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«nSdchen hat ein Stearinlicht mitzubringen, das der den Unter- richt haltende Lehrer bei Eintritt der Dunkelheit den Kindern anzündet, so daß es dann aussieht, als wenn daS Schulzimmer illuminiert sei. Die Schulmcidchen der armen Eltern, die den Kindern kein Licht mitgeben können, müssen nun sehen, daß sie von den Mit' schülerinnen etwas Licht bekommen. Der Ort zählt etwa 3000 Einwohner. Für eine Lampe sollte es doch wirklich noch reichen. Aerztliche Wünsche bei der Revision des Kranken» bersicherungs-Gesetzes. So lautete ein Punkt auf der Tagesordnung der letzten Versammlung des ärztlichen Bezirksvereins Leipzig -Land. Nach den gefaßten Beschlüssen begrüßt die Versammlung die Vorschläge der Regierung mit Freuden: namentlich die Neugestaltung der Orts- krankenkasse»- Vorstände. Zur Behandlung von Kranken seien nur approbierte Acrzte zuzulassen. Es soll versucht werden, die freie Arztwahl einzuführen. Die Errichtung vonBetriebS-Krankenkassen soll befürwortet werden. Auch der ärztliche Kreisverein Leipzig , der sich auf die 5kreizhauptmannschaft Leipzig erstreckt, beschloß,"sich im Sinne der bekannten Vorschläge des Regierungsrats Dr. Hofsmann-Berlin aus- zusprechen. Die Aerzte sind in ihrer Mehrheit immer bei der Re- aktion zu finden und doch hätten sie eigentlich sehr wenig Ver- anlnssung dazu. In der Bremische« Bürgerschaft hatten unsr« Genossen folgenden Antrag eingebracht: Die Bürgerschaft erachtet für alle in staatlichen Betrieben be- schäftigten Arbeiter die Festsetzung eines Minimallohns von 4 Mark Pro Tag und eine vorläufig neunstündige Arbeitszeit täglich für notwendig. Bei Vergebung von staatlichen Arbeiten und Lieferungen wird den Unternehmern die Jnnchaltung genannter Arbeitsbestimmungen zur Bedingung gemacht. Für ständige, nicht ruhegehaltsbercchtigte Angestellte ist eine an- gemessene Hinterbliebenen-Versorgung einzurichten. Der Aittrag wurde am 14. November verhandelt und nach anderthalbftündiger Debatte von der liberalen Mehrheit der Bürger- schaft glatt abgelehnt. Die Liberalen halten es für Socialismus, wenn Arbeiter nur neun Stunden täglich arbeiten sollen und dafür 4 M. Lohn bekommen._ Vikkeravifchrs. Almanach deS deutschen Holzarbciter-VerbandS f ü r d a s Jahr 1S01. Im vorigen Jahre erschien von TheodorLeipart, dem zweiten Vorsitzenden des Holzarbeiter-Verbands bearbeitet, ein Kalender in Taschenformat, der für die Arbeiter der dem Verband angeschlossenen Berufe berechnet war. Im zweiten Jahrgang, für das Jahr ISOt bestimmt, hat das nützliche Büchelchen manche Erlveiterung erfahren und es ist zu einem Rat- gebcr gelvorden, der kurz alle' wichtigen Gebiete der Gewerkschaften, der Arbeiterversicherung, der sonstigen Rechtsfragen und der speciellen Fachverhältnisse behandelt. Die Anschaffung des recht hübsch aus- gestatteten Buchs ist sehr zu empfehlen. Gevichcks-Zeitung. Eine Korrektur der Spandaner Justiz. Die Spondauer Gewer begerichtS-Beisitzer waren von dem Maurer Lennne zu einer Zusammenkunft eingeladen worden, die den Ziveck haben sollte, ein besseres Einvernehmen und vor allem eine Belehrung in Rechtsfragen zu erzielen. Da nur 8 bis 10 Beisitzer erschienen, kam es nicht zu einer regelrechten Besprechung. Die Behörde witterte eine Versanimlung, die auf öffentliche Angelegenheiten einzuwirken bezwecke und bedachte Lemme mit einem Strafmandat, weil er dieVersammlung" nicht polizeilich angemeldet habe. Das Land- aericht II erhielt die Strafe aufrecht und führte aus: Es handele sich um eine Versammlung, da eine nicht zu geringe Personenzahl zu einem im Voraus bestimmten Ziveck zusammen gekommen sei. Unerheblich wäre dabei, daß es nicht zur Erfüllung des Zivecks kam. Auch sei eine Einwirkung auf öffentliche Angelegen- heiten anzunehmen. Die Interessen des Gewerbegerich'ts und deffen Rechtsprechung seien öffentliche Angelegenheiteu und eine Einwirkung darauf sei mit jener Besprechung und Belehrung be- absichti�t worden. Lemme hätte deshalb die Zusammenkunft polizeilich anmelden müssen. Auf die Revision des Angeklagten hob das Kammergericht die Vorentscheidung auf und sprach L. mit folgender Begründung frei: Die§Z 1 und 12 des Vereinsgesetzes seien zu Unrecht angewendet worden. Der Vorderrichter habe den Begriff der öffentlichen Angelegenheiten verkannt. Es handle sich hier weder um die Interessen der Gewerbegerichte überhaupt, noch um die Interessen des S p a n d a u e r Gewerbegerichts, sondern ckusschließlich um die Interessen der Beisitzer, also einer begrenzten, durch be- stimmte persönliche Beziehungen mit einander verbundenen Personen- zahl. Durch die Ausbildung für ihr Amt würden s i e gefördert in den Fähigkeiten, ordnungsmäßig bei der Rechtsprechung mitzuwirken. Das sei aber eine Privatangelegenheit,' ivie jede Ausbildung von Beamten, wenn auch möglicher- weise den S t a a t s i n t e r e s s e n dadurch gedient iverde. Da in diesem Falle eine schwierige Rechts- frage zu entscheiden war, wurden auch die Kosten der Verteidigung der Staatskasse auferlegt. Der Raubuiordprozest Krüger wurde an, Freitag zu Ende geführt. Die Geschworenen sprachen den Angeklagten des Mords und des Straßenraubs mit Waffen und Todesfolge schuldig. Der Gerichtshof erkannte hierauf auf die Todesstrafe. würdig an der Verband der Kleinhändler, der auch seinen Profit haben will. Die Zeche bezahlen die Konsumenten. Was ist diesem Kohlenwucher gegenüber geschehen? Seitens der Regierung so gut wie gar nichts. Was kann man auch von einer Regierung erwarten, die getreu dem Grundsatz, daß kleine Geschenke die Freundschaft erhalten, den Grubenbesitzern 2�/2 Millionen durch Frachterlaß giebt und sich dafür ein andermal wieder 12<X>0 M schenken läßt! sLebhafter Beifall.) Wir müssen uns selbst Helsen . zunächst indem wir den Bezug der Kohle im großen in die Hand nehmen. In dieser Beziehung könnten die Gemeinden viel lhun, und wenn die Gemeinden die Frage nicht lösen können, dann muß die Arbeiterschaft selbst ihren Konsum organisieren und durch Konsum vereine Kohlen im großen einkaufen. Will man aber gründlich mit dem Kohlenwucher ausräumen, so bleibt als einziges Mittel die Ver staatlichung der Bergwerke übrig. Natürlich dürfen wir nur dann für eine solche Maßregel sein, wenn den Bergarbeitern das Koalitionsrecht sicher gestellt ist. Bei einer Verstaatlichung der Gruben könnten die Preise nicht so hoch geschraubt werden wie jetzt. es könnte dann nicht in so unverantwortlicher Weise Raubbau ge trieben werden, und auch im Interesse der gesunden Glieder unsrer Bergarbeiter wäre eine Verstaatlichung nicht von der Hand zu weisen. Wenn wir auch das Treiben der Grubenbesitzer scharf verurteilen. so können wir doch von ihnen lernen, was für eine Macht die Einigkeit ist. Möge auch die breite Macht des Volks fich orga nisieren, auf der einen Seite als Konsumenten, auf der andern Seite als Produzenten! Dann wird nicht mehr der Bergmann den Pfennig für sich nehmen und den Thaler in die Taschen der Dividenden schlucker schicken, nein, dann wird es heißen: Dem, der die Arbeil thut, den Thaler und dem, der nichts thut, der seine Hände faul in den Schoß legt, auch nicht einen Pcnnig l Dem mit lebhaftem Beifall ausgenommenen Vortrage folgte eine rege Diskussion, in welcher namentlich die Genossen R u p p und S a b l o tz k i aus eigener Erfahrung das Treiben der Grubenbarone und die elende Lage der Bergarbeiter schilderten. Einstimmig nahm die Versammlung die bekannte, in den Berliner Parteivcrsammlungen gefaßte Resolution mit der Acndraing an. daß bei der Forderung der Verstaatlichung der Bergwerke hinzugefügt wurde:unter Wahrung der'vollen'Koa litionsfreiheit der Bergarbeiter", und daß ferner als neuer Punkt die Organisation des Bezugs durch Konsumvereine gefordert wurde. Ebenso gelangte einstimmig eine von B a a k e und Hirsch eingebrachte Resolution zur Annahme. die das Verhalten der bürgerlichen Stadtverordneten Charlottenburgs gegenüber dem von unsrer Seite eingebrachten Antrag auf Bezug von Kohlen durch die Gemeinde niißbilligt und die Anivesenden ver- pflichtet, mit aller Kraft für eine Stärkung der Socialdemokratie im Stadtparlament einzutreten. Nachdem noch Genosse Dr. B o r ch a r d t zum Beitritt in den Konsumverein aufgefordert hatte, schloß der Vorsitzende Sellin die imposante Versammlung niit einein brausenden Hoch auf die Socialdemokratie. Die Dekateure hielten am Mittwoch bei Feuerstein eine öffenb liche Versammlung ab, in der berichtet wurde, daß in letzter Zeit Arbeiter gemaßregelt worden sind, welche sich hervorragend für die Organisation bethätigen und daß weitere Eittlassungen unliebsamer Arbeiter im größeren Umfange von den Unternehmern geplant werden. Von mehreren Rednern wurde angeführt, daß verschiedene Unter nehmer außerdem wahrscheinlich auf Anregung in ihrer Ver einigung auch in andrer Weise recht provokatorisch vorgehen, an- scheinend um die Arbeiter in der gegenwärtig stillen Geschäfts konjunktur in einen Streik zil drängen.->tach einer längeren Diskussion über die derzeitigen Arbeitsverhältnisse wurde den Gemaßregelten die volle Unterstützung zugesichert und dem Vorstand der Filiale III des Textilarbeiter-Verbands aufgegeben, das weitere Vorgehen der Unternehmer zu beachten und eventuell die geeignete» Maßnahmen zu treffen. Einer herben Kritik wurden sodann noch die Lohn- und Arbeitsbedingungen bei der Firma Gottschalk u. Laske unter- zogen. Es wurde u. a. behauptet, daß nicht nur die Arbeitszeit eine außerordentlich ausgedehnte ist und entgegen den Abmachungen mit der Uuternehmer-Vereinigung vielfach die höhere Bezahlung der Ueberstnnden verweigert wird, sondern daß den Arbeitern auch sonst bei dieser Firnia eine ganz unwürdige Behandlung zu teil wird. Eine Branchenvcrsammlung der Parkettbodenleger tagte am 13. d. M. im Gewerkschaftshaus, lieber die Regelung deS Arbeitsnachweises entspann sich eine lebhafte Debatte und nmrde folgender Antrag angenommen: Die Kollegen sind verpflichtet, sich am ersten Tage der Arbeitslosigkeit auf dem Arbeitsnachweis zu melden und einen Tag um den andern sich dort zur Konirolle zu stellen. Sollte ein Kollege eine Karte vom Arbeitgeber erhalten, io ist die- selbe dem Arbeilsnachweis zu übermitteln, damit es dem Arbeits' vennittler überlassen wird, solche Angelegenheit nach seinen Verbands' Vorschriften zu regeln. Die Versammlung war von ca. 100 Mann besucht._ China . VevsÄmmtungen. Ucber den Kohlcnwucher, die Arbeiterfrauc« und die Socialdemokratie sprach Genossin Käte Duncker ans Leipzig am Donnerstag in einer von Männern und Frauen äußerst zahlreich besuchten Volksversonunlung in der Gambrinusbrauerei zu Char- lotteuburg. Rednerin tvies in ihren 1>/estLndigen, oft von lebhaftem Beifall ünterbrochcneli, interessanten Ausführungen an der Hand eines reichhaltigen Materials die großen Gefahren nach, die nament- lich dem Proletariat aus dem Kohlenwucher erwachsen. In natür- lichen Verhältnissen sei die Kohlennot nicht begründet, denn unsre Kohlenbergwerke könnten die Bedürfnisse vollauf noch auf 100 bis 200 Jahre hinaus befriedigen. Der Grund der Kohlennot sei der, daß die Kohle, die das Gemeingut aller sein sollte, sich in der Hand von ganz wenigen Leuten befinde, die sich noch dazu zu Syndikaten zusammengeschlossen hätten, um auf diese Weise den Arbeitern und Konsumenten ihre Bedingungen diktieren zu können. Diese Kohlenmagnaten schränkten die Förderung künstlich ein. Aber nicht genug damit! In einem Moment, wo infolge des Kohlenmangels der deutsche Arbeiter feiern muß, wo in Dresden zum Beispiel sogar die Schulen geschlossen werden mußte», da führen die deutschen Kohlenbarone Kohle ins Ausland, und zwar in viel größerem Maße als in den Jahren znvor. tPfui!) Arbeiter, die die Arbeit niederlegen, um bessere Lebensbedingungen zu erlangen, werden als vaterlandslose Gesellen bezeichnet, aber Kapitalisten, die so künstlich den Kohlenwucher erzeugen, sind die Stützen unsreS Vaterlands, das sind diejenigen, die im Flottenverein die erste Violine spielen.(Sehr gut!) Und der gute Vater Staat giebt den Kohlenbaronen sogar noch eine Prämie dafür, daß sie die Kohle ins Ausland schaffen.' Die 2Vs Millionen, die die Eisenbahn- Verwaltung den Kohlenbaronen durch Frachterlaß geschenkt hat, muß natürlich der Steuerzahler aufbringen. Die Jntereffenten behaupten, daß die Kohlenteuerung nur den horrend gestiegenen Löhnen und der Faulheit der Bergarbeiter zuzuschreiben' sei. Das ist nicht der Fall. Im Gegenteil, in horrender Weise sind die Dividenden der Aktionäre gestiegen, während die Arbeitslöhne nur eine geringe Aufbesserung erfahren haben, und auch das nur infolge gesteigerter Arbeitsleistung des einzelnen. Neben den Grubenbesitzern versieben cs auch die Großhändler, einen Teil des Profits in ihre Tasche fließen zu lassen, und dem Ring« der Großhändler schließt sich Amerika fügt sich. So bekundet wenigstens der Telegraph. Die Union habe die Schleifung der Forts v o n T a k u, die Unterhaltung einer ständigen S ch u tz t r u p p e für die Gesandtschaften und die Anlegung von M i l i t ä r st a t i o n e n zwischen Peking und dem Meeregebilligt". Das soll wohl heißen, daß Amerika momentan keine Möglichkeit sieht, die Khalithorheiten der Mächte zu paralysieren. Wie eS über das Vorgehen der Mächte denkt, bewies die Zurückziehung seiner Truppen, die Antwort auf Delcassss Vorschläge und beweist seine allgemeine Haltung denFriedensbedingungen" gegenüber. Englische Scharfmacherei. DerStandard" meldet aus Shanghai vom 14. d. M.: Der V i c e k ö n i g in Wu tschang Tschangtschitung soll be- schäftigt seim noch 10000 Mann mobil z u m a ch e n. Er bat dem Vicekönig L i u k u n j i in Nanking vorgeschlagen, ihre Truppen zu vereinigen und gemeinsam den Verbündeten entgegen zu st eklen, falls letztere die I a n g t s e- H ä f e n als Basis' von Operationen gegen Schensi benutzen sollten. Die chinesischen Behörde» in Sutschonfn bei Shanghai treiben von allen dort ansässigen wohlhabenden Chinesen große Summen Geldes ein. Nach Meldungen der Morgenblätter aus Shanghai vom 14. d. M. besagt ein Bericht auS zuverlässiger chinesischer Quelle, daß Prinz T u a n und General Tungfuhsiang in Kansu die Fahne des Aufstand» erhoben haben. DenDaily News" wird dagegen aus Shanghai vom 14. No- vember gemeldet: Der Taotai Scheng teilt mit, er habe heute ein geheimes Edikt empfangen, durch welche? die Prinzen Tuan und Tschuang zu lebenslänglicher Gefängnis st rafe und D u h s i e n zur Verbannung und Zwangsarbeit ver- urteilt werden. Sie werden nach der äußersten Grenze des Reichs gesandt werden. Tschaotschutschao ist abgesetzt worden. Die Verfahrcnheit der Lage erhellt aus einem Artikel desMatin": Der chinesische Gesandte Dukeng sagte einem ,Matin"-Milarbeiter. die Mächte wissen zur Zeit nicht, mit wen: sie verhandeln. Li-Hung-Tschang und seine Kollegen seien völlig ohnmächtig. Leisten sie Wider- stand, so setzen sie sich Härten seitens der Mächte aus; geben sie nach, so ist ihr Geschick am chinesischen Hof besiegelt. Ihre Unterschrift unter einem Vertrage wäre eine Förmlichkeit, keine Lösung. Eine der Bedingungen Europas wäre das Waffen« einfuhrverbot; dieses sei jedoch unausführbar. Das einzige, was Europa zu thun habe, sei, den Kaiser nach Peking zurück- zubringen und die Äaiserin-Witwe unschädlich zu machen: alles andre sei nutzlos. Dieser gute Rat. deffen Ausführung übrigens die Chinakriie auch keineswegs beseitigen würde. läßt sich nun allerdings nicht so leicht befolgen. Die Kaiserin soll nämlich eine Flucht nach Tscheng-l-u(Provinz Szetscheinan) beabsichtigen. wohin sie vermutlich den Kaiser mitnehmen wird. Die Jagd auf den chinesischen Hof könnte sich bei den Dimensionen des Rieienreichs sehr lange ausdehnen. Die beabsichtigte Flucht des Hofs wird auch durch folgende Nachricht desDaly Telegraph" be- stätigt: DemDaily Telegraph " wird aus Shanghai vom 14. November gemeldet: Zuverlässigen Privatmeldungen aus Tschangking zufolge hat Prinz Tuan den Provinzialbeamten von Tschengtu den Befehl gegeben, schnell für den Empfang der Äaiserin-Witwe Vorbereitungen zu treffen. Abzug der Japaner. DieKölnische Zeitung " meldet aus Petersburg , der dortige erste Sekretär der japanischen Gesandtschaft äußerte einem Berichterftatler derRossija " gegenüber, daß die japanische Regierung gleichfalls beschlossen habe, ihre Truppen aus Peking zurückzuziehen. Der Beschluß soll ver« w> r k l i ch t werden, sobald die Verhandlungen darüber zu Ende ge- führt sind, wieviel Soldaten in der Residenz zum Schutz der Ge- sandtschasten zurückbleiben sollten. Wenn über diesen Punkt eine Einigung zu stände gekommen, würden die japanischen Truppen so- fort in die Heimat befördert. Nach Ansicht Japans würden bestimmt die bis zum Frühjahr dauernden Friedensverhandlungen be- schleunig«, wenn alle Mächte dem Beispiel Rußlands folgte«. Letzte Meldungen. Washington . 16. November.(Telegramm deSRenterschen Bureaus") Der hiesige chinesische Gesandte erhielt ein Kabel- telegramm des Taotär Schang folgenden Inhalts: Ein voni 13 November datiertes kaiserliches Dekret entkleidet die Prinzen Tuan und Tschwang ihres Rangs und ihrer Aemter und befehle. daß beide aus Lebenszeit gefangen gesetzt werden. Das Dekret ordne ferner an. daß Prinz Jih und der Prinz zweiten Grads Jing gefangen gesetzt werden, daß der Prinz zweiten Grades Lien seines' Ranges entkleidet werde, daß der Herzog Thailan und Jingnien im Range herabgesetzt werden, daß Tschaotschnschiao degradiert, aber als Be- amter beibehalten werde, und daß Jühsien nach der fernsten Landes- grenze verbannt werden soll. Bezüglich Äangjis heißt es in dem Dekret, daß. da er ja todt sei. keine Strafe mehr über ihn verhängt werden könne._ Uetzke Nschvichkett und Depesttzen. Die Beerdigung der Opfer des Offenbacher Eisciibahnnnglücks. Offenbach a./M., 16. November. Zu der Beerdigung der Opfer des V-Zug-Brands, die heute nachmittag stattgefunden hat, war der Andrang deS Publikums ein ungeheurer. Die elf einfach geschmückten Särge waren in der Leichenhalle aufgebahrt. Die Feier begann um 2l/, Uhr mit der Einsegnung der Leichen der beiden Russen durch den ErzPriester Protöpopoff. Nachdem sprach der katholische Geistliche Peter für den verstorbenen Dr. Fuchs aus Homburg und nach diesem der evangelische Geistliche Zauditz. Am Grabe sprach noch Rabbiner Dr. Goldschmidt und Eisenbahn -Präsident Thome, welcher mehrere Kränze niederlegte zum Zeichen tiefsten Schmerzes, von dem die Eisenbahndirektion zurch das Eisenbahnunglück erfüllt worden sei. Explosion. Auerbach i. B., 16. November. (B. H. ) Heute nachmittag änd in der Deutschmühle, welche in das Terrain deS Eisenbahn - Erweiterungsbaues hineinragt, eine Dynamitexplosion statt. Zwei Personen wurden dabei zerrissen, eine verwundet. Die in der Nähe befindliche Mühle wurde demoliert. Französische Deputiertenkammer. Paris , 16. November. In der heutigen Nachmittags-Sitzung interpellierte der Socialist Coutant wegen des Eisenbahn- Unglücks bei Choisy- le- Roi. Redner verlangt Bestrafung der Eisenbahn- Gesellschaft, welche dadurch. daß sie die Zahl ihrer Beamten zu sehr verringert habe, die wahre chuldige sei.(Beisall auf der äußersten Linken.) Coutant bringt eine Tagesordnung ein. in welcher gefordert wird, daß die Eisen« bahn-Gesellschaften zu Maßregeln gezwungen werden sollen, welche zur Gewährleistung der Sicherheit der Reisenden erforderlich seien. Der Minister der öffentlichen Arbeiten, B a u d i n, erwidert, die amtliche Untersuchung betreffend das Eisenbahnunglück bei Choisy- le-Roi sei eingeleitet. Der Minister erklärt, er sei entschlossen, alle chuldigen gerichtlich zu verfolgen und nimmt die TageS» o r d n u n g C o u t a n t S an. Dieselbe wird darauf auch von der Kammer angenommen. Pourquery interpelliert darauf wegen der Wieder« röffnung einer Kapelle der Jesuiten . Der Minister» Präsident Waldeck-Rousseau erwidert, wenn er nicht die Dekrete vom Jahre 1880 in Anwendung gebracht habe, so liege das daran, daß die Gesetzgebung in dieser Materie ohnmächtig sei. Die erst aufgelösten Kongregationen hätten sich von Neuem gebildet. Die Regierung habe Gesetzentwürfe etrefsend die Kongregationen eingebracht; die Kammer werde in nächster Woche über dieselben abslinmien können. Der Deputierte Cbawonnat bringt eine Tagesordnung ein, welche besagt, die Kammer rechne darauf, daß die Regiening das ihrige dazu beitrage, daß die Abstimmung über das Gesetz betreffend die Assoziationen zu einem günstigen Ergebnis führe. Diese TageS- ordming, welche Waldeck-Roussean annimmt, wird sodann auch von der Kammer mit 316 gegen 1S2 Stimmen angenommen. DaS nene Gesetz Millerands. Paris , 16. November. Die n a t i o II a l i st i s ch e n Blätter kritisieren den vom Handelsminister Millerand ausgearbeiteten Gesetz« enlwurf über die ob�ligatorisckien Schiedsgerichte in der schärfsten Weise. Sie erklären, daß insbesondere die Be« timmnng betreffend die Ausstände eine geradezu uncrirägliche Ver- lctzung der individuellen Freiheit bilde. Die nationalistischen Blätter drücken gleichzeitig ihr Erstaunen darüber aus. daß Ministerpräsident Waldeck-Rousseau einem derartigen Gesetzentwurf seine Zustimmung gegeben habe. Wettbewerb der Nationen? GlaSgow , 16. November. (W. T. B.) Roiebery. welcher Rektor der hiesigen Universität ist. hielt an die Studenten eine Ansprache, in der er sich überdas Britische Reich" aussprach. Er führte aus: Die Engländer, welche einst eine Art Monopol besaßen, hätten jetzt um ihre Existenz zu känipfen. Das zwanzigste Jahrhundert werde eine Periode scharfen, ja fast erbitterten Wettbewerbs unter den Nationen sein, und zwar wahrscheinlich noch mehr auf dem Gebiete der Werke des Friedens als des Kriegs. Die Nation müsse daher noch kaufmännischer werden, ganz gleich, ob es sich um Krieger, Kausleute oder Staatsmänner handle. Berlin , 16. November. (B. H. ) Die hiesige russische Botschaft teilt über daS Befinden deS Zaren mit. daß nach dem letzten, hier eingetroffene» Telegramm die Krankheit in»nlder Forin aufgetreten ist und bis jetzt einen ganz regelmäßigen und günstigen Verlauf nimmt. Bukarest , 16. November.(Mord- und Komplottprozeß. Fortsetzung.) Alexow, der der Mitschuld an der Ermordung deS Pro- effors Michaileanu angellagt ist, erklärt, er sei ein macedonischer Rumäne. Auf Anfsorderung Trifanows sei er in die geheime Gesell- chaft eingetreten. Er habe von Jkonow dessen wahren Namen er a»- angs nicht gekannt habe,«in Paket mit Gift sowie einen Brief erholten, in welchem von der Todesstrafe, die das Komitee über Trifanow ver- hängte, die Rede war. Dimitrow teilte dem Jkonomow mit. er wolle Michaileanu, ferner einen angeblichen türkischen Spion Jaschar und einen andren Bulgaren töten. Auf die Frage, warum er dies der Polizei nicht angezeigt habe, erklärie der Angeklagte, er habe e» auS Furcht vor dem macedonischen Komitee unterlassen, daS die Verübung des Verbrechens angeordnet habe. vtraktwortlich» Redactem: D».«eora Gradnaurr in Groß-Ltchterselde. Für den Inseratenteil verantwortlich:»h.«locke in Berlin . Druck und Verla» von Mar Babing In Berlin . Hierzu» Beilagen.