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Mittwog,

Nr. 272. 17. Jabrgang. 2. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt. two, 21. November 1900.

Prozeß Sternberg.

Der Vorsitzende Landgerichtsdirektor Müller eröffnet die Ver­Handlung erst um 11/2 Uhr mittags. Der Angeklagte Luppa ist wiederum nicht erschienen. Bezüglich der weiteren prozesinalen Be­Handlung der Sache erklärt Staatsanwalt Braut, daß er seinen Standpunkt geändert habe und nunmehr damit einverstanden sei, daß in Gemäßheit des§ 230 Strafprozeß- Ordnung auch gegen den abwesenden Herrn Zuppa weiter verhandelt werde. Der Gerichtshof beschließt in diesem Sinne, nachdem jezt festgestellt sei, daß der Angeklagte Luppa mit Absicht sich fern halte.

Als erster Zeuge erscheint der

Landgerichtsdirektor Weinmann,

Wohnungen mit Gewerberäumen haben sich nicht mehr erheblich vermindert, und die leer stehenden Geschäftslokale ohne Wohnungen sind sogar noch um etliche vermehrt worden.

baren Opfern den Unbequemlichkeiten, die mit der Desinfektion notwendig verknüpft sind auch noch solche zu bringen, welche die Allgemeinheit ihnen abnehmen kann und des wegen von Rechts wegen auch abnehmen sollte: die Das Hauptinteresse beanspruchen hier die Wohnungen ohne Ge Erlegung der Kosten, bezw. den Gang zum Armen werberäume. Die Verminderung der leeren Wohnungen dieser Art oder Bezirtsvorsteher, um die unentgeltlich teit war im letzten Jahre verhältnismäßig am stärksten in den zu erbetteln. Die vollständige unentgeltlich feit vorwiegend von Arbeitern bewohnten äußersten der Desinfektion in allen den Fällen, in welchen ärztlicher- Teilen des Ostens und Nordens der Stadt. Ihre feits die Notwendigkeit anerkannt wird, und eine sachgemäße Auf- Bahl sank im östlichen Teil der Louisenstadt jenseits des Kanals von tlärung der Bevölkerung über die hygienische Be317 auf 68, im östlichen Teil des Stralauer Viertels von 1102 deutung dieser Maßregel werden allein im stande sein, auf 284, in der Königstadt von 727 auf 234, in der Rosenthaler der gegenwärtig noch in weiten Kreisen der Bevölkerung bestehenden Vorstadt von 1210 auf 262, auf dem Wedding von 774 auf 184. Abneigung Herr zu werden. Die äußere westliche Hälfte von Moabit hatte eine verhältnis­Der Magistratsbericht lehrt aber noch etwas andres. In mäßig sehr geringe Verminderung, von 157 auf 132; aber in 691 Fällen wurde eine Desinfektion von Krankenwagen vor diesem Stadtteil gab es überhaupt nicht mehr viel zu vermindern, der in der ersten Verhandlung gegen Sternberg den Vorsiz im Gerichtshof genommen. Das ist eine ganz auffallend niedrige Zahl. Es liegen weil sich hier schon in den vorhergehenden Jahren, früher als in führte. Ihm ist seitens des Landgerichts- Präsidenten die Genehmigung zwar noch keine Angaben darüber vor, wie viel an ansteckenden andren Stadtteilen, Wohnungsmangel bemerkbar gemacht hatte. zur Aussage, so weit es sich um Thatsachen handelt, erteilt worden. Strankheiten leidende Personen im Berichtsjahre in öffentliche Aus den angeführten Zahlen, dem starken Auftreten Der Zeuge giebt eine Darstellung von der Aussage. welche die Krankenanstalten verbracht wurden, aber die Zahlen der Vorjahre des Wohnungsmangels gerade in den Arbeiters Frieda Woyda bei der ersten Verhandlung gemacht hat. Dieselbe lassen ja bis zu einem gewissen Grade einen Rückschluß zu. 1897 vierteln, läßt sich von vornherein schließen, daß besonders habe zunächst nur von dem Hausarzt" gesprochen, ohne den Namen wurden in die Krankenhäuser allein an Bocken-, Diphtherie-, Schar- die leinen Wohnungen sehr knapp geworden fein zu wissen und erst als sie auf der Polizei das Bild Sternbergs ge: lach, Masern- und Typhuskranten 3738 aufgenommen. Nimmt man müssen. Daß es thatsächlich so ist, das zeigen noch deutlicher die fehen und ihr der Name desselben genannt worden war, habe sie den Prozentsatz derer, die zu Fuß oder unzulässigerweise per folgenden Angaben. Von 1899 bis 1900 jant bezw. stieg die Zahl ihn bei Namen genannt. In der Hauptverhandlung habe Frieda Droschfe, Pferdebahn usw. nach dem Krankenhause transportiert der leerstehenden Wohnungen ohne Zimmer( also nur Küche) Woyda zunächst einen befangenen Eindruck gemacht, das habe sich wurden, noch so hoch an, so bleibt doch die Zahl von 691 desin- von 40 auf 30, mit 1 Bimmer von 4323 auf 1172, mit 2 Zimmern aber bald gegeben und das Mädchen habe ihre Aussagen mit fizierten Wagen gegenüber einer so großen Zahl von Kranten von 1908 auf 562, mit 3 Zimmern von 729 auf 330, mit 4-5 fester und sicherer Stimme gemacht. einer Stelle der transporten eine ganz unglaublich niedrige. Und man kann Zimmern von 828 auf 609, mit 6-7 8immern von 375 auf 296, Aussage habe damals die Angeklagte Wender dem Mädchen nur annehmen, daß die Desinfektion der Krankenwagen mit 8 oder mehr Zimmern von 167 auf 168, ohne Angabe zugerufen Du lügft!", da fei das Mädchen an sie etwas heran- nicht mit der wünschenswerten Regelmäßigkeit vorgenommen der Zimmerzahl von 80 auf 63. Das heißt: die Zahl der getreten und habe der Wender zugernfen: Nein, Du lügst!" wurde. Das wäre auch nicht weiter wunderbar, da man ja leeren Wohnungen verringerte sich( wenn von den Wohnküchen" Auf Befragen des Justizrats Dr. Sello erinnert sich der Zeuge, städtischerseits aus manchesterlichen Rücksichten auch den so wichtigen wegen der Kleinheit der Zahl abgesehen wird) bei 1 Zimmer daß schon in der ersten Verhandlung sich gezeigt habe, daß Unter- hygienischen Stranfentransport nicht in eigne Regie ge- um nahezu drei Viertel, bei 2 Zimmern um ziemlich ebenso viel, schiede in dem polizeilichen und gerichtlichen Protokoll vorhanden nommen hat, sondern ihn privaten Unternehmern als bei 3 Zimmern um reichlich die Hälfte, bei 4-5 Zimmern um rund waren. Der Staatsanwalt macht darauf aufmerksam, daß Frieda Ausbeutungsobjekt überläßt. Für diese bedeutet ein Viertel, bei 6-7 Zimmern um nur ein Fünftel, und bei 8 oder Woyda mit dem Ehepaar Blümke nicht anwesend sei. Er giebt natürlich die Desinfektion trotz der in diesem Falle bewilligten Ge- mehr Zimmern trat überhaupt keine Verminderung ein. Anweisung, sie sofort herbeizuholen. bührenfreiheit eine Erwerbsstörung und sie haben darum kein Interesse daran, auf die jedesmalige Vornahme der Desinfektion zu bringen. Welchen Schaden aber gerade ein undesinfizierter Stranten wagen anrichten kann, das braucht wohl nicht erst auseinandergejezt zu werden. Und so kann man auch in diesem Falle eine Gefährdung der Volksgesundheit durch die Manchester - Gesinnung unsrer städtischen Behörden konstatieren.

Landrichter Fritsch,

einer der früheren Beifizer, erklärt, daß er aus der Erinnering nur sehr wenig fagen fönne. Frieda Woyda habe damals die Frage, ob der Seriminalschußmann Stierstädter auf sie eingewirkt habe, ganz be­stimmt verneint. Sie habe damals alles, was den Angeklagten Sternberg belastete, als richtig zugegeben.

Tokales.

Landgerichts- Direttor Weinmann ergänzt seine Aussage noch in einzelnen Punkten. Unter anderm habe die Anna Wender damals erzählt: Die Fischer sei in Geldnot gewesen und habe ihrer­feits gehofft, daß sie mit Hilfe der Frieda Woyda etwas aus dem Das Jntereffantefte im Harmlosen- Prozeß anwesenden Herrn Sternberg herausschlagen könnte; zu diesem ist diesmal die Figur des Herrn Hermann Wolff . Ein In­Zwecke sei sie, die Wender, tänzelnd mit der Frieda duſtrieritter", wie ihn die blühendste Phantasie des Dichters" von ins Zimmer gekommen, Herr Sternberg habe sie aber beide sofort Kriminalgedichten nicht charakteristischer malen fann, und ein legitimes wieder aus dem Zimmer gewiesen und es sei mit dem Mädchen Kind der kapitalistischen Gesellschaft. Schon daß er in jungen Jahren nichts passiert. Im Anschluß an diese Geschichte habe sich dann im auf den Weg des Verbrechens fam, verdankt er dieser Gesellschaft, Gerichtssaal die Scene zwischen der Wender und der Woyda mit der die feine Einrichtungen hatte, um einen fast alleinstehenden Jungen gegenseitigen Bezichtigung Du lügst" ereignet. ordnungsmäßig zu erziehen und auf seinen Wegen ins Leben hinaus Die inzwischen herbeigeholte Frieda Woyda wird dem Land zugeleiten: Der Vater war früh gestorben, die Mutter mit neun gerichts- Direktor Weinmann gegenübergestellt und bleibt dabei, daß immündigen Kindern zurücklaffend. Der Junge konnte nur unregel­alles, was sie diesmal gesagt habe, wahr sei. Der Zeuge mäßig in minderwertige Schulen geschickt werden. Niemand be= hält ihr im einzelnen jede ihrer vormaligen Aussagen vor, das fümmerte sich recht um ihn, er geriet in schlechte Gesellschaft und als Mädchen giebt zu, daß sie das alles gesagt habe, daß es aber nicht Fünfzehnjähriger hatte er schon seine erste Gefängnisstrafe wegen wahr sei. Bräf.: Du behaupteft, alle diese Einzelheiten seien Diebstahls, der dann eine lange Reihe weiterer Gefängnis- und gelogen gevejen? Frieda W.: Jal- Präs: Frieda, jage Buchthausstrafen folgte. Dann wurde er Photograph und erivarb Soch die Wahrheit! Das kann Dir doch Herr Stierstädter nicht sich auch etwas Geld. alles eingeredet haben. Frieda: Ich habe ja schon gesagt, daß

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ich auch etwas zugesetzt habe. Frieda bleibt bei ihren, Sternberg

entlastenden Behauptungen.

Nach einer Mitteilung des Staatsanwalts ist vom Maler Münchhausen eine Depesche aus Italien eingetroffen, wonach sich derselbe frankheitshalber dort aufhält.

Ferner teilt Staatsanwalt Braut mit: Nach einem neuerdings eingetroffenen Telegramm des Generalkonsuls in New York ist die Fischer bereit, zu kommen,

vertagt.

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Es kam die Gründerzeit mit ihrer Jagd nach Geld, mit ihren mühelosen Gewinnen, in der auch so mancher andere, der heute in Reichtum und Würden sigt, das Buchthaus mit dem Aermel streifte, vielleicht auch hineinspazierte. Die tolle Jagd nach dem Dollar" riß auch den damals 25jährigen Wolff in ihren Strudel, und er arbeitete" mit solchem Glück, daß er durch Beteiligung an allerlei Spekulationen jährlich 20 000 Thaler verdiente.

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Die Verhältnisse werden sich inzwischen, bis zum diesjährigen Oftoberumzug, schon wieder stark verschoben haben, aber sicherlich nicht zu Gunsten, sondern noch weiter zu Ungunsten der Mieter von fleinen Wohnmgen. Die Veröffentlichung fommt gerade au rechter Beit, um bei den Beratungen über die von der Stadt­gemeinde gegen die Wohnungsnot zu ergreifenden Sie zeigt, Maßregeln als wertvolles Material zu dienen. daß die Stadtgemeinde eine schleunige Vermehrung der kleinen Wohnungen herbeizuführen suchen muß eventuell dadurch, daß sie selber den Bau von Häusern mit kleinen Wohnungen ausführt. Den Hausagrariern, die sich jetzt infolge des. Mangels an solchen Wohnungen das einträgliche Vergnügen leisten önnen, die unbemittelte Bevölkerung Berlins durch immer neue ietssteigerungen zu drangialieren, würde dann das Handwerk doch ein ein wenig gelegt werden.

und zu

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nicht um der

von der Jugendschriften Vereinigung des Ber Theateraufführungen für Gemeindefchulkinder. Um die liner Lehrervereins" geplanten Theateraufführungen für Gemeindeschulkinder auch den ärmsten Kindern zugänglich zu machen, hatte der um das Zustandekommen der Unternehmens verdiente Lehrer D. Bautich in der" Päd. 3tg." unter anderm vor­hauptstädtischen Bürgerschaft" zu wenden. Hier sei geschlagen, sich an den wohlthätigen Sinn unsrer Gelegenheit geboten, einen, wenn auch nur einen Schritt zur An näherung zwischen Besitzenden" und" Besiglosen" zu thun". Die Lehrerschaft werde es im gegebenen Augenblid nicht vergessen, in den Kinderherzen ein andres Bild als das vom ansbentenden Kapitalisten" zu erwecken".( Die Gänsefüßchen der Ausdrücke im Original und stammen von Herrn P.). Besißenden"," Besitzlosen, ausbeutenden Kapitalisten" stehen Dazu bemerkten. wir in unfrer Besprechung des Plans( in Nr. 257): Wenn diese Worte überhaupt einen Sinn haben sollen, dann können sie nur den Bekannt genug ist es ja, daß sich an den Raubzügen der haben, daß die Lehrerschaft sich für die ihr von den Besitzenden ge Gründerei auch die adelige Blüte der Nation beteiligte. Durch diese leistete Unterstützung dadurch erkenntlich zeigen werde, daß sie au Gunsten der Besitzenden auf die Schuljugend wenn ihr 200 Dollar zur Einlösung ihrer Sachen gewährt werden Berührung mit den Edelsten und Besten kam Wolff in die aristo- einzu wirten suche". Herr B., fügten wir hinzu, scheine" und sie erfahre, wie viel Reise- und Versäumnistosten ihr vergütigt fratischen Spielerkreise, wo sich die Herren gegenseitig nach Möglich mit dem kleinen Schritt zur Annäherung" eine Ausbeutung werden. Sie sei ganz mittellos. Der Staatsanwalt beantragt, feit um die brannen und blauen Lappen erleichtern. Auch da war der wohlthätigkeits- Bestrebungen z u einer einen Gerichtsbeschluß zu fassen. Der Gerichtshof bleibt auf für einen geschickten Mann etwas zu verdienen. Und als die Agitation gegen die Socialdemokratie" zu meinen feinem Standpunkt stehen, daß er nur gesetzliche Gebühren ge- Gründerei nach dem Krach nichts mehr einbrachte, etablierte sich beabsichtigen. Hiergegen erklärt jetzt Herr P. in währen kann. Er hat diese überschläglich auf höchstens 380 W. ver- Wolff mit dem Spieler Neuter als reifende Firma für Grands Jeus der Pädagogischen Zeitung", er habe nicht die Absicht, etwaige anschlagt, wobei für sie und ihre Begleiterin 14 Tage Herfahrt, in aristokratischen Kreisen. Sie besuchten die großen Rennen, hielten wohlthätige Ünterstügungen zu einer Agitation gegen die Social 14 Tage Rüdfahrt und ein zehntägiger Aufenthalt auf dem Fest in den wüsten Spielnächten bei Trente et Quarante die Bank und demokratie zu gebrauchen". Er kommt damit einem stillen Wunsche Lande als Unterlage angenommen find. Ferner würde ihr ein wußten auch da immer mit einem hübschen Reingewinn ab- von uns entgegen; denn wir beabsichtigten allerdings Freibillet von New York nach Berlin und ein barer Borschuß von zuschneiden. 100 M. zu gewähren sein. Als der Compagnon endlich gefaßt wurde, verduftete Wolff über sehr gleichgültigen Person des Herrn B., sondern um der uns im Princip sympathischen Sache willen Klarheit über diesen Bunft zu Hierauf wird die weitere Berhandlung auf Donnerstag 91/8 Uhr Baris, wo er noch in den dortigen aristokratischen Klubs eine gewinn fchaffen. Wir nehmen von der Erklärung mit Befriedigung Stenntnis reiche Gastrolle gab, nach Amerika , wo er sich an der Börse ein- und stellen hiermit fest, daß P.( was er zwar in dem zuletzt citierten schreiben ließ und sich wieder aufs Spekulieren warf. Endlich kehrte er nach dem heimatlichen Berlin zurück, 150 000 m. Saze wieder nicht ganz klar zum Ausdruck bringt, aber sichtlich bar in der Tasche nebst einem weit höheren Betrag in allerlei meint) gegebenenfalls den Umstand einer Unterstüßung der Sache durch Wohlthäter nicht als Anlaß zu Unentgeltlichkeit der Desinfektion? Zu unfren gestrigen Papieren, darunter auch einen Wechsel über 180 000 m. auf einen einer antisocialistischen Agitation unter den Mitteilungen über dieses Thema wird uns noch geschrieben: Daß heute noch nicht bezahlt hat. ,, bekannten deutschen Prinzen", die der deutsche Prinz aber bis Schulkindern genommen wissen will. Man wird uns im Interesse der Boltsgesundheit die Ausführung der Desinfektion aber zugeben, daß die zuerst citierten Aeußerungen des manchmal nach jedem Fall einer ansteckenden Erkrankung dringend wünschens- schlecht und recht kravattenmachergeschäfte, nahm nur selten mehr als etwas unflaren Herrn so verstanden werden konnten, trotz des volts­wert wäre, wird wohl von niemand bestritten. Wie sehr aber die 20 Proz. und machte auch hin und wieder ein Spielchen, bei denen freundlichen Standpuntts, den er im übrigen einnimmt. Wenn P., Erreichung dieses Ziels durch die gegenwärtigen Bestimmungen über er sich aber mit kleinen Gewinnen bon 600 bis 1500 m. begnügte. wie er jetzt jagt, der Lehrerschaft nur empfehlen wollte, den Wohl­die Bezahlung der Desinfektion beeinträchtigt wird, wie namenilich vor allem jedoch packte ihn jezt das Intereſſe für den Aufschwung thätern, in dem Herzen der Jugend ein Denkmal zu die Interessen der Allgemeinheit darunter leiden, das tritt erst flar der deutschen Industrie. Er befruchtete mit seinem Gelde die deuteßen", so hatte er sich mindestens sehr stark im Ausdruck ver­schen Unternehmungen, auf daß sie den Weltmarkt beherrschen, und zu Tage, wenn man sich vergegenwärtigt, daß für die Allgemeinheit, fein nationales Streben war während des glüdbringenden legten griffen. Statt das einfach zuzugeben, schmückt er seine Antwort mit etlichen Schimpfereien gegen den Vorwärts" von besondren Fällen( Desinfektion der Effekten von Hebeammen, Jahrzehnts durch reiche Gewinne gelohnt. von Krankentransportwagen usw.) abgesehen, nur die Voll: desinfektionen" einen Wert haben, das heißt diejenigen, bei welchen Kur gebrauchten, um gewisse Folgen des Liebeslebens zu über­In Aachen, wo er und eine Reihe jüngerer Aristokraten eine lächelnd zur Tagesordnung übergehen dürfen. Preußischer Bußtag ist heute. Ein recht wunderbarer Tag. gleichzeitig die Wohnungen und die Effekten der Kranken desinfiziert winden, lernte er mehrere der Herren tennen, die später im Harm- Er ist angeordnet worden von den firchlichen Großen evangelischer werden. Die Desinfektion der Effekten allein ist in der großen losen- Klub ihre Rolle spielten. Aber jetzt will Wolff nur noch der Observanz, die von der Vorstellung ausgehen, daß die preußische Mehrzahl der Fälle eine durchaus unzulängliche Maßregel, die wohl liebenswürdige Mäcen gewesen sein, den es amüsierte, mit der Civil- und Militärbevölkerung das ganze Jahr hindurch in Sünden gelegentlich für einzelne von Bedeutung fein kann z. B. wenn aristokratischen Lebejugend zu verfehren. Die ewige Anpumperei wandelt. So beklagenswert dieser Uebelstand an sich sei, so ändere Gesunde Kleidungsstücke von Erkrankten in Benutzung nehmen wollen die aber für die Allgemeinheit ohne wesentliche Bedeutung ist. Was durch die Harmlosen habe sogar sein Vermögen um ein gutes Stück er sich doch schwerlich; fleine Befferungen möchten vielleicht zu er heruntergebracht. warten sein, wenn noch mehr Kirchen gebaut und die focial­fann es beispielsweise der Volksgesundheit nügen, wenn nach dem Im übrigen ist Herr Wolff der beste und netteste Kerl von der demokratischen Jerlehren ausgerottet wären, bis dahin sei aber unte Tode eines Tuberkulösen zwar dessen Sachen desinfiziert werden, welt, der mit gewählten Umgangsformen das liebenswürdigste bedingt ein Tag im Jahre zum Zwecke der stillen Einkehr" fest­während die Wohnung mit den überall verstreuten Tuberkelbacillen Erzählertalent verbindet. Und es ist nur schade, daß Herr Opper- zufezen. undesinfiziert auf den nachfolgenden Mieter übergeht? Berücksichtigt mann ihm alle Augenblicke in die Parade fährt und ihn an dem man aber das, dann schrumpft die volkshygienische Bedeutung der Ausspinnen der Plaudereien über seine reichen Erfahrungen hindert. Desinfektion in ihrer heutigen Gestalt noch mehr zusammen. Denn man würde sonst noch besser erfahren, wie manche der mit der er dann zeigt sich, daß die Bevölkerung Vollbesinfektionen forderlichen Unternehmer- Intelligenz ausgerüsteten Leute ihr Geld freiwillig fo gut wie gar nicht vornimmt, sondern sich eben nur dem polizeilichen Zwange fügt. Es entfallen nämlich von den 4123 Boll- Der auf der Auflagebant fehlende Herr v. Kröcher scheint sich desinfektionen 3570 auf Bocken und Diphtherie , Krankheiten, bei denen die der rauhen Moabiter Zugluft doch nicht aussehen zu wollen und im Desinfektion unter allen Umständen vorgenommen werden muß und mur 553 auf Typhus , Schwindsucht, Scharlach, Masern, epidemische Genic fomnigen Süden seines Herzklappenfehlers zu warten. starre, Krankheiten, bei denen die Desinfektion nicht unbedingt obligatorisch ist; dabei sind unter den Desinfektionen nach Typhus

Kommunales.

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Die socialdemokratische Arbeiterschaft weicht von dieser An­schauung bekanntlich in einigen Punkten ab; u. a. meint sie, daß die Männer, Frauen und Kinder des Proletariats eigentlich das ganze Jahr hindurch ein Leben zu führen gezwungen sind, vor dessen Elend und Entbehrungen der bürgerliche Kirchenfromme sich selbst im Zustande tiefster Bertuirschung schönstens bedanken würde. Ein Tag besonderer Buße sei daher kaum am Plaze. So benutzt die Arbeiterschaft den ihr auferlegten Feiertag den vielfach zu Aus­flügen in die freie Natur. Allerdings hat es damit auch seinen Haken. Erstmals zwingt der Ausfall eines Tagelohns in der Beit des Brot, Wohnungs- und Kohlenwuchers den Arbeiter, feine paar Pfennige aufs genaueste zusammen zu halten, und dann ist der Umstand im Wege, daß der Buẞtag von dem in Preußen maß­gebenden Christentum vor einigen Jahren leider aus der Maien­wonne hinaus in den Novembernebel verwiesen worden ist. Aber wie die Bekanntmachungen im Vorwärts" gezeigt haben, läßt die Arbeiterschaft sich selbst durch diesen Umstand nicht von ihrem Aus. flugsziel abhalten. Hoffentlich ist ihr der Wettergott einigermaßen gnädig, so daß der Wahlverein sein ebenso verständiges wie mutiges Unterfangen durch rege Beteiligung gelohnt sieht.

( 199), Schwindjucht( 117). Scharlach( 208) sicher nach eine ganze Zahl Ueber die Zahl der Wohnungen und Geschäftslotale, auf specielle polizeiliche Anweisung vorgenommen. Wie weit gegen die zu Anfang dieses Jahres in Berlin leer gestanden haben, wärtig die Freiwilligkeit geht, das illustriert am besten die Zahl der ist vom Berliner Statistischen Amt in Verbindung mit der Grund­Desinfektionen nach Masern, denn für diese Krankheit sieht die steuer- Verwaltung eine Erhebung veranstaltet worden, deren Ergebnis Bolizeiverordnung vom 7. Februar 1887, die für Berlin maßgebend jett veröffentlicht wird. In der ganzen Stadt standen Anfang Januar 1900( bezt. ift, eine obligatorische Desinfektion überhaupt nicht vor. Bei dieser häufigsten aller Infektionskrankheiten wurden nun im Berichtsjahr zu demselben 8eitpunkt 1899) leer: 3230( 8446) 23ohnungen ohne fage und schreibe 27 Vollbesinfektionen vorgenommen. Gewerberäume, darunter 241( 351) wegen Neubau ; 538( 686) Woh Wunderbar ist das nicht. Gerade bei Masern erkranten ja meist nungen mit Gewerberäumen, darunter 66( 39)' wegen Neubau ; hinter einander alle überhaupt ansteckungsfähigen Familienmitglieder, 3291( 3121) Geschäftslotale ohne Wohnungen, darunter 876( 224) die betreffende Familie hat also ein individuelles Interesse an der wegen Neubau. Im Laufe des letzten Jahres ist also die Bahi Gegen den verschwundenen Bergwerks Direktor Pant Desinfektion nicht mehr. Und darin liegt eben der Fehler, daß man der leer stehenden Wohnungen ohne Gewerbe- Luppa, den Mitangeklagten im Prozeß Sternberg, erläßt den Leuten zumutet, für die Allgemeinheit außer den unvermeid- räume sehr start zurüdgegangen. Die leer stehenden die Staatsanwaltschaft am Landgericht I folgenden Steckbrief: Gegen