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. 257. 17. Jahrgang. 1. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt. Sonnabend, 3. November 1900.

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aldandi idem Mädchen etwa gesagt: Sieh dir mal den Herrn recht genau Zusammenhang stehe, auch der Gerichtshof durch die völlig ge­

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19/11/198

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Der Fall Sternberg.au, der hier hereingekommen ist; ist das der Mann, der das nügende Erklärung des Justizrats Dr. Sello befriedigt ſei.- In der gestrigen Sitzung des Prozesses Sternberg erklärte gemacht hat, was Du erzählt haft? Das Mädchen hat hierauf nimmt Justizrat Dr. Sello am Berteidigertische wieder Play. Sarauf diese Frage bestimmt bejaht. Ob es dann Die nächste Zeugin ist die 18jährige zimächst Staatsanwalt Braut, daß die Behauptung des Schuß ganz selbständig die Details angegeben, wiſſe er nicht. Frieda Woyda. manus Stierstädter, es sei durch Vermittelung des Kriminal- Er selbst habe durchaus loyal gegen Sternberg berfahren und sei tommissars Thiel auf ihn eingewirkt worden, für die ganze Beur- nicht voreingenommen gegen ihn gewesen. Als Frau Fournaçon das allerernsteste und nachdrücklichste ermahnt, nur die nackte Sie wird vom Vorsitzenden Landgerichts- Direktor Müller auf teilung des überaus wichtig sei. Er beantrage deshalb, Herrn die Anzeige gemacht hatte, daß ihre Tochter, die immer Modell ge- und reine Wahrheit zu sagen, niemand zu Liebe und niemand Suftigratals über standen habe, verschwunden sei, habe er die Recherchen geleitet. Er hatte zu Leide. Sie macht ihre Aussagen mit sehr leiser Stimme, so daß Dr. Sello als Zeugen zu vernehmen. damals einen Maler aus Frankfurt a.O. ursprünglich in Verdacht gehabt, Eine Erklärung", wie sie Herr Justizrat Dr. Sello ab- bis dann ein anonymer Brief eintraf, in welchem der Name Stern fich sämtliche Verteidiger und Sachverständige um sie herum Sie ist am 1. Januar 1887 als die Tochter eines gruppieren. gegeben, gebe es in der Strafprozeß- Ordnung nicht berg vortam. Der Zeuge erklärt, daß er von Anfang an im Gegen: Bimmermanns geboren, hat frühzeitig ihre beiden Eltern verloren und deshalb könne es dabei nicht sein Bewenden haben, zumal fatz zu der tgl. Staatsanwaltschaft die Meinung gehabt habe, daß und ist zunächst zu ihrer Tante Frau Huth gekommen. Dort scheint auch Juftigrat Dr. Sello den dringenden Wunsch habe, das Mädchen Fournaçon geflunkert habe. Als der Fall die die Sache vollständig aufgeklärt zu sehen. lichen Verteidiger befürworten diesen Antrag und bitten, Herrn nötig erachtet, weiter zu recherchieren, ob etwa andre kleine Mädchen ber Alexandrinenstraße 1B gekommen, welche durch ein Inserat Die fämt Fournaçon schon so gut wie erledigt schien, habe man es für fie recht streng behandelt worden zu sein, denn es hat ihr dort gar nicht gefallen. Dann ist sie zur Margarete Fischer nach Justizrat Dr. Sello, der sich heute von der Verhandlung fern noch zu entdeden seien, an denen unzüchtige Handlungen vor- bekannt gemacht hatte, daß sie ein Kind zu sich nehmen gehalten, als Zeuge zu vernehmen. Der Gerichtshof behält sich genommen worden. Er habe dem Kriminalschutzmann Stierstädter wolle. Die Fischer war, wie sie sagt, fehr nett zu ihr. Sie hatte einen Beschluß vor. Die Vernehmung des Kriminalschutzmanns den allgemeinen Auftrag gegeben, Ermittelungen nach dieser Richtung dem Onkel Huth versprochen, daß sie ganz umsonst aufgenommen, Etierstädter wird hierauf fortgefeßt. Er läßt sich nochmals des hin anzustellen und durch Stierstädter fet zu ermitteln und wie er mit der Pfeffer in Verbindung gekommen mittelungen, des längeren darüber aus, wie es ihm gelungen ist, das Kind Woyda gebracht worden. Der Zeuge berichtet ausführlich über die Er- in eine gute Schule gefchickt werden und etwas lernen follte. Sie ist. Er wehrt sich gegen den Vorwurf, daß er bei diesen Ermittlungs- Anschluß an diese Bekundungen wird ein Brief verlesen, den die einzuholen und dergleichen. Die Beugin erzählt auf Befragen des die er selbst angestellt oder angeordnet hat. mit aber nicht in eine solche Schule gekommen, sondern hat sich Tags über damit beschäftigt, abzuwaschen, fleine Gänge zu besorgen, Fleisch schritten weiter gegangen sei, als ihm amtlich gestattet worden, Margarete Fischer aus New York an ihre Schwester Clara Fischer und weist darauf hin, daß er zu manchen Maßnahmen sich gerichtet hat. Es heißt darin u. a.: Wir geht es sehr traurig, bie Borsigenden, daß sie eines Tags den Angeklagten Sternberg bei der berechtigt glaubte, weil von mehreren Seiten versucht worden fei, 1000 M. find für hiesige Verhältnisse gar nichts. Geht doch hin zu aber sofort wieder hinausgeschickt worden, weil Herr St. fagte, fie Fischer im Zimmer getroffen habe. Sie sei hereingetängelt gekommen, auf die Frau Blimte, die Schwester der Woyda, einzuwirken. Er ihm und sagt, ich laffe bitten, noch mehr wie 1000. zu geben und folle ibn nicht nervös machen, sondern sofort hinausgehen.- Präj.: glaube als Kriminalbeamter berechtigt zu sein, in solchem Ermitte die Transportkosten für Cäsar und Buze( die Kagen) zu tragen, und hat Dir Herr Sternberg nichts gethan? Beugin: Nein, fonderen Auftrag zu haben. Der Zeuge erwähnt unter andrem Der Beuge erklärt weiter, daß er, während die Sache schwebte, auf vorige Mal gerade das Gegenteil gefagt. 8eugin: Das ist noch, daß ihm im Verlauf der Dinge der Polizeidirektor v. Meer- Urlaub gegangen sei und bei der Rückkehr gehört habe, daß mit der vorige Mal gerade das Gegenteil gefagt. nicht wahr gevejen. scheidt Hüllessem mehrmals untersagt habe, fich noch weiter um die Frau Hausmann allerlei passiert sein soll. Als sie hier vor dem mur dazu gekommen, etwas Falsches zu sagen?- geugin: Herr Präs. Aber sage nur, wie bist Du denn Sache zu kümmern. Rechtsanwalt Dr. Berthauer beantragt, untersuchungsrichter vernommen werden sollte, habe sie lange Zeit nur dazu gekommen, etwas Falsches zu sagen? Herrn Direktor v. Meerscheidt- hüllessem zu laden, damit warten müssen und da habe sich ein Mann, der sich Kapitän Wil­Stierstädter hat so viel mir eingeredet, man erfahre, aus welchen Gründen dieses Verbot ergangen sei. Der son" genannt haben soll, an sie herangemacht und in einem Wein- was gar nicht wahr war. Präs: Ist denn Herr Stierstädter mit Antrag wird wieder fallen gelassen. Staatsanwalt Braut: Hat restaurant mit ihr gekneipt. Dir in Verbindung getreten? der Zeuge schon sonst mit Frauenzimmern, mit denen er dienstlich Zeugin: Er hat mich von der zu thun hatte, sträflichen Verkehr gepflogen? Schule abgeholt und mir immerzu geraten, ich soll nur alles sagen, my of Tresckow über Stierstädter. Benge: was bei der Fischer passiert ist. Präs.: Und was hast Du ihm Nein. Staatsanw.: Können Sie das beschwören? An demselben Abend habe Stierstädter bei der Hausmann zu darauf erwidert? Benge: Zeugin: Ich habe ihm gesagt, er solle mich Auf Befragen des Vorsitzenden giebt der Zeuge eine Schilde- thun gehabt und da soll diese dem Stierstädter allerlei von rung der Umstände, unter welchen er dazu gekommen ist, sich ihren Erlebnissen mitgeteilt und behauptet haben, daß fie vom zufrieden lassen, ich weiß von gar nichts. Er sagte dann von andren Leuten, die alles schon erzählt haben. Bräs. Behauptest Du, zweien Frauen gegenüber fittlich zu vergessen. Auf Antrag des Kapitän Wilson viel Geld erhalten habe. Als Stierstädter dies nicht 8eugin: Rechtsanwalts Dr. Fuchs I wird ein Brief verlesen, den der glauben wollte, habe die Hansmann ihm eine Summe von 300 m. daß Du irgendwie verwirrt gemacht worden bist? Beuge au Grau Lüm te geschrieben hat. Derselbe lautet etwa hingeworfen und gefagt: Da nehmen Sie nur das Sünden Herr Stierstädter hat so viel gefragt, daß ich gar nicht darauf ant Er hat immer gefagt: Du willst es bloß wie folgt: Da mir heute von dem Direktor v. Meerscheidt- Hüllessem geld, ich will es nicht! Thatsächlich habe Stierstädter 300 m. bei nicht sagen; Du haft haft doch Unfittlichkeiten getrieben. jeder Verkehr und jedes Recherchieren bei Ihnen verboten ist, so bitte der Behörde abgeliefert. Auf Befragen des Vorsitzenden bestätigt Präsident: Willst Du behaupten, daß er Dir erst alle ich Sie, laffen Sie die ganzen Versuche, die gemacht worden find, Herr v. xeber Beeinflussungen seitens des Kom- Rind, Du hast doch das erste Mal alles bis in die fleinsten Einzel­Stierstädter ihm verschiedene Male An­Details gesagt hat? Zeugin: Ja. Präsident: Aber durch die Morgenpoſt" veröffentlichen. Geben Sie jämtliche Namen beutungen über Wenn etwas Neues fich ereignet, so bitte ich nun Nachricht miffars Spiel gemadt babe. Buma e portai bi je gradit, bie en heiten erzählt?= 3 eugin: Das hat mir Stierſtädter alles ein­nach meiner Wohnung. Nach Empfang des Briefs bitte ich den allgemeiner Natur, später habe er dann die Details gebracht, er geredet. Präs. Aber das ist doch eigentlich ganz unglaublich; selben zu vernichten." R.-A. Dr. Werthauer, Dr. Fuchs gestern vor Gericht erzählte. Er, Zeuge, habe sich natürlich in einer wie sollst Du denn das alles behalten haben? Zeugin: Als und Dr. Mendel richten noch eine ganze Reihe von Fragen an fehr schwierigen Lage befunden und sich ernstlich gefragt, ob er ver- ich mit ihm in der Droschke nach der Polizei fuhr, hatte er ein kleines den Zeugen über die Art, wie er feine Recherchen angestellt pflichtet jei, diese Dinge seinem Vorgesetzten mitzuteilen. Auf der und wie er schließlich auf das Mädchen Woyda gekommen ist. Sie einen Seite fei Thiel ein ganz unbescholtener Beamter, auf der Buch in der Hand und daraus hat er mir glauben dabei mehrere Widersprüche des Zeugen hervorheben zu andren Seite waren Mißverständnisse möglich und wenn die Sache sich fönnen, der Zeuge bestreitet dies aber. Eingehende Fragen des harmlos aufklärte, dann würde er als Chrabfchneider oder Ver wegen er als Präf.: Also, Du willst behaupten, daß Du voriges Mal die Rechtsanwalts Dr. Mendel sollen die Behauptung illustrieren, daß leumder dastehen. Die Beschuldigungen feien so ungeheuerlich ge- unwahrheit gesagt hast und jetzt die Wahrheit sprichst? 8eugin; - her Beuge in unzulässiger Weise alles daran gesezt habe, um an- wefen und er habe es für angemessen gehalten, dem Stierstädter Ja. Präf.: Sage einmal, ist auch von feiner Seite auf Dich gebliches alanheimzugeben, wenn er eidlich vernommen werde, keine Schlüsse zu eingewirkt worden? 3eugin: Nein, bloß Herr Stierstädter hat Belastungsmaterial gegen Sternberg ziehen, nichts zu tombinieren, sondern die reine Wahrheit zu sagen. mir alles gesagt. Wenn ich ihm sagte: es ist nicht wahr, so sagte zusammenzubringen, ein kleines Mädchen, welches als Belastung eum und szeugnis. Der Beuge giebt dem Stierstädter ein sehr gutes er: es ist doch wahr. Die Zeugin wird dann eingehend darüber Er sei ein tolossal eifriger vernommen, es bei beiden Frauen, mit denen er in unzüchtiger Weise verkehrte, nament in verschiedenen Bunkten lich Frau Hausmann, gegen die er wegen kuppelei amtlich gebe, er habe ihm volles Vertrauen gefchentt und ihn nur als einen im Widerspruch mit der Darstellung des Herrn v. Tresdow vorzugehen hatte, liber alle intimen Vorgänge der Affaire sehr pflichteteng an die Bernehmung des Kommiffars v. Treschow daß Herr v. Treschow Sie behauptet namentlich, 11. a. zu Stierstädter gesagt habe: Sternberg unterrichtet habe. Der Zenge widerspricht allen in weist Rechtsanwalt Dr. Fuchs I darauf hin, daß nach seinen wir wollen die Sache lieber lassen, da wird doch nichts daraus. diesen Fragen liegenden Vorwürfen entschieden. Auf nochmaliges Informationen der Kriminalschuhmann Stierstädter wegen eines in Außerdem will sie auch bei Herrn v. Tresckow gar keine felbſtändige Befragen bleibt der Zeuge dabei, daß Fräulein Pfeffer ohne sein einer Sache bewiesenen Uebereifers von seinem Borgefeßten Aussage gemacht haben, vielmehr habe ihr Stierstädter das, was fie Befragen bleibt der Zeuge dabei, daß Fräulein Pfeffer ohne sein Zuthun gerade an dem Tage, als die Woyda vernommen eine ernstliche Verwarnung erhalten habe. Bräf.: Sage mir nur, wurde, auf dem Korridor im Polizeipräsidium war. Präs: Hat fagen sollte, immer in den Mund gelegt. Wie sie fich fid bort hingefunden, wie er nicht. Der Zeuge überreicht eifrig, ist und sich so gewiffermaßen in die Rolle des Kriminal- städter hat mich öfter angeschnauzt und mit seinen unheimlichen der Benge vielleicht den Eindruck, daß Herr Stierstädter etwas über warum logst Du denn im vorigen Termin? 8eugin: Stier­noch dem Gericht einen Brief, einen Brief, den Fräulein Pfeffer au ihn feiner Zeit gerichtet hat. Präf.: Du fommissars hineindenkt? hofft, Benge v. Tresckow: Ich kann nur Augen so angesehen, daß ich Angst vor ihm hatte. daß es gelingen wird, Fri. Pfeffer an Gerichtsstelle zu bringen, sagen, daß Herr Stierstädter an die größten wie an die kleinsten willst also wirklich dabei bleiben, daß alles unwahr ist, was Du das denn der Gerichtshof halte deren Bernehmung für sehr wesentlich. Sachen mit folossalem Eifer herangeht und daß sich das, was vorige Mat gesagt hast?- 8eugin: Ja.- Präs.: Es ist noch immer nicht plausibel gemacht, wie Du das vorige Mal dazu Staatsanwalt Braut erklärt, daß auch nach seiner Meinung alles er an Ermittelungen brachte, bewahrheitet hat. aufgeboten werden müsse, Frl. Pfeffer aufzufinden, wo es auch sei, gekommen bist, zu lügen. Die Angst vor Herrn Stierstädter selbst auf die Gefahr einer Bertagung hin. Auch er halte zur Klingt doch wenig glaubhaft. 8eugin: Er hat gesagt, ich völligen Aufflärung der Sache die Vernehmung der Pfeffer für brauchtest Du doch nicht die unwahrheit sagen.- 3 eug in schweigt. brauche zum Termin gar feine Angst zu haben.- Präs.: Gerade dann stellt Es wird sodann der Der Präsident stellt durch weiteres sehr eingehendes Befragen der Bengin fest, daß das Mädchen seiner Schwester eines Tags gefagt habe, sie wolle ihr Gewissen nicht länger belasten, es wäre alles nicht wahr, und sie habe mit Herrn Sternberg nie etwas zu thun gehabt. Präs: Willst Du das auch heute ganz bestimmt verneinen? 8eugin: Ja. Bräf.: Obgleich ich Dir immer wieder vorhalte, daß es ein schweres Unrecht ist, vor Gericht zu lügen? 8eugin: Ich habe jetzt

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in der Hand und dar alles abgefragt.

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dienen sollte, nicht aus seiner Mache herauszulassen, und daß er die Beamter, der mit Eifer an alle ihm aufgetragenen Sachen heran zugegangen ist. Ihre ihrer Vernehmung auf dem Polizeipräsidium

Der Borsigende

Tresdow

1979) Kriminalkommiffarius v. bernommen. Er hat von der Frieda Woyda durch den Schutzmann Stierstädter zuerst Kenntnis erhalten. Die woyda war damals wirklich noch Mädchen, schüchtern und schamhaft und erzählte auf freundliches Befragen nur zaghaft, was ihm geschehen sei. Als Sternberg in das Zimmer des Kommissars trat, habe er, der Beuge,

Stotter- Anton, der Ritualmord- Zeuge.

Ein Kulturbild aus dem Reiche Koniz .

Anschluß

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feinen Wählern weniger ernit, als dem auts einer

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Keine Vereidigung des Justizrate Sello. Sein Beschluß geht dahin, daß der Antrag, Herrn Justizrat Dr. Sello Der Gerichtshof zieht sich hierauf zu furzer Beratung zurück. jetzt als Beugen zu vernehmen, von ihm nicht erfüllt werden famn. Der Gerichtshof sehe feinen Grund, warum Herr Justizrat Dr. Sello, nachdem er gestern seine Erklärung, die dem Gerichtshofe durchaus genügte, abgegeben, heute nicht seines Verteidigeramts waltete. Hier handele es sich in erster Reihe um den Fall Sternberg und der Gerichtshof halte es durchaus notwendig, zunächst in dieser Sache vorwärts zu kommen, um so mehr, als die beiläufige Erwähnung des Justizrats Dr. Sello mit der Sache selbst doch nur in losem betreibe. Das heißt mit dieser Wiederherstellung Bolens war es selbstverständlich war es behert. Ueber Säjen- Mattia" machte sich. fogar die doch so leichtgläubige Dorfjugend lustig. Während er mit dem ursprünglich deutschen Familie( Wollschläger) stammen Besen hantierte, standen die Kinder lachend um ihn und riefen ihm all Gäns den Herrn; aber er war gut tatholisch und eine selbsterfundene Zauberformel zu. Quivus vavus Die Antisemiten jubeln auf. Endlich scheint sich über den Mord fatholisch ist dort Trumpf. Und weil fatholisch Trumpf ist, fah man gehn barfus", schallte es im Chor, bis Martin seinen Zauberbesen in Konig und seine Ursachen einiges Licht zu verbreiten, und das auch darüber hinweg, daß die im ganzen Umfreis auf großen Gütern unter die Rangen warf. verdanken wir in der Hauptsache dem Befizer Anton Hellwig( Schönfeld, Boldau und Milanenhof) figende Familie der Wölfe ", Unter dem Einfluß dieses Manns wuchs Stotter- Anton" auf. aus Görsdorf. wie der Volksmund die Wolszlegiers getauft hat, nicht gerade Seine Schultameraden nahmen ihn so wenig ernst wie der Anton Sellwig, auch Stotter- Anton" genannt, ist, wie beliebt ist. Nur der gebildetere Teil der Wählerschaft verweigerte Staatsanwalt in Konig , und man muß auch wahrhaftig erst Anti­Schreiber dieses aus persönlicher Kenntnis bezeugen tann, ein dem Herrn seine Stimme und wählte, wie es die Aufstellung von femit werden, um zu glauben, was alles Stotter- Anton" schon vertrauenerwedender Mann und so tam es, daß sich ihm Juden und Kandidaten mit sich brachte, nationalliberal oder konservativ. Die geſehen und erlebt hat. Die Herengeschichten, die er kennt, find Antisemiten Socialdemokratie brachte es in dem Wahlkreise 1890 im ersten An- haarsträubend und den Teufel hat er mehr als einmal aus irgend Die gleichmäßig anbertrauten einer geheimnisvollen Ber- Lancialbemoratie es in den it is of the fringslos einelt Schornstein des Dorfs tommen, ſehen. schwörung, von Wegbringen, Mönchsee und andren unheimlichen unbearbeitet und die socialdemokratischen Stimmen gingen 1898 Wo( wie) süht de Düwell ut?" fragten wohl neugierige Spiel Sachen, die der arme Anton nicht verstand. Ja, sie unterrichteten bis auf 94 zurück. Auch die Antisemiten dürfen sich trotz des kameraden Anton. ihn von dem Marktpreis des Bluts und schienen nicht unübel Luft Ritualmord- Schwindels teine großen Hoffnungen machen. Nicht ein- Swaat. Emm kamm Führ ut'm Haals." zu haben, auch" Stotter- Auton" zu schlachten, wenu ihm nicht sein mal das Centrum brachte es in einer Sonderkandidatur auf eine Aber man glaubt Anton nicht viel in Görsdorf und behauptet, fatholischer Glaube davon errettet hätte. hobe Stimmenzahl und das bißchen Antisemitismus besorgt Herr bei diesen Erzählungen rooft et emm ut'n Raden" in Berlin So wurde denn der Luthersche" Winter das Opfer! b. Wolszlegier sicher ebenso gut noch mit, wie feine and ren sagt man, die Balfen biegen fich". Ach, Anton- Stotter- Anton"! Hätten doch die Abgesandten Abgeordnetenpflichten. Anton Hellwig ist kein profeffioneller Lügner. Er ist von | re t der Staatsbürger- Zeitung" früher Dich aufgeklärt, so daß Du nicht Bis vor einem Jahre fannte man im Kreise und auch speciell dem, was er erzählt, fest überzeugt. Aber dieser Mann ist in Vor nach dem Mord erst all' das Ungereimte Dir zufammenreimen in Görsdorf noch keinen Antisemitismus; als Feind gelten damals urteilen aufgewachsen, seine ganze Geistesrichtung ist dressiert auf Leuten wie ihm kann man fonntest; vielleicht wäre der Antisemitismus um den Koniger Ritual- die Lutherschen", während man mit den zahlreichen Juden gut das Wunderbare, unbegreifliche. mord ärmer. Wie gut aber, daß sie wenigstens nach geschehener nebeneinander wohnte. So verschrien freilich sind auch heute die nimmermehr einreden, daß die Sonne im Mittelpunkt unfres That bei ihren Recherchen auf Dich stießen und das glimmende Lutherschen" nicht mehr, wie vor etwa 25 Jahren, wo die Kinder Planetensystems steht; viel leichter ist es, ihm begreiflich zu machen, Geistesfüntchen in Deinem Schädel zu heller antisemitischer Flamme des Dorfs voll Neugier einer Kolonne evangelischer Maurer daß ein Mensch mit Hilfe von geheimnisvollen Zauberformeln anblasen konnten. entgegenzogen, die aus Pommern kamen, um den nieder frei durch den Raum zu schweben vermag. Und solche spielen eine Rolle in den Koniger Prozessen, Eigentlich gehört Deine Biographie in die Staatsbürger- gebrannten Gutshof aufzubauen. Kinder und Erwachsene waren Leute Zeitung". Da ich aber mit diesem edlen Organ teine Verbindung nämlich der festen Ueberzeugung, daß die Lutherschen" nur durch Verhör dieser Leute sollten Staatsanwalt und Richter Licht habe, vertraue ich meine Arbeit dem Borwärts" an; das Bücklersche ein Auge mitten in der Stirn trügen( 1) und die Ents in die Wintersche Mordsache bringen! Daher erklärt sich auch das Organ für Rassenhaß wird sie hoffentlich der Beachtung würdigen. täuschung beim Anblick der durchaus normal gebauten Menschen war Gerede von der Parteilichkeit der Behörden. nicht gering." Datfind tchee( teine) Luthersch'; de faie jo so ut as Görsdorf, die Heimat Anton Sellwigs, ist ein fleines wi!" fagten die Kinder. Dorf in der Nähe von Koniz . Zu dem halben Dutzend Bauern des Außer der Bekämpfung des Protestantismus betreibt man in selben gehört auch unser Held. Früher lag Görsdorf ganz außerhalb Görsdorf mit Vorliebe auch noch die des Teufels und der Hegen. der Welt; seit einigen Jahren verbindet es jedoch mehrmals am Tage Letzteres ist eine Specialität im Hause Hellwigs. ein Zug der Kleinbahn Konig - Natel mit der Civilisation. So In diesem Hause ist einfach alles behert und war immer konnte auch der Antisemitismus dort seinen Einzug halten, ungefähr alles behegt, obgleich schon Stotter- Antons" Vater den Kampf gegen wie in andren wilden Ländern Missionare der kommenden Gefittung die Heren mit aller Energie betrieb. vorangehen. Bis dahin hatte der Antisemitismus im Wahlkreise On Säjen- Mattia"( Segen- Martin) ging jeden Morgen durch Konig Tuchel 2c. feine bleibende Stätte. Der Wahlkreis entsandte das ganze Haus und fegnete unter Abmurmeln von geheimnisvollen ihn über seinen Herenglauben und ähnlichen Wahn und man wird vielmehr regelmäßig einen Bolen, zuletzt Herrn v. Wolszlegier, Formeln Vieh und Geräte mit einem Befen. Aber die Heren waren far fein, wo nicht nur bei ihm die Quelle des in den Reichstag , damit dieser dort die Wiederherstellung Bolens stärker als er. Bald fehlte diesem Stück Vieh, bald jenem etwas; Ritualmord Aberglaubens zu suchen ist!

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Unfre Justizbeamten, welche die richterliche oder staatsanwalt­liche Carriere einschlagen, stehen wahrlich nicht in dem Rufe, daß sie dem Antisemitismus abhold seien; aber es find doch Menschen mit modernerem Bildungsgang. Ist es verwunderlich, wenn diese solche mehr als mittelalterlichen Ideen, wie Anton Sellwig sie zu Tage fördert, nicht ernst nehmen? Wer kann ihnen das übel nehmen? Es ist gar nicht nötig, über Hellwig ein Leumuumbszeugnis des Ortsvorstehers und des Pfarrers einzuholen. Man vernehme

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