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Nr. 17.

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Vorwärts

9. Jahrg.

Insertions- Gebühr beträgt für die fünfgespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pfg., für Vereins- and Versammlungs- Anzeigen 20 Pfg Inserate für die nächste Nummer müffen bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist an Wochen­tagen bis zuhr Abends, an Sonn­und Festtagen bis 9 Uhr Vor­mittags geöffnet. Fern sprech- Anschlukt Amt VI, Nr. 4106

Berliner Bolksblatt.

Zentralorgan der sozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: Beuth- Straße 2.

Bur Selbstschähung unserer Bourgeoisie.

Donnerstag, den 21. Januar 1892.

Dann

Expedition: Beuth- Straße 3.

berechtigten reicht, um je nachdem die Aufnahme in die Kantonen der Schweiz , in Zürich , Zug, Tessin , Schaff erfte oder zweite oder dritte Wahlabtheilung zu bedingen. hausen, Neuenburg, Graubünden , Glarus und Appenzell , Dann kann kein Mensch hinter die Mogeleien des einzelnen gilt mit Zustimmung der Bourgeoisie die Deffentlichkeit Bourgeois kommen. Das Gossenblatt für allen bürger- der Steuer- Register, und die bürgerliche Demokratie ist Köstlich ist das Schauspiel, welches die besitzenden Klassen lichen Schmutz schloß seine Betrachtungen über diese wichtige in der schweizerischen Eidgenossenschaft überhaupt so in Preußen gegenwärtig aus Anlaß der Entdeckung auf Sache im Vorgefühl des wieder hergestellten Behagens mit Klug, den Gegensatz zwischen Besitzenden und Nicht­führen, daß die Ergebnisse des zahmen Miquel'schen Selbst dem offenen Geständniß: Es ist wichtig, daß möglichst besitzenden nicht überflüssig auf die Spitze zu treiben, einschätzungs- Verfahrens doch nicht so geheim zu halten sein wenige Behörden oder Beamten Kenntniß von dem Betrage indem sie überall mit für eine weitere Maßregel zur Auf­werden, als die Bourgeoisie geglaubt hatte, wenn nicht noch der einzelnen Steuererklärungen erhalten; je weniger deckung unrichtiger Deklarationen eintritt, dafür daß nach schnell besondere Bestimmungen in dieser Hinsicht getroffen groß die Zahl der Mitwisser ist, um so dem Tode eines jeden Steuerpflichtigen eine behördliche Fest­werden. Großfinanz und Großindustrie rufen um die Wette sicherer ist das Geheimniß bewahrt." Das stellung seines ganzen Besizes stattfindet. In Preußen­" Wehe" und abermals" Wehe", und am Donnerstag dieser dürften auch die Grundzüge des Tertes sein, über welchen Deutschland bleibt freilich so etwas undenkbar! Woche will Herr von Gynern als berufener Stimmführer Herr von Eynern am Donnerstag im Abgeordnetenhause zu dieses tragischen Chors im preußischen Abgeordnetenhause reden hat. eine sehr ernste Frage wegen der Geheimhaltung der Steuer­erklärungen an den Finanzminister richten.

Und so wird also Herr von Eynern am Donnerstag im Abgeordnetenhause im Auftrage seiner Freunde und Klassen­Ueber die Schamlosigkeit dieser Argumente braucht genossen gebieterisch die absolute Geheimhaltung der Selbst­nun wohl an dieser Stelle kaum ein Wort verloren zu deklaration verlangen und wahrscheinlich vom fürsichtigen Die Vorbereitungen für diese große Aktion im Interesse werden. Die Selbsteinschätzung ist im Miquel'schen Gesetz Herrn Miquel gewährt erhalten. Die befizenden Klassen des Geldbeutels sind von der Freisinnigen Zeitung" in ohnedies durch die Zahmheit des Formulars und der Straf mit der Regierung im Bunde haben dann von Neuem be­schönem Verein mit der Kölnischen Zeitung " durch spalten- bestimmungen problematisch geworden, und die Pro- wiesen, daß die Wahrhaftigkeit ihrer Selbstschätzung in Steuer­lange Expektorationen gründlich getroffen. Eugen Richter gression der Steuersäge macht bekanntlich gerade da Salt, fachen ungefähr gleich viel werth ist, wie die proßenhafte hat bereits weidlich geschimpft über die Unfähigkeit der wo die steuerkräftigsten Einkommen anfangen. Ohne die Selbstschäzung in politischen und moralischen Dingen, mit töniglich preußischen Geheimräthe im Finanzministerium, Bochumer Steuersfandale, sowie den infolge dessen ent- der sie zu prahlen pflegen. Die Erstere bleibt ungefähr die nicht gemerkt hätten, daß die älteren Verordnungen über standenen Druck der öffentlichen Meinung wären wahr gerade so viel unter der Wirklichkeit, wie die Letztere über Landtags- Wahlen, Städte, Gemeinde- und Kirchenwahlen scheinlich nicht einmal diese Halbheiten bei dem reaktionären dieselbe hinausgeht, und Beides dokumentirt wieder einmal die Geheimhaltungsbestimmungen des neuen Einkommensteuer- preußischen Landtage durchgegangen. Wer kann auch zum Ueberfluß das krasse Mißverhältniß zwischen dem Gesetzes einfach wirkungslos machten, weil sie die Offen- von der Bourgeoisie verlangen, daß sie sich ins eigene Fleisch geistigen und kulturellen Manko und dem materiellen legung der Steuerlisten vorschreiben. Dabei fällt dieser schneidet! Um aber bei den nichtbesitzenden Klassen Zuviel, welches den Haushalt unserer Bourgeoisie kenn Borwurf tomischer Weise auf den freisinnigen Wort das Maß der Erkenntniß von der Geldgier der zeichnet. führer und alle Abgeordneten selbst zurück, die Besitzenden voll zu machen, werden jetzt nachträglich trotz aller Reden und Artikel, welche fie über noch alle Schritte gethan, um eine Kontrolle der sogenannten das Gesetz verbrachen, während der Beschlußfaffung über Selbstdeklaration durch die Deffentlichkeit, die entweder daffelbe die Lücke" ſelbſt nicht merkten, über welche sie jetzt durch wirkliche Unfähigkeit der Gesetzgeber oder durch Politische Itebersicht. fo zetern. Nachträglich ist allerdings das Versäumte reichlich eine kleine Bosheit Wiiquel's nicht vollständig abgeschnitten nachgeholt worden. Die Kölnische Zeitung " sprach von worden war, gründlich zu verhüten. Das Geschwätz der

"

Berlin , den 20. Januar.

der beispiellosen Sorglosigkeit, mit welcher neuerdings Kölnischen Zeitung " über die Gefährdung des Kredits Der Reichstag hatte heute Schwerinstag. Es standen unsere Gesetze gemacht werden." Und weiter führte sie mit Einzelner durch die öffentliche Kontrolle ist ja so tindisch, eine Reihe Ladenhüter auf der Tagesordnung. In erster dem Pathos, das ihr in Interessefragen eigen ist, aus: daß es keiner Widerlegung bedarf; der Kredit eines Ge- Linie der Antrag des Stuttgarter Großindustriellen Die Offenlegung widerspricht unbedingt dem Geifte und schäftsmannes, der durch Offenlegung seines reinen Ein- und Millionärs Siegle auf Herbeiführung statistischer Auf­der Absicht des neuen Einkommensteuer- Gesetzes; sie ist auch fommens erschüttert würde, müßte von sehr eigenthümlicher nahmen über die Lage der arbeitenden Klassen, insbesondere in ihrer Beschränkung auf den Gesammt- Steuerbetrag für Beschaffenheit sein und verdiente jedenfalls nicht eine Stunde über Arbeitszeit, Lohnverhältnisse und Kosten der Lebens­den einzelnen Wahlberechtigten vielfach höchst bedenklich, länger aufrecht erhalten zu werden, selbst im bürgerlichen haltung. Dieser Antrag ist durch die letthin vom Staats­namentlich bei Gewerbetreibenden, die infolge vorübergehen Verkehr voll Lug und Trug. Hauptsache ist vielmehr die sekretär von Bötticher bekannt gegebene Absicht der Re­der Gründe während einiger Jahre größere Ausgaben als Scheu der Bourgeoisie vor den Fußangeln der Deffentlich gierung, eine Kommission für Arbeitsstatistik einzusehen, Einnahmen gehabt haben und deren Steuererklärungen für feit, an denen die Un wahrheiten der Selbst- ziemlich hinfällig geworden. Die Diskussion war deshalb diese Zuschußjahre im Falle der Offenlegung zu Kredit- deklaration hängen bleiben würden, eine Deffentlichkeit, die auch nur eine sehr kurze. Von unserer Seite sprach beschränkungen mit sehr schlimmen Folgen führen könnten nach und nach zum Sturze des Systems führen müßte, Abg. Wurm nur den Wunsch aus, daß die einzusehende und müßten; sie ist endlich auch für die Zwecke der in welches sich scheut, den Millionären mehr als 4 pCt. Steuer Kommission nicht auch in den weitverbreiteten Fehler direkten Wahlen durchaus überflüssig." Das edle Blatt vom zuzumuthen, das aber ohne Gewissensbiffe zehn- und zwanzig- verfallen möge, mit Durchschnittsziffern zu operiren, mit schönen Rhein hat auch das kunstvolle Rezept schon fertig, prozentige Steuern vom Brot, Salz und Licht des Armen welchen für den wirklichen Sachverhalt gar nichts gethan ist. nach welchem die Kontrolle der Steuerangaben bei den Wahlen nimmt. Die Ablehnung der von Miquel vorgeschlagenen, Wurm empfahl auch, besonders den indirekten Steuern und unmöglich gemacht werden kann. Nach ihr reicht es völlig so zart als möglich gehaltenen Erbschaftssteuer gehört in wie dieselben den Haushalt der Arbeiterfamilien belasten, aus, daß an der Spize oder am Schluß der Liste die Zahl dasselbe Schuldbuch. Die ängstlichste Furcht vor der Kon- ein besonderes Augenmerk zuzuwenden. der Wahlberechtigten, die Gesammtsumme ihrer Steuer- trolle der Deffentlichkeit ist die gemeinsame Triebfeder dieser Als weiterer Gegenstand der Tagesordnung kam der beträge und die Grenze mitgetheilt und veröffentlicht wird, erbaulichen Handlungen. Die preußisch- deutsche Bourgeoisie Antrag Barth- Rickert auf bessere Wahrung des Wahl­zu welcher der Steuerbetrag des einzelnen Wahl steht hierin beinahe einzig in der Welt da. In vielen geheimnisses an die Reihe. Nach demselben sollen die

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Feuilleton.

Nachdruck verboten.]

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Am Webstuhl der Zeit. Beitgenössischer Roman in 3 Büchern von A. Otto Walster .

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dann und

sucht, schwer von Herzen, würde ich später an der Pforte zu können. Das hat dann vielleicht den Anstoß zu unserer vorbeifchleichen, die sich einstmals öffnete, um mich die Kolonialpolitik gegeben. Ob er unter der Keule eines schönsten Stunden geistiger Erbauung erleben zu laffen. Wilden, oder unter dem Zahn eines numidischen Löwen ge­Wie Chamisso's Schlemihl doch nein, der Vergleich ist fallen, ist mir nicht zur Kenntniß gekommen, aber er hat schon zu abgenutzt, also ohne Vergleich-; frendlos und ein Bändchen Gedichte herausgegeben, das außer mir nur einsam würde ich dann an Ihrer Thüre vorbeiwandeln, die wenige Menschen gelesen haben, womit ich jedoch keineswegs Spur vergangener Tage verfolgend in dem düster gewordenen gesagt haben will, daß sie schlechter waren, als Lichte der Erinnerung, würde vielleicht gar daran denken, diejenigen, welche man fleißiger liest. Und nun, mir für die sauer ersparten Groschen vom mageren Buch- bestes Fräulein, nachdem ich somit meine Rechtfertigung händler- Honorar ein Plätzchen eigenthümlich zu er vorgebracht und zugleich mein Herz erleichtert habe, will ich " Sie urtheilen, wie es die Art der Frauen, ganz nach weiland Ritter Toggen in der stillen Hoffnung auf Ihre Vergebung scheiden." Ihren Empfindungen, ohne sich in die Lage anderer Menschen werben, auf dem ich, zu versetzen. Sie sprechen von Ihrem Bedürfniß, aber Sie burg , mir ein Hüttchen baute, um Sie Der junge Schriftsteller griff, nachdem er diese Worte vergessen dabei ganz, daß Sie, wenn so viele Abhaltungen wann am Fenſter erscheinen zu ſehen, und auch diefer an Sie herangetreten wären, nicht nur ebenso gehandelt, gewiß ärmliche Troft würde mir vielleicht noch dadurch ver- in halb humoristischem, halb wehmüthigem Tone gesprochen, sondern auch nicht während eines Athemzuges gällt werden, daß plößlich neben dem holden Bilde" das nach seinem zur Seite gestellten Hut, brachte eine ziemlich mich gedacht hätten. Sie vergessen aber auch nicht möglicherweise ganz prosaische Antlitz des Herrn Gemahls elegante Berbeugung zu Stande und erwartete augenscheinlich minder, bestes Fräulein, daß es feine größere Gefahr ich zeigte. Sturz, bestes Fräulein, es giebt feine größere etwas Aehnliches von Seiten seiner schönen Gefährtin. für ein heißes Herz giebt, als sich von der sanften Gefahr für einen jungen Schriftsteller, als sich an die Ge­Gewalt eines so zauberischen Umganges, wie der mit sellschaft eines liebenswürdigen und geistreichen Mädchens Ihnen, feffeln zu lassen. Denn einst wird schlagen die zu gewöhnen, das jeden Augenblick für ihn verloren Stunde, wo dieses schöne Herz nicht mehr ausschließlich für gehen kann. Kunst und Poesie schlägt; die Tage werden herannahen, wo Und, sehen Sie, das ist so eigentlich die Moral von man den Freund zwar noch in dankbarer Erinnerung an der ganzen Geschichte. Sie blicken mich recht verwundert frühere schöne Tage mit einem freundlichen Lächeln empfängt, an, aber es ist kein Phantasiegebilde, das mich so aber mit taltem Herzen, und wo man ihn oft lieber weg- sprechen läßt, sondern ein nur zu oft vor unsere bleiben, als kommen sieht. Denn ach, dieses Herz, das sonst Augen tretendes Lebensbild. Ich habe diese Ge- Aber erst nachdem sie sich langsam erhoben, trat die für die ganze große Menschheit empfand, empfindet nur schichte erlebt bei meinem liebsten Jugendfreunde, der Schönheit des Mädchens ganz und voll vor den Blick des noch für einen Menschen, der ihm die ganze Menschheit er- zwar nicht an der Schwindsucht starb, aber einen solchen Bewunderers, des Bewunderers sagen wir, weil selbst einem ezt. Und wenn dann ein anhängliches Gemüth, wie ich es Abschen vor der Zivilisation des 19. Jahrhunderts und vor für künstlerische Eindrücke weniger empfänglichen Besucher leider befize, nicht so schnell vergessen und von sich ab- deren Trägern, den Bleichgesichtern der kaukasischen Rasse, die Herrlichkeit des Wuchses, das Ebenmaß der Gliederung ftreifen kann, was ihm einstmals lieb und theuer gewesen, empfand, daß er die Heimath des Hottentotten und Congo - in dieser vollendeten Statue auffallen mußte, zumal die welches Trauerspiel würde dann entstehen! Bleich vor Sehu. Negers aufsuchte, um ungestört seinen Schmerz aushauchen Kleidung höchst taktvoll die Mitte hielt zwischen dem, was

Schön war sie in der That mit dem feinen, sanft­gebogenen Näschen, den etwas phantastisch gezeichneten Augenbrauen, unter denen die braunen Augen mit wunderbar erwärmendem Feuer glühten, und mit dem schwarzen Lockens wald, der die freie Stirn und die braunen, leicht gerötheten Wangen beschattete. Und gerade in diesem Augenblicke er­glühten die Wangen, und die dunklen Augen hatten einen eigenthümlich fragenden Ausdruck angenommen.