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Beilage zum Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Nr. 15.

Parlamentsberichte.

Deutscher Reichstag .

Dienstag, den 19. Januar 1892.

9. Jahrg.

160 vermehrt; die Rohrpostanlagen sind ausgedehnt worden auf aber wir können nicht generell eine Verfügung dagegen erlassen, einen Theil der Vororte. die tief in die Freiheit der einzelnen Beamten und Staatsbürger

Abg. Lingens( Bentr.): Bei Anerkennung aller Maßregeln, einschneiden würde.( Sehr richtig! rechts.) rechts.) Wo Ueber­150. Sigung vom 18. Januar, 1 Uhr. welche zu Gunsten der Sonntagsruhe getroffen worden sind, ist treibungen stattfinden, wird die Verwaltung im Interesse doch hervorzuheben, daß für die Beamten nicht überall richtig des Dienstes einschreiten können. Ueber den Verband der Post­Rommiffarien. Am Tische des Bundesrates: v. Stephan und zahlreiche gesorgt ist. Die Beamten, welche Sonntags frei haben, müssen assistenten ist im vorigen Jahre ausführlich verhandelt worden.

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auch den vollen Sonntag frei haben; es darf also der Sonntags - Die Postverwaltung hat erklärt, daß sie nicht dulden wird, daß Auf der Tagesordnung steht die Fortsehung der zweiten Beruhe kein anstrengender Nachtdienst vorangehen, welcher die man die Stellung der Postbeamten agitatorisch ausbeutet. Ver­rathung des Reichshaushaltsetat3 für 1892/93 und Beamten hindert, Vormittags den Gottesdienst zu besuchen setzungen von Beamten sind selten vorgekommen, und nur bei zwar des Etats der Post= und Telegraphenver- In der Schweiz ist es gesetzlich festgestellt, daß der Postbeamte solchen Beamten, die an ihren Orten unhaltbar geworden sind. Baltung; Referent ist Abg. Buh I. Die Budgetkommission 52 volle freie Tage haben muß, von denen 17 auf einen Sonntag Beschwerden über die Versehungen sind nicht an die Oberbehörden hat die laufenden Einnahmen und Ausgaben genehmigt, dagegen fallen sollen. Eine solche Sonntagsruhe ist nicht nur religöses, gekommen. Die Wünsche der Postbeamten auf Gehaltserhöhungen bei den einmaligen Ausgaben einige Abstriche gemacht. sondern auch physisches Bedürfniß. Wo katholische Oberbeamte find nicht so leicht zu erfüllen, wie sie ausgesprochen worden. Bei dem erster. Titel der Einnahmen: Porto und Telegraphen zu entscheiden hätten deren es allerdings sehr wenig gäbe- Es sind viele dieser Wünsche in den letzten Jahren erfüllt worden. gebühren 227 190 00 M. wünscht da sei die Sache leicht zur Zufriedenheit der Beamten geordnet. Abg. Stöcker hält eine Verbesserung der Sonntagsruhe für Abg. Wilisch( dfr.) eine weitere Ermäßigung der Tele- Abg. Bebel( Soz.): Es sind im Reichstage schon mehrfach nothwendig und möglich; namentlich sollte man die Nachmittags= graphengebühren und zwar auf 3 Pfg. für das Wort. Nach der Beschwerden darüber eingelaufen, daß Angehörige des Militär stunden vom Dienst befreien, denn dadurch werde auch das Statistit müſſe er bestreiten, daß diese Ermäßigung hauptsächlich standes den Zivil- Gewerbetreibenden Konkurrenz machen, so 3. B. Publikum belästigt. Jedenfalls sollte man den Geldverkehr der Börse und der Presse zu gute fommen würden, denn die den Musikern. Ueberraschend ist es, daß dies auch für Beamte Sonntags einstellen. Wo jetzt die Sonntagsruhe den Privaten Zeitungs- und Börsendepeschen bilden nicht den größten Theil anderer Behörden gilt. So treiben in Preußen nicht weniger als gegenüber scharf durchgeführt wird, müsse die Reichsverwaltung aller Depeschen. Wenn der Worttarif ermäßigt würde, würde 18 000 Staatsbeamte als Nebenbeschäftigung Musik und machen mit bestem Beispiel vorangehen. Unbedingt abgestellt werden man nicht mehr jedes einzelne Wort auf die Golewage legen als Musiker auf Bällen, Konzerten u. f. w. den Zivilmusikern müsse aber der Packetverkehr. Es sei ärgerlich, wenn man am und dadurch würde sich bald der etwa eintretende Einnahme- Konkurrenz. Dies gilt nach den mir gewordenen Mittheilungen Sonntag mit Packeten überschwemmt wird.( Heiterkeit.) Die ausfall ausgleichen, wie die Ermäßigung von 6 auf 5 Pfg. sich in hervorragendem Maße von den Postbeamten. Daß sie Postbeamten lachten darüber nicht, sondern hätten eher Ursache schnell ausgeglichen hat. Die Vermehrung des Verkehrs wird allerdings nicht aus Interesse an der Kunst diese Thätigkeit der Kunst diese Thätigkeit ent- Thränen zu vergießen. In Baden werde der Charfreitag noch als auch mehr Beamte erfordern, aber der Reichstag wird stets, wenn es falten, unterliegt wohl keinem Zweifel; sie wollen mit dem gewöhnlicher Geschäftstag betrachtet; das soll abgeändert werden. nothwendig ist, mehr Beamte bewilligen, denn unter der geringen Nebenverdienst ihr geringes Gehalt aufbessern. Dieser Zu- Redner bemängelt dann die niedrige Besoldung der Postagenten. Zahl der Beamten leidet nur das Publikum. In welcher Weise stand ist einer Reichsverwaltung nicht würdig; sie muß ihre Der Staatssekretär würde auf allen Seiten Entgegenkommen finden, werden aber die Postbeamten durch das Klebegesetz belästigt, Beamten, die ihre Pflicht und Schuldigkeit thun, so bezahlen, daß wenn er zur Besserung der Sonntagsruhe der Beamten Geld­ohne daß dafür ein Pfennig bezahlt wird! Redner empfiehlt sie nicht zu solchen Nebenverdiensten zu greifen brauchen. Es mittel in Anspruch nehmen würde. dann die Ermäßigung der Gebühren für die grauen" Post- wird gesagt, daß Theaterdirektoren u. A. mit großer Vorliebe Staatssekretär von Stephan: Mit der vom Vorredner vors austräge, welche nicht mehr Arbeit machen als die grünen" solche Beamte nehmen, weil sie für diese, abgesehen davon, daß geschlagenen Einschränkung des Beamtendienstes würden doch Postaufträge, welche für 30 Pf. befördert werden. sie billiger zu bekommen sind, weil sie teine Gewerbesteuer zahlen, wohl nicht alle einverstanden sein. Die beim Sonntagsdienst be Abg. Bachem( 3entr.) bemängelt die Strafverfeßungen, feine Beiträge zur Alters- und Invaliditätsversicherung zu zahlen theiligten würden sich unter keinen Umständen für die Abschaffung welche den Mitgliedern des Postverbandes widerfahren sind. brauchen. Es liegt im Interesse der Postverwaltung, daß diesen desselben erklären. Die Postverwaltung würde sofort darauf ein Der Verband will nur eine Verbesserung der wirthschaftlichen Uebelständen abgeholfen wird. Denn wenn die Leute nach einem gehen, wenn es dem Vorrebner durchzuseßen gelänge, daß am daß mit dem harmlosen Statut irgend welche die Würde eines noch bis in die Nacht hinein dieser Nebenbeschäftigung nachgehen, züglich des Charfreitages kann die Postverwaltung nicht allein Beamten widerstrebende Dinge gedacht werden sollen; Redner so sind sie am anderen Tage nach einer unvollkommenen Nacht vorgehen, sie muß sich nach den landesgesetzlichen Vorschriften habe die Zeitung des Verbandes durchgesehen, aber niemals ruhe nicht fähig, ihren Dienst mit der nöthigen Energie aus- richten. Bei der badischen Regierung muß also eine Aenderung etwas Verdächtiges gefunden. Redner bittet die Postverwaltung zuüben. Eine solche Ueberanstrengung verursacht also eine früh herbeigeführt werden. Wenn es keinen Finanzminister und keinen um eine öffentliche Erklärung, wie sie sich zu dem Vereine stellt; zeitige Ausnußung ihrer Kräfte und frühzeitige Pensionirung. Bundesrath und Reichstag gäbe, so würde ich gern die Gehälter der Verband zählt jezt 3500 Mitglieder, während die Beamtenklasse, Wenn dagegen eingewendet wird, die Verwaltung könne aller Beamten erhöhen. Die Gehälter der Postagenten sind erst In welche es sich handelt, etwa 18 000 Mitglieder zählt. ihren Unterbeamten nicht verbieten, ihre freie Zeit nach im vorigen Etat erhöht worden. Die Beamten haben das Gefühl, daß man ihnen das Recht, ihre ihrem Belieben auszunuzen, so ist das nicht sichhaltig. Abg. Bebel( Soz.): Die Besserung der wirthschaftlichen wirthschaftliche Lage zu verbessern, verkümmert, daß man auf Auf die Beschwerden, welche Zivil- Musiker an mehrere Verhältnisse wird noch lange auf sich warten lassen; ja, die Ver­Umwegen durch Maßregelungen den Verband, den man formell Behörden gerichtet haben, sind sehr verschiedene Entscheidungen hältnisse werden sich in den nächsten Jahren noch bedeutend vers zu verbieten sich nicht für berechtigt hält, beseitigen will. Be- getroffen worden. Den Steuer. Justiz- und Eisenbahn- Beamten schlechtern. Für ihre Mißlichkeit sprechen auch die in der züglich der Sonntagsruhe ist, wie anerkannt werden muß, eine in Braunschweig ist es verboten worden, als Musiker auf Bälle, preußischen Eisenbahnverwaltung durchgeführten Ersparnisse, von Besserung eingetreten, allein in manchen Fällen scheint doch die Konzerte u. s. w. zu gehen, die Postverwaltung hat ein solches denen jüngst in der Presse die Rede war. Die Ansicht, das Ge­Sache nicht richtig angefaßt zu sein; mir find wenigstens Vor- Verbot nicht erlassen. Diese nun aber die Gelegenheit er müthsleben hänge von der inneren Zufriedenheit, nicht von den kommnisse bkannt, daß die Beamten zum Theile schlechter gestellt greifen, um der mißliebigen Konkurrenz und der unwürdigen materiellen Interessen ab, ist ja sehr schön; aber da mögen doch find, als früher. Wenn das in dem Mangel an Beamten be- Stellung, zu welcher die Postbeamten zufolge ihrer traurigen die Herren im Hause selbst, die immer mit Wünschen zur Hand gründet ist, so ist doch dem leicht abzuhelfen, denn eine Erwerbs- materiellen Lage gedrängt werden, ein Ende zu machen, wenn find, wie die Agrarier, diesen Satz auf sich anwenden! Aus den Anstalt soll die Post durchaus nicht sein. es nicht anders geht, durch eine Gehaltsaufbesserung und strenges mir zugegangenen Privatmittheilungen geht allerdings hervor, Abg. Wöllmer( dfr.) weist auf den Mangel hin, der in dem Verbot der ferneren Ausübung dieser Thätigkeit. Außerdem daß 18 000 Staatsbeamte sich durch Musikmachen einen Postverkehr zwischen Berlin und seinen Vororten besteht; Briefe möchte ich dafür eintreten, daß den Postbeamten, besonders den Nebenverdienst zu verschaffen suchen; ich kann die volle über 15 Gramm müſſen 20 Pfg. Porto zahlen, während Briese Schalterbeamten, die große Arbeit abgenommen wird, die ihnen Richtigkeit dieser Biffer nicht vertreten, aber man kann sich innerhalb des Ober- Posidirektionsbezirkes Berlin , zu welchem aus dem Ausgeben der Marken für die Alters- und Invaliditäts- doch einen ungefähren Begriff machen, wenn man liest, daß auch Stücke von Charlottenburg gehören, nur 10 Pfg. fosten, versicherung erwächst. Der ganze Jahresumsatz bei der Post z. B. in Hannover vier Kapellen aus lauter Beamten zusammen­auch wenn sie über 15 Gramm schwer sind. Ebenso liegt es bei beträgt 247 Millionen Mark und das sogenannte Klebegesetz gesetzt sind, daß in Köln eine Kapelle nur aus Postbeamten be­den Telephongebühren. Das alte Charlottenburg muß 200 m. veranlaßt einen solchen von 100 Millionen in ganz kleinen steht, daß in Braunschweig die verschiedenen Verwaltungen in bezahlen, das zur Ober Postdirektion Berlin gehörige Beträgen. Es ist vielleicht zweckmäßig, diese Arbeit Verordnungen ihren Beamten das Musikmachen als Neben­Charlottenburg aber nur 150 M. Hoffentlich wird die und auch die Ausgabe 2011 Wechselstempelmarken be- gewerbe verbieten, hingegen die Post in dieser Beziehung eine Postverwaltung nicht warten, bis einmal Groß= Berlin fonderen Büreaus zu überweisen. Was die Frage der recht weitgehende Latitude zeigt. Die fraglichen Kapellen sind geschaffen sein wird, um eine Aenderung eintreten zu lassen. Sonntagsruhe betrifft, so find wir stets dafür eingetreten, Abend beschäftigt; außerdem müssen sie doch auch Proben ver­Die Postverwaltung fönne ja sür sich die Rolle des Pfadfinder- daß diefen viel und sehr schwer beschäftigten Beamten ein Ruhetag anstalten. Hierfür bleibt nun feine Zeit als der Sonntag oder thums in Anspruch nehmen, sie sollte auf diesem Gebiete voran. in der Woche voll und ganz gewährt wird, wie es in England die Zeit nach Mitternacht. Wird ein generelles Verbot, wie es gehen und den wirklich nicht mehr vorhandenen Unterschied z. B. schon erreicht ist dadurch, daß keine Briefe am Sonntag doch nothwendig ist, erlassen, so wird natürlich unter jenen Be zwischen Berlin und seinen Vororten auch in Bezug auf die ausgegeben werden, ohne daß der Handelsverkehr Englands, der amten der Ruf nach Ausbesserung der Gehälter erschallen. Dieser Tarife beseitigen. den unfrigen erheblich übertrifft, darunter leidet. Ob der Beamte Umstand ist es vermuthlich auch, welcher die Postverwaltung ver Staatssekretär von Stephan: Die Postverwaltung nimmt die Kirche an diesem freien Sonntag besucht, oder ob er ihn anlaßt, ihren Beamten das Musitmachen zu gestatten. Wenn die durchaus nicht die Nolle des Pfadfinderthums für sich in An- nach seinem Belieben ausnutt, überlassen wir in unserer Toleranz Postverwaltung erklärt: ein folches Berbot zu erlassen, spruch. Wenn Charlottenburg postalisch zu Berlin geschlagen völlig dem Einzelnen. heiße die Freiheit der Staatsbürger einschränken so soll werden soll, so würden daraus große Schwierigkeiten entstehen; Direktor im Reichs Postamt Fischer: Von der hohen sie doch in Sachen der Vereins und Versammlungs­Charlottenburg würde das Berliner Stadtpoftporto bekommen. Wichtigkeit der Sonntagsruhe für die Beamten ist die Post- freiheit ebenso streng denken. Was würde sie z. B. dazu sagen, Deshalb muß man warten, bis die politische Verschmelzung verwaltung vollkommen überzeugt und es beruhigt mich, daß Herr wenn sie hört, ein Beamter wohne einer' freisinnigen oder sozial­beider Gemeinden auch wirklich eingetreten ist. Darin hat der Lingens, der nach dieser Richtung hin sehr viel forderte, von den demokratischen Versammlung bei oder trete als Redner dafelbft Borredner Recht, daß die Postverwaltung bestrebt sein muß, der Einrichtungen der Postverwaltung ziemlich befriedigt ist. Daß auf? Dann wäre von einer Freiheit des Staatsbürgers nicht rapiden Entwickelung der Berliner Vororte nachzukommen. Die ein Kapellmeister eines kleinen Städtchens sich beschwert über die mehr die Rede. Zahl der Postämter hat sich für Berlin und seine Vororte auf musikalische Beschäftigung von Postbeamten, ist uns bekannt;

Freie Volksbühne.

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Abg. Bachem: Eine Mißbilligung des Verbandes der Post­

nur

zukommen sucht. Auch bei uns in Deutschland Klammerten sich trocknetem Gemüth keine Ahnung davon aufdämmert, wie ein Schwächlinge an die Rockschöße des norwegischen Poeten und armseliges Menschenkind dazu gezwungen werden kann, das Her suchten in ihrer Art das Mora- Motiv, die Hörigkeit der Frau, zu tömmliche zu zerbrechen, behandelt seine Frau, wie sein Vater, So hat die Freie Volksbühne nach den Kämpfen, die sie in beleuchten; und Gegner des Nora- Motivs sind in noch größerer Großvater und Urahn schon thaten. Sie ist seine Lerche, sein den letzten Wochen zu bestehen hatte, am gestrigen Sonntag Bahl erwachsen und spielten sich als gar grimmige Rächer der Eichtäßchen. Er steckt sie in eine Puppenstube Puppenheim" ihr Wert fortgesetzt und Ibsen's Nora" zur Darstellung verlegten Sittlichkeit auf. Auch Paul Lindau war erst fürzlich heißt das Stück bei Jbsen mit symbolischer Bedeutung gebracht, ein Drama, das einen gewichtigen Mierkstein in der mit seinem streitbaren Lustspiel Die Sonne " unter die Rächer" ihn soll sie erfreuen, nur für ihn soll sie glänzen, sein kostbares Geschichte der literarisch- revolutionären Bewegung unserer Tage gegangen. Denn es ist sittlich, daß die Frau wie ein Aschen- Spielzeug, die Erheiterung seiner Mußestunden, feine Augen­bildet. Keine Vorträge, feine Grläuterungen sind der Ausführung brödel am Herde hockt, es ist fittlich, daß sie von Allem aus- weide. Als nun ein trübes, schweres Geschick dieser Nora, von Nora vorausgegangen. Kein böser Agitator hat im gefüllten geschlossen bleibt, worüber der Herr der Schöpfung, Se. Majestät, im Grunde eine reiche, stolze Frauenseele, die Augen öffnet Versammlungsfaal mit dem Zeigefinger darauf hingewiesen: der Mann, allein zu entscheiden hat, es ist sittlich, daß sie und sie die Schmach erkennt, mit der man ihre Menschen­Seht diese Nora. Sie ist nur ein schwaches Weib, sozusagen fich duckt und in Demuth verharrt, es ist sittlich, daß sie sich bei- würde belastet hat, als sie wahrnimmt, daß sie eigentlich ein hübsches Spielzeug für ihren Gatten. Als sie aber leibe nicht in öffentliche Angelegenheiten mengt und wenn ihr im Harem, freilich im monogamischen, gelebt hat, da erfaßt sie in tiefster Bekümmerniß vom Bewußtsein ihrer Menschenwürde zahlungsfähiger Gatte sie wie eine hübsch- frisirte Puppe behandelt Ingrimm und Gtel. entflammt wird, als es bligartig ihr Hirn durchfährt, was sie oder wie einen Papagei in einen vergoldeten Käfig sperrt, fie Ein Wunder ist an ihr geschehen, sie hat hellsehen gelernt war und wie man mit dem Recht ihrer Selbstbestimmung ver- muß ihm dankbar sein. Wenn sie aber die Noth ihres Zustandes und in ihrer ganzen Unerträglichkeit erschaut sie die geistige fahren sei, da wächst das schwache Weib zur großen Anklägerin erkennt, dann allenfalls soll sie des schönen Spruches eingedent Noth, in der sie bisher geschmachtet. So verläßt sie den Gatten auf, sie fühlt die Kraft eines Simsons in sich und rüttelt an dem fein: Lerne zu leiden, ohne zu flagen. und sein Puppenheim. Der gute Helmer aber sieht ihr blöden Säulendach des Gebäudes, auf dem die Philister stolziren." Jedoch der Mensch, der Vertracte, schreit nun einmal, wenn Auges nach. Er hat sie doch gut behandelt und allzeit für Kost Wie gesagt, teine öffentliche Erörterung hat sich im Verein man ihn zwickt; und selbst der armen, stumpfen, gedrückten und Kleidung gesorgt. Was braucht sie Selbständigkeit, wozu Freie Voltsbühne an das Nora Motiv geknüpft, keine der polnischen Tagelöhnersfrau wurde es zuviel, als ihr Mann ihr ein eigenes, besonderes Leben. Warum will sie sich um mehr Frauen, über die der Staat selber denkt, wie der korrekt einmal fast die Rippen entzweibrach. Jammernd trat sie vor bekümmern, als um Küche und Strickstrumpf. Merkwürdige Frau bürgerliche Gatte Nora's, der brave Advokat Helmer, hat den Richter und sagte: Daß mir mein Mann meine tägliche das! denkt Helmer in seinem korrekten, aber beschränkten Sinn. in der Vereinsversammlung für ihre kämpfende Mitschwester Tracht Prügel verordnet, ist billig und in der Ordnung. In der Darstellung am Bellealliance- Theater, die nach jedem Nora Mitleid und Erregung bezeugt, wie würde sie Aber zu arg sollte er es nicht treiben. Nirgends in der Att von lebhaftem Beifall begleitet war, ein Beweis, daß auch so unpolitisch sein, politisch zu werden! und modernen Literatur findet die Sklaverei der Frau, ähnlich, nur die Absichten der Dichtung Nora auch ohne vorherige doch hat die Kraft der fireitbaren Idee die unerbittliche Logit noch gewaltsamer, erschütternder wie in Nora, ergreifenderen Vorträge auf reich- empfänglichen Boden fielen, übers der dramatischen Handlung unmittelbar gewirkt und gezündet. Ausdruck, als in einem Attschluß des Anzengruber'schen Volts- raschte mich Fräulein Joa Müller als Trägerin Die Geschichte des Drama's Nora bedeutet eben mehr als ein stücks vom vierten Gebot. Gebrochen, abgehärmt, bei aller Jugend der Titelrolle. Es bleibt immer eine Grquickung, zu Stück ästhetischer Geschichte. Sie wird in der Literaturgeschichte fiech, sitzt die Tochter aus einem Wiener Bürgerhause da; man sehen, wie ein Mensch, fast übermüdet in täglicher Handwerts­der modernen Menschheit nicht unerwähnt bleiben können. Als hat sie zur Willenslosigkeit erzogen und als sie herangereift war, arbeit, von neuer, junger Kraft beseelt ist, wenn ihn eine feier­die Dichtung erschien, erregte sie einen so lebhaften Sturm bei die Willenslose an einen verkommenen, verseuchten, aber zahlungs- tägliche Aufgabe anfpornt. In hartem Tagewerk, von den vor­Laien und Pfaffen, daß die Dunkelmänner, wie die wohlbestallten fähigen Patron vermählt. Ihr Glend blieb nicht aus; und zur nehmen Bühnen vernachläffigt, muß Frl. Jda Müller thätig sein. Hüter der öffentlichen Ordnung nicht Bannflüche genug gegen sie reichen, armen Bürgersfrau schleicht ein blaffes, scheues Mädchen Ihr winkt kein Ruhm und wahrlich teine fürstliche Gage. Da aufbringen konnten. Die Vorgeschrittenften, die geistig Freiesten von der Straße. Das Elend hat die Verlorene dahin gebracht, fällt ihr mit der Nora eine Aufgabe zu, die fern von dem Weg in der bürgerlichen Frauenwelt sahen in Nora" ihr eigenes Ge- wo sie heute steht, zur Prostitution. Das ärmliche Kopftuch hat der Routine liegt. Ihr künstlerischer Sinn belebt, erfrischt sich schick verkörpert. Was sie zähneknirschend ertrugen, den zentner- sie übergeworfen und getraut sich kaum, die reiche trante Bürgers- und so schafft sie eine Nora, wie ihr manche, vom Glück ver­schweren Druck der Tradition, die dem Dentfaulen heilig frau anzusehen. Da bricht die Bürgersfrau in Schluchzen aus wöhntere Kollegin an angesehenen" Theatern sie nicht nach­gilt, weil sie Jahrhunderte lang gegolten hat, das saben sie und ruft aus:" Tritt näher! Wir beide gehören doch zu ein- spielt, zumal mit dem frohen, beweglichen Temperament im ersten durch die Energie Nora's gebrochen; und rasch verbreitete sich ander. Ich bin an einen verkauft, Du an mehrere! Afte. Neben dieser charakteristischen Nora freilich verblaßten die die merkwürdige Dichtung und ihr Geistesinhalt durch die Das ist Alles!" Auch Nora ist in gewissem Sinne Leistungen der Herren Stolberg ( Helmer), Ruff( Rank) und zivilisirte Welt; denn die künstlerische Darstellung eines ge- eine Verkaufte. Ihr Gatte, der überaus fittenstrenge Advokat Sch i bilsky( Krogstadt), die weit schärfer hätten charakterisiren heiligten Mißbrauchs findet ein weit größeres Publikum, als die Helmer, der jedes Abweichen vom Korrekten, vom Hergebrachten, können. Cyriax. wissenschaftliche Forschung etwa, die dem Mißbrauch kritisch bei- wie eine Todsünde betrachtet und in dessen spießbürgerlich- ver­

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