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Nr. 258. and 10 and

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Vorwärts

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Berliner Volksblatt.

17. Jahrg.

Die Insertions- Gebühr beträgt für die fechsgespaltene Rolonels geile oder beren Raum 40 Pfg., für politische und gewertschaftliche Vereinss und Versammlungs- Anzeigen 20 fg. Kleine Anzeigen" jebes Wort 5 Pig. ( nur das erste Wort fett). Inferate für bie nächste Nummer müssen bis 4 Uhr nachmittags in derExpedition abgegeben werden. Die Expedition ist an Wochen tagen bis 7 Uhr abends, an Sonn- und Festtagen bis 8 Uhr vormittags geöffnet. Ternsprecher: Rmt I, Mr. 1508, Telegramm- Adresse: " Bocialdemokrat Berlin

Centralorgan der socialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2. Fernsprecher: Amt I, Nr. 1508.

Organisierte Briefdiebstähle.

Auf das Geschrei der Zwölftausendmark- Männer über angeblichen Briefdiebstahl socialdemokratischer Blätter haben wir gestern schon mit einigen Erinnerungen aus der preußischen Geschichte geantwortet. Jedoch gehörten diese Erinnerungen in eine sogenannte realtionäre" Periode, für die wenigstens der aufgeklärtere preußische Patriot zuzu­geben geneigt ist, daß es in ihr nicht immer ganz forreft" her­gegangen sei. Ist man nun aber auch so wohlwollend anzunehmen, daß der preußische Staat jemals andre als reaktionäre Perioden" gehabt hat, so bleibt noch immer die melancholische Thatsache übrig, daß dieser Staat auch in seinen großen Reformzeiten" den organisierten Banden- Briefdiebstahl als eine Hauptstüße von Thron und Altar betrachtet hat. Hierfür noch einige urlundliche Beweise zur besseren Erleuchtung der Zwölftausendmart- Männer.

Eine große Reformzeit" nach dem patriotischen Jargon war die Zeit des großen" Friedrichs. Wie er den Briefdiebstahl zu organisieren verstand, schilderte ein öftreichischer Diplomat dem Wiener Bolizeiminister wie folgt: Ammo 1768 war ich in Berlin   und wurde sehr vertraut mit jemandem, der bei der königlichen geheimen Polizei angestellt war. Dieser eröffnete mir im Vertrauen, daß des Königs allerbeste geheime Spione in den großen Städten die Wirte, Traiteurs und Eigentümer der Hotel garnis wären, für welche der König zum Teil ganz, zum Teil die Hälfte des Binses zahlt, und wenn fie fonach etwas Wichtiges entdecken, ihnen nebst diesen noch eine angemessene Belohnung erteilt... Für das aber, daß der König für diese Wirte den gins zahlt, sind sie verbunden, von allen Zusammenfünften, Gesprächen und sogar wenn jemand bei ihnen wohnt, der dem Staate verdächtig scheinet von seinen bei sich habenden Briefschaften täglich einen verläßlichen Protokoll­Auszug der geheimen Polizei einzuschicken, wodurch der König weit berläßlicher, als durch die Wiener Tagzetteln täglich erfahren hat, wer in seinen Hauptstädten angekommen und was allda feine Be­schäftigung sei." Man sieht, daß der alte Fritz durch seinen organi: fierten Briefdiebstahl sogar die Bewunderung seiner östreichischen Feinde erregt hat.

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Sonntag, den 4. November 1900.

Unter allen Maßregeln, die in der höheren Polizei Anwendung finden, ist die Kontrolle der Briefe ohne Zweifel die wichtigste. Sie giebt die meisten, die sichersten Resultate, und ihre Ausübung ist weder mit großen Kosten noch mit der Gefnhr einer leichten Bekanntwerdung verbunden, wenn dabei nur mit einiger Vorsicht und Geschicklichkeit verfahren wird.

Dieselbe verdient daher die höchste Aufmerksamkeit.

Es ist mir nicht genau bekannt, ob und in welcher Art Ew. Hochwohlgeboren sich dieserhalb mit dem dortigen Hof- Poftamt geeinigt haben, ich gebe mir indes die Ehre, denenselben das in dieser Angelegenheit hier( Berlin  ) angenommene Verfahren zur eventuellen Berücksichtigung ergebenst zu empfehlen.

Das hiesige Hof- Bostamt, welches eine Liste der in höherer politischer Hinsicht verdächtigen Subjekte mit der Anweisung er­halten hat, alle an sie und auch von ihnen kommenden Briefe zu öffnen und durchzusehen, teilt mir posttäglich ein Verzeichnis aller geöffneten Briefe mit, wo außer der Adresse, dem Datum und Ort des Schreibens, auch wenn er genannt ist, der Name des Verfassers und der Inhalt kurz aufgenommen wird. Alle Briefe, deren Tendenz aus dem Inhalt nicht ganz deutlich zu ersehen oder wirklich verdächtig ist, werden mir nach Umständen im Original oder abschriftlich vorgelegt.

Auf diese Weise erhalte ich Resultate und kann zugleich über­sehen, wie viel von seiten der Postbehörde, bei welcher, wie auch dort, ein eignes Subjekt mit diesem Gegenstande beschäftigt und an Hauptposttagen ein Offigiant meines Bureaus zugeordnet wird, für den allgemeinen Zwed gethan wird.

Ob Ew. Hochwohlgeboren dieses Verfahren, wenn das Jhrige davon abweicht, ganz oder zum Teil in Anwendung zu bringen ratsam finden? und wie Sie es bisher mit der Kontrolle der Briefe gehalten haben? Darüber bitte ich um bald gefällige Benach­richtigung.

Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3. Fernsprecher: Amt I, Nr. 5121.

des Centralverbands und seitens der Geschäftsführung zugegangen find, streng zu fetretieren( geheim zu halten). Die Ver handlungen, die wir zu führen im Begriff sind, find zur Information der Regierung bestimmt, das Direktorium des Centralverbands hat die Aufgabe und dazu ist ja vorzugsweise die Sigung heute und morgen ein­berufen, die Wünsche der Herren, soweit es schriftlich noch nicht geschehen ist, entgegen zu nehmen, beziehungsweise da, wo sich verschiedene Interessen bekämpfen, den Versuch zu machen, diese Interessen auszugleichen. Wir können unsrer Regierung gegenüber offen genug sein in der Darlegung unsrer industriellen Verhältnisse and in der Aussprache unsrer Wünsche, es würde aber durch aus gegen unser Interesse, gegen das Interesse unfrer Industrie verstoßen, wenn die Wünsche, die wir haben, die Ans fräge, die wir stellen, die Verhandlungen, die wir führen, zur Kenntnis derjenigen Staaten gelangten, mit denen unsre Regierung Handelsvertrags- Verhandlungen zu führen in der Lage sein wird. Jede Ausführung, die für unsre Regierung unbedingtes Informationsmaterial bildet, kann gar zu leicht in der Hand andrer Staaten eine Waffe sein, die zu unsrem Nachteil von denselben aus gebeutet wird. Deshalb bitte ich nochmals alle Herren, daß fie im Interesse unfrer eignen Wohlfahrt, der Wohlfahrt unsrer Indufirie, sich die strengste Geheimhaltung unsrer Verhandlungen auferlegen."

Diesen einleitenden Worten des Geheimrats Jencke ent­sprechend wurde beschlossen, die Verhandlungen über die fünftige Gestaltung des Zolltarifs vertraulich zu behandeln und demgemäß nicht zu veröffentlichen.

So brauen im Dunkel des Geheimnisses die mächtigen Großindustriellen ihre Tränke, welche die Regierung dann dem ausgebeuteten Volf serviert.

Die weltpolitische Jungfernrede Miquels,

So sah es am grünen Holze, in einer großen Reformzeit" des preußischen Staats, mit dem organisierten Briefdiebstahl aus. Mic es damit am dürren Holze, in seinen Reaktionsperioden" ausgefehen hat, braucht nicht erst ausgeführt zu werden: es feien nur flüchtig die zu Hildesheim   in dem jetzt allgemein üblichen ebenso Und man kann ihm gewiß nicht vorwerfen, daß er in diesem gestreift die Briefspionage zur Zeit der Demagogenverfolgungen in byzantinischen wie unhistorischem Stil höfischer Puppen­zarten Punkte irgend blöde war. Am 29. November 1768 befahl den zwanziger und dreißiger Jahren, das schwarze Kabinett der komödien gehalten worden ist, will die" Post" nicht als bloßen er dem Hujarenlieutenant v. Boser, mit einigen Husaren ins Rudol- vierziger Jahre, das sich im Postgebäude der Königstraße befand, Trinkspruch, sondern als eine hochpolitische Warnung an die städtische oder Weimarische einzubrechen, und einen näher bezeichneten im zweiten Hofe lints, Eingang zur geheimen Postkalkulatur, eine Agrarier auffassen, nicht durch übertriebene Forderungen die Menschen aufzugreifen. Wenn er ihn aber ergriffen habe, fügte der Treppe hoch über den Gang, rechts zum fleinen Entree, die Thür Industrie zu schädigen: König eigenhändig der bei Preuß abgebrudten Kabinettsorder bei, rechts vom Eingang zur geheimen Verifikatur", dann die koloffalen, So komme er hier( Potsdam  ) und bringe Mihr Seine Briefschaften mit preußischen Staatsgeldern ausgeführten Briefdiebstähle der mit". Hier erscheint der Briefdiebstahl fumuliert durch einen Bruch fünfziger Jahre, an die wir gestern erinnerten, weiter in den des Völkerrechts; Friedrich that dasselbe, was Napoleon   that, als er fechziger Jahre die, Berlustrierung" der Briefe sogar von Königinnen, den Herzog von Enghien im Badischen   aufgreifen ließ, worin unsre über die Lamarmora in feinen Enthüllungen berichtet, endlich, alles patriotischen Historifer eine unerhörte Greuelthat zu erblicken Frühere weit übertreffend, der von der Reichs- Postverwaltung gegen pflegen. Am 16. Januar 1769 hatte der Lieutenant v. Pojer die Arbeiterbewegung geführte Kampf in den siebziger und achtziger feinen infamen Auftrag ausgeführt, der König erbrach die Brief- Jahren, wo das Briefgeheimnis so sicher war, wie die Bibel auf schaften des bewußten Menschen, dieser selbst verschwand auf Nimmer- dem Altar, nach jenem treffend ironischen Wort des General­wiedersehen in den Kasematten von Magdeburg  , und Poser erhielt postmeisters Stephan, das zu einer Beit gesprochen wurde, wo die das Batent als königlich preußischer Rittmeister. Zeitungen Tag für Tag einen Altardiebstahl aus den Dörfern um Berlin   meldeten.

Nach alledem erwedt es eigne Empfindungen, die patentierten preußischen Patrioten, von Briefdiebstählen reden zu hören, weil die socialdemokratischen Blätter, nach ihrer Pflicht noch mehr als nach ihrem Recht, ihnen zugestellte aftenmäßige Zeugnisse über die gesellschaftliche und staatliche Fäulniß rücksichtslos veröffentlichen. aber allzu beweglich sollten die Gracchen doch lieber nicht über Aufruhr flagen. Sie könnten sonst provozieren, daß eine Geschichte des organisierten Banden- Briefdiebstahls im Preußischen geschrieben wird, und am Ende möchte es sogar die Zwölftausendmark- Männer verblüffen, wenn sich diese Geschichte entpuppen würde als eine

Politische Meberlicht.

Berlin  , den 3. November. Die Einpeitscher der Handelspolitik.

Aber, sagt man, das sind doch gar zu olle Kamellen. Schön, geben wir also zu der andren großen Reformzeit" des preußischen Staats über, zu den Tagen Steins und Hardenbergs. Der Staats­minister Schön, die rechte Hand Steins, erzählt in seinen Denkwürdig leiten:" Auf die( im Jahre 1811) aus Baris erhaltenen Nachrichten, daß die Auflösung des preußischen Staats von Napoleon   beschlossen sei, gab der König Scharnhorst den Auftrag, nach Petersburg   abzureisen, um mit dem Kaifer Alegauder Abredungen für diesen Fall zu treffen. Auf dieser Reise mußte Scharnhorst in Finkenstein   bei dem Grafen Dohna einige Tage verweilen, weil man ihm Pariser Nachrichten dahin nachschicken wollte. Ungeachtet mun Scharnhorst das Wichtigste unfres Staats vor seiner Abreise nach Petersburg   anvertraut war, Geschichte des preußischen Staats. mußte er erfahren, daß alle an ihn antommenden Briefe von dem nächsten Postmeister in Marienwerder, bevor sie in seine Sände tamen, geöffnet wurden und so ungefchidt wieder zugemacht waren, daß darüber kein Bedenken stattfinden konnte. Man tonnte von Scharnhorst fagen: Man wäre begierig, den Mann kennen zu lernen, welcher Scharnhorst in einem Moment gesehen habe, in welchem dieser seine Saltung verloren hätte. Aber dies Ereignis schlug zu heftig auf ihn ein. Mein Freund, der Minister Dohna  , fagte mic: Scharnhorst, Der große Einfluß, den der hochschutzöllnerische Central. als er die verlegten Siegel der Briefe gesehen hätte, wäre sprachlos verband der Industriellen auf die Gestaltung der Handels­und starr stehen geblieben und habe erst nach einigen Augenblicken politit übt, läßt sich schon aus der Bevorzugung seiner Mit ansgerufen: Es ist doch sehr schwer, immer und unbedingt seiner glieder im wirtschaftlichen Ausschuß flar erkennen. In be Meinung zu leben, aber doch! Scharnhorst wie Schön ge merkenswerter Weise geben aber auch die unlängst versandten hörten zu den weißen Raben von preußischen Ministern, die Verhandlungen, Mitteilungen und Berichte" des Central an den, wie der Postmeister Nagler au sagen pflegte, albernen verbands Auskunft über die gefährlich intime Beeinflussung Brieferöffnungsstrupeln" litten; die großen Reformer" Stein und der Handelspolitik der Regierung durch diese Clique von Hardenberg waren natürlich so albern" nicht. Schön erzählt darüber: Scharfmachern. Jm April 1813 belam Stein in Dresden   einen Brief von Niebuhr, Auf Seite 60 der Mitteilungen sagt Herr Geheimrat in welchem dieser darüber flagte, daß Hardenberg die große Sache Jende: des Baterlands so leichtsinnig und unlauter führe, und am Schlusse dieses Briefs stand von Hardenbergs Hand! mit dessen Unter­schrift ein Vers aus dem Juvenal  , der von Undank handelt. Stein betrachtete dies heimliche Brieföffnen und das Herunter­sezzen des Juvenalschen Verses als einen Wig und amüfterte sich damit und konnte es nicht begreifen, wie ich diese Thatsache, int der Hardenberg mit einem offen prablte, empörend finden konnte." Die Lücke rührt von Schön her, der doch noch so viel esprit de corps besaß, um eine Infamie beim rechten Namen zu nennen, wenn sie von einem Ministerkollegen be­gangen worden war.

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Aber, sagt man, Schön war überhaupt gegen Hardenberg ein­genommen. Gut, so veröffentlichen wir lieber ein ganz amtliches Attenstück, das der Staatskanzler Hardenberg vom 14. Mai 1811 an den Polizeipräsidenten in Königsberg   gerichtet hat. Es lautet:

Der Verkehr mit den Behörden ist ein recht enger gewesen. Ich enthalte mich auf Einzelheiten einzugehen und bemerte nur. daß in 20 Fällen dem Verein Mitteilungen seitens des Ministeriums für Handel und Gewerbe, des Reichsamts des Innern und des Reichskanzleramts jugegangen sind. Es find zum guten Teil Gut achten von dem Centralverband eingefordert worden, die er in entsprechender Weise erledigt hat."

Der wichtigste Punkt nun der Verhandlungen des Direktoriums mit den Ministerien betrifft die fünftige Ge­staltung des Zolltarifs. Ueber diese Verhandlungen soll aber nichts in die Oeffentlichkeit tommen. Deshalb mahnt Geheim­rat Jende:

Meine Herren! Im eins vollte ich bitten, daß unsre Ber  Handlung streng vertraulich behandelt wird. Ich bitte die Herren insbesondere, über den Gang der Verhandlungen nichts in die Presse zu bringen und auch die Drucksachen, die Ihnen von seiten

I

Wir sind fest davon überzeugt, daß Herr v. Miquel mit seiner Hildesheimer   Rede eine Warnung vor wirtschaft­lichen lebertreibungen, welche die Wirtschaftspolitik des Kaisers stören fönnten, an alle auf dem Boden nationaler Wirtschaftspolitik und staatserhaltender Politik stehenden Elemente der Bevölkerung zu richten bezweckte, deren volle Beherzigung ihm sehr am Herzen liegt. Wir zweifeln auch nicht, daß der Ausdruck Wirtschaftspolitik des Kaifers" mit Bor bedacht gewählt ist. Seine Bedeutung in diesem Zusammenhang ist leicht zu erkennen.

Wir empfehlen dringend, die Hildesheimer   Mahnung nicht in den Wind zu schlagen, sondern sie nach ihrer vollen Bedeutung zu beachten. Soll die bisher geschickt gesteuerte natio nale Wirtschaftspolitit glüdlich in den Hafen einlaufen und nicht furz vor der Neuregelung unsrer Handels­beziehungen zum Auslande auf eine slippe auflaufen, so wird in der That mit Sorgfalt darauf zu achten sein, daß nicht durch wirtschaftliche Einseitigkeit und Uebertreibungen in einen falschen Kurs eingelenkt wird, bei dem nur die Gegner der nationalen Wirtschaftspolitit ihre Rechnung finden könnten, Am sichersten und besten wird man der Mahnung des Herrn Vice präsidenten des Staatsministeriums zweifellos gerecht werden, wenn man sich auf derjenigen mittleren wirtschafts­politischen Linie hält und eine Richtung verfolgt, für die sich die große schutzöllnerische Mehrheit des Steichstags fest zusammenschließen und für die demzufolge auch das ganze Schwergewicht dieser großen Mehrheit in die Wag­schale geworfen werden fann."

Als Wirtschaftspolitit des Kaisers" fann, wenn nicht in­zwischen ein Umschwung eingetreten sein sollte, nur die Richtung verstanden werden, die Caprivi in den Handels­Berträgen von 1892 verfolgte; Herr b. Caprivi wurde be­kanntlich nach dem Abschluß des russischen Handelsvertrags besonders ausgezeichnet.

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Diese Wirtschaftspolitik des Kaisers" ist genau die ent­gegengesette wie die der hochschutzölnerischen Reichstags­mehrheit, des Grafen Bofadowsky und des wenn er nicht gerade weltpolitische Trintsprüche ausbringt- Herrn v. Miquel. Herr v. Miquel scheint jetzt mit Hilfe des Intriganten Zedlik die Absicht zu haben, die Wirtschaftspolitit des Kaisers mit demselben Eifer in Grund und Boden zu verteidigen, wie es dem preußischen Finanzminister mit der Kanalpolitik des Kaisers geglückt ist.

Die beschwichtigende Mahnrede Miquels gegen die extremen Agrarier kann nur den Zweck haben, das Volk und die Birtschaftspolitit des Staisers" zu beruhigen, damit man dann unter dem Aushängeschild der Weltpolitik mit um so fich rerem Erfolg die handelsvertragsfeindliche Politik des Brot­wuchers treiben könne.

Herr Miquel hat durch seine Hildesheimer   Rede den Zweck verfolgt, feinen teuren Agrariern zu pfeifen", daß die Wirtschaftspolitik des Kaisers" nicht gerade extrem agrarisch fei; man solle also vorsichtig sein und sich nicht durch Provokationen das Spiel berderben, für dessen Gelingen er, Miquel, schon sorgen werde.

Die Arbeiterschaft hat um so mehr Anlaß, den Fuchsbau aufauſtöbern und den Kampf gegen das voltsaus hungernde Juntertum mit aller Entschiedenheit zu führen.