Kohl im Garten,

Er sprach von einer neuen Zeit Nur müßten fie noch warten. Deklamieren

Und Barlieren,

-

Ei, was spricht der Prinz so schön!

Er sprach um eins, er sprach um zwei,

Der Thron ward zum Katheder,

Raum war das Mundwerk des neuen Königs durch den Tod feines Vaters entfesselt, da machte er sich auch schon daran, seine Intentionen in Neden ohne Zahl zu verkündigen.

-

Auf die Nede( der Königin), daß er( F. W. IV.) fich damit ( mit Regierungsgeschäften) feinesfalls befaffen dürfte und daß er Wilhelm damit beauftragen sollte, habe er ein unwilliges Gesicht gemacht und von bei lebendigem Leibe begraben und dergleichen geredet."( Ebenda 21. Oft. 57.)

Oft

espe Friedrich Wilhelm IV. besaß zu viel von jener Berachtung für on bares Geld, die seit jeher das edelste Erbstück der Söhne der Kreuz- Der König wußte nicht, was das Neue Palais war. nanou fahrer gewesen ist. Er fand bei seiner Thronbesteigung ein fost- ist er sehr traurig und sagt, er würde in dieser elenden Verfassung 159 d Moufpielig, wenn auch knauferig eingerichtetes Regterungssystem vor, bleiben, setzt dann hinzu: Bete, bete für mich, ich thue es auch." und einen mäßig gefüllten Staatsschaz. Nach zwei Jahren war jede Dann aber schlägt er es fich wieder aus dem Sinn und ist heiter... Spur eines Ueberschusses in Hoffesten, töniglichen Reifen, Gnaden- der gute, freundliche, edle, bicke Herr."( Ebenda 5, November 1857.) gaben, Unterſtügungen an hungernde und lungernde, schmierige Durchsicht der Papiere im Potsdamer Schloß. Diese von Wig und gierige Adlige usw. aufgegangen und die regelmäßigen überlaufenden Briefe und der jetzige Bustaub des armen Herrn... Steuern genügten nicht mehr für die Bedürfnisse des Hofs und der Der König ist die letzten Tage sehr unruhig und aufgeregt ge Regierung, wesen. Es ist Gefahr des Blödsinns oder Wahnsinns." ( 13./15. September 1859.)

Und denkt Euch nur: das Bolt war frei,

-

Aus den Tagen des Wahufinns.

Der Kranke verrichtet seine Funktionen, spricht aber verwirrte Worte und Dinge, legt die Hand an den Kopf und lamentiert, ein Zeichen, baß er seinen Zustand fühlt."( Leopold v. Gerlachs Denk

Denn hören durfte jeder! Zwar war bei Hof und in ber Stabtwürdigkeiten 8. Oftober 1857.)

Die Hälfte taub geworden,

Doch wer die längsten Ohren hatt',

Der friegte einen Orden,

noms appla

siis applasdaist

Deklamieren

Und Barlieren,

Ei, was spricht der Prinz so schön!

Wenn er im Bette liegt, faltet er die Hände und ruft in einer Art von Haft Gottes Erbarmen an und sagt dann öfters wiederholt Amen."( 30. September 1859.)

Es war 12/2 Uhr geworden, da röchelte der König noch eine Bei den Konferenzen gestern hatte Edvin Manteuffel stets die mal und verfchied furz nach 123/4 Uhr. Der Herr hatte 22 Jahre arrière pensée( Hintergedanken), dem Prinzen( Wilhelm) über den als König gelebt, aber eigentlich nur 18 Jahre regiert. Was hat er Konstitutionseib hinwegzuhelfen und so mit der unpreußischen und alles in diefer Zeit durchgemacht, wie viele betrogene Hoffnungen, verderblichen Verfassung abzufahren... Ich halte aber 1. ben wie manche Schwächen, Versündigungen oc., aber er hielt doch stets Brinzen nicht für geneigt, einen folchen coup d'état ( Staatsstreich) fest an dem Herrn, den er vor den Menschen bekannte; er fühlte burchzuführen... 2. Was ist denn aber unser Konftitutionalismus? tief, daß er ihm gegenüber ein armer Sünder wäre."( Ebenda IDie Spike ist ihm abgebrochen nach verworfenem 2. Januar 1861.)