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Zeuge Bueck: Jawohl l. A n g e k l.: Bekämpfen Sie nicht in gleicher Weise die Organt sationen der Arbeiter?. Zeuge B u e ck ausweichend: Ich bin der Meinung daß den Arbeitern das Koalitionsrecht gewahrt bleiben>nub, ebenso gut wie den Arbeitgebern....... A g e k l.: Bekämpfen Sie noch heute die durch du kaiserltchen Erlasse geforderten socialpolitischen Maßnahmen? Z e u g e B n e ck: Ich stehe noch auf demselbenStand Punkt wie früher weil ich diese Socialpolitik für schädlich halte. Das war im Jahre 1839 und bereits im Jahre 1835 unterhielt Herr Bueck mit der Regierung ein ihn sehr befriedigendes Verhältnis und 1893 bezahlte er die Agitation für ein Gesetz, welches durch die Regierung propagiert worden war. Die loyalen Bitndler. Der Hildesheimer Trinkspruch des Herrn v. Miguel scheint die Herren vom Bunde der Landwirte doch einigermaßen besorgt gemacht zu haben. DieDeutsche Tages- Zeitung" beteuert heute ihren Khaki-Eifer. Die Chinakosten müßten mit großer Mehrheit bewilligt werden um die Ehre des deutschen Reichs gegenüber dem Ausland zu retten.Die Kosten nachträglich zu verweigern, würde entiveder ein lächerlicher Demonstrationsstreich sein oder bösivillige Vaterlandslosigkeit bekunden." Das ivird ja ein wahres Wettkricchen der bürgerlichen Parteien werde», um für die Hunnenehre Deutschlands hundert und mehr Millionen zu bewilligen. Als Gegenleistung beanspruchen die Libe- ralen gute Handelsverträge und die Junker hohe Getreidezölle, Welche Würdelosigkeit haben unsre öffentlichen Zustände erreicht! Ueber die parlanicntarische Behandlung des Zolltarifs schreibt dieNational-Zeitung": Ein Artikel des Landtags-Abgeordneten Dr. Barth in der Nation " über die demnächstige parlamentarische Behandlung des Zolltarif-Entwurfs veranlaßt konservative und Centrums-Blätter. von einer beabsichtigten Obstruktion zu sprechen und bereits die Mittel gegen eine solche in Erwägung zu ziehen. Wir haben aus dem Barthschen Artikel die Absicht einer Obstruktion nickt ent- nommen. Es wird darin ausgeführt, daß eine tendenziös be. schleunigte Verhandlung aussichtslos sein würde, da ein Zolltari viele Positionen habe, wie ein Strafgesetzbuch viele Para- graphen, und hinter jeder Position könne sich die Opposition aufs neue verschanzen. Damit ist doch weiter nichts gesägt, als daß man eine ernsthafte Dnrchberatung verlange. Wir würden die Obstruktion auch als Waffe gegen Zoll Vorschläge, die wir bekämpfen, unbedingt verwerfen, denn sie legt die Axt an die Wurzel der parlamentarischen Einrichtungen. Aber daß jeder einzelne Borschlag aufErhöhung einesZolls sachlich geprüft werden muß, ist unbestreitbar; keine Zollerhöhnng ist sclbstvdrständlich. Gewiß, jede einzelne Position wird gründlich geprüft werden Zeit wird allerdings solche sachliche Prüfung im einzelnen be ansprnchen. Ueber die Begiiadigungen von Schutzlcnteu schreibt im Zusammenhange mit dem Prozeß Sternberg der konservative R e i ch s b o t e": Vor allem sollte aufs strengste anf die sittliche Integrität und Festigkeit der Beamten gehalten und in der Aussicht die größte Sorgfalt gehandhabt werden. Deshalb haben wir die vielen Be- gnädig u ngen von Polizeibeamten, die sich Ungehörig keiten dem Publikum gegenüber hatten zu Schulden kommen lassen bedauert; denn wenn der Beamte erst die Ueberzeugung gewinnt. daß ihm nichts geschieht, dann ist er in Gefahr, sich gehen zu lasten und die Selbstzucht besfeite zu setzen." Die Regierung ist in diesem Falle übrigens sehr eifrig, durch scharfklingende Erklärungen der öffentlichen Meinung über diese Polizeiskandale genug zu thun. DieNorddeutsche Allgem Zeitung kündigte heute noch vor der Veniehniung des Polizei direklors an, daßinsbesondere auch die B e z i e h n n g e n des Polizeidirektors v. Meerschcidt-Hüllessein zu dem Bankier Sternberg, wie seine finanzielle Lage überhaupt, ein- gehend geprüft und je nach dem Ergebnis die etwa notwendigen Maßnahmen ungesäumt ergriffen werden." Der Schein soll gewahrt bleiben! Der fliegende Gerichtsstand der Presse dürfte nach einer Blättermeldung im Reichstage bald nach dessen Wiederziisammentritt einer Erörterung unterzogen werden. Schon vor zwei Jahren hatte die freisinnige Volkspartei einen Antrag anf Aufhebung desfliegen« den Gerichtsstands" gestellt. Der ist aber gar nicht zur Erörterung gelangt. Inzwischen hat sich auch der deutsche Juristentag mit der Frage beschäftigt und gegen nur zwei Stimmen die Aufnahme des folgenden Passus in das Strafgesetzbuch empfohlen: 1. Begründet der Inhalt einer im Inland erscheinenden Dnick- schrift den Thatbestand einer strafbaren Handlung, so ist für deren Verfolgung im Wege der öffentlichen Strafklage dasjenige Gericht ausschließlich zuständig, in dessen Bezirk die Druckschrift erschienen ist. 2. Das gilt nicht, sofern es sich um eine weitere selbständige Verbreitung der Druch'christ handelt." Es ist charakteristisch für unsre gegenwärtige Rechtspflege, daß sich jetzt der gesetzgebende Reichstag gegen die gesetzeS- auslegende Thätigkeit unsrer Juristenwelt durch einen neuen Gesetzgebungsakt verwahren muß. Denn der fliegende Gerichtsstand für die Presse ist keineswegs durch die gegenwärtige Gesetzgebung begründet. Nach unsrer Strafprozeß-Ordnung kann eine strafbare Handlung entweder verfolgt werden am T h a t orte oder aber am Wohn orte des ThäterS. Das Reichsgericht hat nun für die Presse angenommen, daß die That nicht' mit dem Drucke des Blatts vollendet sei, sondern daß die Vollendung erst vor sich geht, wenn ein Blatt in die Hände der Leser kommt. Hat nun ein Blatt Leser nicht nur am Erscheinungs orte, sondern etwa als Berliner Blatt auch in Königsberg anf der einen, in Straßburg auf der andren Seite, so kann es nach dieser Auffassung auch in Königsberg oder Straßburg i. E. verfolgt werden. Die Auffassung des Reichsgerichts ist vielfach und scharf zurück gewiesen worden, einmal wegen der rechtlichen Konsequenzen, dann aber namentlich auch wegen der praktisch sich ergebenden Unzuträg lichkeiten. Auch gegen denVorwärts" schwebt zur Zeit ein Ver fahren wegen Beleidigung des Güstrower Staatsanwalts und des Schwurgerichts daselbst, das den Genossen Holst wegen Meineids vermckeilte. Auf Grund desfliegenden Gerichts st ands" für die Presse soll die Sache in Güstrow zum RuStrag gebracht werden. Zu gleicher Zeit schwebt wegen Beleidigung eines Zeugen in diesem Prozeß, des Polizei-Offizianteu S ck ü t t, ein Verfahren gegen uns, das in Berlin anhängig gemacht ist. Und was der Sache die Krone aufsetzt, ist. daß dieMecklenburgische VolkSzeituNtl", die in R o st o ck erscheint, lvegen derselben beiden Vergehen, die bei ihr zusammengezogen sind, nach Güstrow citiert ist. Das heißt, in dem Fall Schütt ist einmal der fliegende Gerichtsstand herangezogen lgegen dieMecklenburgische Volksztg. "), ein andernial(gegen denVorwärts") hat man am Erscheinungsorte geklagt. Gegen denVorwärts" find aber auf diese Weise zwei Sachen, die unziveifelhaft zusammen verhandelt werden müßten, auseinander gerissen. Der Mörder Prinz Urenberg soll, demSchwab. Merkur ' zufolge, kriegsgerichtlich zum Tode verurteilt, vom Kaiser jedoch zu Ivjährigem Zuchthans und zur Entfernung aus dem Heer b e- g n a d i g t worden sein, weiter sei die Zuchthausstrafe durch«inen weiteren kaiserlichen Gnadenakt in Gefängnisstrafe ver« wandelt lvorden. Beliebt man denn keine authentische Aufklärung über den Fall zu geben? Freisinnige Selbftbcspiegelnug. DieVoss. Ztg." ver- öffentlicht folgende von freisinniger Seite ihr übersendete Zuschrift: Nachdem der gothaische Freisinn vor Jahren die Majorität im Landtage hatte, niuß er sich in der nengelvählten Landesvertretung neben 3 Socialdemokraten mit 2 Sitzen begnügen. Der Grund dieses Emporlommens der socialdemokratischen Partei ist darin zu suchen, daß unsre Freisinnigen sich weniger von politischen als von gesellschaftlichen E r w ä g u n g e n leiten lassen. Durch ge- I-llschastliche Rücksichten wurden sie zum Paktieren mit den reaktionären Parteien bestimmt.... Auf dem Lande ist der Freisinn bereits so haltlos, daß freisinnige Wahlmänner von vorn- herein für die konservativ-agrarischen Kandidaten eintreten. Das Verhalten derFreisinnigen im Landtag war ebenfalls derartig, daß sie an ihrer Volkstümlichkeit einbüßen mußten. Sie stimmten gegen das gleiche, geheime und direkte Wahlrecht, gegen die H a senfra ß ents ch äd i g un g. gegen die Aufhebung des Chausseegelds, gegen die Gehaltserhöhung der kleinenBeamten, während sie f ü r die Erhöhung der Bezüge höherer Beamten eintraten, kurz, sie ließen sich von den Socialdemokraten bei jeder Gelegenheit den Wind ans den Segeln nehmen." Die Tante Voß hofft, daß sich auch die Segel deS Freisinns trotz der Socialdemokrati« ivieder blähen würden, wenn der Freisinn wieder ernsthaft demokratische Forderungen vertreten werde. Ja, wennl_ Tie Börsenverlnste. Man schreibt uns: An der Börse hat sich jetzt, nach der wilden Flucht der Papier- besitzer in den verfloffcnen Monaten, eine gewiffe Beruhigung ein- gestellt und die allzeit hoffmingsfrohe Börseiipresse, die die Geschäfte der Großbanken wahrnimmt, beeilt sich, dies als daS Zeichen der endgültigen Rückkehr deS kapitalistische» Vertrauens in den Bestand des Wirtschaftslebens und damit auch der Besserung der Wirtschaft- lichen Lage zu betrachten. Aber die Zeit der hohen Kurse ist un- widerbringlich dahin, wie für die Werke die Zeit der guten Beschäftigung. Die augenblickliche festere Stimmung der Börse ist lediglich der Thatsache zuzuschreiben, daß bei den Kurs- stürzen der letzten Monate die kleinen Leute ihr Geld verloren haben und ihre Papiere veräußerten, die sich nun in den Effekten- bureans der Großbanken befinde». Die aber sehen, vermöge ihres Riesenkapitals, welches ja auch in den industriellen Uniernehmnngen steckt, der Entwicklung mit größerer Ruhe zu; haben sie doch alle Ursache, ein weiteres Weichen der Kurse zu verhindern. Auch die wohl anfangs Oktober von den Großbanken getroffene Vereinbarung, vom 15. Oktober ab jeden Verkehr eines Zeithandels mit Firmen ein- zustellen, die sich nicht in das Börsenregister haben eintragen lassen eine Abmachung, die übrigens jetzt aufgehoben worden ist hat mit dazu beigetragen, die schwachen Kräfte zur gewaltsamen Liquidation zu bringen. Nun beherrschen«die Großen" die Situation, und während bisher grau in grau gemalt wurde, wird jetzt plötzlich die Parole ausgegeben: es steht ja alles besser als Ihr denkt. Unter dieser zuversichtlicheren Stimmung, die von den Großbanken künstlich gemacht ist, sind die Kurse der Eisenwerke etwas in die Höhe gegangen, seltsamerweise aber die Kurse der Kohlenwerke wieder gefallen, obwohl die Zechen den Winter über nichts zu besorgen brauchen. Wie lange es freilich den Großbonken gelingen wird, die zuversichtliche Stimmung der Börse zu erhalten, muß abgewartet werden. Jedenfalls ist man noch weit entfernt von den Profiten, die noch im Januar dieses Jahrs gemacht worden sind. Ein Blick auf die Ultimozahlen zeigt dies. Es notierten u. a. im Ultimovcrkehr:_ Reicks-Anleihe...... Ocstreich. Kredit..... Deutsche Bank...... Dortmund -Gronau Eisenbahn Lübeck-Bücheii Eisenbahn.. Prinz Heinrich...... Hamburger Pakctfohrt... Norddeutscher Lloyd .... ultimo Jan. j März August Sptbr. Oktbr. 88,75' 86.30! 86,70 234,25 234,25 206,25 208,75 206 I 187,75 183,75 183,75 161 161,60 153 141,50 113,50 117 110,75 127,25 127,50: 120, 123 126,75 107 85,40 88 203,75 205,75 182,60 189 156 135,25 107 118 106 147,50 134,25 107,50 124 111,75 Im Kassaverkehr notierten alsdann: Bochumer .... Dortmunder Union Laurahütte... Gelsenlirchen.. Harpener.... Hibernia.... Konsolidation.. Dannenbaum.. ultimo Jan. i! März August Sptbr, Oktbr. 171 175.75 83,70 85,50 283,60 201,40 191,25 195,75 228 190,40 186,75 183,75 272 283,40 186 140,70 139,25 94,90 266 218 217,50 236,20 177 176,60 176,10 231,80 253,25 138,60 134,90 192,10 391 403 344 344 322,50 139,50 163,50 104.25 86,80 84 I I i Diese Zusammenstellung zeigt die kolossalen Verluste der letzten Monate, denen gegenüber die kleine Ultimo-Aufbesserung nichts besagen will, zumal ihr auch neue erhebliche Verschlechterungen wichtiger Jndnstriepapiere gegenüber stehen. Das verschwundene Vertrauen der Spekulation wird sich nicht wieder herstellen lassen, ebenso wie für die Industrie die Zeit der goldenen Ernte dahin ist, die im März ihren Höhepunkt erreicht hatte. Klassisches zum Nassischen Unterricht. Vor kurzem hat sich ein G y ni n a s i a l v e r e i u in Frankfurt a. M. gebildet, der ein Gegengewicht gegen den R e a l s ch u I m ä n n e r v e r e in bilden soll. Von welchem Geiste die Herren dieses Gymnasialvereins belebt sind, konnte man deutlich in ihrer Sitzung vom 1. November merken, Unter lautem Beifall der Versammlung wurde ausgeführt, daß auch da? Gymnasium, speciell das Studium der lateinischen Schriften, der Jugend ein Verständnis für unsre heutigen socialen Verhältnisse beizubringen vermag. Wie man sich das denkt, dafür einige Beispiele: Aristoteles lehrt den Schülern die alte Wahrheit, daß, so lange die Webeschifflein nicht von selber laufen, eS Sklaven und Reiche geben müffe. Hier hat der Lehrer die Sklaven mit den modernen Arbeitern gleichzusetzen und den Schüler darauf hinzu- weisen, wie unerfüllbar die Wünsche der Arbeiter nach socialer Gleichheit seien, wie verwerflich daher die Handlungsweise der social- demokratischen Agitatoren sei. Die Gracchen strebten, wie in Lateinlektüre gelesen wird, eine ökonomische Entlastung des Volk» an. Wie trefflich läßt sich hierbei auf die neuere socialpolitische Thätigkeit Preußeii-Deutsch- landS aufmerksam machen, so daß die Gracchen geradezu als Vorläufer unsrer modernen socialvolitischen Regierung erscheinen. Cäsar verdankt seine Erfolge nur seinem starken Heere. Deutlich tritt hier zu Tage, ein wie eminent wichtiger Faktor in «dem Staatswesen da« Heer sei, und wie richtig es ist, da» Heer auf jede Weise zu stärken und zu vergrößern. Bei Livius liest der Schüler, wie unbedingt notwendig die Wcltpolitik und eine starke Flotte ist; die stegreichen römischen Truppen hatten �war die seegewaltigen Karthager aus Sizilien ver- trieben, aber Sicherheit und Frieden konnten erst gewährleistet werden, als man dem Feind auch zur See ebenbürtig gegenüber- treten konnte. Und so lassen die Beispiele, welche unsre Zeit in Parallele mit dem Altertum setzen, sich zahllos häufen. Diese und ähnliche Vergleiche sind nicht etwa ein schlechter Scherz, sondern mit völligem Ernst wurden sie unter dem lauten Beifall der Versammlung vorgetragen. Die Herren Gymnasiallehrer merkten gar nicht, wie sehr sie sich selbst verhöhnten, wenn sie hier- bei vom Verständnis der socialen Verhältniffe faselten, wo es sich um weiter nichts als krassesten Byzantinismus handelt. Uebrigcns ist zur Bethätigung desselben sicherlich nicht das Lesen lateinischer Schriftsteller notwendig; im Geschichtsunterricht läßt sich das alles auch sehr schön machen. Dereinst suchte der Freiheitsgeist des aufstrebenden Bürgertums in der klassischen Bildung Förderung und Stählung. Freiheit, Schönheit, Wahrheit, Gerechtigkeit diese edlen Erscheinungen der Menschenivürde suchte man in der Antike als Schule für eine sklavische Gegenwart. Die alten Republiken spielte man gegen die modernen Monarchien aus, an Tacitus lernte man die Verachtung des Byzantinismus, an Sokrates den Bekenntnismut der Wahr- hafligkeit. Das traurige Geschlecht der heutigen Gymnasiallehrer miß- braucht die humane Bildung, wie man den Religionsunterricht prostituiert: alles tvird so lange gefälscht und gerenkt, bis es für die feilen jämmerlichenWerke der modisch-höfischenNationalerziehung" branchbar scheint. Militärjustiz. Zwei Jahre Gefängnis erhielt vom Kriegsgericht in Landau sPfalz) ein Soldat, der seine Geliebte zu töten versucht hatte; das Mädchen war nur leicht verletzt lvorden, Mit zehn Tagen Mittelarrest kam vor demselben Ge- richt ein Unteroffizier davon, der einen Untergebenen gemißhandelt hatte. Das Würzburger Kriegsgericht verurteilte einen Soldaten wegen unerlaubter Entfernung zu fünf Monaten Gefängnis. Ter Mann hatte sich freiwillig gestellt. Ungedruckte Briefe von Friedrich Engels . ImMouvement Socia liste" veröffentlicht Eduard Bernstein eine Anzahl Briefe von Friedrich Engels , die in den Jahren 1881 bis 1883 geschrieben worden und die bisher noch nicht veröffentlicht worden sind. Sie sind geschrieben anläßlich deS in jener Zeit zwischen den einzelnen französischen Fraktionen schwebenden Parteizwistcs. Die Situation hatte einige Aehnlichkeit mit den gegenwärtig in Frankreich obwaltenden Partei- Verhältnissen. Die damaligen Aenßerungen Engels bekommen so eine gemisse Aktualität und manches dort Gesagte ist vielleicht mit einigen Einschränkungen auf die jetzigen Streitpunkte, welche die französischeu Genossen entzweien, anwendbar. Einige Stellen aus den Engelsschen Briefen sind interessant genug auch für unsre deutschen Genossen. In einem der Briefe(vom 20. Oktober 1382) heißt eS: .... Es scheint, als ob jede Arbeiterpartei eines großen Lands erst einen inneren Kampf überstehen müßte, ehe sie sich voll entwickeln kann. Die deutsche Partei ist das, was sie ist. in dem Kampfe der Lassalleaner und der Eisenacher geworden, in dem es übrigens ohne Beleidigungen und Drohungen nicht abging. Die Einigung wurde nicht eher möglich, als bis die A. B. u. Comp, sich völlig erschöpft hatten. In Frankreich müssen sich die C. D. u. Comp, ebenfalls erst verbrauchen, ehe die Wiedervereinigung möglich ist. Unter diesen Umständen wäre es Verrücktheit, die Einigung predigen zu wollen. Mit Moralpredigen vermag man nichts gegen die Kinderkrankheiten, die unter den gegenwärtigen Umständen ihren Lauf nehmen müssen.... Nichtsdestoweniger haben die Leute deS Kongresses von R o a n n e forlgesetzte und scharfe Kritik sehr nötig. Die revolutionäre Phrase und der stürmische Drang, etwas zu voll- bringen, reißt sie nur zu häufig mit fort.. Aus einem andren Brief(vom 23. November 1882) sei folgende Stelle wiedergegeben: ...Die Schwäche deS zweiten Artikels(eS handelt sich um eine deutsche Publikation) das ist die kindische Idee der zu- künftigen Revolution, welche beginnen werde mit der Thatsache, daß unter der Losung: Hie Welf, hie Waiblingen ! die ganze Welt in zwei Lager geteilt sei: wir auf der einen Seite, und auf der andren dieeine einzige reaktionäre Masse" Das heißt ungefähr: die Revolution habe erst im fünften Akt anzufangen, anstatt im ersten, wo alle OpposttionS- parieien ein Ganzes bilden gegen die Regierung und deren Anhänger, wodurch sie gerade siegreich bleiben. Erst danach scheiden sich die einzelnen siegreichen Parteien mehr und mehr, bis schließlich durch diesen Prozeß die Masse des Volks in unsre Reihen gedrängt wird, und erst dann ist der vielberufene letzte Kampf des R.(Autor des kritisierten Artikels) möglich... In einem Briefe vom 31. August 1383 wird von Engels aus- einandergesetzt, welche Rolle die Staatsform(Monarchie, absolute oder konstitiitionelle, oder Republik ) in den einzelnen Phasen deS Klaffen- tampfS spiele; dort kommen u. a. folgende Sätze vor: ...Also, da die günstigen Umstände und eine alte revo- lutionäre Geschichte die Franzosen unterstützt haben, den Bonapar- tismus zu zertrümmern und die bürgerliche Republik zu errichten, so haben diese uns, den Deutschen , gegenüber, die wir noch in einem Mischmasch von Halbfeudalismus und Bonapartismus stecken, den Vorteil voraus, daß sie schon im Besitz der Form sich befinden, in welcher der Kampf bis zum letzten Ende zu verfolgen ist und die wir andern erst noch zu erstreben haben. Sie haben vor uns also einen großen Schritt voraus. Eine Wiederanfrichtung der Monarchie in Frankreich würde konseqnenterweise einen neuen Kampf erfordern für die bürgerliche Republik . Erhaltung der Republik da- gegen bedeutet eine fortwährende Verschärfung des direkten, un- verschleierten Klassenkampfs zwischen dem Proletariat und der Bourgeoisie bis zur Krisis." Anstand. Schweiz . Zürich , 5. November. (Eig. Ber.) In der gestrigen Volks« a b st i m m u n g hat die radikale Herrschaft gesiegt und ist der Fort- schritt unterlegen. Auf die P r o p o r t i o n a I w a h l d e S Nationalrats fielen 166 056 Ja und 242 448 Nein, auf die Volkswahl des Bundesrats 141 851 Ja und 266 637 Nein. Herrschsucht, Strebertum, politische Charakterlosigkeit, Renegatentum im Bunde mit der großen Masse der gewerbsmäßigen Neinsager und der politischen Unreife weiter Volkskreise haben gesiegt. Eine au- nehmende Mehrheit für beide Jnitiativbegchrcn lieferten die Kantone Uri, Schwyz . Appenzell. Obwalden. Nidwalden , Glarus , Zug. Freiburg und Wallis , für den Proporz allein die Kantone Genf und Lnzcrn, also zusammen 11 Kantone von den 25 für den Proporz und 9 kür die Volkswahl deS Bundesrats. Eine Reihe industrieller Gemeindensowiedcr KreiS III der Stadt Zürich , Aiitzeisiehl, haben innerhalb der ver- werfenden Kantone angenommen. Was nun? ist jetzt die Frage und die Antwort lautet: Obstruktion, konsequente Obstruktion gegen alles, was von dem radikalen Klüngel ausgeht, wobei die Neinlager von gestern zu einem großen Teil die Verbündeten sein werden. Die Radikalen sollen noch manchmal unangenehm an ihren siegreichen 4. Nov. erinnert werden. In Basel wurde auch daS kantonale Proporz» gesetz verworfen und zwar mit 4725 gegen 3846 Stimmen. Im Winterthurer Wahlkreise wurde der politische und socialpolitische Reaktionär, der millionenreiche Fabrikant Snlzer-Ziegler, mit 9241 gegen 5284 Stimmen, die auf unfern Genossen Werner fielen, in den Nationalrat gewählt. Ein Sieg des Geldsacks sowie der Dumm- heit und des Knechtsinns der Arbeiter I Frankreich. Die Demokratisiernng der Armee fördert der Kriegsminister Andrö angelegentlichst dadurch, daß er zahlreiche höhere und niedere Offiziere avancieren läßt, die keine reguläre Ausbildung in den Militärschulen erhalten, sondern von der Pike auf gedient haben.