Voksles. Zweiter Wahlkreis. Die Parteigenossinnen und Genossen werden aus die am 20. d. M.. abends S Uhr. Friedrichftr. 23«(früher Marlens) stattfindende Versammlung noch besonder» aufmerksam gemacht. Genosse Göhre, Pastor a. D., spricht über„ C h r i st e n. tum und Socialdemokratie'. Recht zahlreichen Besuch erwarten_ Die Vertrauensleute. Zu der gegen den Stadtverordnete» Marggraff verübten MajestatSbeleidignngS-Denunziatton meldet die.vottS-Zeitung', datz die Denunzianten in den Kreisen der Berliner Frommen zu suchen sind, denen der Stadtverordnete Rechtsanwalt Marggra wegen seiner Führerschaft in der liberalen kirchlichenBe» w e g u n g in Berlin verhaßt ist. Merkwürdigerweise ist von der Einreichung der Denunziation wegen Majestätsbeleidigung gegen Herrn Marggraff dem Stadtverordneten-Vorstehcr Dr.Langcrhans durch ein »Stockmann' unterzeichnetes Schreiben vom 12. Nov. 1900 Kenntnis gegeben worden. Nach Ausweis des Berliner Adreßbuchs giebt eS in Berlin ungefähr 30 Personen des Namens Stockmann. Trotzdem braucht noch keine dieser Personen mit dem Denunzianten gemein» same Sache gemacht zu haben. Denn es ist nicht ausgeschlossen, daß der Name von einem andren mißbräuchlich unter die dem Stadt derordneten-Vorsteher zugegangene Anzeige gesetzt worden ist. Interessant für die Beurteilung der Motive des Denunzianten dürste ein anonymer Brief sein, den der Stadtverordnete Marggra am Sonnabend, den 10. November d. I., an dem Tage vor den ollgemeinen Kirchenwahlen in Berlin . erhalten hat. ES wird darin deutlitb zum Ausdruck gebracht, daß er als„Häuptling der Liberalen' durch diese Denunziation wegen Majestätsbeleidigung konipromittiert und.beseitigt' werden solle. Nach diesen Mitteilungen scheint das Berliner Kirchentum ja liebliche Blüten zu treiben. Unter den„Liberalen ' finden sich, wie die„Kreuz« Zeitung' feststellte. Personen. die auf dem Wege der Sä l s ch u n g e n Stimmen werben, und orthodoxe Zeloten beschmutzen ch durch die niedrige Denunziation eines ihrer Gegner. Und da wundert man sich, daß die Arbeiterschaft Berlins von kirchlichen Dingen nichts wissen Willi Mit dem Elend der Berliner Briefträger wird sich der Reichstag auf Grund einer Eingabe zu befassen haben. Die f etenten weisen darauf hin, daß die Postboten jetzt lediglich auf ein agegeld von 2,50 M. angewiesen sind, womit sich selbst in einer kleinen Stadt kaum auskommen läßt, geschweige denn in Berlin angesichts der hohen Mieten und der gesteigerten Preise aller Lebens mittel. Nach der ersten Zulage beträgt das Monatsgehalt eine» Postboten 78 M. Von dem üblichen WohnungSgeldzuschuß sowie der Teuerungszulage ist diese Beamtenkategorie bis jetzt gänzlich ausgeschlossen, so daß daß Einkommen eines Berliner Briefträgers in den ersten Jahren seiner Thätigkeit kaum den ortsüblichen Tage» lohn erreicht. Dabei hat ein erheblicher Teil der Postboten noch für eine Familie zu sorgen. Die Briefträger ricktcn nun an den Reichstag daS Ansuchen, falls eine allgemeine Erhöhung der Tagegeld sätze nicht durchgeführt werden kann, ihnen mindestens eine Teuerungszulage zu gewähren. Zum Achtuhr-Ladenschluff. Der„Verein Berliner Lederhändler hat in seiner gestrigen Generalversammlung nahezu einstimmig den Achtuhr-Ladenschlnß beschlossen und den Vorstand beauftragt, an das königliche Polizeipräsidium zwecks Durchführung dieses BeschluffcS eine Eingabe zu richten. Bemerkenswert ist, daß die Anregung zu dem Vorgehen von den„ChefS " ausgegangen und dieses die erste Korporation in Verlin ist, die den Achtuhr- Laden schluß in ihrer Branche einführt. Der Kaiser und daS Kirchenpatronat drS Magistrat». Die katholische„Mark. Volksztg.' spottet über den Magistrat hiesiger königlicher Haupt- und Residenzstadt:„Der Berliner Magistrat ist den hohen staatlichen Behörden und dem Hofe gegenüber ini allgemeinen allerdings weit loyaler, als die rauhbeinigere Stadtverordneten- Versammlung; aber im Interesse des guten Einvernehmens mit letzterer darf auch er die freifinnig manneswürdigen Traditionen doch nicht so ganz und gar außer �Hebung setzen. Daß er daS nicht außer acht läßt, erfährt nian «beu aus dem städtischen Verwaltungsbericht über daS Jahr 1898. in welchem der Hofprediger F a b e r vom Käser zum General- superintendenten und„Probst an der St. Nikolai» und St. Marienkirche' ernannt wurde. Für letztere Stelle hat der Magistrat daS Patronat, und er nahm auch die Bestallung vor: aber er beklagt sich,„daß ihm nicht, wie in früheren Fällen. Zeit und Gelegenheit gegeben worden sei, seine Wünsche in Bezng auf die für daS gesamte kirchliche Leben der Stadt Berlin so hochivicklige An- gelegenheit zum Ausdruck zu bringen'. Welchen Eindruck diese„ge- treueste' Verwahrung an betteffeuder Stelle gemacht hat— steht nicht dabei.' lieber Bestechungsversuche in der Gternberg-Uffaire weiß „Die P o st" recht interessante Einzelheiten zu melden. Danach ist der Metteur der Druckerei des Blatts, Herr G r o t h. in der Nacht zum Donnerstag dieser Woche von einench Herrn, der sich T a n n e r nannte,-ingeladen worden, sofort oder nach Beendigung seiner Arbeit in einem Weinrestaurant in der Wilhelmstraße zu erscheinen, wo auch der ExpeditionSchef de» Blatts anwesend sei. AI « Herr L r o t h ahnungslos der Einladung entsprochen hatte, fand er zu seinem Erstaunen den Expeditionschef Großcourt nicht vor. Wohl aber fand er. so berichtet die.Post' wörtlich weiter, im Wein- restaurant den Jnseratenagentcn W o l f f, den er von früher her kannte, und deffen Frau sowie einen Herrn, der ihm als Assessor O b st vorgestellt wurde. Die Herren ließen Sekt und Cigarren vor- fahren und gingen gleich in mockiss reo und auf ihr Ziel loS. Nachdem sich Herr Tanner und Frau Wolff in ein andres Zimmer begeben hatten, versprach der al» Assessor Obst vorgestellte Herr sofort Herrn Groth dreihundert Mark, wenn er den Namen deS Verfassers des Leitartikels nenne, den die„Post" in Nr. 634 über die Sternberg-Affaire gebracht hat. Eine nicht mißzuverstehende Bewegung nach der Brieftasche zeigte die Bereit- Willigkeit, sofort die genannte Summe zuzahlen. Als Herr Groth darauf hinwies, daß dies gegen seine Pflichten verstoße und ihm große Un- annehmlichkeiten eintragen könne, suchten ihn die Herren durch weitere Versprechungen zu ködern. Solche Stellung, wie er sie gegenwärtig habe, könnten sie ihm sofort besorgen und für alle Unannehmlichkeiten und etwaige pekuniäre Nachteile werde er reichlichst entschädigt werden. Die» solle in einem n o t a- riellen Kontrakt niedergelegt werden. Es solle über- Haupt für seine ganze Zukunft gesorgt werden. Herr Groth suchte auszuweichen. er sei überhaupt im unklaren, welchen Srttkel die Herren meinten. Darauf besuchten die Herren gemeinsam daS Cafö Klose, wo Herr Wolff den betreffenden Artikel Herrn Groth über den Tisch reicht«. Da Herr Groth nicht zu wissen vorgab, w e r der Verfasser diese» Artikels sei. bat ihn der Herr„Assessor", am nächsten Morgen — also Donnerstag um>/»9 Uhr wieder mit ihm im Cafö Klose zusammentreffen. Bis dahin sollte sich Herr Groth aus den ab- gelegten Manuskripten Gewißheit darüber verschafft haben, wer diesen den Prozeß deS Angeklagten Sternberg beleuchtenden Artikel geschrieben habe. Zur vereinbarten Stunde sandte Herr Groth dem im Cafö Klose wartenden„Assessor Obst" einen Dienst- mann mit einem Zettel, der nur die Worte ent« hielt:„Kann und will indieserSach» keine Au». kunft geben!" So dte vom Stummblatt mitgeteilten Thatsachen, die gewiß Aufsehen erregen werden, und um deren sittlichen Wert es ähnlich bestellt ist, wie um die Spionierereien in der»BorwärtS"-Redaktion. die die .Post' sich vor«inigen Jahren mit mehr Eifer al» Glück allerding« behaglich zu nutze machte. Das Blatts begleitet seine heuttgen Mitteilungen mit AuS« drücken tiefster Entrüstung und fordert, daß der TerroriSmus, den die Millionen der allmächtigen Scharfmacherklique— pardon, die Millionen eine? Sternberg ausüben, gebrochen werde. Weiter meint das Blatt:„Wir zweifeln nicht daran, daß ähn- liche Anenbietungen, wie an unsren Metteur, auch an andre Be- amte ergangen sind oder noch ergehen werden. Hoffentlich findet der Bestechungsversuch überall dieselbe scharfe Zurück- Weisung, und die Preffe und durch sie der hohe Gerichtshof kommt allmählich in die Lage, die Namen der Männer zu kennen und fe st zunageln, die sich auf solche Weise ihren Sekt verdienen.' Das wird jeder anständige Mensch wünschen. Bedauerlich bleibt. daß die„Post' selber sich nicht daran gemacht hat, die beiden für die Beurteilung und Aufhellung der Sternberg-Affaire außerordent- lich wichtigen Ehrenmänner auf frischer That zu stellen. Es wäre doch, so weit aus den Mitteilungen der„Post" ersichtlich, allem Anschein nach ziemlich einfach gewesen, die Polizeibehörde sofort von der Angelegenheit zu benachrichtigen, und am Donnerstagmorgen statt des harmlosen DiensttnannS unter geschickter Führung des Herrn Groth ein paar Kriminalbeamte inS Cafö Klose zu schicken. Daß solche» nicht geschehen, erscheint uns als eine schwer zu entschuldigende Unterlasiungssünde.— Eine Einkaufskommission für den Verband der K o n s u m- vereine der Provinz Brandenburg soll in nächster Zeit hier in Berlin gebildet werden. Auf die Anregung des Berliner Konsum- verein» ist von der VerbandSdirektton der schon oft ins Auge ge- faßte Plan des gemeinschaftlichen Einkaufs auf dem Börsentag. den die Vertteter der im Verbände vereinigten Konsumvereine kürzlich abhielten, zur nochmaligen Verhandlung vorgelegt worden. Das Vorhaben fand allgemeine Zustimmung: es zeigte sich, daß die leitenden Kräfte der älteren Vereine vollauf die' Bedeutung eines solchen Schritts zu schätzen wußten. Bei der Besprechung ivurde auf die einschlägigenVerhältnisse hingewiesenund betont, daßma'n sich im Anfang darauf beschränken müsse, gemeinsame Bezugsquellen zu schaffen und einheitliche Einkaufspreise zu erzielen. Durch die allmähliche Weiter entwickeluug könnte man dann dazu kommen, in Berlin ein Centrailager zu errichten. Auch wurde betont, daß man so- viel als möglich die Vermittlung der Hamburger Großeinkaufs- Genossenschaft benutzen werde. Den Anfang sollten die in und um Berlin ansässigen Vereine machen. Eine Kommission, bestehend au» fünf Vereinen, und zwar dem Konsumverein„Biene'-Berlin , den Konsumvereinen Brandenburg und Friedrichshagen , dem Berliner Konsumverein und dem Verein Bcrlin-SLd, wurde mit den Vorarbeiten beauftragt. Die ersten drei ge- hören dem Verband an. Man hofft, daß es bald gelinge, das Vor- haben zur praktischen Ausführung zu bringen. Die Konkurrenz der Blinden . Eine Deputation an den Oberbürgermeister hat die Berliner Bürstenmacher« Innung abgeordnet. Es wurde dem Stadtobcrhaupte gegenüber wegen der Konkurrenz Klage geführt, welche die Zöglinge der städti- scheu Blindenanstalten, die sich zum großen Theil mit der Biirstenfabrikation befassen, den selbständigen Berliner Bürsten- niachern bereiten. Besonders beschwerten sich die unter Führung ihres Obermeisters erschienenen JnnungSmitglieder darüber, daß die Blindenarbeit zu billigeren Preisen abgegeben werde, als 'ie von den mit Steuern und andren Unkosten belasteten Handwerkern geliefert werden könne. DaS Bürstenmacher- Gewerbe leide, so Ivurde von der Deputatton ausgeführt, um so mehr unter der Konkurrenz der Blinden , als dos kaufende Publikum schon aus H'imanitätsrücksichten die Blindenarbeit bevorzuge. Ter Ober- bürgermeister erklärte, der Angelegenheit nähertreten zu wollen, ohne edock der Deputatton eine bestimmte Zusage im Sinne ihrer Wünsche zu geben. DaS Ehrrnbürgerrecht ist dem Stadtschulrat Bertram in geheimer Sitzung der Stadtverordnete»- Versammlung gegen die Stimnien der socialdemokratischen Fraktion und der Fraktion der Neuen Linken verliehen worden. Etenerbchörde und Straßenbahn. Eine eigentümliche Ant- wort erhielt der Grunddesitzerverein Nordost, welcher bei der hiesigen Steuerbehörde wegen Errichtung emer Stempelsteuer-Verteilungstelle vor dem Landsberger Thor vorstellig geworden war. Das Gesuch wurde damit begründet, daß der ganze ausgedehnte und stark bebaute Nordosten keine derartige VetteilungSstelle besitze und daß die vielen Tausende von Anwohner« im Bedarfssalle bis zur nächsten Distributioii Entfernungen bis zu einer halben Stunde zurückzulegen haben. Die Antwort des Steuerdirektors lautete dabin, daß die Behörde das BedürsiiiS für eine neue Stempel- verleilungsstelle nicht anerkennen tonne, um so weniger, als die Anwohner mit Hilfe der Straßenbahn ganz bequem die nächste Dcstributton in der Landsbergerstraße erreichen könne» 1 1 Der genannte Grundbesitzerverein verttitt aber die Ansicht, daß die Steuerbehörde nicht das Jntcreffe der Großen Berliner Straßen bahn, sondern dasjenige der Allgenieinheit wahrzunehmen habe. Er will weitere Schritte zur Erlangung einer DestributtonSfiliale für die nordöstliche Vorstadt unternehmen. Gegen das Rabatt- System hat die Berliner Fleischer- Innung in ihrer letzten Versammlung Stellung genommen. In den Schlächterläden sollen Plakate zum Aushang komnien, in denen ausdrücklich darauf hingewiesen wird, daß der Rabatt in Fortfall kommt. Die Bäcker haben ein ähnliches Borgehen in Aussicht ge- nommen. Von einem scharfen Vorgehen der Behörde« gegen die Anarchisten berichten die Zeitungen. Danach ist der Redacteur der eilschrift„Neues Leven', Tischler Otto Alb recht, aus Anlaß der letzten Konfiskation des Blatts verhaftet worden. Die Verhaftung erfolgte wegen eines im„Neuen Leben" ver- öffentlichten Artikels mit der Ueberschrift»Polizeidiltatur'. Die •estnohme des StedacteurS geschah in seiner neuen Wohnung in der . ruchtstratze 22 zu Berlin . Albrecht ist nach Moabit in Untersuchungs- aft gebracht word«u Ans der Unfallstatton. Uns wird berichtet: Am Donnerstag. den 8. November, kam der Kutscher Albert Heinecke, Alt-Moabit 73 wohnhaft, nach der Unfallstation Alexandrineustr. 81. um bei seinem chwcren Bruckleiden— der Bruch war ausgetreten— hier Hilfe zu uchen. Der Patient kam um'/zg Ubr nachmittags auf die Unfall- Station und wurde von hier>/«S Uhr mit dem Krankentransport- wagen nach der Klinik der Unfallstation am Mariannenplatz geschickt, weil der Arzt in der Unfallstation einen operativen Eingriff für notwendig hielt. Hier blieb der Pattent bis Ve6 Uhr, ohne daß ein Arzt ihn untersuchte oder Linderung in seinem Leiden verschaffte. Der Kranke entfernte sich deshalb kurz entschlossen, ließ sich mittels Droschke heimbringen und Herrn Dr. Wolf rufen, der in einigen Minuten den Bruch zurückbrachte und den Pattenten somit von seinen Leiden befteite. Kometen und Sternschnuppen heißt der Vortrag, den der Direktor der Trcptow-Sternwatte Herr G. F. llrchenhold heute abend in Keller» Festsälen. Koppenstraße. hält. Der Bortrag wird von zahlreichen Lichtbildern begleitet. Da außerdem vor dem Vor- trag und während der Pausen ein großes Jnstrumentalkonzert statt« indet(stehe heutige» Inserat), sowie ferner künstlerische Borttäge auf dem Mustel-Harmonium(erste öffentliche Vorführung) ge- halten werden, so dürfte der Bestich ein so zahlreicher werden, daß der gute Zweck, einen Betrag zum Baufonds der Freireligiöse» Gemeinde zu erwerben, damit erreicht wird. Ans der Sternwarte Urania findet heute und an den 'olgenden Sonnabenden von S Uhr ab ein astronomischer Abend tatt. Derselbe soll denjenigen, die sich für die gegenwärtig ficht- iaren Objekte besonders interessieren, Gelegenheit bieten, dieselben eingehender und ungestörter zu studieren, al» e» sonst bei stärkerer Inanspruchnahme der Sternwarte möglich ist. Die Anzahl der Teil- nehmer darf höchstens 20 betragen. Als Eintrittspreis wird 1 Mark erhoben. Eine Elite-Matinee der Jntemationalen Artisten-Genossenschaft zum Besten ibrer Unterstützungskasse wird am Sonntag, den 18. Navember, mittags 12 Uhr, in den Reichshallen eine Anzahl hervorragender Kräfte zu einer Künstlerkonkurrenz vereinen. Ein ebenso gediegenes wie reichhaltiges Progamm dürste den Besuchern dieser Verstellung recht genußreiche Stunden bieten, da auch die Stettiner Sänger mit hervorragenden Nummern mit- wirken werden. Der Eintrittspreis für die unteren Räume bettägt nur bst Pfennige. Theater. Im Central-Theater gebt heute, Sonnabend, die Novität„Der Brautvater', GesangSposs« in 3 Akten von Adolf Rosse, Musik von Heinrich Platzbecker, zum 1. Mal in Scene.— Im T h a l i a- Theater wird heute, Sonnabend„Der LiebeSschlüssel' zum 7S. Mal gegeben: morgen findet die letzte Sonntags-Vorstelluna statt. Für die Premiere der neuen Ausstattungsposse„Amor von heut«', die am Donnerstag zum 1. Mal in Scene geht, ist der Vorvertaus bereits eröffnet.— Das Passage-Panoptlkum ist durch die Eröffnung des neuen Abnormitäten-Saals und des Anatomischen Museums um eine weitere zugkräftige Sehenswürdigleit bereichert worden.— Im Carl Weih-Theater gelangt heute nachmittag ein neues Kindermärchen zur Aufführung:„Rübezahl und Schneider Beneditt' oder„Das Suserl vom Niesengebirge". Zweimal wegen«ineS DachstnhlbrandS in Anspruch ge- nommen wurde die Feuerlvehr am Freitagabend. Gegen 7 Uhr entstand auf nicht ermittelte Weise auf dem Boden de» HauseS Ecke Ramler« und Putbuserstraße Feuer, das schnell mehrere mit allerlei Hausrat gefüllte Bodenkammern ergriff und diese samt einem Teil deS Dachstuhls einäscherte. Kaum waren die drei alarmierten Löschzüge in ihre Depot« zurückgekehrt, al« sie von neuem nach der alten Brandstelle gerufen wurden. Eine ernste Gefahr war jedoch nicht vorhanden.— Vorher war Franseckistr. 6 in einer Kaffeerösterei ein Schadenfeuer abzulöschen, daß durch Ent- flammung von Kaffeehülsen entstanden war. Kleinere Brände wurden außerdem von der Dresdenerstr. 82, Steglitzerstr. 89, Weberstr. 7 und Kolbergerstt. 8 gemeldet. AnS den Nachbarorten. Schöneberg . Sonntagnachmittag 4Ve Uhr findet bei Ernst Obst, Grunewaldstr. 110, eine Volksversammlung für Frauen und Männer statt, in welcher Fran Käthe Duncker aus Leipzig folgenden Vorttag hält:.Kohlenwucher, Arbeiterftauen und Socialdemokratte'. Zahlreicher Besuch wird erwartet! Echöneberg entwickelt sich immer mehr zur Weltstadt. Dem Bedürfnis, sich von Berlin zu emancipieren, ist gestern sogar durch Errichtung eines TirkuS genügt worden, den man in der Haupt- straßc, dem Rathause gegenüber aufgeschlagen hat. Mit einigen Be« denken gingen wir hin, aber die im elektrischen Licht strahlenden Thatsachen straften uns gründlich Lügen. Der Besitzer, Herr Direktor I a n S l y zeigt, daß ein kleiner Mann auch ein Mann ist, und was die eigentlichen Cirkuslünste betrifft, sich keineswegs vor den Großen zu schämen braucht. Die Reiter- und Dreffurkunststücke wurden mit anerkennenswerter Sicherheit ausgeführt und verdienten vollauf den Beifall, den das Publikum ihnen spendete. Vor allem führte der Direktor selber sowohl als Dreffeur wie als Schulreiter den Zuschauern ausgezeichnete Leistungen vor. Auch an komischen Küiifieii fehlt eS nicht, und der bekannte Elown Cheever» erregte durch die Leistungen feines Esels wie an andren Orten so auch hier Aufsehen. Ein stattliches Ballett, sowie eine Quadrille am Schluß sprachen besonders an. Die Nixd orfer Stadtverordneten-Bersammlung erklärte in ihrer letzten Sitzung die Wahlen der Stadtvv. Wanzlick(1. Ab- teilung) und H e n n i g(Soc., 3. Abteilung) für gültig. Ein« sprüche gegen die Wahlen sind nicht erhoben worden. Der Stadt- verordnete Dohrmann(Soc.) hat aus Gesundheitsrücksichten sein Amt niedergelegt. Die Versammlung ist damit einverstanden. Den Magistratsbeamten und Lehrern werden 200M.alSZiischußzu denKosten der ersten Einrichtung ihrer Sterbekasse bewilligt; ferner wurden ihnen als laufender Zuschuß zu den Beiträgen jährlich 400 M. wider- ruflich zugesichert. Eine Vorloge, Straßen Pflasterung be- treffend, führte zu einer ausgedehnten Debatte darüber, welche Straßen mit Rücksicht auf die zur Verfügung stehenden nicht sehr zahlreichen Mittel zuerst gepflastert werden müßten. E» wurde eno- lich beschloffeu, im Jahre 1901 die Juliusstraße und die Kopfftraße mit neuen Reiheiistcinen pflastern zu lassen. Die Erhöhung der Gehälter der technischen Subaltern» und U n t e r b e a in t e n will der Magistrat demnächst beanttagen. Der Wahlausschuß soll die Vorlage vorberaten und zu diesem Zweck auf lö Mitglieder verstärkt werden. Nach dem Vorschlag deS Redner« der vereinigten bürgerlichen Gruppen wollten diese den Social« d e m o k r ä t e n in dem Ausschuß nur 3 Sitze gewähren. Stndtv. Wach(Soc.). der dem Ausschuß bereits angehört, erhob namens seiner Freunde Anspruch auf 4 Sitze, indem er rednerisch nackivieS, daß sie als 10 von 42 Stadtverordneten bei anstands- mäßiger Abrunduiig von Bruchteilen darauf ein Recht hätten. Redner sprach die Hoffnung anS. daß die Herren von der Rechten Wert darauf legten, bei seinen Freunden und ihm als anständig zu gelten. Diese Erwartung wurde dem Redner von der Mehrheil und schließlich auch vom Vorsteher so ausgelegt, als habe er ihnen dadurch Unanständigkeit vorgeworfen. Er erhielt einen Ordnungsruf: der bekannte Herr Beiß feierte seine Gesiiininigsgenoffen als Erbpächter von Sitte , Anstand, Wohlwollen iiiid Gerechtigkeit; Herr Abraham redete wieder einmal von „Macht zeigen" und es gab eine dramatisch bewegte Scene. Er- regte Worte flogen von rechts nach links und von links nach recht», an eine ordnungsmäßige Debatte war zeitweilig nicht zu denken. Stadtv. Preßler(Soc.) trat Herrn Beiß entgegen, weil dieser davon gesprochen hatte, daß die Socialdemokraten, im Gegen» satz zu ihrem Verhalten im Plenum, in den Kommissionen mit den andren Mitgliedern„ein Herz und«ine Seele' seien. Gerade Herr Beltz — der Urheber der bekannten verwaltungSgerichtlichen Entrechtung der 3. Wählerklasse— sei eS, der in den Kommisstonen sich an die Socialdeinokraten herandränge und bald einmal sage:„Sie wiffen ja gar nicht, wie sehr ich mit Ihnen einverstanden bin.' Nach dem heuttgen Auftreten des Herrn Beiß müsse Redner sagen, daß er sehr gcrnaufdessen liebedieneris ch en Verkehrverzichte.— Damit hatte denn auch Preßler seinen Ordnungsruf weg. R e tz e r a u(Soc.) verwies darauf, daß erbitterte Debatten, wie die augenblickliche. überflüssig wären, ivenn man den Socialdemokraten eine gerechte Beteiligung an den Kommiisionen nicht verivehre. Stadtv. Schmidt und Stadtverordneten-Vorsteher Sander mahnten zum Frieden und Katen für den Vorschlag Wachs«in. wobei sie— unnötigerweise— betonten, daß sie selbstverständlich mit der Socialdemokratte nichts zu thun hätten. Die von Wach vorgeschlagenen Stadtvv. Retzerau, Hennig und Münzer wurden dann in den ver« stärkten Ausschuß gewählt, so daß diesem nun thatsäcklich die ver» langten vier Socialdemokraten angehören. In die Konnnisfion zur Durchberatung der Straßenpolizei-Verordnung wurden auch Wach(Soc.) und Herrmann(Soc.) delegiert. Retnickendorf. Die Gemeindeverketung wählte den Schöffen Rasch, deffen AmtSperiode am 27. Rovbr. abläuft. wieder in die» Amt.«u« der Wahl von S G e w e r b«g e ri ch t s- B eist tzern aus dem Kreise der Arbeitnehmer gingen folgende Personen hervor: Kuschnik, Schrcy, Drähler, Wanke und Räthle. Ans Abenteuer scheint der S8 Jahre alte Milchhändler Karl Drag aus der Pfalzbiiigerstr. 54 zu Wilmersdorf ausgegangen zu fein. Drag, der mit seiner 50jährigen Frau seit 20 Jahren in kinderloser Ehe lebte, gab trotz seiner 53 Jahre seiner Frau wieder- holt Anlaß zur Eifersucht. Als die Frau am Mittivochmorgen in der Küche zu thun hatte, ging er in Sonntagskleidern weg. ohne ihr zu sagen, wohin er sich zu begeben beob- fickttge. Frau Drag glaubte ziinächst. daß er Kunden besuchen wolle, entdeckte aber nachmittags zu ihrem Schrecken, daß er die ganzen Ersparnisse, 8000 M. in barem Gelbe, 15 Einhundert-
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